Review: David Asphalt – Eine Maschine



  • 01. Intro
    02. Eine Maschine
    03. Ground Zero feat. Chakuza
    04. Das gleiche Spiel feat. Patrick Enemy
    05. Zwischenzeitlich im Ghetto (Skit)
    06. Danke für's Gespräch
    07. Welt retten
    08. Wellen (Skit)
    09. Elektrische Luft feat. Rock Toxin
    10. Vögel (Skit)
    11. Blauer Stahl
    12. Dämmerung (Interlude)
    13. Schnaps
    14. Nie wieder (Skit)
    15. Was wartest du?
    16. Der Rasenmähermann
    17. Die Sanduhr (Skit)
    18. Wie die Zeit so schnell vergeht
    19. Wenn ich schreib
    20. Karma
    21. Outro


    David Asphalt, eine Maschine. Ist die Entdeckung vom exgutenjungen Chakuza nun der Terminator und damit die Revolution der Maschinen oder nur ein lahmer Robocop-Verschnitt? Ich gehe stark davon aus, dass mir gleich wieder ein Straßenjunge von seinem harten Ghettodasein berichten wird. Nun gut, um sein Primärziel zu erkennen, habe ich die Maschinerie angeschmissen und mich selbst an die virtuelle Schreibmaschine gesetzt.


    "Du hast deine Zeit gehabt, ich töte all den whack shit/
    Knall' dir Lines an deinen Kopf und du machst 'nen Backflip/
    Alles ist vorbei, das ist das bedeutendste Album der deutschen Nachkriegsgeschichte/
    Konnichiwa ihr Bitches, ihr seid am Arsch und wisst es/
    "
    ("Intro")


    Bereits im "Intro" verspricht der mittlerweile bei Wolfpack Gesignete viel. Mir fällt gleich der starke Flow auf, den David vorweist und den er sich wohl lange erarbeitet hat. Was mir anfangs imponiert, geht mir leider nach den ersten Tracks total auf den Zeiger. Stark, aber auch stark nervtötend auf Dauer – die einzige Variation bringt er durch gute Gesangskünste ein. Gekonnt gesetzte Pausen, starker Stimmeinsatz und Rap straight on point lassen ihn die Beats absolut beherrschen. Angefangen hat er mit einer Veröffentlichung 2001, "Asphalt trifft Kopf" mit den Asphaltliteraten, seiner langjährigen Crew aus Kaiserslautern, mit der er bis 2007 stolze sieben Veröffentlichungen feierte. Doch mir fällt anfangs wenig von einem Literaten auf, dafür umso mehr Asphalt – und dabei spreche ich nicht von dem erwarteten Klischeerapper, nein, die Lyrics sind einfach flach wie der Straßenbelag, der seinen Namen ziert. Viel Battlestoff, der mich definitiv in keinster Weise zu überzeugen weiß. Nun gibt es die verschiedensten Themen, die auf dem Album behandelt werden – sei es nun die Ode an den "Schnaps", dem scheinbar seine Liebe gilt, wie auch das Ghetto, dem er in "Danke für's Gespräch" kritisch gegenüber steht – auf jeden Fall ein Anspieltipp! So wechseln sich also flache Battlestrophen mit eher persönlicheren Tracks wie "was wartest du?", in dem es um Fernweh und eine erhoffte Flucht aus dem Alltag geht, ab.


    "Mein Job nervt mich und ich hab' so wenig Zeit/
    Und eh' ich mich verseh', ist der Tag wieder vorbei/
    Die Zeit verfliegt – Shit – ich glaub' es stimmt/
    Alles, was wir sind, ist nur Staub und Wind/"

    ("Was wartest du?")


    Thematisch scheint sich David Asphalt definitiv nicht festlegen zu wollen, den roten Faden sucht man vergeblich. Nur seinem starken, zum Leidwesen meiner Ohren und Konzentrationsfähigkeit ewig gleichen, Flow bleibt er absolut treu – weshalb das gesamte Album auf dem letzen Track auch genauso klingt wie auf dem ersten. Die Battlephrasen sind das Einzige, was er sich hätte sparen können. Auf Tracks wie beispielweise "Karma" merkt man dann doch, dass auch Herzblut in dem Album steckt. Raptechnisch bewegt sich die Entdeckung von Chakuza auf hohem Level. Abgesehen von seinem Singsang-Flow gibt es ausgefeilte Reimschemata, die weit mehr bieten als man es vermutet, von einem Rapper der sich "David Asphalt " nennt. Herausragend ist für mich lediglich "Karma" – wegen der Thematik und weil dort Flow, Beat, Stimme, Gesang und Rap perfekt kombiniert sind.


