Beiträge von i/slash/!

    Ist zwar auch nur eine "Begrifflichkeit", aber mit dem Wort "Israelkritik" kann ich recht wenig anfangen.
    Zum einen ist es viel zu undifferenziert, weil man doch direkt ansprechen könne WAS genau man denn nun kritisiert - zB die israelische Siedlungspolitik. Zum anderen impliziert es in meinen Augen, man hätte etwas gegen das gesamte Gebilde "Israel", was dem Antisemitismus schon wieder gefährlich nahe kommt.
    Schließlich redet man ja auch nicht von "Italienkritik", wenn man den Umgang der italienischen Justiz mit Berlusconis BungaBunga-Affäre kritisiert.

    Nochmal zum Thema "Wer war zuerst da und ist die Gründung Israels legitimiert"


    Aufgrund der Verbrechen im Nationalsozialismus und der Verfolgung der Juden war die Gründung eines "jüdischen Staates" nach dem Krieg zwingend notwendig.
    Aber es geistern auch Karten im Internet herum, die angeblich zeigen sollen wie sich Israel im Laufe der Jahre immer mehr Land von Palästina einverleibt hätte.



    »Diese Grafik. Wir kennen sie mit Sicherheit alle. Sie taucht vor allem im Internet in Diskussionen über den Nahostkonflikt mit einer Beständigkeit und Regelmäßigkeit auf, dass man fast ein Gesetz analog zu Murphy's Law danach benennen könnte. Auch hier in der Gruppe. Ihre letzte Verwendung hier nehme ich zum Anlass für diesen Beitrag.
    Was hat es mit der Grafik eigentlich auf sich? Ist sie wirklich eine akkurate Darstellung historischer Fakten, geeignet, um die ebenfalls periodisch auftretenden Behauptungen über Landraub und Vertreibung zu beweisen? Oder ist sie lediglich ein Scharfmacher, ein Symbol, etwas, das vor allem Emotionen heraufbeschwören und weniger Fakten illustrieren soll?


    Nun, analysieren wir die einzelnen Kartenabschnitte doch mal im historischen Kontext, und gleichen die dargestellten mit den realen Fakten ab.


    1. Karte, 1946
    Wir sehen auf dieser Karte den nach der Abtrennung Transjordaniens im Jahre 1923 verbliebenen Teil des Territoriums des britischen Mandatsgebietes Palästina. Nahezu das gesamte Gebiet ist grün gefärbt, wir erkennen aber einige weiße Sprenkel, vor allem in der nördlichen Küstenregion, zwischen Tel Aviv und Haifa, und in der Region Galiläa, zwischen Haifa und Tiberias.
    Die Legende will uns mitteilen, dass es sich bei dem grün gefärbten Gebiet um palästinensisches Land handelt, während die weißen Sprenkel jüdisches Land darstellen. (Anm.: Die arabischen Bewohner Palästinas bezeichneten sich zu dieser Zeit noch nicht als Palästinenser, die Verwendung des Begriffs in den Darstellungen vor 1967 ist also eigentlich anachronistisch, ich lasse das in der weiteren Analyse aber mal unbeachtet).
    So weit, so schlecht, denn bereits hier tauchen die ersten Probleme auf: Die Karte gibt nicht genau an, was sie eigentlich darstellt. Handelt es sich um eine politische Karte? Dann müsste die gesamte Region einfarbig sein, denn sie unterlag der politischen Kontrolle der britischen Mandatsregierung. Weder Juden noch Palästinenser genossen politische Autonomie.
    Handelt es sich um eine Darstellung der privaten Eigentumsverhältnisse? Dann wären zwei Farben eindeutig nicht ausreichend, um all die verschiedenen Eigentümergruppen zu repräsentieren. Abgesehen von jüdischen und palästinensischen Landeignern gab es auch Großgrundbesitzer, vornehmlich aus Syrien, Ägypten und der Türkei, denen zwar Land gehörte, die es aber nicht bewohnten. Auch verschiedene europäische Glaubensgemeinschaften, vornehmlich die großen Kirchen, gehörten zu den Landeignern.
    Der größte Teil des Landes allerdings war ehemals osmanisches Staatsland gewesen, befand sich zu dieser Zeit also nicht in Privatbesitz, sondern gehörte der Mandatsregierung. Die Briten müssten entsprechend auch in dieser Variante die größte farbige Fläche zugeschrieben bekommen.
    Man könnte noch argumentieren, dass die Karte einige jüdische Ballungszentren gekonnt übergeht, so vor allem in Jerusalem und in Gaza, aber auch größere, zu dieser Zeit schon existierende jüdische Siedlungsblöcke, etwa Gush Etzion. Der Hauptkritikpunkt an dieser Karte bleibt aber, dass sie kurzerhand alles Land, das nicht Juden gehörte, zu "palästinensischem Land" erklärt, was einen völlig falschen Gesamteindruck der realen Situation erzeugt.


