Beiträge von unknownKing

    Zitat

    Original von Inferno
    nimmste den kleinen natz auch mit ?


    oder ziehste alleine hin zum studieren etc =


    studieren. wg mit 2 kollegen, wird nice :)

    Wer kennt sie nicht? Die Werbung, mit der gefühlte 13 Millionen Amateurrapper in Form von Privatnachrichten in hiesigen Internetforen, Profilkommentaren auf MySpace oder Massenmails im Instantmessenger täglich unschuldige Konsumenten befeuern: "Hey, ich habe mein Album (Anm. d. Red: Mixtape, Streettape, Streetalbum, Streetmixtape, Tapemixstreet, Albumtapemix... diese Liste lässt sich beliebig fortführen) fertig gestellt. Es ist vielseitig, individuell und hebt sich von allen anderen ab."
    Es wäre schön, wenn jedes Release qualitativ so hochwertig wäre, wie angekündigt, aber bei der Masse an Rappern, die seit Internet in Deutschland rumgeistern, ist das nahezu unmöglich. Die Folge: Der enttäuschte Raphörer bleibt bei Altbewährtem – da kann er ja (meistens) nichts falsch machen –, während viele Releases, die bei weitem mehr Aufmerksamkeit verdienen, in der Masse untergehen.


    Mit dieser Rubrik habe ich mir das Ziel gesetzt, Releases an die Öffentlichkeit zu bringen, die meiner Meinung nach (!) mehr Aufmerksamkeit verdienen. Hier werden weder die Releases überhypeter Internetgrößen anzutreffen sein, noch Marketingspezialisten, die nach ihrem zweiten geschriebenen Text schon ein eigenes Label, eine Webseite mitsamt Promoteam und ein von Papi im Hinterhof gefilmtes Musikvideo besitzen. Es geht ausschließlich um die Qualität der Musik, um das Produkt.



    DIA – Gekonnt und nicht gewollt



    Audiomax und Sime (zusammen DIA) sind auf keinen Fall etwas für schwache Nerven. Zumindest, wenn schwache Nerven Probleme mit kranken Menschen (oder zumindest deren Texten voller Gewaltverherrlichung und Selbstzerstörung) haben. Denn hier werden eigentlich meistens Menschen getötet, oder wenigstens Frauen geschlagen und Kühlschränke vollgepinkelt. Textlich und raptechnisch kann man das alles eigentlich wie eine Mischung aus JAW und Hollywood Hank verstehen, nur etwas relaxter gerappt und stellenweise nicht ganz so freakig. Und zu diesem Gesamteindruck passen die Featuregäste wie die Faust aufs Auge: Mit dabei sind JAW, Illoyal, Morlockk Dilemma, Architekt, Adolph Ghandi, Sentinel und Headtrick, von denen die meisten auch gerne mal von etwas wilderen "Nächten" berichten. Trotz der etwas krankhaften Tendenz verlieren die beiden von DIA aber nicht ihren Humor und verstehen es, mit In-die-Fresse-Punchlines, witzigen Zwischensequenzen und vor allem routinierten Raps mit einigem Flavour zu überzeugen.


    http://www.myspace.com/audiopizarro
    http://www.myspace.com/simedia – kostenloser Download



    Maurice – Blick vom Balkon



    Maurice sitzt auf dem Balkon im dritten Stock eines Bamberger Mehrfamilienhauses, zieht ein letztes Mal am Joint, behält dessen Rauch in der Lunge, drückt ihn im Aschenbecher aus und beginnt gleichzeitig mit dem Ausatmen, etwas von sich zu erzählen. So in etwa könnte man sich den Sound seines Solo-Debüts "Blick vom Balkon" vorstellen. Technisch versiert und vor allem immer smooth rappt er mit rauchiger Stimme über dieses und jenes: seine Vergangenheit, die Probleme des Lebens, Rap an sich und auch ab und an mal über Weed-Konsum. Die Reggae-Einflüsse, die immer wieder durchkommen, gepaart mit seiner Stimme, verleihen dem Album chilligen Flavour, machen es aber nicht zu Einschlafmusik. Für diesen ganz bestimmten Sound ist DJ Smoove verantwortlich, der alle Instrumentals bis auf zwei Remixes, die von Steve Rösger stammen, produziert hat. Stimmlich wird Maurice von niemand anderem unterstützt, als von Grizzly & Shot, Don Don Dodu und Kilian. Wer von uns sitzt denn nicht gerne in lauen Sommernächten auf dem Balkon und philosophiert über das Leben? Eben! Zuschlagen.


