Beiträge von fadilicious



    01. Allein gegen die Welt feat. OverdOZe
    02. Goons
    03. 3 Mann gegen den Rest feat. Lakmann & Abroo
    04. Deutscher Traum
    05. Regen
    06. In meinen Händen feat. OverdOZe
    07. Wenig reich
    08. Krank feat. Ercandize
    09. Bilder
    10. Blauer Dunst
    11. Hip Hop feat. Eko Fresh & Gregpipe
    12. Ein Brief feat. Hanna
    13. Sommer feat. DLG
    14. El Mariachi


    Ruhig war es geworden um Separate, seitdem er 2008 seiner Hörerschaft seinen bis dato letzten musikalischen Erguss präsentierte. Mit "El Mariachi" meldet sich Seppo dieses Jahr in der Deutschrapszene zurück und beendet damit seine langjährige Abstinenz, die er primär für sein Studium nutzte. Für ein Untergrundalbum hat sich Separate relativ viele namhafte Featuregäste auf "El Mariachi" geholt. Neben Ercandize, Abroo und Lakmann darf man sich als Hörer außerdem auf Eko Fresh und den bis zum Release nahezu gänzlich unbekannten OverdOZe freuen. Ob sich ein Reinhören nur der Features wegen lohnt oder ob Separate an seine glorreichen Zeiten anknüpfen kann, soll im Folgenden geklärt werden.


    "Ich halt' die Welt in meinen Händen, wenn ich rappe/
    Ich halt' sie fest, lass' sie nicht los wie Fesseln/
    Wie besessen, ich kann an nix anderes denken/
    Ich muss meinen Frust ertränken/
    "
    (Separate auf "In meinen Händen")


    "Ich komm' zurück, es fühlt sich an wie 'Pulp Fiction'". Mit diesen Worten begrüßt Separate den Hörer auf seinem neuen Album "El Mariachi". Mit dem Titel "Allein gegen die Welt" hat Seppo zweifelsohne einen sehr atmosphärischen Opener kreiert, dem durch eine gesungene, sehr stimmige Hook von OverdOZe der letzte Schliff verliehen wird. Stimmungsvoller und authentischer kann man ein Rap-Album kaum beginnen. Bereits das Intro offenbart dem Hörer einen Separate, den man bisher so noch nicht oder nur sehr selten gehört hat – selbstkritisch und reflektiert. Dieses Intro ist nicht nur sehr gelungen, sondern zeitgleich ein repräsentativer Vorgeschmack auf das komplette Album, da sich Separate musikalisch auf "El Mariachi" sehr treu bleibt und sich der Stil des Openers in nahezu dem gesamten Longplayer widerspiegelt. Um auf die markantesten Beispiele einzugehen, seien an dieser Stelle "Deutscher Traum", "In meinen Händen" und "Blauer Dunst" erwähnt, die stiltechnisch dem Intro sehr nahe kommen und darüber hinaus die weiteren Höhepunkte der Platte darstellen. Besonders "In meinen Händen" ist ein Track geworden, der seinesgleichen sucht und zudem das meiner Meinung nach beste Stück auf "El Mariachi" ist – nicht nur aus inhaltlicher, sondern auch aus musikalischer Perspektive ein absolutes Highlight. OverdOZes Hook, die hier Reggae-lastig ausfällt, ist ein Geniestreich und harmoniert perfekt mit den Parts von Seppo.


