Beiträge von Hakanonym



    01. Der Lange Weg Zur...
    02. Freiheit feat. Westernhagen
    03. Stell Dir Vor feat. Xavier Naidoo
    04. Schöne Wahrheit feat. Chima
    05. Nur Ein Ganz Kleines Bisschen feat. Jenny Willemstijn
    06. Gold
    07. 100 Jahre
    08. Ich Kann Nicht Mehr feat. Clueso
    09. Baby feat. Nneka
    10. Feier Dich Selbst feat. Patrice
    11. Lila feat. Jaguar Wright
    12. Wenn Ich Die Welt Aus Dir Erschaffen Könnte
    13. Bis Zum Schluss feat. Silbermond
    14. Fantastisch
    15. Du Sagst / Du Meinst feat. Vanessa Mason
    16. Willkommen Zurück feat. Jaguar Wright
    17. Freiheit (Epilog)


    Hand auf’s Herz: Wer von euch kennt eigentlich noch die Musik von "Curse"? In Zeiten des großen Deutschrap-Booms war er der Mann der Stunde: Featuregast Nummer Eins, etliche Alben und Gott weiß wie viele Auftritte. Und heute? Geblieben sind höchstens mal nett-, mal ernstgemeinte Verbalattacken à la „Ich schneide Curse den Zeigefinger ab“. Höchste Zeit, der Sache auf den Grund zu gehen und zu schauen, ob "Curse" mit seinem neuen Album "Freiheit" in der heutigen Raplandschaft noch seine Relevanz besitzt.


    Das Offensichtliche vorweg: "Freiheit" lebt von seinen Featuregästen. Beinahe könnte man meinen, dass der gute Michael keine Lust hatte, eigene Hooks zu texten und sich prompt Verstärkung mit ins Boot geholt hat, denn eines fällt auf: Kein Feature, weder "Xavier Naidoo", "Clueso", "Nneka" und "Chima" noch "Silbermond", "Jaguar Wright" oder "Vanessa Mason", darf mehr machen, als Hooks zu singen. Die einzige Ausnahme ist "Patrice", der im reggaelastigen Track "Feier dich selbst" zum Zug kommt. Man darf sich also entspannt zurücklehnen, denn die Befürchtung, dass man zu wenig "Curse" und zuviel Gäste zu hören bekommt, ist unbegründet.


    Wer die Tracklist liest, weiß instinktiv, welche Themen in der kommenden Stunde angeschlagen und abgearbeitet werden. "Curse" ist nun mal eine Persönlichkeit, die sich mit den großen Problemen unserer Zeit auseinandersetzen will. An vorderster Front steht wie immer die Liebe und deren Auswüchse: Beziehungskrisen, Hoffnungsschimmer und auch ein "Baby", welchem, ganz in der Manier von "Tupac Shakurs" “Letter 2 my unborn Child“, ein ganzer Song gewidmet ist.


    Auch wenn du das hier hörst, kann es sein, dass wir einander nicht kennen/
    Sich unsere Hände nie berührten und uns Weltmeere trennen/
    Wir nie beschlossen haben, Träume zu teilen/
    Und das Schicksal uns die Möglichkeit nahm, Freunde zu sein/


    ("Baby")


    Doch auch ansonsten geht es dem Mindener in erster Linie darum, seinen Hörern jede Menge Denkansätze zu vermitteln. Selbst Songs wie "Gold", die im Endeffekt keine wirkliche Botschaft haben, vermitteln ein Gefühl davon, dass "Curse" voll von Weisheiten ist. Und genau das ist auch der Knackpunkt, das Negative an der ganzen Platte. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn man ab und an mal etwas Moral mit in seine Texte packt, aber wenn man auf Albumlänge mit intensiven Gedanken konfrontiert wird, dann kann das für eingefleischte Fans zwar erprobte Kost sein, im Regelfall wird es jedoch abschreckend wirken. Zu altklug, zu von-oben-herab tönen die Inhalte.