    http://www.myspace.com/mauricebbg – zu kaufen



    BDS – 3igh Mixtape



    Seany, Densus Dahn und Biggy sind waschechte Kölner, treue Fußballfans und sonst halt vor allem dick am representen. Die Mischung daraus ergibt einen roten Faden, der sich durch das gesamte Album zieht – wie eine La-Ola-Welle durch die von den drei Jungs so beliebte Kölner Südkurve. BDS stehen auf jeden Fall nicht für soften Rap, das wird von Anfang an klar gemacht. Neben Fußball und Punchlines gibt es auch Songs über Gras, dicke Frauen oder die Macht des Geldes. Alles zwar nicht unbedingt mit weltbewegender Lyrik, dafür aber mit umso mehr Power vorgetragen und vom Rapstyle her auf jeden Fall ein gutes Ding. Für ein nächstes Release würde ich mir allerdings etwas mehr Liebe zum Detail bei den Songarrangements und ein paar ausgefeiltere Themen wünschen. Nichtsdestotrotz ein gutes, unterhaltendes Mixtape – vor allem für Menschen, die auch lieber mal Musik im Auto pumpen, die drückt und einfach in die Fresse geht.


    http://www.bezirkzwo.de – kostenloser Download



    epi.kur – Höchste Zeit



    rappers.in'ler kennen den Münchner epi.kur spätestens, seit er uns Ende November einen schmucken Exclusive-Track geliefert hat. Mit zwölf schrieb er seine ersten Texte, erst nur auf Englisch, bis er dann mit 17 auf unsere gute alte Muttersprache umstieg. Diese langjährige Erfahrung merkt man ihm auf jeden Fall an. Im rappers.in-Interview erwähnte er noch, dass er früher viel mit Freestyles unterwegs war – ein Punkt, auf den seine Souveränität über dem Beat mit Sicherheit auch zurückzuführen ist. Ein bisschen energiegeladen, ein bisschen soft, ein bisschen jiggy rappt epi.kur über nicht unbedingt weltbewegende Themen, trotz laufendem Studium bedient er sich aber keiner Schubladen, die sich bei diesem Stichwort schon mal ganz gerne von selbst öffnen. Auch, wenn etwas nachdenklichere Songs dabei sind, kann man die Grundstimmung, die das Album rüberbringt, als positiv bezeichnen. Für Freunde technisch gut entwickelter, stylischer Raps auf jeden Fall eine gute Wahl!


    http://www.myspace.com/epikur – zu kaufen



    Du kennst jemanden (oder bist gar selbst der Meinung, dass du jemand bist), der dem Titel "unknown King" gerecht werden kann? Diese Person hat erst vor kurzem einen Tonträger oder Freedownload veröffentlicht, der eine Erwähnung in diesem Artikel wert ist? Schick eine Bewerbung mit dem Betreff "unknown Kings – *Künstlername*" an [email protected]. Bitte beachtet aber, dass ich nicht auf jede Anfrage persönlich antworten kann. Ihr werdet sehen, ob das Release dann letztendlich seinen Platz in dieser Sammlung findet. Viel Erfolg!

