Beiträge von lupa


    Über längere Zeit hinweg war es relativ still um Audio88 & Yassin. Zwar tauchten hier und da vereinzelte Tracks oder sogar Single-Vinyls auf, aber auf ein komplettes Album mussten Fans beharrlich warten – bis zu diesem Jahr. Denn in Kürze soll ihr "normaler Samt", der Nachfolger des 2010 releasten "Nochmal zwei Herrengedeck, bitte.", erscheinen. Eine erste Kostprobe auf das Release gab es vor einigen Wochen schon einmal mit dem Titel "Köfte und Schnitzel", etwas mehr von der neuen LP durften hingegen die Besucher der Tapefabrik in Wiesbaden hören. Dort präsentierte das etwas unkonventionellere Rapduo nämlich ein paar brandneue Songs aus "Normaler Samt" – Grund genug für uns, Audio88 & Yassin auch gleich noch ein paar Fragen zu stellen.


    rappers.in: Auf dem Track "Die Quadratur des Dreiecks", der im letzten Jahr erschienen ist, hieß es noch: "Wir releasen zwei Jahre nichts – Deutschrap bleibt wack". Wenn ihr euch dessen damals schon bewusst gewesen seid, wieso kam es dann zu keinem Release?


    Yassin: Na ja, wir haben ja diesen Song releast ...


    rappers.in: Das ist ja kein Album.


    Yassin: Also, entschuldige mal, das waren zwei Tracks ... Na ja, okay – der eine war ein Remix. (lacht) Aber es war ein Release!


    Audio88: Ich finde es ganz förderlich für die Musik, wenn nicht jeder Rapper jedes Jahr ein Album und ein Mixtape rausbringt, sondern man sich auch mal Zeit lässt und mit der Musik auseinandersetzt.


    Yassin: Dann darfst du aber nicht uns nennen. (beide lachen)


    Audio88: Die eine Woche nach Polen fahren und da ein Album zusammenrotzen. Nee, wir gehen normal arbeiten und haben beide ein richtiges Leben, abseits von diesem HipHop-Zirkus. Und dann dauert eine Platte einfach länger, da man am Wochenende auch gerne mal fernsieht.


    Yassin: Ich glaube, dazu muss man sagen: Nach dem letzten Album hatten wir schon eine ...


    Audio88: (unterbricht) ... Sinnkrise?


    Yassin: Was heißt "Sinnkrise" ... Ein Jahr lang stand es erst mal außer Frage, dass wir ein neues Album machen. Dann haben wir in Halbjahres-Zyklen, in denen man zusammenhockt und in das Album reinhört, festgestellt, dass wir ein ziemlich gutes Album gemacht haben. Ohne uns jetzt krass loben zu wollen. Gerade auch für unsere Ansprüche – und das setzt einen tatsächlich unter Druck. Man möchte natürlich nicht etwas wesentlich Schlechteres abliefern. Also muss es etwas anderes sein, auch für einen selbst. Denn auch, wenn Andere das positiv sehen und sagen, dass man sich nochmal getoppt hat: Wenn man das selbst nicht so empfindet, kommt es nicht raus. So schätze ich uns jedenfalls ein.


    Audio88: Das zweite Album ist auch nicht die konsequente Fortsetzung vom ersten, sondern eher das erste Album in besser. Jetzt nochmal ein drittes Album zu machen, das genau dieselben Themen abarbeitet und genauso klingt ... Darauf hatten wir einfach keine Lust. Wir mussten uns also erst mal besinnen. Wir haben zwischendurch ja auch andere Projekte gemacht, nur kein gemeinsames Album.


    rappers.in: Ihr habt eben angesprochen, dass ihr "nicht jedes Jahr releasen müsst" – auch, weil ihr beide berufstätig seid. Fühlt ihr euch dennoch unter Druck gesetzt, überhaupt zu releasen? Oder macht ihr konsequent nur dann Musik, wenn ihr Lust und Zeit habt?


    Yassin: Ich habe schon Druck oder denke zumindest mal an das Releasen, aber diesen Druck nehme ich nicht als Öffentlichkeitsdruck wahr. Es gibt vielmehr bestimmte Personen, die so einen Zustand oder ein Gefühl in mir hervorrufen können. Zum Beispiel, wenn Freunde von uns, die auch Musik machen, auf uns zukommen und meinen: "Kommt mal ausm Arsch." Dann bedeutet mir das was. Oder Leute, bei denen ich weiß, dass sie uns von Anfang an supportet oder schon immer aufm Schirm gehabt haben. Falk zum Beispiel, der uns jedes Mal danach fragt und von dem wir wissen, dass das Ganze für ihn eine Liebhabersache ist. Dann merkt man auch, dass die Musik nicht nur eine Bedeutung für Leute hat, die die CD kaufen und die Lieder toll finden. Für manche ist das Ganze mehr eine Gegenposition zu anderen Dingen. Dann habe ich manchmal das Gefühl, dass das, was wir machen, nicht jeder machen kann und dann ist es vielleicht auch blöd, wenn man nichts macht.


    rappers.in: Dieser Druck kann aber nicht auch durch ständige Fanfragen, wann denn endlich ein neues Album kommt, ausgelöst werden?


    Yassin: Wir haben ja nicht mit dem Ziel, Fans zu bekommen, damit begonnen, Musik zu machen. Wir freuen uns über Leute, die das hören, aber das Ziel war nicht, dass es möglichst viele Leute geben soll, die das hören. Es läuft andersherum: Das musikalische Schaffen hat Auswirkungen auf die Hörerschaft. Jetzt zu sagen, dass die Hörerschaft das musikalische Schaffen bestimmt, ist, glaube ich, zum einen nicht wirklich realisierbar. Und wenn es doch realisierbar ist, dann sieht man zum anderen ja meistens, was dabei rauskommt.


    rappers.in: Jetzt soll ja bald ein neues Album erscheinen: Ihr habt kürzlich "Normaler Samt" angekündigt und auf Facebook geschrieben, dass ihr damit fast fertig seid. Wonach klingt "Normaler Samt"?


    Audio88: So, wie er sich anfühlt. (grinst)


    rappers.in: Aber Samt ist doch ganz kuschelig und weich.


    Yassin: Ja, aber dieser Samt ist normal.


    Audio88: Das macht ja das Album aus.


    Yassin: Das ist wahrscheinlich das Normalste, das wir beide ... ich will jetzt nicht sagen "je geschrieben haben", aber es ist auf jeden Fall sehr normal.


    rappers.in: Ist es das Normalste, das ihr musikalisch je gemacht habt?


    Yassin: Musikalisch nicht, aber textlich.


    rappers.in: Hat es Reime?


    Audio88: Ja. (lacht) Unsere Alben haben immer Reime.


    rappers.in: Darüber haben wir schon mal diskutiert, vor drei Jahren. Eure Alben hatten nämlich nicht immer durchgehend Reime ...


    Audio88: Aber Yassin hat immer Reime!


    Yassin: Immer?! Ich hab' natürlich manchmal bewusst keine Reime oder verschiebe sie. Ich hasse "normale" Reime. Und sag' jetzt mal nicht Haus-Maus als Beispiel, weil das immer genannt wird, aber nehmen wir mal: Bratwürste-Drahtbürste. Das ist rein phonetisch ein durchgängig korrekter Reim. Eigentlich interessiert es mich nicht, was Leute dazu sagen, ob ich nun reime oder nicht. Aber man lernt, glaube ich, schon in der Grundschule oder in der Unterstufe, was ein Jambus ist und so eine Scheiße. Da lernt man auch, dass es unsaubere Reime gibt, die aber trotzdem Reime sind. "Unsauber" ist dann nur ein Adjektiv und keine Bewertung.


    Audio88: Aber von meiner Seite wird mehr gereimt als auf der letzten Platte.


    rappers.in: Aus Spaß an der Reimerei?


    Audio88: Genau, aus Spaß! (alle lachen) Ich habe vorher aus Ernst nicht gereimt und jetzt reime ich eben aus Spaß. (grinst)


    Yassin: Das musst du dir merken!


    Audio88: Wir sind ja noch nicht fertig mit dem Album, das notiere ich mir kurz.


    rappers.in: Wo wir gerade schon bei dieser Reimgeschichte sind: Könnt ihr die Musik von technisch einwandfreien Rappern feiern?


    Audio88: Klar! Morlockk Dilemma. Das ist halt eine Ausnahme, weil er es trotzdem schafft, gute Songs zu schreiben.


    Yassin: Ein Beispiel wäre auch Eminem, bei dem die Songs einfach nur noch Dreck sind. Textlich sind sie zwar manchmal noch immer sehr intelligent und clever, aber musikalisch kann ich mir das nicht mehr geben. Technisch ist es aber so, dass man den Song nochmal hören muss, obwohl er einem im Ohr weh getan hat. Wie der Typ rappt, ist einfach unfassbar! Ich finde, eine wichtige Sache ist, ob man das sauber auf den Takt hinkriegt. Das schaffen viele nicht. Aber bei Eminem ist das einfach immer zu hundert Prozent perfekt.



    rappers.in: Wenn du das jetzt auf Deutschrap beziehst: Da gibt es ja auch einige Technikrapper, die wahnsinnig beliebt sind ...


    Yassin: Ich finde es ja immer gemein, "Technikrapper" zu sagen. Dilemma und Hiob sind zum Beispiel nicht Technik-fixiert – sie sind da zwar sehr präzise und bestimmte Sachen gefallen ihnen auch nicht, wenn es in ihren Augen falsch gemacht wird, aber das ist nicht deren Hauptaugenmerk und das merkt man auch am Inhalt der Texte. Die beiden schreiben meiner Meinung nach die besten Texte in Deutschland.


    Audio88: Ja!


    Yassin: Wenn man auf die Texte hört und die Technik ausblendet, dann nimmt man die Musik auch ganz anders wahr. Sie haben einfach zwei Ebenen drin, was ich auf der einen Seite sehr beneidenswert finde, aber gleichzeitig ist es auch ein Fluch, weil das viele Leute der Technik wegen ablehnen oder sagen, dass sie sich gleich anhören. Und keiner hört dann letztendlich darauf, was sie eigentlich inhaltlich sagen. Ich glaube, man kann sich da auch im Weg stehen, aber das interessiert die beiden gar nicht, denke ich.


    rappers.in: Vielleicht liegt es auch daran, dass sie zum nebenbei Hören recht anstrengend sind.


    Audio88: Das sind wir ja auch.


    Yassin: Unsere Musik soll man auch nicht nebenbei hören. Wir haben auch festgestellt, dass unsere Musik sau anstrengend ist und wir können teilweise nicht verstehen, wie Leute das zum Trinken hören. Wenn ich ein Bier in mich reinschütte, dann will ich doch nicht etwas hören, bei dem ich gleich zu heulen anfange. Allein des Taktgefühls wegen.


    rappers.in: Und was unterscheidet nun "normalen Samt" von den anderen Samt-Sorten?


    Audio88: (grinst) Ich muss sagen, ich habe "Blauer Samt" nie gehört. Und ich habe "Grüner Samt" nie gehört. Also, Letzteres habe ich wirklich nie gehört und von "Blauer Samt" kenne ich halt so zwei, drei Lieder, aber ich bin auch kein großer Torch-Fan. Das kam halt, wie alle unsere Albentitel, aus einer Schnapsidee. Es gibt den blauen und den grünen – und wir machen halt einfach den normalen Samt.


    Yassin: Die Sache ist, dass das ja kein Unsinn ist. Wir wussten: Wenn wir jetzt noch ein Album machen, dann wird das unser Klassiker, den wir neu auflegen, wenn wir 40 werden oder der Klassiker 40 wird – oder auch beides. Wir sind sehr normal und da lag es nah, dass wir den "normalen Samt" machen.


    rappers.in: Findest du denn, dass "Grüner Samt" ein Klassiker ist?


