01. Hakuna Traumata
02. Anarchie
03. Kasalla
04. Ahmadinedschad
05. Gorilla
06. Pate 3
07. Headshot Skit
08. Schieß in die Luft
09. Arriba
10. Hiroshima
11. Ka-Tong
12. In Love With Da KK
13. C + B Skit
14. Tornadotopedo
15. Desperados
16. Hallelujah
17. Safari
18. Didgeridoo
19. Alarma
20. Hulahoop
21. So is et
22. Sumo Swinger
Bizzy Montana und Chakuza läuten mit "Blackout 2" nach nun fast elf Jahren und bereits im dritten Anlauf eine weitere Runde ihrer erfolgreichen Zusammenarbeit ein. Nach mehreren gemeinsamen Tracks auf Ersguterjunge-Labelsamplern und nach "Blackout" folgt hiermit nun das zweite Kollaboalbum der beiden Rapper. Damals öffnete der Hype um Ersguterjunge Bizzy die Tür für eine Kollabo mit einem weiteren Durchstarter des Jahres 2006, zusammen mit Chakuza nahm der Badener in nur zwei Wochen das meiner Meinung nach hervorragende Streetalbum "Blackout" auf. Diese doch recht knapp kalkulierte Produktionszeit reichte aus, um das Untergrundtape auf Platz 69 der Charts zu platzieren. Im Vorfeld zu "Blackout 2" machten die beiden alten Hasen jüngst schon viel Wind mit neuen Songs wie "Digeridoo" und "Hakuna Traumata", legten sich aber trotzdem mit dem Release-Zeitraum nicht richtig fest. Wurde das Album letztes Jahr doch noch für Anfang 2017 angekündigt, dann auf den 31.03.2017 datiert, wurde ich am 14.04.2017 dann doch noch überrascht, denn ein weiteres Hinauszögern der Platte gab es nicht mehr. Allerdings ist nach den ersten beiden Auskoppelungen und den dazugehörigen Videos zu "Blackout 2" meine Freude darüber längst nicht mehr so groß wie noch vor knapp einem halben Jahr, als Bizzy Montana und Chakuza ihre erneute Zusammenarbeit ankündigten. Schon beim Überfliegen der Tracklist schießen mir Wörter wie vorhersehbar, langweilig und einfallslos quer durch den Kopf. So drücke ich lieber schnell auf Play, starte trotz allem immer noch voller Erwartung die Platte mit dem mir schon bekannten Song "Hakuna Traumata", welcher mir zwar schon vor einigen Wochen die Illusion raubte, dass "Blackout 2" auch nur im Ansatz an seinen Vorgänger anknüpfen könnte, doch vielleicht war dieser Song auch nur ein gewollter Ausrutscher oder einfach pure Provokation der beiden Rapper, um uns auf eine falsche Fährte zu führen.
Das ist der Sound für deine Mutter, dein Bruder, auch dein Vater/
Chakuza – Montana/
Hakuna Traumata, Traumat, Ha Ha Hakuna Traumata/
(Bizzy Montana und Chakuza auf "Hakuna Traumata")
Mit solchen überragenden Zeilen in der Hook, und ähnlich gut durchdachten, wirklich schwer strukturierten Zeilen in ihren Parts starten die beiden Rapper auf einem einschläfernden Beat, sodass ich mir erhoffe, gleich wirklich in Morpheus' Armen zu liegen, schlecht geträumt zu haben und ganz schnell wieder aufzuwachen. Doch leider hält mich das schlechte Reimschema und die simplen Lines weiterhin wach wie polnisches Amphetamin. 4:20 Minuten meines Lebens, die ich wirklich besser hätte verbringen können. So geht es auch in den nächsten Songs langatmig weiter. Auf Beats, welche ich mir zum größten Teil nicht einmal kostenlos aus dem Internet laden würde, wirklich einfache Loops, unspektakulär wie aus einem Beatbaukasten gepresst, mit vielen hohen, schrillen, unharmonischen Synthie-Tonfolgen kombiniert, folgen öde Rap-Passagen, vollgepackt mit mehr als bloß langweiligen, stumpfsinnigen, nichtssagenden "Punchlines", bei denen sich mir die Nackenhaare aufstellen. Hinzu kommt, dass die beiden auf den vielen Trap-Beats überhaupt nicht mehr souverän wirken, und mit ihrer Raptechnik scheinbar an ihre Grenze stoßen. Überzeugte man 2006 noch mit tightem Flow, wirklich guten Beats und auch mit so mancher textlichen Raffinesse und gut durchdachten Lines, wie:
Ich weiß, man sagt, man hält sein Glück in der Hand/
Doch schon seit Jahren steh ich hier alleine mit dem Rücken zur Wand/
Ich bin sehr tief gefallen und sah aber von oben das Netz/
Doch dann im Endeffekt hat mich oft nur der Boden gebremst/
(Chakuza auf "Geschichte schreiben" 2006)
So nuschelt man 2017 einfach irgendwelchen belanglosen Mist in das Mikrofon und mischt diesen mit einigen Zitaten, welche jüngst eine große Medienpräsenz hatten, um vielleicht irgendwie ein wenig politisch zu wirken oder so an aktuellen Themen anzuknüpfen.
