Review: Timecy – Um uns und in uns



  • 01. Intro
    02. Pinsel
    03. Komm ein Stück
    04. Wegweiser
    05. Alles
    feat. Soulice
    06. Sich selbst finden
    07. Einer von vielen
    08. Radio
    09. Abstand (immer noch weit weg)
    10. Wanna leave
    11. Um uns und in uns
    12. Pray to God
    13. Outro
    Bonus:
    14. Schätze die Zeit
    feat. Damion Davis
    15. Immer das Gleiche (Exclusive)


    Positive Vibes oder zumindest das Streben nach solchen – das ist so ziemlich das, was Timecy mit seinem dritten Album sowohl um uns als auch in uns versprühen will. Der daraus folgende Titel "Um uns und in uns" erscheint dann fast schon logisch, und ja: Was der Paderborner hier vorzeigt, ist ein in sich schlüssiges, recht persönlich gehaltenes Werk eines bereits seit einem Jahrzehnt aktiven Rappers, dem der endgültige Durchbruch bisher noch verwehrt blieb. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Titel des neuen Longplayers? Timecy hat die Antwort...


    Fans des Subgenres Battlerap dürfen eigentlich bereits an dieser Stelle mit dem Lesen aufhören. Denn was Timecy mit "Um uns und in uns" abliefert, ist ein äußerst nachdenklich geratenes Werk. Dass dem so ist, merkt man eigentlich schon beim Anhören des Intros, auf dem sich eine Menge Shout-Outs von Kollegen sowie viele recht philosophische Aussagen tümmeln. Doch warum auch nicht?! Zu gerne lasse ich mich auch mal auf etwas Abwechslung ein und genieße stillschweigend die ersten Songs. Eine angenehme Stimme hat der Junge auf jeden Fall! Und die Texte, die er ganz gelassen und mit lockerem Flow vorträgt, sind lyrisch durchdacht und geben dem Hörer tiefe Einblicke in Timecys Weltanschauung.


    "Ich gestalte mein Life/
    Das Glück ist nah, denk nicht nach, die Gedanken sind frei/
    Das Leben ist wie Kunst – ein leeres Blatt Papier/
    Und du bist für den Inhalt zuständig, guck, dass du's schön verzierst/
    "
    (Timecy auf "Pinsel")


    Idyllische Bilder werden auf dem seichten, nur vor sich hinplätschernden Klangteppich mit dem "Pinsel" gemalt. Für die musikalische Untermalung sorgen dabei Produzenten wie Brisk Fingaz, Cutheta oder Vitch, die es teilweise sogar zu ruhig angehen lassen – nichts Überdrehtes oder Aggressives, dafür aber viele Samples. Zwar sind die Beats allesamt gut geraten, lassen auf Dauer jedoch Abwechslung schmerzlich vermissen. Die Themen, die Timecy auf diesen Instrumentals behandelt, sind größtenteils Alltagsthemen, mit denen wohl jeder schon zu schaffen hatte. Dazu gehören sowohl der Aufruf, sich wieder aufzurappeln, wenn's mal nicht ganz so toll läuft, als auch der Wunsch nach etwas Distanz zu dieser stressigen Welt ("Abstand"). Klar, solche Gefühle kennt jeder. Natürlich findet in diesem Zuge auch Gesellschaftskritik ("Komm ein Stück") ihre und der berühmt-berüchtigte "erhobene Zeigefinger" seine Verwendung ("Wegweiser"). Und auch, dass man im Leben stets vor Entscheidungen gestellt wird und diese im Nachhinein entweder bereut oder gutheißt ("Sich selbst finden"), dürfte den meisten wohl bekannt sein. Die Ups & Downs des Lebens bewältigt jeder Mensch auf seine eigene Weise – Timecy hat dafür seine Musik. Und dass er genau das fühlt, was er dem Hörer mitteilt, würde ich ihm niemals streitig machen wollen, denn die überwältigende Ehrlichkeit dieses Jungens ist aus seiner Stimme rauszuhören.


    "Ich lebe jeden Tag für den Takt/
    Und es bleibt in mir drin, bis der Sargdeckel klappt/
    Es ist mehr als Noten auf Papier, jede Strophe eingraviert/
    Nachts im Mondlicht um halb Vier/
    Und der Horror wär', wenn man mir nimmt, an was ich glaub’/
    Müsst' ich mich entscheiden, wär' ich lieber blind anstatt taub/
    "
    (Timecy auf "Radio")


    "Um uns und in uns" ist definitiv das, was man ein Soloalbum nennt: Gerade einmal zwei Featuregäste hat der Paderborner Rapper. Während Soulice lediglich für die noch fehlende gesungene Hook sorgt ("Alles"), liefert Damion Davis auf dem ersten Bonus-Track einen eigentlich wie immer recht guten Part ab ("Schätze die Zeit") – auch wenn es nicht den Anschein macht, als sei er unerlässlich gewesen. Das größte Manko an Timecys bereits drittem Soloalbum ist jedoch genau das, was er auf dem zweiten der beiden Bonus-Tracks anspricht: Er macht "Immer das Gleiche". Und auch mir fällt es teilweise schwer, so viel Tiefsinn und Moral auf Albumlänge an einem Stück anzuhören. Ja, sicher, ich muss mein Leben und die Zeit, die mir gegeben ist, schätzen und wertvoll nutzen. Aber es nervt, genau diese Phrasen immer und immer wieder aufs Neue aufgetischt zu bekommen. Der eben erwähnte Track, auf dem Timecy sich für sein Verhalten als ständiger Moralapostel selbst auf die Schippe nimmt, ist somit wahrlich ein Album-Highlight – und genau von solchen hätte ich in diesem Fall gerne mehr gehört.


    "Jau, ich denk', ich mach' immer das Gleiche/
    Jeder Song ist deep und 'ne kitschige Scheiße/
    Die Nachbarn sagen: 'Mach das bitte mal leise'/
    Doch das ist Qualität, solang' ich Timecy heiße/
    "
    (Timecy auf "Immer das Gleiche")


    Fazit:
    Flowlich versiert und lyrisch auf einem überdurchschnittlich hohen Level, jedoch auf Dauer viel zu eintönig geraten – so in etwa könnte man "Um uns und in uns" grob umreißen. Etwas mehr Variation und weniger Anwendung des "erhobenen Zeigefingers" hätten Timecys neuestem Streich wahrlich gut getan. So bleibt das Album eben genau das, was man eine "runde Sache" nennen könnte. Nicht mehr und nicht weniger.



    Pascal Ambros (ProRipper)

    [REDBEW]400 [/REDBEW]

    Bewerte diese CD:
    [reframe]reviewthread.php?reviewid=400 [/reframe]
    [azlink]Timecy+Um+uns+und+in+uns [/azlink]

  • Zitat

    Original von einmalbitte
    naja also talent ist was anderes auf zwei silben kann ja jder reimen lol


    Natürlich, Rap-Qualität misst man nur an den Reimen :rolleyes:

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!