    Yassin: Nein, aber das ist ja Martens Einschätzung. (lacht) Er wird ja einen Grund gehabt haben, wieso er es "Grüner Samt" genannt hat.


    rappers.in: ... Und wieso gibt es dieses Mal kein "Herrengedeck" mehr? Was hat sich mit dem Sprung vom Herrengedeck zum Samt auf musikalischer Ebene bei euch geändert?


    Audio88: Zum einen – was man mal erwähnen sollte –, dass der großartige Torky Tork das komplette Album produziert. Er war vorher noch nie auf unseren Platten zu hören. Torky ist ein sehr guter Freund von uns aus Berlin. Aber was sich vor allem unterscheidet, ist, dass wir auf den anderen Alben eine Themenvielfalt hatten, die hier jetzt nicht mehr da ist.


    Yassin: Die Grundlage des Unterschieds zwischen den Herrengedecken und dem Samt ist, dass sich unsere Einstellung zur Musik, aber auch zu vielen anderen Dingen, einfach geändert hat. Das waren einfach unsere "Coming of Age"-Jahre ...


    Audio88: (unterbricht) Das war unsere "Sturm und Drang"-Zeit!


    Yassin: Ja. Ich war relativ frisch in Berlin angekommen, als wir unsere Herrengedecke gemacht haben, und bin beruflich und finanziell noch herumgeirrt. Ich hatte zu dem Zeitpunkt einfach eine ganz andere Perspektive. Wenn ich mir diese alten Alben mal anhöre, kann ich diese damalige Situation noch nachvollziehen. Aber ich merke auch, dass ich sowas jetzt nicht nochmal hingeschrieben bekomme.


    Audio88: Muss man aber auch nicht nochmal.


    Yassin: Nee, muss man nicht. Aber das Niveau, auf dem man bestimmte Themen verarbeitet hat, überrascht einen dann doch manchmal selbst.


    rappers.in: Ist es eigentlich nicht komisch, wenn man nach Jahren noch mit alten Tracks auftritt?


    Audio88: Ja, es ist komisch, aber es ist auch ein bisschen so, als würdest du deine Kindheitsfotos angucken. Es macht trotzdem Spaß, sich das anzusehen, auch wenn du so nicht mehr aussiehst.


    Yassin: Man spielt ja auch nicht wahllos alles.


    Audio88: Wir haben auch nicht den Anspruch, zeitlose Musik zu machen. Es ist eine Momentaufnahme davon, wie es uns damals ging und was uns bewegt hat. Natürlich sind wir jetzt andere Menschen. Es wäre schlimm, wenn es nicht so wäre. Wenn es danach geht, sollte sich wahrscheinlich jeder Mensch jedes Jahr weiterentwickeln, sodass er sich nicht mehr zu hundert Prozent mit den Liedern identifizieren kann, die er ein Jahr vorher rausgebracht hat. Es gibt schon Lieder, die wir nicht mehr live spielen, weil wir sie nicht mehr so gerne hören und deshalb aus dem Live-Set schmeißen. Aber wenn wir Lieder wie "Nichts" rappen, dann kommen die halt aus einer Zeit, in der wir nichts hatten. Das ist heute nicht mehr so, aber ich habe kein schlechtes Gefühl dabei, das Lied zu spielen.


    rappers.in: Würdet ihr sagen, dass das dann die prägendsten Tracks eurer Karriere sind, die euch auf eurer musikalischen Laufbahn begleitet haben?


    Yassin: Nein. Man ist ja auch stolz auf bestimmte Leistungen. Ich glaube nicht, dass Scorsese sagt, "Taxi Driver" darf nie mehr aufgeführt werden, obwohl er in dem Film wahrscheinlich sehr viele Fehler findet und es heute anders machen würde. Es ist für einen selbst also immer noch schön, wenn man damit auf die Bühne gehen kann, Leute das immer noch gut finden und man merkt, dass man damals schon auf einem Level war, das heute noch funktioniert.


    rappers.in: Schreibt ihr eure Texte eigentlich komplett runter oder sammelt ihr hier und da Zeilen?


    Audio88: Wir schreiben immer durch.


    Yassin: Eigentlich schon. Manchmal hat man natürlich auch spontane Einfälle oder Situationen, die man sammelt.


    rappers.in: Und seid ihr teilweise nach Jahren in der Situation, dass ihr einen Text von euch seht, aber gar nicht begreifen könnt, dass ihr selbst den mal geschrieben habt?


    Audio88: Ja, aber wir waren auch oft sehr betrunken, wenn wir geschrieben haben. (grinst)


    Yassin: Es ist dabei nicht so, dass man einen Filmriss hat, aber ich denke, man enthemmt sich stückweise und Assoziationen werden aufgedeckt, auf die man nüchtern vielleicht nicht gekommen wäre. Oder man schreibt etwas, das man gar nicht so gemeint hat, aber nüchtern sieht man dann irgendeine Metaebene darin, die nie so gedacht war und die einen dann überrascht. Das passiert schon häufiger.


    rappers.in: Laut eigenen Angaben wartet ihr nur noch auf das Thomas D.-Feature. Wen findet man denn noch so auf dem Album?


    Audio88: Wenn Leute drauf sind, sind es Freunde von uns.


    Yassin: Es werden nicht so viele drauf sein, aber die, die es sind, haben wir sehr gerne.


    Audio88: Und wenn, dann sind es Leute, die man auf unseren Platten bisher noch nicht gehört hat.


    rappers.in: Im ersten Vorboten auf "Normaler Samt", "Köfte & Schnitzel", differenziert ihr zwischen dem MCeen und "richtiger Musik" und trefft die Aussage, dass "richtige Musik" nicht so gut wie das MCeen sei. Was habt ihr denn genau gegen die Entwicklung "vom MC zum Musiker"?


    Yassin: (zu Audio88 gerichtet) Also das ist ja sein Text!


    Audio88: (zu Yassin gerichtet) Das muss er auch nicht so absegnen.


    Yassin: Wir haben zwar ein Vetorecht bei den Texten des jeweils anderen, aber ...


    Audio88: ... das kam noch nie wirklich zum Einsatz.

    Yassin: Doch, das gab's ein- oder zweimal.


    Audio88: Ah ja, stimmt. Das erwähne ich nicht, war aber auch zu Recht!


    Yassin: Ansonsten sind das schon zwei Meinungen, die vertreten werden, aber eben eine Schnittmenge haben. Das wollte ich nur mal generell sagen, auch für die folgenden Interviews. Was ich geschrieben habe, kommt aus meinem Kopf, und was Audio88 geschrieben hat ...


    Audio88: (unterbricht) ... hat Sentence geschrieben! (beide lachen)


    Yassin: ... größtenteils er geschrieben.


    Audio88: Größtenteils! Die Reime! Nee, das ist falsch interpretiert. Ich habe mich eher über Leute lustig gemacht, die der Meinung sind, wenn sie eine scheiß Gitarre in die Hand nehmen und sich einen Schal umwickeln, plötzlich Musiker zu werden und keine Rapper mehr sein zu müssen. Und sich dann so hochstilisieren, als würden sie mit Bob Dylan surfen. Ich bin jetzt auch 31 und muss mir keinen darauf runterholen, dass ich erwachsen geworden bin und jetzt lieber R.E.M. höre. Es geht auch nicht um eine Live-Band oder darum, dass jemand eine Sample-basierte Platte macht, sich dann eine Liveband sucht und auf die Bühne geht. Ich hab' nichts gegen Livemusik. Was ich ekelhaft finde, ist, wenn Leute acht Rapalben machen und sich dann eine Gitarre nehmen und sagen, dass sie jetzt richtige Musik machen ... Als wäre Rap keine richtige Musik. Das ist ja auch eine Verleumdung von Rap an sich. Nur, weil jetzt jemand ins Studio kommt und Gitarre und Drums einspielt, macht es das nicht mehr zur Musik, als wenn sich ein Torky Tork an die MPC setzt, ein gutes Sample sucht und daraus einen geilen Beat baut.



    rappers.in: Abseits eurer Zusammenarbeit zu zweit hattet ihr vor einiger Zeit auch ein Kollaboprojekt mit Morlockk Dilemma, Hiob und Ecke Prenz unter dem Namen "Die Bestesten" ...


    Yassin: Ach, keine Frage zu den Bestesten. Da kann man dahinter schreiben, dass der Manager von Audio88 und Yassin sagte: "Keine Frage zu den Bestesten."


    rappers.in: Und dann schreiben wir: Manager war gar nicht im Raum.


    Audio88: (lacht) Aber was ist denn das für eine Frage?


    rappers.in: Die Frage ist, ob da in absehbarer Zeit nochmal was kommt.


    Yassin: Keine Frage zu den Bestesten. (alle lachen)


    Audio88: Man weiß nie, was geschieht. In Planung ist nichts.


    rappers.in: Wir finden, dass man viel zu wenig Persönliches von euch weiß, da ihr euch teilweise gerne hinter Sarkasmus und Zynismus versteckt. Darum wollen wir jetzt eine kleine Charakterstudie durchführen: Wir finden, dass es einiges über einen Menschen aussagt, wie er seine Sonntage verbringt. Darum darf uns jeder von euch jetzt den Ablauf seines typischen Sonntags beschreiben, vom Aufstehen bis zum Einschlafen.


    Audio88: Ich töte Babyrobben. Jeden scheiß Sonntag. Das ist ein anstrengender Job, aber wenn ich es nicht tun würde, müssten es irgendwelche Immigranten tun.


    rappers.in: Wo sind denn die Babyrobben?


    Audio88: Berlin-Wedding 65.


    rappers.in: Liegen die da auf der Straße?


    Audio88: Da gibt es so eine Halle. Ich hol' die immer ausm Gesundbrunnen. (lacht)


    rappers.in: Und mit was tötest du sie?


    Audio88: Mit meinen Händen. Alles andere ist unmännlich.


    Yassin: Unmenschlich vor allem auch.


    rappers.in: Machst du das alleine oder in einer Gruppe?


    Audio88: Größtenteils alleine, weil viele meiner Freunde auch sonntags sagen, ich solle sie in Ruhe lassen mit dem Scheiß und dass sie chillen, Playstation spielen und kiffen wollen und keinen Bock darauf haben, Babyrobben zu töten. Aber Yassin kam schon einmal mit. Nur ist das nicht so seins. Meine Freundin kommt manchmal mit, die hasst Babyrobben auch.


    rappers.in: Was macht ihr dann, wenn sie tot sind?


    Audio88: Ich mach' mir Sneakers draus.


    rappers.in: Schöne Schuhe! Und du, Yassin?


    Yassin: Ich mache halt das, was man in Berlin so macht: Ich suche schöne Straßen und schöne Läden.


    Audio88: Die dann sonntags für dich öffnen.


    Yassin: Ja, manchmal, gibt so ein paar. Ansonsten ... Wenn ein guter Film im Kino läuft, gehe ich hin. Ich hab' mir letztes Jahr ein Theaterabo geholt, da darf man aber leider nur einmal pro Monat hingehen. Manchmal schmuggel' ich mich noch ein zweites Mal pro Monat hinein. Das mache ich auch gerne sonntags. Und gebe viel Geld aus, jeden Monat so 100 bis 200 Euro ... und das immer sonntags.


    rappers.in: Wir nähern uns dem Ende unseres Interviews. Zum Abschluss würden wir gerne auf eure offensichtliche Antihaltung gegenüber einigen neumodischen Trends kommen, ob in Sachen Deutschrap, Modeerscheinungen oder Verhaltensweisen. Darum dürft ihr jetzt mal etwas Frust abbauen: Welche Trends nerven euch am meisten?


