Beiträge von SK-pe

    Wer kennt sie nicht? Die Werbung, mit der gefühlte 13 Millionen Amateurrapper in Form von Privatnachrichten in hiesigen Internetforen, Profilkommentaren auf Facebook oder Massenmails im Instant Messenger täglich unschuldige Konsumenten befeuern: "Hey, ich habe mein Album fertiggestellt! Es ist vielseitig, individuell und hebt sich von allen anderen ab." Es wäre schön, wenn jedes Release qualitativ so hochwertig wäre, wie angekündigt, aber bei der Masse an Rappern, die seit Beginn des Internetzeitalters rumgeistern, ist das nahezu unmöglich. Die Folge: Der enttäuschte Raphörer bleibt bei Altbewährtem – da kann er ja (meistens) nichts falsch machen – während viele Releases, die bei weitem mehr Aufmerksamkeit verdienen, in der Masse untergehen. Mit dieser Rubrik haben wir uns das Ziel gesetzt, Releases an die Öffentlichkeit zu bringen, die unserer Meinung nach (!) mehr Aufmerksamkeit verdienen. Hier werden weder die Releases überhypter Internetgrößen zu finden sein noch Marketingspezialisten, die nach ihrem zweiten geschriebenen Text schon ein eigenes Label, eine Webseite mitsamt Promoteam und ein von Papi im Hinterhof gefilmtes Musikvideo besitzen. Es geht ausschließlich um die Qualität der Musik, um das Produkt.





    VersOne & bgs – Die strengsten Eltern der Welt


    "Die strengsten Eltern der Welt" ist so ein klassisches Album aus der Kategorie "Producer-Rapper-Kollaboration". Während VersOne die Beats schraubt, legt bgs seine Lyrics darüber. Dass VersOne als Produzent im Titel zuerst genannt wird, hat dabei durchaus einen Grund: Neben den Raps von bgs erwarten den Hörer häufiger Instrumental-Passagen, die dem Beatbauer den nötigen Raum für seine wunderschönen Boom bap-Instrumentierungen schenken. Wenn sich der MC dann aber einschaltet, gibt es feinsten und frischen Oldschool-Rap über Jazz-Samples, knallende Drums sowie Scratches und Cuts von Chuck Morris und Kallsen. Unter den elf Tracks ein instrumentales Highlight auszumachen, fällt tatsächlich sehr schwer – weil einfach jeder richtig bockt und direkt ins Ohr geht. bgs verfeinert diese Sounds mit seinen Betrachtungen über aktuelle Gesundheits- und Lifestyletrends, gesellschaftliche Entwicklungen oder szeneinterne Trends beziehungsweise Missstände. Das Ganze gibt's in feinster Battlemanier, ehrlich und direkt in die Fresse – zwei echte Realkeeper eben, die sich von Modeerscheinungen und festgesetzten Regeln nicht vereinnahmen lassen. Mit diesem kleinen Album haben bgs & VersOne ihre Funktion als "die strengsten Eltern der Welt" mehr als angemessen erfüllt und Szenekollegen und Fans zumindest ein Stück weit erzogen. Wer sich die LP nicht anhört, sollte für immer auf der stillen Treppe sitzen bleiben.


    Bandcamp-Page von VersOne & bgs – kostenfreier Download





    Geeno – PalmaEP


    Wer schon mal mit der Musik der Mainzer Crew Le Bagage in Berührung gekommen ist, hat zwangsläufig auch von Geeno gehört. Dieser war nämlich bis 2013 Mitglied in besagtem Künstlerkollektiv. Doch mittlerweile wohnt Geeno auf der spanischen Insel Mallorca, hat sein Leben dementsprechend neu ausgerichtet und bestreitet daher auch seine musikalische Reise wieder allein. Und wo diese Reise hingeht, wird bereits im Opener von Geenos "PalmaEP" deutlich: Ein deeper, sehr atmosphärischer Beat, getragen von Pianosounds und der großartigen Gesangsstimme von Miriam Isa, untermalt Geenos vorgetragenen Wunsch danach, "frei sein" zu wollen und Neues zu entdecken. Auch auf dem letzten Track "#flaschenpost" beweist Miriam mit einem ähnlich starken Gastpart ihr Talent, indem sie mit Backing-Vocals die vom MC gerappte zwiespältige Liebeserklärung an seine Heimatstadt Mainz untermalt. Zwischen diesen zwei Eckpfeilern, die die Veränderungen und Sehnsüchte nach der Auswanderung des Rappers in den Mittelpunkt stellen, findet der Hörer auf sieben weiteren Tracks unter anderem die "Ode" an die künstlerische Freiheit oder den auf einen lässigen Golden Era-Beat gedroppten Representer "Back 2 The Boots". Geeno präsentiert sich auf allen Tracks technisch versiert und kann sowohl die gefühlvollen als auch die battlelastigen Inhalte immer passend ausdrücken; der Mix aus melodischen und klassichen Oldschool-Instrumentals mit ihrer durchweg hohen Qualität verstärkt dieses positive Bild zusätzlich. Ein echtes Highlight der EP erwartet einen dann noch mit dem siebenminütigen All Stars-Remix zu "Jazzybelle Bars", auf dem zwei Dutzend Rapper gefeaturet werden – unter ihnen zum Beispiel Phreaky Flave, die Azzis mit Herz oder Born. Wenn sich der musikalische Output nach einem umfassenden Tapetenwechsel immer so anhört, wünsche ich mir – ganz ohne bösen Hintergedanken –, dass Geeno noch länger auf Mallorca bleibt und der "PalmaEP" einen genauso guten Nachfolger schenkt.

    Homepage von PushaTV – kostenfreier Download





    robzn – Mach doch mal!


