Die Orsons – What´s goes?


  • 01. What's Goes?
    02. Papa Willi und der Zeitgeist
    03. Lass uns chillen
    feat. Maxim
    04. Ventilator
    05. Sunrise 5:55am
    06. Schwung in die Kiste
    07. Grün
    08. Tornadowarnung
    09. Feuerrot
    10. Leicht
    11. Seitdem
    12. Das Klo
    13. Wasserburgen
    feat. Mine
    14. Oben vom Heu
    15. Abschiedsparty
    16. SalamiFunghiZwiebelPartypizza
    17. Das Öl


    Die Hooligans of Love sind wieder am Start! Die vier Chaoten aus Baden-Württemberg haben sich zum vierten Mal zusammengefunden, um eine neue gemeinsame Platte aufzunehmen. Tua, der Misantroph, der lustige Bartek, Kaas, der alles und jeden gern hat, und der nachdenkliche Maeckes werfen alle ihre verschiedenen Eigenschaften und Raps in einen Topf und daraus soll wieder einmal der typische Orsons-Sound entstehen. Man wollte dabei alles, was bereits auf dem letzten Album gerockt hatte, behalten und die dem Major Label geschuldeten Einflüsse über Bord werfen. Wie sich das auf "What's Goes" anhört, werden wir nun erfahren.


    Was sich nach dem Hören der ersten Tracks sofort als ein Schwerpunkt des Albums herauskristallisiert, sind die avangardistischen Beats von Tua, der die komplette Scheibe produzierte und für ein einheitliches Klangbild sorgte. Der Titeltrack ist ein typischer Representer, auf dem bereits eines klargestellt wird: die Jungs können rappen. Das zu einem hochgepitchten Sample verarbeitete Denglisch des EU-Komissars Oettinger ("Everybody does as he pleases") bildet Intro und Hook des Titeltracks, Die Orsons flowen auf einem plastischen, minmalistischen Beat munter ab und liefern haufenweise lustige Lines. Auch auf "Papa Willi und der Zeitgeist" wird eine englische Line des Rappers Jay-Z ("Pop a wheelie on the zeitgeist") gesamplet und gnadenlos per Nachahmung des ersten Höreindrucks ins Deutsche übertragen. Am Ende entwickelt sich der Song zu einem richtigen Abrisstrack. Auf "Ventilator" und "Schwung in die Kiste" gehen zu Anfang befremdlich anmutende Vocal Samples mit nicht weniger neuartigen und wilden Beats eine Symbiose ein, zu der die Spontaneität, der Wortwitz und die Energie der vier Jungs passen wie die Faust aufs Auge.


    "Rapper komm', fragen, ob sie mit mei'm Smartphone ihre Ma anrufen könn'/
    Ich sag: 'Klar, da, drück einfach Wahlwiederholung.' (Was?)/
    Wovon handelt dieser Song? Weiß nicht/
    Aber seid ihr schon mal nackt auf einem Trampolin gesprung'?/
    "
    (Maeckes auf "Schwung in die Kiste")


    Auch "Tornadowarnung" schlägt in die gleiche Kerbe wie die meisten Songs zu Beginn der Platte. Wir werden gewarnt in Deckung gehen, denn Die Orsons schleudern eine tighte Line nach der anderen auf uns. Der basslastige Beat mach den Track zu einen der vielen auf der Platte, welche enormes Live-Potential bergen und einfach ausgelassene Stimmung aufkommen lassen. Doch "What’s Goes" ist noch wesentlich facettenreicher. die ruhigeren Tracks punkten durch Tuas innovative Beatgestaltung. Der einheitliche Sound ist auf der ganzen Platte stimmig, bietet jedoch immer wieder aufs Neue Überraschungen. Ernste Themen wie der Tod auf "SalamiFunghiZwiebelPartypizza" oder die Unwiderbringlichkeit der Kindheit auf "Grün" bleiben den Orsons ebenfalls nicht verschlossen. Clevere Lyrics und gesungene Hooks lassen aber die Lockerheit und den Humor von "What's Goes" nie in den Hintergrund treten. Auf dem introvertierten Stück "Seitdem" erzählt uns Tua von einer vergangenen Beziehung und mit "Sunrise 5:55am" singt uns Kaas einen richtigen Sommerhit vor. Dabei spielt er mit an Kitsch grenzenden Pop-Melodien und einem überzogenen Friede-Freude-Text – ein Song, der sicherlich polarisiert.


    Ich steig' aus dem Bett und plan' den Tag/
    Mach' mir ne Liste, was ich heut' erreichen mag/
    Ich werde trainier'n, viel mehr Rücksicht zu nehmen/
    Auf die Umwelt und die Menschen in mei'm Leben/

    (Kaas auf "Sunrise 5:55am")


    Ob eine "Abschiedsparty" besungen oder wie auf "Oben vom Heu" eine Ode an den Kannabiskonsum geboten wird, "What's Goes" lässt keine Langeweile aufkommen. Uptempo-Nummern und Balladen finden in Style und Atmosphäre ihren gemeinsamen Nenner. Da die einzelnen Crewmitglieder zumeist selbst nur einen Part rappen, sind viele Tracks aus mehreren nebeneinander stehenden Anekdoten aufgebaut. Große Pointen, auf die von Anfang an hingearbeitet wird, entfallen so, doch dafür greifen die Rap-Parts perfekt ineinander. Keiner stiehlt den anderen die Show, keiner tritt in den Hintergrund. Und gerade wenn man nach einer eher ruhigeren Albummitte irren Humor für das Album schon fast abgehakt hatte, kommt mit "Das Klo" ein Aufruf zur Badezimmerhygiene daher, der in seiner Vortragsweise einfach nur schmunzeln macht. Am Ende entlässt uns die Jumpstylenummer "Das Öl" – man könnte meinen, es ginge darum, ja keine Stylevariation für die Beatproduktion auszulassen – in die Stille nach dem Album. Zuerst herrscht nun wohl eine ganze Portion Irritation. Man will die Platte noch mal hören und immer wieder hören. Die Detailversessenheit der Orsons wird einen auch sicherlich immer wieder Neues entdecken lassen.


