Beiträge von WoboSolagl

    Während das reguläre VBT vorerst pausiert, geht die VBT Splash!-Edition in eine neue Runde. Wie schon in den Jahren zuvor, winkt dem Sieger ein Auftritt auf dem szenebekannten Splash!-Festival, welches im Juli auf Ferropolis stattfindet. Das Besondere in diesem Jahr: Die einzelnen Battles werden nicht zwischen Solokünstlern ausgetragen, sondern durch das Aufeinandertreffen von jeweils zwei Crews entschieden. So besteht nicht nur das Teilnehmerfeld im Jahr 2014 aus einer bunten Mischung von VBT-Veteranen und talentierten Newcomern, auch das Turnier an sich bietet Rappern sowie Zuschauern altbekannte, aber auch ganz neue Aspekte. Um einen kleinen Einblick dahingehend zu erhalten, wie die Künstler sich mit besagter Situation arrangieren und auch, um die Crews etwas näher kennenzulernen, standen sie uns in Form eines Steckbriefs Rede und Antwort.


    Bizzy Beats





    Rote Bande



    Um Euch auch über alle anderen Crews, die an der VBT Splash!-Edition 2014 teilnehmen, zu informieren, folgen in Kürze weitere Steckbriefe dieser Art.



    Wobo Solagl (Daniel Fersch)

    Während das reguläre VBT vorerst pausiert, geht die VBT Splash!-Edition in eine neue Runde. Wie schon in den Jahren zuvor, winkt dem Sieger ein Auftritt auf dem szenebekannten Splash!-Festival, welches im Juli auf Ferropolis stattfindet. Das Besondere in diesem Jahr: Die einzelnen Battles werden nicht zwischen Solokünstlern ausgetragen, sondern durch das Aufeinandertreffen von jeweils zwei Crews entschieden. So besteht nicht nur das Teilnehmerfeld im Jahr 2014 aus einer bunten Mischung von VBT-Veteranen und talentierten Newcomern, auch das Turnier an sich bietet Rappern sowie Zuschauern altbekannte, aber auch ganz neue Aspekte. Um einen kleinen Einblick dahingehend zu erhalten, wie die Künstler sich mit besagter Situation arrangieren und auch, um die Crews etwas näher kennenzulernen, standen sie uns in Form eines Steckbriefs Rede und Antwort.


    Musterschüler & Luie-Die-Nadel





    Cold Turkey



    Um Euch auch über alle anderen Crews, die an der VBT Splash!-Edition 2014 teilnehmen, zu informieren, folgen in Kürze weitere Steckbriefe dieser Art.



    WoboSolagl (Daniel Fersch)

    Während das reguläre VBT vorerst pausiert, geht die VBT Splash!-Edition in eine neue Runde. Wie schon in den Jahren zuvor, winkt dem Sieger ein Auftritt auf dem szenebekannten Splash!-Festival, welches im Juli auf Ferropolis stattfindet. Das Besondere in diesem Jahr: Die einzelnen Battles werden nicht zwischen Solokünstlern ausgetragen, sondern durch das Aufeinandertreffen von jeweils zwei Crews entschieden. So besteht nicht nur das Teilnehmerfeld im Jahr 2014 aus einer bunten Mischung von VBT-Veteranen und talentierten Newcomern, auch das Turnier an sich bietet Rappern sowie Zuschauern altbekannte, aber auch ganz neue Aspekte. Um einen kleinen Einblick dahingehend zu erhalten, wie die Künstler sich mit besagter Situation arrangieren und auch, um die Crews etwas näher kennenzulernen, standen sie uns in Form eines Steckbriefs Rede und Antwort.


    Primatune





    Stiefbrüder



    Um Euch auch über alle anderen Crews, die an der VBT Splash!-Edition 2014 teilnehmen, zu informieren, folgen in Kürze weitere Steckbriefe dieser Art.



    Wobo Solagl (Daniel Fersch)

    Im Jahr 2014 sieht man sich als eigenständiges Deutschrap-Magazin in einer wahren Dilemmasituation gefangen: Der Markt ist längst übersättigt. Tagtäglich wächst die Szene exponentiell, ein Ende ist nicht in Sicht – Rapper kommen, aber so wirklich gehen wollen sie nicht, selbst wenn sie's sagen. Comebacks an jeder Ecke. Und nachdem vor einigen Jahren noch sämtliche Plattenfirmen dicht machten, schießen neue Labels langsam wieder aus allen Böden. Vorbei die Zeiten von Aggro Berlin, BOZZ Music und Optik Records – die Ära der Freunde von Niemand, der Azzlackz, der Halunkenbanden und der Banger-Musiker hat unlängst begonnen. Bei einer solchen Vielfalt an neuen Künstlern ist es natürlich nicht ganz so einfach den Überblick zu behalten – was ist wichtig, was könnte noch wichtig werden und was kann man getrost unter den Tisch fallen lassen? In internen Gesprächen kommen sie immer wieder auf – die Fragen, wer sich nun seine Review verdient hat, wer seinen Platz in den "Unknown Kings" kriegen sollte und wer zwar ein guter Künstler ist, aufgrund von Kapazitätenauslastung aber leider keine Plattform von uns geboten bekommt. Und das sind teilweise leider so einige ... Was uns zur Dilemmasituation zurückführt: Allen kann man's in der heutigen Zeit unmöglich Recht machen. Es ist ein wenig wie in "300": eine Hand voll Redakteure sieht sich einer Übermacht an Rappern gegenübergestellt. Deshalb wollen wir mit diesem Special mal einen kleinen Exkurs wagen – abseits der unbekannten Könige und der sowieso schon bekannten Acts ist nämlich nach wie vor ein Haufen aufstrebender Künstler in der Szene unterwegs, die wir euch im Rahmen einiger Kurz-Reviews vorstellen möchten ...





    JAM – Unten


    Das Ziel, sich von ganz unten nach ganz oben kämpfen zu wollen, als roter Faden des Werks. Hauptsächlich harte Beats, auf denen ebenso harte Straßen- und Representerstrophen zum Besten gegeben werden. Gefühltes 50-maliges Wiederholen des Labelnamens und des Titels des kommenden Albums. Selbsternennung zur Stimme der Unterschicht. Grob zusammengefasst wirkt die "Unten"-EP des Offenbachers JAM erstmal wie irgendein weiteres Release irgendeines weiteren Straßenrappers. Sich dieser Tatsache wohl durchaus bewusst, widerspricht der Künstler dem Vorwurf der Austauschbarkeit allerdings schon im ersten Track "Das Regime": "Au Shit, nicht schon wieder ein Nachmacher/ nee, nee, Unikat, Alter, Tatsache/". Und tatsächlich stellt sich JAM als gar nicht so durchschnittlich heraus, wie man zuerst vermutet. Der vom Frankfurter Produzenten Brian Uzna, welcher unter anderem schon mit Celo und Abdi arbeitete, geschaffene Beat surrt scharf vor sich hin, während die Drums, mit denen der Flow des Rappers bestens einhergeht, direkt zum Mitnicken einladen. Seine kräftige, variationsreiche Stimme erlaubt es ihm, sowohl derartige Representingthematiken als auch ruhigere, entspannte Nummern, wie beispielsweise den pianobasierten Titeltrack "Unten", überzeugend zu vermitteln. Dabei kommt JAM größtenteils ohne überspitzte Darstellung des harten Straßenlebens aus und konzentriert sich stattdessen auf die nüchterne Beschreibung eines Lebens, in dem es des Öfteren an Geld und Perspektiven mangelt. Ein überzogenes Gangsterimage sucht man hier also vergebens. Stattdessen gilt es dann eher, über den etwas fragwürdigen Humor von "Lovesong" hinwegzusehen, der sich, wenn auch nicht ganz ernstzunehmend, mit der Gewalt an der (Ex-)Freundin befasst. Inhaltlich etwas schwer verdaulich, bietet der schrecklich schöne, vom Südtiroler Fid Mella produzierte Beat samt Gitarrenzupfen und Plattenknistern zumindest klanglichen Hochgenuss. Zum Abschluss liefert JAM dann mit "Gucken wo ich bleib" noch einen richtigen Ohrwurmtitel, bei dem die Hook schon nach dem ersten Hören mitgerappt werden kann. Abgerundet wird das Ganze sogar noch mit einem eingeschobenen Skit, der herrlich selbstironisch und unterhaltend darstellt, wie der Rapper sich durch seine halbe Kontaktliste telefoniert, um sich irgendwo Geld leihen zu können. Als kostenloser Vorgeschmack auf das kommende Album ist "Unten" das Reinhören definitiv wert und für JAM wohl der erste Schritt auf dem Weg nach oben.