    2. Karte, 1947
    Diese Karte beschäftigt sich nicht mehr mit privaten Besitzverhältnissen, sondern zeigt eine mehr oder weniger akkurate Darstellung des UN-Teilungsplans nach Resolution 181 (II) der Generalversammlung. Das weiß gekennzeichnete Gebiet stellt den prospektiven jüdischen Staat dar, die grüne Fläche den prospektiven palästinensischen Staat.
    Allerdings begeht der Kartenzeichner auch hier wieder eine (möglicherweise absichtliche) Auslassung in der Darstellung: Gemäß der Resolution sollten die beiden Städte Jerusalem und Betlehem keinem der beiden Staaten angehören, sondern als so genanntes "Corpus separatum" unter internationaler Verwaltung stehen (vgl. dazu diese Karte mit deutlich abgegrenzter Region Jerusalem-Betlehem: http://tinyurl.com/kh224xr).
    Dem palästinensischen Staat wird also ein sehr bedeutendes Stück Land zuerkannt, das ihm in Wahrheit nicht angehörte.
    Allerdings, wie wir alle wissen sollten, war der in dieser Karte dargestellte Zustand niemals Realität, die Umsetzung des Teilungsplans scheiterte. An wem oder an was, das soll an dieser Stelle mal uninteressant sein, das ist ein Diskussionsgegenstand für sich. Festhalten müssen wir: Diese zweite Karte präsentiert (bis auf den genannten Makel) lediglich einen vorgeschlagenen Soll-Zustand, keinen realen Ist-Zustand.


    3. Karte, 1949 - 1967
    Hier sollen wir offenbar eine Darstellung der politischen Verhältnisse im Zeitraum zwischen dem Palästinakrieg und dem Sechstagekrieg gezeigt bekommen. Durch die Art der Darstellung wird der unbedarfte Betrachter allerdings erneut (bewusst?) in die Irre geführt. Das Westjordanland und der Gazastreifen werden mit dem gleichen Grün gefärbt, das in den Karten vorher palästinensisches Land kennzeichnen sollte, und auch in der Legende wird es so angegeben. Völlig übergangen wird die Tatsache, dass in diesen Gebieten wiederum keine palästinensische Souveränität existierte. Der Gazastreifen wurde von Ägypten verwaltet, das Westjordanland (daher auch der Name) von Jordanien. Jordanien annektierte das Gebiet sogar und verlieh den arabischen Einwohnern staatsbürgerliche Rechte, die jüdischen Einwohner wurden dagegen vertrieben.
    Beide Gebiete müssten also entsprechend gekennzeichnet werden, der Gazastreifen als ägyptisch besetzt, das Westjordanland als jordanisch besetzt, bzw. als Teil von Jordanien, je nachdem, wie man es betrachten will. Die Karte versucht jedoch den Eindruck zu erwecken, als handele es sich um souveränes palästinensisches Land, und das war es nicht.


