Interview: Olson


  • Die vergangenen Monate waren für Olson sicherlich ziemlich ereignisreich. Schon vor einiger Zeit trennte er sich nicht nur von seinem Mentor Vega und dem zweiten Teil seines Namens, sondern es zog ihn auch dauerhaft in die Hauptstadt. Nachdem er Ende 2011 seine Download-EP "40213" veröffentlicht hat, arbeitet er seitdem kontinuierlich an neuen musikalischen Glanzleistungen – wobei ihm der Input der letzten Zeit vermutlich zugute kommt. Wir fanden jedenfalls, dass es mal wieder soweit wäre, ihn zu einem Plausch zu treffen. Auf der JUICE JAM in München kam es dann dazu, und zwischen seinen Auftritten in Berlin und einem wodkareichen Ausklang der erfolgreichen Konzerte baten wir den Rapper mit der schönsten Haartolle Deutschlands zum Gespräch. Herausgekommen ist dabei eine wunderschöne, tiefsinnige Unterhaltung, die ihr in folgendem Interview nachlesen könnt.


    rappers.in: Du bist einer der gerade aufstrebenden jungen deutschen Rapper, die alle immer wieder auf einen gemeinsamen Nenner kommen: das Gefühl, vollkommen zukunftslos zu sein. Was denkst du, woher dieses Grundgefühl dafür kommt – und das in einem Land, in dem man ja im Prinzip sehr viele Möglichkeiten hat und vieles erreichen kann? Und was genau bedeutet es überhaupt, "zukunftslos" zu sein?


    Olson: Ich glaube, ich hab' da letztens sogar mit einem Kumpel drüber gesprochen. Wir leben ja in einem Land, in dem wir fast nur Luxusprobleme haben. Wir haben genug zu essen, genug zu trinken und ein warmes Bett – natürlich sind wir dadurch einen gewissen Standard gewohnt, aber man hat halt seinen "everyday struggle". Man weiß nicht wirklich, wo man hingehen soll, weil man so viele Möglichkeiten hat. Da herrscht einfach ein Angebotsüberschuss. Hier kommt es ja immer drauf an, dass man gute Noten schreibt, studiert und seinen Abschluss schafft. Am Ende gibt's dann jedoch eh keinen Job – das ist nicht immer so, aber häufig. Ich kenne viele, die ihr Studium sehr gut abgeschlossen haben und dann trotzdem Schuhe verkaufen. Und ich glaube, dass unter anderem diese Ungewissheit der Grund für diese Zukunftsangst ist.


    rappers.in: Es gibt momentan viele Rapper mit melancholischen Ansätzen. Diese Melancholie geht schnell in eine stellenweise sogar depressive Stimmung über – Casper rappt zum Beispiel auch: "Depression war nie tragbar, doch steht uns so gut!" Was meinst du, wieso viele Menschen in unserem Alter sich gerne der Melancholie hingeben, diese Schwermut nahezu zelebrieren und darum auch diese Musik hören? Viele Leute, die diese Melancholie und Depression nach außen tragen, scheinen sich damit ja wohl zu fühlen ...


    Olson: Ich glaube, das basiert ein bisschen darauf, dass Hollywood uns das so vorlebt. Filme, in denen eine negative Dramatik herrscht, sind ja mitreißende Filme. Ich betrachte mein Leben manchmal von außen und stell' mir vor, dass es ein Film wäre, und diese dramatischen und melancholischen Momente sind immer total aufregend. Da schwingt dann auch immer ein bisschen Erkenntnis mit. Ahzumjot sagt ja auch: "Wir können verdammt gut dramatisch sein." Bei mir ist das auf jeden Fall auf Filme zurückzuführen.


    rappers.in: Ist es in diesem Kontext, deiner Meinung nach, berechtigt, diese aufgesetzte "Depression" zu haben?


    Olson: Im realen Leben nicht, aber in der Musik schon, da Musik ja irgendwo wie ein Film ist. Es gibt ja auch Zeiten, in denen du vielleicht mit deinem Studium unzufrieden bist, in eine andere Stadt umgezogen bist, da niemanden kennst und deine Freundin seltener siehst ... Dann hast du unter der Woche nicht unbedingt ein gutes Gefühl und willst am Wochenende dafür so richtig auf den Putz hauen – dann bleibt aber die Frau auf der Strecke, die dich fragt, was das soll, weil man sich die ganze Woche nicht sieht. So etwas wird einfach zu einem dramatischen Kreislauf! Aber ich glaube nicht, dass man sich das selbst so aussucht, um sein Leben spannender zu machen.


    rappers.in: Du glaubst also, dass diese Depression echt ist, wenn sie im realen Leben vorkommt?