    Neunfünf – Mondän


    In der Vergangenheit ließ Neunfünf in Form der "Vorstadt Blues"-EP von sich hören, aktuell misst er sich gemeinsam mit BlaDesa und Kayeah als "Brave New World" im Zuge der VBT Splash!-Edition mit anderen Crews. Vor Kurzem veröffentlichte der Stuttgarter eine Sammlung von teilweise bereits erschienenen Tracks, welche den schlichten, aber eleganten Titel "Mondän" trägt. Das herausstechendste Merkmal des Künstlers ist zugleich die größte Hürde, welche der Hörer bei Neunfünf zu überwinden hat: Seine krächzende, kratzige Stimme ist zunächst recht gewöhnungsbedürftig und lässt die einzelnen Lieder so wirken, als müsse der Rapper sich geradezu durch die Beats quälen. Diese sind aber wahnsinnig eingängig und äußerst gekonnt komponiert. "Du und ich" vereint Klaviertöne mit sanften Drums zu einem wabernden Klangvorhang, während Gitarrenriffs und dumpfer Bass dem Lied "Einfach keinen Fick geben" einen tiefenentspannten Grundton verleihen. So fällt es nicht allzu lange schwer, sich Neunfünfs stimmliche Beiträge anzuhören und bereits nach kurzer Eingewöhnungsphase ergibt das Ganze ein widersprüchliches, aber doch irgendwie harmonisches Gesamtbild. Thematisch handelt "Mondän" oft von Freundschaft, Liebe und komplexen Gefühlszuständen, aber auch von Versagensängsten und der Frage, ob Erfolg und Ruhm wirklich erstrebenswert sind. Dabei formuliert der Rapper seine Texte simpel, aber poetisch, wirkt im Gesamteindruck wesentlich stärker als auf einzelne Strophen reduziert und weiß die jeweilige Stimmung hervorragend zu vermitteln. Neben dem Bonus "La La La La" als Einführung in das "Growing Apple Trees"-Projekt, welches Neunfünf gemeinsam mit Nachwuchsmusiker Ethan Taylor geschaffen hat, sind besonders die instrumentalen Einschübe eine angenehme Abwechslung. Egal, ob der experimentelle Remix von Tom Odells Stimme auf "Another Love Interlude" oder "Whiskey on Ice": Das wirkt, als hätte der Künstler die Impressionen einer schummrigen Cocktailbar in musikalischer Form eingefangen – der Stuttgarter weiß auch ohne Einsatz seiner Stimme zu überzeugen. Wer "Mondän" gehört hat, weiß, dass Neunfünf auch unabhängig von der VBT Splash!-Edition 2014 noch eine Zukunft haben wird.





    V.A. – T.I.G.E.R. Vol. 1


    Das Unternehmen MEM Pictures, welches nach eigenen Angaben als Label und Dienstleister für Musik, TV und Film fungiert, veröffentlichte dieser Tage die erste Ausgabe ihrer "T.I.G.E.R."-Reihe. Ausgeschrieben steht der Titel für "The Intelligent German Elite Rapper" und glänzt angeblich mit einigen der talentiertesten deutschen Interpreten. Zumindest scheint mit Ali As ein gewisser Bekanntheitsgrad gegeben zu sein, der ein oder andere kennt Twin durch die Zusammenarbeit mit Toony und African Soulja und von seiner Vergangenheit bei Jonesmanns ehemaligem Label Echte Musik. Ob man diese Leute jetzt aber gleich zu den talentiertesten Vertretern ihrer Musik zählen will, ist wohl eher fraglich. Während Careem aus Villingen auf einem durchschnittlichen Straßenbeat scheinbar nur irgendwelche sich reimenden Wörter aneinanderhängt, klingt die Hook von Geeniuz Gold wie ein simpler Kinderreim: "Jetzt macht Applaus/ sie steh'n vorm Haus/ aus dem Fenster schieß' ich raus/". Obwohl man auf einer Compilation sicher nicht erwarten kann, dass jeder Künstler sich möglichst vielfältig zeigt, ist "T.I.G.E.R. Vol. 1" doch zu sehr aus schlichten Representer-Tracks aufgebaut, die sich qualitativ nur im unteren Durchschnitt befinden. Born, der bereits eine EP zusammen mit Tatwaffe sowie sein Debütalbum veröffentlichte, kann die Compilation mit seinem Titel "Hol mir was ich will" immerhin in Hinblick auf den kraftvollen Beat und energiegeladenen Flow bereichern und Pretty Mo lässt innerhalb seines Parts auf dem gemeinsamen Track mit Ali As und Twin eine ganze Reihe unterhaltsamer Zeilen vom Stapel. Doch damit enden die Highlights tatsächlich schon. Negative Höhepunkte wie der Track von Pasey Wonder überwiegen deutlich und ziehen den Gesamteindruck von "T.I.G.E.R. Vol. 1" drastisch nach unten. Die "T.I.G.E.R."-Reihe mag noch in den Kinderschuhen stecken und so seien einige der groben Schnitzer noch verziehen, doch bis die Compilation ihrem Namen tatsächlich gerecht werden kann, muss sie qualitativ noch mindestens einen Quantensprung hinlegen.





    Jizz Fizz – Holy Moly


    Der Ausruf "Holy Moly" lässt sich so in etwa mit "Heiliger Strohsack!" oder "Heiliger Bimbam!" ins Deutsche übersetzen. Tatsächlich beschreibt dies dann wohl recht gut die Reaktion der Hörer auf das, was sie auf der Debüt-EP von Jizz Fizz zu hören kriegen. Der 24-jährige Münchner steht beim Independent-Label "Chi Lobi" (was so viel wie "kein Geld" bedeutet) unter Vertrag und verkörpert in seinen Liedern eine humorvolle Symbiose aus Patrick Bateman und "Ren and Stimpy". Auf Beats, die irgendwo zwischen Karnevalsatmosphäre und sphärischem Future-Sound schweben, sich aber auch gerne mal ganz schlicht auf eine Handvoll Drums reduzieren lassen, treibt der Rapper seine Horror-Cartoon-Komödie mit guter Laune, einer ordentlichen Prise Selbstironie und extrem lockerem Flow voran. So beschreibt Jizz zum Beispiel auf einem Beat, der einfach so vor sich hinklimpert, wie er in einem Reagenzglas gezüchtet, von Geheimbehörden ausgebildet und versteckt wurde, irgendwann jedoch fliehen konnte und nun als personifiziertes "Opium für's Volk", einer Art Messias, dem die Menschen aufgrund seiner Worte folgen, durch das Land streift – oder er verstümmelt sich als Hauptattraktion einer "Freakshow" sukzessiv selbst. "Der Mai ist gekommen" klingt wie das Baby einer Blaskapelle mit einem Drumkit und bietet einen langsamen, ruhigen Klangteppich, auf dem Jizz zum Frauenschwarm avanciert, der ebenso gemächlich wie das Instrumental vor sich hinflowt. Trotz seines extremen Variations- und Facettenreichtums behält der Rapper stets seine ganz eigene Art bei und so kann er das "Großstadttheater" zwischen nüchterner Gesellschaftsanalyse und humorvoller Klischeedarstellung ebenso überzeugend spielen, wie er auf der bedrohlichen Atmosphäre des donnernden Synthiesounds von "Feuer" eine Art Teufelsbeschwörung vollziehen kann. Wer Freude an Rapmusik hat, die sich und die Menschen um sich herum nicht ganz so ernst nimmt und gerne auch mal absurde und groteske Wege einschlägt, ohne seinen Humor zu verlieren, erhält mit Jizz Fizz und "Holy Moly" ein Gesamtpaket an Vielfalt und Talent.



    Wobo Solagl (Daniel Fersch)



    01. Intro
    02. Molotov
    feat. R.A.F. & Jonesmann
    03. Toni und Jay feat. Toni der Assi
    04. Kopfterrorist feat. Twin
    05. 911 Pilot
    06. Hallo Schmerz
    07. Fußsoldaten
    08. Zuviel gesehen
    feat. Jonesmann
    09. Nicht allein feat. Jonesmann
    10. Frankfurt in dein Maul feat. Jonesmann
    11. Bis der Mond mit der Sonne tauscht
    12. Fukushima
    13. Ausrastmucke


    Die deutsche Rapszene ist heute vielfältiger als je zuvor und bei der schieren Masse an neuen Künstlern und Releases, welche die Szene Woche um Woche bereichern, ist es nicht immer einfach, einen Überblick über das gesamte Spektrum zu behalten. Vielleicht liegt es aber genau daran, dass man sich dennoch immer wieder neugierig tief in die Szene wagt und nach Rappern sucht, die sich bisher noch nicht so recht etablieren konnten. Rohdiamanten, die vielleicht noch gar nicht vom Rest Deutschlands wahrgenommen werden und auf ihren Feinschliff warten. Aus dem ein oder anderen mag irgendwann vielleicht sogar ein Brillant werden. Irgendwoher aus dem Dunstkreis dieser oder ähnlicher Metaphern stammt wohl auch GeddoBrillianteMusik, der Name des Labels von Real Jay, wobei sich die mehr oder minder korrekte Rechtschreibung einfach mal unter künstlerischer Freiheit verbuchen lässt. Real Jay jedenfalls dürfte zumindest dem ein oder anderen durch Zusammenarbeit mit seinem kleinen Bruder Jonesmann, dessen Label "Echte Musik" und diversen anderen Künstlern aus dem Bereich Frankfurt ein Begriff sein. Ein eigenständiges Release brachte er zuletzt 2008 heraus, sodass nun, knapp sechs Jahre später, auf "Gangstartainment" sein zweites Album "Macht" folgt. Ob der Rapper diese Zeit für einen Feinschliff nutzte und sein Album nun in lupenreiner Brillanz erstrahlt oder sich letztlich nur als billiger Modeschmuck herausstellt, wird sich zeigen.


