Eigentlich ganz witzig meine Geschichte. Hip-Hop fand ich früher immer recht scheiße, da es auf der einen Seite nur die harmlosen Pop-Rapper wie Fanta 4 oder Fettes Brot oder Deichkind gab, und auf der anderen die vollkommenen Asis wie Kollegah, Farid Bang, Bushido, Aggro Berlin etc. Und wenn man den Deutschrap von damals hört, war es schon recht billig produziert. Klar, heute schwingt da noch ein Nostalgie-Faktor mit und dafür, dass einige der großen Produzenten früher einfach mal gar nichts hatten, haben sie viel rausgeholt. Aber zu dem Zeitpunkt war es halt billige Musik mit vulgären Texten von unsympathischen Personen. Es war generell keine schöne Zeit, um Hip-Hop-Fan zu sein, weil sich damit zu identifizieren bedeutete in meinem Umfeld entweder ein unlustiger Spast (=Pop-Rap) oder ein Sozialfall (=Gangster-Rap) zu sein. Leider gab es auch viel zu viele Personen in meinem Umfeld, die diese Vorurteile bestätigten. Man kann über Marteria, Casper, Cro und Co. sagen was man will, aber die haben 2011-2012 tatsächlich sehr viel bewegt und auch Pop-Rap wieder einigermaßen hörbar und weniger cringig gemacht. Ganz zu schweigen davon, dass auch Gangsta-Rap innerhalb der Musikhörer eine höhere Toleranz erfahren hat. Damals stand das tatsächlich noch auf einer moralisch ähnlichen Stufe wie Rechtsrock hören.
Es war dann so 2010 und 2011 auch um den Dreh, dass mein Junges ich unbedingt Musik machen wollte. Als Typ, der generell alle Formen von Musik sehr schätzt, wollte ich erst eine Rockband gründen. In meiner Naivität fiel mir aber nicht auf, dass ich weder Ahnung von Musik generell hatte noch ein Musikinstrument spielen konnte. Von einem Bekannten kriegte ich FL Studio 4 und habe viel experimentiert und wollte eigentlich elektronische Musik machen. Techno mochte ich auch. Dann lernte ich einen Kollegen kennen, der rappte und mir ein bisschen zeigte, wie man Drumpatterns bei Hip-Hop-Beats setzt. Dann habe ich mich reingearbeitet und für ihn produziert. Natürlich waren meine Beats und seine Raps megascheiße, aber das war egal, man kam zum Arbeiten. Irgendwann nahm ich dann auch mal bei ihm auf, weil ich unbedingt einen Track machen wollte. Das hat tatsächlich so sehr Laune gemacht, dass mein nächster Weihnachtswunsch ein USB-Mikrofon war, mit dem ich die nächsten drei Jahre etliche Songs aufnehmen sollte.
Zusammengefasst, mein Zugang zu Hip-Hop geschah tatsächlich über die Zugänglichkeit der Musik generell. Wie Fler einmal stumpf sagte: Jeder kann [eigentlich] rappen. Natürlich kann nicht jeder gut rappen, aber im Prinzip brauchst du für einen Song nur ein heruntergeladenes Instrumental, ein Aufnahmeprogramm und irgendein Mikrofon. Das geht einfach wesentlich schneller, als eine Gitarre zu kaufen, sie spielen zu lernen, Leute zu finden, einen Proberaum zu mieten und Gigs zu organisieren. Aber ja, das ist meine Geschichte.