    Ich würd’ gern mein Schicksal erleben, in fremden Händen gelegen/
    Dann hätte ich Halt und ein Wesen, um Schuld auf es abzulegen/
    Doch bin ich halt zu belesen, mein Wissen lässt es nicht zu/
    Zu erlauben, den Halt im Glauben zu suchen, wär Selbstbetrug!/


    ("Schöne Wahrheit")


    Was die Technik angeht, ist man bei "Curse" jedoch an der richtigen Stelle. Alles, angefangen bei A wie Ausdruck über S wie Stimmeneinsatz zu Z wie Zeitpunkt, einfach alles ergibt ein harmonisches Gesamtkonzept technischer Raffinesse. Dazu kommt noch die Sounduntermalung, durchgehend an der Soulmusik orientiert. In klangtechnischer Hinsicht kann man diese Platte nicht ankreiden, sie ist durchgehend fulminant und hinterlässt ein freudig Luftsprünge machendes, rundum glückliches Musikerherz.


    Freiheit könnte ein Meilenstein deutscher Rapalben sein. Dazu hätte Curse mehr Songs wie "Lila" schreiben müssen, der einen erfrischend alternativen Blickwinkel auf ein medial ausgeschlachtetes Thema liefert. Es wäre auch von Vorteil gewesen, sich die Kritik anderer ein wenig mehr zu Herzen zu nehmen und vor allem sich von der steten Moralpredigt wenigstens ein kleines bisschen zu distanzieren. Dann wäre "Freiheit" ein Pflichtkauf. In der jetzigen Version ist es jedoch schlicht zu nervtötend, sich ununterbrochen belehren zu lassen.



    (hakanonym)


    Myspace-Link (diverse Videos, Lieder zum Durchklicken etc.

    [REDBEW]152 [/REDBEW]

    Bewerte diese CD:
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    [azlink]Curse+-+Freiheit [/azlink]

    Normalerweise steht es jedem frei, die geschriebene Review gut/schlecht/am Thema vorbei oder sonstwie zu finden. Darauf gehe ich nicht ein. ABER


    Zitat

    Original von erency
    7 von 10 punkten bei der bewertung ist vollkommen übertrieben
    das ding hat nichmal 4 verdient



    bitte mehr objektivität -.-


    So etwas muss nicht sein. Es wird ganz klar zwischen Redakteursbewertung (also die von dem Rezensenten verliehene Punktzahl) und Userbewertung unterschieden. Bei dem vorliegenden Album wurden 4 von 6 Punkten vergeben, während die User aktuell 6,8 von 10 vergeben haben. Diese beiden Wertungen sind vollkommen unabhängig voneinander.


    Danke.



    Disk 1:
    01. Erster Track (Intro) feat. Beko
    02. Dein Leben
    03. Vater Unser
    04. Skit 1
    feat. Uebelst
    05. Ich bin ein Rapper
    06. Bizz Action Drive
    feat. Orgi69
    07. Glaub an dich feat. She-Raw
    08. Was los ?!?
    09. Auf der Straße
    10. Wenn der Beat nicht mehr läuft
    11. Unsere Zeit
    12. Alqaida auf Deutsch
    13. Skit 2
    14. Zunami Business
    15. Schlaflos
    feat. Sido und Ozan
    16. Maskulin Maskulin feat. Bass Sultan Hengzt
    17. Zu oft
    18. Seit MTV
    19. Letzter Track (Deine Frau)


    Disk 2:
    01. Ghetto im Kopf feat. Ozan
    02. Nacht und Nebel Aktion 2
    03. Comeback
    04. Mehr Kohle
    feat. Frauenarzt und Reason
    05. Wie du mir so ich dir feat. Sera Finale
    06. Jeden Tag



    In Sachen Deutschrap steht Frank White, zusammen mit Sonny Black, für die Einführung des Gangsterrap. Harte Battletexte, in denen die Messlatte gewaltbereiter Lyrics deutlich nach oben geschraubt wurde, sind unweigerlich mit Westberlin Maskulin verknüpft. Was ist also zu erwarten, wenn Frank White und Godsilla ihr Album "Südberlin Maskulin" nennen? Richtig. Harte Raps und Straßenmentalität.