    "Jetzt ham' die Angst, weil die wissen, dass wir Gott kenn'/
    Das ist FFM, wo der Scheißdreck in den Blocks brennt/
    Kids vor den Cops renn', nix für die Top Ten/
    Ich geb 'n Fick und lass' das beschissene Ott brenn'/
    "
    (Real Jay auf "Molotov")


    Bevor mit "Molotov" die inhaltliche Marschrichtung des Albums vorgegeben wird, bietet das "Intro" einen leider nicht sonderlich aussagekräftigen Einstieg, besteht es doch lediglich aus dem Wort "Revolution", welches pausenlos wiederholt wird. Der Beat, der mit Pauken und Trompeten wohl eine Art epochales Flair erzeugen soll, geht durch dieses Mantra größtenteils unter und leidet auch ansonsten an wirren Scratches und dem Gefühl, dass die diversen musischen Elemente sich nicht so recht einig werden können, welches nun im Vordergrund des Geschehens stehen soll. Ähnlich überladen geht es auf "Molotov" weiter, wobei hier anscheinend versucht wurde, das Problem durch entsprechende Lautstärke zu kompensieren. Ohne Umwege scheppern dem Hörer der surrende Beat und Real Jays heruntergepitchte Stimme laut entgegen. Der Rapper spuckt allerdings nicht nur laute, sondern ebenso große Töne, sodass sich bereits im ersten Part des Albums die inhaltliche Richtung deutlich abzeichnet. Frankfurt ist das härteste Pflaster auf dieser weiten Welt, jeder andere Rapper ist Jay prinzipiell unterlegen und weil die rassistische Gesellschaft ihm einen guten Job verwehrte, verschrieb Real Jay sich der Kriminalität samt Gewalt und Drogen. Recht viel anders sieht das dann auch bei Featurepartner R.A.F. (nein, nicht Camora, sondern ein ebenfalls aus Frankfurt stammender Rapper) nicht aus, dessen Leben irgendwo zwischen Knastaufenthalt und Fitnesscenter stattfindet. Einzig Jonesmann belässt es bei simplem Representer-Inhalt, ohne sich in Richtung Gangster- oder Straßenrap zu bewegen, wodurch zumindest der letzte Part des Tracks ohne vehemente Überspitzung des "Ghettodaseins" auskommt.


    Auch im weiteren Verlauf von "Macht" sollte sich Jays kleiner Bruder als Highlight des Albums herausstellen, während die restliche Featureliste nicht so recht zu überzeugen weiß. Der Frankfurter Twin, der in letzter Zeit vor allem an der Seite von Deutschraps selbsternanntem "Erzieher" Toony von sich reden machte, rappt auf "Kopfterrorist" guttural von Gewaltbereitschaft und seinem trainierten Körper, kann abgesehen von diesem Hauch von Aggressivität jedoch nicht sonderlich viel beitragen. Toni der Assi fällt mit seinem Gastbeitrag auf dem – zugegeben passend, jedoch nicht sonderlich kreativ betitelten – Track "Toni und Jay" dann sogar eher negativ auf. In gewohnter Manier wirft er mit von Balkan-Idiomen durchzogenen Zeilen und trotz der Aussage "Integration – ich kann fehlerfrei Deutsch" fragwürdigen Sprachergüssen um sich. Als Außenstehender kann man da oftmals nur aus dem Kontext heraus erahnen, was sich dahinter verbergen könnte, während man sich ansonsten wohl einfach am phonetischen Gesamteindruck erfreuen muss. Jay selbst aber profitiert hörbar von den simplen, minimalen Klängen des Beats und weiß, wenn auch nicht mit sonderlich neuem Inhalt, zumindest mit konstantem Flow zu überzeugen.
    So basieren auch die drei Tracks, die in Zusammenarbeit mit Bruder Jonesmann entstandenen sind, auf ruhigen oder zumindest zurückhaltenden Beats. Diese bieten Real Jays Stimme den Platz, den sie braucht, um nicht von zu vielen Elementen des Instrumentals verschluckt zu werden. "Zuviel gesehen" etwa wird vom dumpfen Bass und hellen Klimpertönen gebildet, über die Jay problemlos hinwegflowen kann, während Jonesmanns sanfte Gesangshook sich relativ gut an den Beat selbst schmiegt. Inhaltlich wird hier wesentlich weniger auf der harten Gangsterschiene gefahren und "Nicht allein" entpuppt sich sogar eher als "Kopf hoch"-Track, der dann fast schon zu sehr in die gegenteilige Richtung rutscht.


    "Und man sieht in deinen Augen diese Angst, aufzufliegen/
    Ich war auch mal drauf, doch bin ausgestiegen/
    Aufgestiegen, denn dieser Rausch war auch 'ne Lüge/
    Schließ jetzt deine Augen, ich schenk' dir Zauberflügel/
    "
    (Real Jay auf "Nicht allein")


    Nach Liedern, die hauptsächlich von Drogen, Gewalt und Real Jays Härte handeln, wirkt das "Verschenken von Zauberflügeln" dermaßen kitschig, dass man nicht weiß, ob man einfach nur diesen Spruch oder alles bisher Gerappte anzweifeln sollte. Noch unpassender scheint da nur die Hook von "Hallo Schmerz" zu sein, auf der Jay sich zu einer Autotune-ähnlichen Gesangseinlage hinreißen lässt. Dies trägt weder zur Festigung seines Images als harter Knochen, noch zum Hörgenuss des Albums bei, sodass sich – vor allem in Hinblick darauf, dass der Track bereits vor etwa drei Jahren auf dem "Ich bin FFM Vol.3"-Sampler veröffentlicht wurde – die Frage stellt, warum der Titel überhaupt den Weg auf "Macht" fand. Ebenso fragwürdig ist auch die musikalische Untermalung von "Fußsoldaten", die mit einem undefinierbaren Rauschen beginnt, welches sich später in der Hook wiederholt und dort dann mit etwas Fantasie als Jubel- oder Kampfgeschrei verstanden werden kann. Als besagtes Gebrüll dann aber plötzlich aufhört und die heruntergepitchte Stimme, die die Hook spricht, mitten im Satz ausfadet, setzt der Beat wieder von vorne ein, was dem Ganzen den Anschein verleiht, die Produktion wäre nur halbherzig oder nicht vollständig beendet worden. Aber auch, wenn sich nicht ganz erschließen lässt, was der Rapper sich dabei gedacht hat, kann man nicht behaupten, dass jedes musikalische Experiment auf "Macht" ein Fehlschlag ist.


    So fällt der sehr schrille Synthie-Elektrosound von "Bis der Mond mit der Sonne tauscht" zwar deutlich aus dem gewohnten Klangbild, scheint jedoch mit Jays Stimme bestens vereinbar. Flowtechnisch zeigt der Rapper sich hier variationsreicher als je zuvor, weswegen man ihm die Effektspielereien in der Hook sogar verzeiht. Zum Abschluss präsentiert "Macht" sich dann noch einmal besonders ambitioniert, obwohl es an der Umsetzung des Ganzen wieder ein wenig scheitert. Der Crossover-Track "Ausrastmucke", der von den aus Obernhain stammenden Red Floor Musicians live eingespielt wurde, scheppert kräftig mit Drums und E-Gitarre aus den Boxen und hätte in Hinblick auf die Energie des Sounds in jedem Fall das Potenzial, seinem Namen gerecht zu werden. Stimmlich hätte Jay hier jedoch ruhig noch eine Schippe drauflegen und mehr Kraft in die Parts sowie die geschriene Hook legen können, um diesem Ende den letzten Schliff zu verleihen.