    Wer kennt sie nicht? Die Werbung, mit der gefühlte 13 Millionen Amateurrapper in Form von Privatnachrichten in hiesigen Internetforen, Profilkommentaren auf MySpace oder Massenmails im Instantmessenger täglich unschuldige Konsumenten befeuern: "Hey, ich habe mein Album (Anm. d. Red: Mixtape, Streettape, Streetalbum, Streetmixtape, Tapemixstreet, Albumtapemix... diese Liste lässt sich beliebig fortführen) fertig gestellt. Es ist vielseitig, individuell und hebt sich von allen anderen ab."
    Es wäre schön, wenn jedes Release qualitativ so hochwertig wäre, wie angekündigt, aber bei der Masse an Rappern, die seit Internet in Deutschland rumgeistern, ist das nahezu unmöglich. Die Folge: Der enttäuschte Raphörer bleibt bei Altbewährtem – da kann er ja (meistens) nichts falsch machen –, während viele Releases, die bei weitem mehr Aufmerksamkeit verdienen, in der Masse untergehen.


    Mit dieser Rubrik habe ich mir das Ziel gesetzt, Releases an die Öffentlichkeit zu bringen, die meiner Meinung nach (!) mehr Aufmerksamkeit verdienen. Hier werden weder die Releases überhypeter Internetgrößen anzutreffen sein, noch Marketingspezialisten, die nach ihrem zweiten geschriebenen Text schon ein eigenes Label, eine Webseite mitsamt Promoteam und ein von Papi im Hinterhof gefilmtes Musikvideo besitzen. Es geht ausschließlich um die Qualität der Musik, um das Produkt.



    Chissmann – Ganz normal



    Vor allem RBA-Anhänger werden Chissmann schon lange kennen. Seit 2002 ist er in der Reimliga Battle Arena als Wolle unterwegs. Bekannt war er dort eher durch einen lockeren Laid-Back-Arroganz-Style. Auf diesem zum kostenlosen Download erhältlichen Mixtape schlägt er nun ganz andere Wege ein. So geht es auf "Ganz normal" hauptsächlich um die Depressionen, die ihn schon seit Jahren verfolgen. Chissmann verarbeitet Selbstzweifel, Suchtprobleme und Trauer sowie zu Grunde gegangene Beziehungen in den Songs, ohne dabei peinlich oder aufgesetzt zu wirken. Das liegt unter anderem daran, dass die immer etwas melancholisch und depressiv angehauchte Thematik der Raptechnik absolut keinen Abbruch tun. Kann man ihm abkaufen. Bevor die alten Hörer nun losschreien: Ja, es sind auch drei, vier Protz-Tracks, ganz im alten Style, mit dabei. Und das I-Tüpfelchen sind dann natürlich die Features mit Untergrund-Gößen wie BoZ, JAW, Klubking und Kollegah. Schade nur, dass Chissmann wohl in nächster Zeit nichts mehr von sich hören lassen wird. Die fertigen Tracks des Mixtapes liegen anscheinend schon länger hier rum, während er laut eigener Aussage seit Monaten überhaupt nichts mehr aufgenommen hat...


    http://www.myspace.com/bmcrecords – kostenloser Download



    Hey Frank! – Ich bin Musik



    Hey Frank! heißen die nun also. Das früher als Beatzaps & Rapture bekannte Duo ist nun schon einige Zeit mit dabei und wird nun zusätzlich (vorerst nur live) vom Gitarristen Fabian Dellefant unterstützt. Auf dieser schmucken EP ist Rapture für die Rapparts zuständig, während Beatzaps an den Reglern und Instrumenten sitzt und ab und zu auch mal ein wenig Gesang zum Besten gibt. Der Albumtitel "Ich bin Musik" beschreibt den Inhalt eigentlich ziemlich gut. Hier geht es sehr funkig, melodisch und tanzbar zu. Durch treibende Drums und einer Instrumentenvielfalt, die einem Jazz-Ensemble gleicht, wirken die Beats sehr musikalisch. Und das wird durch die Vocals noch verstärkt. Indem der Gesang nicht nur auf die Hooks beschränkt, sondern wild mit den Rapstrophen vermischt wird, hat diese Art von Musik etwas Unbeschwertes und Mitreißendes. Mit lustigen, ironischen Texten und einer ausgefallenen Vortragsweise weiß Rapture zu überzeugen, zeigt aber vor allem im Feature mit endlizZ, dass man auch mal nachdenklichere Saiten anschlagen kann. Für Leute, die auch gerne mal frische, genreübergreifende Mucke hören, lohnt sich der Kauf unbedingt. Für HipHop-Nazis ist das Ganze vielleicht nicht unbedingt zu empfehlen.


