01. B.L.O.K.K.
02. Underdogs feat. MC Bogy
03. Deus Ex feat. 4.9.0 Friedhof Chiller
04. Fuck you
05. Staatsfeind 2 feat. Toni der Assi
06. Kalt in den Herzen feat. Tamas
07. Cuba Libre
08. Du willst Schläge?! feat. Eko Fresh
09. Was der Mensch nicht kennt feat. RAF Camora
10. Countdown
11. Block zu Block feat. Kool Savas
12. Meine Jungs
13. Gangster tanzen zu meinem Sound 2014
14. Blokk Raiders feat. SpaceghostPurrp & Yung Simmie
15. Bang! Bang!
16. Willkommen in Miami
17. Was soll'n wir machen? feat. Vero One
18. Real Talk feat. Greckoe
19. Blokkhaus Allstars
Die Idee, seinen eigenen Künstlernamen in einem Wortspiel als Albumtitel zu verwenden, erfreut sich großer Beliebtheit, Tendenz steigend. Die Beurteilung, ob die daraus resultierenden Ergebnisse, zum Beispiel "Rebellution" (KC Rebell), "Einer muss es ja tune" (4tune) oder "Das Leben ist Saadcore" (Saad), sonderlich einfallsreich sind, überlasse ich jedem selbst. In diesem Metier konnte Blokkmonsta ebenfalls schon Erfahrung sammeln, so setzte sich der Name seiner letzten Veröffentlichung aus dem Titel eines US-amerikanischen Science-Fiction-Films und einem Teil seines Namens zusammen. So wurde damals beispielsweise aus "RoboCop" "Roboblokk". Bei seinem neuesten Werk greift das Hirntot-Oberhaupt wiederholt ganz tief in die Trickkiste der Wortschöpfungen und überrascht mit der doppeldeutigen Titulierung "Blokkhaus". Für die Leute unter uns, die den Geniestreich nicht auf den ersten Blick erkennen, folgt nun eine kurze Erklärung: "Blokkhaus" kann zum einen mit der auf Steaks spezialisierten Restaurantkette "Block House" assoziiert werden, zum anderen kann es als Haus, in dem Blokk und seine Freunde abhängen, verstanden werden – sozusagen fungiert es dann als "Blokks Haus". Nun aber genug der verwirrenden und komplexen Wortspielereien, es soll schließlich um die Musik gehen.
Diese beginnt, wie ich es mir vorgestellt habe. Wenn ich an Blokkmonsta denke, habe ich das Bild eines Sturmmasken tragenden, höchst aggressiven und brüllenden Waffenliebhabers vor meinen Augen. Das Intro "B.L.O.K.K." bedient sich erwartungsgemäß genau dieser Darstellung und gleicht einem musikalischen Schlachtzug gegen all die "Hurensöhne" und deren "Bastard-Freunde".
"Ich fahr' volles Programm, halte nicht an/
Drive-by-Shoot bis zum letzten Mann/"
(Blokkmonsta auf "B.L.O.K.K.")
Wie sich jedoch relativ schnell herausstellt, ist dieser erste Eindruck nicht für das gesamte Album repräsentativ. Die Massaker und Blutbäder beschränken sich auf ein akzeptables Maß und lassen Platz für andere Thematiken. Infolgedessen überrascht "Blokkhaus" mit einem verhältnismäßig großen Spektrum an Inhalten, die sich oftmals im sozialkritischen Rahmen befinden und teilweise sogar mit einer Prise Selbstironie aufwarten. Bei all seinen Ausführungen bleibt Blokkmonsta allerdings seinem aggressiven Stil treu; Gesangseinlagen oder Gitarren-Lagerfeuer-Musik sind in seinem Haus nicht existent. Anstelle solch experimenteller Ausflüge lädt der Hirntot-Chef lieber eine Vielzahl an Rapkollegen ein, unter denen sich beispielsweise Größen wie Kool Savas oder Eko Fresh tummeln. Durch die große Menge an Featuregästen entsteht eine angenehme Mischung zwischen den überwiegend brachialen und weniger technikversierten Brüll-Parts von Blokk und Mainstream-freundlicheren Vortragsweisen. Ein sehr treffendes Beispiel für ein solch gelungenes Konglomerat stellt der Track "Kalt in den Herzen" dar. Auf besagtem Song treffen mit Blokkmonsta und Tamas zwei Künstler mit völlig verschiedenen Raptechniken, komplett unterschiedlichen Stimmfarben und einer differierenden Ausstrahlung aufeinander. Während der Gastgeber langsam wie ein alles überwalzender Panzer über den von hektischen Snares und Synthies bestimmten Beat von 7inch rollt, tobt sich sein Gast, vergleichbar mit einem Sportwagen, in Form von Doubletimeflows aus und interpretiert das Instrumental volkommen anders. Ergebnis der Zusammenarbeit sind zwei grundverschiedene Strophen und eine zusammen eingerappte Hook, die dem Kollektiv einen Rahmen gibt und dieses zusammenhält – aufgrund der tadellosen Vorträge und der speziellen Zusammensetzung für mich ein wirklich herausragender Track.