    Fazit:
    Auch, wenn hier und da durchaus positive Punkte zu finden sind und etwa in musikalischer Hinsicht "Ausrastmucke" oder auf den Flow des Frankfurters bezogene Titel wie "Toni und Jay" glückten, überwiegen die Schwachstellen auf "Macht" doch deutlich. Neben einem äußerst geringen Themenfundus stechen hierbei vor allem die zweifelhafte Produktion von "Fußsoldaten" und die Gesangshook von "Hallo Schmerz" heraus. Insgesamt ist "Macht" ein unterdurchschnittliches Straßenalbum, derer man heutzutage einfach schon zu überdrüssig ist, als dass man sich auf die Höhepunkte des Albums konzentrieren könnte, um über die vielen Tiefpunkte hinwegzusehen. Letztlich lassen sich wohl eher Schleifspuren statt tatsächlicher Feinschliff ausmachen.



    Wobo Solagl (Daniel Fersch)

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    01. Intro
    02. Her(t)z gegen Kommerz
    03. Alles was du brauchst
    04. Laberflash
    05. Stress
    feat. Wyn Davies & Mio Mao
    06. Gnumagen Skit
    07. 10 Jahre
    feat. Tetra & Mio Mao
    08. Rap ist heute Karneval
    09. Outro


    Bonus-Track:
    10. Quintessenz RMX feat. Tetra


    Rap definiert sich in vielerlei Hinsicht über seinen Wettbewerbscharakter und gerade im Bereich des Battleraps steht das Kräftemessen zwischen verschiedenen MCs an der Tagesordnung. Wenn dieses "Competition-Ding" allerdings zunehmend außerhalb der Musik selbst stattfindet und zu Facebook- und Twittersticheleien, Videobotschaften und immer neuen Statements verkommt, wird es schwer, den einstigen Wettbewerbsgedanken dahinter zu sehen. Ihr Übriges tragen diverse HipHop-Magazine dann noch dazu bei, indem sie BILDeske Züge annehmen und durch ihre Berichterstattung Rapper in den Fokus der Aufmerksamkeit geraten, die sich fast ausschließlich durch derlei kindischen Beef auszeichnen. Spätestens an diesem Punkt gilt es, sich zu fragen, wo genau die Ambitionen derartiger "Künstler" liegen. Geht es diesen Rappern tatsächlich noch um den HipHop-Lifestyle und ihre Musik oder liegt ihr Augenmerk doch ausschließlich auf Klickzahlen und dem schnöden Mammon? In Zeiten wie diesen ist es dann natürlich besonders erfreulich, wenn ein Werk den Titel "Her(t)z gegen Kommerz" trägt, so wie es beim neuen Tape von Pewee, Mitglied der SML-Gang wie Mio Mao, Flowsen und Winin65, der Fall ist. Doch könnte es sich dabei vielleicht nur um leere Worte handeln oder ist der gute Herr Plusdick wirklich ein Vertreter der Realness-Mentalität?


    "Niemand kann das, was ich mit Liebe anfass', anzweifeln/
    Ich bringe seit sieben Jahren brandheißen Style von meinem Schreibtisch/
    Ich brauch' keine tausend Fans, brauch' keine Frauen und Benz/
    Hauptsache, ich kann sagen: 'Ich hab' für mein' Traum gekämpft'/
    "
    (Pewee auf "Quintessenz RMX")


    Um die Frage gleich mal vom Tisch zu haben: Der Name der Platte ist hierbei zweifelsohne Programm. Wer Pewee kennt, weiß, dass der in Schwerin geborene Rapper für grundehrlichen, bodenständigen HipHop steht; alle anderen werden schnellstens durch das Tape überzeugt werden. Angefangen bei der Tatsache, dass Pewee "Her(t)z gegen Kommerz" zum Gratis-Download bereitstellt, aufgrund diverser Fananfragen aber auch ein kleines Kontingent gepresster Exemplare zum Verkauf anbietet, bis hin zum dreckigen Sound des Tapes, der ganz ohne künstlichen Firlefanz auskommt, ist hier alles echt. Das einleitende Rauschen und Knacken des von Stäsh Kimura produzierten "Intro"s führt uns hin zu schrillen Klängen, die irgendwo in den oberen Sphären schweben, harten Drums, die über den Boden scheppern, und den dazwischen tanzenden Cuts von Stoney Styles-Member DJ Matsimum. Insgesamt ist das Klangbild das Tapes sehr von hellen, leichten Elementen in Kombination mit hartem Boom bap geprägt, wofür sich der Hildesheimer Stäsh in sieben von zehn Fällen verantwortlich zeigt. So klimpert auch zwischen den dumpfen Drums des Titeltracks eine klare Melodie hindurch, wobei die Bestandteile des Beats in diesem Fall teilweise fast ein wenig gegeneinander zu kämpfen scheinen, anstatt zu harmonieren. An der ein oder anderen Stelle führt dies sogar dazu, dass Pewees Stimme leichte Probleme damit hat, gegen die Lautstärke des Beats anzukommen. Dennoch bleibt der Flow des Rappers kontinuierlich im Vordergrund des Geschehens, sodass dem Hörer keine der Zeilen entgeht, die vor allem von der Liebe zur Musik, dem Oldschoolfeeling und der zugerauchten Booth handeln. Natürlich fehlt auch eine ordentliche Portion Battlerap nicht und speziell auf dem "Gnumagen Skit" feuert Pewee gegen alles und jeden. Während Harfenklänge wirr durch die Gegend schwirren, lässt der Rapper kein gutes Haar an dir, deiner Freundin, deinem Zeug, der Polizei, jedem Wack-MC und all jenen, die – wenn überhaupt – nur verfälschten HipHop-Idealen nacheifern. Gerade die letzten beiden Parteien bekommen auf "Her(t)z gegen Kommerz" ihr Fett weg und mit "Rap ist heute Karneval" auch gleich einen eigenen Track gewidmet. Während der Inhalt hier geradezu exemplarisch für das Gesamtwerk steht und die Werte der Rapmusik gegen Mainstream-Sklaven und peinliche Promobeefs verteidigt werden, unterscheidet sich das Klangbild leicht vom Rest des Tapes. Wesentlich melodiöser, weniger roh und dreckig lässt Benaistic Beats, Producer aus der Nähe von Leipzig, den recht schrillen Beat entfalten, bevor Pewee kraftvoll und erbarmungslos darauf losflowt.


    "Keine Diven, keine Hoes, lieber kick' ich 24/7 Flows/
    Das Loch in meinem Magen war noch nie so groß/
    Meinen Hunger stillt kein Kaviar, da ess' ich lieber Zwiebelbrot/
    Rap ist heute Karneval, ich geh' als 'übertrieben dope'/
    "
    (Pewee auf "Rap ist heute Karneval")


    Auch wenn der Sound des Tapes insgesamt sehr rough gehalten ist, lassen sich ein paar melodischere Ausnahmen finden. So profitiert "Stress" beispielsweise neben dem Gastpart von SML-Kollege Mio Mao besonders von Wyn Davies und dessen Gesang. Dem in Frankfurt geborenen und jetzt in Berlin lebenden Künstler hört man die in Kalifornien verbrachten Jahre deutlich an, sodass die melodiöse Hook keinen Schaden durch fragwürdige, englische Aussprache nimmt, sondern absolut natürlich klingt. "Stress" handelt vor allem von der Gegenwart und der aktuellen Situation der jeweiligen Künstler, während an anderer Stelle "10 Jahre" in die Zukunft geblickt wird. Auch hier wird Pewee von Mio Mao unterstützt, Dritter im Bunde ist diesmal allerdings Tetra, der gemeinsam mit Stäsh Kimura das Duo Contact Dope bildet. Jene, die Pewee nicht bereits mit "Laberflash" und seinem variationsreichen Flow auf einem wunderschön jazzigen Boom bap-Beat davon überzeugen konnte, dass er oldschooligen Untergrundrap im Blut hat und das, was er tut, ernst meint, kriegt spätestens jetzt die Bestätigung geliefert. Keiner der drei Künstler lässt die geringsten Zweifel daran, dass HipHop kein Lebensstil ist, aus dem man herauswächst oder den man einfach ablegt, sondern eine Mentalität, die bestehen bleibt und ihnen weit mehr gibt, als jeglicher kommerzieller Erfolg dies je tun könnte. Auch hier besteht Stäshs Beitrag aus einer Symbiose zwischen schepperndem Boom bap und einer sphärischen Melodie, die dem Ganzen einen äußerst entspannten Grundton verleiht, ohne dem Rap selbst seine Energie zu nehmen. Das "Outro" des Tapes ist noch einmal ein ganz besonderes Schmuckstück, bei dem Stäsh Kimura mit dem Duo Hubert & Mehmet aus Hildesheim zusammenarbeitet. Die Mischung aus MPC-Sampling und Pianoelementen liefert einen dermaßen angenehmen, warmen Klangteppich, dass man sich geradezu darin verliert, durch die knallenden Drums aber wieder ins Hier und Jetzt gedonnert wird. Der Bonustrack, ein Remix des Pewee-Tetra-Tracks "Quintessenz", wird nach diesem Abschluss fast nicht mehr benötigt, ist nichtsdestotrotz aber ein netter Zusatz und ein straighter HipHop-Titel zum Ende.


