Beiträge von pollyssima



    01. Intro
    02. Der Don 3
    03. Microphone Checker
    feat. G-Style
    04. 1 Mann Orchester
    05. Arschloch
    06. Ich komm krass
    feat. Stefan Lust
    07. GD Anthem feat. Farid Bang
    08. Der Ghostwriter feat. Sentino
    09. Serious vs. Crispy Skit
    10. Heb ab
    feat. CJ Taylor
    11. Antigaranti 4Life 2020 feat. Summer Cem
    12. Wieder fresh (v.B.z.P.z)
    13. Ek lass nach
    14. Was kostet die Welt?
    15. Königin der Nacht
    feat. Cetin
    16. Widerstand feat. Summer Cem, Farid Bang, Bass Sultan Hengzt
    17. Happy End (Ende gut, alles gut) feat. Ado
    BONUSTRACK:
    18. Frei wie ein Vogel


    Geld ist Rapper Eko offensichtlich ziemlich wichtig. Damit möchte ich ihm keinesfalls Businessmoves oder ähnliches unterstellen, sondern stelle nur fest, dass der Titel seines aktuellen Albums zum wiederholten Male um dieses Thema kreist. Und "Was kostet die Welt?" ist schließlich eine Frage, die sich jeder von uns schon einmal im Leben gestellt hat. Mr. German Dream ist jedenfalls wieder mitten im Geschäft, folgt sein Album der im letzten Jahr veröffentlichten EP doch quasi postwendend. Ekrem Bora mag große Titel. Aber ob der "König von Deutschland" mit seinem neuen Werk wirklich auch die Welt um sich drehend macht, bleibt abzuwarten. Ich bin zumindest nicht abgeneigt, Ekos von extremen Hochs und Tiefs geprägte Karriere einen märchenhaften Wendepunkt zuzugestehen. Kann er, der in der Vergangenheit seine Identität so oft wechselte wie ein Nymphoman den Partner, endlich wieder überzeugen, indem er endlich ein Album macht, das auf eigenen Beinen steht? Oder bleibt er einfach weiterhin Savas' liebstes Hassobjekt und Yvonne Catterfeld-Ghostwriter? In den vergangen Jahren hat Mönchengladbachs Vorzeigerapper zumindest jede Menge ausprobiert – hingehauen hat davon jedoch kaum etwas richtig.


    Mit innerlich gedrückten Daumen und, zugegeben, vorprogrammierter Angst vor Peinlichkeiten, drücke ich Play – und schon beim "Intro" steigen mir die Tränen in die Augen. Scheinbar hat Eko Angst, dass die Höhepunkte seiner Karriere vergessen werden – doch der Junge weiß sich zu helfen! Ein Zusammenschnitt diverser Aussagen über ihn, wie etwa von Stefan Raab, geht einer gerappten Aufzählung seiner Großtaten voraus, die vor allem eines deutlich macht: Ekrem ist höchstens "König der Zweckreime" und gesunde Bescheidenheit sucht man vergebens. Das hat leider wenig mit dem im Rap üblichen "Auf-Dicke-Hose-Machen" zu tun, sondern wirkt lediglich beschämend auf den Hörer. "Der Don 3" hinterlässt bei mir vor allem eines: Verwirrung! Was genau möchte uns der Protagonist mitteilen? Dabei wäre die Botschaft so einfach: Eko ist furchtbar reich, erfolgreich und wird das Game jetzt aufräumen. Was dabei rüberkommt, ist raptechnisch kaum Mittelmaß! Sing-Sang-Hooks hinterlassen angeschlagene Nerven. Und was unser selbsternannter King gegen Maeckes und Plan B hat, versteh ich auch nicht. Merke: Erzwungene Wortspiele gehören nicht zu dem, was mich persönlich unterhält.


    "Jetzt denken manche, der König war nur weg gewesen/
    Wär' ich nur all die Jahre höflicher zu Ek gewesen/
    Korrekte Thesen und für Maeckes und Plan B/
    Ist jetzt Arbeiten bei Mäckes ein Plan B/
    "


    Im Grunde könnte ich an dieser Stelle die Review beenden, denn die nächsten 16 Tracks können den Karren nicht aus dem Dreck ziehen, sondern schieben ihn nur tiefer in die Scheiße. "Microphone Checker" mit G-Style ist höchstens in der Hinsicht erwähnenswert, als dass dieser Track die Ansichten all derjenigen bestärken könnte, die seit geraumer Zeit vermuten, Eko habe keine eigene Identität. Die Idee, die hinter "1 Mann Orchester" steckt, mag vielleicht ganz nett sein, jedoch reicht ein kindlicher Pianobeat und geträllerter Nonsens in Reimform nicht aus, um mich von ihr zu überzeugen. Ein nächster für mich interessanter Anspielpunkt ist "GD Anthem" mit Kollegah-Kollege Farid Bang. Könnte man den Rest des Albums ausblenden, wäre dieser Track zumindest ein Anlass, herzlich zu lachen.


    "Ich fick sie (oh), auf Whiskey (oh)/
    German Dream Maskulin in dein Ohr/
    "
    (Farid Bang auf "GD Anthem")


    "Der Ghostwriter" mit Sentino verdeutlicht ein gewaltiges Problem, das ich mit Ekos Texten habe, die scheinbar einfach naiv ins Blaue hineingeschrieben werden. Denn was Herr Bora uns auf "Was kostet die Welt" darbietet, ist eine auf 18 Tracks ausgebreitete Angriffsfläche und kein Deutschrapalbum. Und so bleibt es wohl auch weiterhin so, dass die Hits leider nur für andere geschrieben werden, so gerne man dem Prügelknaben der deutschen Rapszene einen Treffer gegönnt hätte. Bis zum Titeltrack plätschert das Album dann ohne größere Peinlichkeiten, aber auch ohne jeglichen "Zurückskipfaktor" dahin. Dieser Song jedoch lässt mir das Blut in den Adern gefrieren und die Nackenhaare dauerhaft aufstellen. Ist ja furchtbar schön, dass Eko die Trends in der deutschen Musikszene verfolgt, doch anstatt einen massenkompatiblen Elektroraphit zu fabrizieren, hört sich das Ganze so nach Big Brother-Rap und Mallorca-Musik an, dass mir die Ohren klingeln. Fassungslosigkeit erfasst mich auch bei dem Inhalt der Hook vom darauffolgenden Track. Scheinbar hat sich der Dreamboy beziehungsweise Cetin Group Tekkan als Ghostwriter angelacht, denn einen derartigen Schwachsinn habe ich zuletzt auf deren großem Hit gehört.