    Der Heilbronner robzn ist releasetechnisch wohl das, was man als ziemlich unbeschriebenes Blatt bezeichnen könnte. Mit der "Mach doch mal!"-EP fiel nun jedoch der Startschuss, der nach eigener Aussage "die Rap-Lawine ins Rollen" bringen soll. Und robzn legt gleich zu Beginn richtig los: Auf "Ich bin" präsentiert er sich mit sehr solidem Flow und witzigen, teils offensiven Zeilen auf einem Kopfnicker-Beat von Peet. Diese technische Versiertheit in Form von cleveren Vergleichen, Flowvariationen und abwechslungsreichem Stimmeinsatz liefert der Rapper auch auf den anderen EP-Tracks und kombiniert sie zudem mit inhaltlicher Vielfalt, was die Vermutung aufkommen lässt, dass der Spruch mit der Lawine nicht nur heiße Luft ist. So nimmt er sich auf "Takt" die Leistungsgesellschaft und ihre Belastung für das Individuum zur Brust, betrachtet die inflationäre Nutzung des Kunst-Begriffs sarkastisch-kritisch ("Gunst der Kunst") oder zerpflückt ganz einfach andere Rapper auf "Querfeldein". Unterstützt wird das Ganze durch die ebenfalls abwechslungsreichen Beats, die neben Peet unter anderem auch von Diano Beats und Prototune stammen. Da wechseln sich gekonnt sanftere Drums zu Scratches und E-Gitarren-Sounds ("Rückblick" feat. vrob) mit schnelleren, tanzbaren Synthie-Klängen ("#jung") oder einem Kopfnicker-Beat mit Orgel-Akkorden ("Gunst der Kunst") ab, ohne robzn in den Hintergrund zu drängen. Nach acht Tracks verstummen die Boxen dann und mir kreist nur ein Gedanke durch den Kopf: Alter, starker Start – mach doch mal 'n Album!


    Homepage von robzn – kostenfreier Download





    Gozpel – Symphatoz


    Bei den Kollegen von Rap am Mittwoch konnte sich Gozpel schnell durchsetzen und das Publikum für sich gewinnen. Um das daraus resultierende Aufsehen ideal zu nutzen und um zu beweisen, dass er auch abseits der Battlebühne abliefern kann, veröffentlichte G.O.Z. nun sein Debütalbum "Symphatoz". Und auf insgesamt 18 Tracks zeigt er dann auch, dass er wirklich mehr drauf hat als einfaches Punchline-Geballer. Der Wunsch nach Selbstverwirklichung "'an dem Tag', an dem wir keine Zweifel haben", findet beispielsweise genauso Platz wie der etwas andere Party-Sauf-Song "Lalala". Dabei überzeugt der Berliner nicht nur mit technischer Versiertheit und Wortwitz, sondern auch durch die abwechslungsreichen Instrumentals, auf die er seine Texte packt. Egal, ob im "Intro" passenderweise Gospelklänge ertönen oder ein Trap-, Boom bap- oder "Gute-Laune-Cro"-Beat im Hintergrund läuft: Gozpel beherrscht sein Handwerk perfekt und dominiert das breite, aber stimmige Soundbild nach Belieben. Aufgelockert wird die Tracklist des Albums durch vier RAM-Runden-Skits, die für Erheiterung sorgen, und die Featurebeiträge von Cence ("Niemand ist perfekt"), Crackaveli ("Mal verliert man mal gewinnt man") und Serk ("Sie weiß es nicht"). Alle Künstler fügen sich gut in das Album ein, wobei der Gastgeber stets den Ton angibt. "Symphathoz" ist nicht nur dem Namen nach eine interessante Selbstpräsentation Gozpels, die definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient hat, da für viele Geschmäcker ein passender Sound dabei ist.


    Amazon – zu kaufen





    Beatkid – Spiegelbild EP


    "Heb mal deine Arme hoch, bis zur Atemnot!" – eine simple Aufforderung, die eigentlich schon (fast) alles über die "Spiegelbild EP" von Beatkid sagt. Für den Rapper, den einige vielleicht als Teilnehmer verschiedener Battleformate kennen, steht die Competition im Vordergrund. Deshalb gibt es auf acht Tracks hauptsächlich Representer, feinste Battlelines und Rap über Rap auf die Ohren. Hungrig und energiegeladen geht Beatkid über die Instrumentals und gibt sich dabei selbst Props, schießt gegen die Szene oder lässt statt der Gegner auch mal Frauen "zappeln wie bei Parkinson" ("Heartbreaker"). Die Instrumentierung, für die neben Digital Drama, Fred M8 Beats, Juhdee und Tunezy auch Ceipek und Eko-Stammproduzent Phat Crispy verantwortlich zeichnen, wird dominiert von harten Drums in verschiedenen Geschwindigkeiten sowie diversen Intrumental- und Vocal-Samples. Diese Soundgrundlage unterstreicht die druckvollen Raps des Erfurters. Raptechnisch unterstützt wird dieser lediglich auf einem Track von Ali As, der nicht nur einen richtig guten Part, sondern gemeinsam mit dem Hauptakteur eine echte "Ohrwurmhook" und den meiner Meinung nach besten Track des Releases abliefert. Battlerap-Fans und Kopfnicksportler werden die "Spiegelbild EP" auf jeden Fall feiern und die Arme bis zur "Atemnot" oben lassen.


    Die "Spiegelbild EP" bei uns im Forum




    Du kennst jemanden (oder bist gar selbst der Meinung, dass du jemand bist), der dem Titel "Unknown King" gerecht werden kann? Diese Person hat erst vor Kurzem einen Tonträger oder Freedownload veröffentlicht, der eine Erwähnung in diesem Artikel wert ist? Schick eine Bewerbung mit dem Betreff "Kings – *Künstlername*" bitte ab sofort wieder an [email protected]. Bitte beachtet aber, dass wir nicht auf jede Anfrage persönlich antworten können. Ihr werdet sehen, ob das Release dann letztendlich seinen Platz in dieser Sammlung findet. Viel Erfolg!



