Nicht nur Dreams feierte am 11.11 Release, sondern auch der ehemalige VBT-Teilnehmer 3Plusss bescherte der Rap Landschaft eine weitere Platte. Und diese kam ordentlich zu kurz: Wie wir bereits in unserer Review zu "Gottkomplex" geschrieben haben, hat 3Plusss auf Beats von Bennett On und Peat ein facettenreiches und ehrliches autobiografisches Werk abgeliefert, das mühelos in der Deutschrap-Szene mithalten kann. Passend zum Release haben wir uns mit 3Plusss ein wenig über die Platte unterhalten und nun endgültig die Frage geklärt, ob es mal ein Feature mit KC Rebell geben wird. Das und vieles mehr findet Ihr nun in unserem Interview:
rappers.in:
Hey 3Plusss! Schön, dass du dir die Zeit für ein weiteres Interview genommen hast. Wie geht es dir?
[INDENT]3Plusss:
¡Hola! Kein Ding, gern. Mir geht es ganz gut soweit, glaub' ich.[/INDENT]
rappers.in:
Zu Beginn würde mich interessieren, ob in Zukunft ein Feature mit KC Rebell geplant ist.
[INDENT]3Plusss:
Überraschenderweise hab' ich tatsächlich letztens mit ihm ein längeres Telefonat nicht gehabt und wir haben uns sehr gut nicht verstanden. Empfang war schlecht. Hallo? Hallo?[/INDENT]
rappers.in:
Kurz zu den Interviews. Das ist mittlerweile eine richtige Hassliebe bei dir geworden, oder?
[INDENT]3Plusss:
Ach, keine Ahnung. Meine Meinung ist da in einem ständigen Wandel. Ich finde das Grundding Interview, speziell mit einem Rapper, ganz gut. Rapper sind halt das Problem. Die machen Scheißmusik und haben dann meistens auch nur Scheiße zu erzählen. Und die "Journalisten", die bereit sind, ihre Plattformen zu Hofberichterstattungen verkommen zu lassen. Aber manchmal bin ich auch dankbar für all den Trash. Kommt auf die Tagesform an.[/INDENT]
rappers.in:
Was stört dich bei anderen Interviews am meisten?
[INDENT]3Plusss:
Dass da nichts bei rumkommt. Ein Rapper und ein Interviewer treten um die Wette auf der Stelle und man schaut zu. Keine kritischen Fragen, keine Form der Unterhaltung oder gar Diskussion, beide verlassen danach den Raum, wie sie gekommen sind. Kaum jemand traut sich irgendwas, auf beiden Seiten. Aus dieser ängstlichen Haltung entsteht viel Scheiße. Würde mir wünschen, dass man die Egos der Rapper mehr ankratzt. Die sitzen da, lassen sich eine Stunde lang harmlose Fragen gefallen und bekommen jede Menge Raum zur Selbstdarstellung geboten. Dabei gibt es so viele offensichtliche Schwachstellen.[/INDENT]
rappers.in:
Du hast nun innerhalb von einem Jahr eine EP sowie ein Album veröffentlicht. Gibt es nun erst mal eine Pause oder steckst du immer noch im "Kreativ-Modus"?
[INDENT]3Plusss:
Ich bin in meinen Promophasen nicht so wahnsinnig kreativ. Da muss ich ja funktionieren, erreichbar sein und Kontakt halten. Ich funktioniere am besten, wenn ich eben nicht muss. Keiner ruft an, niemand wartet auf Antwort, es gibt keine Termine. Sowas ist schön, dann kann ich klar denken. Sobald das Album aber raus ist und ich mein Handy wieder ausmachen kann, geht es weiter. Das passiert ganz natürlich. Ich hab Bock, Peet und Bennett On haben Bock, also lass machen. Wir sind noch nicht fertig.[/INDENT]
rappers.in:
Kommen wir zum Album: Bei der EP und dem Album waren WE DO DRUMS die ausführenden Produzenten. Gab es bei den beiden Projekten irgendwelche Unterschiede bei der Arbeitsweise?