"Ich ficke die kommenden Neider mit noch mehr Alben und geb' keinen Fick/
Für was ihr davon haltet, bleibe echt und ihr bleibt unwichtig/
Rappe nur mit Brüdern, die mir mein Blut vor eurem Gift bewahren/
Decke ihren Rücken wie sie meinen – und das schon seit Jahren/"
(Blokkmonsta auf "Kalt in den Herzen")
Besonders auffällig und positiv zu bewerten ist die Gegebenheit, dass alle Anspielstationen nach Blokk klingen und nicht nach seinen Featurepartnern. Daraus resultieren Beiträge, die man vorher nicht so erwarten konnte, unter anderem einer der besten Kool Savas-Parts seit geraumer Zeit, der neben technischer Finesse mit tiefgründigen Zeilen überzeugen kann. Der Kollabo-Song "Block zu Block" behandelt Problematiken der deutschen Unterschicht. Zugegeben, der Sachverhalt ist kein Novum und die Protagonisten liefern sicherlich keine wissenschaftliche Analyse ab, dennoch verfehlen die Ausführungen keineswegs ihre Wirkung. Der von OneMillion Berlin produzierte, sehr ruhige und melancholisch angehauchte Beat in Kombination mit den deepen Lyrics zeichnet realitätsnahe und triste Szenen, die bildhaft vor den Augen der Hörer ablaufen und zum Nachdenken anregen.
"Sie muss sich zwingen zu lächeln, obwohl sie nichts mehr fühlt/
Sitzt betäubt vor der scheiß Glotze, das Licht ist kühl/
Sieht den Geissens zu, wie sie Geld verbrennen/
Doch das Leben, was sie führt, ist leider aus 'ner anderen Sendung auf RTL/"
(Kool Savas auf "Block zu Block")
Die Instrumentale, für die viele unterschiedliche Produzenten verantwortlich zeichnen, sind überwiegend von sehr dunkler und eingängiger Art. Sie ziehen sich wie ein roter Faden durch das Album und bilden einen einheitlichen Soundteppich. Vor allem die melancholische und sozialkritische Schiene, die in einigen Liedern zum Vorschein kommt, stellt ein wirksames Pendant zu den blutüberströmten und Menschen tötenden Tracks wie "Countdown" oder "Bang! Bang!" dar. In meinen Augen zeigt Blokkmonsta anhand von "Blokkhaus" eindrucksvoll, wie man trotz leichter Neuorientierung seine alten Fans bindet – und neue dazugewinnt. Ihm gelingt der Spagat zwischen Altbewährtem und neuen Einflüssen, die nie im Widerspruch zu seiner bekannten Attitüde stehen – alles in allem bleibt er seinem Stil treu.
Bei all den positiven Aspekten muss einem allerdings bewusst sein, dass Blokk sicherlich nicht zu den begnadetsten Rappern des Landes zählt. Hochkomplexe Reimschemata, gewiefte Wortspiele oder spektakuläre Flowvariationen sind definitiv nicht zu erwarten. Er bedient sich an überwiegend einfach gestrickten Reimen und einer sehr plakativen Wortwahl. Es ist die Atmosphäre, durch die sich das Werk auszeichnen kann.
Fazit:
Abwechslungsreich, atmosphärisch und unterhaltsam – dass mir diese drei Adjektive zuerst in den Kopf schießen, wenn ich meine Erlebnisse im "Blokkhaus" Revue passieren lasse, hätte ich mir vorher niemals träumen lassen. Blokkmonsta schafft es, von der ersten bis zur letzten Sekunde ein Ambiente zu kreieren, welches den Hörer durch bildhafte Darstellungen in seine düstere Welt eintauchen lässt. Nicht zuletzt aufgrund der sich stets makellos einfügenden Gäste handelt es sich beim neuesten Werk des Hirntot-Rappers um ein rundum gelungenes Album, das kaum eklatante Schwächen aufzuweisen hat. Mein abschließender Appell: Vorurteile beiseite wischen, sich dem zunächst ungewöhnlich wirkenden Rapstil öffnen und positiv überraschen lassen.
Maximilian Lipp (Maxkulin)
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