01. Drei
02. Was ist schon dabei?
03. Besser
04. Deutschland
05. HipHop zurück
06. Du kannst
07. Homie
08. Zahl nix dafür
09. Easy wie Sonntagmorgen
10. Kannst du sehen
11. Kopf hoch
12. Eigentlich eins
13. Family Biz
14. Leben is...
15. Was kann dieser Tag ändern? (Bonus Track)
Das dritte Soloalbum "Vici" des Mannheimers Danny Fresh soll mit seinen 15 Themensongs ein Positivbeispiel dafür liefern, wie 2009 Erwachsenen-Rap klingen kann. Ob der Rapper aus dem Umfeld der Söhne Mannheims dies schafft, ohne das beschämende Gefühl zu hinterlassen, jemandem zuzuhören, der aus seinen Kinderschuhen Rap herausgewachsen ist, werden wir in folgender Review besprechen.
Schon sein Introsong "Drei" ist bezeichnend für das Album. In einem klassischen, poppig angehauchten Beat verpackt präsentiert Danny den Hörern unüberzogen sein klares Statement zu seiner Position im HipHop-Game und zeigt auf, was einen raptechnisch auf dem Album erwartet.
"Zum dritten Mal is' mir egal wie der Trend is'/
Ohne Vocoder, ohne Techno, ohne Gangsters/"
Nach einer weiteren poppigen Zwischenstation wird der Rapper, dessen Flow zeitweise an so manche Größe des deutschen Raps erinnert, auf "Besser" zum erstem Mal gesellschaftskritisch. Dabei schafft er es, den erhobenen Zeigefinger aus dem Spiel zu lassen, denn Danny Fresh ist "wie 'ne Blackbox – ich halte fest, worum's da unten geht". Auf dem nächsten Song mit dem hymnenartigen Titel und wiederkehrenden Schlachtruf "Deutschland" schlägt Danny Fresh nun geradezu politisch in eine ähnliche Kerbe. Dabei schafft er es, den eher roh wirkenden Beat mit seinem Flow in eine gut gezielte Flanke zu verwandeln und den Ball im Tor zu versenken. Denn "Deutschland" ist so eingängig, dass man kaum umhin kommt, trotz nachdenklicher Grundstimmung euphorisch zu bouncen.
"HipHop wurde Rap und Deutschland wurde zu Berlin/
Savas wurde Sido, Bushido und dann Massiv/
Freestylerap wurde zu, hm, wie soll ich das sagen?/
Zu spontan auswendig gelernten Textphrasen/"
Zumindest technisch bringt Danny Fresh mit "HipHop zurück" HipHop wieder ein Stück weit back. Denn wie selten eingescratchte Samples geworden sind, fällt einem erst richtig auf, wenn sie wieder einmal auf einem neuen Werk auftauchen. Doch dass er den Vibe noch immer spürt, vermittelt Danny weniger durch seine treffenden Worte zum Werdegang der Kultur als durch die Liebe zum guten alten Freund HipHop, die er dem Hörer vermittelt. Und so kritisiert der Künstler die Haltung vieler Deutschrapfans und -macher auf "Zahl nix dafür". Hier bedient er sich auf einem jazzigen Beat ebenso beißender Ironie wie überaus klarer Worte.
Im Song "Easy wie Sonntagmorgen" auf einem Monroe-Beat erzählt Herr Fresh von seinem Glauben. – Vielleicht ein mutiges Thema, da dies schon ermüdend oft bis zum Nervenzerreißen benützt und pathetisiert wurde. Doch der Mannheimer schafft es, in Monroes Gospelatmosphäre ein Bild seines Vertrauens und seiner Hoffnung zu zeichnen, das mir eben so real wie die CD in meinen Händen erscheint.
Auf "Eigentlich eins" besticht Danny Freshs musikalisch ambitionierter Flow, der durch Gesang von der mehrfach auf dem Album zu findenden Laura Bellon unterstützt wird. Vielleicht spiegelt dieser Track genau die Stärke und die Schwäche des Albums wieder: Oft sind inhaltlich in einen Song so viele im Grunde unterschiedliche Themen, Ideen und Gedanken gepackt, dass der eigentliche Konsens schwer zu erfassen ist. Doch gleichzeitig kann immer wieder Neues entdeckt werden und jeder Hörer kann das für ihn Essentielle herausfiltern.
Den Abschluss macht "Was kann dieser Tag dir sagen?", der Song, der schon Mitte März zum offiziellen Winnenden-Gedenksong erklärt wurde. Hier fasst er die Sprachlosigkeit der Angehörigen und Betroffenen in sensible Worte – ein Track, zu dem man nicht viel sagen möchte, denn er steht für sich.
"Ich schau' im Netz nach, was wir alle gerade denken/
Wir sind hilflos, egal, was wir gerade denken/
Die Gedanken kehren zurück zu den Familien/
Die einen geliebten Menschen ab heute nie wieder sehen/"
Danny Fresh bietet uns vor allem eins: "Vici" ist ein Album, das sowohl erwachsen für HipHop als auch für einen sehr reflektierten Künstler, der einiges zu sagen hat, einstehen kann. Musikalisch ergänzen sich die angenehme Stimme und der harmonische Flow des Rappers perfekt mit dem von Crada, Monroe, DJ Gambit, Ruben Rodriguez, Michael Vajna, Aiko "Realson" Rohd und Danny Fresh himself zusammengeschusterten Beatwerk. Der Sound des Albums ist vor allem musikalisch, eingängig und bleibt durch seine erfrischende Schlichtheit, die sich jedem unnötigen Effekt entzieht, im Gedächtnis. Die mit Inhalten geradezu vollgestopften Tracks bieten jedem Hörer ein breites Spektrum an Denkansätzen und Gedankengängen, differenzierte Meinungen und Reflektionen zu den Themen, die die heutige Generation zwischen Jugend- und Erwachsenenalter bewegen. Und so bewerte ich "Vici", den dritten und letzten Teil der Triologie mit den Vorgängern "Veni" und "Vidi", mit siegreichen 5 Mics.
(Pauline Staigle)
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