    (Sascha Koch)



    Eine Woche ist vergangen, seit Kay One seinen Track "Tag des jüngsten Gerichts" veröffentlichte, auf dem er neben Bushido unter anderem auch seinen ehemaligen Chablife-Kollegen Jaysus disste.
    Dieser antwortete jetzt seinerseits in Form von "Tag des dümmsten Gesichts", einem Track samt Video gegen Kay.
    Doch der ließ mit einer Antwort nicht lange auf sich warten und veröffentlichte rund zwei Stunden später einen weiteren Diss in Richtung Jaysus namens "Dr. Evil". Unter folgenden Links kannst Du Dir beide Tracks anhören:


    Jaysus – Tag des dümmsten Gesichts


    Kay One – Dr. Evil



    [azlink][/azlink]


    [pushit]15380[/pushit]



    Am 09. Januar 2015 veröffentlicht Schwesta Ewa ihr Debütalbum "Kurwa". Mit "Escortflow" feierte nun bereits die zweite Vorab-Auskopplung inklusive Video Premiere. Hier kannst Du "Escortflow" sehen und hören:


    [YOUTUBE]sWob6QZEIZg[/YOUTUBE]


    Quelle


    [azlink]Kurwa (Ltd Red Light Box)[/azlink]


    [pushit]15379[/pushit]



    Eko Fresh veröffentlichte am gestrigen Sonntag auf seinem Youtube-Channel das Video zum Track "Leko Mio". Unterstützt wird Freezy auf dem Titel von einer ganzen Reihe szenebekannter Kollegen, unter ihnen Ali As, B-Tight, Ercandize, Separate, Timeless und Tatwaffe. Produziert wurde die Auskopplung aus Ekos Album "Deutscher Traum" von Phat Crispy.
    Sieh hier das Video zu "Leko Mio":


    [YOUTUBE]JCwsJMzJiuA[/YOUTUBE]


    Quelle


    [azlink]Deutscher Traum (Premium Edition)[/azlink]


    [pushit]15378[/pushit]



    Der Österreicher Nazar ist ab Januar auf "Freundlicher DiktaTOUR". Zur Einstimmung darauf veröffentlichte er jetzt ein "Tour Exclusive" samt Video, das Du Dir hier ansehen kannst:


    [YOUTUBE]SAmDi35chBU[/YOUTUBE]




    http://Quelle


    [azlink]Camouflage[/azlink]


    [pushit]15377[/pushit]



    Via Facebook teilt der Frankfurter Rapper Azad seinen Fans mit, dass sich das Release seines neuen Albums, welches den Titel "Nebel" tragen soll, auf unbestimmte Zeit verzögern werde. Damit kann der ursprüngliche Veröffentlichungszeitraum, der noch in diesem Jahr liegt, nicht eingehalten werden. Als Grund dafür gibt der Künstler die schwierige Suche nach einem geeigneten Label an.



    [pushit]15372[/pushit]

    Wer kennt sie nicht? Die Werbung, mit der gefühlte 13 Millionen Amateurrapper in Form von Privatnachrichten in hiesigen Internetforen, Profilkommentaren auf Facebook oder Massenmails im Instant Messenger täglich unschuldige Konsumenten befeuern: "Hey, ich habe mein Album fertiggestellt! Es ist vielseitig, individuell und hebt sich von allen anderen ab." Es wäre schön, wenn jedes Release qualitativ so hochwertig wäre, wie angekündigt, aber bei der Masse an Rappern, die seit Beginn des Internetzeitalters rumgeistern, ist das nahezu unmöglich. Die Folge: Der enttäuschte Raphörer bleibt bei Altbewährtem – da kann er ja (meistens) nichts falsch machen – während viele Releases, die bei weitem mehr Aufmerksamkeit verdienen, in der Masse untergehen. Mit dieser Rubrik haben wir uns das Ziel gesetzt, Releases an die Öffentlichkeit zu bringen, die unserer Meinung nach (!) mehr Aufmerksamkeit verdienen. Hier werden weder die Releases überhypter Internetgrößen zu finden sein noch Marketingspezialisten, die nach ihrem zweiten geschriebenen Text schon ein eigenes Label, eine Webseite mitsamt Promoteam und ein von Papi im Hinterhof gefilmtes Musikvideo besitzen. Es geht ausschließlich um die Qualität der Musik, um das Produkt.