    Audio88: Kindesmissbrauch. (lacht)


    Yassin: Ich weiß ja, worauf gerade angespielt wird. Ich muss sagen, ich hab' mich ein bisschen beruhigt, seit ich nicht mehr in Kreuzberg wohne und auch nicht mehr wirklich im Ghetto, sondern in der Mitte, wo man sich eigentlich allem öffnen muss. Kreuz-Kölln, praktisch. (lacht)


    Audio88: Boah, Alter!


    Yassin: Ich glaube, was mich tatsächlich an Trends stört, ist, dass Leute immer mehr Trends mögen. Man hat das Gefühl, dass schon adaptiert wird, bevor man überhaupt verstanden hat, was es für ein Trend ist. Was war denn da so der letzte?


    Audio88: Twerken?


    Yassin: Twerken ist ja kein Trend in dem Sinne. Ich finde, dass die Leute nicht mal verstanden haben, dass das zu einer Subkultur gehört, sondern nur denken, dass es eine gewisse Relevanz hat, weil es in der Masse auftritt. Das ist die stupideste Form des Konsums: "Das haben viele Leute, das hat einen gewissen Wert". Wenn das vor 100 Jahren schon so gewesen wäre, dann wäre unsere Welt wahrscheinlich am Ende. Deswegen befürchte ich, dass es in den nächsten Jahrzehnten sehr unangenehm und absurd wird, was diesen blinden Konsum von scheinbar begehrten Objekten angeht. Ich glaube, die Leute wurden noch nie so manipuliert und von Werbung verarscht, dabei war Werbung früher tatsächlich was Neues. Mittlerweile weiß jeder, dass da gelogen wird, und trotzdem ist es einfach, Menschen dazu zu bringen, bestimmte Dinge zu feiern. Egal, was es ist und woher es kommt.


    rappers.in: Findest du es gefährlich, wenn Künstler bei so etwas mitmachen?


    Yassin: Letztendlich gehören die ja dazu. Der Künstler hat selbst die Möglichkeit, zu sagen, dass er kein Werbeobjekt sein will. Wenn er sich dazu entscheidet, eines zu sein, dann ist er eins.


    rappers.in: Zu guter Letzt dürft ihr uns an dieser Stelle noch mitteilen, welche Trends man unbedingt etablieren sollte.


    Audio88: Also, ein Trend muss ja jetzt nicht unbedingt etwas Schlechtes sein. Wenn ein Trend dahin geht, dass sich Menschen bewusster ernähren, ist das ja erst mal nichts Verkehrtes.


    Yassin: Ein Trend ...


    Audio88: (unterbricht) ... ist ja erst mal wertefrei.


    Yassin: Genau. Und vor allem eine beobachtende Bezeichnung. Man kann ja nicht sagen, dass man jetzt einen Trend auslöst oder startet. Das kann man zwar manipulieren oder kontrollieren, aber an sich ist es nur die Beschreibung von einem Phänomen. Das lässt sich immer erst an der Wirkung festmachen. An sich kann man sagen, dass die Leute gebrauchte statt neue Klamotten kaufen sollten, weil es einfach so viele gibt. Wenn die Leute aber zu blöd sind, um einen ästhetischen Trend wahrzunehmen und diesen gebrauchten Look in neu und teurer als die Basics kaufen, dann ist das eine absurde Verkehrung des eigentlich guten Trends. So gesehen kann man Trends eigentlich erst in Etappen beurteilen. Es gibt eben sehr viele Trends, die meiner Meinung nach wahnsinnig früh kommerzialisiert werden, was absolut absurd ist. Ich glaube, man könnte eine antikapitalistische Revolution ausrufen mit sehr viel Öffentlichkeitswirksamkeit und es würde trotzdem ein Unternehmen geben, das es zu einer kapitalistischen Revolution umbenennt. Das ist das, was mich an Trends so stört.


    rappers.in: Und was wäre jetzt der Trend, den ihr etablieren wollen würdet?


    Yassin: Dass die Leute sich nicht mehr jedem Trend anschließen.



    (Florence Bader & Kristina Scheuner)
    (Foto 01 von Tobias Hoffmann, Foto 03 von Thomas von Wittich)


    Das Splash!-Festival rückt immer näher: Heute wurden die letzten Tickets für das vom 11. bis 13. Juli in Ferropolis stattfindende Groß-Event verkauft, doch ein Opener steht nach wie vor nicht fest. Allerdings bewegen wir uns in großen Schritten gen Halbfinale der diesjährigen VBT Splash!-Edition, an deren Ende der Preis des Opening-Slots auf dem Festival wartet. Nachdem gestern die Rückrunden der Battles auf der linken Turnierbaumhälfte auf unserem Channel eingereicht wurden, gibt's auf dem Channel des Splash!-Mags heute die letzten vier Runden des Viertelfinales zu bestaunen. Damit werden dann auch die Begegnungen RoyalFam gegen Rote Bande und Primatune gegen ME-L Techrap & MoooN komplettiert und warten auf ihre Bewertung durch unsere Jury. Die Videos werden im Laufe des Abends online gestellt, einen Überblick über sämtliche Battles erhaltet Ihr hier:


    Zur Übersichtsseite.


    Dort habt Ihr unter den einzelnen Battles ab sofort auch die Möglichkeit, per Uservoting für Eure Favoriten abzustimmen. Mit den endgültigen Ergebnissen der Jury ist am 9. und 10. April zu rechnen. Direkt im Anschluss starten die Fristen für die Hinrunden des Halbfinales.



    (Florence Bader & Pascal Ambros)


    Fans der gepflegten Onlinebattle-Unterhaltung dürften bereits seit zwei Wochen sehnlichst auf die Rückrunden im Viertelfinale unserer diesjährigen VBT Splash!-Edition warten. Nun denn: Die Folter hat ein Ende. Für die beiden Begegnungen Brennpunkt gegen Cold Turkey und Flensburg gegen Mikzn70 & Akfone ist am heutigen Mittwoch Fristende. Das bedeutet: Im Laufe der Nacht werden alle Battles der linken Turnierbaumhälfte auf dem rappers.in-Channel durch die noch fehlenden Rückrunden komplettiert. Die Battles der rechten Turnierbaumhälfte folgen morgen auf dem Splash!-Mag-Channel. Hier gelangt Ihr zur Übersichtsseite der VBT Splash!-Edition 2014 und damit zu allen Videos:


    Zur Übersichtsseite.


    Direkt im Anschluss startet die Frist für die Jury. Mit den Ergebnissen ist am 9. und 10. April zu rechnen – dann wird feststehen, welche vier Crews ins Halbfinale einziehen und ihrem Auftritt auf Europas größtem HipHop-Festival wieder einen Schritt näher gekommen sind.



    (Florence Bader & Pascal Ambros)

    Zitat

    Original von Waldog
    Endlich haut Ihr das mal raus, jetzt fehlt nurnoch das Audio und Yassin Interview =)


    Gutes Interview, hoffe mal er findet noch genug zum drüber schreiben.


    wer bist du?


    Für den Wuppertaler Rapper Prezident dürfte das vergangene Jahr das bisher erfolgreichste seiner über zehnjährigen Karriere gewesen sein: Mit seinem ersten offiziellen Verkaufsalbum "Kunst ist eine besitzergreifende Geliebte" gelang ihm erstmals der Sprung in nahezu alle HipHop-Medien. Der sonst gar nicht mal so geliebte "Hype" wächst und erst vor Kurzem war er gemeinsam mit Hiob und Morlockk Dilemma auf deren "Kapitalismus Jetzt"-Tour als Supportact unterwegs. Wir trafen den "Whiskeyrapper" auf der diesjährigen Tapefabrik und stellten ihm einige Fragen zu der aktuellen Entwicklung seiner Karriere ...


    rappers.in: Du hast es in den letzten Monaten geschafft, eine viel größere Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen, als noch im Jahr davor. Letztlich hat es sogar für den JUICE-Artikel gereicht, obwohl du das Magazin in deiner Vergangenheit des Öfteren negativ in Lines wie "Ich geb' nichts auf die JUICE und die JUICE nichts auf mich" erwähnt hast. Wie sehr macht sich diese erweiterte Reichweite bei dir gerade bemerkbar?


    Prezident: Man kommt halt mit irgendwelchen Menschen, die etwas für einen machen könnten oder wollen, ins Gespräch – im Bereich Booking zum Beispiel. Das is' es. Oder auch bei den Auftritten selbst: Beim vorletzten Mile of Style hatten die ein bisschen Probleme beim Einlass und deswegen war die Halle bei mir nur zum Drittel voll. Aber bei dem Drittel hat man auch gemerkt, dass 70 Prozent eher auf Lance Butters gewartet haben. Beim letzten Mile of Style sah das dann schon ein bisschen anders aus.


    rappers.in: Also merkst du das sowohl an Anfragen aus der Szene, zum Beispiel von Magazinen, als auch am Fanzuwachs?


    Prezident: Genau.


    rappers.in: Und wie fühlt sich das an? Du bist ja auch jemand, der ein wenig das Gefühl vermittelt, dass ihm so etwas nicht so wichtig ist ...


    Prezident: 2008 kam mein "Kleiner Katechismus". Das war zu einer Phase, in der Rap kommerziell insgesamt recht matt war. Da war gerade der Snaga & Pillath-Hype vorbei und die sind auf einmal vor 20 Leuten aufgetreten. Damals ist auf jeden Fall extrem viel gefloppt oder hat zumindest nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die es verdient hätte. Danach, ab 2010/2011, ist wieder ein Hype entstanden, Sachen haben sich besser verkauft und momentan gibt es wieder mehr Veranstaltungen wie etwa das Mile of Style oder die Tapefabrik. Aber dieser allgemeine Hype hatte auch damit zu tun, dass ich mir überlegt habe: Jetzt könnteste auf jeden Fall nochmal reinhauen, wenn du noch ein Album machst – und dann einfach schauen, was du damit reißt. Es ziehen halt auf einmal auch viele Leute an einem vorbei, die erst seit zwei Jahren am Start sind und gerade eine EP gemacht haben. Da denkt man sich: Was ist hier eigentlich schief gelaufen?!


    rappers.in: Hast du dann damit gerechnet, dass plötzlich von allen Seiten aus nur positive Resonanz auf dein Album kam?


    Prezident: Ich fand auch mein Album davor, "Neueste Erkenntnisse vom absteigenden Ast", schon extrem gut. Aber bei KIEBG war es auch so, dass wir wirklich einen Plan hatten: Wir haben vorher drei gute Videos rausgehauen und die Connections, die wir über die Jahre hinweg aufgebaut haben, nochmal angezapft. Und im Endeffekt ist dann alles noch besser gelaufen, als ich gedacht habe. Aber dass das letzte Jahr ein guter Zeitpunkt war, noch ein Album rauszuhauen, hab' ich mir schon gedacht.


    rappers.in: Du bist also auf jeden Fall strukturierter rangegangen?


    Prezident: Ja. Beim letzten Album hab' ich nur ein Video zu dem Track "Als wollte Gott uns ersaufen" gemacht, weil ich eigentlich keine Lust hatte, Videos zu drehen. Das hatten wir auf meiner Terrasse gedreht und ich bin für eine Szene eben nochmal die Straße runter gelaufen. Dieses Mal hab' ich mir gedacht: Ich geb' mir jetzt extra Mühe. Ich hatte ein ganz gutes Videokonzept bei "Succubus" und auch bei "Antimärchen" – der Dreh bei Letzterem ging zwar nur eine halbe Stunde, aber das Konzept war gut. Insgesamt hat einfach alles gut geklappt. Wie gesagt, ich hab' schon ungefähr damit gerechnet – aber Sachen wie die Platzierung in den Jahres-Top 10 der JUICE waren dann doch sehr überraschend und erfreulich von daher. Mit Platz zwei bei Herr Merkt zum Beispiel, damit hätte ich so oder so gerechnet.


    rappers.in: Mit dieser größeren Reichweite hat dein Album "Kunst ist eine besitzergreifende Geliebte" auch sehr viel mehr Hörer erreicht als alles, was du davor veröffentlicht hast. Woran liegt das? Glaubst du, dass deine Musik sich geändert hat und vielleicht zugänglicher geworden ist?