    Olson: Bei mir: ja! Aber es gibt bestimmt auch Leute, die auf der Suche nach Dramatik sind, weil sie vielleicht in einer Kleinstadt leben, in der nicht viel passiert. Da hat man seinen geregelten Tagesablauf und sieht dann Filme, in denen viel Dramatik herrscht, und würde vielleicht auch mal gerne in solchen Situationen sein, um überhaupt mal was Aufregendes zu erleben. Es gibt bestimmt Menschen, die das künstlich erzeugen.


    rappers.in: Musik verstärkt dieses Gefühl oftmals ja auch – wenn du zum Beispiel morgens gut drauf bist und dann Cro anmachst, bist du danach noch besser gelaunt ... Bist du jemand, der sich auch noch absichtlich solche Musik anhört, die zu der jeweiligen Tagesform passt?


    Olson: Auf jeden Fall! Wenn ich in meiner Jugend von einem Mädchen verlassen wurde, hab' ich zu Hause keine Feiermusik angemacht, sondern irgendwelche traurige Musik. (überlegt kurz) Stimmt, das ist dann ja doch irgendwo selbst erzeugt! Man macht die Musik an, sitzt zu Hause und fühlt sich schlecht. Aber das folgt ja nur einem Ereignis, das dem schon zuvorgekommen ist. Man stößt diese Dramatik trotzdem nicht selbst an, versinkt aber gerne darin.


    rappers.in: Denkst du, dass wir momentan eine Generation sind, die gerne Emotionen nach außen trägt? Inzwischen versuchen ja viele, ihre Gefühle sehr stark zum Ausdruck zu bringen. Meinst du, das ist einfach so ein "Generationsding"?


    Olson: Total! Aber ich glaub', das ist nicht mehr meine Generation. Das sind jetzt die, die gerade in der Hochphase ihrer Pubertät stecken – die feiern diese emotionale Musik und den Lifestyle noch mal um einiges mehr.


    rappers.in: Eigentlich gab's das ja schon immer. Du musst dir ja nur mal einen Kurt Cobain anhören – das ist ja genau das Gleiche, jetzt nur grade wieder sehr in Mode.


    lupa: Ja, aber ich glaube, im Rap ist das momentan schon ein "Generationsding" – da gibt es heute auch viel mehr Auswahl als früher, als man vielleicht nur Curse hatte, wenn man mal traurig war ...


    Olson: Genau. Das gab's zwar schon immer, war in der Musik bei uns aber nie so präsent wie heute. Ich find's auch perfekt, dass man als Kerl heutzutage mehr seine Gefühle zeigen kann und nicht nur pumpen gehen, hart sein und "Rocky"-Filme gucken muss, sondern auch mal einen guten Freund in den Arm nehmen und sich zeigen kann, dass man sich gern hat.



    rappers.in: Du hast ja vor nicht allzu langer Zeit erst eine EP veröffentlicht. Darauf thematisierst du immer wieder, dass du vom Feiern und dem Alkohol nicht wegkommst und damit andere Probleme verdrängst. Im Prinzip behandelst du diese Themen damit aber ja auf deinen Tracks und beschäftigst dich somit mit ihnen, wenn auch nicht konkret. Hast du in den letzten Jahren gemerkt, dass dir dieses unterschwellige Auseinandersetzen mit deinen Problemen in der Musik geholfen hat?


    Olson: Auf jeden Fall! Wenn man sich diese Probleme dadurch, dass man darüber schreibt, immer wieder vor Augen führt und in seinen Songs predigt, zum Beispiel kein Kilo Koks zu ziehen oder seine Freundin zu betrügen, ist das als Musiker, glaube ich, eine echte Hilfe. Man geht dadurch eventuell einen geraderen Weg. Angenommen, ich würde wirklich täglich Koks ziehen und schließlich darüber schreiben ... dann konfrontiere ich mich ja direkt selbst damit und will vielleicht auch etwas daran ändern. Mit Sicherheit ist das ein Schritt in die richtige Richtung.


    rappers.in: Versuchst du, durch Alkohol und Feiern diese realen Probleme noch mal zu verdrängen? Oder läuft das parallel zur Musik?


