Review: SSIO – BB.U.M.SS.N



  • 01. Vorspiel
    02. Einbürgerungstest für schwererziehbare Migrantenkinder
    feat. Kalim
    03. Ein tiefsinniges, sozialkritisches und moralvermittelndes Lied feat. Xatar
    04. Das letzte Mal? Niemals!
    05. 53119
    06. Das Wasser ist nass
    07. Rocco Siffredi
    08. Der Kanalreiniger
    09. Unbekannter Titel
    10. Bonn 17
    11. Harz 4
    feat. Maestro & Obacha
    12. Big King XXL
    13. Illegal, Legal, Egal ...
    feat. Nate57 & Telly Tellz
    14. Du hast noch nicht mal Kekse Zuhause feat. Schwesta Ewa
    15. Nuttööö
    16. Suchtfaktor
    feat. Xatar
    17. Schwarzer Afghane feat. Kalim & Obacha
    18. Schon wieder Sonntag


    Seit die Azzlackz es geschafft haben, im sonst so knochenharten und bitterernsten Straßenrap-Genre für Furore zu sorgen, indem sie alte Muster aufbrachen, fegt immer wieder ein frischer Wind durch die Szene. So folgte ihnen eine Schwesta Ewa, die aktuell wohl die polarisierendste Rapperin Deutschlands sein dürfte. Aus derselben Ecke kommt auch SSIO, der letztes Jahr schon mit seinem Mixtape "Spezial Material" einiges an Aufmerksamkeit gewinnen konnte. Nun folgt sein Debütalbum mit dem eigenwilligen Titel "BB.U.M.SS.N". Das ist übrigens eine Abkürzung und steht für "BoomBapisch Ultraamnesisch Melodischanaboler StraßenScheiß, Nuttööö". Ja, genau. Und ähnlich seltsam liest sich auch die Tracklist, die neben Burgernamen ("Big King XXL") und der Nennung eines Freudenhauses ("Bonn 17") auch gerne Tracktitel enthält, die einen ganzen Satz lang sind. Ob sich dahinter ausgemachter Schwachsinn oder doch ein Album mit Hand und Fuß verbirgt, wird sich zeigen.


    "Kilogramm Drogen geben, Stammkunden reden/
    Durch 5110, scheiß' auf Smartphone-Geräte/
    Fangen wir ein neues Thema an mit/
    Kurs ticken, Huren ficken im Ledermantel/
    "
    (SSIO auf "Vorspiel")


    Schon "Vorspiel" zeigt, was auf "BB.U.M.SS.N" im Vordergrund steht: Drogen und Sex. Das sind die Themen, für die sich SSIO interessiert und über die er rappt, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Er flowt dabei so gnadenlos on point über den Beat, dass einem eigentlich nichts anderes übrig bleibt, als die Anlage laut aufzudrehen und mit dem Kopf zu nicken. Nach so einem Brett wird es im darauffolgenden Titel, der den äußerst griffigen Namen "Einbürgerungstest für schwererziehbare Migrantenkinder" trägt, etwas ruhiger angegangen. Auf einem Westcoast-Beat mit unüberhörbarem Oldschool-Flavour werden SSIOs Lieblingsthemen wieder neu verpackt. Straßenrap eben, aber auf unterhaltsame Art. Schon der Einstieg "Du kommst in den Schulhof mit Schwarzbrot in Tupperdosen" sorgt für einen unvermeidlichen Lacher. Leider kann Featurepartner Kalim weder raptechnisch, noch auf der Unterhaltungsebene mit SSIO mithalten, da er sich viel zu ernst nimmt und sein Rap austauschbar klingt.


    "Nachts schmuggelt der Immigrant Drogen rein/
    Durch den Zonenbereich der Kriminalpolizei/
    Aufm CL mit 295er Schlappen/
    Bums' vergebene Weiber, die 'nen Goldring anhaben/
    Nuttensohn – wir verticken Ott in Baggys/
    Und laufen hinter Mäusen her, wie bei Tom und Jerry/
    "
    (SSIO auf "Einbürgerungstest für schwererziehbare Migrantenkinder")