    Fazit:
    "Her(t)z gegen Kommerz" ist genau das, was der Titel verspricht: Liebe zur Musik gegen alles, was aus der Musik ein reines Geschäft macht. Ehrlicher, bodenständiger HipHop gegen kindische Beefgeschichten und peinliche Promomoves. Rap, der ganz ohne Spielereien auskommt, auf Beats, die schlicht, aber großartig zu hören sind. Während in vielen Fällen mittlerweile recht gedankenlos mit Begriffen wie "EP" oder "Mixtape" umgegangen wird und sich dahinter oft nur aneinandergereihte, fertige Titel befinden, die anders nicht verwertet werden konnten und die dann einfach mit derartigen Bezeichnungen versehen werden, besitzt Pewees Tape einen fast schon rohen, unfertigen Charme. An einigen Stellen hören und fühlen sich die Tracks an, als wären sie einfach aus irgendwann angefangenen Textskizzen zusammengeklöppelt worden oder der Beat spontan bei einer kleinen Jamsession entstanden. Diesem spontanen Charakter verzeiht man dann auch eine etwas beschränkte Themenvielfalt zugunsten eines Untergrundfeelings, das einfach nicht künstlich erzwungen werden kann.



    Wobo Solagl (Daniel Fersch)

    [REDBEW]1401 [/REDBEW]

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    01. Herzschlag
    02. Mittelfinger Reloaded
    03. Helios
    feat. She-Raw
    04. Ich komm
    05. Alles ok Teil 2
    06. Mir egal
    07. Drück auf Play
    08. Lass mich ein Niemand sein
    09. Bester Freund Teil 2
    10. Agape
    feat. She-Raw
    11. Kopfgift
    12. Großvater
    13. Abschied nehmen
    feat. She-Raw
    14. Auf Wiedersehen Teil 5
    15. Abschied nehmen (Remix)
    feat. She-Raw


    Im Laufe einer Künstlerkarriere kommt es hin und wieder zu Momenten, in denen Fans das Release eines Rappers hinterfragen – egal, ob inhaltlich, musikalisch oder hinsichtlich allgemeiner Beweggründe. Im vorliegenden Fall kam der Künstler mit den Titeln seiner Releases diesen Fragen oftmals zuvor. So trugen einige der ersten Platten Namen wie "Warum nur ein Tape?", "Warum nur Promo?", "Warum nur ein Mixtape?" und "Warum noch ein Mixtape?". "Warum nicht mehr Sprachtot?" war 2010 nicht der Titel einer weiteren Veröffentlichung, doch sicherlich eine Frage, die sich für viele Fans stellte, als der gebürtige Mannheimer damals seinen Künstlernamen ablegte. Nachdem er die Rechte am Pseudonym verlor, entschied sich Marc Reis, fortan einfach unter seinem bürgerlichen Namen Musik zu machen. Im Folgejahr beantwortete Marc dann auch die Frage "Warum nicht mal ein Album?" mit "Monolog", welches trotz diverser Veröffentlichungen als Sprachtot und einiger kleinerer Werke als Marc Reis das Debütalbum des Künstlers war. Dass also bereits vor "Monolog" einige – mal mehr, mal weniger musikbezogene – Dinge in seinem Leben passiert sind, versteht sich von selbst. Daher ist es im Jahr 2014 für den 32-Jährigen nun an der Zeit, einmal zurückzublicken, an Vergangenes zu denken und sich der "Nostalgie" zu widmen.


    "Doch ich hab' Ehrgeiz nie mit Hass verwechselt/
    Und find' es schade, dass diese Pappnasen über Waffen rappen/
    Ich mein', was reden diese Toys, verdammt/
    Ich spreche ihre Sprache nicht, denn ich komme aus den '90ern/
    "
    (Marc Reis auf "Auf Wiedersehen Teil 5")


    Eingeleitet wird das zweite Album von Marc Reis wortwörtlich durch seinen "Herzschlag", der sich zunächst ganz alleine, dann mit dem restlichen Beat aufbaut. Dumpfes Herzklopfen und sehr helle Synthie-Töne, die teilweise dem monotonen, schrillen Piepen eines Weckers nachempfunden sind, bieten dem Rapper genug Platz für seinen ruhigen Rap. Der Flow wirkt besonders hier zunächst ein wenig gewöhnungsbedürftig: langsam, teilweise fast schleppend und stark mit Gesangselementen durchzogen. Die Eingewöhnungsphase ist jedoch relativ kurz, sodass man sich schnell auf das konzentrieren kann, was Marc sagt, anstatt nur darauf, wie er es sagt. Beschrieben wird ein ermüdendes Alltagsszenario und wie der Künstler sich darum bemüht, der damit einhergehenden Lethargie zu entfliehen, sodass der sehr langsame Flow die Wirkung der Thematik noch verstärkt. "Nostalgie" bleibt auch im weiteren Verlauf relativ geruhsam und leise, was besonders an Titeln wie "Mittelfinger Reloaded" bemerkbar wird. Während es im Zuge des "Manhattan-Projekt"-Mixtapes von 2010 auf "Mittelfinger hoch" in Sachen Beat und Text noch deutlich ruppiger zuging und Sprachtot einen harten Representertrack ablieferte, scheint Marc Reis gelassener und erwachsener geworden zu sein, sodass der neue Titel aus einem sanft vor sich hinrauschenden Beat mit gemächlichem Flow besteht. Die Mittelfinger, die damals noch als aggressive Provokation verwendet wurden, sind heute eher Ausdruck einer gleichgültigen Abwehrhaltung. Selbiges gilt für die Fortsetzung des auf "Monolog" befindlichen "Alles ist ok". Zwar wirkte der erste Teil auch hier schneller und energiegeladener, doch weiß "Alles ok Teil 2" mit deutlich ausgefeilterem Klangbild zu überzeugen. Eingängige Pianoklänge harmonieren mit dumpfem Boom bap-Sound und werden von unauffälligen Synthie-Tönen aus dem Hintergrund abgerundet. Auch die Thematik selbst betrachtet und beschreibt Marc diesmal aus einer leicht anderen Perspektive und versucht, Kraft und Motivation darin zu finden, manche Dinge akzeptieren zu müssen, die sich nicht mehr ändern lassen können, statt sich selbst und andere zu belügen, um sich zu profilieren. Die ersten wirklich deutlichen Ausbrüche aus dem größtenteils ruhigen, langsamen Klangbild gelingen Marc vor allem durch die Zusammenarbeit mit She-Raw. Hierzu trägt nicht nur ihre helle Stimme in den Hooks von "Helios" und "Agape" bei, sondern auch die Wirkung der Beats selbst. Im Fall von "Helios" handelt es sich dabei um leise Pianoklänge, die in der Hook einen ordentlichen Schub nach vorne erhalten, als sie sich zu einer gewaltigen Melodie aufbauen, und bei "Agape" um abwechselnd sehr leise, minimalistische Einlagen und euphorisches Synthierauschen.


    "Und in ihren Texten sind sie alle 'kill'/
    Doch wenn ich sie frag', wie oft sie Mamas Miete zahlen konnten, sind alle still/
    Wenn du die Vögel siehst, dann sag es ihnen/
    Dieser Junge aus der Fürstenstadt lässt die großen Adler fliegen/
    "
    (Marc Reis auf "Helios")