    Prezident: Das Album ist ja ein bisschen mehr straighter Boom bap als die anderen Sachen. Davor waren meine Sachen noch ein wenig mehr ausgeschert, als ich zum Beispiel mal ein Gaggball-Feature hatte oder Sounds, die mehr in eine Industrial-Richtung gehen. Und "Kunst ist eine besitzergreifende Geliebte" hat mehr so ein konservatives Soundbild, wogegen ich mich früher ein bisschen gewehrt habe. Als ich "Kleiner Katechismus" gemacht habe, wollte ich auf keinen Fall so ein traditionelles New York-Soundbild haben, aber das neue geht schon mehr in diese Richtung. Es ist wesentlich klassizistischer. Aber das liegt auch einfach daran, dass ich meine Beats früher selbst gemacht und nie so hingekriegt habe, wie ich wollte. Ich hätte zu dem Zeitpunkt immer ganz gerne solche Beats gehabt wie Audio88 & Yassin auf ihrem zweiten "Herrengedeck". Mit Dizztorded ging das dann schon in diese Richtung, aber der hat sich immer sehr schnell wiederholt. Die Epic Infantry-Jungs machen jetzt schon mehr solche konservativen Bumm-Tschak-Beats, aber das Ergebnis stimmt.


    rappers.in: Warst du in diesem Prozess miteingebunden?


    Prezident: In die Produktion der Beats? Wenig. Bei den Epics is' es so, dass die mir einfach fertige Beats schicken und ich da drüber schreibe. Da die Jungs oft recht Sample-nah produzieren, ist da auch oft gar kein Spielraum für große musikalische Sperenzchen. Bei den beiden Bojanglez-Beats war es sogar so, dass überhaupt nur wav-Dateien vorhanden waren und die per "copy and paste" und Filter arrangiert werden mussten. Auf dem Album hatte ich also meistens einfach geile Loops und die haben dann auch gereicht. Die einzige Ausnahme ist "Tag des Zornes", da habe ich mit Iven (Beat Manufaktor Potsdam) tatsächlich ewig hin und her geschrieben und telefoniert, damit der wirklich so wird, wie er soll.


    rappers.in: Glaubst du, dass sich noch etwas gravierend an deinem Bekanntheitsgrad ändern wird oder dass deine Musik zu schwerfällig oder anders für die breite Masse ist?


    Prezident: Masse ist ja relativ. Wenn Sido 80.000 Platten verkauft, es in Deutschland aber 80 Millionen Menschen gibt, dann ist das auch nur ein Promille der Bevölkerung. Das heißt, wenn du die deutsche Bevölkerung hochgerechnet in ein 50.000-Mann-Stadion packen könntest, dann säßen in diesem Stadion gerade mal 50 Leute, die Sidos Crowd wären. Das ist insgesamt ja auch keine Masse. Ich hab' mir zwischen "Neueste Erkenntnisse vom absteigenden Ast" und dem jetzigen Album überlegt: Es gibt ja die Morlockks, Hiobs und Jottas dieser Welt ... und das wäre so das Level, wo ich hin will. Aber mehr würde ich, glaube ich, auch nicht wollen. Also, es wird auf jeden Fall nicht forciert.


    rappers.in: Ist das inzwischen dein Beruf?


    Prezident: Ich hab' bei meinem alten Job gekündigt, drei Monate, bevor das Album rauskam, und wollte dann mal gucken, wie weit ich komme. Dieses Jahr muss ich wahrscheinlich nicht mehr so viel arbeiten.



    rappers.in: Das Jahr geht aber auch noch ganz schön lang ...


    Prezident: Ich werd' auch den "Kleinen Katechismus" nochmal auf Vinyl rausbringen. Und ich glaube, dann müsste ich für dieses Jahr versorgt sein – und das ist auch okay. Das war halt so der Plan. Dass das ein halbes oder dreiviertel Jahr anhält, was ich mit dem Album verkaufe. Und das lief sogar ein bisschen besser als erwartet, also bin ich auf jeden Fall zufrieden. Irgendwann hab' ich ja auch mein Studium fertig und kann mich dann wieder arbeitslos melden.


    rappers.in: Was studierst du?


    Prezident: Germanistik und Geschichte.


    rappers.in: Und "Kleiner Katechismus" wird nur auf Vinyl erscheinen?


    Prezident: Nein, auf CD kommt das auch. Aber Vinyl ... ist auch schön. (lacht) Also, das Ding geht ja nur 38 Minuten und dann passt das auch schön auf eine Platte, bietet sich also auch wirtschaftlich an – bei zwei Platten wird die Produktion gleich viel teurer und dann kann man sich kein richtiges Cover mehr leisten, sondern nur so graue Pappe mit Stickern drauf. (lacht)


    rappers.in: Diese selbstgebastelte Platte für unseren Adventskalender war aber ziemlich geil ...


    Prezident: So ein bisschen kritzeln kann man ja mal. Ausnahmsweise ... (lacht) Obwohl ich insgesamt nicht so 'n Fan dieses "Was Persönliches vom Künstler"-Objektfetischs bin, aber hier hat es sich, angesichts der freien Fläche, hart aufgedrängt. Nach Autogrammen werde ich ja auch gefragt und schreib' dann welche, obwohl ich es selbst nicht so nachvollziehen kann.


    rappers.in: Hast du auf Konzerten oder via Mail die Resonanz deiner Fans auf das Album beobachten können? Wie wichtig ist dir diese? Haben die Meinungen der Fans Einfluss auf die Inhalte oder den Sound deiner Musik?


    Prezident: Na ja, ich bin ja selber Fan und hab' auch selber eine bestimmte Meinung. Da ist ja gar nicht so ein krasser Gegensatz vorhanden. Ich antizipiere natürlich Reaktionen und rechne mit Erwartungen. Zum Beispiel find ich selbst das Album jetzt relativ klassizistisch. Aber klassizistisch kann ja auch mal langweilig sein und bevor das Album rauskam, war ich mir zwischendurch ein bisschen unsicher. Ich dachte mir schon, dass es dichter als die anderen Sachen ist und weniger potenzielle Schwachstellen vorhanden sind. Aber ich dachte auch, es wäre vielleicht etwas zu trocken. Das haben scheinbar nur wenige Leute so gesehen und alles hat auf diese Art und Weise funktioniert. Als das Album fertig war, hatte ich aber auch direkt Bock, irgendwas anderes zu machen. Ich hab' dann erst mal viel MF Doom gehört und gedacht: Sowas wäre jetzt geil – so etwas Verspultes. Dann hab' ich viel The Weeknd gehört und fand auch das geil, aber da müsste ich ja singen. (lacht)


    rappers.in: Hast du generell viel Resonanz von deinen Fans mitbekommen? Zum Beispiel via Mail?


    Prezident: So persönliche nicht, aber bei einer Rezension auf laut.de les' ich mir schon die Kommentare durch – da stehe ich jetzt zu, dass ich das mache. (grinst) Ich hab' keinen Fernseher, deswegen häng' ich eh mehr im Internet, um mich berieseln zu lassen. Die Kommentare waren insgesamt sehr positiv, aber auch weniger fanatisch. Das vereinzelte Fanatikertum hat etwas abgenommen im Gegensatz zu früher. Ich bekomm' aber auch insgesamt weniger Fanmails, weil die Leute ihre Meinung ja auf Facebook verewigen können. Dadurch haben E-Mails und Fanpost etwas abgenommen.


    rappers.in: In vergangenen Interviews machst du teilweise den Eindruck, als würdest du an den Prozess des Musikmachens sehr wissenschaftlich herangehen. Ist das Ganze für dich zum Beispiel noch ein Ausdruck deiner Gefühle und deiner Selbst oder gehst du nach einem geplanten und stringenten Konzept an neue Lieder oder Alben heran?


    Prezident: Nö. Ich bin mir schon relativ bewusst in dem, was ich warum mache – wahrscheinlich auch mehr als andere, weil ich als Germanist vielleicht noch ein anderes Reflexionsniveau im Umgang mit Texten habe. Aber so eine Schablone oder ein streng durchdachtes Vorgehen habe ich nicht. Oft enden Songs auch komplett anders, als ich mir das vorgestellt habe. "Klimax", ein ganz alter Track von 2007, hab' ich zum Beispiel als Representer angefangen, aber nach 16 Zeilen wurde plötzlich ein Storyteller draus. In der Regel sammel' ich eben Lines durch irgendwelche Ideen oder Wortkombinationen und irgendwann schreib' ich dann ein Lied oder hab' schon ein Thema, in das einzelne Lines passen.


    rappers.in: Wie wichtig ist dir diesbezüglich die Perfektion deiner Musik?


    Prezident: Perfektionismus ist immer relativ. Manchmal merk' ich beim Schreiben auch, dass ich den Beat eigentlich gar nicht so feier'. Dann mach' ich den Track eben halbherzig fertig und der kommt auf eine irgendeine Download-EP. Aber dann gibt es auch wieder Tracks, von denen ich weiß, dass die halt aufs Album kommen und sich ein Überarbeiten lohnen könnte.


    rappers.in: Wir haben dir hier eine Line aus dem Track "Antimärchen" mitgebracht, die uns im Gedächtnis geblieben ist: "Um als Künstler was zu taugen, darf man nicht komplett am Arsch sein – aber Blickkontakt zum Abgrund muss schon da sein." Wir hätten unsere eigene Interpretation für dich parat, würden aber sehr gerne wissen, was genau hinter dieser Line steckt.


    Prezident: Für mich wichtiger ist eigentlich die erste der beiden Lines; mit der will ich darauf hinaus, dass Leute, die ihr Tun noch reflektieren können, bessere Künstler sind als die, die dieses Tun vollständig ausleben. Also, dass etwa die krassesten Gangstertypen keinen Gangsterrap machen und ein komplett fertiger Alkoholiker oder Depressiver keine Texte schreiben könnte wie ich. Oder einrappen. Die zweite Line spielt natürlich etwas mit dem romantischen Ideal des verwundbaren, außergesellschaftlichen Künstlers. Das war die Idee hinter der Line. Aber was war deine Interpretation?


    lupa: Dass ein guter Künstler nicht jemand ist, der schon komplett kaputt ist, aber dennoch einiges von dem, was er sagt, erlebt hat. Jemand, der zum Beispiel sagt: "Mir wurde das Herz gebrochen, aber ich hab' es überwunden, deshalb kann ich darüber rappen", und nicht "Mir wurde das Herz gebrochen und ich bin seit acht Jahren komplett am Ende und komm' nicht mehr auf mein Leben klar". Und dass Leute, die so etwas in ihre Musik packen können, viel interessanter sind als solche, die darüber rappen, dass das Leben total geil ist und die noch nie etwas erlebt haben, was sie krass geprägt hat.


    Prezident: Es gibt da so einen Roman, dessen Titel ich gerade nicht weiß. Darin geht es um einen unbekannten Schattenmann, der total mächtig ist und ein junges Talent entdeckt und ihm daraufhin aus dem Hintergrund heraus das Leben zur Hölle macht. Er bringt zum Beispiel insgeheim seine Frau um und lässt ihn überall scheitern, weil er davon überzeugt ist, dass Schmerz und Leid wahre Kunst hervorbringen.



    lupa: Ich glaube aber auf jeden Fall, dass es immer einen Punkt geben muss, an dem der Künstler über ein schlimmes Erlebnis hinwegkommt und nicht daran zerbricht.


