Beiträge von Die Robbe

    ich finde das seeeehr interessant. ich mag solche statistiken sehr. sehr geil, dass du dir diese mühe gemacht hast. respekt. :thumbup:


    in punkt 3 steckt schon n stück wahrheit, muss man schon sagen.
    ich find aber ganz allgemein, dass user reviews zu viel bedeutung beimessen. es ist am ende nur die ansicht eines einzelnen hörers. und meistens ist es ja nicht so, dass derjenige eine außerordentliche kompetenz in diesem bereich besitzt, die es rechtfertigen würde, seiner meinung so viel bedeutung beizumessen beziehungsweise seine meinung über die eines regelmäßigen deutschrap hörers zu stellen. ich schloss und schließe mich da nicht aus. der unterschied ist nur, dass der reviewer drei gerade sätze aneinanderreihen kann.
    ich finde eine realistische ansicht, die meiner oft sehr nahe kommt, in der diskussion im forum und nicht in einer review.


    und das, was tony gesagt hat, kann ich nur unterstreichen.

    das album ist für mich langweililg, nichtssagend, meinungslos und sehr viel unnützes geschwätz.
    ich finde es auch eine fehleinschätzung, zu sagen, dass künstler, die eben vom klassischen soundbild abweichen, der szene entwachsen, nur weil die künstlerin hier das von sich behauptet, was genauso zweifelhaft ist. und rap ist die letzte musikrichtung, die engstirniger zu werden droht, gerade die letzten jahre zeigen das ja eigentlich.
    ist natürlich gut geschrieben, auch wenns überhaupt nicht meiner meinung entspricht.

    Zitat

    Original von Micropt


    Vielleicht ist es den Hater auch einfach leid geworden einfach aus Prinzip zu haten? Keine Ahnung, ist schwer zu sagen, aber ist doch toll, dass es anerkannt wird. Vielleicht hat Cro selbst dazu auch beigetragen, weil er es halt "Raop" nennt und nicht "Rap".


    wird es anerkannt? wird er nicht mehr mit flaschen auf konzerten beworfen und zu battles aufgefordert, die seine kredibilität infrage stellen sollen?

    es ist definitiv ratsam, die milf des kollegiums (sofern es eine gibt) mit überschwänglichem lob zu überschütten, dabei einen möglicht hohen pegelstand bereits erreicht zu haben und lehrer, die dich nicht leiden konnten, mit spitzfindigkeiten der lächerlichkeit preis zu geben. etwas anderes bleibt dir überhaupt nicht übrig, ganz klar.

    Werd mich wohl nie mit Tracks über Fußball anfreunden können. Man kann eigentlich nichts falsch machen, wenn man solche Leute zusammentrommelt, außer man lässt sie über Fußball rappen. Fremdscham pur, wenn man Lines wie "Guardiola steht mit Bratwurst im deutschen Ultrablock" hört. Oder sowas wie "wir haben Spieler XY" etc..



    01. Intro
    02. Wo
    03. Arab und Afghani
    feat. Massiv
    04. Skit 1
    05. Sag mir
    06. Schmerz in der Brust
    feat. Fard
    07. Trafiq Flow
    08. Skit 2
    09. Mein Club
    10. Braun
    feat. MoTrip
    11. Ich kenne es feat. Eko Fresh
    12. Khaled
    13. Skit 3
    14. Ya Amar
    15. Killer Kollabo
    feat. Azad
    16. Rapper ohne Tattoos
    17. Du bist
    18. Eben wie es eben ist
    feat. Bizzy Montana
    19. Skit 4
    20. Block Nummer 10
    21. Outro


    Wie verweichlicht sind die, die sich früher mal "Gangsterrapper" nannten, eigentlich geworden, wenn Leute wie Sido – unlängst zum seriösen Musiker mutiert – oder SadiQ auf ihren Alben weder aus Jux und Tollerei Geld anzünden noch Frauen beleidigen, sondern über irgendwas mit Inhalt rappen? Anderes Beispiel: Ende letzten Jahres wurde bekannt, dass Kollegah einer wohltätigen Organisation, der Arche, Geld gespendet hat. Außerdem wird gemunkelt, dass sich Sido zu einer ähnlichen Tat hinreißen ließ. Die Spende von Kollegah wiederum wurde vom Frankfurter SadiQ lobend erwähnt – hallo, geht's noch!? Der Grundstimmung lässt sich eine eindeutige Tendenz ableiten: Deutsch- beziehungsweise Gangsterrap transformiert zu einem Tummelplatz verhätschelter, überempfindlicher Mittzwanziger, die ohnehin einen schlechten oder gar keinen Schulabschluss besitzen und ganz nebenbei mit dem Müll, den viele von ihnen nicht Rap, sondern nur noch Musik – nicht selten sogar Kunst – nennen, Geld verdienen. Nachrichten, die das Gesamtbild eines treuen Anhängers tief erschüttern – anders lässt sich das nicht sagen, ganz klar. Als wäre das Szene-übergreifende Eier-Geschaukel à la "#hangster" nicht schon genug, verkommen Gangsterrapper auch ganz allein zu weinerlichen Sitzpinklern. Sind wir froh drum, dass dem Frankfurter SadiQ mehrere Anzeigen ins Haus stehen und er hoffentlich eine saftige Strafe zu befürchten hat. Das härtet ab, ganz sicher. Sein Debüt-Album "TrafiQ" spricht man übrigens wie "Grafik" – nur eben mit "T" und einem gerollten "r" – aus.


    Auch wenn klar sein sollte, dass die vorangestellte Annahme und das Geblödel drumherum mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist, steckt ein Fünkchen Wahrheit in ihr. Der bereits angesprochene SadiQ aus Frankfurt veröffentlichte jüngst sein Debüt-Album "TrafiQ". Bereits Wochen zuvor kündigte er explizit an, Frauenfeindlichkeit habe darauf keinen Platz, sondern Inhalt und Tiefe – dieses Selbstverständnis und die potenziellen Uneinigkeiten seien auch der Grund gewesen, aus dem er das Angebot der Azzlackz ausschlug.