    "Lass jetzt einfach los, lass ihn einfach gehen/
    Der Priester spricht ein Gebet, die kleine Schwester schläft/
    In Mamas Armen, wo sie's jederzeit geborgen hat/
    Sie weiß noch nicht, dass sie ihren Bruder grad' verloren hat/
    "
    (Separate auf "Ein Brief")


    Nur wenige Titel heben sich vom Gesamtbild der Platte ab, was allerdings nicht im Geringsten negativ konnotiert ist. Zu diesen Ausnahmen zählen "Goons", "Wenig reich" und insbesondere "Ein Brief", die allesamt als Konzeptsongs einzustufen sind. "Ein Brief" handelt von dem Tod eines Freunds Separates und es ist Seppo hier gelungen, die Emotionen so gut zu vermitteln, dass diese Geschichte dem Hörer trotz aller Distanz ziemlich nahe geht. Hanna unterstützt Separate in der Hook, die die Stimmung des Songs noch intensiver werden lässt. Trotz der schweren Kost ein großartiger Titel. Auch wenn sie in der klaren Minderheit sind, fehlen Tracks, die an den Seppo von früher erinnern, nicht gänzlich. Auf "Krank", zu dem Ercandize einen soliden Part beisteuert, und auf "3 Mann gegen den Rest", auf dem die Featuregäste Lakmann und Abroo vertreten sind, lässt Separate den Hörer merken, dass er seine Battleskills aus vergangenen Zeiten nicht verlernt hat. Beide Tracks sind etwas aggressiver als der Rest des Albums und bieten eine gelungene Abwechslung. Weitere Featuregäste sind auf "Hip Hop" in Form von Eko Fresh und Gregpipe vertreten. Auf einem Dead-Prez-HipHop-Sample harmonieren besonders Eko und Seppo sehr gut, aber auch Gregpipe, der sich einen Namen als Freestyle-Rapper gemacht hat, steuert einen stimmigen Part bei. "El Mariachi" wird mit einem gleichnamigen Titel als Outro beendet. Der Track hätte gerne etwas länger ausfallen können – möglicherweise wurde hier Potenzial vergeben, das der Song gehabt hätte, hätte er nicht nur eine Spieldauer von etwa zwei Minuten. Nichtsdestotrotz ist "El Mariachi" ein passender Track, um dieses gelungene Album stimmig zu beenden.


    Fazit:
    Separate präsentiert dem Hörer mit "El Mariachi" zweifelsohne eine sehr gute Platte. Schade ist, dass er sich fünf Jahre lang dem Deutschrap entsagt hat, umso größer allerdings die Freude über seine Rückkehr. "El Mariachi" ist ein Album wie aus einem Guss, was primär sehr positiv ist und ein eindrucksvolles Gesamtbild entstehen lässt. Nichtsdestotrotz sei ebenfalls erwähnt, dass fehlende inhaltliche Variation dazu führt, dass man sich nach dem Hören des Albums kaum an einzelne Tracks erinnern kann – man behält nur die omnipräsenten Themen im Kopf, die davon handeln, dass Seppo mit seiner Vergangenheit zu kämpfen, allerlei Probleme hat und ziemlich broke ist. Über diesen Wermutstropfen kann allerdings hinsichtlich der musikalischen Klasse und seinem Können sehr leicht hinweggesehen werden. Separate liefert mit "El Mariachi" ein Album ab, das allen, die auf Deutschrap stehen, absolut empfohlen werden kann. "El Mariachi – ab jetzt jeden Sommer" (Separate auf "El Mariachi") – ja, bitte!



    fadilicious (Felix Sommerfeld)

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    01. Intro
    02. Kein Blatt vor den Mund
    03. Azzlack Gambinos feat. Celo
    04. Im Ghetto geboren
    05. Morgen wird es besser feat. Haftbefehl
    06. Glamour Life feat. Abdi
    07. Kein Mann feat. Asli
    08. Audiovisuell
    09. Mama hatte Recht
    10. Essen-West-Berlin feat. B-Lash
    11. Bulgaren Skit
    12. Vesh Vesh feat. Muro
    13. Rauch in der Lunge feat. Deha
    14. Jackpot feat. Crackaveli
    15. Kugelhagelrap Pt. 2 feat. MC Bogy
    16. Zazalogie feat. Torro West
    17. Ne Runden Karten King spielen
    18. Schmuggel
    19. Badehose Skit
    20. Muro – 28 Mermis
    21. Outro