    "Mann, die Sterne hageln voll/
    Weiß nicht, was ich sagen soll/
    Weil's so schön ist, wenn du lachst/
    Du bist die Königin der Nacht/
    "
    (Cetin auf "Königin der Nacht")


    Ich beschließe, auch wenn es kein "Happy End" gibt, jeden "Widerstand" zu beenden und aufatmend die Stoptaste zu drücken. Zusammenfassend bleibt mir eigentlich nur eines zu sagen: Der Inhalt des Albums reicht von nicht ernstzunehmend über Mittelmaß bis hin zu abgrundtiefer Grausamkeit. Eine vielleicht annehmbare Produktion und eventuell solide Beats werden von mehr oder weniger gesanglichen Schandtaten verunglimpft. Der Inhalt der Texte befindet sich irgendwo zwischen Zweckreim, romantisch anmutendem Unsinn und absolut nichtssagendem Pseudofamegeblubber. So gebe ich dem Album 1 Mic – und zwar für die Tränen, die ich gelacht habe, nachdem ich mich mit der Qualität abgefunden habe.



    pollyssima (Pauline Staigle)

    [REDBEW]422 [/REDBEW]

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    01. Prolog
    02. Fernsehkompatibel
    03. Wohnwagensiedlung
    feat. DNP, Sudden & Dana
    04. Multimorbid
    05. Ghettofrühstück
    06. Plastikmenschen
    feat. DNP
    07. Globus Dei feat. Rasputin
    08. Dispokredit
    09. Raus
    feat. DNP, Sudden
    10. Minimal Klaus (Skit)
    11. Tokio Bordell
    feat. Meister Elch, Johnzen
    12. Ameisenhaufen feat. JAW, Morlockk Dilemma
    13. Freitag Nacht feat. Casper, Meister Elch, Randale 5000


    Während alle Welt nach mehr Wohlstand und Ruhm strebt, bleiben die Jungs von Pimpulsiv ihren Wurzeln treu und hängen auch weiterhin lieber cool im Trailerpark ab. So scheint dies nicht nur der Name ihres Labels, sondern vielmehr auch eine Art Lebenseinstellung zu sein – zumindest was ihren Kosmos rund um Rap betrifft. Und darum geht es an dieser Stelle ja. Ob darüber hinaus nicht nur der Titel ihres neuen Albums "Hepatitis P", sondern auch der Sound dazu höchst ansteckend klingt, kann nur mein Antikörpertest in Form dieser Review ans Tageslicht bringen.


    Und was könnte so ein Werk besser einleiten als ein Intro in der aus der dramaturgischen Literatur entwendeten Form des "Prolog". Ob dies ein versteckter Hinweis auf etwaige Rollen ist, die man eventuell als Künstler annimmt, bleibt vorerst meine persönliche Spekulation. Jedoch wird mit dieser Einleitung bereits ziemlich deutlich dargestellt, was den Hörer in den folgenden zwölf Tracks erwarten wird: Asoziale Wortgewandtheit, ein bisschen Gonzo, ein bisschen drogenverherrlichender, aber durchaus solider Rap mit Unterhaltungswert und das Ganze gepaart mit einer guten Portion Wiedererkennungswert. Nicht zuletzt durch die eigenwilligen Stimmen und deren Einsätze bekommt das Album den pimpulsivtypischen Flair, der sich durchaus konsequent – nicht erst seit gestern – vom Rest der deutschen Szene abhebt.


    "Die Bullen haben gedacht, sie finden die Baretta/
    Ich bin nur Tim Weitkamp, ich bin nicht Tim Kretschmar/
    Tim Jong-il, Trailerpark, Sonderschulidol/
    Weil ich meinen Vater hasse, nennt mich Oma Hurensohn
    "
    (Timi Hendrix auf "Prolog")


    Nachdem Timi Hendrix und Skinny Shef durchaus "Fernsehkompatibel" das komplette TV-Programm und seine Abgründe einmal hoch- und runtergerappt haben, landet der Hörer auch schon direkt in der "Wohnwagensiedlung". Dort zelebrieren die Bielefelder, unterstützt von ihren Labelkollegen DNP und Sudden sowie der Sängerin Dana, irgendwo zwischen "Fear and Loathing" und Hartz IV das Leben an und für sich. Komischerweise stört selbst die von einer Frauenstimme gesungene Hook das Bild der Anti-Idylle wenig – deutschraptechnisch normalerweise ein echtes Reizthema. "Multimorbid" erinnert an Molières "Der eingebildete Kranke" – nur ganz anders. Und nach einem "Ghettofrühstück" erklären unsere Lieblingsjunkies der Welt unter anderem, wie man mit der "Strumpfhose von Mama" auch dazu kommt, seinen "Dispokredit" noch eine Spur weiter auszureizen. Auf "Raus" bedienen die zwei einen Trend, über die Anti-Traumfrau zu rappen, und treffen damit volle Kanne ins Schwarze. Ein bisschen sehr nach Ballermann klingt "Tokio Bordell", doch die Entschädigung folgt direkt im Anschluss mit dem heimlichen Höhepunkt des Albums: "Ameisenhaufen" ist eine Menage aus weiterhin guten Pimpulsivparts und überragenden Gastauftritten von JAW und Morlockk Dilemma. Im Endeffekt zeigt dieser Track, dass Features dann befriedigend sind, wenn sie ein Album bereichern und nicht als prominentes Name-Dropping nur schnöde Scheinfunktionen einnehmen. Und nebenbei erzählen die vier mal eben locker-flockig Anekdoten aus dem Alltag eines ganz gewöhnlichen tierquälenden Sadisten.


    "Und ich gab tausenden Hauskatzen Tauchkurse/
    Wobei eine manche von ihnen nahezu auffallend laut wurde/
    Ihr könnt alle gern sagen, dass ich nicht tierlieb bin/
    Doch die Ziegen bei mir im Dorf haben ein rasiertes Kinn
    "
    (JAW auf "Ameisenhaufen")


    Den Abschluss bildet der in gewohnter Hanse City-Manier energiegeladene Posse-Track "Freitag Nacht". Die üblichen Verdächtigen finden sich zwar darauf ein, jedoch kommt das Schlusslicht von Hepatitis P meiner Meinung nach nicht an die bereits existierenden Live-Bomben aus dieser Ecke heran. So oder so feuert der Song einen gezielten Salutschuss zum Abschied ab und lässt den Hörer durchaus mit der Verlockung zurück, direkt wieder zum Anfang des Albums zurückzuskippen.