    http://www.myspace.com/rapture186 – zu kaufen



    Grizzly & Shot – Jetzt raucht's



    Grizzly & Shot sind eigentlich eins der großen Beispiele für den Wandel, den Deutschrap im letzten Jahr durchgemacht hat: Vor allem weg von der großen Gangstarap-Übersättigung. Denn die frechen Buben glänzen nicht nur mit guter Technik, sondern auch mit herausragenden und witzigen Texten. Verliebt wird da mit Worten gespielt, mal einfach nur strikt nach altbewährten Punchline-Mustern, mal mit einem etwas ausgefallenerem Konzept. So geben sie sich in manchen Songs Themen wie zum Beispiel "Promi-Dinner" oder "Jobsuche" vor, um den Leuten dann Punches dazu um die Ohren zu hauen. Und dabei werden sie von bekannten Gesichtern wie Nico Suave, Patrick mit Absicht oder Jason unterstützt, aber auch Leute aus dem RBA-Umfeld wie zum Beispiel Sorgenkind oder Don John sind mit dabei. Wer auf Wortspiel- und Punchlinerap mit gekonnten Flows steht, wird hier gut bedient. Nach musikalischer Kreativität oder sinnlichen Hooks sollte man dabei aber nicht suchen.


    http://www.grizzly-shot.de – zu kaufen




    Du kennst jemanden (oder bist gar selbst der Meinung, dass du jemand bist), der dem Titel "unknown King" gerecht werden kann? Diese Person hat erst vor kurzem einen Tonträger oder Freedownload veröffentlicht, der eine Erwähnung in diesem Artikel wert ist? Schick eine Bewerbung mit dem Betreff "unknown Kings – *Künstlername*" an [email protected]. Bitte beachtet aber, dass ich nicht auf jede Anfrage persönlich antworten kann. Ihr werdet sehen, ob das Release dann letztendlich seinen Platz in dieser Sammlung findet. Viel Erfolg!

    Hey. Ich wohn ab Februar in Karlsruhe in der guten Südstadt und wollt mal fragen, wie die Szene dort so is. Gibts hier jemanden aus Karlsruhe und Umgebung?



    01. Intro
    02. Neue Saison
    03. Der letzte Tanz
    04. So viele Fragen
    05. Katze aus dem Sack
    06. Hin und her
    07. Truf is back
    08. Draussen aufm Dauf
    09. Hamburg 2009
    10. Sag mir was du von mir willst
    11. Samsimilias Rache
    12. Samsimilias letzte Worte
    13. Hussel und Flow
    14. Nie genug
    feat. Ali A$
    15. Outta hier


    Manche hofften es, viele munkelten es, einige haben es sich gedacht – jetzt weiß es jeder: Das letzte Opfer des großen Labelsterbens 2009 (übrigens ein ganz heißer Kandidat für das Wort des Jahres) wird Deluxe Records sein. Nach einiger Zeit im Geschäft kann das Label auf viele Künstler, wild durchgemixte Tapes und letztendlich eine Artist-Reduzierung (à la "Liebling, ich habe das Label geschrumpft") auf die zwei verbliebenen Rapper Ali A$ und Tua zurückblicken. Da gibt es nachträglich viel zu erzählen, viel Revue passieren zu lassen. Denn wenn man als Künstler ein eigenes Label hochzieht, stecken da bekanntlich nicht nur Herz und Seele, sondern auch mächtig Blut und Schweiß drin. Und auch, wenn man in HipHop-Kreisen oft nur mit einem angedeuteten Kopfnicken im Takt auskommt, bittet Samy Sorge nun mit diesem letzten Mixtape aus dem Hause Deluxe Records zum letzten Tanz.