    Neonschwarz – Fliegende Fische


    2010 taten sich Johnny Mauser und Captain Gips zusammen und veröffentlichten das gemeinsame Album "Neonschwarz". In der Folge ist aus dem Albumtitel das Projekt Neonschwarz und mit Female MC Marie Curry und Spion Y an den Cuts aus dem ursprünglichen Duo ein Quartett geworden – laut eigenem Pressetext auf der Homepage ihres Labels Audiolith eine richtige "HipHop Supergroup". Nach einer EP im Jahr 2012 hat diese nun ihr Album "Fliegende Fische" an den Start gebracht. Der Facettenreichtum und die Bedeutung von Kontrasten, wie sie durch Band- und Albumtitel bereits angedeutet wurden, sind hier zentral für Neonschwarz. Werden auf dem Opener "Legen ab" beispielsweise noch titelgemäße Seefahrer-Metaphern zum Besten gegeben, bekommen auf "Neonschwarzer Block" und "2014" rechte Ideologien ihr Fett weg. Auf dem Titeltrack des Albums wiederum wird die Selbstbestimmtheit und Einzigartigkeit jeder einzelnen Person hervorgehoben. So vereint Neonschwarz Gesellschafts- und politische Kritik, eine autonome Lebensphilosophie und persönliche Betrachtungen mit klassischen Rap-Elementen in feine Lyrics verpackt auf insgesamt zwölf Tracks. Soundtechnisch gibt es an "Fliegende Fische" ebenfalls nichts zu bemängeln. Die Instrumentals bestechen größtenteils durch ihren organischen Jam-Session-ähnlichen Klang. Während "Fliegende Fische" und "Hinter Palmen" mit schnellen Drums und melodischen Akustik-Gitarren zu wirklich eingängigen, Chart-tauglichen Songs avancieren, kreieren die Kopfnicker-Beats zu "Ypsilon" oder "Die Schwizzys" samt Scratches und Cuts eine angenehme Oldschool-Atmosphäre. Zusätzlich zu den konstant stark auf diese Beats gepackten Raps der Künstler kann Marie Curry auch mit ihrem gesanglichen Talent punkten, da sie mit ihren teils Ohrwurm-verdächtigen Hooks das Soundbild auflockert und um eine weitere Facette bereichert. Da kann man auch verzeihen, dass ein, zwei Anspielstationen im Vergleich dazu qualitativ ein wenig abfallen, ist "Fliegende Fische" doch im Großen und Ganzen ein durchweg gut hörbares Album. Fazit: Wenn jemand meint, die Zukunft von Deutschrap schwarzmalen zu müssen, dann doch bitte in neonschwarz.


    Homepage von Audiolith – zu kaufen





    Monaco F – 1


    "Du bist doch 'der von Doppel D'!" – so stellt sich Monaco F zu Beginn seiner "1"-EP vor, nur um selbstironisch nachzuschieben: "Wer ist denn Doppel D überhaupt?" Eigentlich eine gute Frage, doch einigen Raphörern dürfte schon zu Ohren gekommen sein, dass die besagte Zwei-Mann-Crew Doppel D, bestehend aus ebenjenem Monaco F und Gräm Grämsn, für etwas Besonderes, nämlich für Rap auf Bayrisch, steht – und das schon seit einiger Zeit und mit beachtlichem, regionalem Erfolg. Nach mehreren gemeinsamen Releases und Touren bringt Monaco Fränzn den weiß-blauen Dialekt in Reimform jetzt eben mit einem Soloprojekt an die Leute. Das Ergebnis ist sowohl raptechnisch als auch in Sachen Beats ein richtiger Hammer. Natürlich erscheint die für die meisten wohl ungewohnte Mundart zunächst befremdlich, doch gehen die Raps von Fränzn vor allem flowlich einfach sehr gut ins Ohr. Außerdem muss man sich so auch einmal genauer oder häufiger mit einem Track und dessen Text auseinandersetzen, um ihn auch wirklich zu verstehen. Wenn man sich darauf einlässt, kann man erfahren, wie der Rapper trotz selbst diagnostizierter "Bierallergie" die Nacht durchmacht und seine Pflichten auf Übermorgen verschiebt. Mit dem gepitchten Voice-Sample im Hintergrund, das die Bassline eines "A Milli"-ähnlichen Beats bildet, entsteht daraus ein Track, der auf keiner guten Party fehlen darf. An anderer Stelle philosophiert Monaco F sehr beschwingt und begleitet von Jazz-Gitarren und Scratches darüber, dass man sein Leben "so oder so" und auch abseits von gängigen Idealen wie Haus bauen und Baum pflanzen leben kann. Auf dem gesamten Release wechseln sich witzige und nachdenkliche Inhalte sowie straighte Rap-Ansagen mit ernsthafter Selbstbetrachtung ab. Diese Form der Wandelbarkeit liefern auch die Instrumentals. Samples von bayerischen Schlagern werden in den unterschiedlichsten Geschwindigkeiten mit Gitarren, Trompeten und knallenden Drums kombiniert – und trotz des variablen Klangspektrums wirkt jeder Beat zum jeweiligen Track passend und das Gesamtkonstrukt absolut stimmig. Zum Abschluss von "1" gibt es mit dem Remix zu "der von Doppel D" dann noch einmal ein echtes Highlight auf die Ohren, denn hier haben sich neben dem Hauptprotagonisten auch noch zahlreiche namhafte Featuregäste auf einem Track versammelt. So liefern beispielsweise Monaco Fs Partner Grämsn, Fatoni oder Moop Mama-Sänger Keno erstklassige Parts ab und ergänzen ein sehr rundes Gesamtbild. Mit gerade einmal fünf Tracks ist diese EP dann zwar doch ein sehr kurzweiliges, aber dennoch sehr lohnendes Vergnügen. Denn in Zeiten, in denen sich die musikalischen Vertreter einer Jugendkultur häufig mit Zukunftskrisen ihrer Generation auseinandersetzen, erscheint es positiv erfrischend, dass Monaco F seinen Platz in Szene und Gesellschaft gefunden hat und seine bayerische Identität auf so sympathische Art und Weise präsentiert.