    Beattechnisch befinden sich alle Tracks auf einem durchaus ansprechenden Niveau. Das, was zwischen abgefahren und durch die Wand preschend steht, schien Timi Hendrix und Skinny Shef bei der Auswahl gerade recht gewesen zu sein. So siedelt sich Elektrolastiges anstandslos neben eher rockigen Sounds an und bildet ein durchaus passendes Korsett für den haus- oder, besser gesagt, trailereigenen Rapstil der beiden Protagonisten. Die übertreffen sich auf ihrem neuen Werk hin und wieder sogar selbst, was Wortspiele, Reimketten und verrückte Vergleiche betrifft. Die Stimmen haben an sich von jeher Wiedererkennungswert und werden sehr akzentuiert und bewusst mit Flow und Betonungstechnik eingesetzt, um das wahnwitzige Rapgebilde zu stricken, an dem vor allem Timi Hendrix maßgeblich beteiligt ist. Auffallend sind zudem die durchgängig einprägsamen Hooks – auch wenn sie, wie bei der rammsteinartig anmutenden Beigabe von Rasputin auf "Globus Dei", ab und zu weit am Ziel vorbeischießen und sich in den Bereich nervtötend manövrieren.


    Fazit:
    Das durchaus stimmige Gesamtwerk zeigt, dass Pimpulsiv entweder wirklich völlig geisteskrank plus talentiert sind oder einfach in der Lage, ihr Konzept konsequent durchzuziehen. Gerappter Gonzo-Journalismus, quasi eine Paarung aus Realität und Hirngespinsten, oder schlicht gut durchdachte Kunstfiguren mit Anleihen aus den gesammelten Werken von Hunter S. Thompson – scheiß drauf! Der positive Antikörpertest bestätigt die Infektionsgefahr: Hepatitis P und 4,5 Mics von mir für ein gelungenes Album mit wenigen Schwächen.



    pollyssima (Pauline Staigle)

    [REDBEW]407 [/REDBEW]

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    01. Das Leben ist kein Ponyhof
    02. Chuck Norris
    03. Ego Trip
    04. 0 zahlende Gäste
    05. Skit 1
    06. Der Affentanz auf dem Vulkan
    07. Bekanntenkreis
    08. Der alte Mann und das Meer
    09. Luftballon
    10. Skit 2
    11. Holzklotz
    12. Ach Herje
    13. Aquaman
    [Hidden Track] Das Leben ist kein Ponyhof (Ponyhood Remix)


    Liebe, Leben und Tod: laut Homepage die Quellen, aus denen der Rapper Misanthrop die Inspiration für seine Texte schöpft. Und so liegt es für mich scheinbar auf der Hand, welches Konzept er für ein Album namens "Das Leben ist kein Ponyhof" verfolgt. Negativität bis hin zum Nihilismus, amateurphilosophische Ansätze und erschöpfende Ausreizung des Fremdwörterfundus. Ein weiterer Künstler, der sich eine Menge auf seinen Intellekt und seine ach-so-negative Weltansicht einbildet, gleichzeitig aber nur durch pseudoprovokante Aussagen nach Aufmerksamkeit hascht. Zugegebenermaßen vorurteilsbehaftete Gedankenblitze beim Einlegen der CD. Doch geht diese Gleichung genau so leicht auf, wie der Rechenweg zum vermuteten Ergebnis ist? Oder steckt in diesem Werk vielleicht eine reflektierte und charmante Betrachtung des Lebenszirkus der menschlichen Rasse?


    Nach dem ersten Durchhören des Albums scheint eines klar zu werden: Hinter "Das Leben ist kein Ponyhof" steht vermutlich ein durchdachtes Konzept – welches jedoch nicht konsequent umgesetzt wurde. So ist auch meine Reaktion auf den Intro- und Titeltrack erst einmal verhalten. Ich fühle mich verarscht. Denn einen Ausflug nach Orsons-Island habe ich wissentlich nicht gebucht. Der verspielte Beat hüpft unter der fröhlichen Beschreibung paradiesischer Zustände. Und genau das wollte ich nicht hören. Auch "Sei nicht naiv, das Leben ist kein Ponyhof" lässt mich nicht aufhören, mit dem Gedanken zu spielen, das Album des selbst ernannten Misanthropen erst einmal nicht mehr ernst zu nehmen. "Chuck Norris" räumt mit einem gezielten Roundhousekick dann doch noch auf – auch wenn die Aneinanderreihung von Trendwitzen nicht gerade rapskilltechnische Glanzleistungen aufweist. Vielleicht eine nette Idee, doch bleibt dieser Beitrag die Unebenheit des Werkes – Irren ist menschlich.


    Was für unseren Protagonisten "Ego ist", erfahren wir auf "Ego Trip". Doch dass dabei eher eine unterschwellig moralische Botschaft transportiert als die von mir gewünschte Hasstirade auf den Rest der Menschheit losgelassen wird, kann auch dieses Wortspiel nicht richtig verstecken. Genau so wenig wie der schwerfällige Beat bewegt sich der Rapper sowohl textlich als auch inhaltlich eher auf einem flachen Niveau. Oder ich verstehe die Platte halt immer noch nicht...


    "Ego ist, wenn man alles besser weiß als der Rest/
    Ego ist, wenn man sich höher stellt als das Gesetz/
    Ego ist, was man andere nicht haben lässt/
    Ego ist, wo die Ignoranz den Namen gibt/
    "
    ("Ego Trip")


    Zum ersten Mal wirklich interessant wird es dann bei "Der Affentanz auf dem Vulkan". Auffällig ist vor allem, dass die instrumentale Untermalung zum beschriebenen menschlichen Reigen auf der heißen Lava erwartet spielerisch und doch musikalisch so geschickt verpackt ist, dass er erfrischender Weise kein Stück kindisch wirkt. Eben so abwechslungsreich ist der Perspektivwechsel auf "Der Alte Mann und das Meer". Hook - und schnörkellos: Zum ersten Mal begeistert mich ein Track des Albums. Auf einem drumlastigen Beat schreddert die Lebensgeschichte des Alten dahin – "vermodert, vereinsamt, verrostet, versteinert/ und nicht mehr von dieser Welt wie beschworene Geister". Auch der mit Frustration prallgefüllte "Luftballon" lässt mich jetzt glauben, was ein endlich wütender Misanthrop zu sagen hat.