    "Frank White ist back am Block, Rap ist für mich Freizeit/
    SBM, LSD, hauptberuflich Drive-By/
    Südberlin! Maskulin! Aggro wieder hardcore/
    Schlechtes Vorbild.../"

    (Frank White in "Erster Track/Intro")


    Schon die einleitenden Worte des Albums geben die Stoßrichtung vor. Es wird gefrontet, was keinen Respekt zollt, Messer werden gezückt, die Straße hochgejubelt und die eigene Arroganz in den Himmel gelobt. Thematisch bewegt sich das Ganze, recht unspektakulär anmutend, zwischen den Schlagworten "Gangster", "Aggression" und "Südberlin".
    Wer seine Hoffnung darauf aufbaut, dass Frank White und Godsilla irgendetwas revolutionieren wollen, der setzt ganz eindeutig auf das falsche Pferd. Dennoch entspricht "Südberlin Maskulin" nicht dem Credo des alten Weins in neuen Schläuchern. Ein genaueres Hinhören offenbart dann auch, was sich genau geändert hat. Es ist die Absicht: Man versucht nicht, wie es noch vor zwei bis drei Jahren der Usus gewesen ist, "Ghettorap" in den Club zu bringen. Der eigene Standpunkt ist klar und an diesem wird nicht mehr herumgedoktort. Er wird zelebriert.


    "Nenn mich arrogant, guck, ich scheiß auf jeden, der rappt/
    Und es bleibt mir überlassen, welche Regeln ich brech/
    Geh zur Seite, Godsilla Massenhysterie/
    Du und ich: Das ist ein Klassenunterschied/

    (Godsilla in "Dein Leben")


    Es wirkt alles sehr routiniert. Wenn Akzente gesetzt wurden, dann kann man davon ausgehen, dass es willentlich geschehen ist. Ein Blick auf die Featureliste, die teils mit weniger Bekannten (Ozan, Beko, Reason), teils mit der Berliner HipHop-Prominenz (Sido, Orgi69, Bass Sultan Hengzt, She-Raw) ausgestattet ist, lässt zuerst vermuten, dass es sich hier um viele Lückenfüller handelt. Doch beim Anhören der Tracks merkt man, dass fast jedes Feature an der richtigen Stelle sitzt.
    Konsequenterweise sind auch die Beats, für die Djorkaeff verantwortlich ist, in "back to the roots"-Manier an die alten Tage angeknüpft. Streicher, böse Synthesizer, tiefer Bass, drückende Kick, krachende Snare. Es kann zwar keine Rede davon sein, dass die Hooks komplett weichen mussten, doch wurden sie größtenteils auf gängige Einzeiler reduziert. So brüllen Frank White und Godsilla zusammen mit Bass Sultan Hengzt auf dem gleichnamigen Track über vier Takte hinweg lediglich "(Südberlin) Maskulin". Anscheinend wollten die beiden, dass selbst Menschen mit dem IQ-Wert einer Glühbirne mitbekommen, dass die Protagonisten aus dem südlichen Teil Berlins stammen. Und über das Geschlecht soll nicht länger spekuliert werden: "Maskulin! Südberlin Maskulin!".


    Hand aufs Herz: Wenn man die Namen liest, dann erwartet man nicht unbedingt, dass es Wortspiele en masse regnen wird. Das ist auch nicht der Fall. Doch ab und an bringen die Berliner Rapgrößen Zeilen mit denen man (bzw. ich) nicht wirklich gerechnet hätte. Wie schon erwähnt: Es ist nicht die Zeit, um raptechnische Revolutionen vom Zaun zu brechen. Man setzt auf Altbekanntes, und indem man der ganzen Chose noch die eigene persönliche Note verleiht, versucht man, den Hörer auf die eigene Seite zu ziehen. Sofern man also grundsätzlich etwas mit Frank White und Godsilla anfangen kann, ist man gut beraten, sich dieses Album zu Gemüte zu führen.


    (Hakanonym)


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    [azlink]Frank+White+und+Godsilla+-+S%FCdberlin+Maskulin [/azlink]



    01 - Masterpiece
    02 - Stahl-Beton
    03 - Schutzengel
    04 - Schützengräben
    (feat. Brenna)
    05 - Single Nummer Eins
    06 - Mein Sohn
    (feat. Brenna)
    07 - Zeiten ändern Sich
    08 - Zukunft Vor Augen
    09 - Endzeitfarben
    (feat. Pure Doze)
    10 - Rebellen-Sound
    11 - Graff-Gesetze
    12 - Hölle Auf Erden
    (feat. Brenna)
    13 - Anderer Weg (feat. Desasta)
    14 - Live By The Cans (feat. Skor82)
    15 - Monster of ar t
    16 - M.O.A
    . (skit by DJ Coach)
    17 - Bomb The World (Topskor remix)
    18 - Return Of The Real Deal (Brenna remix)
    19 - The Real Deal (Dozent remix)