Ich tanz mit dem Teufel, du spielst mit dem Kreuz an deiner Silberkette/
Ich lege ein Feuer und trinke einen Kräuterschnaps in deiner Pilgerstätte/
Bizzy Böhmermann, ich mach es so lange/
Bis Erdogan kommt und meinen Namen auf meiner Flöte flöten kann/
(Bizzy Montana auf "Anarchie" 2017)
Konnte man 2006 noch viele ehrliche, reale und nachdenkliche Zeilen finden, verpackt in einigen tiefsinnigen Songs, welche die auch schon damals vorhandenen Gangster-Rap-Tracks und Kampfansagen ein wenig auflockerten, so dem Album einen gewissen Flair verpassten und dadurch die härteren Nummern glaubwürdig machten, kann ich die beiden Rapper heute leider nur noch belächeln. Gerade in ihrem Alter, mit ihrer Erfahrung und mit ihrem Hintergrund sind doch alle Voraussetzungen gegeben, um Songs zu schreiben und zu produzieren, die in der Deutschrap-Szene hohe Beachtung und Zuspruch fänden. So wirkt es eher so, als hätte man Moneyboy als Ghostwriter verpflichtet, welcher beim Schreiben einen schlechten Tag erwischt hat. Diese Konzeptlosigkeit läuft viel zu langsam wie in Zeitlupe die komplette Playlist herunter und findet auch nur noch in der hintersten Ecke meiner Aufnahmefähigkeit statt. Es stellen sich mir mittlerweile ganz andere, viel wichtigere Fragen. Sind meine Fenster denn alle geschlossen, sollte ich doch lieber Kopfhörer aufsetzen oder haben die Nachbarn schon etwas von diesem Trash mitbekommen? Ich würde wirklich gerne noch viel genauer auf "Blackout 2" eingehen können, doch leider fehlen mir echt die Worte und bei jedem weiteren Song stellt sich mir die Frage, was die beiden Künstler wohl konsumiert haben müssen, denn ich habe auf diesem Langspieler wirklich nicht eine einzige Stelle oder auch nur einen Song gefunden, der es mir möglich machen würde, dieser Review mehr Komplexität zu verschaffen. Untermauern möchte ich diese Aussage mit der Hook aus dem vierzehnten Track "Tornadotopedo", welche an Einfallsreichtum kaum noch zu übertreffen ist.
Bizzy, Chak ist Tornado, Tornado, Tornado, Tornado/
Tornado, Tornado, Tornado, Tornado – Tornado/
Chak und Bissy, Torpedo, Torpedo, Torpedo, Torpedo/
Torpedo, Torpedo, Torpedo, Torpedo – Torpedo/
(Bizzy Montana und Chakuza auf "Tornadotopedo")
Fazit:
Fakt ist, dass ich mich, so wie mit Sicherheit viele andere Deutschrap-Fans meines Alters auch, auf dieses Album gefreut habe. Doch was hier produziert wurde, ist mehr als nur eine Frechheit. Ich verstehe nicht einmal im Ansatz, was sich Bizzy Montana und Chakuza hierbei gedacht haben. Des Weiteren frage ich mich, ob die beiden dieses Werk selber ernst nehmen können, ob es überhaupt ihre Zielsetzung war, einen soliden Nachfolger zu veröffentlichen, oder sie hier einfach etwas ganz Neues ausprobieren wollten. "Blackout 2" ist in etwa so, wie für ein Linux-Update plötzlich Geld zu verlangen, um am Ende Windows installieren zu müssen. Hätte ich ein solches Album produziert, würde ich mir wünschen, dass meine Freunde und Bekannten den Mut aufbringen, mir die Wahrheit ins Gesicht zu sagen, damit ich ein solches Fiasko vermeiden könnte.
S. Bergermann
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