    "1" auf Monaco Fs SoundCloud-Page anhören





    Falk – Sprechgesang und Schabernack


    Gleich vorweg: Wer wegen des Namens Falk davon ausgeht, dass es sich bei "Sprechgesang und Schabernack" um das Werk des bekannten und geschätzten Journalisten-Kollegen und Deutschrap-Urgesteins handelt, liegt total falsch. Viel mehr ist hier die Rede von der aktuellen EP eines jungen und talentierten Rappers aus Duisburg – und die kann sich wirklich hören lassen. Auf sieben Tracks präsentiert sich Falk dem Hörer mit einem durchweg soliden Flow und ansprechenden Reimen. Inhaltlich konzentriert sich der MC, passend zum Titel, meist auf sein eigenes musikalisches Talent und nimmt mit seinen teils humorvollen Zeilen nicht nur rappende Kollegen oder diverse Modeerscheinung, sondern auch mal sich selbst aufs Korn. So beschreibt er beispielsweise, warum auch "OhneMooswaslos!" ist, erzählt über sein Dasein als "Experte" für Rap oder stellt seinen "Hunger" nach mehr Aufmerksamkeit und Erfolg der trägen Verfressenheit seiner Mitmenschen gegenüber. Auch "Reimezähler", der gemeinsame Track mit dem einzigen Featuregast Johnny Rakete, weiß durch teils witzige, teils offensive Aussagen in den Texte sowie durch die starke Vortragsweise beider Rapper zu gefallen. Klanglich untermalt wird die gesamte EP durch die von Meister Lampe und HawkOne gebauten Beats. Diese kommen meist oldschoolig daher; mal dienen lockere Piano-Melodien, mal Swing-Samples mit Blasinstrumenten-Sounds als Grundgerüst. Durch diese Instrumentals werden die roughen, aber auch die lockeren Raps von Falk durchweg passend unterstützt, was für echten Hörgenuss sorgt. Nachdem die letzten Klänge verstummt sind, wird wohl jeder lobend anerkennen, dass Falk außer Schabernack vor allem eines im Sinn hat: Sprechgesang mit guter Qualität.


    Rapblokk.com – kostenfreier Download





    Acyr & Lord Wax – REAKTANZIA


    Es war um die Jahrtausendwende herum, als sich die Hannoveraner Crew MB1000 aus dem Umfeld von Künstlern wie Spax oder Ferris MC in der hiesigen Rapszene einen Namen machte. Seitdem ist eine Menge Zeit vergangen, die Drei-Mann-Kombo gibt es mittlerweile leider nicht mehr. Doch nun lässt Lord Wax, seines Zeichens DJ und Beatproducer von MB1000, mit der kompletten Instrumentierung der "REAKTANZIA"-EP des ebenfalls aus Hannover stammenden Acyr wieder von sich hören. Mit einer Mischung aus lockeren G-Funk-Sounds ("Kool Killer"), harten Drums zu Dubstep-Tönen ("Reaktanzia") und Rap-typischen Kopfnicker-Beats ("Fukushima") setzt Lord Wax den Rapper abwechslungsreich, aber immer passend und auf einem technisch hohen Niveau in Szene. Acyr wiederum nutzt diesen Klangteppich perfekt aus und gibt ansprechende Lines zum Besten, die gekonnt einen Laid-Back-Style mit nachdenklichen Inhalten verbinden. Egal, ob er sich selbst als verträumtes, positiv gestimmtes "Wlknknd" vorstellt oder auf "Il Pleu" die traurige Veränderung einer zwischenmenschlichen Beziehung verarbeitet – die Stimme des Rappers wirkt lässig und ungezwungen on point. Trotzdem können die Textinhalte immer mit der nötigen Nachdrücklichkeit vermittelt werden. Dadurch ist die "REAKTANZIA"-EP von Acyr & Lord Wax ein starkes Stück Musik, was sich – dem Titel entsprechend – gängigen Trends zum Trotz von anderen Releases problemlos abheben kann.


    Bandcamp – kostenfreier Download




    Du kennst jemanden (oder bist gar selbst der Meinung, dass du jemand bist), der dem Titel "Unknown King" gerecht werden kann? Diese Person hat erst vor Kurzem einen Tonträger oder Freedownload veröffentlicht, der eine Erwähnung in diesem Artikel wert ist? Schick eine Bewerbung mit dem Betreff "Kings – *Künstlername*" an [email protected]. Bitte beachtet aber, dass wir nicht auf jede Anfrage persönlich antworten können. Ihr werdet sehen, ob das Release dann letztendlich seinen Platz in dieser Sammlung findet. Viel Erfolg!



    (Sascha Koch)


    Den Augsburger eRRdeKa könnte man schon als Phänomen bezeichnen. In relativ kurzer Zeit gelang es ihm, eine große Anzahl an Fans um sich zu scharen – und das ohne ein kommerzielles Release, nur durch Free Mixtapes und Videos. Außerdem wurde kein Geringerer als Prinz Pi auf den Rapper aufmerksam, was dazu führte, dass dieser im Sommer 2013 als erster Künstler auf Pis Label Keine Liebe Records unter Vertrag genommen wurde. Mit dem ersten Splash!-Auftritt und dem bald erscheinenden Solo-Debütalbum "Paradies" verspricht auch das Jahr 2014 für eRRdeKa ein Erfolg zu werden. Im Rahmen des bekanntesten HipHop-Festivals auf deutschem Boden hatten wir die Gelegenheit, mit ihm über all das und vieles mehr zu sprechen ...


    rappers.in: Zu Beginn würden wir gerne wissen, was es mit der merkwürdigen Schreibweise deines Künstlernamens auf sich hat und ob du uns darüber aufklären kannst?


    eRRdeKa: Der Name eRRdeKa stammt aus meiner Sprayerzeit, die aber nicht allzu lange angedauert hat. Das war so mit 15 Jahren und in dem Alter hat man sich ja gerne von anderen abgehoben. Ich heiße Raphael und hab' mich damals "Raphi da King" genannt, also "RdK". Der einzige Grund, warum ich das so geschrieben hab', war eigentlich, dass – wenn man RdK bei Google eingibt – man schnell alles findet ... außer meine Mucke. Und deswegen hab' ich mir gedacht: Schreib's einfach mal so aus, dann findet man dich leichter. Das ist eigentlich keine krasse Story, aber der Grund dafür. (lacht)


    rappers.in: Du hast vor Kurzem bekanntgegeben, dass du dein Debütalbum "Paradies" diesen Oktober veröffentlichen wirst. Lebst du denn gerade in einem Paradies oder ist das eher Wunschdenken? Und von welcher Art Paradies ist bei dir da die Rede?