    Und wer weiß, dass einem der allerletzte Tanz bevorsteht, der will diesen auch noch mal voll und ganz auskosten. So findet sich auf dem von DJ Mixwell well gemixten Mixtape neben 14 Solosongs von Samy Deluxe persönlich nur ein Feature mit Schützling Ali A$. Auch für die Beats zeichnet der Labelchef fast zur Gänze alleine verantwortlich. Außer ihm haben unter anderem die Instrumens und Monroe das ein oder andere Instrumental beigesteuert. Wenn man das Tape so anhört, hat man das Gefühl, Samy will mit jedem noch mal das Tanzbein schwingen, um auch wirklich an jeder Haltestelle der Label-Reise ein letztes Mal Stopp zu machen. Da gibt es Songs, die an die alten Hamburgs Finest Mixtapes erinnern (z.B. "Truf is back", "Draussen aufm Dauf"), ab und an trällert Sam auch mal wieder einen Refrain ganz im Stile seines jüngsten Albums (z.B. "So viele Fragen"), und – oh mein Gott – Samsimilia?! Ihr habt es erfasst. Kifft Sam jetzt wieder, hatte er nicht aufgehört? Die Verbraucherschützer und Eltern schreien – die Kids auch: Denn das Alter Ego Samsimilia ist back. So geht es auf drei Tracks über fünf Beats acht Minuten lang einzig und alleine um HipHops gute alte fünfte Säule. Auf "Sag mir was du von mir willst" erzählt ein (unnötigerweise) geautotuneter Samy über seine Erfahrungen mit dem grünen, an dieser Stelle personifizierten Mittel:


    "Und nach so, so langen Jahren musst' ich es endlich erkenn'/
    Du machst mich zum besseren Künstler, aber schlechteren Mensch/
    Und wo setz' ich nun die Priorität/
    Ich sing' mein Lied hier und hoffe, dass mich jemand versteht/
    "


    Zwar verfällt er der Liebe laut eigener Aussage noch ab und zu, aber wenn, dann lediglich zu einem kleinen One Night Stand. Dieser noch etwas kritischere Track läutet dann die beiden Songs "Samsimilias Rache" und "Samsimilias letzte Worte" ein. Auf dem Rache-Song rappt Samy auf drei Beats über die Vorzüge des Konsums. Wer sich schon immer einen "Grüne Brille"-Nachfolger gewünscht hat, wird hier vielleicht nicht komplett zufrieden sein, aber einige Zeilen wie "Ich bin durchgehend am Rollen wie ein Lasterfahrer" gehen eigentlich schon ganz gut in die Richtung. Auf dem Track "Samsimilias letzte Worte" wird das Alter Ego nach einem richtigen Knallerpart dann scheinbar endgültig begraben, aber nicht, ohne dass "alle einen dicken Joint rauchen".


    Aber auch die etwas neueren Anhänger bekommen die ausgestreckte Hand zum Tanze gereicht. Auf "So viele Fragen" beklagt sich Samy mit bekannter "Bis die Sonne rauskommt"-Friede-Freude-Eierkuchen-Harmonie darüber, dass man bei den meisten deutschen Rappern keine positive Energie mehr vorfinden würde. Aber meistens beschränkt er sich beim Singen dann doch auf die Hooks, die mal sehr gut, mal ganz okay getroffen sind. Ersteres findet man auf dem etwas melancholischeren "Hin und her". Hier geht es um Selbstzweifel, Zerrissenheit, und die Frage, was morgen folgt. Schöne Hook, guter Text, guter Rap. Hiervon könnte man ruhig in Zukunft mehr hören:


    "Vor ein paar Jahr'n hab' ich bloß Amis kopiert/
    Aber dann letztendlich fand' ich zu mir und ich hab' es kapiert/
    Oh nein, ich will dieses Land nicht regier'n/
    Aber ich hoffe sehr, ich kann's inspirier'n – zumindest kann ich's probier'n/
    "


    Darüber hinaus gibt es weitere Songs, die Erwähnung verdienen. Sei es der Nachfolger der damaligen Hamburg-Hymne "Hamburg", "Hamburg 2009", oder der schon vom Teaser teilweise bekannte Track "Draussen aufm Dauf", auf dem Samy mit dreckiger Stimme über die Vorzüge des Dorfs zur Großstadt rappt. Doch die Ironie kann er nicht unbedingt lassen: "Doch leider kann ich mir hier nirgendwo 'nen Döner kaufen." Guter Song mit guter Technik, wobei man über die Verwendung von heruntergepitchten Stimmen in Hooks streiten kann.


