Mo Asumang: Die Arier

  • Hat ja in letzter Zeit hier und da mal mehr Aufmerksamkeit bekommen, hab mir grad die ganze Doku gegeben.


    [YOUTUBE]tbmNDLW5-Ug[/YOUTUBE]


    Meinungen zu ihr, der Aktion selbst, dem Inhalt und/oder dem Ergebnis?

  • Das Gespräch mit Tom Metzger find ich auch interessant, Rest eher mässig.
    Hatte mir ehrlich gesagt mehr davon versprochen nachdem ich irgendwo was darüber gelesen habe
    Hab trotzdem abartigen Respekt vor ihrem Mut. Wenn ich mir nur vorstelle um Mitternacht irgendwo aufm Land auf KKK-Mitglieder zu warten krieg ich Gänsehaut, und ich bin nicht mal schwarz

  • Hab's mir gestern Abend nun auch endlich angeschaut; danke fürs Posten nochmal, hätte ich fast vergessen, nachdem ich sie letztens bei Lanz kurz gesehen hab.


    Zunächst mal vorweg: Ich bin ja ein Freund des Um-Denkens aus einer anderen Perspektive, weil sich so oft Interessantes offenbart. Und mir sind zumindest keine "nationalen" Dokumentationen o.ä. bekannt, in denen sich "Rechte" so unvoreingenommen bzw. neutral mit Andersdenkenden/Ausländern/Linken auseinandersetzen. Deshalb erstmal großen Respekt nicht nur für den Mut, sondern für die Herangehensweise, die ich mir bei anderen Journalisten häufig wünschen würde.


    Nun zum Inhalt: Den fand ich leider nicht überragend, ich picke jetzt einfach mal wahllos ein paar Punkte heraus:


    - Frau Asumang fixiert sich mE viel zu sehr auf den Wortsinn von "Arier". Dass dessen Ursprung nicht in Deutschland liegt, sollte eigentlich jedem halbwegs interessierten Menschen klar sein. Man nimmt oder nahm eben einfach an, der gemeinsame Grundstock der indogermanischen Sprachen gehe auf eine "Ursprache" zurück, und erweiterte diesen Begriff irgendwann um das "Urvolk", das diese Sprache gesprochen haben solle. Die Nachkommenschaft dieses Urvolks nahmen dann im Laufe der Zeit verschiedene Völker für sich in Anspruch und so zuletzt auch die Deutschen. Das Hakenkreuz etwa hat seinen Ursprung auch ganz woanders, und trotzdem ist es heute das Symbol für den deutschen Nationalsozialimus, weil Hitler es einfach für sich in Anspruch genommen und umgedeutet hat. Letztlich war Arier in Deutschland nur ein Synoym für Deutsche oder verwandte Völker, und ab 1935 verwendete man in Gesetzestexten auch nicht mehr "Arier", sondern "Person deutschen oder artverwandten Blutes".


    Wenn also Frau Asumang in ein iranisches Bergdorf fährt und die dortigen Bauern/Arbeiter sagen, es komme beim Arier-Sein gar nicht auf die Abstammung an, sondern dass man ein guter Mensch sei, überzeugt das insgesamt und verallgemeinerungsfähig wenig.


    - Der "promovierte Naturwissenschaftler" ist natürlich eine echte Attraktion, trägt aber hauptsächlich zur (wohl gewünschten) Lächerlichmachung bei. Die Doku hätte auch ohne ihn gewirkt. Mich hat dieses Stilmittel an galileo- oder n24-Reportagen erinnert, in denen zunächst zwei-drei plausible "Verschwörungstheorien" präsentiert werden, und anschließend kommt irgendwas mit Aliens oder einer hohlen Erde oder eben Nazigeheimbasen mit Ufos. Der geneigte Zuschauer bekommt dann sofort den Eindruck, jeder, der an Verschwörungstheorien glaube, halte auch so etwas für wahr, und mithin wird dann alles in einem Federstrich ad absurdum geführt.


    - Dieser Metzger wird dargestellt, als glaube er nicht an das, was er erzähle, weil er Frau Asumang am Ende umarmt. Wenn er aber gegen Rassenvermischung ist, heißt das doch nicht automatisch, er hasse auch alle so entstandenen Menschen. Da fehlt mir die Differenzierung zwischen Makro- und Mikroebene. Es kann doch sein, dass jemand, der solche Ansichten vertritt, gegen Einwanderung ist, gleichwohl aber seinen schwarzen Schwiegersohn liebt, weil er ihn als Person schätzt. So eine Einstellung finde ich allemal sympathischer als die eines Jürgen Riegers, der ja zu Lebzeiten in einem Interview mit Frau Asumang bekundet hat, er würde seine Tochter verstoßen, ginge sie eine Beziehung mit einem "Fremdrassigen" ein.