    Dass die Azzlackz längst nicht mehr nur in der Mainmetropole präsent sind, zeigt sich allein daran, dass nach den Frankfurtern Haftbefehl und Celo & Abdi nun mit Veysel ein Essener für die Crew in den Ring steigt. Auch an der Hörerschaft hat sich etwas verändert – machten die Azzlackz ihre Musik vor nicht allzu langer Zeit noch fast ausschließlich für eine bestimmte Klientel, hört man sie heute in ganz Deutschland und gewiss nicht nur in Plattenbauten. Für Veysel, der im Problembezirk Altendorf aufwuchs, nach einer Liaison mit der kriminellen Laufbahn immer wieder in Konflikt mit dem Gesetz kam und letztendlich Anfang 2010 zu einer Haftstrafe von über drei Jahren verurteilt wurde, markiert die musikalische Karriere bei den Azzlackz, deren fester Bestandteil er seit seiner vorzeitigen Entlassung im August 2012 ist, und sein Mixtape "43 Therapie" einen persönlichen Neuanfang. Zweifelsohne hat Veysel schon überzeugende Gastparts und knackige Hooks abgeliefert – doch kann der Altendorfer mit kurdischen Wurzeln alleine auf einem Longplayer überzeugen?


    "Nichts hat sich geändert, immer noch Gangster/
    Wie jedes Jahr von Januar bis Dezember/
    Je m'appelle Veysel, travaille criminel, chey/
    Zwar different days, aber sonst immer dasselbe/
    "
    (Veysel auf "Morgen wird es besser")


    Dass Haftis Ziehsohn Nummer drei noch nicht auf einer Ebene mit dem Babo steht, zeigt allein das "Intro", welches bei jedem der drei Haftbefehl-Alben immer perfekt saß und den Hörer direkt in eine besondere Stimmung versetzen konnte. Veysel hingegen wirkt auf dem Opener zu "43 Therapie" ziemlich bemüht, überhaupt auf diesem schnellen Beat klarzukommen. Es überrascht allerdings, Veysel auf einer derartigen musikalischen Unterlegung und mit einem solchen Flow zu hören zu bekommen und es erhöht die Spannung, was einen als Hörer wohl noch auf diesem Mixtape erwarten wird. Dass Veysel es aber insgesamt besser kann, zeigt er in den folgenden Tracks. Der zweite Song, "Kein Blatt vor den Mund", der schon vorab publiziert wurde, zeichnet sich besonders durch den genialen Beat von m3, der auch auf diesem Mixtape wieder großartige Produktionen abgeliefert hat, und eine Ohrwurmhook, die ihresgleichen sucht, aus. Aber auch die Inhalte der einzelnen Parts wirken sehr authentisch – Straßenrap, wie man ihn sich wünscht. Auf "Azzlack Gambinos" und "Im Ghetto geboren", die inhaltlich als typische Straßenraptracks einzustufen sind, weiß Veysel ebenfalls zu überzeugen; auch technisch hat sich der Altendorfer gesteigert, wobei er sich auf "Azzlack Gambinos" schwer tut, neben seinem Featuregast Celo hinsichtlich Flow und Technik auf Augenhöhe zu sein, da dieser hier einen überragenden Part beisteuert und perfekt auf dem Beat von Lex Barkley kommt. "Morgen wird es besser" handelt von den alltäglichen Problemen und dem Leben auf der Straße, thematisiert zugleich aber die Hoffnung, irgendwann eben jenen Alltag hinter sich lassen zu können – bis hierhin typisch für ein Straßenrap-Album. Haftbefehl steuert einen überzeugenden Part zu diesem Song bei, der, trotz inhaltlich schwerer Kost, durchaus bei strahlendem Sonnenschein im Cabrio gehört werden kann. Es ist zu einem großen Teil einem erneuten Geniestreich von m3 geschuldet, dass dieser Track mit einem souligen Beat ein potenzieller Sommerhit geworden ist. Veysel findet hier die ideale Balance zwischen authentischem Straßenrap und melodischen Klängen. Auch auf den nächsten Titeln "Glamour Life", zu dem Abdi einen Part beisteuert, "Kein Mann" und "Audiovisuell" schafft es Veysel, mehr inhaltliche Tiefe zu finden – Kritik an unserer Gesellschaft und ihrem Sozial- und Werteverständnis von einem Mann, der erfahren hat, wie unsozial unsere Gesellschaft sein kann. Bereits auf "Audiovisuell" findet seine Mutter, die "bei Reichen putzen gehen" muss, Erwähnung. Ein ganzer Song wurde ihr aber mit "Mama hatte Recht" gewidmet. Der Track ist lyrisch gewiss kein Meilenstein, lädt aber zum Mitnicken und die Hook gar zum Mitrappen ein: "Mama hatte Recht, Papa hatte Recht, hätt' ich drauf gehört, ging's mir heut' nich' schlecht". Hier sind inhaltliche Parallelen zu Celo & Abdis "Besuchstag" zu erkennen – kein Zufall? Immerhin hatte Veysel dazu einen Gastpart geliefert. "Mama hatte Recht" ist allerdings nicht ganz so stimmungsvoll und tiefgehend.


