01. Kennst des
02. Der Governor
03. Von Block zu Block feat. Ramiz
04. K bleibt K
05. Heavyweight Champs feat. Johnny Suicide & Flowzilla
06. Sexy
07. Früher
08. 1000 Meilen
09. Lange nicht gesehen feat. Selam Araya
10. Kinder dieser Welt feat. MC O
11. Ich hol uns hier raus
12. Anti-Rassismus feat. Enz MC & G-Fatal
13. Dreh den Beat auf feat. Weeh78
14. Wenn ihr uns auf Tour besucht feat. Ali A$ & Pretty Mo
15. Das ist NPL feat. Beekay, Kay Gee & Shorty
16. Alte Schule feat. PMD
17. Memento
18. Früher (RMX) feat. Peter Black
München hat als Touristenhochburg eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten zu bieten, die vom Hofbräuhaus über den Marienplatz bis hin zum Englischen Garten reichen um nur ein paar zu nennen. Wer aber weniger an einer Sightseeingtour, sondern viel mehr an Rap aus der bayerischen Landeshauptstadt interessiert ist, muss sich teilweise abseits der großen Hochglanz-Aushängeschilder bewegen und sich zum Beispiel nach Neuperlach begeben. Neben großen Wohnblöcken gibt es hier auch Großes K zu sehen und im Falle des Letzteren vor allem auch zu hören. Der Rapper und Mitbegründer des Labels NPL 83 Recordz erzählt auf seinem neuen, größtenteils von SazzOne gemasterten Album diverse Geschichten von Herzschmerz, Rassismus und dem Erwachsenwerden, um seine Hörer dann zu fragen: "Kennst des?"
"Kennst des, wenn du wieder mal blank bist/
Wenn du fällst und dir niemand die Hand gibt/
Kennst des? Tequila am Stammtisch/
Die ganze Gegend hat 'nen lieblosen Anstrich/"
(Großes K auf "Kennst des")
Der Titeltrack, der zugleich auch die Einleitung ins Album bildet, zählt solche Situationen im Allgemeinen auf. Großes K rappt mit seiner prägnant tiefen Stimme von Existenzängsten, Beziehungsproblemen und dem Gefühl der Machtlosigkeit gegenüber den Dingen, welche einem über den Kopf wachsen. Vielleicht ist es diesem Aufzählmuster zu verdanken, dass er hierbei ein meist doch recht simples Reimschema und einen einfachen Flow nutzt, doch es wird schnell deutlich, dass der Neuperlacher das Rappen zwar durchaus beherrscht, dennoch aber kein großer Techniker ist. Während sich hier fast schon Oldschool-ähnliche Züge im Klangbild finden lassen, wenn der Boombap-Beat von Midiflash von DJ G-Spot mit Scratches und Cuts versehen wird, zeigt sich der zweite Titel in einem ganz anderen Gewand. Hier herrscht harter Straßensound vor, den "der Governor" mit großmäuligem Representertext kombiniert. Mag man allgemein vielleicht nicht unbedingt davon ausgehen, dass Straßenrap aus dem Münchner Raum die nötige Kredibilität aufweisen kann, so ist hier fast schon die tiefe, kräftige Stimme allein Legitimierung genug. Auch im weiteren Verlauf macht der Rapper deutlich, dass er seine Stimme durchaus zu nutzen weiß und so klingt selbst der Singsang-artige Anfang von "K bleibt K" ebenso wie die selbst eingesungenen Hooks, von denen es auf dem Album viele zu hören gibt, passend und gut. Auf dem fast etwas sehr mit Synthiesound vollgestopften Beat zu "Sexy" drängt sich Ks dunkler Klang in den Vordergrund, wenn er detailgenau den Sexappeal einer Frau beschreibt und sich sogar etwas selbstironisch zeigt, erhält er im letzten Part doch einen Korb vom Objekt seiner Begierde. Der selbsternannte "Neuperlacher Bürgermeister" muss sich also nach einer anderen Frau umsehen und macht sich daher "1000 Meilen" gen der Richtigen auf. Begleitet von sanften Gitarrenklängen schlägt er hier nachdenkliche Töne an, mit denen er die end- und rastlose Suche beschreibt, die vor ihm liegt und besingt und berappt die Frau fürs Leben. Dass sein Glück eventuell bereits hinter ihm liegt, wird dem Rapper auf "Lange nicht gesehen" bewusst, einem Track, der davon handelt, nach langer Zeit den Versuch zu starten, eine bereits zerbrochene Beziehung wieder in den Griff zu kriegen. Auch hier wirkt die Mischung aus Synthie und Boombap fast etwas überladen, sodass zumindest die Gesangshook vom ebenfalls aus Neuperlach stammenden Selam Arayam beinahe darin untergeht.