    "Gegen mich wirkt ein Choleriker schlicht teilnahmslos/
    Sprech' ich in einem Saal voll Misanthropen, ist der Beifall groß/
    "
    ("Luftballon")


    Insgesamt mutet das letzte Drittel des Albums deutlich positiver für meine Ohren an – je negativer die Texte, desto mehr ergibt das Ganze für mich einen Sinn. "Ach Herje" ist ein weiteres Highlight der Weltansicht des Misanthropen – der nebenbei auch noch fließend ironisch spricht. Ein erneuter Perspektivwechsel zum "Aquaman" lässt das Album dann für mich versöhnlich ausplätschern und so bleibt unter'm Strich zusammenfassend ein Konzept, das sich für mich als entweder nicht komplett aufgehend oder so vielschichtig zeigt, dass mir der umfassende Sinn dahinter immer an der Ecke zu entgleiten droht, an der ich meine, ihn gepackt zu haben.


    Musikalisch ist das Album durchaus interessant, gerade weil die Beats nicht immer nur verspielt und positiv oder düster und negativ sind, sondern das Soundgerüst Widersprüche in sich trägt. Dies harmoniert für meine Ohren erstaunlich gut miteinander und spiegelt zudem auch den inhaltlichen Zwiespalt wieder. Denn ganz klar Position beziehen will unser Misanthrop nicht. Auslegen kann das Dargebotene am Ende jeder wie er will – dank unserer alten Freundin Ironie. So komme ich zu versöhnlichen 4 Mics, denn hörenswert ist "Das Leben ist kein Ponyhof" allemal. Und ich bin dankbar für jedes deutsche Rapalbum, das sich dann doch von der Masse abhebt.



    (Pauline Staigle)

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    Passend zu Bushidos Kinofilm wird nun auch ein gleichnamiges Album des Künstlers erscheinen. Jetzt gab er in seinem Forum erste Informationen zu seinem sage und schreibe neuntem Soloalbum bekannt.


    "Zeiten ändern Dich" wird sowohl als Limited Edition, als auch als Limited Edition Deluxe erhältlich sein, die unter anderem alle Instrumentals enthalten soll.


    Das geplante Releasedate ist der 19.02.2010, am 05.02. soll zuvor die Single "Alles wird gut" erscheinen.


    Von den bereits 20 fürs Album vorgesehen Songs hat Bushido himself bei ganzen 17 das Produzentenzepter geschwungen und selbst Hand angelegt.


    Weitere News zum Album sollen in den nächsten Tagen folgen. Stay tuned!


    Quelle


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    Nach den wenig erfreulichen Berichten der vergangenen Tagen über Vasees hohe Verschuldung haben die Herren aus dem Hause Chimperator eine weitere enttäuschende, doch sehr ehrliche Nachricht für ihre Fans. Die meisten Dates der geplanten Warm-Up Tour, bis auf Mannheim und Stuttgart, werden verschoben.


    Chimperator dazu:
    "Wir haben aktuell Probleme mit unserem Zeitmanagement: Wir sind nur ein drei Mann Unternehmen, unser '11 Jahre Chimperator'-Sampler muss fertig werden, die neue Show mit Beamer, Kostümen und Orsons-Wahnsinn muss geprobt werden und die große Tour im Februar geht auch nicht von alleine über die Bühne. Dazu haben wir uns für 2010 sehr viel vorgenommen und wollen ungern mit alten 'Zeitschulden' in das neue Jahr starten, um dann wieder unter enormen Zeitdruck und mit Verzögerungen arbeiten zu müssen. [...] Die vier Dates der Warm-Up Tour werden wir dann bei der großen Tour im Februar 2010 wahrnehmen. Bereits gekaufte Karten behalten natürlich ihre Gültigkeit. Die Dates der 11 Jahre Chimperator Tour geben wir in der nächsten Woche bekannt."


    Dementsprechend wünschen wir ihnen viel Erfolg und eine gelungene Umsetzung ihrer zahlreichen Pläne im neuen Jahr!


    Quelle


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    Passend zur Besinnlichkeit der Vorweihnachtszeit erschien vor wenigen Wochen der zweite Teil des Samplers "Deutschlands vergessene Kinder". Die Fortsetzung des offiziellen Musiksoundtracks zum landesweit bekannten Kinder- und Jugendhilfswerk "Die ARCHE" wurde, wie schon ihr Vorgänger, durch die engagierte und tatkräftige Arbeit der Verantwortlichen von Mellowvibes Records, Jan Pasutti und Sami Ben Mansour, ermöglicht. Der Erlös fließt in das neu gegründete ARCHE HipHop-Projekt. In einem kurzen Interview stand uns Sami Ben Mansour Rede und Antwort und gewährte einen Einblick in sein Bild von HipHop, Politik und den Missständen der Nation.


    rappers.in: Die zweite Auflage des Samplers "Deutschlands vergessene Kinder" findet szeneübergreifend großen Anklang. Wie wirkt sich der Erfolg des Tonträgers direkt auf deine Zusammenarbeit mit der ARCHE und die Arbeit der ARCHE allgemein aus?


    Sami Ben Mansour: Das beeinflusst die Zusammenarbeit gar nicht. Die Kids vor Ort erfahren das Meiste nur über Mundpropaganda oder direkt von uns, wenn sie nachfragen. Was aber schon auffällt, ist, dass die CDs jetzt regelmäßig bei den Kids im Player laufen und dass sie immer voller Stolz von ihrer CD sprechen, wenn es um "DVK" geht. Die Sozialarbeiter haben durch uns auch endlich eine etwas positivere Meinung von HipHop erhalten und sind auch immer voller Begeisterung bei den Workshops dabei. Was ein wenig schwer unter einen Hut zu bekommen ist, sind die Medien und die Kids. Gerne wollen sie über uns und die Arbeit berichten, aber die meisten Kids haben keine Lust, fotografiert zu werden. Das Resultat ist dann meistens keine Berichterstattung – was sehr schade ist.


    rappers.in: Deutschland in der Bildungsmisere, Berlins Schulen rüsten nach und nach auf einen verlässlichen Ganztagesbetrieb um. Siehst du darin eine Chance, gerade für Kinder, die jetzt noch eine Zuflucht in der ARCHE finden? Oder denkst du, dass auch diese Veränderungen gerade an deren Situation nichts ändern werden?