    Olson: Es ist nicht so, dass ich die ganze Woche über mit gesenktem Kopf durch die Weltgeschichte laufe und am Wochenende dann meine Trauer bezwingen muss. Aber man kann sich damit natürlich schnell ablenken. Wenn du zum Beispiel mit deinem Studium kurz vorm Aus stehst, weil du dich nicht richtig drauf konzentrieren kannst, und dann mit Freunden in eine Bar gehst, anstatt zu Hause die Wände anzustarren, hat man ja plötzlich ganz andere Gedanken im Kopf. Kurzweilig ist das auf jeden Fall eine Problemverdrängung, aber es ist nicht so, dass ich momentan ganz krasse Probleme in meinem Leben habe, die ich wegtrinken müsste. (lacht)


    rappers.in: Auf einem EP-Track namens "Fenster" rappst du unter anderem: "Hab' mir mit Parts über Freundschaft einen Status erkämpft, von dem ich damals geträumt hab'." Welchen Status hast du denn, deiner Meinung nach, jetzt, von dem du mal geträumt hast? Und von welchem zu erreichenden Status träumst du 2012? Entwickeln sich diese Ziele denn weiter?


    Olson: Bei dem Status, den ich erreicht habe, geht es mir nicht darum, irgendein bekannter Rapper oder berühmt zu sein. Als ich das geschrieben hab', hatte ich auch ein bestimmtes Bild vor Augen: Ich hatte in meinem kleinen Heimatdorf zwar immer viele Freunde, wollte aber mit den Großen spielen, weil die cool waren. Die fanden mich aber natürlich scheiße und ich hab' immer wieder versucht, ihnen zu beweisen, dass ich auch so cool bin wie sie. Irgendwann hat das dann geklappt – und diesen Schritt hab' ich auch mit der Mucke gemacht. Ich habe immer daran geglaubt, dass meine Musik irgendwann mal ernstgenommen werden kann und dass da Talent dahintersteckt. Durch irgendwelche Auftritte, Fan-Feedback und so weiter wird einem das irgendwann bestätigt. Bei diesem Status geht es mir also nicht um Geld oder ausverkaufte Alben, sondern darum, dass ich es geschafft habe, mich vom belächelten Macker zum akzeptierten Macker durchzuschlagen. (lacht) Und das finde ich momentan schon mal super! Wo es jetzt hingehen kann, hat dann nicht mehr so viel mit meiner Persönlichkeit zu tun, weil ich momentan ja schon in diesem Rapding drin bin. Aber ich bin auf jeden Fall bereit, da hinzugehen – ich will jetzt einfach diesen Weg des Erfolgs beschreiten und schau'n, wo er aufhört ... Ist das nicht philosophisch? (lacht)


    rappers.in: Kommen wir mal weg von der EP und auf dein lang erwartetes Album zu sprechen. Du bist unseres Wissens nach schon immer jemand gewesen, der sehr unregelmäßig Songs schreibt und diese aufnimmt ... Geht es dir immer noch so?


    Olson: Eigentlich ja, aber momentan bin ich sehr motiviert. Ich bin vor zwei Wochen nach Berlin gezogen und habe dadurch sehr viele Eindrücke gewonnen. Ich war zwar schon zuvor immer wieder mehrere Wochen am Stück dort und kannte die Stadt, aber da zu wohnen und diesen Alltag mitzubekommen, hat mir echt viel gegeben. Zusätzlich habe ich mich noch mit Produzenten getroffen, die Bock darauf hatten und das in die richtige Richtung lenken wollen. Diese ganzen Eindrücke, dieser Zuspruch und so weiter hat mir richtig viel Lust darauf gemacht, jetzt am Album zu arbeiten, und ich glaube, in den letzten beiden Wochen ist mehr entstanden als in den letzten drei Monaten.


    rappers.in: Kannst du schon etwas Konkreteres dazu sagen?


    Olson: Wann es rauskommen soll, weiß ich noch nicht. Wir machen jetzt erst mal ein paar Songs und gucken, ob man darauf aufbauen kann.


    rappers.in: Wer ist denn "wir"?


    Olson: "Wir" ist mein Management und ich. Da hab' ich jetzt das Kreativbüro 50/50 in Berlin, mit denen ich eng zusammenarbeite. Dann natürlich auch Produzenten, die sich kreativ stark beteiligen.


    rappers.in: Kannst du zum Thema "Plattendeal" schon etwas sagen? Gab es da Angebote oder andere Möglichkeiten?