    4. Karte, 2005
    Die letzte Karte zeigt im Großen und Ganzen die Situation, wie sie heute ist. Der Kartenzeichner unterscheidet zwar nicht zwischen der politischen Herrschaft der Hamas im Gazastreifen und der Palästinensischen Autonomiebehörde im Westjordanland, aber das könnte man noch vernachlässigen.
    Warum allerdings im Westjordanland nur die A-Gebiete (nach Interimsabkommen) als palästinensisch dargestellt werden und nicht auch die (viel größeren) B-Gebiete, erschließt sich mir nicht. Die B-Gebiete werden zwar vom israelischen Militär kontrolliert, stehen aber ebenfalls unter palästinensischer Selbstverwaltung. In der Karte davor hatte man ja auch keine Probleme damit, ägyptisch bzw. jordanisch besetztes Land als palästinensisch zu bezeichnen.
    Das große Neue, und das wird durch die Art der Darstellung in der gesamten Kartenreihe überhaupt gar nicht herausgestellt, ist, dass wir hier zum ersten Mal überhaupt ein autonomes palästinensisches Territorium sehen. Auch wenn die vorangegangenen Karten suggerieren wollten, so etwas hätte es schon gegeben, war das nicht der Fall, wie gezeigt wurde.
    Wir sehen in dieser letzten Karte ein in der Entstehung befindliches Palästina, kein verschwindendes.



    Zusammenfassung:
    Die in der Grafik vorgestellte Kartenreihe betreibt eine undifferenzierte Vermengung der Darstellung von politischer Hoheit und privatem Besitztum. Sie klammert völlig aus, dass außer Juden/Israel und Palästinensern noch eine Vielzahl anderer Akteure an den jeweiligen territorialen Gegebenheiten Anteil hatten. Teilweise wird Land in jüdischem Besitz als palästinensisches Land deklariert, alles Land nicht-jüdischer Eigner, Staatsland und international verwaltetes Land wird per se den Palästinensern zugeschlagen, ohne dass es dafür eine Rechtfertigung gibt.
    Die fehlende Unterscheidung zwischen politischer Herrschaft und Privatbesitz sorgt zudem dafür, dass vollkommen übergangen wird, dass sich auch in Israel, wo ein Fünftel der Bevölkerung aus Arabern besteht, Teile des Landes in arabischem Privatbesitz befinden.
    Bestenfalls kann man die Kartenreihe also als plakativ und ungenau bezeichnen, da sie den historischen politischen und/oder zivilrechtlichen Tatsachen keine Rechnung trägt. Schlimmstenfalls muss man feststellen, dass die suggestive Darstellung eines stückweise verschwindenden Palästinensergebietes alleine dazu dient, eine bestimmte emotionale Befindlichkeit zu erzeugen, und deshalb als Instrument der Propaganda betrachtet werden muss.
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    (https://www.facebook.com/fried…146188678/?type=1&theater)

    Zitat

    Original von DieL_
    Sachlich argumentiert, ich kann deine Ansichtsweise akzeptieren und respektieren. Wenn wir uns jetzt noch über Fußball unterhalten könnten, ohne immer direkt die Traditionskeule oder sonst was rauszuholen, wäre alles super. :)


    Ah, die Keulen-Keule

    Meinen Respekt an Eisern Union und St. Pauli, die einzigen, die gegen den Fetzen Scheisse gestimmt haben und Ihre Würde und den Respekt der eigenen Fans behalten haben.
    Als Lautrer fühle ich mich besonders nach den hinterfotzigen Kommentaren des eigenen Vorstands extrem verarscht...
    Glaube am Freitag geh ich im Uniontrikot in die West....

    Zitat

    Original von Kaizor
    Was noch für die HR von Tony in Runde 1 spricht ist das Scotch sich wiedermal wiederspricht, erst meint er er hört dem Barkeeper nicht zu wegen Haarreif, und später dann geht er auf die Lines von ihm ein, einfach nicht gut gedacht. Und aufs Bierchen ist Scotch auch absolut NULL eingegangen..


    Genau wie die ausgedachten Fronts in Scottys HR, also wenn das hier an Scotch geht kann man echt nur den Kopf schütteln..


    Für mich ist das hier sogar das mit Abstand eindeutigste Battle im 8tel


    solltest du derzeit nicht in london sein?