    Sami Ben Mansour: In erster Linie geht es ja darum, dass viele Jugendliche benachteiligt sind, weil sie einfach von dem Nötigsten zu wenig erhalten. Das sind Punkte wie ehrliche Aufmerksamkeit, Liebe, Geborgenheit, Zusammenhalt und eine richtungsweisende Erziehung, die sie nur zu Hause erhalten können. Sehr viele der Kids habe daher einfach Schwierigkeiten, sich in der Gesellschaft einzuleben, da sie ein ganz anderes Wertebild zu Hause vermittelt bekommen. Und das ist unabhängig von sozialen Schichten. Eltern haben zunehmend immer weniger Zeit für die Kleinen. Die werden dem Alltag überlassen, doch wenn man nicht lernt, mit sich und seiner Zeit etwas anzufangen, endet das meist vor dem Fernseher oder dem Internet und die Verblödung unserer Republik zieht zunehmend größere Kreise. Ich finde es sehr wichtig, in Bildung und Erziehung zu investieren, zumal Kinder nicht nur die Zukunft sind, sondern auch die wirtschaftliche Stabilität des Landes widerspiegeln. Eine Generation von Hartzern sorgt nicht dafür, dass die Wirtschaft intakt bleibt. Zu viele Menschen sind zu kurzsichtig, was dieses Thema angeht. Bildung und Aufklärung ist der Schlüssel, um gegen diese Verblödung unserer Republik vorzugehen. Deshalb denke ich, dass dies ein erster Schritt in die richtige Richtung ist. Wenn wir in die Ausbildung unserer Kinder investieren, dann investieren wir auch in eine friedliche und sichere Zukunft. Wir haben es selbst in der Hand. In diesem Sinne weisen wir mit "DVK" einfach nur auf das gern Unbeachtete, wollen aufklären und zum Nachdenken anregen. Dies ist leider immer noch sehr unpopulär und wird es wohl auch noch sehr lange bleiben. Es gibt viel zu tun in diesem Sinne.


    rappers.in: Welche Missstände in der Politik, die solche Einrichtungen wie die ARCHE erst so unverzichtbar machen, prangerst du persönlich an?


    Sami Ben Mansour: Wenn man von Politik spricht, muss man ja erst einmal verstehen, was Politik ist – und wie wichtig es ist, sich politisch zu engagieren. Und wenn du das erkannt hast, dann fällt dir aber auch schnell auf, wie viel dafür getan wird, dich davon abzulenken. Politik ist nichts als Nebensache geworden. Jugendliche begreifen ihre Macht, selbst mitzuentscheiden und abzustrafen, gar nicht mehr. Sie sehen Politik nur als Möglichkeit bei Nachrichtensendungen, in denen es zunehmend immer mehr um Boulevardthemen geht, schnell mal weiter zu zappen. Es werden wichtige und informative Sendungen in späte Abendstunden verlegt, dafür Talkshows und Reality TV zu besten Sendezeiten gebracht, bei denen sich alle vergewissern können, es geht noch schlimmer und dümmer. Also geht es uns ja doch noch ganz gut. Der Jugend wird vermittelt, dass du dich gefälligst komplett würdelos darstellen musst, sonst wird es auch nichts mit dem Traum, ein TV-Star zu werden. In einer Welt voller Primatensendungen ist einfach kein Platz für reales Leben. Und so feiern wir die ganze Nacht. Bis wir untergehen... (lacht) Wen interessiert denn schon Politik heutzutage? Politik ist eh scheiße! Die machen ja eh, was sie wollen! Deshalb gehen sie ja auch nicht mehr wählen... Gute Konzepte funktionieren eben auch noch nach Tausenden von Jahren: Gib ihnen Brot und Spiele, dann geben Sie Ruhe!


    rappers.in: Denkst du, die Rolle, die die HipHop-Kultur im Kampf gegen Kinderarmut spielt und spielen könnte, ist noch ausbaufähig? In welche Richtung?


    Sami Ben Mansour: Ein ganz klares "Ja". HipHop-Kultur verstand sich einst als eine rebellische, junge Kultur. Gemacht von Menschen, die hinterfragen und das Schlechte anklagen. Davon ist nichts übrig geblieben, also haben wir da einiges an Ressourcen wiedergewonnen. (lacht) Ob ich daran glaube, dass es wieder so wird? Nein. In kleinen Kreisen haben eventuell noch einige Heads überlebt und werden heute nur noch müde von der neuen Generation belächelt. Weil wir unsere HipHop-Kultur längst an die Wirtschaft und Medien verloren haben. Längst bestimmen sie, was real oder nicht real ist – wer das noch bezweifelt, ist ein dummer Ignorant! Wir haben es als Heads einfach verpeilt, HipHop auch als Business zu sehen und die Vermarktung somit selbst in die Hand zu nehmen. Obwohl ich ja schon sehr früh dabei war, mit SparVAR und Tuff Colors, aber es hat nicht gereicht – sorry. (lacht) Scherz beiseite: Es ist nun mal normal, dass Subkulturen, die so eine große Anhängerzahl vorweisen, auch interessant für die Wirtschaft sind. Und damit unwirtschaftliche Anhängsel wie Werte und Ehrenkodexe leider auch nicht gefördert werden, wenn sie keinen Profit bringen – oder sogar vernichtet werden, wenn sie daran hindern. Das passierte mit Reagge, Punk und auch mit vielen Weltreligionen. Es ist ja auch nichts Schlimmes daran, mit HipHop Geld zu verdienen. Nur wäre es super gewesen, wenn die Kultur dabei nicht getötet wird mit ihren Werten und Regeln. Afrika Bambaataa sagte zu mir mal: "Geld zu verdienen ist sehr wichtig, also mach Geld mit HipHop. Aber achte darauf, dass Geld nicht zu deinem Gott wird. Dann bleibt es real!" Ich habe es damals nicht verstanden – jetzt schon!



    (Pauline Staigle)


    Mehr zum Sampler "Deutschlands vergessene Kinder 2" erfahrt ihr hier.

    Der erste, der mich echt zum Lachen gebracht hat. WER HÄTTE SO ETWAS KOMISCHES ERWARTET??? GESICHTSBEHAARUNGSEXPERIMENTE!!!


    feierbar.


