Special: Sorgenkind


  • Es ist soweit: Der nächste Act hat bei rappers.in einen Bandübernahmevertrag unterschrieben. Hinter dem Typen in Pink mit eindeutig nicht gepolstertem Schritt verbirgt sich der Solinger Rapper Sorgenkind, dessen Album "Weltretter auf Jobsuche" ab 2. Juli zu genießen sein wird. Wir haben es uns da natürlich nicht nehmen lassen, mehr darüber zu erfahren und prompt entstand ein entzückendes Interview über schnapstrinkende Blümchen, Gießkannen und die Schürzenjäger. Und ein rappers.in-Exclusive gibt's auch noch obendrauf. Was will man mehr?


    rappers.in: So, du hast jetzt genau fünf Minuten Zeit, ein Bild zu malen, das deine Musik und dich als Charakter beschreibt.


    Sorgenkind: Was?! (lacht)


    rappers.in: Wir schauen auf die Uhr!


    Sorgenkind: Nur Kugelschreiber hier. Kacke... (etwas Zeit vergeht) Ja, egal... Das Bild ist wie erwartet hässlich geworden. (lacht)


    rappers.in: Na, dann zeig es uns doch mal und beschreib uns, was du dir bei den einzelnen Bildelementen so gedacht hast.


    Sorgenkind: Also, auf meinem Bild bin ich als großes Blümchen zu sehen, das mitten auf einer Straße steht. Das Blümchen guckt traurig, wobei ich gerade selber nicht weiß, warum, und hält einen Schnaps in der Hand. Die Straße symbolisiert für mich wohl die breite Rapmasse, in der ich als einsames Blümchen versuche, heranzublühen. Im Hintergrund habe ich zwei Häuser gemalt: das Arbeitsamt und direkt daneben eine Kneipe. Das Arbeitsamt steht für mich als Überbegriff für Behörden, Richtlinien et cetera, von denen ich mich mit meinem Schnaps versuche, abzulenken. Nur ist das Blümchen echt hässlich geworden, dafür, dass ich so schön bin.


    rappers.in: Okay, du siehst dich also selbst als Schnaps trinkende, einsame Blume, die mitten auf der Straße steht...


    Sorgenkind: Ja, aber eigentlich als lachende Blume. Darf ich das noch ändern?


    rappers.in: Wie gut wäre denn deine Erklärung, wieso du lachst statt weinst?


    Sorgenkind: Eigentlich ist das gerade meine stärkste Charaktereigenschaft: Dass ich trotz der befahrenen Straße und dem Arbeitsamt dennoch lachen kann.


    rappers.in: Und wie gut passt das zu deinem Namen, Sorgenkind?


    Sorgenkind: Eigentlich wunderbar. Dafür hätte ich noch ein Haus mit Angehörigen und Freunden malen sollen, die sich um das Wohlergehen des Straßenblümchens sorgen.


    rappers.in: Was ist denn für dich genau ein Sorgenkind?


    Sorgenkind: Jemand, um den man sich Sorgen macht, weil er nichts zustande bekommt.



    rappers.in: Wo wir auch schon wieder bei dir wären. Eigentlich passt das nämlich nicht so ganz. Denn du bekommst im Moment zumindest musikalisch so einiges zustande.


    Sorgenkind: Das stimmt, aber der Großteil meiner Texte entstand während meiner Schulzeit – und meine Noten wollt ihr nicht wissen.


    rappers.in: Du hast ja vor kurzem einen Bandübernahmevertrag bei rappers.in unterschrieben und bist auch schon länger hier im Forum aktiv. Nenn uns doch mal ein paar Stationen deines Werdegangs, die du in dieser Community beschritten hast.