    "Bin auch kein guter Mensch, doch ich weiß, Gott ist groß, man/
    Kämpfen für Glauben gegen die teuflische Großmacht/
    Wie viel Tod kam von Menschen für Geld/
    Sieh, der wahre Terrorist ist von der westlichen Welt/
    "
    (SadiQ auf "Sag mir")


    Der Junge aus Frankfurt bereichert uns auf "TrafiQ" um Weisheiten wie die, dass es in Deutschland noch immer Ghettos gibt, in Frankfurt weißes Pulver gepusht wird und allem voran: dass Menschen leiden. Und zwar so wie in keinem Splattermovie. Geht man von SadiQs Erzählungen aus, müsste das Frankfurter Pflaster so heiß sein, dass sich niemand mehr heraustrauen sollte, der tiefschwarze Haare hat oder sich durch eine andere oberflächliche Nichtigkeit als Ausländer verraten könnte. Aber auch der eigene Anhang birgt heimtückische Hinterhältigkeiten, denn hier wird man vom besten Freund verraten und trägt diese Bürde so schwer, dass der aufkeimende Kummer nur mit einem seichtgespülten Track verarbeitet werden kann. Abgesehen von der düsteren Aussicht im heimischen Block, hält der gebürtige Afghane ein Sammelsurium an Themen über Qual und Leid in der Welt im Allgemeinen bereit. Da eignet sich die Profitgier irgendeiner Luzifer-ähnlichen Gestalt ("die da oben", das System, der Westen et cetera) perfekt als verabscheuungswürdiges Feindbild, um das vorherrschende Elend an jemandem festzumachen. Das Elend in SadiQs Welt ist teils buchstäblich unbeschreiblich, denn die oft eingestreuten persischen Begrifflichkeiten erschweren den Zugang hier und da oder verschließen ihn komplett. Der Gesamtkontext lässt die Tragödie manchmal nur erahnen. Bezweifelt werden darf, dass so etwas wie Sensibilität oder Aufmerksamkeit für eine missliche Lage entsteht, wenn vermeintlich katastrophale Zustände in seichtgespültem, vierminütigem Lamentieren ohne neue Perspektive oder Vorschläge ohne irgendeine Art von Originalität, beklagt werden. Und nein, SadiQ hat dafür weder einen irgendwie geilen Flow oder bearbeitet außergewöhnlich düstere Beats noch bringt er seinen Akzent spielerisch beziehungsweise gekonnt ein. Ich bin – wie das vielleicht unterschwellig durchgeklungen ist – etwas gespalten, was "TrafiQ" bis jetzt betrifft.


    "Alles Werkzeug des Teufels/
    Dennoch lass' ich wieder von der Stimme diesen Schmerz von der Brust/
    Denn man fährt immer noch über Grenzen Pakete rein/
    Sie hatten reiche Eltern – wir das Gegenteil/
    "
    (SadiQ auf "Schmerz in der Brust")


    Da die Tracklist mit namhaften Gästen übersät ist, kommen wir nicht umhin, auch sie zur Sprache zu bringen. Was sich dabei ernüchternd festhalten lässt, ist die Tatsache, dass SadiQ von den meisten musikalisch in jeder Hinsicht in den Schatten gestellt, wenn nicht gar deklassiert wird. MoTrips Part veranlasste durch seine perfektionistische Tendenz SadiQ gar dazu, seinen eigentlichen Part komplett zu verwerfen, um dem des Aacheners gerecht zu werden – und immer noch liegen Welten dazwischen. Als hervorragender Techniker und Doubletimer ist SadiQ auf "TrafiQ" selten im Einsatz. Die Ausnahmen verdienen aber ohnehin keine weitere Erwähnung. Das liegt weniger an meiner geringen Begeisterungsfähigkeit für Doubletimeeinlagen, sondern vielmehr daran, dass sich die Vermutung aufdrängt, die schönste Fassade ist für SadiQ wichtiger als alles, was man so mit Inhalt verbindet. Das liegt an billig zusammengeschraubten Plastikbeats, kitschertränkten Sentimentalitäten beziehungsweise Liebesbekundungen und wird von langgezogenen Silben sowie weiteren merkwürdigen stimmlichen Deformationen begleitet. Da wird aus einem "Tattoos" schnell mal ein "Daathuus". Nicht nur, dass technische Eleganz und Verpackung ganz allgemein offensichtlich viel erstrebenswerter zu sein scheinen als textliche Kunstgriffe oder epische Geschichten. Es ist leider auch so, dass die extravaganten Betonungen nicht mehr als schnell erlerntes Handwerk sind und damit in keiner Weise etwas Besonderes darstellen.


    "Ja, in meiner Heimat laufen Kinder barfuß/
    Und kämpfen für Freiheit wie die Achis in Damaskus/
    Terrorist, fick' dich in' Arsch, du, ich stech' auf dich ein, Junge, bis du im Grab ruhst/
    Manche kommen mir dann an: 'Ich kann Kampfkunst'/
    Dann streck deine Beine bis zum Limit wie bei 'Bloodsport'/
    "
    (SadiQ auf "Rapper ohne Tattoos")


    Fazit:
    "TrafiQ" ist – bis auf wenige Ausnahmen und ohne zu drastisch klingen zu wollen – ein großes (klagendes) Gestöhne. Eine Symbiose aus trostlosen Piano-Synthie-Konstruktionen – die im schlimmsten Fall von orientalischen Klängen begleitet werden –, vorgefertigtem und abgenutztem Wehklagen sowie zahlreichen Gästen, die sich zu SadiQ gesellen und in den wehleidigen Tenor bedingungslos einstimmen. Was wir nach dem Hören wissen: Es gibt noch immer irgendwo Ghettos in Deutschland, in Frankfurt gibt es Drogen und Menschen, die sie konsumieren. Doch allem voran: Menschen sterben, leiden, lieben, trauern – die ganze Palette eben. Ein paar kreischende, gepeinigte Freudenmädchen wären mir so gesehen ganz recht gewesen.



    (Die Robbe)

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    klar ist das schade, aber gott sei dank machen sie weiterhin musik. haben ja auch oft in interviews gesagt, dass sie sich öfter mal zanken, aber dann eben wieder zusammenraufen, das war diesmal offensichtlich nicht der fall. an der musik an sich wird das nicht sooo viel ändern, weil benny ja sowieso die beats gemacht und gerappt hat. kratz war auf dem letzten album nur an der mische beteiligt, soweit ich weiß. hoffe mal, benny kann sich aufraffen und dieses jahr n kleines album aufnehmen.



