Review: Cro – Easy



  • 01. Easy
    02. Kein Benz
    03. Allein
    04. Immer da
    05. Rockstar
    06. Meine Musik
    07. Hi Kids

    08. Vorbei feat. DaJuan
    09. Geht gut
    Bonus-Track:
    10. Wir waren hier


    Raop. Klingt wie das Geräusch, das Betrunkene von sich geben, wenn sie um 5:00 Uhr morgens torkelnd in Richtung Busch verschwinden. Liest sich wie der Versuch eines Legasthenikers, ein Synonym für Überfall zu buchstabieren. Bezeichnet aber die Mischung aus Rap und Pop. Geprägt hat den Begriff Chimperator-Neuling Cro, der in den letzten Wochen einen unglaublichen Hype um seine Person erleben durfte. Nun bringt er sein zweites Tape heraus – und zwar (wie schon den Vorgänger "Meine Musik") zum Nulltarif.


    Die Temperaturen gehen auf den Tiefpunkt zu, der Antidepressiva-Konsum steigt und es droht der Wegfall von Berlusconi als regelmäßige mediale Witzfigur auf der BILD-Titelseite. Egal, alles ist "Easy" in der Welt von Cro. Mit dem gleichnamigen Track eröffnet der Schwabe höchst entspannt sein zweites Werk. Ich löse mich vom Gemecker über das Wetter und beginne zu relaxen. Es gab lange keinen Track, der es so schnell in meine Top25-Liste bei iTunes geschafft hat.


    "Ich chill' im Bett mit 'ner Chic, die sieht aus wie die Sis' von Beyoncé/
    Doch eigentlich geb' ich 'n Fick auf Frauen wie diese/
    Okay, das mit den Chics tut mir Leid, das war nich' so gemeint/
    Kannst du mir nochmal verzeihen, Ina? Und sie schreit: 'Ich heiß' Isi'/
    "
    (Cro auf "Easy")


    Dass Cro ein Multitalent ist, wird schnell deutlich. Denn neben der eigenen Modefirma "Vio Vio" produziert er seine Beats auch gleich selbst. Das Ergebnis ist ein durchweg stimmiger Klang auf der Platte, was zu dem Gefühl führt, es mit einem richtigen Album zu tun zu haben. Wenn Carlo nicht gerade mit Frauenproblemen zu tun hat ("Easy", "Allein"), thematisiert er seinen aktuellen Kontostand ("Kein Benz"). Aber auch das nicht auf die weinerliche, sondern unterhaltsame, für diese Jahreszeit eigentlich viel zu positive und fröhliche Art. Nach dem Motto: "Alles scheiße? Scheißegal!" Diese Atmosphäre begleitet einen die komplette 27-minütige Dauer des Mixtapes über. Cro nutzt die Gelegenheit des steigenden Hypes um ihn und präsentiert sich seinen Hörern mit viel Charme und Witz, wie er – nicht nur, aber vor allem – auf "Hi Kids" demonstriert.


    "Denn ich bin ein Geisterfahrer, ich hab' meistens Kater/
    Komm' mit drei Spartanern aus dem Leichenlager/
    Du sagst, das klingt komisch/
    Wie: 'Dr. Dre und Fifty ham' den gleichen Vater'/
    Nein, wie: 'Dr. Dre und Fifty ham' 'nen weißen Vater'/
    "
    (Cro auf "Hi Kids")


    Wenn wir in Schubladen denken, steht Cro in einer Ecke mit anderen derzeit aufstrebenden Künstlern. Da wären ein Ahzumjot, das Duo eou oder Rockstah. Nicht falsch verstehen: Musikalisch hat jeder für sich seine eigene Nische. Aber alle vermitteln mir auf eine kaum beschreibbare Art ein anderes Gefühl zu der Musik und eine engere Verbindung zu den Künstlern. Alteingesessene Rapfans mögen bei dieser neuen Generation verächtlich "Hipster" schnauben. Auch ich muss mich an schnulzige Refrains ("Allein") erst gewöhnen. Fans von amerikanischem Rap in Richtung Mac Miller hingegen atmen vielleicht erleichtert auf und sehen eine Zukunft für ihre Beziehung zu Deutschrap. Diese Art von Musik spaltet die Lager. Kritik daran würde von dem notorischen Maskenträger aber wahrscheinlich abprallen. Cro hat bereits durch die öffentliche Implementierung des Begriffs Pop in Rap bewiesen, dass er zu dem steht, was er tut. Was nicht bedeutet, dass er Schnulze um Schnulze auf mainstreamfähigen Produktionen dahinträllert.


    "Ich hab' hunderttausend Hits im Gepäck/
    Doch ich schreib' lieber scheiß Lieder, Kids fragen: 'Echt'?/
    Ich sag: 'Nö, war nur ein Witz, du hast Recht'/
    Ich sitz' nur relaxt und bekifft vor dem Mac/
    Google 'Tits' oder 'Sex' und vergift' meine Ex/
    Doch ich weiß nicht, wie – vielleicht gibt's da 'ne App/
    "
    (Cro auf "Vorbei")


    Auf Gastbeiträge verzichtet Cro fast gänzlich. Lediglich DaJuan darf wie schon auf dem ersten Tape seinen Beitrag leisten. Für mich ein weiterer Pluspunkt, denn es ist auch Cros unendlich entspannte Stimme, die einen schnell in den Bann zieht. Ihn einzuschätzen, fällt mir noch schwer. Er zeigt sich lässig-arrogant ("Rockstar", frei nach Bloc Party's "Banquet", "Meine Musik"), fürsorglich ("Immer da") und verletzlich ("Allein") – und bringt das alles klangtechnisch auf eine Ebene.


    Fazit:
    Mein Hauptkritikpunkt ist schnell gefunden: Das Tape ist schlichtweg viel zu kurz! Vorher waren drei der zehn Anspielstationen bekannt, eine vierte unterschreitet die Länge von einer Minute. So muss ich halt alle 27 Minuten das Ganze von Neuem starten, um mich einem für den Spätherbst komplett neuen Feeling hinzugeben. Und bei der Qualität bleibt nur zu hoffen, dass das nächste Release ein bisschen länger wird. Denn Cro ist definitiv auf dem Weg zum "Rockstar". Und ich auf dem Weg zu einem "scheiß Hipster". Habe die Ehre.



    Nikepa

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  • Sehr gelungene Review. Soundtechnisch wirklich gewöhnungsbedürftig, aber das Gesamtprodukt ist einfach unglaublich gut.
    Raptechnisch vielleicht ein wenig eintönig, da der singsangflow schon nerven kann, aber das hat einfach extremen wiedererkennungswert, grade wenn das so butterweich fabriziert wird wie von Cro.
    extrem sympathisches Stück Musik dass ich mir auch auf Cd Gönnen würde!

  • Zitat

    Original von Kenshiro
    den Featuregast find ich unnötig, Rest ist überdope


    find ich garnicht ich find den featurepart auf vorbei ziemlich geil diese line irgendwie


    "ich besorgs ihr einmal und ey reicht für ein jahr *stöhngeräusch* diggah"

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