    Abroo ist einfach einer der besten Menschen. Jemand, der wenigstens HipHop noch wertschätz, so wie das Game eben ist.


    Immer schön gerade bleiben. Wunderschöne Antworten, von einem, bei dem es sich wirklich lohnt, ab und zu mal zuzuhören.

    Der hat mal wirklich GUTE Antworten gegeben. Auch ganz eigene. Find ich super.


    Und auf der Juice Jam haben die Herren und Damen Veranstalter zumindest EINIGES richtig gemacht. DER Gänsehautmoment in München war für mich aber immer noch Savas. Jedes mal aufs neue.


    Was ich auch extrem feier, ist, dass er eher philosophische Zitate gewählt hat, als die überkrassen Wortspiele. Und die Line von Kamp - ich oute mich als Fan - einfach nur Kingkong.


    Ein wunderschönes Türchen, wieder mal. Ganz ohne Ironie und späßchen meinerseits heute.



    Am 05. Dezember veröffentlichte das inzwischen nicht mehr ganz so frisch gegründete Label "Trailerpark" (um Pimpulsiv) seinen ersten Sampler. Dieser hört auf den Namen "Crackstreet Boys" und ist in zwei verschiedenen Versionen erhältlich. Zum einen gibt es den Free-Download mit 6 Tracks auf http://www.trailer-park.info, zum anderen die limitierte Kauf-CD mit insgesamt 11 Tracks im Rapcorner-Shop unter http://www.rapcorner.de.


    Features kommen von Greckoe, Manny Marc, Smoky, JAW, Patrick Mit Absicht, Meister Elch und Johnzen, produziert haben Bjet, Skinny Shef, Beatmasta, Hookbeats, Peet, Qwerti und Rapo64.


    Zudem wird es am 11. Dezember eine Releaseparty an der ehemaligen Gesamtschule von Timi geben, welche sich in Spenge bei Bielefeld befindet.


    Quelle


    [pushit]1746 [/pushit]

    HÄ?! Ed Hardy war doch schon Anfang 2008 wieder out... :D Aber schön, dass auch Taichi eingesehen hat, dass das Zeug einfach KRASS hässlich ist. Jack Wolfskin ftw!!


    Soviel dazu. Ich feier ja, dass er Haftbefehl zitiert. Feierbar.
    Ansonsten mag halt ECHT jeder Tua. Scheiße. Ich werf "Grau" aussm Fenster, so MACHT DAS DOCH KEINEN SPASS MEHR!!

    Zitat

    Original von DeLaJelena
    Jeyz ist ein guter Mensch. Polly hat ein gutes Interview gemacht. Ja, das gefällt. :)


    Merci vielmals!! :)
    Hat echt Spaß gemacht, ders gut drauf.


    "Erfolg ist eine Chance, verpackt in harte Arbeit", wusste der deutsche Schauspieler Gustav Knuth. Selbiges könnte aber auch das Motto sein, das sich Azad-Protegé Jeyz auf die Fahnen geschrieben hat – getreu der Arbeitsmoral seines Mentors. So wundert es niemanden, dass der Titel seines Solo-Erstlingswerkes "Blut, Schweiß und Tränen" lautet und mit seinem neuen Mixtape die "Zeit zum Scheinen" gekommen ist. Darüber, wie auch über das Ende der Bozz-Ära, haben wir mit Jeyz gesprochen, als er im Zuge der Assassin-Tour Halt in Berlin machte.



    rappers.in: Du bist ja mittlerweile schon sehr lange im Rapgeschäft – nenn mir doch zu Beginn mal die drei wichtigsten Stationen deiner Karriere.


    Jeyz: Also, Bozz Music ist auf jeden Fall eine sehr wichtige Station gewesen. Dann das Mixtape "J.E.Y.Z." und natürlich mein Album "Blut, Schweiß und Tränen". Das waren so die wichtigen Punkte, die Spuren hinterlassen haben. Natürlich haben das auch all meine anderen CDs, aber das sind so die Säulen, die mich tragen.


    rappers.in: Kommen wir doch gleich mal auf "Blut, Schweiß und Tränen" zu sprechen. Du hast ja damit erst dieses Jahr dein erstes Soloalbum releast. Was war das für dich für ein Gefühl? Eine Art Befreiungsschlag?


    Jeyz: Es war auf jeden Fall ein Befreiungsschlag. Seit "J.E.Y.Z." wollte ich mein erstes Album machen, aber da wir nicht die Kraft hatten, es richtig nach vorne zu pushen, wollte ich es unter diesen Umständen nicht veröffentlichen. Weil das erste Album für mich auch etwas sehr Persönliches und Besonderes war. Das ist auch der Grund, warum ich davor so viele Mixtapes veröffentlicht habe. Letztendlich war ich auf jeden Fall sehr froh, dass es endlich da war und die Leute es auch sehr gut angenommen haben. Ich hab' auch nichts Negatives gehört. Und es werden ja auch alle Sparten abgedeckt. Deshalb denke ich auch, dass es so gut ankam. Und es kommt noch dazu, dass es innerhalb von fünf Monaten über 700.000 mal illegal gedownloadet wurde – und das spricht ja auch für sich. Ich freue mich nicht über die Zahlen, das muss man schon so stehen lassen. Einerseits ist es cool, weil ihnen die Musik gefällt, andererseits wissen wir ja alle, was das für Folgen hat. Das ist auch der Grund, warum Bozz Music geschlossen hat. Weil die Fans sich die Musik runterladen und sie nicht kaufen – aber sie dennoch feiern. Ein Dilemma, in dem man gefangen ist. Man mag die Musik, unterstützt den Künstler aber nicht. Und irgendwann gibt's diesen Künstler nicht mehr.


    rappers.in: Hat sich für dich denn was nach dem Release verändert?


    Jeyz: Ich denke mal, für mich persönlich. Und natürlich habe ich auch viele Fans dazugewonnen. Vor allem viele Frauen. Auf dem Album waren ja auch ein paar Songs sozusagen für Frauen. Zum Beispiel "Blut, Schweiß und Tränen". Da spreche ich über ein fünfzehnjähriges Mädchen, das sich volles Programm gegeben hat. Mit Jungs, Gangbang, Drogen und was weiß ich nicht alles. Und im letzten Verse rede ich auf sie ein, wie als ob sie eine kleine Schwester von mir wäre. Und gebe ihr Ratschläge. Und ich habe noch erwähnt, dass vielleicht sogar die Erziehung der Grund ist, warum manche Frauen so vom Weg abkommen. Und ich denke, durch solche Songs, oder auch durch "Tagtraum" oder "Ganz egal", hab' ich schon ein paar Frauen-Fans dazugewonnen. Power to the women! (lacht)


    rappers.in: Dein Mixtape "Zeit zum Scheinen" erschien am 27.11. Darauf sind viele Feature-Songs zu finden. Was waren da für dich die Auswahlkriterien?