    Auf "Abschied nehmen" sowie dem ebenfalls auf dem Album befindlichen Remix unterstützt She-Raw den Rapper dann sogar mit einem eigenen Part und als "Quasi-Backup" am Ende seiner Zeilen. Marc setzt sich damit auseinander, seinen Vater kaum bis gar nicht zu kennen und philosophiert darüber, welche Auswirkungen das auf seine Kindheit und sein Erwachsenwerden hatte. Speziell auf dem Remix, der klanglich wesentlich sphärischer ist, finden die Stimmen von Marc Reis und She-Raw nur wenig Platz zwischen den sehr hohen und tiefen Tönen des Instrumentals und gehen so weitestgehend unter. Denn dass er seine Stimme auch ganz anders zu verwenden weiß, beweist Marc auf "Nostalgie" ebenfalls. Mit kratzigem, tiefem Singsang scheppert er kraftvoll durch die Hook von "Ich komm von" und erzählt uns von seinen Ursprüngen und dem Werdegang als Mensch und Musiker. Wenn der Rapper sich mit seinem "Großvater" auseinandersetzt, stehen langsamer, ruhiger Flow und die markante Wucht seines Gesangs, die in den Hooks aus ihm herausbricht, sogar in noch größerem Kontrast zueinander und verdeutlichen, dass eine gewisse Vielfalt in Marcs Stimmlagen durchaus gefunden werden kann. Musikalisch erhält das Album seine Abrundung vor allem durch den harten, im Vergleich zum restlichen Werk fast ungewöhnlich schnellen Beat von "Mir egal" und die bedrohliche Atmosphäre der Streicher-Bass-Kombo auf "Kopfgift". Auf Letzterem zeigt sich Marc, wie auf einigen weiteren Titeln von "Nostalgie", sehr selbstkritisch, sucht und findet die Probleme seines Lebens oft bei sich selbst und analysiert seine eigene Kindheit. Allerdings beäugt er auch Entwicklungen innerhalb der Rapszene oder etwa die Hipstermode sehr kritisch und weiß manchmal auch nicht so recht, was er von neuen Techniktrends halten soll: "Alle sind so iPhone, doch ich bin 5110" ("Auf Wiedersehen Teil 5"). Man merkt den Texten von "Nostalgie" deutlich an, dass sie oftmals sehr persönlich und direkt aus Marcs aktuellem Leben extrahiert sind, was allerdings auch dazu führt, dass es die ein oder andere thematische Wiederholung zu viel gibt. So mag es für Marc selbst natürlich äußerst belastend sein, dass die Freundschaft zu seinem besten Freund zerbrach. Daher ist es eigentlich absolut legitim, dass er dies auch in seinen Texten zur Sprache bringt – doch finden sich gefühlt in jedem Lied des Albums Anspielungen auf diesen Umstand, wodurch man als Außenstehender irgendwann fast ein wenig genervt davon ist. Letztlich lebt die "Nostalgie" jedoch von Wehmut und wiederholten, sehnsüchtigen Blicken in die Vergangenheit, sodass man dies aber einfach auch dem roten Faden des Albums zuschreiben könnte.


    "Er war mein bester Freund, ich wünsch' ihm alles Gute/
    Wir haben wirklich viel erlebt in unserer Jugend/
    Ich hatte Streit mit ihm, ich hab' gelacht, ich hab' geweint mit ihm/
    Manchmal muss man dann auch weiterziehen/
    "
    (Marc Reis auf "Bester Freund Teil 2")


    Fazit:
    Der Wechsel von Sprachtot hin zu Marc Reis mag in erster Linie aus rechtlichen Gründen geschehen sein, kann aber auch als ein Zeichen der Entwicklung seiner Musik gesehen werden. Privater und intimer als je zuvor bietet der gebürtige Mannheimer seinen Fans einen Einblick in Vergangenheit und Gegenwart, den Blick auf sein Umfeld und die Gedanken über sich selbst. Auch wenn das Album stellenweise etwas sehr schleppend voranzukommen scheint und die ein oder andere Wiederholung auch verzichtbar wäre, findet sich an den richtigen Stellen immer das nötige Quäntchen Abwechslung, um nie langweilig zu werden, aber dennoch ein recht zusammenhängendes Klangbild mit entsprechenden thematischen Leitfäden zu bilden. "Warum nicht noch ein Album?"



    Wobo Solagl (Daniel Fersch)

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    Im Jahr 2014 sieht man sich als eigenständiges Deutschrap-Magazin in einer wahren Dilemmasituation gefangen: Der Markt ist längst übersättigt. Tagtäglich wächst die Szene exponentiell, ein Ende ist nicht in Sicht – Rapper kommen, aber so wirklich gehen wollen sie nicht, selbst wenn sie's sagen. Comebacks an jeder Ecke. Und nachdem vor einigen Jahren noch sämtliche Plattenfirmen dicht machten, schießen neue Labels langsam wieder aus allen Böden. Vorbei die Zeiten von Aggro Berlin, BOZZ Music und Optik Records – die Ära der Freunde von Niemand, der Azzlackz, der Halunkenbanden und der Banger-Musiker hat unlängst begonnen. Bei einer solchen Vielfalt an neuen Künstlern ist es natürlich nicht ganz so einfach den Überblick zu behalten – was ist wichtig, was könnte noch wichtig werden und was kann man getrost unter den Tisch fallen lassen? In internen Gesprächen kommen sie immer wieder auf – die Fragen, wer sich nun seine Review verdient hat, wer seinen Platz in den "Unknown Kings" kriegen sollte und wer zwar ein guter Künstler ist, aufgrund von Kapazitätenauslastung aber leider keine Plattform von uns geboten bekommt. Und das sind teilweise leider so Einige ... Was uns zur Dilemmasituation zurückführt: Allen kann man's in der heutigen Zeit unmöglich Recht machen. Es ist ein wenig wie in "300": eine Hand voll Redakteure sieht sich einer Übermacht an Rappern gegenübergestellt. Deshalb wollen wir mit diesem Special mal einen kleinen Exkurs wagen – abseits der unbekannten Könige und der sowieso schon bekannten Acts ist nämlich nach wie vor ein Haufen aufstrebender Künstler in der Szene unterwegs, die wir euch im Rahmen einiger Kurz-Reviews vorstellen möchten ...





    Disarstar – Herr meiner Sinne


    Obwohl gerade mal 20 Jahre alt, kann Disarstar bereits auf eine doch recht umfangreiche Diskografie zurückblicken. Sein Erstlingswerk, die "Endstation"-EP, erschien 2010, "Ansichtssache" und "Phase 2" beide 2011 und im Folgejahr gemeinsam mit Tonee Jukeboxx dann "Scheinwelt". Seit dem 15. Dezember 2013 kann diese Liste nun durch das Free-Mixtape "Herr meiner Sinne" ergänzt werden, das mit neun Tracks zuzüglich dreier Bonustitel aufwartet. Auf den ersten Blick wirkt das neue Release fast etwas zu allgemein gehalten – ganz so, als wäre das Konzept dahinter "Für jeden ist was dabei" gewesen. Da wäre "Intro", ein Representertrack mit ordentlich Bass und starkem, aggressivem Flow, "Momentaufnahme", auf dem Disarstar zu leisen Streichtönen über eine gescheiterte Beziehung sinnniert, oder "Bewegung", das sich mit Selbstkritik und "Kopf hoch"-Thematik befasst. Nichts sonderlich Innovatives – und doch gelingt es dem Hamburger, zumindest ein Stück weit, sich vom Durchschnitt abzuheben. Eine kraftvolle Stimme, akkurater Flow und eine durchaus vorhandene lyrische Begabung zeugen von großem Talent und Können. "Neue Welt" kritisiert die Kluft zwischen Arm und Reich, verzichtet jedoch größtenteils auf die hohlen Phrasen, mit denen derartige Lieder sonst so oft gespickt sind. Auf "Irrelevant" und "Immer schon" beweist er sogar ein gewisses Gesangstalent, ohne dass das Ganze erzwungen oder um jeden Preis in die Tracks gepresst wirkt. Die Bonustitel, welche allesamt in Zusammenarbeit mit Tonee Jukeboxx entstanden, sind etwas zu rock-poppig gehalten, wodurch sie nicht nur stark aus dem sonst sehr sanften und ruhigen Klangbild des Mixtapes fallen, sondern zudem auch Disarstars Stärken etwas untergehen lassen. Insgesamt zeigt uns "Herr meiner Sinne" jedoch einen, trotz seines jungen Alters, gestandenen Künstler mit viel Potenzial. Durch beispielsweise einen konkreteren roten Faden in seinem Werk könnte er dieses jedoch noch deutlicher ausschöpfen.