    01. Intro (Einfach so)
    02. Déja Vu
    03. Hallo?!
    04. Alleine
    05. C'est a vie
    feat. Fabio Battista
    06. Neustart
    07. Urlaub in Berlin
    08. Fallen
    09. Kein Blick
    10. Wind
    11. Maschinerie
    12. Unendlichkeit


    "Wenn wir nach jemandem klingen, den die Anderen aber cool finden, ist das ja auch geil für uns." – in diesem Satz steckt eine erstaunliche Ehrlichkeit und eine mögliche Erklärung für zahlreiche Newcomer, die von einem großen Interesse ihrer Mitmenschen ausgehen, an ihren Ergüssen teilzuhaben. Kurz: MC XY hat jetzt auch Eier und das soll jeder wissen. Ob er sich anhört wie sein weitaus erfolgreicherer Kollege – geschenkt. Man könnte meinen, dass jede Gemeinsamkeit dem potenziellen Nachahmer die Individualität nimmt, da ihm der Vorwurf entgegengebracht wird, kopiert zu haben. Rapper XY fällt also in seinem Standing. So könnte man leicht zu dem Schluss kommen, dass man ihn nicht bräuchte, denn was die Zielgruppe betrifft, erreichen ziemlich sicher beide dieselbe, oder nicht? Viele MCs, deren Stil stark an etablierte Größen eines Genres angelehnt ist, haben es dennoch geschafft, ein Plätzchen zu finden. Ein stark ausgeprägter Drang seitens vieler Fans und auch Medien, zwischen Künstlern zu differenzieren beziehungsweise ihnen – egal, wie bekannt – stets eine Ausnahmestellung anzudichten, führt dazu, dass sich neben der Koryphäe eines (Sub-)Genres eine Schar von Nachahmern angesiedelt hat, der von großen Teilen nicht nur eine Daseinsberechtigung, sondern eine Sonderstellung zugesprochen wird. Das ist hier vollkommen gerechtfertigt und dort ein schlechter Witz. Eine Standortbestimmung darf es anlässlich des neuen Albums der Brüder SAM aus dem Schwabenländle dann schon sein. Ein schlechtes Wort wollen wir ihnen ja nicht nachsagen.


    Auffällig bei den beiden "Chimperatoren" war und ist die scheinbar unüberwindbare Diskrepanz zwischen musikalischem Geniestreich und inhaltlicher Dürre. Das zeigte sich bereits auf dem Track "Liebe Zur Musik", der musikalisch auf einem sehr hohen Niveau stattfand – der Text ist jedoch ... na ja, sagen wir, er hat reichlich Potenzial. Ein ganz so großer Kontrast entsteht diesmal nicht. Das liegt daran, dass sich weder Samson als Rapper einen außerordentlichen Fehlgriff erlaubt, noch schraubt sein Bruder Chelo Instrumentals, die musikalisch gesehen Grenzen sprengen. Es spielt sich alles im üblichen Rahmen ab, so wie man das etwa vom Mixtape "ZWEINULLZWÖLF" gewohnt war.
    Samson befindet sich ganz offensichtlich in einer Phase seines Lebens, in der er sich fragt, worauf seine Existenz und sein Handeln hinauslaufen. Daran lässt er uns teilhaben, indem er versucht, das möglichst originell zu verpacken. "TTB" variiert vom wahr gewordenen Wunsch eines Rockstar-Lebens ("Déja Vu") zu Mitleidsbekundungen ("Alleine"); von dem Bedürfnis, gehört werden zu wollen ("Hallo?!"), zu Entdeckungs- und Abenteuerlust ("Urlaub in Berlin"). Das kennt jeder. Kein Wunder, es sind kindliche und vor allem sehr abgenutzte Themen. Außerdem macht es die Sache etwas eintönig, das Debüt ausschließlich um die eigene Person kreisen zu lassen. Solange Samson mit dem synthetischen Beat seines Bruders alleine gelassen wird, verliert er sich zu gerne in bedeutungsschwangeren Metaphern, die Belanglosigkeiten in ein Kostüm weltbewegender Sinnfragen kleiden. Die Annahme, dass Samsons Texte von einem übermäßigen Drang zu Authentizität und einem stark ausgeprägten Ich-Bezug in ihrer Kreativität beeinträchtigt werden, ist nicht ganz abwegig. Es ist das Dilemma eines jungen Menschen, Dinge auf sich selbst zu beziehen, wenn es völlig fehl am Platz ist.


    "Is' dort wer, wer in dieser Galaxie/
    Irgendwer, wer, der weiß, wohin der Weg mich zieht/
    Ich schein' verloren in unendliche Weite/
    Ich schein' verloren, unauffindbar, seid ihr auf meiner Seite/
    "
    (SAM auf "Hallo?!")


    Hooks wie auf "Alleine", die sich am Ende eines Tracks über eine geschlagene Minute wiederholen, sind keine Seltenheit und nichts anderes als anstrengend. Der groß ausfallende textliche Verschnitt sowie die dröge, drucklose, austauschbare Stimme in latentem schwäbischen Dialekt auf unspektakulären Instrumentals sind im Gesamtpaket das, was man als mittelmäßig bezeichnet. Als Lichtblicke stechen "Hallo?!" und "C'est a vie" hervor, vor allem deswegen, weil dreizeilige, zwölfmal wiederholte Hooks ausbleiben und ebenjene ausnahmsweise als musikalische Höhepunkte herausragen. Der Unterschied zu den Nummern, auf denen Samson unterstützt wird, ist ganz einfach der, dass ein musikalischerer Gastpart über so manche Trivialität hinwegtäuscht. Die holt uns aber schnell wieder ein, wenn Samson dazu einlädt, an seinen jugendlichen Kinkerlitzchen teilzuhaben. Als Ursache dafür könnte das geringe Alter der Brüder herhalten, aber künstlerisches Talent äußert sich nun mal auch darin, einen Mehrwert zu schaffen, wo nichts ist. SAM brechen ihre Kunst auf die eigene Person herunter. Der Kosmos SAM ist aber nicht groß genug für ein ganzes Album. Es ist auch nicht so, dass sich bei der künstlerischen Umsetzung oder den textlichen Finessen ein Bein ausgerissen worden wäre: Beim anderen Geschlecht keinen Treffer zu landen, wurde thematisch beispielsweise sicherlich schon einige Male besser umgesetzt.


    "Nein, du schenkst mir keinen Blick, machst dein eigenes Ding/
    Und du fragst dich, fragst dich, wann ich geh', da du einfach nicht willst/
    Doch ich geb' nicht auf, nie auf, hol' mir, was ich brauch'/
    Ich brauch' einfach bisschen Luft/
    "
    (SAM auf "Kein Blick")


    Fazit:
    "Two True Brothers" kennzeichnet eine musikalisch leichte Produktion sowie Sinnfragen eines Teenagers, der wissen möchte, was das Leben ihm bietet. In der Umsetzung gestaltet sich das oft als eintönig, pseudo-tiefgründig und schlichtweg langweilig. Ich kann nicht von mir behaupten, in den Jungs von Chimperator zwei Künstler zu sehen, die das Potenzial haben, neben einem Cro als ernstzunehmendes Duo zu bestehen. Dafür fehlt ihnen die Besonderheit in musikalischer Hinsicht. Beide, sowohl Samson als auch Chelo, stehen für einen Sound, der zu keinem Zeitpunkt Maßstäbe setzt oder etwas Einzigartiges darstellt. Die Themen kommen von der Stange und werden dementsprechend interpretiert. Eines spricht das Debüt der zwei ganz offen aus: den Willen, reden zu wollen, aber nichts zu sagen zu haben.



