Review: Ali As – Ey Mann, wo ist mein Output



  • 01. EMWIMO
    02. Neuzeithippie
    03. Jagd/Flucht
    04. Ich treffe dich dort
    05. Maneki Neko feat. Tua
    06. Leinwandhelden
    07. Billy Bob Thornton feat. Felix Krull & Pretty Mo
    08. Lucy
    09. Schwarze Limousinen
    10. HHH Pt. 2 feat. Marsimoto & MoTrip


    Abgesehen von einigen wenigen Tracks hat der Münchner Ali As etwa fünf Jahre lang nichts von sich hören lassen. Die lange musikalische Abstinenz und vorab publizierte EP-Auskopplungen, die definitiv Lust auf mehr machten, sind nur einige Gründe dafür, weswegen dieses Release von vielen heiß erwartet wurde. Hinzu kommt die Ungewissheit, welchen Stil man vom ehemaligen Deluxe Records-Labelkollegen von Tua und Samy Deluxe auf seinem neuesten Werk "Ey Mann, wo ist mein Output" zu erwarten habe und insbesondere, ob gänzlich Abschied von punchline-lastigem Rap genommen wird. Es sei verraten, dass die EP verschiedene Geschmäcker bedient, alles Weitere zu "Ey Mann, wo ist mein Output" und ob sie den Erwartungen gerecht wird, soll im Folgenden geklärt werden.


    "Du sprichst mit dem Boss, ich hasse die Phrase/
    Doch passte es grade in' Satz, den ich sagte/
    Jetzt gib mir die Props, auch das ist 'ne Phrase/
    Mir Latte, ich schlage die Ratten wie Sahne/
    "
    (Ali As auf "Lucy")


    Nachdem Ali As mit "Lucy", "Jagd/Flucht", "Ich treffe dich dort" und "Neuzeithippie" bereits vier Songs, jeweils inklusive Videos, vorab veröffentlicht hatte, wurde deutlich, dass man auf "Ey Mann, wo ist mein Output" mit einem definitiv zu rechnen haben wird: Facettenreichtum, egal, ob auf inhaltlicher oder musikalischer Ebene. Bereits der gleichnamige Opener der "Ey Mann, wo ist mein Output"-EP bekräftigt dies, indem er sich erneut gänzlich von den eben genannten Titeln unterscheidet. In diesem Track werden Hürden und Probleme thematisiert, die Ali As zu nehmen und lösen hatte: "Ey, ey Mann, wo ist mein Output? Schranken in meinem Kopf. Ein Gedanke, der jetzt raus muss." (Ali As auf "EMWIMO") – eine Ohrwurmhook par excellence. Der zweite Song der EP, der den Namen "Neuzeithippie" trägt, wurde von Joshimixu produziert und zeichnet sich, ebenso wie "EMWIMO", durch einen melodischen Beat und eine gesungene Hook, die sofort ins Ohr geht, aus. Inhaltlich behandelt er exakt das, was man mit dem Titel assoziiert – Systemkritik eines Drogenkonsumenten in der Tradition der '68er. Das omnipräsente Thema der Tracks "Jagd/Flucht", "Ich treffe dich dort" und "Maneki Neko" ist die Kritik an unserer Gesellschaft, ihrer Gleichgültigkeit und Oberflächlichkeit. In "Maneki Neko" bekommt der Hörer zum ersten Mal einen Featuregast auf der EP zu hören, und zwar niemand Geringeres als seinen ehemaligen Labelkollegen Tua, der dem sozialkritischen Song mit einer sehr melodischen Hook den letzten Schliff verleiht – ganz groß!


    "Deko für's Ego, kein Veto – war's das?/
    Keiner von uns, der's zum Mars schafft/
    Nur zu Karstadt oder Starbucks/
    Als verkaterter Fahrgast am Parkplatz/
    "
    (Ali As auf "Leinwandhelden")


    "Leinwandhelden" ist der wohl beste Track auf "Ey Mann, wo ist mein Output"; nicht nur, weil inhaltlich eine wichtige Message vermittelt wird, nämlich die, dass das Leben nicht nach Drehbuch läuft, sondern viele Ziele nur erreicht werden können, wenn man hart dafür kämpft – nein, auch der Beat passt perfekt zum Text und der Gebrauch des gesampleten indianischen Gesangs komplettiert das Gesamtkonzept dieses Songs und macht ihn zu einem Unikat. "Billy Bob Thornton", der als Angelina Jolies Ex-Mann namensgebend war für diesen Song, steht stellvertretend für die wohlhabenden Machos und Prollos, vor denen sich all jene jungen schönen Frauen fernhalten sollten, die Ali As zusammen mit seinen Featuregästen Felix Krull und Pretty Mo auf einem Kopfnickerbeat zu erreichen versucht. "Lucy", einer jener Tracks, die schon vorab publiziert wurden, war aufgrund von Ali As' herausragenden Flows und brillanter Technik, die er hier an den Tag legt, mit dafür verantwortlich, dass das EP-Release mit Spannung erwartet wurde. Der neunte und vorletzte Song handelt davon, dass völlig egal, wie man gelebt hat und was man aus seinem Leben gemacht hat, letztlich alle gleich enden, nämlich in jenen titelgebenden "schwarzen Limousinen". Auf "HHH Pt. 2" sind mit Marsimoto und MoTrip zwei weitere namhafte Features vertreten, wobei insbesondere MoTrip in seinem Part zu überzeugen weiß – insgesamt eine sehr passende Songwahl, um diese EP stimmig abzuschließen.


    Fazit:
    Auf den insgesamt zehn Anspielstationen von "Ey Mann, wo ist mein Output" wird der Hörer mit diversen Flowvariationen und verschiedensten thematischen Inhalten verwöhnt – hier sei der anfangs erwähnte Facettenreichtum ein weiteres Mal bestätigt. Das Warten auf diese EP hat sich definitiv gelohnt, besonders hinsichtlich des Spagats zwischen Rap, der hin und wieder puncht, fast als Straßenrap betitelt werden könnte, und deepen, inhaltlich wertvollen Tracks, bei denen Ali As jedoch nicht Gefahr läuft, zu schnulzig zu werden. Verglichen mit Früherem scheint er einen Stil gefunden zu haben, der nicht nur zu ihm passt, sondern zudem seinesgleichen sucht, da es bisher hinsichtlich Flow, Technik, Beatwahl, Inhalt oder der teilweisen unkonventionellen Kombination nichts Vergleichbares in der deutschen Rap-Landschaft gibt. Insgesamt ist "Ey Mann, wo ist mein Output" eine sehr ansprechende EP geworden, nach deren Hören man hofft, dass der werte Herr Ali As sich bald die Frage stellt, wo denn eigentlich sein Album ist.



    fadilicious (Felix Sommerfeld)

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  • Schade, letztendlich doch zu monoton und poppig ausgefallen. Dabei hat er ja viel Potential ... aber stattdessen muss er ja in wirklich jeden verdammten Track 'ne Autotune Hook packen.
    Aber "Lucy" und die Tua Hook auf "Maneki Neko".

  • Hab mir die EP noch nicht angehört und hab noch nicht so viel von dem Typen gehört, deshalb kann ich das ganze nicht wirklich beurteilen. Aber warum kriegt das Ding nur 4/6, wenn in der Review kein einziger Kritikpunkt genannt und grundsätzlich alles gelobt wird? Logik?


    Naja, werde es mir wahrscheinlich demnächst mal geben, sieht ganz interessant aus

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