    Prezident: Ja ... Wobei, um ehrlich zu sein: Man übertreibt ja immer gerne, wenn man rappt. Es wird immer heißer gekocht als gegessen, sodass das, was im Endeffekt Kunst ist, in echt so gar nicht stimmen würde. Ich hatte diese Line halt im Kopf und fand die so geil, dass ich sie dann gerappt habe. Ich kann die Ernsthaftigkeit der Line jetzt noch retten, wenn ich sage, dass es nie schadet, ein bisschen Dissonanz mit reinzubringen. Aber im Ernst ist es mir kein Anliegen, Leuten vorzuschreiben, wie sie Kunst zu machen haben oder leben müssten für ihre Kunst. Leute können total viel durchmachen und trotzdem nichts verstehen. Du kannst auch zu Hause hocken und nie etwas erlebt haben, aber trotzdem die Welt anschauen und dir dann deine Gedanken dazu machen. Und so doch eine interessante Dichtweise aus deiner Kinderstube in Hintertupfingen entwickeln – das geht auch. Aber die Line ist halt gut ... der Rhyme ist fett. (lacht mit Eißfeldt-Stimme)


    rappers.in: Du scheinst bewusst eine Außenseiterposition in der Deutschrapszene zu wählen. Siehst du das genauso? Woran liegt das? Und wenn ja, wovon möchtest du dich abgrenzen?


    Prezident: Es geht. Die Szene ist momentan ja total bunt und vielfältig, wie die Journalisten nicht müde werden zu betonen. Da noch Außenseiter zu sein, ist relativ schwierig.


    rappers.in: Ich finde, Leute im Untergrund sind oft mehr solche Außenseiter ...


    Prezident: Ja, aber eigentlich macht dieser Untergrundbegriff ja keinen wirklichen Sinn. Sowohl Mainstream- als auch Untergrundrapper machen dasselbe – die einen verkaufen dabei nur mehr oder kriegen eine höhere Aufmerksamkeit. Mal ganz prototypisch: Du hast in einem Regime offizielle Druckerzeugnisse vom König genehmigt und dann gibt's eben auch Leute, die illegal drucken. Das ist dann wirklich ein Untergrund, weil der ganz anders funktioniert als das Offizielle. Genauso: Wenn du 13 Fernsehsender, aber auch noch einen Piratensender hast – das kann dann Untergrund sein. Aber heutzutage vermischt sich das total, im Prinzip ist dann Untergrund einfach nur, was weniger erfolgreich ist


    rappers.in: Trotz dieser "Außenseiterrolle" scheint es auch einige Rapper zu geben, die du schätzt. Von deinem Album ist uns an dieser Stelle besonders die Line "Prezident, in diesem Land und in dieser Sprache. Einer der fünf besten MCs, würd' ich mindestens sagen" in Erinnerung geblieben. Wer sind denn die anderen vier besten MCs? Haben dich diese Künstler musikalisch geprägt?


    Prezident: Es nennt sich ja nur Esel selbst, aber ich wollte halt am Ende des Tracks nochmal auf die Kacke hauen. Ich find' mich selbst schon ziemlich gut, und wen ich sonst so feier' ... Aphroe ist für mich der beste Deutschrapper insgesamt.


    rappers.in: Ganz kurz: Du bist einer der wenigen, bei denen es sympathisch rüberkommt, wenn sie von sich selbst sagen, dass sie sich gut finden. (grinst)


    Prezident: Ja, aber das sagen ja alle Rapper immer. (lacht) Zum Beispiel in diesem Jahresrückblick auf dem Mile of Style: "Was war das Album des Jahres? Meins." Also ... Wen ich noch richtig feier' neben Aphroe: Absztrakkt. Und auf jeden Fall Hiob. Und irgendwen vergess' ich gerade noch ... aber die sind über längere Zeit hinweg richtig krass. Aktuell hör' ich total gerne Degenhardt, der ja auch bei euch strikt ignoriert wird. (lacht) Von Johnny war ein Tänzer. Die haben letztes Jahr das zweitbeste Album gemacht – nach meinem – aber ist leider komplett ignoriert worden. Der Degenhardt hat jetzt gerade auch noch eine neue Solo-EP gemacht, die nicht ganz so geil ist wie die Releases zuvor ... Aber das Crewalbum ist auf jeden Fall der Obershit. Aber auch sehr anstrengend – der eine klingt wie ein Emo, der andere wie Savas und einer ist halt komplett durchgeknallt. Aber es ist insgesamt sehr stabil, die Beats halten's zusammen. (grinst)


    rappers.in: Werden wir mal etwas kritischer: Früher hast du immer wieder gesagt, dass du kein Album mehr verkaufen möchtest. Wie kam es zu diesen Aussagen? Was hat dich am Ende dazu bewogen, "Kunst ist eine besitzergreifende Geliebte" doch zum Verkauf anzubieten?


    Prezident: Ich habe die Trägheit der Menschen unterschätzt. Ich hab' eigentlich gedacht: Die Leute laden mehr Alben runter und kaufen weniger. Erstmal illegal, aber dann kommen auch immer mehr Gratisalben. Für mich sah es irgendwann mal so aus, als würde es bald keine CDs mehr geben, weil ich zu dem Zeitpunkt auch keine mehr gehört habe. Man kauft ja nur noch CDs, um sie in den Rechner zu schieben und sie danach im Regal verstauben zu lassen. Ich dachte, das würden andere auch so sehen, aber da hab' ich die Leute falsch eingeschätzt. Ich hab' auch mal über längere Zeit nachgedacht, durch MP3-Spenden ein Label aufzumachen. Dann haben die Leute ab 2011 aber wieder mehr CDs gekauft, als das über Internet wieder besser ging und man plötzlich überall seine Sachen vertreiben konnte. Das ging vor sieben, acht Jahren noch nicht so gut. Und da hab' ich gedacht: Wenn die Leute das so wollen, sollen sie's kriegen. Es soll nicht an mir scheitern. Dann steh' ich mit der Ansicht eben alleine da. Obwohl ich es selber eigentlich unlogisch finde. Das Ding ist auch: Es kamen immer wieder Leute an, die meinten, dass sie mich unterstützen wollen. Bevor meine Frau meinen Shop gemacht hat, standen meine Kontodaten auch immer online und nach zwei Jahren hat der Erste einfach mal so Geld überwiesen, um mich zu supporten. Und der hat auf diesen ganzen Schwachsinn, ich solle jetzt erst mal eine CD machen, gekackt. Irgendwie raff' ich das auch nicht so ... die Leute können sich ja auch selbst CDs brennen und Geld spenden. Aber das wollen die irgendwie nicht.


    rappers.in: Abschließend ein kleiner Ausblick in die Zukunft. Als wir dich in unserem letzten Interview gefragt haben, welche Thematik "Kunst ist eine besitzergreifende Geliebte" behandelt, hast du geantwortet: "Mich selbst gegeißelt habe ich vielleicht genug, jetzt ist der Rest der Welt dran." Was kommt als nächstes?


    Prezident: Keine Ahnung. Aktuell hab' ich einen lahmarschigen Track auf der Tapefabrik-Vinyl, bei dem die Hälfte der Lines auch schon vorgeschrieben war. Ich bin jetzt aktuell nicht so überkreativ – ich mach' ein paar Features und dann schau' ich mal, was noch geht. Momentan hab' ich kein interessantes Thema im Kopf – kein einziges.


    rappers.in: Dann wünschen wir dir viel Erfolg dabei, noch ein interessantes Thema zu finden. Eine kleine Frage haben wir noch zum wirklichen Abschluss: Du hast ja gesagt, dass du auch studierst. Wissen deine Mitstudenten, dass du rappst? Was sagen sie dazu?


    Prezident: Ich studiere in Wuppertal und bin schon ein, zwei Mal erkannt worden. Und ich habe auch ältere Kommilitonen, die das irgendwie mitbekommen haben. Aber ich wurde noch nicht mit Steinen beschmissen. Ich hab' aber auch nicht so viel mit meinen Mitstudenten zu tun, ehrlich gesagt.



    (Florence Bader & Kristina Scheuner)


    Die Jungs von Eypro sind bereits wahre rappers.in-Urgesteine: Auf ihr Konto gehen nicht nur zahlreiche VBT-Teilnahmen, sondern auch drei Heimsiege. Auf der Tapefabrik in Wiesbaden trafen wir die Crew in ihrer vollen Konstellation und nutzten diese Gelegenheit natürlich auch direkt. Sowohl Djin und Sorgenkind als auch Clayne und SpliffTastiC sowie donetasy und Eypro-Kumpel Oby fanden die Zeit, um sich mit uns in einer gemütlichen Runde zusammenzusetzen und ein wenig über anstehende Projekte zu plaudern. Ans Tageslicht kamen dabei Schlagwörter wie "Eypro-Sampler", "Punkrockalbum" oder auch "Untergrund". Clayne konnten wir noch dazu ein kleines "Exclusive" entlocken ... nächster Halt: ganz bestimmt nicht mehr Lingen.


    lupa: Wir hatten vorher abgemacht, dass es zu Beginn des Interviews eine Zugansage von dir gibt, Clayne!


    Clayne: Wo soll der Zug denn hingehen?


    lupa: Nach Hause.


    Clayne:


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    rappers.in: Wir sind heute auf der vierten Tapefabrik in Wiesbaden. Aber soweit wir wissen, ist es nicht das erste Mal, dass Eypro hier auf der Bühne steht – was verbindet ihr mit dem Festival?


    Djin: Wunden! Und Denis, der im Wagen liegt. Auf der allerersten Tapefabrik!


    Sorgenkind: Ja! Denis war da rotzevoll und hing im Auto rum ... und fertig. Er trinkt halt nicht so oft viel. (lacht) Ich verbinde mit der Tapefabrik auch immer JAW, Morlockk Dilemma ... diese Untergrundleute und Realkeeper.


    rappers.in: Findet ihr, dass das, was hier passiert, "Untergrund" ist?


    Sorgenkind: Keine Ahnung ... Es kommen ja Tausende von Leuten hierher und bezahlen Geld dafür.


    Djin: (wirft ein) Da muss man halt erst mal den Untergrund definieren.


    rappers.in: Und was ist Untergrund?


    SpliffTastiC: Sobald was aufgeführt wird, ist es eigentlich kein Untergrund mehr. Weil Leute kommen und sich das anschauen.


    Clayne: Für mich ist die Frage immer: Untergrund oder Deal? Das ist dieses Ding, wenn du sagst: "Der war solange Untergrund und jetzt hat er einen Deal und sich durch das Geld verändert."


    Sorgenkind: Ich glaube, das hängt damit zusammen, wie sehr sich die Künstler dem Kapitalismus öffnen. Diese Untergrundrapper prangern an, was in der Industrie so passiert und wir sehen das vielleicht ein bisschen neutraler. Beziehungsweise: Wir lassen vielleicht etwas mehr mit uns machen. Ich finde diese antikapitalistische Sicht eigentlich sehr interessant und moralisch gesehen auch richtig. Das macht für mich aus, wenn ein Künstler Untergrund sein will.


    Clayne: Wer sagt denn auch: "Ich mach' Rap, um Geld zu verdienen."?


    Djin: (wirft ein) EstA.


    Alle: (stimmen ein) EstA!


    Clayne: Okay. Dann können wir im Prinzip sagen: Wenn Halunkenbande noch nicht angeklopft hat, ist man Untergrund.


    rappers.in: Wir haben das Gefühl, dass ihr euch als Solokünstler in den letzten Jahren von eurem eigenen Sound her immer mehr weiterentwickelt, aber auch voneinander abgegrenzt habt – vor allem, wenn man auf frühere gemeinsame Veröffentlichungen zurückblickt. Darum würden wir gerne wissen, was heutzutage als "typischer Eypro-Sound" anzusehen ist.