    eRRdeKa: Wunschdenken ist auf jeden Fall schon mal ein guter Begriff dafür. Momentan bin ich natürlich nicht im Paradies. Zurzeit ist alles ziemlich schwierig für mich, weil ich neu in dieser ganzen Musikbranche bin und gerade alles professioneller wird. Deswegen schwankt das ein bisschen. Aber auf dem Album geht es grundsätzlich darum, dass man versucht, an einen Ort zu kommen, an dem man sorglos ist und keinen Stress mehr hat oder einfach mit sich selbst im Reinen ist. Es geht so ein bisschen um das Flüchten. Um die Probleme, die man jetzt in meinem Alter hat und die auch die Musik mit sich bringt. "Paradies" ist einfach der stärkste Begriff dafür, wo man dann sein oder wie man sich fühlen möchte.


    rappers.in: Denkst du, dass du das mit dem Album schaffen wirst? Dass du danach wirklich im Paradies angekommen bist, sowohl mental als auch musikalisch gesehen? Weil Künstler sich ja immer weiterentwickeln – du sagst ja selbst, dass du gerade noch sehr jung bist ...


    eRRdeKa: Ich denk' mal, dieses Album ist auf jeden Fall ein guter Grundstein dafür, um sehen zu können, wie meine Musik überhaupt bei der breiten Masse ankommt. Das ist mir ziemlich wichtig ... Also, es ist im Grunde genommen nicht wirklich wichtig, aber dann denk' ich mir halt: Okay, das kommt an und das hab' ich erst mal abgehakt und jetzt kann's weitergehen. Es ist auf jeden Fall eine Basis für ein gutes Leben danach. (grinst)


    rappers.in: Würdest du das Paradies auch musikalisch für dich festmachen oder sagen, du könntest das Paradies auch anderweitig erreichen, wenn Musik in deinem Leben als Künstler nicht so existent wäre? Hast du irgendeinen anderen Antrieb oder ein Ziel, wo du auf jeden Fall hin willst?


    eRRdeKa: Das große Ziel ist einfach, mit sich selbst im Reinen und innerlich beruhigt zu sein, um irgendwann einfach sagen zu können: Jetzt passt alles, ich fühl' mich wohl, ich hab' alles, was ich brauche, und mir geht's gut. Es geht um diese Sorglosigkeit. Egal, wie ich das jetzt erreiche. Wenn es mit der Musik nicht klappt, geh' ich wieder zurück in meinen Grafikdesignerjob und ... (überlegt) mal gucken. Ich lass' mich auf jeden Fall überraschen. (lacht)


    rappers.in: Wenn ich das Wort "Paradies" höre, stelle ich mir einen wunderschönen Ort vor – manche denken dabei zum Beispiel an eine einsame Insel. Ein Ort, an dem alles so läuft, wie du es haben willst. Ist das Album denn auch genauso fröhlich, gerade wenn du sagst, dass es sich auch mit Problemen beschäftigt?


    eRRdeKa: Nee, es ist eigentlich der totale Kontrast dazu. Aber genau das wollte ich auch erreichen. Wenn man den Titel hört, denkt man an ein Cover mit vielen bunten Sachen, Vögeln und Sonnenschein. Ich wollte einfach diesen Kontrast erzeugen. Das Paradies findet eigentlich nur im Kopf statt. Die ganzen Tracks sind ziemlich flächig, melancholisch, episch und weit. Ein bisschen Paradies steckt da schon mit drin, aber es ist jetzt keine "Happy-Mucke".



    rappers.in: Seit circa einem Jahr stehst du bei Prinz Pis Label Keine Liebe Records unter Vertrag. Kannst du uns denn berichten, wie der Kontakt zustande kam? Und was uns besonders interessieren würde, ist, ob es etwas Besonderes für dich ist, als erster Künstler auf dem Label gesignt worden zu sein?


    eRRdeKa: Ich habe mir Pis Platte "Kompass ohne Norden" auf Vinyl gekauft und hab' mir das angehört, weil ich selbst schon länger Prinz Pi-Fan bin. Danach hab' ich ihm ohne irgendwelche Hintergedanken einfach an die Pinnwand gepostet: Geiles Album, Props aus Augsburg! Und das haben dann anscheinend ziemlich viele Leute geliked. Wenn normalerweise irgendwelche Fans an Künstler-Fanseiten posten, gibt's dafür vielleicht maximal ein, zwei Kumpel-Likes, aber da waren es dann schon mehrere. So sind die Leute von Keine Liebe auf mich aufmerksam geworden – mega Glück natürlich, klar (grinst) – und haben sich meine Sachen angehört. Im Anschluss hab' ich mich einfach mit meinen beiden jetzigen Managern zum Essen und Kennenlernen getroffen. Da waren auch noch ein paar andere Sachen im Gespräch, aber ich fand schon immer cool, was die machen und zwischenmenschlich hat das auch perfekt gepasst. Ab da war die Sache für mich eigentlich schon klar. Das ist ja auch eine krasse Ehre für mich, als erster Künstler bei Keine Liebe gesignt zu werden. Also, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich weiß auch nicht, woher dieses Glück eigentlich kommt. Es läuft bisher alles perfekt, ich fühl' mich total wohl und dieser ganze Independent-Kram, alles Familiäre und dieses "Alles lieber selber machen statt es aus der Hand zu geben" ist irgendwo schon immer mein Ding gewesen.