    Olson: Es gab schon ein paar Interessebekundungen. Angebote implizieren ja immer, dass es schon 'nen fertigen Wisch mit Konditionen gibt. So formell ist das also noch nicht, aber Interesse gezeigt haben schon einige Verläge und Labels – auch Majorlabels. Ich möchte mich vorerst aber nicht unter Druck setzen lassen. Wenn wir von dem Produkt überzeugt sind, schauen wir weiter.



    rappers.in: Wie schon zu Beginn des Interviews angesprochen, gehörst du zu den aufstrebenden jungen Künstlern unserer Szene, welche aus vielen verschiedenen Richtungen kommen. Interessanterweise bist du als einer der wenigen nicht nur einer Richtung zuzuordnen – du gehörst ja sowohl zu der sogenannten Hipster- als auch irgendwo zur Straßenrapfraktion. Siehst du das selber genauso? Wo würdest du dich einordnen und, wenn du dich selbst auch in zwei verschiedenen Fraktionen siehst, wie vereinst du den Spagat zwischen den beiden?


    Olson: Ich finde diese Kategorisierung, ehrlich gesagt, ein bisschen nervig. Straßenrap mach' ich auf keinen Fall! "Rudeboy" könnte man noch in diese Ecke einordnen, aber das wird in der Form nicht mehr stattfinden, weil ich kein "Straßentyp" bin. Ich werde in Zukunft Dinge erzählen, die mich beschäftigen und die ich interessant finde. Und diese Hipster-Sache ... Kein Mensch weiß, was ein Hipster ist. Es gibt ja keine eindeutige Definition. Ich glaube, es wird einfach nur nach Hosengröße beurteilt, wer nun ein Hipster-Rapper ist und wer nicht. (lacht) Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich wohl eher in diese Hipster-oder-was-auch-immer-es-bedeuten-soll-Richtung gehen, aber ich denke auch nicht, dass man da einen Überbegriff finden muss.


    Bene: Ich glaube ja, dass dieser Hipster-Begriff häufig vertauscht wird. Im Rap ist ein "Hipster" momentan jemand, der seine Emotionen mehr zeigt und vielleicht Musik in Richtung Casper macht, aber mit dem typischen Berliner Hipster hat das ja nichts zu tun.


    rappers.in: Das hat jetzt gerade generell eine ganz andere Bedeutung ... Diesen Hipster-Begriff gibt es ja schon länger und nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA.


    Olson: Ich hab' da ein tolles Buch geschenkt bekommen: "Hipster – eine transatlantische Diskussion". War mir aber zu lahm. (lacht) Das besteht nur aus solchen einzelnen Berichten und soziologischen Studien. Ich habe gehofft, dass ich am Ende dieses Buches wirklich weiß, was ein Hipster ist, aber man kommt nicht drauf.


    Polly: Ich habe dieses Buch auch gelesen und das Einzige, was ich daraus ziehen konnte, war, dass sich hinter dem Hipster-Begriff eine Jugendkultur aus den 80ern und 90ern verbirgt, die sich innerhalb von Genres wieder voneinander abheben und verschiedene Kulturen miteinander verbinden. Mehr kann man dazu eigentlich gar nicht sagen, deswegen find' ich diese Diskussion etwas hinfällig.


    lupa: Ich find' das überhaupt nicht hinfällig, weil das zur Zeit einfach so krass diskutiert wird. Deswegen finde ich, dass das auf jeden Fall ein Thema ist. Klar, du kannst sagen, dass du das nicht so siehst und dass es keine konkrete Definition für den Begriff gibt, aber das ist trotzdem ein aktuelles Thema. Einfach, weil viele Leute darüber reden.


    Olson: Mich stört ja dieser Begriff "Neue Reimgeneration" total. Ich finde die Jungs zwar alle cool, aber ich hab' nie darum gebeten, ein Teil davon zu sein. Ich glaube, ehrlich gesagt, dass keiner der Kumpels ein Teil von dieser "neuen Reimgeneration" sein will. Wir haben alle immer alleine darauf hingearbeitet, dass wir Erfolg haben, und jetzt werden wir alle in einen Topf geworfen. Ich habe mein ganzes Leben lang immer alleine Musik gemacht und jetzt werde ich als fester Teil dieser bestimmten Hoffnungsträger dargestellt. Da bin ich natürlich auch mitverantwortlich, weil ich in dieser Runde saß, aber da wusste ich noch nicht, was das für Wellen schlagen wird. Da dachte ich noch: Cool, ein Interview mit sechs netten Leuten, setzen wir uns mal hin und quatschen ein bisschen. Hätte ich vorher gewusst, was daraus entsteht, wäre ich da vermutlich eher nicht hingegangen ...


    lupa: Ich denke, das Problem ist, dass man nicht genau weiß, was "neue Reimgeneration" nun eigentlich heißt.