    Djin: Der Brei aus dem Ganzen.


    rappers.in: Spielt dann jeder von euch auf Konzerten einfach seine Tracks?


    Djin: Ja. Und es gibt auch Tracks, die wir zusammen gemacht haben. Daraus entsteht dann Eypro.


    rappers.in: Besteht die Crew also mehr "aus Spaß", während das Musikmachen für euch beide allein, Djin und Sorgenkind, eher in eine ernstere Richtung geht?


    Sorgenkind: Das ist halt so ein Mischmasch. Bei Eypro ist das Coole, dass man zusammen auf der Bühne steht, jeder seinen Spaß hat und mal nach vorne darf, um etwas zu rappen. Und wenn man selbst nur allein unterwegs ist ... Ja, allein hat man eben auch weniger Spaß als in einer Crew. (lacht)


    rappers.in: Gerade, was die Auftritte betrifft, ist es ja schon etwas anderes, ob ihr allein oder als Crew erscheint. Bei dir, Sorgenkind, habe ich ein wenig das Gefühl, dass du dich früher vor Crewauftritten betrunken hast und keinen Track mehr performen konntest, aber allein machst du das nicht. Da hat man vielleicht auch eine andere Verantwortung gegenüber dem Publikum ...


    Sorgenkind: Ich hab' das jetzt auch innerhalb der Crew verändert. Wenn man weiß, dass man so und so viel Gage bekommt, kann man sich nicht mehr rotzevoll auf die Bühne stellen. Wir hatten letztens einen Miniauftritt, bei dem wir mit unserem Soundsystem waren – da war ich wirklich sehr betrunken und hab' alles verkackt. Aber nur, weil ich wusste, dass das kein normaler Auftritt war. Ich hab' dafür kein Geld bekommen und die Leute haben keinen Eintritt bezahlt. Man hatte einfach Spaß. Aber wenn die Leute Eintritt bezahlen, möchte ich natürlich schon etwas bieten und meine Gage rechtfertigen können. Mittlerweile.


    rappers.in: Gibt es noch Auftritte, die ihr nur aus Spaß macht? Ohne großartige Gage?


    Clayne: Es käme drauf an, was das für ein Auftritt wäre. Wenn es der Sache an sich dienlich wäre: Ja. Wenn wir zum Beispiel unser Soundsystem mitnehmen und einfach nur auflegen, dann eher für sehr kleines Geld, aber auch sehr lang. Trotzdem ist das an sich eine coole Sache. Insofern: Ich in meiner Position habe kein Problem damit, auch ohne Geld aufzutreten. Aber ich habe auch andere Einkünfte – für mich hängt davon nicht so viel ab ... Und es ist natürlich auch Arbeit, die entsprechend entlohnt werden sollte.


    Djin: Wenn ich kein Geld kriege und mir das nicht passt, dann hab' ich auch keinen Bock, aufzutreten. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich das und das mache und dafür das und das kriegen sollte, dann will ich das auch haben.


    Clayne: Deswegen sag' ich ja: Wenn es der Sache dient. Wenn da zum Beispiel Gigs sind, auf die man richtig Bock hat, sag' ich auch mal: Scheiß aufs Geld. Wenn man die Möglichkeit und Bock drauf hat: Warum nicht?


    (donetasy kommt dazu)


    rappers.in: Möchtest du auch etwas dazu sagen?


    donetasy: Zu was denn?


    rappers.in: Ob du noch aus Spaß an der Freude auftrittst oder ob das eine Geldsache ist?


    donetasy: Nur für das Geld.


    Clayne: Ey, Pierre, erklär mal kurz, was Untergrund ist!


    donetasy: Keine Ahnung. Nee.


    (alle lachen, donetasy geht wieder)


    rappers.in: Gerade in einer Crew erfragt man oft die Meinung der Anderen, wenn es um Soloprojekte geht. Inwieweit beeinflusst ihr euch da gegenseitig?


    Djin: Ich hab' manchmal Punkte, an denen ich mir unsicher bin, weiß aber nicht, warum. Dann kommt einer von den Anderen und sagt: "Das und das stimmt nicht." Und ich sag' dann: Ja, genau das hat mich auch gestört! Aber es kommt manchmal auch vor, dass ich sage: Ist mir egal, das lass' ich so stehen.


    Sorgenkind: Das ist bei mir ähnlich. Die Meinung von den Leuten, mit denen man immer unterwegs ist, ist natürlich schon die wichtigste. Die wissen, wie du tickst und ob das, was du gerade schreibst, wirklich du bist. Und wenn die dann sagen, dass das voll der Schwachsinn wäre, denk' ich da auf jeden Fall eher drüber nach, als über einen YouTube-Kommentar.


    SpliffTastiC: Wenn ich über jeden YouTube-Kommentar nachdenken würde ... hätte ich auf jeden Fall Spaß dabei.


    rappers.in: Stehen aktuell Soloprojekte von euch an? Wer arbeitet gerade an was?


    SpliffTastiC: (in die Runde) Darf ich das verraten? Wir haben es ja grade auch auf der Bühne gesagt, mit dem Sampler ...


    Djin: (laut) Ja, klar darfst du!


    SpliffTastiC: Ich dachte, vielleicht sind wir geheimnisvoll oder so ... (alle lachen) Wir machen auf jeden Fall einen Eypro-Sampler. Vielleicht. Wenn er irgendwann angefangen wird. Einen Track gibt es schon seit einem halben Jahr. Das mal zu uns als Crew. Bei mir persönlich weiß ich's noch gar nicht. Es wird wahrscheinlich ein Album sein, was ich mache, aber ob ich das in diesem Jahr fertig kriege, weiß ich nicht.



    rappers.in: Battle-Geschichten sind bei dir wahrscheinlich auch erst mal Vergangenheit.


    SpliffTastiC: Das ist vorbei, endgültig. Ich hab' da keinen Nerv mehr für. In meinem Regal ist auch gar kein Platz mehr für Pokale. First World Problems. (lacht)


    rappers.in: Würdest du denn mal live battlen?


    SpliffTastiC: Live-Battles hab' ich nie gemacht. Ich bin ein ganz schlechter Freestyler. Das kann ich wirklich nur, wenn ich ganz viel gesoffen habe. Dann kommt einfach irgendwas bei rum, aber das ist mir in dem Zustand dann nicht mehr peinlich, darum ist es dann okay.


    Clayne: Ich könnte mir vorstellen, dieses Jahr vielleicht einen Solo-Track zu machen. (grinst) Das Thema überleg' ich noch. Ansonsten ... Eypro-Sampler, da sind wir alle zu gleichen Teilen dabei. Angesponnen war, dass jeder sowohl einen Solo-Track drauf hat als auch Sachen zusammen, in den verschiedensten Paarungen. Ich gehe da von Feature-losen Sachen aus, also nur von Unter-uns-Rumgeficke.


    rappers.in: Wie ist da der aktuelle Stand?


    Clayne: Das Thema Eypro-Sampler steht schon locker seit ein, zwei Jahren im Raum. Dann wurde sich mal zusammengesetzt, wir haben Beats gehört und dann fanden die immer zwei schwul und drei geil. Also haben wir das dann gelassen. Aber jetzt ist es so, dass wir uns nächstes Wochenende in Zweier- und Dreierkonstellationen im Proberaum einschließen und Bootcamp-mäßig Tracks raushauen wollen, damit wir mal in die Gänge kommen. Im Proberaum deswegen, weil wir da kein Internet und keinen Handyempfang haben ...


    Sorgenkind: (wirft ein) Weil wir da keine Dusche haben!


    Clayne: (lacht) Und das Klo ist so 'ne Saloontür. Insofern: Wenn du Privatsphäre, nach Hause und duschen willst, dann mach jetzt 'nen scheiß Track. Und dann müssen wir uns dazu ein bisschen treten.


    rappers.in: Und dazu machst du dann dieses Jahr noch einen einzigen wahnsinnigen Track.


    Clayne: Einen wahnsinnigen! Ja, ich denke meine anderen beiden kamen ja ganz gut an und darum ... warum nicht? (lacht) Ich hab' meine 2.000 Fans auf Facebook, von denen alle zwei, drei Monate mal 'ne Mail kommt, in der steht: "Wann machste denn mal wieder was?" Und dann sag' ich: Ja, kommt ... Ich sitz' da dran. Insofern gibt's da einiges zu befürchten.


    Sorgenkind: Ich hab' letztes Jahr ein Punkrockalbum aufgenommen, das ist schon fertig. Da drehen wir jetzt das zweite Video. Dann fang' ich bald noch an, eine EP aufzunehmen.


    lupa: (ungläubig) Ein Punkrockalbum?!


    Sorgenkind: Ja, das ist mein Ernst. Das hab' ich mit dem Gitarristen und dem Drummer vom Plot aufgenommen. Dann haben wir noch 'nen Bassisten und eine zweite Gitarre. Ich glaub', die haben das schon vorletztes Jahr aufgenommen und ich hab' meine Texte letzten Sommer dann geschrieben. Nennt sich "Quarterback40" und ist so ein bisschen auf dieses College-Skate-Punk-Rock-Ding ausgelegt. Was man so von Sum41 kennt, aber auf Deutsch. Es hat ein bisschen den amerikanischen Style – nicht sehr, aber man sieht, dass es daran angelehnt ist.


    rappers.in: Wirst du damit auch auftreten?


    Sorgenkind: Wir hatten schon zwei Anfragen, obwohl das Album noch gar nicht draußen ist. Aber die haben wir beide abgesagt, weil wir viel zu teuer sind. (lacht) Das und eine EP kommt von mir. In den nächsten zwei Wochen will ich die aufnehmen, damit ich auch was für die Tour hab'. Richtig viel hab' ich mir aufgebrummt, auf jeden Fall.


    (donetasy kommt wieder)


    donetasy: Hallo, was wollt ihr wissen?


    rappers.in: Was du dieses Jahr noch an Musik machst.


    donetasy: Geile Musik! Ich hab' gestern was aufgenommen.


    rappers.in: Was hast du denn aufgenommen?


    donetasy: (grinst) Sag' ich nicht! Also ... Irgendein Lied halt, aber das hat noch keinen Titel.


    Djin: Ich mach' auf jeden Fall ein Album mit dem Dom, der auch bei "Quarterback40" mitmacht. Ich bin schon ziemlich weit, weiß aber nicht, ob ich das schon fast fertig nennen kann ... ich habe auf jeden Fall 14, 15 Textdokumente, die fortgeschritten sind. Aber es wird ein Rapalbum.


    rappers.in: Lehnt es sich an dein altes Album an?


    Djin: Ich würde behaupten, ich habe mich in eine andere Richtung entwickelt.


    rappers.in: Und wann soll das Ganze releast werden?


    Djin: Das weiß ich noch nicht. Ich will dazu eigentlich noch nichts sagen, bevor es nicht fertig ist. Ich hab' beim letzten Album auf jeden Fall gelernt, dass es scheiße ist, das anzukündigen. Dann hängst du nämlich rum und kannst keine Termine einhalten und da hab' ich keinen Bock mehr drauf. Wenn es fertig ist, ist es fertig und dann kümmer' ich mich darum, dass das auch alle wissen.


