01. Für wen ich singe
02. Leverkusen on Ice
03. Festung des Schweigens
04. Draußen ist feindlich
Bumm. Glasscheiben zersplittern, Blumentöpfe zerbrechen und Häuser stürzen ein. Vielleicht kracht noch ein Meteorit auf die Erde – oder sie geht halt ganz unter. Alles geht ''zu Bruch''. Das könnte man zumindest teilweise in den Titel der neuen Illoyal-EP reininterpretieren. Jedoch spiegelt der Name nicht ganz das Geschehen wieder. Auf dieser EP findet man vier kleine Anspielstationen, um die Wartezeit zu Illoyals kommendem Album mit ein paar neuen Songs zu überbrücken. Bekannt war unser Protagonist im Vorfeld für einen eher ''kranken'' Stil, jedoch ist dies hier in keinster Weise der Fall. Illoyal präsentiert uns etwas anderes. Dies merkt der Hörer spätestens beim zweiten Track.
''Ja, das hier ist die richtige Adresse für tiefergelegte Corsas/
Mit Schranz aus der Bassrolle und wahlweise Onkelz Tribal-Muster/
Oder Tuning Club-Aufkleber an der Heckscheibe/
Hier hält der erfahrene DJ, Schrägstrich, Jungunternehmer jeden Musikwunsch/
Bevorzugt Deutschrock, in der Hinterhand/''
(''Leverkusen on Ice'')
Der Kölner erzählt uns hier ein paar nette Details über Leverkusen an Karneval. Sicherlich ein Thema, das sonst nicht behandelt wird – aber was bringt uns das? Abwechslung schön und gut, aber das braucht man einfach nicht. Das unterhält gegebenenfalls Leute, die erwähnte Szenarien kennen, aber keineswegs mich. Was einem Hörer, der sich nicht mit Illoyal beschäftigt hat, mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auffallen wird: Es fehlen die Reime. Nun gut, er war schon immer für seine sehr unkonventionelle Art, zu rappen, bekannt. Wenn man Illoyals Aussagen auf diesem Beat als Rappen bezeichnen kann. Hört sich krass an. Ist auch krass. Denn, dass man nicht erzwungene Möchtegern-Styles und holprige Passagen hören will, ist sicherlich legitim und solcher bedient sich der Protagonist hier auch nicht. Genau das Gegenteil ist der Fall: Man erzählt einfach drauf los, beachtet, dass es im Takt des unglaublich nervtötenden und monotonen Beats ist, und tut es Letzterem noch gleich. Illoyal scheint auf diesem Song weder Betonung noch Stimmeinsatz oder gar einen richtigen Flow zu besitzen. Ein bisschen Entertainment hat man zwar durch teils lustige Überspitzungen und Beschreibungen des Geschehens, aber das reicht nicht im Ansatz. Das wäre ja alles halb so schlimm, wüsste nicht jeder Hörer dieser EP, dass sie ganze vier Tracks hat. Wobei – Tracks? Auch nicht so ganz, denn das Intro ''Für wen ich singe'' stellt nur eine knapp zweieinhalb minütige Aufzählung von Personengruppen auf, für die Illoyal rappt beziehungsweise nicht rappt. Oder halt singt. Wobei beides wahrlich zu hoch gegriffen ist. Dem nicht genug, der letzte Song hat eine Spielzeit von 55 Sekunden, auf dem Illoyal kleine Passagen los wird, inmitten von einzelnen Elementen weniger Instrumente. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt und es gibt eine zweite Anspielstation, die man als Song bezeichnen darf.
''Wenn man eine Burg hat, ist man König, und König sein heißt auch/
Nie mehr weiter als zum Ausritt die Burg verlassen zu müssen/
Deswegen ist so ein König eigentlich auch gütig/
Weil ihn nicht Unterwerfung, sondern nur Allein-gelassen-werden interessiert/''
(''Festung des Schweigens'')
Dies sind die ersten vier Zeilen des dritten Tracks und höchstwahrscheinlich auch die einzigen, die sich der (ab)geneigte Hörer anhört. Es liegt auch nicht mehr so ganz am ''Rappen'' von Illoyal, sondern viel mehr daran, dass der Beat fast durchgehend von einem, an einen Tinnitus erinnernden, Piepsen begleitet wird, das es fast unmöglich macht, sich auf den Song zu konzentrieren. Dass es nervt und komplett fehl am Platz klingt, ist die eine Sache. Dass es aber schon fast schmerzt und das Hören – ohne zu übertreiben – unerträglich macht, ist die andere. Man wünscht sich einfach, möglichst schnell den ''Pause''-Button zu finden. Wenn man bedenkt, dass dies als kleines Warm-Up für sein kommendes Album dient, dann werden sich viele Hörer sicherlich deutlich weniger dafür interessieren. Und wenn man nur nach der EP geht: zu Recht.
Nun, für die Kritik an Beats muss sich BassDeaph als einziger Produzent dieser EP verantworten. Wo die Beats beim Intro und Outro noch ganz ok sind, sind sie auf den Songs wahrlich nervig bis unerträglich. Es macht keinen Spaß, diese Platte zu hören und die Beats tragen dort sehr, sehr große Mitschuld.
Fazit:
Was lässt sich also sagen? Ich bin enttäuscht. Ich hätte das nicht erwartet. Illoyal hat auf vergangen Solo-Songs oder Features mit anderen Künstlern schon gezeigt, wie viel in ihm steckt. Ich hab' mich gefreut, von Illoyal eine kleine Dreingabe zu erhalten, um die Wartezeit auf sein Album zu überbrücken – aber ich wünsche mir irgendwie, nie reingehört zu haben. Es hört sich nicht nach einem ernsthaften Vorboten für das Album an, sondern eher nach einem kleinen Spaßprojekt von irgendwelchen Anti-Hoppern. Bitte, Illoyal, wieder etwas musikalischer. Danke. Und: beim nächsten Mal wieder alles besser. Hoffentlich.
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