    Drehmoment – Pffh – die Vorhut


    "Pffh" – so gut wie immer die passende Antwort, wenn es darum geht, absolutes Desinteresse oder sogar Verachtung gegenüber etwas auszudrücken. Nun ist es auch der Titel des neuesten, kostenlosen Werks von Drehmoment. Der Saarländer machte bisher vor allem durch die erfolgreiche Teilnahme an einem von Spax ausgeschriebenen Wettbewerb sowie den damit verbundenen Featuretrack, Live-Auftritten gemeinsam mit Gentleman und als Vorgruppe von F.R. auf sich aufmerksam. Während er sich ansonsten besonders durch recht nachdenkliche, gefühlsbetonte Lieder auszeichnet, schlägt er mit "Pffh – die Vorhut" nun einen aggressiveren, kampflustigen Weg ein. Das Mixtape, das sogar einen eigenen Video-Teaser hat, schildert, wie alle negativen Eindrücke und Einflüsse aus der Gesellschaft, den Medien und der Rapszene plötzlich aus Drehmoment herausbrechen und in Form von neun Tracks verarbeitet werden. Die musikalische Bandbreite fällt hierbei relativ groß aus und reicht von der düsteren, brummenden Atmosphäre von "Volume up" bis zum energiegeladenen, euphorischen Beat zu "Das hier geht raus", bei dem der Bass einem nur so um die Ohren schmettert. Drehmoment rappt meist sehr ruhig, sorgt mit viel Energie in der Stimme jedoch dafür, dass alle Tracks des Mixtapes nach vorne gehen. Auf "Mukke" versucht er sich sogar überaus erfolgreich an einem deutlich schnelleren Flow, ohne an Ausdrucksstärke oder Inhalt zu verlieren. Textlich stets sehr kritisch und nachdenklich, gelingt es dem Rapper, einen inhaltlichen roten Faden durch das Werk zu ziehen, ohne in langweilige oder klischeehafte Aussagen zu verfallen, während die Beats durchweg kraftvoll und passend sind. Der Titel "Neonrot" ist ein kleines Schmuckstück des Mixtapes und eine Hommage an den KKS-Klassiker "Neongelb" samt ähnlichem Beat und Flow. Auch wenn Drehmoments Version selbstverständlich nicht an das Original heranreicht, ist der Track nichtsdestotrotz absolut gelungen und äußerst unterhaltsam. Drehmoment entlockt seinen Hörern mit dem neuen Werk deutlich mehr als nur ein gelangweiltes "Pffh" und lässt auf mehr von ihm im Laufe des Jahres hoffen.





    Luk&Fil – Brot ist essbares Holz


    Als das rheinland-pfälzische Label Sichtexot im November 2012 das Debüt von Knowsum und Loki aka Luk&Fil mit dem Namen "All that glitter ain't soul" veröffentlichte, war dieses binnen zwei Wochen schon wieder vergriffen – vollkommen zurecht. Das zweite Werk der beiden Rapper dürfte ähnlichen Anklang bei den Hörern finden, zumal "Brot ist essbares Holz" noch eine ganze Ecke besser klingt als der Vorgänger. Konzentrierter und fokussierter, aber das Grundprinzip haben die beiden beibehalten. Oldschool-, Boom bap- und samplelastige Beats samt dem Knacken und Rauschen des Vinyls bilden das vorherrschende Klangbild, auf dem Luk&Fil zynische, vor schwarzem Humor triefende und vor allem wohldurchdachte Zeilen zum Besten geben, denen es zu keinem Zeitpunkt an der nötigen Prise Battleattitüde fehlt. "Solange Brot noch essbares Botox ist/ wird der Brotaufstrich zu Kot in deinem Gesicht". Texte, die irgendwo zwischen surrealem Traum und analytischer Beobachtung hängen. Vielseitigkeit ist hier das Maß aller Dinge. Zwischen Referenzen zu Flying Lotus und Hildegard Knef wird selbst den Feministinnen gestattet, darüber zu lachen, dass die Muse gebitchslapped wird. Zwischen spitzzüngigen Feingeistigkeiten und intelligenten Aussagen über und gegen die deutsche Rapszene surrt eine schaurigschön verzerrte Version des Titellieds der Serie "Malcolm in the middle" durch den Gehörgang. Die Liebe zur Musik und die Liebe zum Detail sind jedem Beat und jedem Text deutlich anzuhören. Und auch die Gastbeiträge der Sichtexot-Kollegen eloQuent und Tufu sind ebenso überaus passend und sehr gut gewählt wie Dramadigs und SML-Mitglied Mio Mao als Featuregäste. "Brot ist essbares Holz" steht "All that glitter ain't soul" in Nichts nach und legt sogar noch einmal eine Schippe an Genialität und Hörgenuss drauf. Wer jetzt nicht zugreift, darf sich nicht wundern, wenn das Teil in ein paar Tagen nicht mehr verfügbar ist.



    Wobo Solagl (Daniel Fersch)



    01. Einleitung – Frauenarzt & DJ Reckless
    02. Tanga Tanga 3 – Frauenarzt
    03. Bass Gang – Bass Gang
    04. Wir sind die Freaks – Frauenarzt & DJ Reckless
    05. Sex & Bass – Dr. Sex & Professor Bass
    06. Shake zu der 808 – Aci Krank & Smoky
    07. Rap ist IN (Remix) – 2MCS
    08. 1234 B.A.S.S. – Mega Mix Mike & DJ Atze
    09. Mein Schatz – DJ Reckless & Frauenarzt
    10. Sexy Sexy – Aci Krank
    11. Arsch & Titten (DJ Reckless-Remix) – Frauenarzt
    12. Tanga Beats – Frauenarzt & DJ Reckless


    Bonus-Tracks:
    13. Booty Shake Party 2013 – King Orgasmus One, Frauenarzt, Taktloss & MC Bogy
    14. Shake dein Booty – DJ Reckless
    15. Booty Shake 2 – Frauenarzt feat. Basstard


    Als das Independent-Label Distributionz Anfang Dezember 2013 verlauten ließ, dass das Erscheinungsdatum von "Tanga Tanga 3" aus produktionstechnischen Gründen nicht der 6. Dezember sein würde, musste man sich zunächst große Sorgen um die Weihnachtseinkäufe machen. Neues Releasedate war jedoch der 20. desselben Monats und so sollte noch genug Zeit bleiben, um das neue Frauenarzt-Werk bis Heiligabend erwerben und verpacken zu können. Der ein oder andere mag sich jetzt natürlich fragen, ob eine CD mit dem Titel "Tanga Tanga 3" von einem der größten Pornorapper Deutschlands ein geeignetes Päckchen unterm familiären Weihnachtsbaum sei, doch immerhin bewies Vincente de Teba Költerhoff (so Frauenarzt bürgerlich) als eine Hälfte des Duos "Die Atzen", dass er durchaus in der Lage ist, massentaugliche, wenn auch äußerst simpel gestrickte Musik zu produzieren. Dabei kann man von den Atzenmusik-Fans halten, was man möchte, viele sind es in jedem Fall: Platz 5 in den deutschen Albumcharts und Platz 2 in den Single-Charts sind ein unumstößlicher Beweis für den kommerziellen Erfolg der beiden in den letzten Jahren. Nun bleibt nur noch die Frage, inwieweit sich das Atzenprojekt auch auf die Alleingänge des Berliner Rap-Urgesteins auswirkt oder ob Frauenarzt gänzlich zu seinen alten, kultigen Solowurzeln zurückfindet.


    "Der Bass-Bass pumpt und die Diskothek bebt/
    Mädchen tanzen um die Wette bis die Bude nicht mehr steht/
    Popotangacontest, alles, was ihr braucht, ist Bass/
    'Tanga Tanga'-Jubiläum, wir sind immer noch am Start/
    "
    (Frauenarzt auf "Tanga Tanga 3")


    Widmen wir uns zunächst kurz dem Titel. Die absolut inkonsequente Durchnummerierung ist uns erhalten geblieben. Auf "Tanga Tanga Vol. 1" folgte "Tanga Tanga 2003", welches nun, zehn Jahre später durch "Tanga Tanga 3" fortgesetzt wird. Soweit scheint alles noch beim Alten, doch schon ein Blick auf das Gesamtwerk verdeutlicht den größten Unterschied zu den Vorgängeralben. Statt eines Frauenarzt-Solos liegt uns hier eine gemeinsam mit DJ Reckless produzierte Compilation vor. Zwar sind Features der üblichen Verdächtigen auf Arzt-Alben keine Seltenheit und er selbst ist auch auf gut der Hälfte der 15 Titel vertreten, doch besagte Konzeptänderung ist auch nur die Spitze des Eisbergs. Die Tracklist verrät uns, dass Themenvielfalt und Ideenreichtum auf "Tanga Tanga 3" ebenso spärlich vorhanden sind, wie Stoff an einem Tanga. "Shake zur 808", "Shake dein Booty", "Booty Shake 2" und "Booty Shake Party 2013" sprechen allein durch ihre Titel bereits für ein Übermaß an Redundanz. Sicher, auf einem Frauenarzt-Album sucht man niemals wirklich erfolgreich nach tiefgründigen Thematiken und komplexen Texten. Das wissen Fans genauso gut wie der Rapper selbst ("Ich bin kein Lyriker, du Physiker, ich bin ein Poet", Frauenarzt auf "Rap ist IN"), doch selbst beim dritten und vierten Hören fällt es hier schwer, tatsächliche Inhalte auszumachen. Oberflächliche Phrasen darüber, dass Arzt und Konsorten den tiefsten und härtesten Bass haben und dass auf den täglichen Konzerten und Partys dutzende, spärlich bekleidete Frauen zu sehen sind, bilden den Hauptteil des Albums. Sie ziehen sich so konsequent und nichtssagend durch das gesamte Werk, dass man teilweise das Gefühl hat, es handele sich dabei um einen einzelnen, ewiglangen Track, der ab und an nur durch ein paar Variationen im Beat bereichert wird. Selbst das ist an und für sich noch kein rigoroser Unterschied zu den Vorgängeralben, doch an Stellen, die sonst mit indexgefährdetem Sprücheklopfen gespickt sind, wie man das von Frauenarzt früher schon kannte, warten nun ein paar seichte bis butterweiche Zeilen, wie sie auch auf den Atzenmusik-Alben gerade noch durchgehen könnten. Trotz diverser Untergrundvertreter wie Bogy, Smoky und ACI Krank, bleibt einzig Taktloss auf "Booty Shake Party 2013" mit Zeilen wie "MCs sind wie Nutten und auch Nutten sind nur Frauen" dem alten "So hart, dass es schon wieder unterhaltsam ist"-Motto treu.


