Alles fit im Schritt?

  • Bei jeder Ejakulation verliert der Mann etwa fünf Milliarden Gehirnzellen, das ist doppelt soviel wie bei einer Vollnarkose", schreibt er. Wohl zu viele kleine Arschlöcher gezeichnet, der Mann. Wissenschaftlich gesichert ist, dass Spermien in den Hoden produziert und in den Nebenhoden bis zum Tag ihres Einsatzes gelagert werden.


    Bis zu 600 Mio. Samen schwimmen in den durchschnittlich zwei bis sechs Millilitern Ejakulat. Doch tun sie das wirklich? Bereits 1992 nämlich schlugen dänische Wissenschaftler Alarm: Anzahl und Qualität der Spermien seien in den vergangenen Jahrzehnten drastisch gesunken, ein Ende dieses Abwärtstrends nicht absehbar. Hormonartige Umweltschadstoffe wurden für die vermeintliche Spermienkrise verantwortlich gemacht. Seitdem sind viele Männer um ihre Fruchtbarkeit besorgt.


    Allerdings wies die Studie methodische Fehler auf und war irreführend, kritisierten unabhängige Experten. Eine Forschergruppe der Uniklinik Odense, Dänemark, belegte im Fachblatt "Fertility and Sterility" durch eine Studie, dass sich die Spermienkonzentration in den vergangenen Jahren keineswegs verändert hat. "Derzeit ist eine Verminderung der Spermienzahl wissenschaftlich nicht erwiesen", sagt auch der Endokrinologe Professor Bruno Allolio von der Uniklinik Würzburg. Doch Umweltbelastung hin oder her: Sie können selbst dafür sorgen, dass Ihre Spermien quicklebendig, quietschvergnügt und kerngesund bleiben oder wieder werden.


    Liebe geht durch den Magen


    Dazu sollten Sie sich zu allererst fettarm ernähren. Vor allem fettes Fleisch senkt durch östrogenähnliche Eigenschaften den Testosterongehalt im Blut - und Testosteron ist das Lebenselixier für Spermien. Die Vitamine C, E und Beta-Carotin hingegen sind das Killer-Trio gegen freie Radikale, die in der empfindlichen Entwicklungsphase der Spermien irreparable Schäden anrichten. Wer jeden Tag 200 Milligramm Vitamin C (in drei Orangen) und 250 Gramm grünes und orangefarbenes Gemüse (für Beta-Carotin) aufnimmt und Pflanzenöle verwendet, ist auf dem richtigen Weg.


    Setzen Sie zudem mehr Käse, Vollkornbrot, Weizenkeime, Paranüsse und Austern auf Ihren Speiseplan. Das darin enthaltene Zink bildet einen effektiven Schutzschild gegen freie Radikale. Es verhindert deren aggressive Attacken auf das Erbgut im Spermium. Zink setzt den Energieverbrauch der Spermien herab und ist möglicherweise dafür verantwortlich, dass sie ihre volle Kraft erst dann entfalten, wenn sie auf das zu befruchtende Ei stoßen.


    Mit Chemie sinkt die Spannkraft


    Wer Angst hat, unfruchtbar zu sein, sollte auch aufmerksam die Packungsbeilagen seiner Medikamente lesen und den Arzt nach Ausweichpräparaten fragen. Denn viele Medikamente gegen Magenschwüre, erhöhten Blutdruck, entzündliche Darmerkrankungen und Herzrhythmusstörungen sowie diverse Arzneimittel wie Antidepressiva und Beruhigungsmittel, eine Reihe von Antibiotika, Blutfettsenkern, Gichtmitteln, Schmerzmitteln und Kortisonpräparaten sowie alle Hormone und hormonell aktive Substanzen und Antikrebsmedikamente senken die Spermienqualität und -anzahl.


    Werden dagegen nur unreife Spermien gebildet, kann das an Mitteln gegen Blasenentzündungen, einigen Betablockern oder Antiepileptika (alle) liegen. Nikotin behindert die Spermien im Reifungsprozess. Alkohol verringert die Testosteronausschüttung und beschleunigt dessen Abbau in der Leber. Anabolika fürs Bodybuilding können im Extremfall "die Hoden auf Erbsengröße schrumpfen lassen", schreibt der amerikanische Urologe und Autor Dudley Seth Danoff.