    - Es mutet etwas befremdlich an, dass der KKK gerade diese beiden, nicht gerade brillianten Redner zu einem offiziellen Interview schickt. Mag vielleicht ein Zeichen sein, dass er doch keine relevante Macht mehr hat. Der Vorhalt von Frau Asumang hinsichtlich Jesus überzeugt allerdings nicht, auch wenn das vorwiegend an den Fähigkeiten des Interviewpartners liegt. Ich willl ihm hier nicht zur Unterstützung eilen, aber spontan sind mir sofort ein paar Gegenargumente eingefallen, die er aus seiner Sicht hätte erwidern können: Z.B. die Bewahrung der Schöpfung, gerade weil man an Jesus glaubt und deshalb gegen Rassenmischung ist; Jesus sagt, liebe Deinen Feind, man kann und soll diesen daher lieben, er bleibt aber trotzdem noch ein Feind usw.


    - Der NPD-Typ mit dem Rückführungsprogramm besticht genauso wenig mit Einfallsreichtum. Hier mache ich aber auch der Interviewerin wieder den Vorwurf. Anstatt wirklich inhaltlich auf das Ob der Rückführung einzugehen, reitet sie darauf herum, dass sie ihre Sachen nicht ins Flugzeug mitnehmen könne. Also das wäre doch wohl das geringste Problem, wollte man so etwas durchführen - es gibt ja auch Frachtschiffe usw.; viele Menschen ziehen jeden Tag von einem Kontinent auf einen anderen ...


    - Die Aussagen der Burschenschaftler blieben weitestgehend unkommentiert. Deren Einstellung kann ich jedoch sogar nachvollziehen. Wenn sie (traditionelle) Vereinigungen gründen und betreiben wollen und sich entschließend, darin keine Schwarzen aufzunehmen, ist das doch ihr gutes Recht? Ich wäre der Letzte, der sich darüber empören würde, gründeten Schwarze in Deutschland einen Verein für Schwarze oder (ehemalige) Albaner für Albern oder (eingewanderte) Vietnamesen für Vietnamesen, wie es das auch hundertfach in Deutschland gibt.


    - Schließlich hätte ich mir auch noch ein Interview mit Pastörs oder so gewünscht, wenn sie schon bei seinem "Bunker" war. Aber man weiß natürlich nicht, von wem das ausging - möglicherweise hat auch er sich geweigert, mit ihr zu sprechen.


    Alles in allem demnach eine mutige Reportage, mit sehr guten Ansätzen, journalistisch brillianter Vorgehensweise, aber leider inhaltlich seicht, mit wenig neuen Erkenntnissen und kaum echter Diskussion, da es vielfach an kompetenten Diskussionspartnern mangelt (die sich allerdings auch zum Teil selbst einem Dialog verschließen - siehe NPD-Aktivisten). Zum letzten Punkt muss man indes noch sagen - so wie es auch der eine Mann im Film erwähnt hat, den ich mit Abstand von allen am Besten fand -, dass sich Leute im nationalen Spektrum eben in einer Parallelwelt befinden, und wenn sie mit anderen Leuten aus dem "Dieseits" in Kontakt treten, machen sie sich sehr schnell strafbar, so dass es aus rechtlicher Sicht, gerade für die weniger Gebildeten, oftmals sicher besser ist, den Mund zu halten. Und traurig zu sehen, wie sich der junge Mann am Ende der Doku selbst kaputt gemacht hat.

  • Zitat

    Original von Müllix
    Dr. Axel Stoll - promovierter Naturwissenschaftler. Bester Mann.


    isso.... muss man natürlich wissen!


    e: der über mir.. halt dein maul..

  • Schade, das Interview mit dem gesprächigen NPD-Mann hätte sie nutzen sollen, ich glaube nämlich, dass die nicht mehr so schnell einen NPD'ler finden werden, der so offen über die Deportationspläne dieser Partei plaudert.


    Naja, der Besuch in Dr. Axel's Lala-Land war aber auch informativ. :kaputt:

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