    Kommen wir also zu den Schwachpunkten. Mixtape hin oder her: Ein nerviger, hochgepitchter Junge, der nach den Liedern irgendwelches Zeug dazwischen labert (andauernd ein "Aaaahnt, Diggaa, schwöre, Altah"), stört einfach das Gesamtbild – auch, wenn ich zugeben muss, dass es teilweise zur Überleitung für die nächste Mixtape-"Etappe" ganz passend ist. So fragt der nervige Vogel zum Beispiel, ob Samy denn nun doch wieder kifft und im Anschluss folgen die bereits erwähnten Samsimila-Songs. Ganz gute Idee, aber dennoch bitte nie wieder so umsetzen...! Ansonsten wird die Vielfalt eigentlich als ein vollwertiges Plus von mir angesehen, aber wenigstens von der Mische her hätte man das etwas angleichen können. So sind einige Songs mit Doppelspuren und Addlips vollgeklatscht und wirken schön dreckig und voluminös, während die Stimme bei anderen Liedern wieder total drucklos herüberkommt.


    "Und egal, was all ihr Hater auch sagt/
    Ihr habt niemals ein eigenes Label gehabt/
    So hatte keiner unserer Acts riesen Karriere gemacht/
    Dafür haben wir zwei Azubis durch die Lehre gebracht/
    "


    Der Titelsong "Der letzte Tanz" schließt mit dem Label ab und zieht noch mal einen letzten Schluss, wieso es nicht so ganz klappen wollte. So sagt Sam, dass es zwar bei ihm so gut läuft, wie schon lange nicht mehr, es aber mit Deluxe Records trotzdem immer weiter bergab ging. Er will sich ab jetzt nur noch auf das Künstlerische konzentrieren und das Geschäftliche "lieber den anderen" überlassen. Ein passender Track, der vielleicht durch einige Rechtfertigungen einen etwas faden Beigeschmack haben könnte. Ein Wunder eigentlich, dass er mit den ganzen Danksagungen am Ende nicht als Outro gesetzt wurde.


    Fazit:
    Insgesamt bin ich ehrlich gesagt sehr überrascht von dem Gesamtwerk an sich. Nach in meinen Augen eher laschen Hamburgs Finest Mixtapes, einem nicht wirklich überzeugenden Dynamite Deluxe Revival und einem nur zur Hälfte guten Soloalbum holt Samy hier noch mal einiges aus sich raus. Wer ihn die letzten Jahre live auf dem Splash!-Festival oder vergleichbaren Bühnen sehen durfte, hat hoffentlich so viel Gefühl für Musik, um zu wissen, dass der Typ es einfach kann. Die Authenzität, Autorität und Energie, die da auf der Bühne ausgestrahlt wird, ist für mich immer noch einmalig. Bloß die Studioarbeit fiel meiner Meinung nach bei den letzten Releases immer enttäuschend, ja, sogar richtig mager aus. Ich bin keiner von denen, die sich immer verzweifelt an die alten Tage von Künstlern klammern, aber während des Bestehens von Deluxe Records lief mit Sicherheit nicht immer alles richtig. Und gerade jetzt, beim letzten Tanz quasi, habe ich das Gefühl, dass der Altmeister endlich seine Schrittfolge gefunden hat. Das ist kein Gestolpere mehr beim Versuch, unbedingt etwas Neues und Innovatives zu machen. Aber genauso wenig findet man hier einen 32-jährigen Gastherren vor, der versucht, im A-Kurs mit denselben einfachen Tänzen Frauen herumzukriegen. Das ist einfach entspanntes, ungezwungenes Tanzen, nicht immer konventionell, sondern einfach nach Gefühl, wie's halt passt. Unbedingt genau so weitertanzen, bitte.



    (Jan König)


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