    Jeyz: Ich habe mir für meine Fans überlegt, dass ich die Features, die ich hier und da veröffentlicht habe, alle auf eine CD packe, plus acht, neun exklusive Songs. Jetzt ist es auch Zeit zu scheinen. Auch wenn wir jetzt Winter haben und die Sonne einfach nicht scheinen will. Wir holen sie wieder raus! (lacht)


    rappers.in: Mir ist aufgefallen, dass sich allein die Titel deines Albums und die des Mixtapes inhaltlich sehr unterscheiden. Ist auf einem Mixtape Platz über andere, vielleicht oberflächlichere Themen zu sprechen?


    Jeyz: Also, Alben halte ich immer ein bisschen persönlicher als Mixtapes. Bei Mixtapes mach' ich mir nicht so viele Gedanken. Wenn etwas geil ist, kommt's drauf. Bei Alben mach' ich mir schon ein Konzept. Ich gehe auf jeden Fall ganz anders dran. Das ändert nichts an der Qualiltät, da ist nur jeweils ein anderes Konzept dahinter. Das ist der Unterschied.


    rappers.in: Was erwartet uns denn so mit "Zeit zum Scheinen"?


    Jeyz: Ein sehr schönes, abwechslungsreiches Mixtape. Mit sehr gut durchdachten Texten. Man hört keine plumpen Dinge wie "ich fick' deine Mutter" oder einen Reim wie "ich' fick deine Mutter mit Butter", sondern die Songs sind ein bisschen durchdachter. Und ich sag' dir, das ist zwar ein Mixtape, aber das hat einfach Album-Qualität. Ich hab' mir, glaube ich, mittlerweile auch den Namen aufgebaut, dass ein Mixtape Album-Qualität hat, wenn ich es mache. Und ich glaube, das liegt auch daran, dass ich so lange gewartet habe, bis ich ein Album veröffentlicht habe und immer ein Album machen wollte. Und ich bin bei Mixtapes von der Qualität her jdann eben immer wie bei Alben rangegangen.


    rappers.in: Wie du dir bestimmt denken konntest, komme ich natürlich auch auf Bozz Music zu sprechen. Wie hast du denn die Jahre zwischen Entstehung und Schließung des Labels erlebt?


    Jeyz: Ich wurde schon seit längerem auf die Schließung vorbereitet. Wir waren seit einem halben Jahr nur am kämpfen und dadurch hatte ich sehr lange dafür Zeit. Allerdings hat's mich doch mitgenommen, als der Tag dann kam. Es war eine sehr schöne Zeit. Und ich find's traurig. Eines der qualitativ besten deutschen Raplabels hat geschlossen. Und nicht nur wegen Bozz Music – wegen der ganzen HipHop-Szene. Die Fans müssen sich die Musik kaufen, sonst stirbt deutscher Rap aus. Im Endeffekt will ich damit nicht Millionär werden. Ich will nur das haben, was ich mir verdiene – was mir zusteht, weißt du. Wenn 700.000 Menschen die Musik mögen, dann sollen 700.000 Menschen diese Musik kaufen. Ich erwarte nicht mehr als ich verdiene.


    rappers.in: Du bist jetzt sehr auf das Ende eingegangen. Was lag davor? Die Verwirklichung eines Traums?


    Jeyz: Auf jeden Fall. Damals war ich noch jünger, hab' noch nichts veröffentlicht. Und auf einmal hatten wir ein Label, auf dem wir veröffentlichen konnten. Es war eine sehr schöne Zeit, wir sind oft auf Tour gewesen, haben viel Liebe von den Fans zurückbekommen. Sehr schade einfach, dass es so gekommen ist.





    rappers.in: Wie waren die Resonanzen nach der Bekanntgabe? Gab es ein paar einsichtige Leute?


    Jeyz: Schon. Also, ich bin ja oft im Forum. Im Bozz-Forum. Noch hat das ja offen. Und da haben viele gesagt: "Okay, ich kauf' mir zwei, drei CDs, um die Künstler am Leben zu halten." Aber natürlich – wenn das keine Blut-Fans sind, ist denen das scheißegal. So nach dem Motto: Wenn der nicht mehr da ist, geb' ich mir halt was anderes. Aber wie gesagt, wenn das so weiter geht, gibt es irgendwann nur noch Pipapo-Rap. Weißt du, wie ich meine? Und ich finde ja, zu Rap gehört auch, dass man die Problematiken der Jugendlichen auf der Straße beispielsweise anspricht. Und denen vielleicht was mitgibt. Aber das sind leider die Songs, die sich nicht gut verkaufen. Die wollen lieber so einen Mainstream-Hit. Und das ist dann das, was sich verkauft. Traurig. Aber ich hoffe, dass die Leute merken, dass ein Label nach dem anderen schließt und irgendwann die Einsicht kommt.


    rappers.in: Wie würdest du denn dein Verhältnis zu Azad beschreiben? Was hat er dir mit auf den Weg gegeben?


    Jeyz: Ich sag' mal so: Dadurch, dass er das Level immer sehr hoch gehalten hat, habe ich viel von ihm gelernt. Zum Beispiel hab' ich ihm Songs gezeigt, die ich geschrieben hab' und voll drauf geflasht habe. Und er war so: "Ja, wird schon." (lacht) Aber dadurch, dass er immer ehrlich war und immer seine Meinung gesagt hat und immer fand, es geht noch besser, habe ich auch meinen Anspruch selbst hochgeschraubt. Und ich denke, das ist auch der Grund, warum bei Bozz Music die Qualität sehr hoch ist. Wir haben uns nie mit solchem plumpen Scheiß zufrieden gegeben. Und wir sind eigentlich unsere eigenen größten Kritiker. In der Hinsicht ist er eigentlich wie Familie – wie ein älterer Bruder für mich.


    rappers.in: Werdet ihr denn auch in Zukunft weiter zusammenarbeiten?