    "Für die Euros, das Leben ist nicht zeitlos/
    Doch wir wünschen uns, dass Gott uns verzeiht, cho/
    Fast money – fast life/
    Die dritte Welt auf der Suche nach 'ner Mahlzeit/
    Nicht jeder weiß, was der jüngste Tag zeigt/
    Schreibt 'Mama hatte Recht' auf mein' Grabstein/
    "
    (Veysel auf "Mama hatte Recht")


    Thematische Vielfalt wird auf "43 Therapie" nicht en masse geboten, was diesem Straßen-Mixtape aber prinzipiell keinen Abbruch tut, da Veysel dem Hörer trotzdem keinen Einheitsbrei serviert. Es ist eine gesunde Mischung aus pumpenden Tracks und selbstreflektierenden Songs voller Authentizität. Nichtsdestotrotz geht ein gewisser Teil der Tracks, unter anderem "Essen-West-Berlin", "Vesh Vesh", "Rauch in der Lunge", "Jackpot", "Kugelhagelrap Pt. 2" und "Zazalogie", thematisch und musikalisch in dieselbe Richtung und auch inhaltlich unterscheiden sich diese Titel kaum voneinander. Insgesamt ist die zweite Hälfte des Mixtapes erheblich schwächer als die erste. Bis Track neun wird dem Hörer wirklich gute Unterhaltung geboten, auch in Form von namhaften Features, die alle überzeugende Parts abgeliefert haben. Ab dem zehnten Track nimmt die Qualität des Mixtapes tendenziell aber leider ab und der Gesamteindruck von "43 Therapie" wäre ein besserer gewesen, hätte man einige Songs der zweiten Hälfte weggelassen – manchmal ist weniger mehr. Hinzu kommt erschwerend, dass die Tracks "Bulgaren Skit", "Ne Runden Karten King spielen" und "Badehose Skit" allesamt weder mit einem Beat noch mit Lyrics ausgestattet sind. Es gibt darauf nur Gespräche zu hören in Sprachen, denen ich teilweise nicht mächtig bin, und selbst wenn ich alles verstünde, würde sich mir wohl jeglicher Sinn entziehen, weil sie lediglich das Gesamtbild stören. Ein Highlight ist auf der zweiten Hälfte von "43 Therapie" dennoch zu finden: "Schmuggel". Der vorab veröffentlichte Track besticht durch exzellentes Storytelling, einen grandiosen Beat und einen sehr hohen Unterhaltungsfaktor, der sich wie ein roter Faden fast durch das gesamte Mixtape zieht. Als vorletzten Track bekommt der Hörer "28 Mermis" von Muro zu hören, der Veysel auf "Vesh Vesh" eine recht melodische Hook gesungen hat. Auf dem "Outro" bedankt sich Veysel noch bei allen, die ihn auf seinem bisherigen Weg begleitet haben und nennt alle Songtitel und Featuregäste beim Namen – schöne Geste, aber leider kein wirklich stimmiges Ende.