    Olson: Vor allem löst dieses "neu" ja auch ein "alt" ab. Allein dieses Wort klingt danach, als wären wir aktuell die Einzigen. Ich nehm' als Beispiel für einige Rapper jetzt mal MoTrip: Der muss sich nicht beklagen, hat genug Erfolg et cetera ... Aber allein' dieser Begriff stößt ihn ja total vor den Kopf. Er ist genauso ein neuer, krasser und fresher Typ – wenn nicht sogar noch krasser und fresher –, aber bei Berichterstattungen über die aktuelle Rapszene wird immer nur diese "neue Reimgeneration" als Aushängeschild benutzt, obwohl Leute wie MoTrip auch erwähnt werden müssten. Natürlich nicht unter diesem Begriff! (überlegt kurz) Mann, warum können wir nicht einfach Cro, Ahzumjot, Rockstah, Olson et cetera sein?! Neben MoTrip, Capo Azzlack und Was-weiß-ich. Wir werden doch nur in einen Topf geworfen, weil wir enge Hosen tragen.


    Polly: Das ist einfach ein menschliches Problem für mich: Menschen brauchen Schubladen, sonst können sie dich nicht einordnen.


    Olson: Genau. Das ist auch nicht nur so, was diese Begriffe angeht. Beispiel: Auf meiner EP gibt es einen Song, der "Goldene Welt" heißt und der weiß Gott kein Lieblingssong von mir ist, aber unfassbar viele Menschen hören diesen Song und sagen mir dann: "Das ist doch wie 'So perfekt' von Casper!" Warum das denn?! Weil da eine durchgängige Kickdrum drin ist?! Hätten wir bei diesem Sample ein ganz klassisches HipHop-Drumset verwendet, würde niemand sagen, dass es einem Casper-Song ähnelt. Aber weil der aktuell einen recht bekannten elektronischen Uptempo-Song gemacht hat und ich jetzt ein paar Monate später auch, sagen die Leute: "Das klingt so wie ..." Das macht mich richtig wahnsinnig! Nicht, weil ich Casper nicht mag, sondern weil ich nicht darauf hinarbeite, dass man mich mit irgendwem vergleicht.


    rappers.in: Würdest du dich beim Musikmachen dadurch in Zukunft auch einschränken lassen? Also, würdest du vorher vielleicht genauer überlegen, bevor du jetzt etwas machst, das sich vielleicht ähnlich anhört wie ein anderer bekannter Song?


    Olson: Das kommt drauf an. Wenn ich das Gefühl habe, dass der Song so wird, wie ich ihn will, würde ich mich nicht davon abhalten lassen. Auch wenn die Leute am Ende vielleicht denken, dass er sich ähnlich zu einem anderen anhören würde. Aber ich arbeite auf jeden Fall daraufhin, nicht mit irgendwem verglichen zu werden. Alle, die viel Erfolg haben, dienen als Vergleich für die, die noch nicht so viel Erfolg haben – und da möchte ich natürlich auch gerne hin, aber mir geht es primär darum, mir nicht vorwerfen zu lassen, dass ich mich irgendwo bedienen würde. Das ist einfach nicht so! Wenn ich nur ansatzweise das Gefühl habe, dass ich mich bei einem Song zu sehr von anderen beeinflussen lasse, bring' ich den nicht raus, weil ich das sonst die ganze Zeit im Hinterkopf habe.


    rappers.in: Zum Abschluss darfst du dir jetzt etwas wünschen, das wir für dich für das nächste Interview in drei Jahren vorbereiten sollen.


    Olson: Wir könnten mal ins türkische Dampfbad gehen. Bis dahin muss ich allerdings noch ein bisschen trainieren ...



    (Florence Bader & Pauline Staigle)

  • :thumbup:Sehr gutes Interview wie ich finde

    Zitat

    Ich hab' während der Schwangerschaft Mama in den Bauch getreten
    Denn ich wollt' so schnell wie möglich raus, um mein' Traum zu leben

    :king:

  • Zitat

    Eigentlich gab's das ja schon immer. Du musst dir ja nur mal einen Kurt Cobain anhören – das ist ja genau das Gleiche, jetzt nur grade wieder sehr in Mode.


    ja...richtig. das ist ein guter vergleich.

  • Senr schönes Interview. Ich finde Olson richtig sympathisch! Seine neue EP 40213 habe ich vor kurzem geholt und feier sie extrem!
    PS: Macht euch lieber Gedanken über die Musik anstatt seine Klamotten:)

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