Tracklist:
01. Zwei Welten Intro
02. Verliebt Darin Geliebt Zu Werden
03. Schade, Arschloch
04. Kunst Über Vernunft
05. Missin’ The Train
06. Alkoholabhängige Piloten
07. Weihnachten 04
08. Gebet Einer Heidin
09. Don’t Ask
10. Unausgesprochen Gut (Bonustrack)
Wer kennt das nicht?! Man verliebt sich. Man entliebt sich. Man trennt sich. Um damit klarzukommen, wird sich gern alles von der Seele geschrieben, und der ein oder andere sucht seine Zuflucht in der Musik. Verarbeitet wird das Ganze jedoch immer allein. Zusammen? Niemals! Oder... doch?
Die Berlinerin Celina, die im vergangenen Jahr ihr Solodebüt „Das Original“ veröffentlicht hat, und der Stuttgarter Maeckes, der mit seinem kongenialen Partner Plan B die Rapszene mit Freshness bereichert, taten genau das. Obwohl beide Musiker sind, gab es während ihrer fünfmonatigen Beziehung keine musikalische Kooperation. Diese kam absurderweise erst zustande, nachdem sie sich getrennt hatten. Sie entschieden sich, die gemeinsame Vergangenheit zusammen aufzuarbeiten und zu verarbeiten. Und auch wenn sie die Vernunft kurz vor dem Release noch einmal fragte, ob sie damit das Richtige tun würden, siegte schlussendlich die Kunst – zum Glück.
Play. Das Intro („Zwei Welten Intro“) klingt wider Erwarten anders, verstörend. Man wundert sich, ob man die richtige Platte in Schwung gebracht hat. Auf einem Shadow’schen, rohen Beat kommt ein leicht aggressiver Maeckes daher, ehe schließlich Celina das Konzept ihres Machwerks verlauten lässt:
„Zwei Seelen, eine Idee, Musik.
Ein Wort, ein Ton, ein Mikro.
Zwei Welten, Einblicke, ein Blick.“
Sehr treffend formuliert! Mit „Schade, Arschloch“, das schon vor dem Release auf MySpace kursierte und Lust auf mehr machte, geht es dann in die im Vornherein vermutete Richtung. Was der Song bereithält? Klar, eine Abrechnung. Aber auch der Genuss, beide getrennt voneinander zu hören, wird einem nicht verwehrt. Celina hat gleich drei Solotracks: „Missin’ The Train“, „Gebet Einer Heidin“ und „Verliebt Darin Geliebt Zu Werden“, dessen Quintessenz dem Titel gleichkommt und durch die gute Umsetzung ihrer persönlichen Aufarbeitung der Vergangenheit überzeugt. Maeckes hingegen erzählt auf „Weihnachten 04“ eine Story über ein Mädchen – dass das Celina ist, läge nahe, ist aber ungewiss. Der Gag, „Jingle Bells“ in der Technoversion als Hook herzunehmen, mag im ersten Moment kreativ erscheinen, aber letztlich empfinde ich ihn als (zer)störend und unpassend.
Natürlich gibt es auch Highlights auf dieser Platte. Eins ist sicherlich der Titeltrack („Kunst Über Vernunft“) selbst, den ich für den besten deepen Song des bisherigen Jahres halte. Während ein wunderschönes Piano-Sample für die musikalische Untermalung sorgt, erzeugt Maeckes sehr persönliche Bilder mit Text und Ton, und Celina lässt sowohl ihrer Trauer als auch ihrer Hoffnung freien Lauf:
„I hope, one day love will overrule your fears.
And you can say, you found someone that you can really trust.
I’m on my way though we were not meant to be.
I want you to be happy, even if it’s not with me.“
Weitere Glanzlichter sind der Track „Don’t Ask“, in dem Maeckes viele essenzielle Fragen auf bewundernswerte Weise beantwortet, und auch „Alkoholabhängige Piloten“, der von Stimmung und Klangbild so gar nicht zum Rest des Albums passt, aber genau dadurch eine wohlwollende Abwechslung als auch andere Seite darstellt.
Die kurze Spieldauer von nur zehn Tracks scheint hier das einzige Manko zu sein. Der ein oder andere wird wohl aber auch die teils roh wirkenden Beats und die teils nicht so gute Aufnahmequalität (z.B. bei „Gebet Einer Heidin“ hörbar) bemängeln.
Mein Fazit: So absurd das Konzept eigentlich ist, so einzigartig und interessant ist es. Ein getrenntes Paar gibt seine Erfahrungen der Öffentlichkeit preis und gewährt einen Einblick in seine Seelen. Durch die Vielseitigkeit – sowohl textlich als auch musikalisch (Mix aus Blues, Swing, Soul, HipHop...) – weiß das Album sehr zu gefallen.
Und am Schluss hat man trotz allem das Gefühl, dass sie nun so miteinander umgehen, als wären sie Freunde.
„Schade, Arschloch“ auf Celinas MySpace
„Alkoholabhängige Piloten“ auf Maeckes MySpace
(Uli Mativ)
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