    Sorgenkind: Werdegang, hmm... Also, angemeldet war ich ja von Anfang an und hab' anfangs vor allem mit Weakend Session einige Sachen hochgeladen. Dort haben wir auch unsere Review zum "Immernoch hier"-Mixtape bekommen und hier und da ein paar Top-Tracks dabei gehabt. Einen richtigen Werdegang würde ich es nicht nennen. Bei rappers.in kann man eigene Fähigkeiten austesten und vor allem schauen, welche Reaktion man auf neue Ideen bekommt, und das habe ich bisher auch ausschließlich gemacht.


    rappers.in: Du hast jetzt Weakend Session genannt. Kannst du denn vielleicht für die Leser, die dich noch nicht so gut kennen, kurz anreißen, wer oder was das war?


    Sorgenkind: Das war die Crew von Das W und mir. Wir haben relativ zeitgleich mit dem Rappen angefangen und waren auch 'ne ganze Weile in dieser Zusammenstellung aktiv. Danach ging es dann aus persönlichen Gründen erstmal auseinander, und momentan setz' ich meinen "Werdegang" ja mehr oder weniger mit den Jungs von Eypro fort.


    rappers.in: Wer oder was versteckt sich denn hinter dem Grüppchen Eypro? Was wird da in Zukunft noch auf uns zukommen?


    Sorgenkind: Eypro ist nicht wirklich eine Crew, sondern viel mehr ein Zusammenschluss von Leuten, die sich untereinander kennen, Party zusammen machen und eben auch Mucke. Also ein Überbegriff für eine Clique, die sich nicht nur auf die Musik beschränken möchte. Es sind hier und da schon ein paar Projekte angedacht, aber wir möchten uns keine straffen Pläne stricken, mit denen wir das Game übernehmen... Lieder entstehen noch genügend. Aber gerade in ungezwungenen Momenten entstehen die besten Tracks, also kann ich da auch keine präzisen Ankündigungen machen. Djins Album wird aber relativ kurz nach meinem erscheinen. Clayne, Splifftastic und Tjark werden auch noch ihre Releases rausbringen, allerdings steht da noch kein wirklicher Zeitraum, in dem man damit rechnen könnte.


    rappers.in: So, dann kommen wir doch endlich mal zum eigentlichen Anlass für dieses Interview: Dein Album "Weltretter auf Jobsuche" soll nun am 2. Juli über das Label von rappers.in erscheinen. Mir ist aufgefallen, dass du in letzter Zeit ja öfter mal Lieder herausgebracht hast, die auch etwas in die rockigere Richtung gingen. Was haben denn die Hörer von deinem kommendem Album zu erwarten?


    Sorgenkind: Also, musikalisch wird es auf jeden Fall! Es wird teilweise in die rockigere, teilweise aber auch in die poppige und Electro-Richtung gehen. Das Schwierigste an einem Album ist für mich der rote Faden, da ich sowohl bei meinen Themen als auch bei meinen Beats so vielseitig wie möglich sein möchte. Ich behaupte aber trotzdem, dass ich diesen roten Faden, wenn auch nur ganz dünn, beibehalten konnte.


    lupa: Geh doch mal in die Schlager-Richtung!


    Sorgenkind: Schlager ist eine super Idee. Macht mir ein Schürzenjäger-Feature fit und ich mach' Schlager!

    lupa: Versprochen? Ich mach' das.


    Sorgenkind: Versprochen! Ich mach' ein ganzes Album mit denen. (lacht) Schürzenjäger sind top. Da könnt ihr sagen, was ihr wollt.



    rappers.in: Wir können ja eigentlich davon ausgehen, dass du mit diesem Albumtitel dich selbst meinst. Was macht dich zum Weltretter? Und wo sucht sich denn ein Weltretter einen Job?


