Review: Rockstah – Nerdrevolution



  • 01. Das ist die…
    02. Nerdrevolution
    03. Sturmfrei
    04. Zocken > Ficken
    05. Taskleistendisco
    06. Kopfkino
    07. Nerdy Terdy Gang
    08. Mc Drive Muzik
    09. Ich party morgens
    10. Pokémon Stadium
    11. Ballparadies
    12. Panic Room
    13. Mach das L


    Nerdrevolution. Ab jetzt wird die Hornbrille aufgesetzt, das Gamescom-Shirt angezogen und seine Gefühlswelt nur noch in radikal abgekürzten Anglizismen offenbart. Oder etwa nicht?! Wenn man Rockstah Glauben schenken mag, ist der Nerd an sich schon längst nicht mehr der stereotypische Mathematikstudent. In jedem Teilnehmer des alltäglichen Lebens steckt – wenn er nicht gerade kokstickend mit Goldkette durch Seitenstraßen schleicht – ein mehr oder weniger nerdiger Nerd. Ob die Revolution gelingt, lässt sich letztlich jedoch nur anhand der Qualität der dreizehn Musiktitel des hier vorliegenden Debütalbums erklären.


    Um sich auf die Revolution überhaupt einlassen zu können, muss der Hörer gewiss kein stereotypischer Nerd sein, aber eine gewisse Toleranzgrenze gegenüber einiger Rockstah-Eigentümlichkeiten mitbringen. Der Frankfurter macht alles andere als konventionelle Rapmusik und wer ihn noch nicht kennt, wird manches an ihm eventuell sehr anstrengend finden. Seine Reime sind nicht immer Reime, seine Texte setzen voraus, dass man die Videospielindustrie der abgelaufenen Dekade verfolgt hat und seine Stimme klingt irgendwie so als hätte man den Tone-Regler seiner Soundanlage gehörig nach rechts gedreht. Das sind Gegebenheiten, die ich mal großzügig als Rockstah-Charakteristika abstemple und nicht in die Wertung einfließen lasse.


    "Jetzt wird gecheatet, dieser Junge läuft im God-Mode/
    'N.E.R.D.'-Tattoo auf dem Knöchel dieses Rockstahs/
    Das Internet bricht ein und schreit 'OMG!'/
    Wenn ich fertig bin, braucht dieses Deutschland eine Boot-CD/
    "
    (Rockstah auf "Nerdrevolution")


    Irgendwie typisch, auf dem Titeltrack "Nerdrevolution" braucht der Nerdrapper lediglich 16 Sekunden, um die Wörter "God-Mode", "OMG" und "Boot-CD" in einen Kontext miteinander zu bringen. Somit steht für den CD-Hörer bereits nach wenigen Minuten – rein thematisch betrachtet – fest, dass die Platte einen würdigen Nachfolger zu seinen, in Insiderkreisen viel gefeierten, "Glamrockrapper"-Mixtapes darstellt. Im Gegensatz zu diesen spricht die "Nerdrevolution" allerdings von einem handfesten Konzept, das intelligent und themenreich über die gesamte, aber etwas kurz gefasste Spieldauer von knapp 50 Minuten präsentiert wird. So feiert der Übernerd die krassesten Partys innerhalb ("Taskleistendisco"), die peinlichsten Partys außerhalb des Internets ("Sturmfrei") und zieht letztlich sogar seine Gamer-Triebe seinen sexuellen vor ("Zocken > Ficken"). Vor allem die sehr witzigen Lines, die häufig nur so von Selbstironie triefen, wissen zu begeistern:


    "Dass ich ein Nerd bin, weißt du, seitdem du mich kennst/
    Und dass ich ein Nerd bin, weiß auch jeder meiner Fans/
    Und deine Mumu sieht so aus wie ein Endboss/
    Irgend so ein Sandwurm, irgendwas, was Blut kotzt/
    "
    (Rockstah auf "Zocken > Ficken")


    Leider spielt Rockstah seine Stärken nicht durchgehend aus und so warten auch ein paar weniger gelungene Tracks auf das gespannte Ohr des Hörers. "Nerdy Terdy Gang" etwa ist aufrund seines eher mageren Textinhalts keine Empfehlung und fällt wegen des sehr eintönigen Beats mit einem fast schon sterilen Klangbild eher negativ auf. Auch was sich der Frankfurter dabei dachte, ausgerechnet die sehr interessante Thematik von "Mc Drive Muzik" durch ein völlig unsinniges Black Eyed Peas-Sample abzuwerten, bleibt mir ein Rätsel, das beim weiteren Hören seines Albums mit Revolutionsanspruch unschön im Hinterkopf bleibt. Doch auch nachdenkliche Songs sind namentlich mit "Kopfkino" und "Panic Room" auf der Scheibe vertreten. Vor allem zweiterer überzeugt mich mit großartiger Atmosphäre und genialster Metaphorik – definitiv ein Highlight des Albums:


    "Ich heul' genau wie du, doch dreh' den Kopf weg/
    Es bringt nichts, ich klapp' die Hülle von dem Knopf weg/
    Lege den Daumen ab und hoffe du wirst glücklich/
    Ein fester Druck – Tränen, Schreien bringt's nicht/
    "
    (Rockstah auf "Panic Room")


    Zehn der dreizehn Instrumentalproduktionen steuerte Sam Exzellent bei, der schon den frühen Werdegang Rockstahs häufig mit berappbaren Unterlagen fütterte. Zudem sind Beats aus dem Hause Raphael Rasmus, Levon Surpreme und Gee Futuristic mit von der Partie. Ganz ohne Kritik kommen dieses allerdings nicht aus. Trotz einiger wirklich hörenswerter Beats bekommt man mehr als einmal sehr leer und unfertig klingende Elektrobeats, die ich eher ins Genre Minmal einordnen würde, geboten. Zu oft fehlen ihnen mit dominierenden Drums und den knarzenden Bässen einfach das letzte bisschen an melodischem Feinschliff, als dass sie mich überzeugen könnten.


    Fazit:
    Der leicht enttäuschte Unterton, der sich durch diese Review zieht, dürfte dem einen oder anderen Leser aufgefallen sein. Ein Blick auf die Mic-Anzahl zeigt jedoch, dass dies nicht auf komplett fehlende Qualität der CD zurückzuführen ist. Vielmehr stellt es Meckern auf hohem Niveau dar, verbunden mit der Erkenntnis, dass der Rockstah unter den Rappern mit seinem vorliegenden Debütalbum eben doch nicht den ganz großen revolutionären Wurf gelandet hat. Lediglich eine sehr gute Deutschrap-Scheibe ist ihm hiermit gelungen, die neue, mutige Wege geht, ohne sie perfekt zu Ende zu denken.



    Bobby Stankovic (Niklas Pollmann)

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    Bewerte diese CD:
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  • Zitat

    Original von ProRipper
    Also, sobald eine gewisse Dame mir ein gewisses Paket zuschickt, kann ich es mir auch endlich anhören... *räusper*


    Ich hab' bisher jedes Rockstah-Release unglaublich sehr gefeiert und freu' mich schon total auf dieses Album. Ich will endlich! :(

    Kauf's dir halt.

  • Nerdy Terdy Gang ist auch n highlight aber sowas ist geschmackssache der beat flasht trotz so monoton :D aber kann sein weil ich eh so auf electro und house steh :D


    ich feier es ! :king: also das komplette album :D

  • Mich stört dieser Satz, meckern auf höchstem Niveau... Das lese ich in letzter Zeit öfters bei den Reviews.


    Eine sehr gute Scheibe, hätte die nicht vielleicht ein Mic mehr verdient? Oder kostet "Meckern auf höchstem Niveau" und "doch nicht den ganz großen revolutionären Wurf gelandet" 1-2 Mics?


    Wenn es danach gehen würde müsste man jedem Album 2 Mics automatisch abziehen, da diese beiden Sachen zu jedem Album gesagt werden können.
    Und andere Minuspunkte kann ich nicht herauslesen...


    Naja ich ich glaub ich muss mir das Album holen. Wobei ich nichtmal weiß ob das Free oder im Handel erhältlich ist -.-


    Review an sich gut, mach einen guten Eindruck vom Album und hat es mir persönlich interessant gemacht, jedoch verstehe ich die Mic/Benotung/Punkte/Wieauchimmer verteilung nicht.


  • Normalerweise ist man sehr gut damit beraten, sich das Stück Musik erstmal zu Gemüte zu führen, bevor man an der Bewertung herummäkelt ;)
    Hör's dir einfach mal an und sag mir dann, was dein Eindruck ist, bei mir war es eben so, dass ich Rockstah einfach ne ganze Menge zugetraut habe, da ich die Glamrocktapes auch hart gefeiert habe, aber bei der Revolution waren es eben nur 4 Mics. Wenn du das nach Hören der Scheibe anders siehst, ist das dein Bier :tongue:

  • Zitat

    Original von Weezy
    Bis auf Sturmfrei hat mir das Album nicht so gut gefallen. Kann man mal anhören aber ich finds sehr mittelmäßig.

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