    (Die Robbe)

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    hab eigentlich nie etwas dagegen, bier zu trinken. und wenn das andere leute auch mögen, freut mich das, aber diese ernsthaftigkeit (und vor allem das wort "nominiere" in diesem kontext: "ich nominiere dich, bier zu trinken"), mit der die meisten das durchziehen, geht schon ziemlich auf den sack.



    01. Intro
    02. Krieg
    03. Sterbebett
    feat. MoH, Smoke M & Pask
    04. General Orgasmus
    05. Warum hast du das getan? (Skit)
    06. Fick die Ex 3
    07. Erzwungene Liebe
    feat. Smoke M
    08. Rote Rosen
    09. I need your Love
    10. Rest in Peace
    11. P.S. Ich liebe dich
    12. Hass
    13. Hemmungslos
    feat. MoH & Pask
    14. Geschäftsidee (Skit)
    15. Myra Sophie
    16. Es gibt kein Battle 4
    feat. Basstard, MoH, Pilz, JAW, Smoke M, Pask, Doc Martenz & Chikksn
    17. Time to go
    18. Holt die Gummis aus der Tasche
    feat. Chikksn
    19. Religiös unseriös (Skit)
    20. Kriegsführer
    feat. Schwartz


    "Deine Fotze frisst Schwanz unter der Reichskriegsflagge [...] deine Mutter wird gefickt im Sterbebett" – wer jetzt noch weiterliest, darf nicht unbedingt erwarten, dass das Niveau exorbitant steigt. Kenner werden wissen, dass sich diese einmalige Mischung aus menschlich zutiefst verachtenden Ansagen und nazistischen Referenzen nur einem kleinen Personenkreis, in diesem Fall fast nur einer – schillernden und gänzlich umstrittenen – Person unserer so facettenreichen Szene zuordnen lässt: Manuel Hitler, auch bekannt als Orgi 69. Allein der Blick auf die Filmo- und Diskografie des gebürtigen Berliners eröffnet einen Einblick in die Tiefen des guten – beziehungsweise schlechten – Geschmacks. Mein ganz persönliches Highlight: die ominöse DVD "Das Auge fickt mit". Da liegt es nahe, dass nach langen Querelen mit deutschen Behörden, die "ein Auge auf mich geworfen haben", und zahlreichen Veröffentlichungen, die von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert worden sind, Platten über eine österreichische Internetseite vertrieben werden. Der nachsichtigeren Auslegung der Jugendschutzbestimmungen sei Dank. Sein neuestes Album "heißt 'Krieg', weil es ein Angriff ist" – und ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen, sei gesagt, dass dieses Album "sehr hart und grausam ist", außerdem sollte man "keine Herzstörungen haben". Das klingt fast so, als wäre das eine Neuigkeit ... Womit kann der selbsternannte Erfinder des Porno-Raps eigentlich aufwarten, sodass er den Hörer noch schocken könnte?


    Die inoffizielle Namensänderung (zu Manuel Hitler) lässt sich auf den Zwist mit linksautonomen Organisationen (Antifa) und die damit einhergehende Unvereinbarkeit der jeweiligen Ansichten bezüglich Sexismus und Gewaltverherrlichung zurückführen (der Name tauchte jedoch bereits 2011 auf). Denn die Faszination an der Künstlerpersönlichkeit King Orgasmus One war schon immer der kompromisslose Tabubruch. Hinzu kommt ein überwiegend energischer Stimmeinsatz in Kombination mit klassischen Bumm-Bumm-Tschack-Instrumentals, die wiederum auf "Krieg" mit Dubstep-Elementen vermengt werden. Das Reimschema hingegen gestaltet sich – galant gesagt – traditionell. Hier verlässt man sich gänzlich auf die alte Schule, in der Doubletime-Einlagen oder Mehrfachreime Begriffe eines anderen Universums sind.


    "Jetzt gibt's Ellbogenrap, es ist Krieg im Geschäft/
    Und ich lade meinen Colt, weil Menschen sind schlecht/
    In Deutschland gibt's nur Zicken und alleinstehende Mütter/
    Und ich weiß, was Deutschland braucht – es ist Manuel H*****/
    "
    (King Orgasmus One auf "Krieg")


    Wie man es auch dreht und wendet – ob "Porno-Rapper", Entertainer oder beides: Die Musik bleibt dieselbe. Doch nehmen wir spaßeshalber an, er sei ein Comedian. Was wäre er dann für einer? Mario Barth ohne Schamgefühl? Nein, das ist fies – oder womöglich ein Kompliment. Zumindest ein Komiker, dem seit über einem Jahrzehnt kein neues Liveprogramm einfällt. Die Tracks bestehen dementsprechend größtenteils aus verbalen Verrenkungen, die davon handeln, das beliebig austauschbare Gegenüber durch sexuelle Misshandlungen aller Art bloßzustellen. Es liegt wohl auch daran, dass ein moralischer Appell wie auf "Time to go", der von einem drogensüchtigen Mädchen handelt, das sich schließlich der Prostitution verschreibt, alles andere als glaubwürdig klingt, wenn das weibliche Geschlecht zuvor so abgekanzelt wurde:


    "Ich schreibe diese Texte, weil Frauen sind das Letzte/
    Ich scheiß' auf euch Bitches und ficke nur das Beste/
    King Orgasmus One, jetzt werden Herzen gefickt/
    Guck, die Frauen, sie haben Angst und haben Tränen im Gesicht/
    "
    (King Orgasmus One auf "General Orgasmus")