"Man bewertet fremde Menschen nach Erfahrungswerten/
Geht es um Zivilcourage, sind wir unter Gartenzwergen/
Rassismus ist der Spiegel seiner eigenen Angst/
Und deswegen fühlen wir uns fremd im eigenen Land/"
(Großes K auf "Anti-Rassismus")
Ein weiterer Aspekt, den Großes K auf diversen Tracks thematisiert, ist Gesellschaftskritik, insbesondere im Hinblick auf die Jugend und was aus ihr (gemacht) wird. So beschreibt er gemeinsam mit MC O, wie sie in ihrer Kindheit auch ohne Internet und Playstation zufrieden sein konnten, trotz des ein oder anderen Streits respektvoll und tolerant miteinander umgingen und dass es Aufgabe älterer Generationen sei, diese Werte an die jüngeren "Kinder dieser Welt" weiterzuvermitteln. Ruhige Pianoklänge von Zinobeatz bilden hierbei ein angenehmes Fundament für Ks langsamen Rappart, welcher besonders in Kombination mit der hellen Kinderstimme in der Hook kräftig und voll klingt. Auf seine Worte lässt er dann auch gleich Taten folgen und bietet einigen jungen Newcomern aus Neuperlach die Möglichkeit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Shorty, BeeAy und Kay Gee schlagen zwischen "Klick-Klick" und "Boom" ebenso harte wie fragwürdige Töne an, ganz so, wie Großes K es ihnen auf "Das ist NPL" vormacht. Dabei schrecken sie weder vor den "Messern" anderer Rapper noch vor der Selbstbetitelung als "Gee" zurück. Neben solchen Neulingen sind auch alte Hasen und jahrelange Wegbegleiter des Großen Ks auf "Kennst des" vertreten, und so wird dieser bei seinem Kampf für den "Anti-Rassismus" von Enz MC und G-Fatal unterstützt, wobei besonders Letzterer einen sehr eigensinnigen, gewöhnungsbedürftigen Flow zum Besten gibt. Das deutlich am Positivsten auffallende Feature kommt von Ks "Der Neue Süden"-Kollegen Ali A$ und Pretty Mo. Man rappt mit ordentlich Humor und Wortwitz von den Erlebnissen vor und nach der Show sowie dem Verpassen der Aftershow-Party und packt das Ganze in einen Track, der zumindest deutliche Ansätze eines Partylieds aufweist. So könnte man allgemein sagen, dass alle Titel auf "Kennst des" gute bis solide Ansätze besitzen, sie hätten teilweise jedoch noch ausgefeilter klingen können.
Fazit:
"Kennst des" ist sicherlich kein Grund dafür, München jetzt an die Spitze der Deutschrap-Städte zu katapultieren, aber auch genauso wenig dafür, es am Ende dieser Liste versinken zu lassen. Großes K liefert guten, doch einfachen Rap auf meist stimmigen, manchmal aber etwas überladenen Beats, sowie eine Featureliste, auf der kein absoluter Totalausfall, aber auch nur selten ein Highlight zu finden ist. Gefeatured wird hauptsächlich aus Ks lokalem sowie musikalischem Umfeld, PMD von der New Yorker Crew EPMD bildet da die einzige Ausnahme. Gerade mit einem solchen Gast aber hätte die Oldschool-Thematik des Tracks deutlich besser ausgearbeitet werden können, weswegen auch dieser Titel nicht wirklich heraussticht. Insgesamt hat der Neuperlacher ein Album veröffentlicht, dass in Sachen Rap aus München kein absolutes Muss wäre, bei dem es aber auch keineswegs schadet, wenn man "des kennt".
Wobo Solagl (Daniel Fersch)
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