    Eypro-Kumpel & VBT-Teilnehmer 2013 Oby: (schnappt sich das Aufnahmegerät) Darf ich jetzt auch mal was sagen? (blickt triumphierend um sich) Ich hab' die Redetüte in der Hand! Also. Wir haben jetzt ja 2014. Und davor war 2013. Und 2013 stand ja im Zeichen der "Palina". Man kennt ja das Kollaboalbum von mir und Tjark, der auch bei Eypro ist, aber heute leider fehlt, weil er arbeiten muss. 2014 wird natürlich auch wieder eine Kollaboration zwischen uns stattfinden. Und zwar wird es eine Fortsetzung werden. Würde unser erstes Album "Eins" heißen, würde das jetzt "Zwei" heißen, aber das erste Album hieß natürlich "Palina" und das zweite wird jetzt natürlich "Rojinski" heißen.


    rappers.in: Bist du auch auf dem Eypro-Sampler drauf?


    Oby: Ja, ich steuer' die meisten Beats bei.


    rappers.in: Und was ist deine sonstige Funktion bei Eypro, um das mal kurz zu definieren? In einem Wort?


    Oby: Schön!


    rappers.in: Vielen Dank! Zurück zum Thema: Ihr habt bisher noch nie gemeinsam über den Namen Eypro eine Platte releast, werdet aber oft zusammen als "Band" für Auftritte gebucht. Was denkt ihr, woran das liegen könnte?


    Djin: Es ist wahrscheinlich billger für die Veranstalter, alle gebündelt zu haben. Dann zieht eben jeder ein bisschen. Es gab ja Alben von uns, nur nicht als Crew. Und wenn man uns bucht, bringt jeder seinen Teil mit. Man hat uns live ja auch schon sehr früh gesehen – dann hat sich das hier und da vielleicht auch rumgesprochen.


    rappers.in: Apropos Auftritte: Da ihr viel in Deutschland rumkommt, würden wir gerne wissen, was für jeden von euch die jeweils beste Stadt war, in der ihr bisher gespielt habt und warum? Und im Gegenzug dazu: Wo würdet ihr am liebsten nie wieder auftreten?


    SpliffTastiC: Boah, das ist schwierig (überlegt) Die Stadt an sich war nicht so schlimm, aber die Berlin-Jam war echt super scheiße. Die erste war noch okay, aber die zweite war furchtbar. Da ist einfach alles scheiße gewesen. Und Landshut war auch ganz furchtbar. Berlin ist eigentlich eine coole Stadt, deswegen glaub' ich nicht, dass ich wegen dieser Jam die Stadt verurteilen möchte. Und gut war natürlich Aurich – Aurich ist immer geil, wenn ich mal da bin. Das war's auch schon ... Ich trete ja auch nie auf, ich fang' jetzt erst wieder damit an.


    Clayne: Ich würde bei den besten Städten und Jams – nicht auf einer Augenhöhe, aber in einem Atemzug – auf jeden Fall Aurich und Aalen nennen. Mile of Style ist sowieso ein mega Ding. Und in Aalen ist das Double-A-Festival, auf dem wir zweimal aufgetreten sind. Da war das erste Mal noch geiler als das zweite. Die Stimmung war einfach unfassbar.


    Djin: Das war das erste Mal, dass wir richtig viel Resonanz bekommen haben.


    Clayne: Genau. Es gibt ein Video auf YouTube vom Ende, das jemand hochgeladen hat. Da haben die Leute geschrien und gebrüllt und hatten alle ihre Hände oben ... Dabei lief das Outro von "Ruderboot" – das war so ein krasser Moment. Und in Aurich sind diese Ostfriesen und Feierschweine, das ist halt krass. Was Akzeptanz und Fannähe angeht, ist Aurich zweifellos über allem erhaben. Das Schlimmste war für mich bisher die "HipHop meets Comedy"-Jam in Recklinghausen. Das war folgendermaßen: Wir, Rec-Z, Kevnox und Olson Rough sind da aufgetreten. Das Schlimme an dieser Jam war aber der Comedian, der zwischen den Auftritten immer aufgetreten ist, der UlbstMichel. Der hat einen Scheiß erzählt, das war unfassbar. (lacht) Es waren ungefähr eineinhalb Leute in der riesigen Halle, sodass sich die Leute noch mehr verloren haben. Dann wollte Olson irgendwann nicht mehr auftreten, weil er keine Gage mehr bekommen sollte, und wir haben ihn dann doch dazu überredet. Wir haben da auch einen krass beschissenen Auftritt hingelegt.


    SpliffTastiC: Ich hab' einen Track mit ihm gespielt und er hat gemerkt, dass ich meinen Part verkacke. Da hat er mich von der Bühne gejagt. (lacht)


    Sorgenkind: Ich fang' mal mit der schlechten Jam an. Da fällt mir Lingen ein. Da waren auch Weekend und Olson dabei, die jetzt eben ganze Hallen füllen würden. Es war in einem Jugendzentrum und keine Sau war da. Die Lingener Jugend stand auf der Straße und ist nicht reingekommen, weil's zu teuer war. Wir sind also aufgetreten, während die ganzen Kinder draußen waren und illergalerweise getrunken haben. Die waren alle superjung. Der Veranstalter meinte die ganze Zeit: "Schlafplatz ist save, notfalls pennt ihr bei mir." Irgendwann kam er dann und hat gesagt: "Bei mir pennen ist schlecht, aber ich mach' euch das auf jeden Fall klar." Nachdem er niemanden gefunden hat, bei dem wir pennen konnten, sollten wir dann in der Location schlafen. Dann hieß es: "Ihr dürft nicht in der Location pennen, aber ich kann da jetzt auch nichts machen und fahre dann zu meiner Freundin nach Hause." Und wir standen da. Lingen ist so ein Kaff, da ist die nächste Bahn erst um 7 oder 8 gefahren. Um 2 war die Jam zu Ende, dann sind wir noch mit dieser Jugendzentrumscrew durch die Stadt gelaufen und waren in irgendwelchen kack Läden, um uns wachzuhalten. Das hat aber nur zwei Stunden gebracht. Ich weiß noch, dass wir dann am Bahnhof lagen. Patrick konnte gut schlafen, Clayne so ein bisschen. Da war so eine scheiß Wespe, die immer, wenn ich einschlafen wollte, zu mir geflogen ist. Irgendwann hab' ich dann aufgegeben und gesagt: "Okay, Wespe, du hast den Kampf jetzt gewonnen."


    Clayne: Dazu möchte ich noch kurz etwas sagen: Warum auch immer hatte ich nur ein T-Shirt an und es war nachts richtig behindert kalt. Von Niko hab' ich dann ein T-Shirt bekommen, das er bei seinem Auftritt anhatte. Das war extrem verschwitzt, ist ja klar. Da haben sich mein Schweiß und sein Schweiß zusammengemischt und ich lag vor diesem Bahnhofsgebäude, das zu war. Irgendwann bin in ich dann in die Stadt gegangen und hab' eine Sparkasse oder sowas gesucht, wo es warm sein könnte. Ich hab' tatsächlich eine Bäckerei gefunden, bei der aus dem Bodenschacht warme Luft rauskam, weil die grade am Backen waren. Ich stellte mich also kurz dahin und genau dann haben sie aufgehört, zu backen. (alle lachen) Ich bin so unfassbar deprimiert zu diesem scheiß Bahnhof zurück und hab' danach nur noch versucht, Bienen zu verjagen.


    Sorgenkind: Positiv war für mich Aurich und spätestens seit heute auch Wiesbaden. Ansonsten fand ich auch die ganzen Städte um Stuttgart herum immer geil. Natürlich Aalen, aber auch Stuttgart selbst war immer krass – auf dem HipHop Open ist zum Beispiel immer eine geile Stimmung. Denis und ich waren da mal als Support von Mac Miller und der Auftritt war mitunter am krassesten. Immer, wenn da unten in der Ecke was ist, wird das 'ne richtig geile Sause.



    rappers.in: Kommen wir auf euer Live-Set zu sprechen: Wie wählt ihr aus, was gespielt wird?


    Clayne: Es war zehn Jahre lang immer das Gleiche, bis wir neue Tracks hatten. Es ist immer so, dass es egal ist, ob Tracks schon fertig sind oder es nur Previews gibt. Den "Jäger" von Djins kommendem Album gibt's zum Beispiel nur als Preview-Aufnahme, der wird trotzdem schon live gespielt.


    rappers.in: Gibt es auch Tracks, die ihr persönlich nicht mehr gerne spielt, die aber immer wieder von den Fans verlangt werden?


    Djin: Nee, nicht mehr. "Partybitch" war ziemlich lange drin, oder "Live jetzt noch krasser".


    Clayne: "Ashley" war auch tierisch lange drin, aber der hat live nie so gut funktioniert wie auf Aufnahme. Oder "Egal" – das war der erste Track von Djin, Sorgenkind und mir zusammen. Auf den hab' ich immer noch Bock. Aber man muss natürlich auch gucken, wo man spielt und danach bereitet man das Set vor. In der Regel ist das so: Wenn wir proben – man glaubt es nicht, aber wir proben unsere Auftritte auch –, gucken wir, was wir spielen. Die Reihenfolge von heute haben wir zum Beispiel erst auf der Fahrt festgelegt. Wie wir Bock haben. Man guckt schon ein bisschen auf die Jam und sagt dann auch mal: "Da sind jetzt solche Realkeeper, da passt "Partybitch" nicht." Aber wir haben schon eine Konstante im Set, die immer durchläuft.


    rappers.in: In einem Eypro-Interview darf natürlich auch das Thema VBT nicht fehlen. In dem Turnier seid ihr alle sehr erfahren und konntet ganze drei VBTs für euch entscheiden. Inwiefern hat das VBT Einfluss auf eure Crew und eure Musik genommen?


    Djin: Gar nicht?!


    SpliffTastiC: Doch, ich wäre nämlich gar nicht da ohne das VBT. Das kannst du ein bisschen zurückführen wie in der Schulzeit. Es gibt diesen festen Kreis an Leuten, den du kennenlernst und der sich immer erweitert. So ist das auch mit dem VBT – man hat irgendwann angefangen, die Leute kennengelernt und die, mit denen man sich gut verstanden hat, mit denen versteht man sich auch weiterhin, trifft sich und macht Musik. So bin ich auch dazugekommen. Die Anderen kannten sich schon, bevor es mich gab.


    rappers.in: Aktuell startet die diesjährige VBT Splash!-Edition – habt ihr in dem Zusammenhang Tipps an die Teilnehmer, die es ins Turnier schaffen? Gerade, weil das Ganze in diesem Jahr erstmals ein Crewbattle ist.


    (alle überlegen)


    SpliffTastiC: Besser sein als der Gegner! Bam!


    Sorgenkind: Erstmal ein Crewbild schaffen, damit man auch die Vorteile aus dem Crewbattle nutzt. Man muss nicht stumpf 16er aneinanderreihen, sondern kann Parts ineinander übergreifen lassen. Es gibt viele Vorteile, die man als gute Crew aus so einem Battle rausholen kann.


    rappers.in: Es gibt Crews, die sich jetzt nur spontan zusammengeschlossen haben, um an der Splash!-Edition teilzunehmen – zum Beispiel "Brennpunkt" mit Komajack, J.C., mcd und Jaspa. Denkt ihr, das bringt Nachteile mit sich?


    Sorgenkind: Diese Komajack-Leute feier' ich richtig hart. Aber ich glaube, da hat die Royalfam diesen entscheidenden Vorteil – die sind super eingespielt und mega lange zusammen aktiv. Die waren nie so wirklich bekannt, sind aber immer ihre Schiene gefahren mit einheitlichen Beats ... die Videos sind alle top und die überzeugen einfach als Crew. Vor allem machen die auch Musik zusammen – es geht am Ende um einen Splash!-Auftritt und sie haben schon ein gutes Repertoire an Tracks. Ich glaube, die könnten sofort etwas Cooles spielen.


    rappers.in: Werdet ihr das Turnier auch verfolgen?


