Review: Phreaky Flave – Die M8 des Wortes



  • 01. Prolog (Vorwort)
    02. Ich hab das Wort
    03. Artikulationsakrobat
    feat. !Bazz
    04. Mann im Mond
    05. Aussenseiter
    feat. Timecy & Idref
    06. Noch eine Nacht feat. Essah & Soulice
    07. Die M8 des Wortes
    08. Folterkammer
    09. Ich bin weg
    10. Grau
    11. Mein bester Freund (Mario Ahner)
    12. Ich will fliegen
    13. Rapmusikunterricht
    14. Besetzt
    15. My Life
    16. Epilog (Das letzte Wort)


    "Am Anfang war das Wort. [...] Wer mit Worten arbeitet, muss die Macht verantworten. Das Wort ist Macht. Und wer Macht ausübt, ohne es zu wissen, kann seine Verantwortung nicht wahrnehmen. [...] Die Feder ist gefährlicher, als jedes Schwert." – Wahre Worte, mit denen der Hörer da im "Prolog" begrüßt wird, möchte man meinen. Mit seinem neuen Album "Die M8 des Wortes" scheint sich der Paderborner Rapper Phreaky Flave eben jene Macht aneignen und das Wort zu seinen Gunsten bändigen zu wollen. Haben schon viele probiert. Sind auch schon viele daran gescheitert. Ganz besonders, wenn sie zuvor noch derartig große Siegesreden geschwungen haben. Zugegeben: Ich hielt Phreaky Flave bisher immer für einen "ordentlichen" Rapper, hatte aber nie das Gefühl, dass er einen besonders ausgeprägten Wortschatz oder meisterliche Artikulationsfertigkeiten besitze. Aber gut... Lassen wir einfach mal Ta... Äh, Worte sprechen.


    Für den gesamten Schaffungsprozess der LP ließ sich Phreaky unwahrscheinlich viel Zeit, denn die 16 auf dem Longplayer vorzufindenden Anspielstationen entstanden in einem zeitlichen Rahmen von über vier Jahren – seit 2007 werkelt der EF Movement-Mitgründer schon an seinem Mach(t)werk. Und so möchte man doch eigentlich auch meinen, dass qualitative Unterschiede zwischen einzelnen Titeln herauszufiltern sein sollten. Nur ist dem nicht so, denn für "Die M8 des Wortes" scheint sich der Paderborner MC tatsächlich nur die besten Tracks aus seinem Pool gepickt zu haben. So durchzieht das Album zwar kein roter Faden, sondern wirkt stellenweise mehr wie eine lose Ansammlung verschiedenster Songs, aber das schadet der Atmosphäre letztlich nur geringfügig.


    "Ich hab' das Wort wie'n Präsident bei der Amtsantrittsrede/
    Alle sind still und hör'n zu, wie ich das Land an mich nehme/
    Ich lass' die Szene nie Hand an mich legen, ich leg' Hand an die Szene/
    Und geh' mit ihr ganz andre Wege/
    "
    (Phreaky Flave auf "Ich hab das Wort")


    Thementechnisch kann man Phreaky kaum etwas vorwerfen, denn er versteht es, selbst mit klischeebehafteten Themen etwas Neues zu basteln. Zudem prägt den kompletten Longplayer eine Themenvielfalt und Abwechslung, wie man sie sich von einem Deutschrapalbum nur wünschen kann – was ich persönlich nun wirklich nicht erwartet hatte. Da hätten wir neben den üblichen Battle- und Dankesreden, die Phreaky schwingt ("Ich hab das Wort"), auch themenfixiertere Tracks. Zum Beispiel der Titel "Artikulationsakrobat", der mit englischsprachiger !Bazz-Hook und einer Palette von Vergleichen mit den Namen bekannter Schauspieler, Schriftsteller, Comicfiguren und Rappern daherkommt ("Cool wie Savas, ein Boss wie Azad und so deluxe wie Sam") oder der Titel-Track "Die M8 des Wortes", auf dem Phreaky aufzeigt, was Worte richtig eingesetzt alles bewirken können – etwa anhand des Beispiels Hitler.