    "I'm a star, on the walls is my autograph" ("Ice-T" im Film "Colours")


    Atom One, Mann der ersten Stunde, Writer-Legende, Dortmunder Urgestein, Too Strong... und so weiter und so fort. Ein Mann, tausend Schlagwörter, ihn zu beschreiben. Sein Soloalbum "Masterpiece: Tales from Da Cans" steht also ganz im Zeichen dieser traditionsreichen Vergangenheit als ein Künstler, der den Spagat zwischen Rap und Writing unbedingt aufrecht erhalten will. Mal sehen, ob es klappt.


    Ein Zug fährt ein. Eine stinknormale Nacht im Yard. Mitten in dieser scheinbar tristen Szenerie ganz hinten im Eck bei den Büschen, zwei funkelnde Writeraugen und Dosen, die sonst immer gerne mal klappern, aber heute Nacht durch den Sprayer zur unbedingten Stille aufgefordert wurden. Bloß keine Aufmerksamkeit erregen. Schon die ersten Sekunden des Albums geben die Stoßrichtung vor: Es wird dreckig werden, tiefste Nacht und deren Wunderlichkeiten werden aus den Boxen tropfen und den Hörer in eine Welt einführen, die er bestenfalls aus Filmen kennt, es sei denn er ist selbst aktiv. Willkommen zum Soundtrack eines Writers. Für Writer.


    Auf fast jedem der 19 Tracks singt Atom One ein Loblied auf die hohe Kunst des Writing. Jede Geschichte des Langen lässt sich ohne Umwege und schnurstracks auf Graffiti zurückführen. Ausgenommen hiervon ist "Mein Sohn" und sein "Schutzengel", der ihm trotz aller Höhen und Tiefen immer wieder stärkend zur Seite stand. Unter Umständen gilt dies wohl auch für "Zukunft vor Augen", einem Track, den Atom One an die Mutter seines Kindes richtet, aber gerade dieser Track wird mit dem bedeutungsschwangerem Satz "Für alle Writer, die Opfer bringen" eingeleitet, was einen eher zu der Annahme verleitet, dass auch hier wieder einmal Graffiti als Hintergrundakteur zu verstehen ist.


    "Was kannst du erwarten von einem Mann, der sein Wort bricht
    hör bitte dieses Lied zu Ende und fühl, wie sein Herz spricht
    keine Lügen mehr und keine Intrigen
    das sind Worte auf Papier aus der Seele geschrieben"

    (in "Zukunft vor Augen")


    Atom One und sein Album wirken düster, aggressiv, rachsüchtig, in jedem Fall dreckig, 100% ehrgeizig und vor allem kompromisslos real. Genau das unterscheidet ihn vom großen einheitsbreiigen Rest der Szene. Hier werden Probleme, die einem jeden Menschen früher oder später über den Weg laufen werden (wie z.B. in "Hölle auf Erden"), aus der Sicht eines Writers und seiner unbändigen Liebe zu Graffiti in Szene gesetzt. Zum dreckig-düsteren Gesamtbild tragen die Beats ihr Übriges bei. Basslastig, böse Synthies, teilweise an den Flair der 90er Freestyle-Ära erinnernd, mal uptempo, mal ruhiger, aber immer ganz viel Nacht und Nebelaktionensound. Passend dazu bleiben die Features im engeren Kreis der Familie: "Pure Doze", "Brenna", "Desasta" und "Skore82".


    "Jetzt wird es anders sein, ich werde Panik bringen,
    das hier ist Todesmarsch, ich hör die Chöre singen,
    das ist Befriedigung, Ruhe, das sind Engelszungen,
    das ist der Zorn eines Jungen, der mal anders war,
    der an etwas glaubte, was einfach nur ne Lüge ist"