    Fazit:
    Obwohl Veysel wirklich dazugelernt und enorme Fortschritte gemacht hat, sowohl auf technischer Ebene als auch den Flow betreffend, bleibt festzuhalten, dass er nicht wirklich Schritt halten kann mit Haftbefehl oder Celo & Abdi. Kann man als Hörer mit den eben genannten und ihrem Stil nicht wirklich etwas anfangen, wird man Veysel und "43 Therapie" ohnehin nicht viel abgewinnen können. Ein Kritikpunkt ist und bleibt, dass nahezu die komplette zweite Hälfte des Mixtapes das Gesamtbild eher schwächt, als dass es das Gegenteil bewirkt – viele Tracks sind zu austauschbar und teilweise einfach zu schwach. Dass man auf einem Street-Mixtape kein Feuerwerk inhaltlichen Facettenreichtums erwarten sollte, ist klar, aber besonders Veysels Vergangenheit und seine authentische Art hätten viel mehr Tiefgang zugelassen, den er in einigen Tracks zumindest anklingen lässt. Wer den Stil der Azzlackz mag, wird auf "43 Therapie" zweifelsohne auf seine Kosten kommen, allein der Features wegen lohnt sich für all jene ein Reinhören. Auch Veysel hat insgesamt eine durchaus gute Leistung gezeigt, an der ein oder anderen Stelle zwar gewisse Schwächen offenbart, aber mit "43 Therapie" ein atmosphärisches Mixtape releast, das für den Hörer auf jeden Fall das ein oder andere Highlight bereithält.



    fadilicious (Felix Sommerfeld)

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    01. EMWIMO
    02. Neuzeithippie
    03. Jagd/Flucht
    04. Ich treffe dich dort
    05. Maneki Neko feat. Tua
    06. Leinwandhelden
    07. Billy Bob Thornton feat. Felix Krull & Pretty Mo
    08. Lucy
    09. Schwarze Limousinen
    10. HHH Pt. 2 feat. Marsimoto & MoTrip


    Abgesehen von einigen wenigen Tracks hat der Münchner Ali As etwa fünf Jahre lang nichts von sich hören lassen. Die lange musikalische Abstinenz und vorab publizierte EP-Auskopplungen, die definitiv Lust auf mehr machten, sind nur einige Gründe dafür, weswegen dieses Release von vielen heiß erwartet wurde. Hinzu kommt die Ungewissheit, welchen Stil man vom ehemaligen Deluxe Records-Labelkollegen von Tua und Samy Deluxe auf seinem neuesten Werk "Ey Mann, wo ist mein Output" zu erwarten habe und insbesondere, ob gänzlich Abschied von punchline-lastigem Rap genommen wird. Es sei verraten, dass die EP verschiedene Geschmäcker bedient, alles Weitere zu "Ey Mann, wo ist mein Output" und ob sie den Erwartungen gerecht wird, soll im Folgenden geklärt werden.


    "Du sprichst mit dem Boss, ich hasse die Phrase/
    Doch passte es grade in' Satz, den ich sagte/
    Jetzt gib mir die Props, auch das ist 'ne Phrase/
    Mir Latte, ich schlage die Ratten wie Sahne/
    "
    (Ali As auf "Lucy")


