1) und 2) kann ich absolut nicht nachvollziehen. Klingt nur ungewöhnlich wenn man darauf rumreitet. In meinem Gehirn bin ich in der Lesart zumindest nicht auf dem Holzweg. Vielleicht bin ich auch einfach geschlechtsneutraler programmiert? (Haha) Zumal man den Satz auch eleganter formulieren kann. Alles ist besser als dieser irritierende Glottal Stop vor dem Gendersternchen. Es sagt ja auch keiner, dass im spezifischen Fall nicht von Sängerinnen gesprochen werden kann? Nur warum soll ich meinen Redebeitrag um 5 Sekunden und 5 Silben verlängern ("und Sängerinnen"), wenn nur eine Minderheit behauptet sich dadurch exkludiert zu fühlen?
"Der Kirchenchor Östrich-Winkel hat ein Problem: Zurzeit sind 19 Sänger schwanger, weshalb das diesjährige Abschlusskonzert abgesagt werden muss."
(Für mich würde hier auch "Sängerinnen" klar gehen, alles ist mir lieber als ausgesprochen Sänger_innen)
3) Ich weiß nicht, wie es um deine Englischkenntnisse steht, aber kann ich auch überhaupt nicht nachvollziehen. Klingt für mich absolut in Ordnung. Finde es im Englischen in der Hinsicht tatsächlich angenehmer.
"Für gewöhnlich wird bei gewissen Berufsbezeichnungen im Deutschen die weibliche Form kaum mitgedacht."
Das kann ich auch nicht bestätigen. Das ist meiner Meinung nach Wunschdenken. Wenn überhaupt kann ich mir vorstellen, dass bei gewissen Berufsgruppen halt präferiert an Männer gedacht wird, weil diese dort auch überproportional vertreten sind. Darauf wirst du jetzt wahrscheinlich antworten, dass das Teil überholter Weltanschauungen sind, woraufhin ich antworten werde, dass die Verteilung der Geschlechter in Berufen in der freien Marktwirtschaft ein Produkt reiner Präferenz ist.
"4) Auf die frage "Was sind deine Top-3 Lieblingsschauspieler" antworten die meißten Menschen NUR mit Männern. Bei der Frage "Was sind deine Top3 Lieblingsschauspieler und Schauspielerinnen" ist die Quote M/W wesentlich ausgeglichener."
Ich schätze mal du hast dafür empirische Belege, sonst würdest du das nicht anbringen. Liegt vielleicht in dem speziellen Fall auch einfach daran, dass mehr Männer top Schauspieler sind? Ich hätte zumindest auch erst 4-5 männliche Kandidaten im Kopf. Was nicht bedeutet, dass es keine guten weiblichen Schauspieler gibt, aber es spricht ja auch nichts dagegen sondiert zu fragen?
zu 5)
Gegen (m/w/d) ist auch nichts einzuwenden. Vor allem ist das ja auch in manchen Gesuchen relevant, wenn explizit Männer oder Frauen gesucht werden. "Köch*in*x" ist dann vielleicht gut gemeint, wirkt aber einfach nur albern. Und ja das x wäre nur konsequent, bezieht man auch "d" mit ein.
"Nichtsdestrotrotz ist die Bewusstmachung der derzeitigen Schwachstellen unserer Sprache nivht vekehrt und ein sinnvoller Austausch zwischen den Beteiligten wünschenswert."
Ich sehe immer noch keine Schwachstelle, oder zumindest nicht die, die heraufbeschworen wird. Manche Ideen und Ansätze sind ja nicht schlecht, aber im Großen und Ganzen hat jede Sprache der Welt die Tendenz dazu sich über die Zeit zu vereinfachen (das war ja auch die Idee hinter einem Genus, der alle miteinbezieht), und nicht komplizierter zu werden. Und ich kann dir garantieren, dass "Steuerinnenzahler" für mehr Irritationen sorgen wird als die schwangeren Sänger.
Schönen Abend noch!