    Man könnte jetzt länger darüber diskutieren, ob Musik dieser Art eine Daseinsberechtigung hat oder schlichtweg sexistischer Schund ist. Man sollte aber grundsätzlich vorsichtig sein, was allgemein verbindliche Aussagen betrifft. Dennoch wage ich zu behaupten, dass Manuel "Hitler" Romeike wahrlich kein Poet ist. Okay, sind wir ehrlich: Wäre Orgi ein 16-jähriger Newcomer, der heiß gehandelt wird: Niemand würde sich über die Texte wundern. Doch wir brauchen andere Maßstäbe; King Orgasmus One ist 34 und versucht durch einen vermeintlichen Tabubruch seit über einer Dekade zu "provozieren". Abgesehen von patrouillierenden Hütern des guten Geschmacks, die in einer Platte dieser Kategorie das Fortbestehen zivilisatorischer Sitten ernsthaft gefährdet sehen, zeigt sich niemand auf dem landesweiten Spielplatz empört oder bestürzt. Sicherlich scheiden sich die Geister, was die jeweiligen Ansichten betrifft. Aber wer ist hier provoziert worden? Come on. Dass man im Gegenzug nicht sagen kann, man wäre zumindest gut unterhalten worden, ist schade – oder eben nicht. Was sich daraus schließen lässt, ist klar: Die Stammhörerschaft wird weitestgehend gemolken, während sich der Rest nicht damit befasst. Es ist insofern auch nicht zu weit gegriffen, zu sagen, dass "Krieg" im Gesamtkontext eine abgenutzte, pubertär anmutende Mischung aus Sexualpraktiken, Gewaltfantasien und nazistischen Referenzen ist. Dass man sich fernab dessen aller Relikte der "Goldenen Ära" bedient, bestärkt den Eindruck eines rebellierenden Teenagers, der schon lange keiner mehr ist.


    "Ich ziehe mein' Schwanz und drück' der Fotze meinen Pimmel rein/
    Box' mich durch das Himmelreich und ficke Gott, das Opfer, in sein Hinterteil/
    "
    (MoH auf "Sterbebett")


    Unter den zahlreichen Gästen stechen zwei äußerst markante Stimmen besonders hervor. Denn dass es tatsächlich dazu kommen würde, dass sich gleich zwei Kandidaten den hasserfüllten Ansagen eines Blokkmonsta ebenbürtig erweisen, ist schon eine Leistung für sich (Wenn wir Rako nicht miteinbeziehen). So von Hass geprägte Parts, wie die von MoH und Schwartz, nehmen eine Sonderstellung ein. Wirklich. Man fragt sich dabei nur, bei der wievielten Aufnahme MoH die Puste ausging und ob man nun empört oder amüsiert von den zensierten Kindesmissbrauchszeilen auf der Massenkollabo "Es gibt kein Battle 4" sein sollte. In jedem Fall hat es ein Geschmäckle. Ohne mit dem Zeigefinger zu richten, kann ich für meinen Teil ein dumpfes Gefühl nicht leugnen. Das mag zwar eine außergewöhnliche – und im besten Fall skurrile – Erscheinung in den Niederungen dieses Subgenres sein, gestaltet sich für den moderaten Hörer aber als schlichtweg anstrengend. Smoke Ms Parts könnte man – zumindest flowlich – als das komplette Gegenteil beschreiben. Die wesentlich höhere Stimme und der deutlich flottere Flow steht den Tracks "Sterbebett", "Erzwungene Liebe" sowie "Es gibt kein Battle 4" als Kontrast zu Orgi (und natürlich MoH) gut zu Gesicht.


    Nicht unerwähnt bleiben, sollte, dass sich der Blick des Berliner Urgesteins kurzzeitig vom Sinnieren jeglicher Formen des Koitus in Verbindung mit anrüchigen Gewaltfantasien abwendet, indem mit einem ehemaligen Weggefährten abgerechnet wird ("P.S. Ich liebe dich") und nur kurze Zeit später denkbar stumpfsinnig aktuelle Trends bespuckt werden ("Ich fick' auf die Hipster – mein Rap ist wie Hitler" auf "Rest in Peace"). Das könnte man fast als Abwechslung bezeichnen.


    Fazit:
    Es ploppen gleich mehrere imaginäre Fragezeichen über meinem Kopf auf. Hass, Sex, Gewalt – und Hitler. So viel weiß ich noch. Das sollte was noch einmal? Provozieren, ja richtig. Und warum braucht Deutschland Manuel Hitler? Man kann es sich nicht anders erklären, als dass wir – abgesehen von einer Namensgebung, die so unkreativ ist, dass es schon wieder lustig ist – davon auszugehen haben, dass Platten des Wahl-Österreichers ausschließlich für die eingefleischte Anhängerschaft bestimmt sind. Wer sich trotzdem irgendwann auf Orgis Internetseite verirrt, den bemerkenswerten Preis von knapp 35 Euro zahlt und vier Wochen später dann den Langspieler in den Händen hält, wird sich dem entweder begeistert zu- oder angewidert abwenden. Wer sich von circa 20 Tracks, die fast ausnahmslos von äußerst schrägen Gelüsten handeln, unterhalten fühlt, beweist (keinen) Geschmack. Die Brisanz liegt schließlich im Tabubruch, der für mich schon lange keiner mehr ist.



    (Die Robbe)

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    Zitat

    Original von MS191990
    Kann mit Chris Miles immer noch nichts anfangen, aber gefällt mir trotzdem besser als sonst. Lance auch ganz gut.


    finde allein die art, wie er seine stimme verstellt, so gekünstelt und gequält. also chris. :)



    01. Doowayst
    02. Slumdog Millionaire
    03. Neue Bugatti
    04. Dieser Beat
    feat. MoTrip
    05. Dein Ex feat. KC Rebell
    06. Epilepsie
    07. Weiter
    feat. Eko Fresh
    08. Das erste Mal feat. Onichiwa
    09. Halay
    10. Junkielove
    11. Gottlos
    12. Katapult 2
    feat. Kollegah & RAF Camora
    13. Babas Barbies Bargeld feat. Prodycem
    14. Diskostoff
    15. Stress ohne Grund 2
    feat. Farid Bang
    16. One Night Cem
    17. Herbst Winter Frühling
    feat. Zemine


    Popkulturelle Abhandlungen ließen sich darüber verfassen, welchen Einfluss welche Künstler durch innovative Sounds auf die durchschlagenden Charterfolge so mancher Deutschrapper der letzten Jahre hatten. Es lässt sich aber auch auf eine kleine, feine, obligatorische – jedoch größtenteils alberne – Promoaktion herunterbrechen. Für Cem Toraman – selbsternannter "Hammer", "Killer" und "Chief" – sind selbstredend die "Wie kauft man eine CD?"-Kampagnen die Ursache für das neue Bewusstsein unter Anhängern. Nur, um sich diese – zweifellos etwas fragwürdige – These noch einmal vor Augen zu halten: Rapper XY beschließt, aus Werbezwecken ein Video zu drehen, in dem er seine eigene CD in einem Supermarkt kauft. Daraufhin, so die Vermutung, wagen sich tausende LCD-verstrahlte Kids, es ihm gleichzutun. Wäre dem so, könnte sich der Mönchengladbacher tatsächlich lobend auf die Schulter klopfen; von steigenden Verkaufszahlen kann er jedenfalls ein Liedchen singen: Nach Platz 85 und 10 ging er mit seinem neuen Album "Babas, Doowayst & Bargeld" just auf die 5. Genau dieses Album ist das letzte, das Summer Cem seinem derzeitigen Label Sony BMG schuldet, bevor er als "Free Agent" gilt – und somit von jedermann gesignt werden kann. Bleibt fast nur noch die Frage, ob der Cashflow gewohnheitsgemäß funktioniert und die Schlampen noch flippen. Das Cover weiß zumindest eine eindeutige Antwort – das Album auch?