    Nachdem Ali As mit "Lucy", "Jagd/Flucht", "Ich treffe dich dort" und "Neuzeithippie" bereits vier Songs, jeweils inklusive Videos, vorab veröffentlicht hatte, wurde deutlich, dass man auf "Ey Mann, wo ist mein Output" mit einem definitiv zu rechnen haben wird: Facettenreichtum, egal, ob auf inhaltlicher oder musikalischer Ebene. Bereits der gleichnamige Opener der "Ey Mann, wo ist mein Output"-EP bekräftigt dies, indem er sich erneut gänzlich von den eben genannten Titeln unterscheidet. In diesem Track werden Hürden und Probleme thematisiert, die Ali As zu nehmen und lösen hatte: "Ey, ey Mann, wo ist mein Output? Schranken in meinem Kopf. Ein Gedanke, der jetzt raus muss." (Ali As auf "EMWIMO") – eine Ohrwurmhook par excellence. Der zweite Song der EP, der den Namen "Neuzeithippie" trägt, wurde von Joshimixu produziert und zeichnet sich, ebenso wie "EMWIMO", durch einen melodischen Beat und eine gesungene Hook, die sofort ins Ohr geht, aus. Inhaltlich behandelt er exakt das, was man mit dem Titel assoziiert – Systemkritik eines Drogenkonsumenten in der Tradition der '68er. Das omnipräsente Thema der Tracks "Jagd/Flucht", "Ich treffe dich dort" und "Maneki Neko" ist die Kritik an unserer Gesellschaft, ihrer Gleichgültigkeit und Oberflächlichkeit. In "Maneki Neko" bekommt der Hörer zum ersten Mal einen Featuregast auf der EP zu hören, und zwar niemand Geringeres als seinen ehemaligen Labelkollegen Tua, der dem sozialkritischen Song mit einer sehr melodischen Hook den letzten Schliff verleiht – ganz groß!


    "Deko für's Ego, kein Veto – war's das?/
    Keiner von uns, der's zum Mars schafft/
    Nur zu Karstadt oder Starbucks/
    Als verkaterter Fahrgast am Parkplatz/
    "
    (Ali As auf "Leinwandhelden")


    "Leinwandhelden" ist der wohl beste Track auf "Ey Mann, wo ist mein Output"; nicht nur, weil inhaltlich eine wichtige Message vermittelt wird, nämlich die, dass das Leben nicht nach Drehbuch läuft, sondern viele Ziele nur erreicht werden können, wenn man hart dafür kämpft – nein, auch der Beat passt perfekt zum Text und der Gebrauch des gesampleten indianischen Gesangs komplettiert das Gesamtkonzept dieses Songs und macht ihn zu einem Unikat. "Billy Bob Thornton", der als Angelina Jolies Ex-Mann namensgebend war für diesen Song, steht stellvertretend für die wohlhabenden Machos und Prollos, vor denen sich all jene jungen schönen Frauen fernhalten sollten, die Ali As zusammen mit seinen Featuregästen Felix Krull und Pretty Mo auf einem Kopfnickerbeat zu erreichen versucht. "Lucy", einer jener Tracks, die schon vorab publiziert wurden, war aufgrund von Ali As' herausragenden Flows und brillanter Technik, die er hier an den Tag legt, mit dafür verantwortlich, dass das EP-Release mit Spannung erwartet wurde. Der neunte und vorletzte Song handelt davon, dass völlig egal, wie man gelebt hat und was man aus seinem Leben gemacht hat, letztlich alle gleich enden, nämlich in jenen titelgebenden "schwarzen Limousinen". Auf "HHH Pt. 2" sind mit Marsimoto und MoTrip zwei weitere namhafte Features vertreten, wobei insbesondere MoTrip in seinem Part zu überzeugen weiß – insgesamt eine sehr passende Songwahl, um diese EP stimmig abzuschließen.