[INDENT]3Plusss:
Die EP ist aus unseren ersten Gehversuchen als Team entstanden, das ist wahrscheinlich der größte Unterschied in der Arbeitsweise. Wir haben einfach Sachen zusammen gemacht, mit dem ungefähren Ziel "Album". Dabei entstand dann die EP. Die Songs haben zusammen Sinn ergeben und stehen, im Vergleich zum Album, auch außen vor. Keiner der Songs von der kleinen Platte hätte auf die große gepasst und umgekehrt. Dieses Mal haben wir effektiver gearbeitet und uns doch mehr Zeit genommen. Das Gespür dafür, was wir wollen und was nicht, das war feinfühliger. Allgemein lief sehr viel wie von allein und hat sich einfach so ergeben. Magie, irgendwie.[/INDENT]
rappers.in:
Gibt es irgendetwas, was du nun, da das Album fertig ist, gerne anders gemacht hättest?
[INDENT]3Plusss:
Nee, gar nichts. War alles geil und unkompliziert. 10/10, gerne wieder.[/INDENT]
rappers.in:
Die Produktionen wirken generell sehr hochwertig. Die Beats passen innerhalb vom Album sehr gut zusammen und variieren selbst in den einzelnen Tracks. Mal ändert der Beat sich zum Ende hin, mal gibt es sogar noch einen zweiten im selben Track. Wie hoch war der Arbeitsanteil von WE DO DRUMS?
[INDENT]3Plusss:
Sehr hoch. Die haben abgeliefert. Ich bin sehr dankbar, das alles mal so erlebt zu haben, wenn man so ein richtiges Album zusammen macht. Ich habe versucht, Peet und Ben soviel Freiraum wie möglich zu geben, um sich auszutoben und das Album zu definieren. Wie auch bei der EP; wir begegnen uns auf Augenhöhe, das sind keine Dienstleister.[/INDENT]
rappers.in:
Ich habe gelesen, dass ihr für zwei Wochen in Amsterdam wart. Trifft das Klischee wirklich zu, dass man im Ausland ganz andere Einflüsse mit in die Musik reinbringt?
[INDENT]3Plusss:
Wir waren in Haarlem, in Holland. Das stimmt schon ein bisschen, aber hat, glaub' ich, in erster Linie nur damit zu tun, dass man rauskommt. Einfach raus, was anderes sehen. Andere Leute, andere Orte, 'ne andere Luft. Ist dabei zweitrangig, wo genau das dann ist. Hauptsache ungewohnt und auch ein bisschen unbequem. Wahrscheinlich würde das Album anders klingen, wenn wir nicht eine riesige Glasfront gehabt hätten, die uns den ganzen Tag ein kahles Stückchen Wald zeigt, aber der Grundcharakter des Albums wäre derselbe geblieben, denk' ich. Die neue Räumlichkeit hat nur aufgekratzt, was eh schon da war.[/INDENT]
rappers.in:
Immer, wenn du ein Album rausbringst, kann ich mir im Vorfeld nicht vorstellen, wie es klingen könnte. Ist das so eine Sache, die du versuchst? Möchtest du bei jedem Album immer einen anderen Sound schaffen?
[INDENT]3Plusss:
Das fass' ich als Kompliment auf. Ist schön zu hören und mag ich auch sehr bei anderen Musikern, wenn man sich darauf verlassen kann, sich auf nichts verlassen zu können. Ich mag Unsicherheiten. Keine Ahnung. Da ist immer Bock, weiterzumachen. Mein Geschmack wandelt sich langsam, aber beständig und daraus ergibt sich ganz normal immer etwas "Neues". Könnte einen Aufsatz darüber erzählen, was mich antreibt und wieso, aber auf den Punkt kommen würde ich eh nicht. Es zieht mich einfach immer wohin. Da ist keine Langeweile in meinem Leben.[/INDENT]
rappers.in:
Ich muss persönlich sagen, dass das Album so klingt, als ob du deine Richtung nun endgültig gefunden hast.
[INDENT]3Plusss:
Das ist ebenfalls voll schön zu hören, danke! Die ungefähre Richtung vielleicht schon, aber da ist noch sehr viel Spielraum und den will mir auch künftig nicht nehmen lassen. Der Plan ist, keine Pläne zu machen. [/INDENT]
rappers.in:
Einerseits heißt das Album Gottkomplex, andererseits äußerst du dich sehr oft selbstkritisch auf der Platte. Welche der beiden Eigenschaften passt denn nun am besten zu dir?