    Seine hinlänglich bekannte Vergangenheit unter Eko, Kool Savas und Bushido und der darauffolgende Durchbruch werden, kurz nachdem "deine Mum gesandwicht wird" ("Doowayst"), aufgearbeitet ("Slumdog Millionaire"). Dabei stellt SC klar, dass sich die Labels schon früh um seine Dienste gerissen haben – doch "BMG lockte mit Fame". Wie sich der zweite Part auf den Track verirrt hat, bleibt dann aber sein Geheimnis: Den roten Faden suche ich zwischen der Trauer um Onkel Hashim und "dem Quotenkanaken, der Drogen verpackt" jedenfalls vergeblich. Ja, und wenn man nicht gerade Drogen verpackt, fabuliert man eben über das neue "Haus auf Rädern" ("Neue Bugatti"). Leider ist der Spaß mit einem geloopten, orientalischen "Neue Bugatti"-Singsang unterlegt, der das Vergnügen deutlich schmälert. Im Anschluss besingen Summer und MoTrip "den Beat" gemeinsam. Dabei ließ mich der äußerst vage (!) Titel "Dieser Beat" zunächst komplett im Dunkeln. Dass es hier tatsächlich nur um das – übrigens sehr unspektakuläre – Instrumental von Kollege Prodycem geht, ist sinnbildlich. Ein Chorus, der aus Liebeserklärungen an einen Beat aus Fußball-Fanfaren und langweilig-billig abgekupferten Elementen aus Amiland besteht, macht ziemlich deutlich, dass hier ein Track aufgenommen werden wollte – und mehr eben nicht. Was daraus schlussendlich wurde, scheint den Protagonisten einerlei. Der vorab veröffentlichte Track "Dein Ex", der in Zusammenarbeit mit KC Rebell entstanden ist, kennzeichnet den vorläufigen Tiefpunkt des Albums. Der Chorus von SC wurde gänzlich planlos – so scheint es – durch den Autotune-Effekt gepeitscht – das darf sich jetzt jeder ausmalen, wie er möchte. Der "bangende Rebell" alias KC Rebell kann das Ding zwar auch nicht mehr rausreißen, aber immerhin noch ein annehmbares Angebot in das Ohr der Umworbenen wispern. Dass sowohl der Text des "Chiefs" als auch die musikalische Gestaltung gänzlich einfallslos und abgedroschen daherkommen, steht außer Frage:


    "Denn ich bin da für dich – und, kannst du es spür'n?/
    Ey, der ganze Club ist drauf/
    So, wie du tanzt, bist du nicht auf Kuscheln aus/
    Du schaust mich an und ich deute deinen Blick/
    Heute wird gefickt/
    "
    (Summer Cem auf "Dein Ex")


    Die musikalischen Unterlagen, die basslastigen Beats sowie das vereinzelt gruselige, sture, eintönige Piano-Geklimper sollen sich nebenbei erwähnt ganz hervorragend über die ans Smartphone gestöpselte "Babas Boom Box" hören lassen, die der limitierten Edition beiliegt – leider helfen die wummerndsten Bässe aus den heftigsten Boxen aus dem Hause Baba nur wenig, wenn ein uninspirierter Piano-Loop dem bassigen Trap-Getöse hinterherläuft. Na ja, zurück in den bunten Männertraum, der da noch mit halbrohen Representern, auf dem der "Schwarzkopf" "aufs Papier kackt" ("Epilepsie"), Durchhalteparolen mit Ex-Mentor Eko Fresh ("Weiter") und einer seichten Erinnerung an "das erste Mal" aufwartet. Auf Letzterem kennzeichnen Onichiwas verkitschte, poppig-schmalzige Hook und Bridge, die von einem klingeltonähnlichen Beat begleitet werden, den Tiefpunkt des Tracks. Die nostalgischen Rückbesinnungen des "Schwarzkopfes" – lasst sie doch da, wo sie sind. Mir kräuseln sich die Haare – hier mehrere durch den Autotuneeffekt gejagte Hooks und teils gesamte Parts ("Dein Ex"), dort wird "aufs Papier gekackt", anderswo ist man "umwerfend, so, als würd' ich Bowling spielen" ("Weiter").


    "Ich kack' aufs Papier, bis du Schwachkopf kapierst/
    Alles, was Summer macht, knallt und rasiert/
    Ich mach's ihnen vor und die ander'n kopieren/
    Ihr dürft nur die goldenen Zacken polieren/
    "
    (Summer Cem auf "Epilepsie")


    Wie lustig Summer Cem infolgedessen tatsächlich sein möchte, ist fraglich. "Halay", "Babas Barbies Bargeld" und "Herbst Winter Frühling" wirken wie eine schlechte Parodie seiner selbst – wie ein Komiker, der keiner sein will.
    Während Cem Toraman die Angebetete auf "Babas Barbies Bargeld" schon heiraten möchte, sinniert Produzent Prodycem gleich von mehreren schönen Frauen. Und genau das ist symptomatisch für "Babas, Doowayst & Bargeld": In welche Richtung der Gladbacher mit seinem neuesten Album treibt, bleibt mir ein Rätsel. "Halay" wartet weder zum ersten noch zum letzten Mal mit einer verzerrten Stimmlage auf, dafür erzählen "Junkielove" und "Gottlos" immerhin mitreißende Geschichten und zeigen einen Ansatz, doch so wirklich will der Funke nicht überspringen, denn die musikalische Umsetzung gestaltet sich – wieder mal – größtenteils als überladener Mix aus überflüssigen Effekten. Ganz im Gegenteil kommen da die Parts von RAF Camora und Kollegah daher, genau wie die Hook, die von RAF in feiner französischer Mundart eingesungen wurde. Die Pop-überladenen Tracks à la Onichiwa/Prodycem von zuvor? Fast vergessen – fast. Die Stressmachnummer "Stress ohne Grund 2" samt Pushersweater-tragendem Gast balanciert zwischen ungewollter Witzigkeit und – sofern das überhaupt möglich ist – ernstzunehmendem Eier-Geschaukel, dennoch bleibt Farid unter seinem sonstigen Niveau. Dem folgt die "Sexmachine" auf "One Night Cem", das eher zum Schunkeln und Mitwippen einlädt.


