01. Intro
02. Ghettosuperstars
03. Banger & Boss
04. Flaschen auf den Türsteher
05. Sonnenbank Pimps
06. Alphamassaka
07. Gangbanger
08. Schwarzgeld
09. Mitternacht
10. Die Härtesten im Land
11. Wir ficken ein paar Bonzen
12. Die Straße kuckt zu
13. Butterfly feat. Billy 13
14. Crime Time
15. Jung, brutal, gutaussehend
Steelbox Bonus: Miami Vice
Okay, Showtime, Bitch! "JBG" ist da! Nachdem den zwei Spitzbuben Farid und Felix im Lauf der letzten Wochen und Monate das Kunststück gelang, anfänglichen Missmut gegenüber ihrem gemeinsamen großen Streich in echte Euphorie zu verkehren, hat nun die Stunde der Wahrheit geschlagen. Jetzt helfen auch noch so viele lustige Video-Impressionen aus dem Alltag der Düsseldorfer Spaßkanonen nichts mehr. Was jetzt zählt, sind die harten Fakten. Und die sind schnell zusammengetragen: Je nach Portemonnaie gibt's zwischen fünfzehn und sechzehn Tracks, produziert von Woroc, Vizir, Joshimixu, Cee Jay Beatz, Niemehr4Free, Rooq, Bjet und – natürlich – Rizbo. Abgesehen von Anspielpunkt 13 mit einer ebenso nummerierten Billy finden sich keine Features und auch auf sonstigen Firlefanz wie Skits, Interludes oder etwa Themenvielfalt wurde konsequent verzichtet. So konsequent, dass "Jung, brutal, gutaussehend" auch in umgekehrter Reihenfolge abgespielt problemlos funktioniert und den klassischen Track-für-Track-Walkthrough als Rezensionsform ad absurdum führt.
Nur so viel: Das Soundbild gestaltet sich überwiegend düster, doch stellenweise auch sommerlich warm, hat jedoch auf den jeweiligen Inhalt der einzelnen Songs genauso wenig Einfluss wie deren Titel. Ob minimalistische Streicher bei "Schwarzgeld" oder dramatische Chöre für Outro Schrägstrich Titeltrack: Die beiden Pusher-Pusher "klopfen [...] Sprüche wie Morsefunker" (Kollegah auf "Flaschen auf den Türsteher"), beleidigen um die Wette und haben es sich offensichtlich zur Aufgabe gemacht, auch Battleraps überstrapaziertesten Facetten zu neuem Glanz zu verhelfen. That's it! Oder, um es mit den beiden zu sagen:
"Ey, Farid, soll ich mal storytellen – hintergründig und ehrlich?/
Boah, nee, komm', is' schon so spät – fick' paar Mütter und fertig/"
("Crime Time")
Sinnvoller wäre vielleicht eine separate Betrachtung der beiden Protagonisten, denn, gegenseitiger Nachhilfe in Sachen Kultur beziehungsweise Asozialität und einheitlichem Dresscode zum Trotz, begegnen sich die Herren Blume und Bang hier zu keinem Zeitpunkt wirklich auf Augenhöhe. Mehr noch: Der offensichtliche Klassenunterschied wird umso offensichtlicher, je mehr sich Farid bemüht, ihn zu überwinden – etwa beim oft unverständlichen Versuch, mit Kolles Doppelzeit mitzuhalten. Und auch jener, die bosshafte Wortspieldichte mitzugehen, hinterlässt einen eher faden Beigeschmack, wenn dabei größtenteils auf – teils auch außerhalb der Szene – altbekannte Kalauer zurückgegriffen wird. Sicher: Von einem MC mit mehreren gedissten Rappern per minute kann man wohl kaum erwarten, stets zu wissen, welcher "Lappen" da draußen welche Doppeldeutigkeit vielleicht schon ausgeschlachtet hat. Aber zumindest mit dem Hitkatalog seines Kollabo-Kollegen Kollegah sollte Farid diesbezüglich doch einigermaßen vertraut sein. Doch sogar vom gemeinsamen "Westdeutschlands Kings" wird sich da noch bedient. Natürlich auch eine Möglichkeit, seinem offensichtlichen Vorbild ein wenig näher zu kommen. Schließlich beim Versuch, die vielsilbigen Endlosreimketten seines Partners in Rhyme nachzustellen, versprüht der "Sonnenbank Pimp" oft unfreiwillig auch ein wenig vom dazugehörigen Flavour: meist leider nicht mehr, als nicht zusammenhängende Aneinanderreihungen von Satzfetzen, die aus dem Nichts zu kommen scheinen.