[INDENT]3Plusss:
Keine Ahnung. Ich leb' auf Platte ja auch Charakterzüge und Seiten an mir aus, die dann privat nicht mehr so stark durchkommen. Seitdem die Musik ein Stück ihrer Leichtigkeit eingebüßt hat, geht es mir privat besser. Das schiebe ich darauf, dass ein Song mir in mancher Hinsicht mehr gibt als ein Gespräch. Etwas gut zu porträtieren, gleicht einem Abschluss mit etwas. Das Bild ist gemalt, ich kann die Staffelei abbauen und weiterziehen.[/INDENT]
rappers.in:
"Schreibe nur gute Lieder, wenn ich unglücklich bin – bin nur glücklich, wenn ich gute Lieder schreibe" – Warum genau ist das so? Welche Einflüsse sind anders, wenn du mal nicht glücklich bist?
[INDENT]3Plusss:
Das war mehr darauf bezogen, dass die besten Songs manchmal in der schwersten Zeit entstehen. Und darauf, dass es kein vergleichbares Glücksgefühl gibt, wie einen guten Song gemacht zu haben. Die Einflüsse sind nicht unbedingt anders, der emotionale Zustand ist nur so haltlos und wackelig, dass neue Impulse und Gedanken entstehen. Grenzen zu überwinden, ist dann leichter. Wenn es dir zu gut geht, bist du schnell satt und hast gar keinen Bock, irgendwas zu probieren außerhalb deiner Komfortzone. Glück macht träge.[/INDENT]
rappers.in:
Von "Schwarz" über "Grau" zu "Weiss": Durch deine Tracklist zieht sich eine klare Farbthematik. Magst du uns das ein bisschen erläutern oder soll das der Hörer lieber selbst herausfinden?
[INDENT]3Plusss:
Das soll der Hörer selbst herausfinden.[/INDENT]
rappers.in:
Auf dem Track "Grau" sprichst du eine Vergangenheit mit Drogen an. Hast du außer Gras noch andere Erfahrungen gemacht? Was genau hat dich zu diesem Song bewegt?
[INDENT]3Plusss:
Das soll der Hörer selbst herausfinden.[/INDENT]
rappers.in:
Du bist ja generell nicht für viele Features bekannt. Dieses Mal verzichtest du sogar komplett auf Gastauftritte. Warum?
[INDENT]3Plusss:
Ich finde Features nicht so notwendig. Auf dem Album sind ja trotzdem Gaststimmen zu hören, beispielsweise Peter Boateng, Sorgenkind oder auch Bele, die schon bei "Weißer Rauch" von Lance Butters mit dabei war. Das möchte ich mir auch gern beibehalten oder vielleicht noch erweitern. Ich mag Gaststimmen.[/INDENT]
rappers.in:
Arbeitest du generell lieber alleine an Musik?
[INDENT]3Plusss:
Eigentlich schon, aber hab' mir bei der EP und auch diesem Album jetzt angewöhnt, eben auch außerhalb meiner Komfortzone zu arbeiten. Wenn ich die Wahl hab', gern allein, aber manchmal muss es auch genau dann sein, wenn noch andere Leute im Raum sind.[/INDENT]
rappers.in:
Woher kommt der Hang zur LoFi-Ästhetik auf dem Album? Hat dich ein bestimmter Künstler dazu inspiriert?
[INDENT]3Plusss:
Das Album hat zu viele Einflüsse, um sie alle aufzählen zu können. Zumindest für mich. Wir haben wahnsinnig viel gute Musik gehört und die unterschiedlichsten Sachen haben uns inspiriert, durch viele Genres und Subgenres. Wir haben uns treiben lassen. Es war ein großer, freier Spaß.[/INDENT]
rappers.in:
Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören dir!
[INDENT]3Plusss:
Hör das Album an.[/INDENT]
[youtube]RXtIGO5S_YE[/youtube]
Facebook: 3Plusss
Gottkomplex bestellen: Amazon
Tourdaten:
09.02.17 - Köln, Yuca
10.02.17 - Stuttgart, Schräglage
11.02.17 - München, Orangehouse
12.02.17 - Wien, B72
13.02.17 - Leipzig, Täubchenthal Club
15.02.17 - Berlin, Cassiopeia
16.02.17 - Hamburg, Terrace Hill
17.02.17 - Essen, Hotel Shanghai
Autor: Lukas Kollin