    "Ey, das ist Bossplayer-Rapshit, Boss-Boss-Bossplayer-Rapshit/
    Ich smoke die John Player Special, baller' durch dein' Tom Tailor-Jacket/
    Und lass' vor Afrikareisen die Slums niederreißen/
    Denn sie beißen sich stilistisch mit meinen Platinarmreifen/
    "
    (Kollegah auf "Katapult 2")


    Fazit:
    Nicht, dass ich vor lauter sprachlicher Fäkalien empört den Stecker ziehe, die thematische Ausrichtung nicht hätte erwarten oder zumindest erahnen können oder den überdeutlichen amerikanischen Einschlag der Beats verteufeln wollte. Ein gewisses Fingerspitzengefühl hinsichtlich Stimmverzerrung und musikalischem Konfetti (Was haben bitte Fußball-Fanfaren in einem Rap-Song zu suchen?!) – beides ist "Babas, Doowayst & Bargeld" schlichtweg vorbehalten. Was uns der "Schwarzkopf" vorsetzt, wird seinem bisherigen Nimbus und hoffentlich auch seinem Selbstverständnis nicht wirklich gerecht. Tracks werden mit und von ausgeleierten Effekten bearbeitet, dass sich jeder treue SC-Fan auf den Schlips getreten fühlen muss ob der Einfallslosigkeit des neuen Langspielers, der mit dem einstigen Debüt "Feierabend" nur noch proletenhafte, raue Texte gemein hat. Die dreckige Attitüde versteckt sich dieses Mal leider irgendwo hinter den Autotune-Sounds.



    (Die Robbe)

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    01. Aufbruch (Intro)
    02. Immigranten
    03. Fata Morgana
    04. Im Rausch
    feat. Telly Tellz
    05. Sturm
    06. Nicht anders gewohnt
    07. Kopf hoch
    feat. Mr. Landy
    08. Rotlicht
    09. Camouflage
    10. Die alte Zeit
    feat. Abdel
    11. Schwarzes Gold feat. Barbara
    12. Labyrinth
    13. Kriminelle Energie
    feat. Mr. Landy
    14. Tumult feat. BOZ
    15. Erst später
    16. Ne Nacht
    17. Waterkant (Outro)


    Der Hamburger Stadtteil St. Pauli ist wohl einer der wenigen Orte, in denen Elend und Glamour Nachbarn sind. Jeder wird ein bestimmtes Bild vor sich haben, wenn er an das landesweit bekannte Viertel, den dazugehörigen Rotlichtbezirk allen voran, denkt. Mit einer ambivalenten Haltung, irgendwo zwischen Ekel und leidenschaftlicher Verbundenheit, muss ein Einwohner sicherlich zurechtkommen können. Im Ortsteil 108 von Hamburg-Mitte, dem Karoviertel, das in St. Pauli liegt, rappt der Deutsch-Angolane Nathan Pedreira jedoch unermüdlich gegen das anhaltende Elend an. Wie eh und je sieht sich Nate57 beauftragt, so das politische Bewusstsein seiner Hörer zu wecken, dementsprechend programmatisch deutete "Immigranten" bereits an, in welche Kerbe sein neuester Langspieler schlagen wird.


    "Und ich frag' mich: 'Wann werden wir akzeptiert?'/
    'Wann werden sie gegen uns den Hass verlieren?'/
    Wir bleiben nur Immigranten, sollen am Rand krepieren/
    Sie gießen Öl in das Feuer, bis wir randalieren/
    "
    (Nate57 auf "Immigranten")


    Nebenbei wird eher vorwurfsvoll denn einsehend gestanden, dass es oft "der Geldmangel ist, der uns zu dem Meisten verleitet". Der rege Verweis auf die nach wie vor vorhandenen Diskriminierungen, die sich der Hamburger erneut zum Aufhänger ersuchte, ist zweifellos eine respektable, edelmütige Einstellung. Würde das Ganze doch nur nicht zwischen verstaubten Phrasen und ernstlich rassistischen Erfahrungen aus dem Alltag im Sande verlaufen. Die unreflektierten, großväterlichen Stänkereien, die den Egoismus der "oberen Zehntausend" sowie eine Verschwörung der Medien herbeisinnen, gehen wohl auf das Konto des traditionell linksgerichteten Lagers, in dem Nate57 beheimatet ist. Die unerfüllten, hoffnungsvollen Erwartungen an ebenjene Heimat lösten sich höchstwahrscheinlich in einer "Fata Morgana" auf. Für "'ne Nacht" "im Rausch" dagegen genügt eine Bordsteinschwalbe, die sich "in Körpersprache ausdrückt". Das Produzententeam rund um Label-Kamerad und Bruder Blacky White begleiten den Paulianer mit einem stets griffbereiten, wummernden Synthesizer. Die dazugehörigen Beats haben vermutlich schon vor meiner Zeit ihren Zenit erreicht. Doch zurück zum Textlichen. Nachdem der "Stuuuuuurm" abgeklungen ist, wird klar, dass ein kaltes Herz, Emotionslosigkeit sowie "Camouflage" im St. Paulianischen Straßendschungel unabdingbar sind ("Nicht anders gewohnt"). Der Ansatz, den Hörer in eine düstere Welt zu entführen, ist klar erkennbar und gelingt meist problemlos, denn Nate verschließt sich nicht, sondern hebt die Tür zu seiner Welt vielmehr aus den Angeln, lädt den Hörer ein – und gibt so seinem Viertel eine Stimme.