    Sorgenkind: Na ja, eigentlich meint das Album weniger mich, sondern eine Art von Mensch, mit der ich recht häufig konfrontiert wurde. Es geht um besoffene Arbeitslose, die an ihrem Stammtisch darüber debattieren, wie die Politik doch eigentlich funktionieren sollte, während ihre Familie zuhause sitzt und in der Wohnung versauert. Ich war als Kind recht oft in Kneipen mit dabei und durfte mir diese Stories anhören und brav nicken und grinsen. Auf dem Titeltrack jedoch gebe ich mich als dieser Weltretter auf Jobsuche aus, da ich mich gerne in Rollen versetze, die mich anekeln.


    rappers.in: Kennst du die Seite "weltretter.org"? Das ist eine sehr nette Seite nach dem Motto "Erstelle dein Projekt, mit dem du die Welt verbesserst". Wenn du da jetzt ernsthaft mitmachen würdest, welches Projekt würdest du denn ins Leben rufen, um die Welt ein kleines bisschen angenehmer zu machen?


    Sorgenkind: Sehr gute Frage! Ich mach' gerade meinen Zivildienst und würde wahrscheinlich einen kleinen Verein gründen, der sich in der Freizeit um Behinderte am Wochenende kümmert. Wenn ich die Leute aus dem Betrieb frage, was sie am Wochenende gemacht haben, dann antworten sie meistens nur: "Ich hab' ausgeschlafen". So ein Projekt würde mir auf jeden Fall etwas geben und die Welt auch ein Stück weit verbessern, in meinen Augen.


    rappers.in: Du machst also im Moment deinen Zivildienst. Was hast du denn danach außermusikalisch vor?


    Sorgenkind: Ich will ab September studieren und bis dahin meine Zeit mit Jobben überbrücken... Und da mein Zivildienst bald schon zu Ende ist, sollte ich wohl langsam auch mal etwas suchen, womit ich überbrücke.


    lupa: Mein Tipp: Schürzenjäger-Sorgenkind-Tour durch Europa!


    Sorgenkind: Außermusikalisch! Also, wenn du Schürzenjäger unter außermusikalisch verstehst, dann hast du es dir jetzt mit mir verschissen. (lacht)


    rappers.in: Was willst du denn studieren?


    Sorgenkind: Ich werde wahrscheinlich BWL studieren oder etwas anderes in diesem Bereich.


    rappers.in: Dann können wir deine betriebswirtschaftlichen Fähigkeiten ja direkt mal prüfen: Was denkst du, wie wichtig Auftritte heutzutage sind? Vor allem, wenn man bedenkt, dass wir hier durch das Internet mitten im Wandel stecken?


    Sorgenkind: Also, finanziell gesehen sind Auftritte sicherlich die Haupteinnahmequelle für den Künstler selber, da die Plattenverkäufe ja zu krass unter diesen ganzen Downloadseiten leiden. Auftritte sind für mich auch so das einzige, woran man auch eindeutig erkennen kann, ob ein Künstler wirklich er selbst ist. Zu oft sieht man irgendwelche Clowns auftreten, die von ihrem Ghettoleben erzählen wollen und im Internet damit auch super ankommen, aber live eben die Leute vergraulen.


    rappers.in: Natürlich stellt sich dabei dann auch immer die Frage, wie gesellschaftsfähig Rap mittlerweile ist. Was sagst du: Kannst du eigentlich besser rappen oder singen? Und wenn du eines von beiden aufgeben müsstest, worauf würde deine Entscheidung fallen?


    Sorgenkind: Puh... (lacht) Ich bin eigentlich weder ein krasser Sänger noch ein krasser Rapper. Meine Stärke ist gerade das Zusammenspiel aus den beiden Dingen, und würde ich eins davon wegschmeißen, könnte ich das andere genauso wegschmeißen. Und wenn ich jetzt wirklich müsste... Puh, ich hab' keine Ahnung. Ich glaube, dann würde ich fast sogar das Rappen wegschmeißen. Schreckliche Vorstellung, nächste Frage! (lacht)



    rappers.in: Na gut, aber es wird nicht einfacher: Stell dir vor, du müsstest Leuten deutschen Rap näher bringen, die noch nie vorher damit zu tun hatten. Welche drei Songs würdest du auswählen, die dein Gefühl für dieses Genre am besten beschreiben? Du hast für jedes Lied höchstens drei Sätze.