    "Ratatatäng – wir sind die Bass Gang /
    Die mit dem Bass die Box zersprengt/
    Unsere Crew hat den tiefsten Bass/
    Bass Gang rebelliert und terminiert alle Biters/
    "
    (DJ Reckless auf "Bass Gang")


    In Hinblick auf das Klangbild lässt sich jedoch durchaus Positives feststellen. Reckless und Arzt produzieren die gewohnte Mischung aus gutem alten Electro, starken Miami Bass-Einflüssen und analogem 808-Sound. Die Beats sind randvoll mit den in den Texten pausenlos so hochgelobten Bässen und wummern hart aus den Boxen. "Sex & Bass" brummt düster vor sich hin, während Frauenarzt und Reckless mit runtergepitchter Stimme als Dr. Sex und Professor Bass über – wie sollte es anders sein – "Sex & Bass" rappen. Gemeinsam mit Basstard, MC Bogy und Manny Marc schreien sie uns als "Bass Gang" auf scheppernden Synthieklängen entgegen, dass sie die mit dem härtesten Bass sind. Hier und da finden sich sogar kleine, klangliche Überraschungen, wie etwa "Mein Schatz", dessen Beat auf der "Tainted Love"-Version des britischen Pop-Duos Soft Cell basiert. So gelingt es dem Sound oftmals, gerade noch über die recht inhaltlosen Texte hinwegzutrösten. Man mag DJ Reckless und Frauenarzt ankreiden können, dass auf "Tanga Tanga 3" nichts gesagt wird, gut klingen tut es allemal. Auch ein Großteil der Hooks kann durch Ohrwurmpotenzial überzeugen, wobei jedoch die 16 mal wiederholte Aufforderung "Shake zu der 808" auf dem gleichnamigen Track auf Dauer eher eintönig als eingängig ist. "Wir sind die Freaks" oder "Bass Gang" dagegen sind recht schnell verinnerlicht und können auch nach mehrmaligem Hören noch mitgegrölt werden. Raptechnische Höhepunkte auf "Tanga Tanga 3" sind zum einen der zuvor schon erwähnte und äußerst amüsante Part von Taktloss auf "Booty Shake Party 2013" und zum anderen Basstard auf "Booty Shake 2", der durch flüssigen Tempowechsel und schnellen Flow nicht nur eine persönliche Glanzleistung, sondern den bestgerappten Part des gesamten Albums abliefert. Im Gegensatz dazu lässt sich auf ACI Kranks Solo "Sexy Sexy" aufgrund des recht monotonen Beats und fragwürdiger Zeilen á la "Du bist so sexy, du bist so geil, sexy, sexy, Sexy-Style" durchaus verzichten. Aufgrund derartiger Tiefen gelingt es den Höhen von "Tanga Tanga 3" kaum einen Ausgleich zu schaffen, weswegen der Gesamteindruck des Albums schlecht bis mittelmäßig ausfällt.


    Fazit:
    Wer sowieso kein Frauenarzt-Fan ist, sollte ohnehin einen weiten Bogen um das Werk machen, doch auch Hörer, die mit freudiger Erwartung auf ein Album aus den guten, alten "Tanga Tanga"-Tagen hoffen, werden wohl eher enttäuscht. Potenzial liegt hauptsächlich in den Beats, während man textlich fast schon das Gefühl hat, Arzt wäre durch das Atzenprojekt "weichgespült" worden. Absolute Hardcore-Fans und Sammler, die ihre "Tanga Tanga"-Reihe komplettieren wollen, werden sich darüber durchaus freuen, und lassen das Album wohl mit breitem Grinsen ins Regal wandern. Dem Rest wäre ans Herz zu legen, dass ungeliebte Weihnachtsgeschenke zum Glück ja meist umgetauscht werden können.



    Wobo Solagl (Daniel Fersch)

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    Nach einem überaus erfolgreichen Jahr samt Spitzenplatzierung in den Charts, fast vollständig ausverkaufter Tour und dutzenden weiteren Höhepunkten bedanken sich Genetikk zum Abschluss noch einmal mit einem Video zu "Alles Möglich" bei ihren Fans. Das Ganze könnt ihr euch ab sofort hier ansehen:


    [Youtube]xAqUeY8i_0U[/Youtube]



    Quelle


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    Kico ist in Geberlaune und beschenkt seine Fans mit gleich zwei neuen Tracks inklusive Videos. Die neuen Werke des VBT-Urgesteins "Wo bist du hin?" und "Reboot" könnt ihr euch ab sofort hier ansehen:


    [Youtube]kj27iTph9dw[/Youtube]


    [YOUTUBE]nTtnM7sXUF4&feature=youtu.be[/YOUTUBE]


    Der Track "Wo bist du hin?" ist außerdem samt einem Remix auf der Plattform Made Music als kostenloser Download verfügbar.


    Quelle


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    Vor Kurzem gab Jan Delay via Facebook den Titel und das Releasedate seines nächsten Albums bekannt. Das Album soll "Hammer & Michel" heißen und am 11. April 2014 erscheinen. Nachdem seine letzten Alben "Wir Kinder vom Bahnhof Soul" und "Mercedes Dance" (2009 und 2006) sehr funkorientiert waren und "Searching for the Jan Soul Rebels" in erster Linie ein Reggaealbum war, versucht Eizi Eiz sich diesmal an bzw. in der Rockszene.



    Quelle


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    Laut media control stieg Max Herre mit dem auf CD und DVD erschienenen Mitschnitt seines "MTV Unplugged"-Konzerts auf Platz 3 der Charts ein. Das Live-Album wurde am 13. Dezember released und enthält unter anderem Gastbeiträge von Joy Denalane, Patrice und Herres Bundesvision Song Contest-Partnerin Sophie Hunger.


    Quelle


    [pushit]13181 [/pushit]

    Zitat

    Original von klatxt
    kann um die Uhrzeit schon mal passieren.
    am 28.02.14 kommts


    Die ersten News usw. aber unangenehm ist's mir trotzdem. Hab mich da jetzt auch auf's Datum des Vorverkaufs bezogen. Aber dennoch nochmals vielen Dank :)



    Seit dem 25.12.2013 ist das neue Album von Morlockk Dilemma und Hiob namens "Kapitalismus Jetzt" vorbestellbar. Das Video zum Titeltrack könnt ihr euch ab sofort hier ansehen:


    [Youtube]_5EVKUjejxg[/Youtube]


    1. Intro
    2. Delirium Tremens (Cuts: Chinch 33)
    3. Kapitalismus Jetzt
    4. Gevatter (Cuts: DJ Ill O.)
    5. Kettenbrief
    6. Heutzutage
    7. Mutterliebe (Cuts: Chinch 33)
    8. Eskapaden
    9. Papierflieger (feat. Retrogott, Sylabil Spill Cuts: Hulk Hodn)
    10. Tag ein Tag aus
    11. Weltenbrand
    12. Gottesfurcht
    13. Lächel nochmal für mich (feat. Flo Mega)
    14. Nur ein Stift (Cuts: DJ D-Fekt)
    15. Notarzt
    16. Fenster zur Welt
    17. Sekt (Cuts: DJ D-Fekt)
    18. Mojow Air (Cuts: Chinch 33)
    19. Zur Sonne zur Freiheit


    Quelle


    [pushit]13177 [/pushit]



    Im Januar 2014 präsentiert euch Just Live zusammen mit der KWU Connection und der Modemarke LA'CLAS die LA'CLAS Jam. Neben diversen Newcomern werden auch etablierte Künstler wie Azad, MoTrip, Vega und DCVDNS sich dort die Ehre geben. Einen Vorgeschmack auf das, was euch erwartet, erhaltet ihr durch den Trailer, welchen ihr euch ab sofort hier ansehen könnt:


    [Youtube]ABgjJm4Tx4s[/Youtube]


    Tickets und weitere Informationen gibt es auf: http://www.laclas-jam.com


    Quelle


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