    "Hitler hat das ganze Land mit Worten manipuliert/
    Und das deutsche Volk hat an allen Orten kapituliert/
    In richtiger Kombination sind Worte Gehirnwäsche/
    Und funktionier'n als wenn man 'nen Chip unter der Stirn hätte/
    "
    (Phreaky Flave auf "Die M8 des Wortes")


    Und auch storytellingmäßig geht der Protagonist in die Vollen und bietet dabei für jeden Geschmack etwas – so wird auf "Aussenseiter" innerhalb einer erdrückenden Atmosphäre gemeinsam mit Timecy und EF Movement-Partner und Bruder Idref geschildert, was einen jungen Mann zum Amoklauf treibt, während Flave auf "Folterkammer" mit subtilem Flüster-Flow eine Gewaltorgie à la "Hostel" bis ins kleinste Detail zelebriert. Auf "Rapmusikunterricht" hält er dann noch ein kleines Geschichtsreferat und erzählt seinen Hörern/Schülern die gesamte Entwicklung der Rap-Szene, von den Anfängen der 80er bis heute. Metaphern scheinen ihm ebenso zu liegen – so personifiziert er auf dem Titel "Mein bester Freund (Mario Ahner)" – wer hätte das gedacht – Marihuana als eben "besten Freund", mit dem er einige Erlebnisse schildert ("Es passiert auch ab und an, dass ich mit seiner Bekanntschaft handle").


    "Er bricht in Tränen aus, aber er schämt sich nicht/
    Und alle kriegen Angst, weil er das erste Mal hysterisch ist/
    Er rennt aus dem Zimmer, schreit, er würde dort wegmüssen/
    Und dass sie von seinen Gefühlen nicht mal 'nen Dreck wüssten/
    Sie schau'n sich ratlos an, doch er will es zurechtrücken/
    Und kommt zurück um sie alle mitzunehmen mit sechs Schüssen/
    "
    (Phreaky Flave auf "Aussenseiter")


    Featuremäßig hielt sich Phreaky ein bisschen dezenter. Neben seinem bereits erwähnten Bruder Idref, !Bazz und Timecy hat jedoch auch Kool Savas – hier unter dem Pseudonym Essah vertreten – einen Gastauftritt auf "Noch eine Nacht", ein Song über die unlängst verlorene Liebe und daraus entstandene Verbitterung. Zwar nicht der beste Savas-Part, aber als "gut" gehen Essahs Zeilen dennoch durch. Und um weitere Melancholie aufblühen zu lassen, gäbe es da dann noch Tracks über die Tristheit und Farblosigkeit des Lebens ("Grau") oder Enttäuschungen, insbesondere durch Vertrauensbrüche im engsten Kreise ("Ich bin weg").


    Auf Seiten der Produzenten steht unter anderem Timecy, der einen Großteil der Instrumentalisierung übernahm. Aber auch Beatbastler wie Hookbeats, die Knockout Twins oder Cutheta steuerten das ein oder andere Instrumental bei. Und bei denen gibt es nur wenig zu beanstanden: Machtvolle Orchesterstücke, subtile Vocal-Samples, Streicher- und Pianobeats fanden ihren Weg auf das Release. Wobei ihn von letzteren für meinen Geschmack doch ein paar zu viel fanden. Dennoch kreiert Phreaky auf jedem ihm bereitgestellten Beat – und sei es auch zum tausendsten Male ein gequältes Piano-Sample – mit seinen Worten eine ganz eigene Atmosphäre.


    Fazit:
    Ehrlich: Ich bin überrascht. Mehr als nur überrascht. Oder mit der "M8 des Wortes" einfach nur geschickt manipuliert worden. Wie bereits eingangs erwähnt: Ich hatte Phreaky Flave immer als "gut, aber nicht besonders" in Erinnerung. Da müsste ich jetzt etwas revidieren, denn "Die M8 des Wortes" ist ein verdammt vielschichtiges, themenreiches und textlich äußerst ausgereiftes Machwerk und für mich wohl bisher eine der größten Überraschungen des Jahres – im positiven Sinne natürlich. Solchen Worten lauscht man gern, sie "bewegen uns selbst zu Taten, regen andere Menschen zu Gedanken, zu einer Überzeugung an, die sie ihrerseits in Worte fassen.". Als hätte er diese Review hier vorausgesehen! Ja: Phreaky Flave hat das Wort – und es ihm wieder abzusprechen, dürfte kein besonders leichtes Unterfangen werden.



    Pascal Ambros (ProRipper)

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  • Ich habe das Album schon live gehört in Pivitsheide.


    Ehm, die Crowd bestand aus ca. 20 Leuten.


    Da die Tracks relativ low waren und die Akustik unglaublich scheiße, war das Publikum dementsprechend unbegeistert.


    Hat er dann fein mit Sprüchen wie '' Ihr seid aber auch alles Nazi-Schweine , ne ? ........ Spaaaaaaaaaaaaß '' geregelt.


    Richtig unsympathisch der Kerl.


    Ladet euch lieber das gleichnamige Mixtape runter.


    Da sind alle Tracks drauf die ' rausgeflogen ' sind .


    Unter anderm mit F.R. und Kool Savas .


    Vergleichsweise dope das Ding . Der mit F.R. ist überragend by the way.

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