    Hinterlass das Klo bitte so, wie du's selber vorfinden magst!/
    Soll ich's jetzt renovier'n oder wie, oder wo, oder was, was, was?/
    Soll ich's jetzt renovier'n oder wie, oder wo, oder was, was, was?/

    (Kaas & Tua auf "Das Klo")


    Fazit:
    "What's Goes" bietet jede Menge Innovation, Tanzbarkeit, Humor, Entspannung, Wortwitz, fette Flows und eingängige Hooks. Der rote Faden bei der Vielfalt an Styles und Themen bleibt das Soundbild. Und für dieses konsterniert Bartek passend: "Eure Beats haben Bass, uns're Beats haben besser." Für manche mag die Platte zu wild daherkommen, doch wer sich auf ein neues Rap-Erlebnis einlassen möchte, wird bestimmt nicht enttäuscht werden. Der ein oder andere Hit kann allerdings nicht immer ganz auf dem sonst sehr hohen Niveau der Platte mithalten. Auf jeden Fall scheinen Die Orsons sich als Musikgruppe gefunden zu haben und können auch gerne dort weiter machen.



    (Maximilian Lippert)


    [redbew]1857[/redbew]


    Bewerte diese CD:
    [reframe]reviewthread.php?reviewid=1857[/reframe]

  • Wegen der Knaller-Party-Tracks gekauft, wegen den deepen Sachen lieben gelernt.
    Super Album, mehr Abwechslung auf einem Tonträger geht wohl nicht.

    Jetzt fassen wir uns mal alle gegenseitig an die eigenen Nasen!

  • Review passt so, jedoch fehlt dort meiner Meinung, dass viele Andeutungen auf "Rap-Klassiker" vorhanden sind.
    Album ist übrigens grandios und wurde übrigens nur eine Minute von mir daheim aufgenommen. :)

  • Passt alles, das Album gefällt (die Orsons schaffen es sich immer wieder zu verbessern, mal sehn ob das so weiter geht). Der review kann ich also zustimmen :)

    +They always expect the Monster. And It's always just some bloke.
    There ain't no monsters. There's no great saving grace.
    No us and them. There's just us. - Hellblazer+

  • Sehr, sehr schönes Album, alleine mit "Das Öl" kann ich nix anfangen, ist wohl Geschmackssache.
    Review ist sehr passend geschrieben.

    "Für mich ist das Glas nicht halbvoll, sondern halbleer - für dein' Geschmack ist zu wenig Kohlensäure drin."
  • Ich finde irgendwie das Album geht "leichter" ins Ohr und man kann es auch z.B mal beim chillen mit Freunden hören. Aber irgendwie hatte das letzte Album mehr tiefe. Beide trotzdem extrem geil.

  • Mir fehlt bei den Orsons meist der letzte Schliff. Eigentlich ne grundsätzlich gute Sache, der immer die Kirsche, die Sahne oder sowas abgeht.


    Trotzdem hat das Album durchaus astreine Tracks (Schwung in die Kiste!!!), aber mit dem "deepen" Zeug kann ich gar nix anfangen. Ist mir meist zu ruhig und zu viel Inhalt für lockere Unterhaltung.

  • Mir fehlt bei den Orsons meist der letzte Schliff. Eigentlich ne grundsätzlich gute Sache, der immer die Kirsche, die Sahne oder sowas abgeht.


    Trotzdem hat das Album durchaus astreine Tracks (Schwung in die Kiste!!!), aber mit dem "deepen" Zeug kann ich gar nix anfangen. Ist mir meist zu ruhig und zu viel Inhalt für lockere Unterhaltung.


    An sich stimme ich zu, aber grade dieser Schliff wird wie ich finde mit jedem Album etwas ausgeprägter, wenn das so weiter geht kommt in 10 Jahren das absolute Überalbum :)

    +They always expect the Monster. And It's always just some bloke.
    There ain't no monsters. There's no great saving grace.
    No us and them. There's just us. - Hellblazer+

  • Seine Daseinsberechtigung hat das Album sicher, allerdings hat es - und das ist meine persönliche Meinung - einige Schwachstellen, die mir beim Vorgänger so nicht aufgefallen sind. Die Hörbarkeit wird durch einige sehr, sehr langatmige Tracks gemindert und bis auf "Sunrise 5:55" hat es bei mir kein Track in eine Playlist geschafft.

  • Fand übrigens Kaas sehr dope, Schwachstelle war eher Bartek.


    Mein Kopf ist virtuos gestrickt, Tadaa!
    Ich denk in anderen Schemata
    Wie kommt der Typ nur auf die Themata?
    Tja, ich spiel auch mit Planeten Federball.


    Bei den Lines hab ich mich schon etwas geschämt. Aber ansonsten wie gesagt sehr gut strukturiertes, rundes Album.
    Ist halt wirklich kein typisches Unterhaltungsalbum, was man so nebenbei hört, dafür sind die Stilbrüche zu hart. Aber das wusste man ja schon durch die vergangenen Alben.

    Jetzt fassen wir uns mal alle gegenseitig an die eigenen Nasen!

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