Review: Sido – Blutzbrüdaz – die Mukke zum Film



  • 01. Hol doch die Polizei feat. B-Tight
    02. Mund auf feat. B-Tight
    03. Ans Meer feat. B-Tight
    04. Arbeitsamt feat. Favorite
    05. Blutzbrüdaz – Alpa Gun
    06. Make Room – Erick Sermon
    07. Spring auf
    08. Tageslicht feat. B-Tight, Alpa Gun & Doreen
    09. Bis zur Sonne feat. B-Tight & Damion Davis
    10. Geboren um frei zu sein
    11. Bruda hin Bruda her – Haftbefehl
    12. Immer tiefer in den Dreck feat. MoTrip
    13. Das Leben ist ein Arschloch feat. MoTrip & Laas Unltd.
    14. Das bin ich – B-Tight
    15. Ich rappe 2012 – B-Tight
    16. Jippie Jey – B-Tight & Tony D
    17. Endstation live


    Nach Bushido ist nun auch Sido an der Reihe und veröffentlicht einen eigenen Kinofilm, zu dem selbstredend der dazugehörige Soundtrack auch nicht fehlen darf. Ich muss gestehen, dass ich nicht besonders viel von dem Album "Blutzbrüdaz" erwarte, da mich der Mann, der für nach wie vor von mir gerne gehörte Alltime-Classics wie "Mein Block", "Weihnachts-" und "Arschficksong", "Fuffies im Club" oder "Steig ein" verantwortlich ist, mit den Veröffentlichungen der letzten Jahre fast ausschließlich nur extrem enttäuscht hat. Pseudotiefgründige Songs wie "Der Himmel kann warten" waren zwar durchaus sehr erfolgreich, die Herzen der langjährigen – womöglich mittlerweile ehemaligen – Fans dürften dabei jedoch reihenweise geblutet haben. Und wessen härteste Punchlines nun im Stile von "Ich schlag' dir die Flausen aus'm Kopf raus/ dieser Track ist so fett, mach 'n Knopf auf" gehalten sind, der wird wohl nie mehr zu seiner alten, jedoch trotzdessen weitaus frischeren Form zurückfinden.


    "Auch, wenn sich alles dreht, und ich glaube, ich kotz' gleich/
    Denk dir nichts dabei, das muss so sein, ich sauf' mein' Kopf frei/
    Ich hoff', du hast den Stoff 'bei/
    THC, Alkohol und Kokain sind meine Top 3/
    "
    (Sido auf "Spring auf")


    Zu meinem Erstaunen wirken die meisten Tracks erfrischend unbeschwert. Keine großen Inhalte, denen man als Sido mit beschränkten lyrischen Fähigkeiten ohnehin nicht gewachsen wäre und die andere Rapper zudem wesentlich besser rüberbringen könnten. Sido macht das, was er schon immer am besten konnte und wohl auch für immer am besten können wird: über einen asozialen Lifestyle rappen. Und auch Dauerfeaturegast B-Tight kann nach den widerwärtigen Technoexkursen der letzten Jahre erstaunlicherweise überzeugen, wie schon lange nicht mehr. Gerade in seinem Solotrack "Das bin ich" zeigt er sich von seiner besten Seite, als schrieben wir das Jahr 2007 und "Neger Neger" käme auf den Markt. Auch die Zusammenarbeit der beiden funktioniert perfekt. So gehören die ersten drei Tracks des Albums – ihres Zeichens pure A.i.d.S.-Songs – zu den besseren. Vor allem dem einleitenden "Hol doch die Polizei" meine ich insbesondere duch die eingängige Hook den Spaß am Musik machen anzuhören, was heutzutage eine Seltenheit bei den beiden ist.


    "Hol doch die Polizei/
    Bevor sie hier erschein' werden, ist die Action schon vorbei/
    Hol doch die Polizei/
    Soll'n se mich doch einsperr'n, ich fühl' mich sowieso nicht frei/
    "
    (Sido auf "Hol doch die Polizei")