    Fazit:
    Auf den insgesamt zehn Anspielstationen von "Ey Mann, wo ist mein Output" wird der Hörer mit diversen Flowvariationen und verschiedensten thematischen Inhalten verwöhnt – hier sei der anfangs erwähnte Facettenreichtum ein weiteres Mal bestätigt. Das Warten auf diese EP hat sich definitiv gelohnt, besonders hinsichtlich des Spagats zwischen Rap, der hin und wieder puncht, fast als Straßenrap betitelt werden könnte, und deepen, inhaltlich wertvollen Tracks, bei denen Ali As jedoch nicht Gefahr läuft, zu schnulzig zu werden. Verglichen mit Früherem scheint er einen Stil gefunden zu haben, der nicht nur zu ihm passt, sondern zudem seinesgleichen sucht, da es bisher hinsichtlich Flow, Technik, Beatwahl, Inhalt oder der teilweisen unkonventionellen Kombination nichts Vergleichbares in der deutschen Rap-Landschaft gibt. Insgesamt ist "Ey Mann, wo ist mein Output" eine sehr ansprechende EP geworden, nach deren Hören man hofft, dass der werte Herr Ali As sich bald die Frage stellt, wo denn eigentlich sein Album ist.



    fadilicious (Felix Sommerfeld)

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    01. Aus Gramm mach ich Pfund
    02. Wer bist du?
    03. Azzlack Kommandant
    04. Rotterdam feat. Celo, Abdi & Veysel
    05. Dann mit der Pump Gun (JUICE Beatbox-Remix) feat. Massiv & Manuellsen
    06. Chabos wissen wer der Babo ist (Allstar-Remix) feat. Milonair, Mosh36, Olexesh, Habesha, Abdi, Celo, Crackaveli, DOE, 60/60, Al-Gear & Veysel


    Nur kurz nachdem er mit "Blockplatin" einen heißen Anwärter auf den Titel "Straßenrap-Album des Jahres" veröffentlicht hat, gibt sich der Offenbacher Haftbefehl erneut die Ehre: Die JUICE-Ausgabe #149 beinhaltet seine Exclusive-EP "Azzlack Kommandant". War der Ghetto Baba schon das ein oder andere Mal mit Exclusives in der JUICE vertreten, wird ihm diesmal die Ehre zuteil, eine ganze EP zu stellen und sich damit zwischen Deutschrapgrößen wie Kool Savas, Samy Deluxe oder Prinz Pi einzureihen. Das Release umfasst insgesamt sechs Tracks, wovon vier bis dato gänzlich unbekannt waren. Neben den Neuerscheinungen befinden sich auf der EP ein JUICE Beatbox-Remix von "Dann mit der Pump Gun", das in Originalform auf Haftbefehls Debütalbum "Azzlack Stereotyp" zu finden ist, und der "Chabos wissen wer der Babo ist"-Allstar-Remix, der dem gemeinen Hafti-Hörer mittlerweile wohl in Fleisch und Blut übergegangen sein wird, zumal er auch auf der Premium-Edition seines Albums "Blockplatin" vertreten ist.


    "Du weißt, wer Haft ist, Bitch, du weißt, wer der Boss ist/
    Ich tauch' auf auf deiner Gossip-Party, auf einmal läuft HipHop-Shit/
    Pump den Bass, Bitch, laut auf den Bose-Boxen/
    Nutte, mach dich nackig, Frauentausch, Lust euch totzupoppen/
    "
    (Haftbefehl auf "Wer bist du?")


    Der stimmungsvolle Opener der EP, "Aus Gramm mach ich Pfund", knüpft unmittelbar an den Stil der "Blockseite" von "Blockplatin" an: Storys aus dem bewegten Leben des Aykut Anhan auf gewohnt hämmernden Beats. Die Omnipräsenz von Offenbach und Frankfurt in Haftis Tracks wird auch hier wieder deutlich: "Wer ich bin? Frankfurter Jung!" (Haftbefehl auf "Aus Gramm mach ich Pfund") – Storytelling vom Feinsten, direkt aus den Problembezirken in und um Frankfurt. "Wer bist du?" ist wohl der heimliche Hit dieser EP. Nicht nur die Hook geht sofort ins Ohr, auch flowtechnisch ist das, was Haftbefehl hier abliefert, absolut erste Sahne. Dieser Track ist Straßenrap in Perfektion. Haftis Lyrics und Flow harmonieren nahezu symbiotisch mit Bjets Beat. Auf diesem Song beweist Haftbefehl auf ein Neues, dass er sein Handwerk versteht und ein extrem gutes Gespür dafür hat, welche Beats zu seinen Texten passen. Der dritte Track, der den für die EP namensgebenden Titel "Azzlack Kommandant" trägt, verdeutlicht die Machtverhältnisse auf eine bisher nicht dagewesene Art und Weise: Er, Haft, und nur er ist der Babo, der Kommandant der Azzlackz. Ironischerweise ist es genau dieser Track, der meiner Meinung nach der schwächste der EP ist, was allerdings nicht im Geringsten heißen soll, dass er schlecht ist, nur im Vergleich mit den anderen geht er ein wenig unter.


