Olexesh – Rolexesh


  • 01. Rolexesh
    02. Gopnik
    03. Frisch aus dem Block
    feat. Capital Bra
    04. Hallo hallo
    05. Geld spielt keine Rolex
    feat. Nimo
    06. Trap Brat
    07. Hände an der 9
    feat. Azad
    08. Mob
    09. BWA
    feat. Hanybal, Celo & Abdi
    10. Idéal der Shit
    11. Fake Love
    feat. Ufo361
    12. Chabba macht Para
    13. Niemals
    feat. Xatar
    14. Policeman
    15. Schüsse ausm Benz
    feat. Bonez MC
    16. Kill für mich


    Olexesh war schon immer einer der Guten. Das ist wahrscheinlich Konsens. Aber vom Smash mit "Purple Haze" über ein durch die Bank solides "Masta" bis in die Jetztzeit gehört der 385 ideal-Schützling trotz kontinuierlicher Qualität zu einer Welle an MCs, die sich ein wenig in der Übergangsphase der Deutschrap-Äras etabliert haben. Heißt auf gut Deutsch, dass sich die Szene in den stilprägenden ersten Karrierejahren so sehr verändert hat, dass man als Rapper in irgendeiner Form reagieren muss. Das ging zum Beispiel einem Kalim so, der im abklingenden Hype von AoN mit einem Westcoast-inspirierten Tape durchgestartet ist und Anfang des Jahres sein eigenes Trap-Album auf den Markt gebracht hat, um nicht vollständig aus dem Mainstream-Wohlwollen zu fallen. "Rolexesh" dürfte eine ähnliche Rolle zu kommen. Wohin geht's mit Olex, jetzt wo die Rolex echt ist?

    Ich hab' gestern nur von Uhren geträumt, jetzt ist die Rolex echt/
    Alles war immer gefälscht, doch jetzt ist die Rolex echt/
    Kein Geld für Burger King, jetzt ist die Rolex echt/
    Jetzt ist die Rolex echt, jetzt ist die Rolex echt/

    (Olexesh auf "Rolexesh")


    Ganz einfach: Nach überall. Auf der neuen Platte bewegt sich Olexesh von Trap-Trunkruttler über "Purple Haze"-eske Dipset-Beats bis hin zu ganz konventionellem Straßenrap der Frankfurter Schule. Und es ist ein Zeugnis seines Könnens und Verständnis als MC, dass keine dieser Stilrichtungen ihn auch nur einen Millimeter aus der Bahn wirft oder zu einer Unstimmigkeit im Tracklisting führt; über die kompletten sechzehn Titel schafft der Mann es, jeden Sound unter seiner Persönlichkeit und seiner Attitüde zu vereinen. Nur weil ein gewisser Zynismus darüber schwelt, bockt das 808-Geballer auf "Trap Blat" nicht weniger und nur weil "Geld spielt keine Rolex" anspruchsvolle Rapparts auffährt, die jedem Rucksack ein Lächeln abringen dürften, gibt die atmosphärische Autotune-Einlage von Nimo deswegen nicht weniger Sinn. Zeitgemäße Einflüsse fügen sich ein, ohne erzwungen oder opportunistisch zu wirken, die Wurzeln des Kiewers werden sinnvoll ergänzt, ohne ihre eigene Strahlkraft einzubüßen.


    Dieser gekonnte Spagat erklärt sich dann auch von selbst, wenn man mal eben auf den Produzentenzettel spickt. Von Reaf über Drunken Masters bis hin zu Bazzazian sollte man sich eher fragen, welcher Hochkaräter aus der Sparte hier nicht mitgewirkt hat. Dazu ein kleines Who is Who der momentan obenauf schwimmenden Rapper der Szene, die von soliden (Xatar auf "Niemals" oder Ufo361 auf ("Fake Love") bis hin zu richtig guten Beiträgen (Hanybal auf "BWA" oder Bonez MC auf "Schüsse aus dem Benz") ihren Teil leisten, ein derart langes Album vor Monotonie-Erscheinungen zu schützen.

    Langeweile, schieß' drei Löcher in das Einbahnstraßenschild/
    Während der Bulle Donuts frisst und in sei'm Einsatzwagen chillt/

    (Bonez MC auf "Schüsse aus dem Benz")


    Inhaltlich gibt es derweil so ziemlich das, was man erwartet. Schön ist, dass die Rolex als Sprachbild mit einem Verweis auf die Kostbarkeit der Zeit für mehr als nur ein erwartbares "Yay, ich bin reich!" ausgespielt wird, trotzdem sollte man nicht erwarten, dass Olexesh seine Fahrwasser für irgendwelche Abenteuer verlassen hätte. Sechzehn Tracks öffnen Raum für viel Geflexe, typische Themenfelder und trotz einem guten Schlag markanter Momente wird es textlich nicht zu wild. Manche Tracks bringen interessante Formulierungen für bekannte Probleme ("Und wenn dir heiß ist, lass dein'n Hass bloß nicht bei uns/ Denn wir sind Jungs von der Straße und verstehen dich nicht gut/" auf "Hallo Hallo" ist so ein Augenblick), viele Parts fühlen sich in ihrer abgestumpften Melancholie sehr authentisch und nachvollziehbar an. Manch Ausflug führt aber auch zu eher kuriosen Beobachtungen – zum Beispiel das Herumlamentieren über die "Fake Love" einer Stripperin und das daraus entstehende Gefühlschaos, das Olex' und Ufos Frauenbild wohl ein wenig zu übersteigen scheint.


    Wir tanzen aufm Mond, Paper/
    Sie putzt meine Felgen im Rotlicht/
    Sie lächelt, wenn sie strippt, Fake-Love/
    Verdammt, sie macht es gut, Baby/

    (Olexesh auf "Fake Love")


    Es ist irgendwo beeindruckend, wie Olexesh als Frontmann eine Zentrifugalkraft entwickelt, in der das ganze Straßenrap-Ökosystem friedlich koexistieren kann. Ob alte Coolness oder aktueller Sound, auf "Rolexesh" kommen die besten Facetten aus dem Raum Frankfurt in Einklang und machen ein verdammt starkes Argument dafür, dass Straßenrap in Deutschland zur Zeit in einem kerngesunden Zustand ist. Musikalisch entsteht nämlich in diesem Mix ein Album, das nicht unbedingt durch Innovationskraft beeindruckt, aber die Generationen ohne Schwierigkeiten verbindet und gleichzeitig einen ganzen Batzen Hits im Gepäck hat. Im Herzen all dieser Leistungen steht natürlich nicht zuletzt Olexesh, der mit Charisma, einwandfreiem Handwerkszeug und einer Hand für interessante Charakterisierungen dafür sorgt, dass "Rolexesh" auch über ganze 16 Titel nicht an Wumms verliert. Hier wird die Latte für die Sparte in 2018 auf jeden Fall direkt einmal einen guten Batzen höher gelegt.



    (Yannik Gölz)


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