    Sorgenkind: "Curse – Und was ist jetzt" – Unter den ganzen Schnulzen auf jeden Fall der beste Track und sicherlich auch sehr repräsentativ für HipHop. So, jetzt fängt's schon an... "Kool Savas – Lutsch mein Schwanz"...


    lupa: Also. Klar. Ein Track von Savas muss dabei sein, vielleicht aber nicht unbedingt "LMS"...


    Sorgenkind: Jetzt ist es zu spät. Wenn schon denn schon. "Lutsch mein Schwanz" haut auf die Kacke und jeder richtige HipHopper kann den Track auswendig. Wer deutschem Rap näher gebracht werden möchte, der muss auch mal 'nen Schwanz lutschen.


    rappers.in: Wie poetisch!


    Sorgenkind: Und ansonsten noch "Samy Deluxe – Weck mich auf". Gute Gesellschaftskritik, sehr musikalisch. Sollte eigentlich auch Anklang finden.


    rappers.in: Gute Antwort! Was interessiert dich überhaupt so momentan rapmäßig? Auch mal in Songs deiner Labelpartner Alligatoah und meins reingehört? Wie sehr treffen sie deinen Geschmack?


    Sorgenkind: Alligatoah fand ich anfangs flowmäßig etwas anstrengend, aber das hat sich mit der Zeit auch wieder geändert. Er gefällt mir, weil er ausgefallene Ideen hat und auch viele musikalische Hooks singt. Textlich hört man auch fast jedes mal etwas Neues raus. Feier' ich auf jeden Fall mittlerweile! Meins hat ja erst einen richtigen Song über rappers.in rausgebracht oder lieg' ich da falsch? Ich hab ihn auf jeden Fall schon für seine RBA-Battles gefeiert. Er hat 'nen bösen Stimmeinsatz und 'nen geilen Flow. Geht sehr gut auf die Zwölf, auch wenn ich eher weniger dieses reine Punchlinegemetzel höre. Ansonsten warte ich auf das Blumentopf-Album, höre gerade auch Creme Fresh und immer noch "Sexismus gegen Rechts" von K.I.Z.. Aber ich kann sehr vieles feiern, wenn es zu meiner Laune passt – ich versteif' mich da nicht so krass auf bestimmte Gruppen.


    rappers.in: Gut, das war's dann auch fast schon wieder. Vielen Dank für das Interview, Sorgenkind. Zum Abschluss: Wenn du noch 16 Takte zu leben hättest...


    Sorgenkind: "...würd ich euch was Gutes erzählen, da mach' ich jede Wette!"


    rappers.in: Worüber würdest du deine letzten Worte verlieren?


    Sorgenkind: Die Line von Jan Delay trifft's eigentlich ganz gut. Warum die letzten 16 Takte trauern, wenn man sie noch genießen kann? Ich glaube, ich würde irgendeinen verrückten Storyteller machen, der mit dem Thema gar nichts zu tun hat. Über Gießkannen. Ja, Gießkannen! Oder ich würde die 16 Zeilen als Feature an die Schürzenjäger vergeben.


    rappers.in: Trotzdem über Gießkannen?


    Sorgenkind: Natürlich!


    rappers.in: Gut, dann war's das. Danke für das Interview!


    Sorgenkind: Ich danke auch!



    (Jan König)



    Und hier findet ihr noch das brandneue Exclusive von Sorgenkind für rappers.in...


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  • Mit den Zeichen- und Malkünsten kannste sicher den ein oder anderen Rapper bei Malwettbewerben schlagen!

  • Interview ist dick geworden,
    und der track ist auch fett :sound:


    album wird bestellt :D


    aber so btw, der download vom track geht nicht ?(


    und sorgenkind soll mir auch mal son stylisches bild malen :kaputt:

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