    "Frisch ausm Knast, will Geld zählen wie Herr Zuckerberg/
    George Jung-Prinzip, Dicker, und jetzt bringt der Pusher mehr/
    Mehr Pakete als der UPS-Verkehr/
    Azzlos in der Stadt wissen, mein Tash knallt pervers/
    Kundschaft auf der Suche nach Baba-Tash/
    Bin in Holland, ruf mich an, Treffpunkt Rotterdam/
    Übergabe Illuhotel, Luxussuite/"
    (Veysel auf "Rotterdam")


    Wirkte Veysel auf einige Hörer in seinen Parts auf Haftbefehls neuem Album "Blockplatin" stellenweise noch wie ein Fremdkörper, kann er auf "Rotterdam" diesmal neben Haftbefehl, Abdi und Celo nicht nur bestehen, sondern auch überzeugen. Auch Celo & Abdi steuern beide wieder sehr starke Parts bei, die definitiv Lust auf mehr machen. "Rotterdam" kann wohl als das Herzstück dieser EP bezeichnet werden. Nicht nur, weil fast das gesamte Azzlackz-Geschütz aufgefahren wird, nein, auch der Beat von Abaz gefällt sehr. Die zwei letzten Tracks der EP sind Neuinterpretationen bereits bekannter Hafti-Tracks. Der "Dann mit der Pump Gun"-JUICE Beatbox-Remix geht sehr gut ins Ohr und ist aufgrund der unkonventionellen Kombination etwas ganz Besonderes geworden. Gerne mehr davon! Der Allstar-Remix von "Chabos wissen wer der Babo ist" ist für all jene, die ihn noch nicht kennen sollten, als sechster und letzter Track auf der Platte zu finden. Ein Wermutstropfen ist allerdings, dass er lediglich in einer zensierten Version auf dieser EP verfügbar ist.


    Fazit:
    Haftbefehl knüpft mit "Azzlack Kommandant" voll und ganz an sein Album "Blockplatin" an. Wem der typische Hafti-Sound gefällt, der wird hier zweifelsohne auf seine Kosten kommen. Einige Tracks der EP wie beispielsweise "Wer bist du?" oder "Rotterdam" hätte ich mir auch gut auf "Blockplatin" selbst vorstellen können, weil sie sehr gut in das Gesamtkonzept gepasst und dieses wohl stimmig ergänzt hätten. Die Beats könnten manchmal etwas härter gewählt werden, was hinsichtlich der Tatsache, dass die Messlatte durch die Beats auf "Blockplatin" sehr hoch gelegt wurde und der Hörer schlicht verwöhnt ist, ein sehr relativer Kritikpunkt ist. Insgesamt ist "Azzlack Kommandant" eine sehr ansprechende EP mit Tracks im Stil, wie man ihn von Haftbefehl gewohnt ist.



    fadilicious (Felix Sommerfeld)

    [REDBEW]1042 [/REDBEW]

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    Auch wenn viele, mich selbst eingeschlossen, Mio jetzt vorne sehen, glaube ich nicht, dass das so ein klares Ding wird, wenn die Rückrunden da sind. 4tune kommt auf langsamen Beats oft ziemlich geil und Mio muss auch erstmal überzeugen auf dem Beat von tune.