    Sorgenkind: Ich verfolg' das schon immer – mal mehr und mal weniger interessiert. Das normale VBT hat irgendwann nachgelassen, weil's einfach zu viel war. Diese ganze Internetbattlegeschichte war irgendwann ausgeschlachtet.


    rappers.in: Hast du dir die VBT Splash!-Edition-Qualis angeschaut?


    Sorgenkind: Ich weiß, welche acht Teilnehmer gesetzt sind ... und dass Primatune nicht in die gesetzte Auswahl gekommen ist. Und Pilz kann man auch voten! Ich werd's auch gucken. Es ist immer so die Frage, wie interessiert man das jetzt verfolgt, aber ich würde nie sagen, dass ich das gar nicht anschaue.


    rappers.in: Hast du denn einen Favoriten?


    Sorgenkind: Von den Rappern an sich würde ich Komajack und mcd am meisten feiern, aber gerade in diesem Crewkontext wird die RoyalFam ihren Vorteil gut nutzen können. Deswegen wären die in diesem Turnier, glaube ich, meine Favoriten.


    rappers.in: Wir würden gerne noch über die aktuelle Lage zwischen euch und 3Plusss sprechen – könntet ihr uns kurz erzählen, was genau zwischen euch vorgefallen ist und wie ihr aktuell zueinander steht?


    Sorgenkind: Bei Denis war einfach das Ding, dass er irgendwann eine richtig große Nachfrage hatte und es bei ihm steil nach oben ging. Diese Crewgeschichte hat ihm auf jeden Fall Spaß gemacht, aber ich glaube, irgendwann war ihm das auch zu viel. In dem Moment wollte er sich auf sich selbst fokussieren und hat seine Priorität so festgelegt – wir verstehen uns aber nach wie vor. Wenn wir zusammen rumhängen, haben wir immer noch dieses Crewgefühl. Aber so hat man halt gesagt: Er hat gerade eine super Gelegenheit und er soll jetzt alles rausschöpfen. Da wollen wir ihn auch nicht bremsen.


    rappers.in: Kurz vor Ende des Interviews haben wir noch eine kreative Aufgabe für euch dabei. Wenn ihr das Leben eures jeweils linken Nachbarn mit einer Deutschrapplatte beschreiben müsstet – welche wäre das dann?


    Djin: (über Sorgenkind) Caspers "Hin zur Sonne", wegen "Hundeleben"!


    Sorgenkind: Das Album hab' ich in der Tat sehr oft gehört, und "Hundeleben" besonders. (über Clayne) Ich muss mal überlegen ...


    Djin: Irgendein Frauenarzt-Album! (lacht)


    Sorgenkind: Das Album, das ich mit Clayne verbinde, ist Damion Davis' "Am Ende des Tunnels". Ich müsste das auch nochmal hören, verbinde dieses Album aber einfach mit ihm. Er hat das damals auf und ab gehört und da sind so viele "Gute-Laune"-Songs drauf ... und so ist er auch. Er hat mich da voll auf den Geschmack gebracht und darum ist das sein Album für mich.


    rappers.in: Zum Abschluss des Interviews und zu Beginn des neuen Jahres: Worauf wird heute noch mit dem Methorn angestoßen?


    Djin: Auf den Moment!


    Clayne: Am meisten wird angestoßen, wenn der Schlachtruf "Methorn!" ausgerufen wird und wir dann anstoßen können.


    rappers.in: Und in das Methorn darf alles rein?


    Clayne: Ja, in das Methorn darf alles rein. Tatsächlich war in unserem Methorn niemals Met drin. Und auch noch nie Pisse. Da kommt Bier rein, Likör, Likör-Mische, Zappo, Apfelkorn oder Wein ... Das geht alles, bis auf Met.


    rappers.in: Wird das auch mal gewaschen?


    Clayne: Das wird gewaschen, wenn wir das nächste Mal wieder draus trinken. So halten wir diesen Horngeschmack drin.


    rappers.in: Na gut ... SpliffTastiC, dir gebührt jetzt das allerletzte Wort, weil du schon lange nichts mehr gesagt hast.


    SpliffTastiC: (grinst) Hallo, ich bin SpliffTastiC aus dem Internet und mache nie wieder beim VBT mit, weil ... das reicht jetzt auch mal.



    (Florence Bader & Pascal Ambros)

    Zitat

    Original von Nic-O
    Primatune weiter ist super. Aber mal ehrlich, die Bewertung von Rhymin Simon bei PT ist doch lächerlich. Naja ändert zum Glück nichts am Ergebnis.
    Und dass Lupa PT's Runde "nicht Splash-würdig" findet, da musste ihc ja schon fast lachen drüber


    Kannst Du natürlich gerne drüber lachen, kannst aber auch nochmal genau nachlesen, was ich geschrieben habe, bevor Du mich falsch zitierst.

    Zitat

    Original von Adansomnia
    freue ich schon auf die gehaltvollen melanie selfdiss runden
    is mir egal ob da wer aus der jury denkt dass er rappen kann, dass sind unterbelichtete, nichtswissende gelbsterne. techraps runde war, wie seine karriere und sein gesamtes leben, scheiße und mooon ist eh peinlich. freue mich schon auf den geistig behinderten savas kommentar (kommen sie jetzt schon zum sterben zum vbt oder was) und sinnlose splash mag votes. lupa hat eh nichts drauf außer ihrer gigantischen hornbrille und kico ist nen fettsack der sich nach dragonball z charakteren benennt. wobei mr. satan bei ihm besser gekommen wäre
    marc leopoldseder ist an guten tagen ein witziger geistig zurückgebliebener alter mann und an normalen tagen halt einfach nur geistig zurückgeblieben, da viel zu erwarten ähnelt gehaltvolle beiträge auf dieser seite zu finden
    achja und kaizor verteidige das hier ruhig, jeder weiß dass du nen schlag schräg hast


    Ach Gottchen. Wenn Dir das VBT so viel bedeutet, dann habe ich wohl doch mehr drauf, als nur meine (Verzeih, es ist keine Horn-)Brille und Dir einige Deiner langweiligen Tage versüßt. Komm mal ein bisschen runter, mein Lieber.


    Nachdem wir gestern bereits die Ergebnisse der linken Turnierbaumhälfte veröffentlichten, erfahrt Ihr an dieser Stelle, welche Crews es auf der rechten Turnierbaumhälfte geschafft haben, ins Viertelfinale unserer diesjährigen VBT Splash!-Edition einzuziehen. Eine genaue Übersicht über die Votes unserer Jury findet Ihr in Kürze auf der Übersichts-Seite der Splash!-Edition. Die Battles der linken Turnierbaumhälfte findet Ihr auf dem rappers.in-Channel, die der rechten Turnierbaumhälfte auf dem Kanal des Splash! Mags.


    AOR 1:8 RoyalFam
    Bizzy Beats 5:7 Rote Bande
    Primatune 6:4 Stiefbrüder
    ME-L Techrap & MoooN 8:6 Brave New World


    Die neuen Paarungen entnehmt Ihr dem Turnierbaum. Die Fristen für die Hinrunden der rechten Turnierbaumhälfte starten mit der Veröffentlichung dieses Artikels und enden am 20.03. um 20:00 Uhr. Direkt im Anschluss beginnt die Frist für die Rückrunden, die spätestens am 03.04. um 20:00 Uhr bei uns einzureichen sind.



    (Florence Bader & Pascal Ambros)

    Zitat

    Original von LeRoy


    daran, meine lieben Forenmitglieder, sieht man, dass lupa im Stress ist :D




    häääöööö
    also - ist nicht verständlich, nein?
    das endergebnis stimmt nicht mit den votes der jury überein - weil:
    alle PUNKTE gezählt wurden, aber noch nicht alle TEXTE eingebunden sind. deshalb denkt man zb, dass das splash nicht gevotet hat, weil ihr vote bis dato nur in den punktestand eingerechnet wurde blaaaaaa versteh doch!


    e: mittlerweile sind alle texte eingebunden, seh ich grad :kaputt: also gilt der satz nur für den status der vergangenheit :D

    Zitat

    Original von MS191990
    Hab übrigens 6:2 für Flensburg, 7:2 für Cold Turkey und 7:1 für Brennpunkt gezählt.


    jo, eine bewertung muss up, der gerade nicht in deutschland weilt, manuell einfügen, weshalb die votes noch anders aussehen, als die schriftl. bewertungstexte :) da fehlt noch was ;) hat er aber eben ins ergebnis mit eingerechnet und lädt es nachher hoch.

    Zitat

    Original von ChilledSky
    Man könnte auch einfach in Zukunft mal ankündigen, dass Videos und Ergebnisse einen Tag später kommen, als man es intern kommuniziert und die User dann schon um 3 Uhr nachts vom nach außen hin genannten Tag mit den Ergebnissen überraschen. Die Ergebnisse kommen dann zwar nach wie vor zum gleichen Zeitpunkt, aber man baut keine Erwartungshaltung auf, die man nicht einhalten kann. Würde mich persönlich freuen und ist leider mein großer Kritikpunkt an der Organisation. Mir ist es egal, ob die Ergebnisse 3, 4, oder 8 Tage nach den Videos kommen, aber Daten die man nach außen kommuniziert, sollte man doch auch einhalten.


    Ja, kann ich verstehen und würde ich an Eurer Stelle auch ganz genauso sehen. Leider liegt es oft nicht an den Unzuzverlässigkeiten der einzelnen Veranstalter/Organisatoren, sondern an anderen Faktoren. Und es ist RICHTIG ärgerlich, wenn sowas nicht klappt UND man - logischerweise - von allen Seiten noch eine auf den Deckel bekommt.


    Wie versprochen, präsentieren wir Euch an dieser Stelle die ersten Ergebnisse unserer diesjährigen VBT Splash!-Edition. Innerhalb der letzten Woche hat sich unsere Jury alle Videos des Achtelfinales angesehen, um diese gewissenhaft zu bewerten. Da das diesjährige Turnier um einen Tag zeitversetzt abläuft, erhaltet Ihr hier nun eine Übersicht über die Ergebnisse der Battles auf der linken Turnierbaumhälfte, die auf dem rappers.in-Channel ausgetragen wurden. Die Ergebnisse der rechten Turnierbaumhälfte – diese Battles findet Ihr auf dem Splash! Mag-Channel – folgen im Laufe des morgigen Abends. Des Weiteren müssen wir Euch mitteilen, dass der Berliner Rapper Atzenkalle leider nicht länger Teil unserer Jury ist.


    JanniX & Vitality 2:8 Brennpunkt (Uservote an Brennpunkt)
    Musterschüler & Luie-die-Nadel 2:8 Cold Turkey (Uservote an Cold Turkey)
    Mason Family 2:7 Flensburg (Uservote an Flensburg)


    Die Bewertung der Begegnung zwischen Trill Fingaz und den beiden Münchnern Mikzn70 und Akfone entfällt an dieser Stelle, da die Crew Trill Fingaz vorzeitig aus der Splash!-Edition ausgestiegen ist. Somit befinden sich Mikzn & Akfone automatisch im Viertelfinale. Eine genaue Übersicht über die Ergebnisse und Juryvotes folgen im Laufe der Nacht hier, indem Ihr auf das jeweilige Battle klickt:


    Zur Übersicht.


    Durch den Turnierbaum ergeben sich somit auch die neuen Paarungen. Die Frist für die Hinrunden der Battles auf der linken Turnierbaumhälfte im Viertelfinale der VBT Splash!-Edition 2014 startet heute, die Hinrunden sind spätestens am 19.03. um 20:00 Uhr bei uns einzureichen. Ab dem Viertelfinale wird es außerdem auch wieder wie gewohnt Rückrunden geben – diese sind spätestens bis zum 02.04. abzuliefern. Die Fristen der Begegnungen für die rechte Turnierbaumhälfte starten und enden jeweils einen Tag später.



    (Florence Bader & Pascal Ambros)