unabhängig davon, wie groß der Einfluss von Kultur und gesellschaftlichem Konsens sind, besteht gesetzliche Chancengleichheit. Es gibt keine legislativen Barrieren, an denen Männer durchgewunken und Frauen aufgehalten werden.
Korrekt, diese besteht und das zweifle ich nicht an. Die gesetzliche Chancengleichheit bietet uns auch ein Fundament, nicht jedoch das ganze Haus. Da fehlen noch einige Schritte bis hin zur tatsächlichen Gleichheit, das ist dir denke ich auch bewusst.
Skandinavische Länder sind ein sehr gutes Beispiel, sie sind weltweit Vorreiter was Egalität angeht. Die Frauenquoten in Top-Level Jobs sind dort rückläufig, verhalten sich also quasi reziprok zur Freiheit, die Frauen dort genießen.
Yes, wieder, ich kenne deren aktuelle Aktivitäten leider weniger als soziologische/mediale Projekte der Vergangenheit. Man müsste schauen woran das liegt. Doch in jedem Fall wird sich das ganze wenn eine gewisse kulturelle und mediale Konstanz herrscht auch einpendeln und ich bin mir sicher, dass die Quote trotz allem schlussendlich höher sein wird als in einem Japan.
Das ist mir zu undifferenziert und ich wage zu bezweifeln, dass dieser mediale Einfluss in akademischen Bereichen ähnlich groß ist. Je einfacher der Mensch, desto beeinflussbarer. Naturgemäß kann nicht jede die nächste Madam Curie sein, um es mal überspitzt zu formulieren.
Der mediale Einfluss ist auch in akademischen Bereichen gegeben und maßgebend für die Karriereentscheidung. Aber du hast Recht, je einfacher der Mensch, desto beeinflussbarer. Der Mensch entsteht jedoch relativ einfach, er wird ja nicht mit 40 geboren. Und der mediale Einfluss ist seit Geburt da. Da kann man ansetzen und wird mit jeder Ausstrahlung unzählige junge Menschen beeinflussen, welche dann eben komplexer werden - jedoch in Richtung des Einflusses. Quasi wenn eine Dame seit Geburt an gesagt bekommt, dass Karriere X nichts für Frauen ist, sie es sowieso nicht schafft, sie die ganze Zeit nur Männer in dem Feld sieht, wirkt das bewusst oder unterbewusst demotivierend eine solche Karriere anzustreben oder den Kindeswunsch zu haben irgendwann Karriere X zu starten. Und das gilt sowohl für Umfeld als auch für Medien. Sich da durchzusetzen ist natürlich nachwievor möglich (Chancengleichheit etc.), aber diese Entscheidung zu fällen wird durch entsprechende Einflüsse wesentlich schwieriger. Es kann nicht jede eine Madam Curie sein, aber wir können dafür sorgen, dass es wesentlich mehr versuchen, das ist der Punkt.
Wer sagt denn, dass der kulturelle Faktor nicht überhaupt erst durch den genetischen Faktor entsteht? Abgesehen davon, sind wir wieder am Anfang: Diese Prägung mag unsere Entscheidungen prädeterminieren, die Gesetzeslage tut dies aber nicht.
Dass Kultur in unserer Zeit erst durch Genetik entsteht ist völliger Bullshit, sorry. Dir wird nicht eine Autorität im soziologischen Feld bei dieser Aussage zustimmen. Es gibt sogar Ansätze, die das Gegenteil behaupten, und zwar, dass Kultur unser Genom langfristig beeinflusst. Und immer noch: Die Gesetzeslage ist nur ein Fundament, unsere Entscheidungen werden jedoch sehr gravierend von unserem Umfeld beeinflusst. Die Kultur ist auch etwas worauf wir aktiv Einfluss nehmen können - und sollten.
Ich habe längst für mich entschieden, dass ich es am besten finde, wenn Positionen durch die dafür qualifizierteste Person ausgefüllt werden, deren Identität könnte mir dabei nicht egaler sein. Ich denke, der größte Fortschritt kommt durch Ideenvielfalt, die völlig losgelöst von Identitätspolitik erreicht wird.
Ideenvielfalt ist aber nicht losgelöst von Identität. Ideenvielfalt wird durch vielfältig gestreute, qualifizierte Individuen erreicht. Folglich sollten wir dafür sorgen, dass mehr unterschiedliche Individuen qualifiziert sind, denn unterschiedliche Individuen sehen/haben unterschiedliche Probleme (die alle mit ihrer Identität zusammenhängen) und mit entsprechender Qualifikation werden diese Probleme gelöst. Und es gibt sehr viele sehr spezifische Probleme, welche bezüglich Gewichtung und Lösungsansatz sehr unterschiedlich angegangen werden (je nach Individuum). Ein hochqualifizierter white Dude aus einer Mittelklassefamilie wird ein viel unpräziseres Bild von den Problemen der afroamerikanischen Bevölkerung haben als ein hochqualifizierter schwarzer Dude, der mit ihnen tagtäglich konfrontiert wurde. Also ist es doch sinnvoller schwarze Dudes zu motivieren eine entsprechende Qualifikation zu erreichen, dieser wird einen völlig anderen Blickwinkel darauf haben. Selbiges gilt natürlich für alle Menschengruppen ever.