Industrieländer bleiben Klimakiller

  • In den Industrieländern ist der Ausstoß von Treibhausgasen in den vergangenen Jahren gestiegen - ungeachtet der Verpflichtungen zum Klimaschutz. Eine britische Studie warnt vor katastrophalen Folgen für die Weltwirtschaft.



    Berlin - Die Industrienationen haben laut einem Bericht der Vereinten Nationen (UN) 2004 so viel klimaschädliche Abgase ausgestoßen wie seit den 90er Jahren nicht mehr. Die Emissionen der 40 Länder seien auf 17,9 Milliarden Tonnen gestiegen - nach 17,8 Milliarden Tonnen im Jahr 2003 und 17,5 Milliarden Tonnen im Jahr 2000. Das berichtete das UN-Klimasekretariat am Montag in Bonn.


    Die Gründe dafür sind demnach vor allem die wirtschaftliche Erholung im ehemaligen Ostblock und der wachsende internationale Luftverkehr. Unter den "Klimasündern" sind sowohl Unterzeichner des Kyoto-Protokolls als auch Länder wie die USA, die aus dem Kyoto-Prozess ausgestiegen und weltweit größter Luftverschmutzer sind.


    Das Kyoto-Abkommen verlangt, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2012 um fünf Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken.


    Die britische Regierung kündigte an, sie werde sich an die Spitze der Bewegung für einen besseren Klimaschutz setzen. Sie präsentierte in London einen Bericht des früheren Chefökonomen der Weltbank, Nicholas Stern, der vor verheerenden Folgen des Klimawandels für die Weltwirtschaft warnt. Es drohe eine Depression vom Ausmaß der 30er Jahre, so Stern. Bei einem ungezügelten Anstieg der Abgase werde das globale Bruttosozialprodukt wahrscheinlich um bis zu 20 Prozent einbrechen. Premier Tony Blair plädierte dafür, zügig einen Folgevertrag zu Kyoto auszuhandeln. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso verlangte eine neue Energiestrategie für Europa.


    Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) mahnte angesichts der alarmierenden Berichte eine aktivere Vorreiterrolle der Industriestaaten an. Ihr verschwenderischer Umgang mit Ressourcen und Energie sei für den größten Teil der Emissionen verantwortlich, deshalb müssten sie zeigen, dass Wirtschaftswachstum mit weniger Energie- und Ressourcenverbrauch möglich sei. Die nächsten zehn bis 15 Jahre entschieden darüber, "ob wir die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels noch verhindern können oder sie unseren Kindern und Enkeln einfach zumuten".


    Gabriel plädierte für eine "ökologische Industriepolitik". In einem "Industriekabinett" solle die Bundesregierung künftig Strategien für Umwelt, Wirtschaft und Beschäftigung abstimmen. Grüne und Umweltverbände warfen ihm vor, mit Sonderregelungen für Braunkohlekraftwerke beim Emissionshandel die deutschen Klimaschutzziele zu gefährden.


    Quelle: FR

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