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Original von TRappenWitz
Das alte Opferrolle-als-Ruhestatus Argument. Ich würde dir American History X nahelegen - da wird das auch nochmal thematisiert. Das Problem ist doch eher, dass selbst WENN du deine Lage verbessern willst du dies mit gewisser Hautfarbe nicht oder nur mit wesentlich höherem Aufwand tun kannst. Dass alle staatlichen Institutionen gegen dich arbeiten, sobald du gewissen Millieubereichen angehörst. Wenn du das Pech hast und nicht nur arm sondern dazu noch schwarz bist, hast du wirklich ein Problem. Wer dann noch von der Masse an heulenden, faulen Schwarzen spricht, ist nicht so sehr in er Lage empathisch zu reflektieren.
Das was du sagst stimmt ja auch. Leugnet doch niemand dass Schwarze es schwerer haben und dass es in den USA, wie auch überall sonst auf der Welt Rassismus und Vorurteile gibt.
Das System ist ungerecht, keine Frage, aber das entschuldigt eigenes Fehlverhalten nicht. In Ferguson werden Läden geplündert und angezündet. Ich kann die Wut, die viele Schwarzen fühlen nachempfinden, aber ich kann in keinster Weise nachvollziehen, wieso man deshalb Verständnis für die ganze Plünderei haben sollte.
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Noch zur Kultur:
Dir ist aber schon klar, dass "die schwarze Kultur" nie monolithisch oder wenigstens homogen war, dass die meißten Schwarzen nichtmal aus den gleichen Kulturgegenden kommen, dass ihnen kulturelle Tradition während der Sklavereizeit im Grunde vollständig ausgetrieben wurde (besonders dann den 2nd und 3rd generation-slaves, die sich nichtmal an ein Heimatland erinnern konnten) und jegliche Art Sozialisierung selbst nach dem Sezessionskrieg durch Southern Myth und andere reaktive Narrative derartig aufgehalten wurde, dass es eher verwunderlich ist, dass überhaupt irgendwer mit dunklerer Hautfarbe in Amerika erfolgreich sein kann? Die Harlem Renaissance hatte da mehr Recht als du, in ihrer überspitzten Propaganda vom mental wesentlich besseren Schwarzen, der am Joch der weißen Unterdrückung nicht gescheitert ist und sich weiterhin zu erheben versucht. Auch da liegt ein "wie sind besser"-Denken vor - und auch wenn die Argumente auch da kläglich sind, sind sie noch zahlreicher als andersrum.
Ich glaub du verstehst mich da falsch. Ich rede nicht von einer aus Afrika importierten Kultur, von einer Kwanza-kultur, von einer Black-Power Kultur, oder sonst irgendwas. Es geht um eine hedonistische, gewaltverherrlichende, sexistische, bildungsfeindliche Ghettokultur. Die Tatsache dass strebsame schwarze Schüler oft von ihren Klassenkameraden dafür gedisst werden, dass sie sich wie Weiße benehmen, wenn sie ihre Hausaufgaben machen, dass Thug Life glorifiziert wird, dass der Wert eines Menschen an seinem Bling festgemacht wird, dass jegliche Authorität abgelehnt wird, dass Frauen als Hoes bezeichnet werden und viele Männer sich verdrücken, nachdem sie ein Kind gezeugt haben... das sind die Sachen von denen ich rede.
Natürlich kann sich niemand aussuchen in welchem Umfeld er aufwächst. Natürlich ist diese Kultur letztlich auch das Resultat von Unterdrückung. Diese Kultur ist, zumindest laut manchen Theorien sogar ein Relikt der Redneckkultur von Weißen Südstaatlern.
Wo diese Kultur genau herkommt, ist auch gar nicht so wichtig imho. Auf jeden Fall stellt sie ein Problem dar. Und wenn man das was zur Zeit in Ferguson passiert lediglich auf Rassismus zurückführt und kriminelles Verhalten dadurch legitimiert, dann ist das einfach kontraproduktiv.
Und ja, mir ist schon klar, dass manche denken, dass es einem Weißen nicht zusteht die schwarze Kultur zu kritisieren, aber dann würde es einem Deutschen genausowenig zustehen die Kultur der Amerikaner generell zu kritisieren und irgendwie scheint das hier niemand zu denken.