    rappers.in: Wie eng stellt sich die Beziehung zwischen dir und Prinz Pi denn aktuell dar? Du hast das Familiäre und den Independet-Aspekt ja gerade schon angesprochen.


    eRRdeKa: Das Album haben wir, also mein Producer Max Mostley und ich, komplett zusammen gemacht. Da hat uns niemand reingeredet, wir haben uns einfach auf die Mucke konzentriert und alles so gemacht, wie wir wollten. Dann haben wir die Demo-Songs an mein Management geschickt und die ganze Zeit überlegt: "Oh Gott, was halten sie jetzt davon? Es kann alles schief gehen, es kann aber auch alles gut gehen." Am Ende waren aber alle cool damit und begeistert. Pi ist eigentlich mehr für diese Artwork-Geschichten und ein paar kleine Änderungen zuständig. Er mischt sich jetzt nicht tausendprozentig in die Musik ein, aber er hilft schon, klar. Aber es ist halt mehr so, dass jeder sein eigenes Ding macht. Ich mein', jeder hat ja auch seinen eigenen Kopf und Plan, was er erreichen will – und das ergänzt sich alles ganz gut.


    rappers.in: Was für Erwartungen und Ansprüche hast du an dich selbst gestellt, was dein Album-Release betrifft? Gerade auch, weil du unter Pis Labelflagge stehst?


    eRRdeKa: Ich hab' ja zuvor tausende Mixtapes, Free-Tracks und so weiter rausgebracht und das war auch alles ganz gut. Aber das hier ist jetzt mein Debüt-Album, das wahrscheinlich mehr Leute mitbekommen werden, und da war mein Anspruch an mich selbst auch megahoch. So lange habe ich noch nie für irgendwelche Tracks gebraucht. Ich wollte einfach abliefern. Man hat natürlich einen gewissen Druck, aber für mich ist der auch immer ganz gut, weil ich mich dann meistens noch mehr in die Texte reinsteiger' und versuche, alles perfekt zu machen. "Paradies" ist quasi meine erste Visitenkarte, die die meisten bekommen. Und die muss perfekt sein.


    rappers.in: Würdest du dich selbst als Perfektionist bezeichnen? Gerade, weil du eben gesagt hast, dass du wahnsinnig viel da reingesteckt und viel länger im Studio an den Texten gesessen hast als sonst. Natürlich hast du dann einen gewissen Druck auf dir, aber würdest du da von Perfektionismus sprechen?


    eRRdeKa: (lacht) Bis zu einem gewissen Grad versuche ich auf jeden Fall, Perfektionist zu sein. Aber irgendwann denk' ich mir auch: Okay, reicht jetzt. Oft ist es auch so, dass, wenn man sich zu lang mit Tracks oder Texten beschäftigt, dieser ganze Vibe einfach verloren geht, den man hatte, als man den Track angefangen hat. Wenn man sich am nächsten Tag noch mal hinsetzt und darüber nachdenkt, wird's irgendwann zu verkopft und auch nicht mehr cool. Also, bis zu 'nem bestimmten Punkt geht das, aber irgendwann muss es auch reichen.


    rappers.in: Und wie ist das mit Kritik? Viele Künstler geben ihre Platte oder einzelne Tracks guten Freunden oder jemandem, dem sie eng vertrauen, der aber gar nichts mit Rapmusik zu tun hat. Willst du da eher dein Ding machen oder lässt du dir reinreden und nimmst Feedback dankend an? Gerade vielleicht auch von Pi, wenn er sagt: "Ich würde das und das anders machen"?


    eRRdeKa: Ich nehm' die Kritik von Leuten, die 'nen Plan haben, auf jeden Fall an. Also, ich zeig' das natürlich meinen Kumpels, um eine neutrale Meinung zu bekommen, aber ich weiß dann schon: Okay, das sind meine Kumpels, die sagen meistens: "Geil, Alter!" Es ist ja auch eine ganz andere Sache, wenn du das irgendwelchen anderen Leuten zeigst. Aber ich höre allgemein schon auf die Meinungen anderer ... nur müssen die dann auch gut begründet sein. Ich bin auf jeden Fall nicht so ein krasser Ego, was das betrifft.


    rappers.in: Kommen wir mal kurz zu deinem Logo. Das ist mit allerlei mystischen Zeichen versehen – setzt du dich denn auch viel mit Verschwörungstheorien auseinander?


    eRRdeKa: Nur ein bisschen – nicht so viel, dass ich jetzt 'ne Psychose davon bekommen würde. Es gibt ja Leute, die sich total damit auseinandersetzen und dir so krasse Geschichten erzählen, bei denen du dir dann denkst: "Oh, oh! Nee!" (lacht) Ich find' einfach dieses ganze Okkulte, Mystische und die Logos megainteressant, weil keiner wirklich weiß, was dahintersteckt. Da hab' ich mir dann einfach ein Logo draus gebastelt und fand das cool. Das sorgt natürlich auch für Gesprächsstoff, aber Gesprächsstoff ist ja immer gut und teilweise auch polarisierend (grinst) ... und so ist mein Logo entstanden. Ich bin ja auch Grafikdesigner und habe da einen gewissen Anspruch.


    rappers.in: Das sieht man schon an den Tattoos auf deinen Armen – das ist schon alles etwas kreativer.


    eRRdeKa: Auf jeden Fall. Ich könnte auch nie jemandem meinen Namen geben und ihn dann ein Logo daraus machen lassen. Das ist nicht so meins. Ich versuche einfach, so viel wie möglich – da sind wir wieder bei dem Independent-Gedanken – selbst zu machen, weil ich dann ganz genau weiß: Das ist von mir, ich steh' dahinter und da kann mir keiner was sagen.