    Doch genau die Stärke des Albums kann auch als Schwäche ausgelegt werden. Er ist ein Meister seiner Fachs. Er hat viel zu sagen, kein Zweifel. Auch kein Zweifel, dass er vieles sagen kann, darf, sollte und auch muss, aber: Atom Ones Musik hat einen expliziten Hörerkreis. Es ist Musik für Writer. Der normale Raphörer, der Graffiti bestenfalls als Anhängsel seines heißgeliebten Sprechgesangs versteht, wird in der Regel keinen Zugang zu Graffiti-Subkultur haben, geschweige denn wissen was "Yards", "Panels" oder "Wholecars" sind. Zwangsläufig wird er an diesem Album scheitern. Zuviel Codes, zuviel Slang, schlicht und ergreifend zu viel Wissen wird vorausgesetzt, um zu verstehen, was diesen Mann ausmacht, was ihn umtreibt. Man muss wissen, wie viel Liebe, Leidenschaft, Ehrgeiz und Wagemut als Voraussetzung für Writing dienen, um Atom One in gebührendem Maße nachvollziehen zu können.


    Ohne dieses Wissen ist es bloß ein Rapalbum, dessen Künstler sich nicht durch durchdachte Reimvariationen oder experimentelle Flows auszeichnet, sondern, kurz gesagt, ein technisch anspruchsloses und eher unspektakuläres Rapalbum. Wie gesagt, wenn man keinen Zugang zu Atom One und Graffiti im Allgemeinen findet.


    (Hakanonym)


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    [azlink]Atom One - Masterpiece%3A Tales from da Cans [/azlink]



    01. Intro
    02. Wieder zurück
    03. Halt dein Maul
    04. Peilerman und Flow Teil 5
    05. Ich und meine Maske
    06. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich feat. Azad
    07. Peilerman und Flow Teil 6

    08. Augen auf
    09. Herz
    10. Peilerman und Flow Teil 7
    11. Strip für mich
    feat. Kitty Kat
    12. Carmen
    13. Peilerman und Flow Teil 8
    14. Scheiß drauf
    15. Unser Leben
    feat. Fler & Shizoe
    16. Nein! feat. Doreen
    17. Schule feat. Alpa Gun & Greckoe
    18. Jeder kriegt, was er verdient feat. Tony D
    19. Danke
    20. Aggrokalypse
    feat. B-Tight, Fler & Kitty Kat

    Bonus CD


    01. Mario Barth Intro
    02. Ich bin so gaga
    feat. Bass Sultan Hengzt
    03. Tage feat. Harris & Pillath
    04. Beweg deinen Arsch feat. Scooter, Kitty Kat & Tony D
    05. Wenn die Bosse reden feat. B-Tight
    06. Ich und meine Katze feat. Kitty Kat
    07. Deine Eltern
    08. Kanacks und Hools
    feat. Joe Rille
    09. Meine Gang feat. Die Sekte
    10. Halt dein Maul Remix feat. Kitty Kat, Willi Murda & Automatikk



    Mathe war schon immer mein größter Gegenspieler, aber in diesem Fall liegt die Lösung zu meiner Schande erst nach reiflicher Überlegung, auf der Hand: Erstes Album: Maske. Zweites Album: Ich. Daraus folgt: Ich und meine Maske. Sidos drittes Album liegt auf dem von Kaffeeflecken verzierten Tisch vor mir. Die Erwartungen sind hoch; Sido gilt als Entertainer, der es immer verstanden hat, Musik mit Biss zu machen.


    Eigentlich fängt es gut an. Wer sich von Joachim Kerzel (deutsche Synchronstimme von u.a. Jack Nicholson) ein Intro sprechen lässt, hat den Entertainment-Stier bei den Hörnern gepackt. So geht es dann auch los. Denn auch wenn das Instrumental von "Wieder zurück" stark an Seite 20 aus "Wie klaue ich einen Beat?" erinnert; Siggi ist in verbaler Höchstform und schießt munter gegen die Gesellschaft, Gesetze und "Herr Polizei". Garniert wird das ganze mit einer eingängigen Hook.