    Sport kontra Sperma



    Sprechen Sie mit Ihrer Partnerin über Ihre Probleme



    Wer Wert auf gesundes Sperma legt, sollte seine sportliche Belastungsgrenze nicht überschreiten. Insbesondere Ausdauertraining öfter als viermal die Woche kann durch die Ausschüttung des Stresshormons Cortison die Testosteronproduktion stören und die Blutzufuhr zu den Hoden drosseln. Cortison blockiert zudem ein Enzym in den Hoden, das für die Reifung der Spermien unbedingt notwendig ist. Das fand Dr. Matthew Hardy, Endokrinologe am Population Council in New York, heraus. Damit steigt der Anteil an unreifen und nicht lebensfähigen Samenzellen, während die Gesamtzahl der Spermien sinkt. Auch das Radfahren hat tückische Seiten: Ist der Fahrradsattel nicht flach geneigt, können die versorgenden Blutgefäße im Genitalbereich geschädigt werden, warnt der US-Urologe Irwin Goldstein von der Uni Boston. Er rät daher Profi- wie Hobbyradlern, die Sattelspitze leicht nach vorn zu neigen.


    In der Hitze der Nacht


    Nicht nur Stahlkocher und Hüttenwerker sind in ihrer Zeugungsfähigkeit gefährdet. Auch heiße Bäder (täglich halbstündiges Bad bei 43 bis 45°C) und Saunabesuche enden tödlich für so manches Spermium. Ob zu enge Unterhosen zu einer schädigenden Überwärmung des Hodens führen, wurde in einer US-Studie am Harbor Medical Center in Los Angeles untersucht. 21 Männer trugen ein Jahr lang Suspensorien. Ergebnis: Es wurde ein Temperaturanstieg um ein Grad gemessen. "Das reicht schon aus, um die Spermienbildung zu behindern. Für eine optimale Spermienbildung muss die Hodentemperatur mindestens um drei bis vier Grad unter der des Körpers liegen", sagt Professor Allolio.


    Jeder fünfte Mann, der sich wegen Unfruchtbarkeit untersuchen lässt, hat eine Krampfader ("Varikozele") in der inneren Samenleitervene. Sie tritt meist zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr und zu 90 Prozent linksseitig auf. Der verursachte Blutstau führt zu einer Überhitzung des Hodens. Statt normale, ovalköpfige Spermien tummeln sich dann spitze Exemplare im Ejakulat. Die einfache Therapie: "Nach einem kleinen Schnitt in den Hodensack oder mit einem feinen Katheter durch die Leiste wird ambulant ein Verödungsmittel in die Krampfader gespritzt. Und schon nach einem Tag Ruhepause ist man dann wieder fit", so der Androloge Professor Wolfgang Schulze von der Unihautklinik Hamburg.


    Mehr Sex, mehr Nachschub


    Sex selbst hilft übrigens auch! Denn dadurch wird Testosteron freigesetzt und die Spermienproduktion angekurbelt. Aber Sie können auch nur dran denken. Mit jedem Tag der Enthaltsamkeit (bis zu fünf Tagen) nimmt die Spermakonzentration um zehn bis 15 Millionen pro Milliliter zu. Die Beweglichkeit der Spermien bleibt solange unverändert, bis sie nach einer Woche deutlich sinkt. Wurde bei Ihnen eine niedrige Spermienanzahl ermittelt, kann Ihnen auch Ihre Partnerin entgegenkommen. Mit einem Kissen unter dem Po sorgt sie dafür, daß die Spermien länger in ihr bleiben und auf diese Art ihren Befruchtungsauftrag erfüllen können.


    7 Tipps für folgenreichen Sex


    Was Sie tun können, wenn der Nachwuchs ausbleibt


    Haben Sie seit mehr als zwei Jahren "unfruchtbaren" Sex, obwohl Sie nicht verhüten? Dann sind Sie und/oder Ihre Partnerin nach offizieller Definition unfruchtbar. Was hilft?


    1. Suchen Sie einen Andrologen auf - spätestens, wenn Ihre Partnerin die Bestätigung hat, dass es nicht an ihr liegt.


    2. Lassen Sie Ihr Ejakulat in einem Spermiogramm untersuchen. Geprüft werden die Spermienzahl, ihre Beweglichkeit und Gestalt.


    3. Lassen Sie Krampfadern am Skrotum behandeln - bringt in drei von vier Fällen Erfolg.


    4. Entzündungen der Hoden und Samenwege sollten behandelt werden. Das Sperma erholt sich dann binnen sechs Wochen.


    5. Diabetes, eine Überfunktion der Nebennierenrinde und eine Fehlfunktion der Schilddrüse können die Zeugungsfähigkeit senken. Eine optimale Therapie sichert die Fruchtbarkeit.


    6. Versagensangst und Leistungsdruck schwächen oft die Zeugungskraft. Sprechen Sie mit Ihrer Partnerin und Ihrem Arzt darüber. Stressmanagement und Entspannungsübungen können helfen.


    7. Nützt alles nichts, kommt eine künstliche Befruchtung in Frage. Die Spermien werden dazu mit einer Nadel in die weibliche Eizelle eingeführt (ICSI, intracytoplasmatische Spermieninjektion). Die Erfolgsrate beträgt etwa 45 Prozent, in bis zu drei von zehn Fällen gibt es Mehrlings-Geburten.


    edit: quelle: gmx.de

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