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Original von Leninade
Arbeitskraft ist hier mit oder ohne Mindestlohn halt einfach teuer, als ob wir nur durch einen Mindestlohn aufeinmal teurer wären als Billiglohnländer. Zum einen nimmt durch einen Mindestlohn auch nicht die Nachfrage ab und die Produktivität müsste gesenkt werden, also tatsächlich Arbeitsplätze gestrichen werden, es steigt ja die Binnennachfrage und die Produktivität muss erhalten bzw.gesteigert werden.
Das ist ein bisschen richtig, aber auch ein bisschen falsch. Das Hauptargument gegen Mindestlöhne war nie, dass dann Produkte teurer werden, sondern dass Arbeit gar nicht erst angeboten wird, weil es sich für das Unternehmen nicht lohnt. Du bist anscheinend ja politisch ziemlich versiert, deshalb muss ich dir das ökonomische Grundwissen dahinter wohl kaum erklären. Deutschland verkauft seine Produkte ja auf dem Weltmarkt auch nicht mit dem Fokus auf Preis sondern auf Qualität.
Kleines Beispiel: Nach dem Abitur hab ich etwas Zeitarbeit gemacht, für 8,60%u20AC oder so ähnlich die Stunde, also noch relativ gut eigentlich. Es ging darum, Kommissionierregale ab- und woanders wieder aufzubauen. Der Chef hat mir damals gesagt, dass er durchgerechnet hat, was das Unternehmen billiger kommt - die Alternative wäre gewesen, einfach neue Regale zu kaufen. Bei einem Lohn von 10%u20AC die Stunde (plus natürlich die Versicherungskosten, etc.), wie es z. B. Die Linke fordert, hätte sich das zweiwöchige Beschäftigen von 4 Arbeitern wahrscheinlich nicht gerechnet und das Unternehmen hätte einfach neue Regale gekauft.
Union und FDP vertrauen ja vor allem darauf, dass Gewerkschaften und Unternehmen ihre "Mindestlöhne" selbst aushandeln und betonen die Gewerkschafts-Tradition in Deutschland. Nicht zu berücksichtigen, dass in der Realität keineswegs Parität bezgl. Verhandlunsstärke bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und den Gewerkschaften herrscht, halte ich allerdings für ziemlich blauäugig. Es kommt beim Mindestlohn also vor allem mal auf die Höhe an.
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Original von Leninade
Welcher FDP - Politiker trichtert euch denn so einen Mist ein, tobt euch lieber woanders aus. Als ob ein hoher Steuersatz aufeinmal Spitzenverdiener, die bei standortgebundenen Unternehmen arbeiten aus dem Land treibt und diese Familie, Kind und Job direkt nach der Wahl zurücklassen. Niggi, Unternehmen brauchen nämlich auch Infrastruktur.
Das stimmt wieder ein bisschen, ein bisschen aber auch nicht. Menschen sind standortgebunden, ihr Geld nicht (mehr). Es gibt auch Steuerschlupflöcher die auch auf legalem Wege zugänglich sind. Gibt genug Deutsche die in der Schweiz ihre Steuern zahlen (oder auch nicht ).
Außerdem sind nicht alle reichen Leute Unternehmerinnen oder Unternehmer. Als Beispiel fällt mir z. B. Gérard Depardieu ein. Den hat es unter Hollande ganz zufällig nach Russland gezogen hat, na sowas aber auch...
(edit: gerade gesehen, der ist wohl doch auch sowas wie ein Unternehmer, naja...)
Bei diesen ganzen Überlegungen sollte man immer berücksichtige, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Gerechtigkeitsvorstellungen haben. Ich hätte kein Problem einen Großteil meines Reichtums an den Staat abzugeben (wenn ich reich wäre), zumindest, wenn ich wüsste, dass damit möglichst sorgfältig umgegangen wird. Aber das ist ein anderes Problem.
Ich kenne aber auch Liberale, die nicht mal einen progressiven Steuersatz als gerecht empfinden.
tl;dr:
ich hab hunger