    "Die Sonne geht auf, ein Kind wird geboren/
    Alles zurück auf Null, alles beginnt von vorn/
    Der Himmel strahlt blau, ein lauer Wind weht/
    Alles noch offen, niemand weiß, wo es hingeht
    /"
    "(Karma)"


    Das Cover zeigt den vitruvianischen Menschen Leonardo Da Vincis als Maschine. So in etwa wirkt auch das gesamte Album: sehr maschinell, sehr monoton, für mich wenig abwechslungsreich. Es klingt einfach wie schon einmal gehört, wenig frisch, und doch erkenne ich irgendwo den Zusammenhang zu einem Künstler. David Asphalt ist ein guter Rapper, das steht außer Frage. Die Beats sind im Großen und Ganzen wenig innovativ, also keine Bretter, die mich vom Hocker hauen. Man kann sie auf dem gesamten Album in zwei Lager teilen: elektronisch-experimentell und Piano. Sicher wird alles mal wieder von Gitarrenriffs oder Synthies gestriffen, jedoch ist das wichtigste Instrument des gesamten Albums die Stimme des Protagonisten, denn diese dominiert auf jedem Titel der Tracklist. Nach einer Stunde des Albums kann ich sagen: Es geht alles in die Richtung alte Schule. Und das ist ausnahmensweise kein Kompliment, denn mir scheint es so als hätte sich David terminatorgleich zurück ins Jahr 2000 geschossen und wäre dort hängengeblieben. Auch wenn "Eine Maschine" alles hat, was ein gutes Album braucht, überzeugt es mich nicht. Es fehlen mir einfach das Konzept und die Variation, die er zum Beispiel mit mehr Features hätte erreichen können. Davon findet man nur drei Stück, wohingegen es an Skits mit gleich sechs Stück nicht mangelt.


    "Das bedeutendste Album der deutschen Nachkriegsgeschichte" ist dies für mich auf gar keinen Fall. Ja, ich finde diese Aussage sogar anmaßend, wenn es denn ernst gemeint sein soll. Und davon gehe ich aus, denn Humor konnte ich bei dem 'Lautrer auch nur vermissen, dafür bot er umso mehr Arroganz, die er hoffentlich nicht wirklich ernst meint.


    Fazit:
    Dem neuen Wolfpack-Künstler gelingt ein sicheres und solides Album. Er beherrscht sein Handwerk und beweist, dass deutscher Rap auch flowen kann, etwas mehr Abwechslung hätte dem Ganzen aber gut getan. Dies ist für mich dementsprechend auch kein Album, das auf Rotation laufen wird, da ich bereits nach den ersten drei Songs Schwierigkeiten habe, mich weiterhin zu konzentrieren – weil mich der Flow schlicht und ergreifend langweilt. Auch, wenn mir die einzelnen Thementracks beziehungsweise die Themen gefallen, wirkt das gut produzierte Album für mich insgesamt konzeptlos und zu monoton. Hoffnung habe ich bei diesem Künstler allerdings allemal, auch wenn ich durch den Namen ja nicht ganz unvoreingenommen war. Wenn er die Maschine in Zukunft hinter sich lässt, zur Handarbeit übergeht und ein Meisterstück zu schmieden bereit ist: Von mir gibt es drei solide Mics.



    (Long John Silver)

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  • ich muss sagen, das ich das Album sehr cool finde, wobei mir "St. Tropez Diaries" von David besser gefällt..
    zu der "Entdeckung".. ich finde die Wortwahl ist absolut angemessen, da ich ohne Chakuza nie was von ihm gehört hätte.. die erste Begegnung mit dem Namen hatte ich durch "Ikarus" (Chakuza) und auch danach immer in Verbindung mit Chakuza.. auf der Tour hab ich ihn dann live in Berlin gesehen und war absolut begeistert. ich freue mich auf neue Sachen von Mister Asphalt :D


    ps: die vorurteile gegenüber seinem namen kann ich übrigens absolut nachvollziehen. :D

  • mir gefällt das album sehr und ich finde das Review nicht wirklich zutreffend. aber ist wohl deine meinung.
    ich finde seine lässige art einfach cool. die beats auf den album gefallen mir sehr und ich finde sein flow etc. einfach dope.
    man sollte sich das album auf jeden fall mehr als einmal anhören und sich genauer damit beschäftigen, dann wird es denke ich sehr zugefallen wissen


    "Das bedeutendste Album der deutschen Nachkriegsgeschichte" ist dies für mich auf gar keinen Fall."
    Ich denke man sollte nicht alles so ernst nehmen was der herr asphalt von sich gibt. ;)

  • Kaiserslauterns King?
    Ich war früher, so vor fünf Jahren etwa, relativ oft in Kaiserslautern bei einem Kumpel. Der hat mich öfter zu Battles in irgendsoeine kleine Kellerbar mitgenommen. Da fand ich Chief Justice gut, und die CFL Leute. Aber der King war eigentlich immer der Specht wenn ich mich richtig erinnere! ;)
    Von den Asphaltliteraten war da nie wirklich was zu sehen muss ich sagen!
    Aber ich mag David irgendwie, nur kann ich - leider - mit dem Album nicht so viel anfangen!