    "Ich scheiß auf deine Sitten, deine Ethik, deine Regeln/
    Ich kann das alleine regeln, ich kann was einfädeln/
    Gib das Gesetzbuch her, ich kacke drauf/
    Jede Woche macht Herr Staatsanwalt für mich ne neue Akte auf/
    "


    "Halt dein Maul" weist ebenfalls die genannten Stärken auf. Der Junge aus dem MV rappt Mittelfinger und wirkt dabei nicht künstlich aufgesetzt. Bei "Ich und meine Maske" habe ich mich ehrlich gefragt, ob vielleicht ein Nate Dogg-Ersatz die Hook singen wird und das ist durchaus nicht als Kompliment gemeint. Sido hingegen brilliert ein weiteres Mal. "Pack schlägt sich, Pack verträgt sich" lebt in erster Linie von seiner Symbolwirkung. Natürlich gibt das Hammer-Instrumental dem Track die perfekte soundtechnische Untermalung. Der erste Dämpfer kommt mit "Augen auf". Man kann es einem Medienmagneten, der automatisch eine Vorbildfunktion zugesprochen bekommt, zwar in keinster Weise übel nehmen, wenn er seinen Fans eine Botschaft mitgeben will. Dies gilt vor allem dann, wenn der Track an sich eigentlich gut verpackt ist und Geschichten erzählt werden, die das Leben schreibt. Aber die Fassade des unabhängigen Sido, der nur seiner eigenen Nase folgt, fängt an zu bröckeln. Mal ganz davon abgesehen, dass hier wohl ganz eindeutig Anleihen bei Nas "I Can" genommen wurden. In "Herz" versteht es Sido, Geschichten zu erzählen, ohne selbst klare Stellung zu beziehen; manche Fragen beantwortet man eben am besten mit "Jein".


    Eines meiner Album-Highlights ist eindeutig "Carmen", in der Sido sich von seiner besten Seite zeigt: der Unterhaltung. Einfach mal über einen Beat singen, der stark an "Freestyle", mit Künstlern wie Stevie B. Mitte der 90er auf jeder Breakdance-Party der Hitgarant, erinnert. Erste Sahne, viele kleine Lacher, schöne runde Sache. Ansonsten spielen die Labelkollegen des Sägeblatt-Labels gekonnt ihre Stärken aus, lediglich "Nein!" ist ein Track, der richtig unangenehm aus der Reihe tanzt. Solche unsagbar schlechten Hooks sollten exklusiv für Grinsebäckchen Dieter Bohlens Schergen vorbehalten bleiben. Für immer.


    Überraschend positiv ist die Bonus-CD. 10 Tracks, darunter mehrere Banger im Stile von "Ich bin so gaga". Zusammen mit Bass Sultan Hengzt wird hier ganz im Stile von "Endlich Wochenende" die eigene Person zelebriert. Und ganz ehrlich: Wenn es sich jemals gelohnt haben sollte, sich eine Bonus-CD zu kaufen, dann hier: Unglaublich, wie viel Hitpotential diese Tracks haben.


    Was bleibt zu sagen? Das Negative an der ganzen Chose ist, dass Sido mittlerweile erwachsen geworden ist. An sich ist diese Erkenntnis ja erst einmal nicht weiter negativ, doch wenn man von 16 Tracks, in der gefühlten Hälfte davon Direktansagen an die Eltern hört, vergeht einem nicht nur die Laune, man fragt sich zudem auch noch, ob Sido wirklich ein neues Album aufgenommen hat, oder ob die vorliegende Scheibe nicht eine gerappte Presseerklärung an die BPjM ist. Ja, Sido kann rappen. Nein, Sido war nie dafür berüchtigt, die ungeahntesten Flow- und Reimvariationen aneinanderzureiehn, aber JA, Sido kann entertainen. Dennoch nein, Sido gibt sich lieber damit zufrieden den Kindern ("Wach auf", "Schule", "Herz") bzw. den Erwachsenen (ebenfalls "Wach auf") eine Art Rap-Moralapostel zu mimen, um fragwürdige pädagogische Mitteilungen loszuwerden.


    "Ich und meine Maske" ist ein nicht wirklich geglückter Versuch, die Kluft zwischen der eigenen Dreistheit und der Medienpolizei (BPjM) zu überbrücken. Das Ergebnis dieses Versuchs ist ein Sido-Light. Immer dann, wenn die Aussagen kritisch werden könnten, schwimmt Sido zurück, um nicht noch einmal zu riskieren, dass seine Platte auf dem Index landet. Zu penetrant ist der moralische Beigeschmack, zu experimentierunfreudig die Musik. Sido-Light eben. Schade, da wäre durchaus noch viel Potential drin gewesen. So bleibt es "lediglich" ein gutes Rap-Album.


    (Hakanonym)


    [REDBEW]117 [/REDBEW]

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    [azlink]Sido - Ich und meine Maske [/azlink]