    Neben Sido und B-Tight befinden sich außerdem noch Beiträge diverser anderer Künstler auf dem Album. Überraschend für viele war wohl die Anwesenheit Favorites auf der Gästeliste. Dieser liefert mit seinem Part eines der Highlights ab, sehr humorvoll rappt er über sein Verhältnis zum "Arbeitsamt": "Ja man, ich werd' ständig gefeuert, die beim Arbeitsamt kenn' mich, die nenn' mich bescheueeeeert". Tony D in Zusammenarbeit mit B-Tight zu hören, lässt alte Momente zwischen 2005 und 2007 wieder neu aufleben. Der gemeinsame Track "Jippie Jey" macht zwar lange nicht so viel Spaß wie Tracks auf "Heiße Ware" oder "Ansage Nr. 5", schlecht ist er aber definitiv nicht. MoTrip darf (wie auf gefühlt jedem zweiten deutschen Rapalbum 2011) selbstverständlich auch hier nicht fehlen. Jedoch geraten seine Beiträge für die Verhältnisse des vielversprechenden Nachwuchstalents sehr mager. Enttäuschend fällt auch der Solotrack "Bruda hin Bruda her" von Haftbefehl aus. Dieser bestätigt meine Vermutung, dass er mit seinem für mich zweifellos grandiosen Debütalbum "Azzlack Stereotyp" alles gesagt hat, was es für ihn zu sagen gibt, und sein Pulver schlichtweg verschossen ist. Ein Gastbeitrag der besonderen Art stammt von Rio Reiser. Ein Vocal-Sample des vor Jahren verstorbenen Sängers befindet sich auf "Geboren um frei zu sein", der ersten Single- und Videoauskopplung. Schön zu hören ist seine Hook sicherlich auch mit HipHop-Drums, ob man seine Werke nicht besser unangetastet lassen sollte, muss jeder für sich selbst beantworten. Ich jedenfalls habe meine gewissen Probleme damit, dass ausgerechnet ein Sido sich an der Diskographie der deutschen Musiklegende vergreift. Gerade, wenn Sido sich in diesem Track einmal mehr an Themenkomplexe wagt, denen er nicht gewachsen ist.


    "Mein Kopf geht immer mehr kaputt, aber ich nehm's nicht hin/
    Wir folgen alle einem großen Arsch, so wie das Leben stinkt/
    "
    (Sido auf "Geboren um frei zu sein")


    Fazit:
    Zum Abschluss des Jahres ist das Album "Blutzbrüdaz" wohl die größte positive Überraschung 2011. Auf dem Soundtrack zum Film gibt sich Sido nach Jahren großteils wieder unverkrampft und locker. Keinen großen Kopf um Songkonzepte oder Chartsingles machen und schon läuft's wieder, so scheint es. Es kommt für mich tatsächlich Vorfreude auf den gleichnamigen Film auf, was ich vorher schier für unmöglich gehalten hatte. Was "Blutzbrüdaz – die Mukke zum Film" besonders hörenswert macht und von den vorhergehenden Releases Sidos positiv unterscheidet, sind die Beats. Deutlich weniger Pop, deutlich mehr herkömmlicher HipHop, bei dem die Beschreibung "oldschool" nicht ganz falsch ist. Da der Film – zumindest in Ansätzen – an Sidos Anfangstage erinnern soll, war es durchaus naheliegend, sich musikalisch stark auf die früheren Werke zurückzubesinnen. Klingt gut, lässt allerdings nicht im Geringsten darauf hoffen, dass "Blutzbrüdaz" musikalisch wegweisend für zukünftige Releases von ihm sein wird. Gerade, weil Sido auf dem Werk aus der Perspektive des Filmhelden Otis rappt und nicht aus seiner eigenen. Trotzdem ist es schön, noch einmal mehr oder weniger den alten Sido zu hören – wenn auch das womöglich allerletzte Mal.



    (TonySunshine)

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    Bewerte diese CD:
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  • Ich find das Ding tatsächlich sehr cool! Haftbefehl und die Singel kann ich mir aber leider gar nich anhören. Der Rest gefällt, auch wenn die Texte höchstwahrsch. weniger von Sido selbst sind bzw. allgemein von den Leuten selbst wäre.

  • Lucs, wie du zu so einer annahme kommst ist für mich nicht nachvollziehbar...


    review ist cool geschrieben, kann man gut lesen.
    kann mich eigentlich auch vollkommen anschließen.
    früher war sido auf jeden fall geiler, auf blutzbrüdaz ist ein
    teil von ihm zurückgekehrt ;)
    kann man nur hoffen dass es so weitergeht,
    album kaufen lohnt sich auf jeden fall.

  • Geht hauptsächlich um die Refrains. Sido selber hat z.B. mal gemeint, er würde Refrains von J-Luv singen lassen, was aber niemand mitbekommt. Zumindest war das beim Aggroberlin Album der Fall, diesmal klingt das bei ein zwei Stellen immer noch so. Jetzt weiss man natürlich nicht, ob J-Luv selber nur singt oder auch die Melodien macht.
    Zusätzlich klingt eine Autotunehook nicht unbedingt nach dem typischen Sido. Diese "Du kannst das nicht" Hook. Was ja nicht heißt, dass se nicht von ihm ist, aber es hat schon ziemlich den Anschein.


    Aber das macht für mich das Album nicht schlechter, war nur mein erster Gedanke beim durchhören. Gut ist es trotzdem geworden, freue mich auch auf den Film.

  • Zitat

    Original von Ba/\uk
    bei saturn gibts das album für 4,99€. wird sowas von gekauft nach dieser review, allein wegen dem favorite part.


    War gestern deswegen da, es hat 14,99€ gekostet :motz:
    Meintest du legalen Download oder wie?

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