"Sei dir sicher, Farid Bang ist zurück/
Mark Medlock, Elton John, Samy Deluxe/"
("Schwarzgeld")
"Ich trag' ein Messer und steck' es in ein' Kickboxer/
Sowas habt ihr nie gesehen – so was machen HipHopper/"
("Flaschen auf den Türsteher")
Ebenso aus dem Nichts kommen auch die bereits erwähnten Disses und Seitenhiebe gegen Rapgott und die Rapwelt, bei denen von plumper Pöbelei bis zum echten Lacher alles dabei ist. Siehe da: Für einige kurze Momente springt der Funke dann über und der Sympathikus aus den amüsanten Belgrad-Videos blitzt kurz mal durch. Und da scheint sich sogar der Besitzer der Alphagene tatsächlich noch etwas von seinem Mitstreiter abgeguckt zu haben, denn der zeigt sich auf "JBG" so verspielt und humorvoll wie seit RBA-Zeiten nicht mehr. Da kocht der Boss dann schon mal Crack "mit umgebundener 'Hier kocht der Chef noch selbst!'-Schürze" ("Butterfly"), rechtfertigt den x-ten Mercedes wie selbstverständlich mit dem "Neuwagengeruch" ("Schwarzgeld"), oder bricht sein Verständnis von Freizeitgestaltung achselzuckend aufs Mütter ficken und Gold spazieren tragen herunter ("Die Straße kuckt zu").
"Sie sieht mein' Schwanz und denkt sich 'Heiliger Bimbam!'/
Denn er hat das Volumen einer 2 Liter-Schwip Schwap/"
("Crime Time")
– Mit Verballhornungen klassischer "ZHT1"-Lines trägt Deutschlands nach wie vor einziger Zuhälterrapper sogar den noch immer nicht verstummten Forderungen nach Rückbesinnung auf sein Debüt augenzwinkernd Rechnung. Dass angesichts einer Solchen Fülle an eingestreuten Gimmicks und Gags vielleicht ein bisschen an Punch-Frequenz, Reimstruktur und Flow-Gekaspere gespart wurde, versteht sich da fast von selbst – zumal eine allzu nerdige Technik-Versessenheit dem Projekt wohl ohnehin nicht gerade gut zu Gesicht gestanden hätte. Und mit Parts wie jenen auf "Alphamassaka", "Wir ficken ein paar Bonzen" oder auch dem vorab releasten "Ghettosuperstars" verteidigt T.O.N.I. seine Ausnahmestellung, was technisch versierten Gangsterscheiß angeht ohnehin mehr als eindrucksvoll:
"Und deine Schwester lässt sich 'Kollegah' tätowieren/
Obwohl Kollegah mit verschiedenen Frauen schläft wie Nekrophile/
Ey und die Nutte trägt Stilettostiefel/
Die sind für die wie gemacht, als wären's Nintendo-Spiele/"
("Wir ficken ein paar Bonzen")
Wenn also Farid auf "Butterfly" die Frage, die Bushido einst ebenso zu Billy 13s schiefem Gesang stellte, mit den Worten "Kollegah und Farid Bang – diese deutsche Crew ist besser!" klären will, geht das eventuell leicht am Thema vorbei. Gut möglich, dass schon einer von beiden genug Skill für die Herren Black und White hätte, aber irgendwie will der Crew-Gedanke auf "Jung, brutal, gutaussehend" nun mal einfach nicht so ganz passen. So sehr Banger und Boss im Privaten auch ein Herz und eine Seele sein mögen, so inhomogen wirkt dennoch ihr Schaffen auf den zweiten Blick beziehungsweise Horch. Nichtsdestoweniger: Halb-Kanadier und Voll-Marokkaner scheinen "JBG" letztlich als einen einzigen großen Spaß zu verstehen und, versucht man, es ihnen gleich zu tun, so kann man daran problemlos teilhaben. Mir jedenfalls ist dies glücklicherweise auf Anhieb gelungen und daher verbleibe ich mit einem Satz, den Monsieur Gangbang in den letzten Wochen wohl geprägt hat wie kein Zweiter: "Da haben wir auf jeden Fall 'ne spaßige Zeit gehabt..."
holi (Nico Mönnig)
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