    "Ein tiefsinniges, sozialkritisches und moralvermittelndes Lied" ist alles – nur nicht das, was sein Tracktitel verspricht. SSIO, dieses Mal mit Knast-Insasse Xatar im Gepäck, bringt mit seiner unverwechselbar direkten Art durchdachte Punchlines und Vergleiche, die lustig sind, aber auch aus raptechnischer Sicht überzeugen können. Dazu SSIOs Markenzeichen, das langgezogene "Nuttööö" am Zeilenende, und die Sache ist geritzt. Und auch Xatar passt gut auf den Beat mit 90er-Sound und sorgt trotz seiner harten Grundhaltung mit der einen oder anderen Zeile für einen Schmunzler. Ähnlich rund ist auch der Track mit einem weiteren Alles oder Nix-Mitglied, der bereits erwähnten Schwesta Ewa. Hinter dem wunderschönem Namen "Du hast noch nicht mal Kekse Zuhause" verbirgt sich ein ruhiges Instrumental, auf das die beiden Labelkollegen gekonnt flowen. Doch nicht nur aus dem eigenen Camp kommen Gastbeiträge. So sind auf "Illegal, Legal, Egal ..." die Hamburger Nate57 und Telly Tellz vertreten. Hier beweist SSIO auf einem Instrumental mit Dubstep-Anleihen, dass er auch Doubletime rappen kann und stellt locker seine beiden, durchaus versierten, Featuregäste in den Schatten. Bevor er dies tut, muss er sich aber zuerst sicher sein, dass das vorliegende Instrumental kein "scheiß verfickter, billiger Glockenbeat" ist. SSIOs eigenwillige, direkte Art wirkt stets authentisch und sympathisch, was seiner Musik eine sehr starke Unterhaltungsebene gibt und diese so einzigartig macht. Ob er nun auf "Big King XXL" ein Lied nach einem Burger benennt und dennoch nur übers Kiffen und Ticken rappt oder auf "Kanalreiniger" seine besonderen Vorlieben für das weibliche Geschlecht preisgibt – stets ist ein Augenzwinkern vorhanden, das einen Humor erzeugt, der zwar etwas asozial ist, aber extrem viel Spaß macht.


    "Sie steht auf meine Brusthaare und Oberarme/
    Steht drauf, wenn ich mit offenem Hemd Motorrad fahre/
    Ich steh' auf dicken Arsch, Haare mit roten Strähnen/
    Solang' ich 'nen Ständer hab' wie beim Notenlesen/
    Keine Geduld, sie merkt, wie ich stets Signale zeig'/
    Dass es mich ordentlich juckt im Genitalbereich/
    "
    (SSIO auf "Der Kanalreiniger")


    Ernste Töne sind auf "BB.U.M.SS.N" selten, vergeblich sucht man sie jedoch nicht. So darf man auf "Suchtfaktor" einen Blick hinter die Fassade werfen und zuhören, wie sich SSIO und Xatar mit den Schattenseiten von Drogen und Glücksspiel beschäftigen. Trotz der ernsten Stimmung weiß SSIO zu überzeugen und auch Xatar wirkt gewohnt authentisch. Eine ähnliche Thematik spricht "Das letzte Mal? Niemals!" an. Hier rappt der Bonner über seinen Lebensstil und, viel wichtiger, warum er diesen nicht aufgeben kann. Passend dazu zeigt sich auch der Beat mithilfe von Klavierklängen etwas ruhiger und melancholischer. Dennoch reiht sich die Produktion nahtlos in die durchgängige Soundkulisse des Albums ein, die konsequent nach Oldschool-90er-HipHop klingt und Reaf, Maestro und Gee Futuristic zu verdanken ist. Dieser Sound passt nicht nur super zu SSIOs eigenwilligem Flow, sondern bildet innerhalb des deutschen Straßenraps eine Seltenheit, was das Album so zusätzlich frisch und eigen wirken lässt.


    Fazit:
    SSIO hat mit "BB.U.M.SS.N" ein Produkt geschaffen, bei dem für jeden etwas dabei ist: Die Gangster kriegen straighten Straßenrap, die Rapnerds Technik und Beats vom Feinsten und der Rest einen sympathischen Humor, den die meisten anderen Rapper vermissen lassen. Hinzu kommt der einheitliche Sound, der aus dem Album ein stimmiges Gesamtpaket schnürt. Meckern lässt sich über die mangelnde Themenvielfalt, die jedoch durch die immer wieder neu verpackten, lustigen Lines kaum auffällt. Auch das ein oder andere Feature hätte man sich sparen können, da der Bonner durch seine runde, eigenständige Leistung die meisten Gäste in den Schatten stellt. So bekommt man mit "BB.U.M.SS.N" eine originelle Straßenrapplatte, die sich auch Fans jenseits des Genres gerne anschauen dürfen.



    Florian Peking (Florginal)

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    Bewerte diese CD:
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  • ekelhaft... ich hör gerad ssio und denk mir.. mal gucken ob es schon ne review gibt.. und zack ist sie da... :D


    sehr gute review !! ! ! ! ! !



    probs :thumbup: :thumbup:

  • Zitat

    Original von Lowcut
    finde der sol nicht so auf nuschool schwuchtel machen. wie wärs mal mit paar oldschooligen beats und nicht immer so ernstem kram? tz tz tz


    halt den mund, was für schwuchtel ?

  • Feier das Album auch sehr, find die Wertung dann aber doch zu hoch.


    Paar Tracks find ich etwas schwächer und die Texte sind halt schon sehr einseitig. Über Nutten und Geld zu rappen is ja nichts schlechtes, aber wenn man es das ganze Album lang macht dann hätte man es ruhig hin und wieder anders verpacken können.

  • Zitat

    Original von Intensiv_
    hammer album. taugt.
    wer auf ssio oldschool steht, sollte sich das "spezialmaterial" holen;)


    :thumbup: :thumbup:

  • Zitat

    Original von Stiff.Scratch


    Das meinte lowcut ironisch Kani.


    ohh... das weiss ich bei dem nie.. der hatet alles was bei 3 nicht aufm baum is oda so

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