    Jeyz: Auf jeden Fall. Wir gehen jetzt verschiedene Wege im Sinne von Label, aber wir werden immer Familie sein. Und es ist auch egal, ob du Azad, Jeyz oder 439 siehst, wir werden immer Bozz-Repräsentanten bleiben. Bei uns ist es nicht wie bei anderen. Bei uns kam in erster Linie die Freundschaft ins Spiel und dann haben wir eine Firma gegründet. Und das ändert jetzt nichts an unserer Freundschaft oder an unserer Bindung, dass die Firma jetzt geschlossen hat, weißt du. Wir waren eh nie diejenigen, die irgendwas erzählt haben, um krass bei den Leuten anzukommen. Ich sag' mal so: Wir sind das einzige Label, das nie ein Image aufbauen wollte. Wir haben auch mal mit Majors gesprochen, die sagten, wir müssten einen Film aufbauen – den Leuten das komplette Paket geben. Ich hab' gesagt, ich will Musik vom Herzen machen. Ich will nichts drumherum schmücken wie an Weihnachten, ich will einfach nur meine Musik machen. Und im Endeffekt kamen auch genügend Leute, die mir sagten, dass sie ihnen etwas bedeutet. Vor einem halben Jahr habe ich zum Beispiel einen Brief bekommen von einem Typen, der mir geschrieben hat, dass er sich fast das Leben genommen hätte. Und kurz bevor er vor den Zug springen wollte, kam mein Song "Gib mir ein Zeichen". Und dieser Song hat ihn davon abgebracht, vor den Zug zu springen. Und da denk' ich mir so: "Cool, ich hab' zwar nicht den Erfolg, den ich verdiene, aber ich hab' einem Menschen das Leben gerettet." Und das gibt mir ein Zeichen, so falsch kann das nicht sein, was wir machen. Und ich will mich auch nicht verbiegen lassen, um im Mainstream Erfolg zu haben. Ich denke mal, Erfolg ist wichtig, aber Respekt ist noch wichtiger. Und wir sind auch Leute, die einen Menschen, wenn wir ihn sehen, egal, ob er krass ist oder nicht, für die Person respektieren, die er ist. Wenn er cool zu uns ist, sind wir auch cool zu ihm.


    rappers.in: Kannst du denn schon was dazu sagen, wie's bei dir weitergeht? Was für Projekte kommen?


    Jeyz: Also, ich hab' einen neuen Vertrieb: "Soulfood". Und mein Management hat ein Label für mich eröffnet: "MMB Media" – was ich aber jetzt nicht nach außen tragen werde und sage, das ist das neue Chief-Label. Wie ich vorhin schon erwähnt habe, wir sind immer noch Bozz-Repräsentanten. Das dient einfach nur als Plattform, um zu veröffentlichen. Und ja, am 27.11. kam mein Mixtape und im zweiten Quartal nächsten Jahres versuche ich, mein zweites Album zu veröffentlichen. Und da kann ich sonst leider noch nichts dazu sagen.


    rappers.in: Kommen wir zur letzten Frage. Welche drei Fakten über dich würde man so gar nicht erwarten?


    Jeyz: Also, ich höre ganz viel italienische Musik. Volksmusik, nicht Eros Ramazotti oder so. (lacht) Und ich gehe ab und zu mit meinen Eltern auf italienische Feiern. Was eigentlich gar nicht mein Ding ist, aber dadurch, dass wir auch viel unterwegs sind, bin ich halt gerne mit meiner Familie zusammen. Und ich gehe auch lieber zu meiner Familie zuhause chillen als weg in irgendwelche Clubs, um dort Party zu machen. Mache ich natürlich auch, aber das andere liegt mir mehr.


    rappers.in: Ein Familienmensch also.


    Jeyz: Sozusagen. Sizilianer. (lacht) Und ich spiele gerne Dart! (lacht) Haha, das tue ich echt gerne! Das macht auf jeden Fall Spaß. Am Anfang hat mein älterer Bruder mich immer überreden wollen, Dart spielen zu gehen. Und irgendwann haben wir das dann gezockt und es hat echt Spaß gemacht. Da war ich selber überrascht. Meine Eltern haben im Keller eine Bar eingerichtet mit einer Dartscheibe. Und da treffen wir uns meistens – meine ganzen Geschwister und ich. Ich hab' ja fünf Geschwister, wir sind sechs Kinder. Und wenn da jeder seinen Partner mitbringt ist es eigentlich schon die Party für sich. (lacht) Und nebenher zocken wir halt meistens Dart.


    rappers.in: Was sind denn deine abschließenden Worte für unsere User?


    Jeyz: Also, an alle meine Fans – wenn ihr mit mir chatten wollt: Ich bin im Bozz-Forum. Kommt vorbei, da können wir miteinander sprechen. Ihr könnt mir Fragen stellen und ich werde versuchen, sobald ich Zeit habe, die alle zu beantworten. Und wie gesagt, am 27.11. kam mein fünftes Mixtape "Zeit zum Scheinen". An alle meine Fans: Geht die Platte kaufen, rettet deutschen Rap. Und bleibt gerade. Und den Kopf und die Wurst immer nach oben!


    rappers.in: Danke für dieses Interview, Jeyz.



    (Pauline Staigle)

    Zitat

    Original von Bloodrak
    Finds sehr überraschend, dass son Möchtegern wie MOK Musik wie Tua & Vega feiert.


    Man sollte nachdenken, bevor man Menschen als Möchtegern bezeichnet.
    Oder einfach mal still sein, wenn man keine Ahnung hat. Was genau macht denn MOK für dich zu einem Möchtegern?
    Verständlich finde ich jedoch, dass dich sein Musikgeschmack überrascht - zeigt einmal mehr, dass in dem Jungen weitaus mehr steckt als in dem Gerede über ihn...


    Meine Meinung. Ich find' unsere Nikoläuse ziemlich super. Vor allem ziemlich interessant ist, dass sie beide die Schließung von Aggro als Hiphop-Moment des Jahres wählen - im positiven Sinne, wie mir scheint. Wie B-Tight sagt: Damit wird das Label Legende. Und irgendwie ist es ja so: Nur Tote werden zu Legenden und trotzdem, der Mythos lebt weiter. Irgendwie gefällt mir dieser Blickwinkel, ohne jetzt übertriebener Aggro-Fan zu sein. Aber den Meilenstein, den dieses Label in Sachen Professionalität gelegt hat, lässt sich einfach nicht von der Hand weisen. :) Schöööönes Ding.