Regierung beschließt Gesetzentwurf
Härtere Strafen bei Widerstand gegen Polizisten
Das Bundeskabinett in Berlin hat beschlossen, dass Widerstand gegen Polizisten künftig härter bestraft werden kann. Einem Gesetzentwurf des Innenministeriums zufolge drohen bei einfachem Widerstand gegen Beamte nun bis zu drei Jahre Haft - statt bislang zwei. Widerstand gegen einen Polizisten liegt beispielsweise dann vor, wenn ein Demonstrant sich bei einer Festnahme aus dem Griff des Polizisten losreißt, ohne diesen zu verletzen.
Aus der Union hatte es Forderungen gegeben, das Strafmaß sogar auf bis zu fünf Jahre heraufzusetzen. Dies lehnte die FDP ab: Sie verwies unter anderem auf bereits bestehende Paragrafen, die bis zu zehn Jahre Haft vorsehen.
Festnahme eines Fußballfans in Stuttgart (Archivbild)
Bei schwerem Widerstand soll sich zudem nicht nur das Mitführen einer Waffe sondern auch von gefährlichen Gegenständen strafverschärfend auswirken. Darunter könnten beispielsweise auch Eisenstangen oder Pflastersteine fallen. Der Paragraf sieht hier eine Strafe von bis zu fünf Jahren Haft vor.
GdP hofft auf Abschreckung
Die Gewerkschaft der Polizei begrüßte die Entscheidung als "notwendiges gesellschaftliches Signal". Der Vorsitzende Konrad Freiberg forderte, potenzielle Täter müssten wirksam abgeschreckt werden. Seine Organisation habe seit Jahren auf die "steigende und brutaler werdende Gewalt" gegen Polizeibeamte hingewiesen, sagte Freiberg.
"Schaumschlägerei"
Dagegen hält die Linksfraktion im Bundestag die Verschärfung für reine Symbolpolitik. Die innenpolitische Sprecherin Ulla Jelpke kritisierte, die Regierung erwecke zu Unrecht den Eindruck, jede Widerstandshandlung sei bereits eine Gewalttat. Dabei könne schon passiver Widerstand etwa gegen Festnahmen verfolgt werden, beispielsweise Sitzblockaden gegen Nazi-Aufmärsche oder Castor-Transporte. "Hier von Gewalt zu sprechen, ist absoluter Unsinn", meinte Jelpke.
Auch die Grünen kritisierten die Entscheidung. Der rechtspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Jerzy Montag, nannte den Gesetzentwurf "Schaumschlägerei" und meinte: "Das ist reine Symbolpolitik, nur um sagen zu können, wir haben etwas getan." Das Problem der zunehmenden Gewalt gegen Polizisten werde damit nicht gelöst. "Viel wichtiger ist es beispielsweise, die Polizei besser auszurüsten oder die Technik zu erweitern", sagte Montag.