    rappers.in: Hast du denn trotz allem einen Favoriten unter den Verschwörungstheorien? Wenn du sagst, dass du dich ein bisschen damit beschäftigst, dein Logo darauf basiert und du es interessant findest, dass man nicht weiß, woher das alles kommt?


    eRRdeKa: Puh ... (überlegt) Eigentlich nicht. Ich habe mir zwar mal ein paar Sachen durchgelesen, aber es geht mir allgemein nur darum, wie es aussieht. Dieser tiefere Sinn dahinter spielt erstmal nur eine Nebenrolle, weil die meisten den eh nicht checken. (lacht)


    rappers.in: Diesbezüglich ist die NSA-Affäre ja trotzdem ein noch relativ aktuelles Thema. Hast du die Geschehnisse dazu verfolgt und wie sieht da deine persönliche Meinung aus?


    eRRdeKa: Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich da gar nichts zu sagen kann. Also, ich hab' schon gehört, dass da irgendwas passiert, aber ich hab' so viel Mucke im Kopf, da beschäftige ich mich einfach nicht damit.



    rappers.in: Obwohl du ja – und das, finde ich, ist eigentlich das richtig Interessante – bisher kein "richtiges" Solo-Debüt veröffentlicht hast, hast du dennoch einen relativ großen Slot auf dem Splash! erhalten. Genauso hast du ja auch relativ viele Facebook-Fans. Das ist für jemanden, der noch nie ein Album, sondern nur Mixtapes und Videos rausgebracht hat, ja schon eine große Nummer. Was denkst du, woran das liegt?


    eRRdeKa: Ich weiß auch nicht, woher das kommt oder wieso ich – nicht im Sinne von meinem Aussehen – so attraktiv auf die Kids wirke. Ich glaube, dass da einfach alles mit reinspielt. Die selbst designten Klamotten, die wir machen, die Videos ... Das hat alles ein bisschen unseren Zeitgeist getroffen. Wir hatten auch ein Video namens "Ja ich bin Hipster", das uns irgendwie sehr nach oben geschoben hat. Es ist aber natürlich blöd, wenn das mit so einem Video und der Aussage passiert. (lacht) Das hängt mir immer noch nach, obwohl der Track eigentlich komplett ironisch gemeint war. Aber ... Ja, ich kann's, ehrlich gesagt, nicht sagen. Es ist wohl alles zusammen: die Musik, das ganze Erscheinungsbild und weil ich, glaube ich, einfach so bin, wie ich bin, und mir bisher alles selber aufgebaut hab'. Vielleicht wirkt das auf manche Leute sympathisch.


    rappers.in: Wie war denn dein erster Splash!-Auftritt? War das ein Wunsch, den du dir damit erfüllt hast?


    eRRdeKa: Natürlich! Auf dem Splash! aufzutreten, steht auf der Rapper-Checkliste ja ganz oben. Aber es war echt megakrass! Ich war noch nie so aufgeregt wie vor diesem Auftritt. Aber als wir dann auf die Bühne gekommen sind und gesehen haben, dass alle Leute mitgemacht haben und die Menge meinen Namen gerufen hat, bevor ich überhaupt da war und auch nach dem Auftritt noch ... Puh, das war schon geil. Habt ihr's euch auch angesehen?


    rappers.in: Ich hab' es leider hauptsächlich nur gehört. Aber ich bin mal oben rumgegangen und hab's mir kurz von hinten angesehen, als da die ganzen Leute standen. Und es war wirklich gut besucht.


    eRRdeKa: Voll gut! (lacht)


    rappers.in: Vor allem hat man da auch mal was Greifbares vor sich, weil Facebook-Likes zwar schön und gut sind, aber das sagt ja nichts darüber aus, wer im Endeffekt tatsächlich deine Musik kauft oder ...


    eRRdeKa: ... vor der Bühne steht, genau.


    rappers.in: Zu guter Letzt würden wir gern von dir wissen: Wenn du dir eine Zeit im Deutschrap aussuchen könntest, in der du gern aufgewachsen wärst – welche wäre das und warum?


    eRRdeKa: Pff ... (überlegt) Wann waren denn diese ganzen Berlin Crime-Untergrund-Geschichten?


    (aus dem Hintergrund): Ende der '90er.


    eRRdeKa: Dann auf jeden Fall Ende der '90er Jahre. Da wäre ich gern in Berlin gewesen und hätte auch ein bisschen mitgerappt. Dieses ganze Berlin Crime-, Bassboxxx-Zeug und Berliner Untergrundrap. Ich hab' auch noch so ein "Berlin bleibt Untergrund"-Shirt. Das fand ich auf jeden Fall alles ziemlich fett. Da wär' ich gern am Start gewesen und hätte auch ein bisschen Porno-Rap gemacht. (lacht)


    rappers.in: Wo du das mit dem Porno-Rap ansprichst: Glaubst du denn, dass sich deine Raps dann auch anders entwickelt hätten?


    eRRdeKa: Also, mir wurde schon ein paar Mal gesagt, dass sich meine Raps ein bisschen danach anhören – die Battletracks zum Beispiel. Das ist bei mir noch ein wenig unbewusst verankert, weil ich das halt früher bis zum Abwinken gehört habe. Deswegen hat das vielleicht schon ein wenig Einfluss auf mich genommen. Aber wenn ich Mucke mache, versuche ich, mich ein bisschen frei von anderen Künstlern zu machen, weil ich sonst zu sehr von deren Beats und Texten beeinflusst werde. Deshalb höre ich immer ganz andere Mucke, wenn ich so ein Album mach', damit ich nicht wie irgendjemand anderes klinge.



    (Kristina Scheuner & Sascha Koch)