  • Ich muss mich hier mal zu Wort melden. Scheinbar hast du dich nicht grad gut informiert, denn soweit ich weiss, ist David nirgendwo gesignt?! Und er ist auch keine Entdeckung von Chakuza, sondern von D-Bo, ebenfalls Ex-Guterjunge. Er hat ihm gesagt, er könne sich ja mal bei Chakuza melden. Du hast dir sein Album irgendwie nicht gut genug angehört, deine Kritik halte ich für vollkommen unpassend. Aber okay, ich kann deine Meinung nicht beeinflussen. Ich finde das Album sehr, sehr gut & David ist ein cooler Typ, den man einfach nur feiern muss. Er hat es raptechnisch auf jeden Fall drauf & da wird denke/hoffe ich noch Einiges kommen!

  • Nun ist es natürlich oft so, daß viele Schreiberlinge mit ihrem Job überfordert sind; und Aussagen wie "... da ich bereits nach den ersten drei Songs Schwierigkeiten habe, mich weiterhin zu konzentrieren" sind natürlich ein klassisches Eigentor. "Battlephrasen die sich durch das Album ziehen" zu erkennen, wenn man bedenkt, daß nach dem sechsten Track de facto nicht ein Battletrack mehr vorkommt, ist natürlich journalistisch auch fraglich. Vielleicht die Review dann einfach, auf jemanden, der sich konzentrieren mag, abgeben. :chu:
    Widersprüchliches wie die Flowbewertung zwischen "stark nervtötend auf Dauer" und "... beweist, dass deutscher Rap auch flowen kann" bitte im Vorfeld überdenken.
    Wenn dann aber Persönliches ins Spiel kommt, da man ja vor ein paar Jahren selbst mal in Kaiserlautern 'war', weiß man natürlich woher Wind weht. In 5 Jahren ändert sich viel, und Unvoreingenommenheit ist eine Tugend, gerade, wenn man Journalist sein möchte.
    Songwriter-Lieder wie 'Der Rasenmähermann' (!!!)
    http://www.youtube.com/watch?v=DgPA7NnELuY
    oder 'Welt retten'
    http://www.youtube.com/watch?v=JLptphbQgCw&feature=related
    zu übersehen, bzw nicht zu erwähnen: fraglich.
    Chakuza oder respektive Universal Music werden schon wissen, wieso sie David Asphalt pushen.
    In diesem Sinne möchte ich mit einem Filmzitat aus Home from Holidays enden: "Opinions are like assholes. Everybody's got one and everyone thinks everyone else's stinks."
    :D

  • Zitat

    Er hat es raptechnisch auf jeden Fall drauf & da wird denke/hoffe ich noch Einiges kommen!


    sehen wir doch genauso ;) Ich wünsche Ihm alles Gute! Und das mit der "Entdeckung" wurde doch oben bereits etwas erklärt. Chakuza pusht ihn eben extrem, und durch ihn sind noch mehr Leute auf Ihn aufmerksam geworden. Ich hab ja in der Review geschrieben wie lange er schon mit den Literaten Musik rausbringt :)


    Und selbstverständlich bin ich unvoreingenommen an das Album und an David rangegegangen. Musik lässt sich m.E. jedoch niemals objektiv betrachten, auf mich wirkt David Asphalt anders als er auf dich zum Beispiel wirkt, Florian Silbereisen wirkt auf meine Oma auch anders als auf mich.


    Und was du, Mr. De-Be-Oh als widersprüchlich und somit schlecht ausgearbeitet siehst, ist tatsächlich bewusst gesetzt. Ich halte viel von David, aber wenig vom Album, und während ich anfangs noch denke das sein Flow extrem gut ist, nervt er "mich persönlich" doch recht schnell. Ich bin auf dem ganzen Album ein wenig zwiegespalten.


    Aber sei es drum, ich habe hier nur die Möglichkeit meine Meinung so objektiv wie möglich darzustellen, natürlich deckt sich diese nicht mit jeder anderen Meinung. Das dir das Album gefällt, freut mich!


    Und das ich ab und zu in Kaiserslautern war, hat nichts mit dieser Review zu tun. Wie kommst du denn darauf? ;)
    In diesem Sinne,


    LJS

  • feier das album jetz schon seit monaten... davids style kommt einfach richtig gut und seine art zu rappen kommt cool. beats sind meiner meinung nach auch gelungen. finds schade das du in deiner review "Welt retten" nicht erwähnst. Find ich persönlich sehr geil den Track. ich denk beim herr asphalt is ganz einfach - entweder man mag ihn und seine "arroganz" oder man mag ihn nicht. Ich feier ihn und das nicht erst seit "Eine Maschine" oder "The St. Tropez Diaries" hat mir auch auf Adi's "Adinalin" gut gefallen und auch bei Millionadis Album "Edelasis" hatte er bei einem Track nen seh coolen Part.

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