    "Schärf deine Sinne wie ein Eisen/
    Lass dich nicht verleiten/
    Hör auf die alten Weisen/
    Lern aus deren Verhalten/
    Schnelles Geld kommt und geht – muss das Para gut verwalten/
    "
    (Nate57 auf "Camouflage")


    Auch interessant: Nur kurz nachdem die betörende Ästhetik einer tanzenden Dame an der Stange bewundert wurde ("Im Rausch", "Ne Nacht" – wir erinnern uns), appellieren Nate und Kompagnon Telly Tellz an die Selbstständigkeit und Verantwortung einer jungen, werdenden Mutter ("Kopf hoch"). Die Partytiger werden Sozialarbeiter. Diese Sprunghaftigkeit erweist sich jedoch als verzeihbare Ausnahme. Der an "Blaulicht" angelehnte Track "Rotlicht" knüpft dafür ohne Umschweife an seinen Vorgänger an. Die Ausweglosigkeit des tristen Hamburger Viertels – man glaubt förmlich, in ihr gefangen zu sein, ohne sich von Verbitterung erdrückt zu fühlen. Spätestens, wenn Nate einen Blick in "die alte Zeit" gewährt – ein Querschnitt durch Beschaffungskriminalität, Kavaliersdelikte bis zu kindlicher Unschuld –, glaubt man, mindestens seine halbe Lebensgeschichte zu kennen. Dazu zählt wie selbstverständlich die "kriminelle Energie" sowie "Betonwände, die einem die Luft nehmen" ("Labyrinth"). Dass sich die musikalischen Unterlagen kaum mehr voneinander unterscheiden lassen, quittiert man mittlerweile so phlegmatisch wie die wiederholt aufkommenden Schwarz-Weiß-Malereien, wenn "schwarzes Gold" oder der Struggle im Überwachungsstaat ("Tumult") verteufelt wird. Dennoch hätte man zumindest vom produzierenden Teil der Crew mehr Innovation erwarten dürfen, doch die scheint mit künstlichen Schlagzeug-Anleihen ihre musikalischen Grenzen ausgemacht zu haben.


    Fazit:
    Nates Spezialgebiet, atmosphärische, dreckige Tracks aufzubauen, ist schnell ausgemacht. Und auf einem hohen raptechnischen Niveau bewegt er sich nicht erst seit gestern. Ein mittelgroßer Dämpfer neben dem eigentlich guten Willen, diskriminierende Tendenzen zu entlarven, die Jugendzeit Revue passieren zu lassen und spannende Geschichten vom Karo-Viertel aufzubauen, ist jedoch die musikalische Eintönigkeit sowie lang verbrauchte Phrasen, wenn heikle Themen angesprochen werden. "Auf die Szene wurde immer Fick gegeben" tönt es, vielleicht hätte ein Blick über Grenzen hinweg aber schon genügt, um den eigenen musikalischen Horizont vielschichtiger, doppelbödiger und spannender zu gestalten. Atmosphärisch eine Perle und inhaltlich schwerer als die meisten Alben seiner direkten Szenekollegen, weswegen ich zu behaupten wage, von einem Straßenrap-Album zu sprechen, das dem inhaltlichen Vergleich mit einem Album von Benjamin Griffey standhalten könnte.



    (Die Robbe)

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    Zitat

    Original von NateH8red
    Vorin wars noch 1 Stern weniger fürs Album.
    In letzter Zeit werden die Sterne hier echt viel zu großzügig verteilt. :rolleyes: :rolleyes:


    Das war keine nachträgliche Korrektur, sondern ein Fehler meinerseits.



    01. Intro
    02. Tone Time
    feat. Magic
    03. Nachtflug 808
    04. Phänomen
    05. Lächeln von Dir
    06. Gatling Gun
    07. Dreh den Bass tief
    08. Wahnsinn
    09. Nicht ohne Dich
    feat. Chima
    10. U.F.O. Flugshow
    11. Chickenshit
    12. Killer
    feat. Bintia
    13. Minen im Paradies
    14. Wertvoll
    feat. Sherita
    15. Mein Staub


    Abgesehen davon, dass dem Frankfurter Tone die knapp 40 Jahre kaum anzusehen sind, erscheint es reichlich spät, der bereits langen Musikkarriere nun endgültig den Startschuss zu geben, bedenkt man, dass er schon seit über 20 Jahren – zwei Rap-Karrieren also – in dieser Szene präsent ist. Tone war bis zum jetzigen Zeitpunkt lange mit seiner ehemaligen Crew "Konkret Finn" unterwegs, hat zwei Alben veröffentlicht, in der Zwischenzeit gejobbt und doch wurde ihm seine berufliche Zukunft erst im Entstehungsprozess des neuen Albums bewusst. Die Einsicht, Verantwortung übernehmen zu müssen, wenn er ein "Baby" in die Welt setzt, sei wegweisend gewesen, gab er zu Protokoll. Tone war bis vor Kurzem wenig angetan von der Arbeit, seine Musik zu vermarkten, sondern darauf bedacht, sich einzig und allein dem Rappen hinzugeben. Stellt sich die Frage, ob auf der aktuellen Erfolgswelle neben Konfetti-, Schlager-, Azzlack- und Pop-Rap sowie anderen Auswüchsen noch ein Plätzchen für "Rap-Urgesteine" ist. "The Orbit Never Ends", so der Titel seines neuen Albums, knüpft an die spät gereiften Ambitionen an, den Fokus nun ausschließlich auf die Musik zu richten – findet sich eine Nische in der Frankfurter Szene?


    Nach dem nicht erwähnenswerten, völlig standardisierten "Intro" ist "Tone Time" angesagt. Trapig hält der Frankfurter auf blechigen Drums und Synthie-Melodien seinen Namen hoch. Was sofort unangenehm aufstößt: unpassend tief verzogene Stimme plus hessischer Zungenschlag, der nach eigener Aussage unabsichtlich mit eingeflossen sei. Doch bei allem Unverständnis gegenüber dörflichen Dialekten verzeiht man es ihm dann doch augenzwinkernd wegen des sympathisch intonierten Anklangs. Leider tritt Tone nur kurz darauf endgültig in eines der größten Fettnäpfchen, in das ein Musiker treten kann. "Nachtflug 808" begrüßt uns mit einem einfallslosen, austauschbaren Clubbanger als Unterlage, reicht uns anschließend die Hand und offeriert eine "Reise durch die Nacht, mit dem Nachtflug 808". Der vorläufige Tiefpunkt ist unbestreitbar erreicht, wenn auf den Autotune-Effekt im Refrain gesetzt wird und dieser weder kreativ noch experimentell Verwendung findet. Ehrlich jetzt: Wie kann es einem zweifelsfrei gestandenen, angesehenen und erfahrenen Künstler 2013 noch immer passieren, dass er auf diesen flachen und ausgelutschten Effekt zurückgreifen muss? Ein Club-Song sollte es sein, der nicht wie einer klingt. Keine Frage, das ist gelungen; dass er dabei noch weit unter der Messlatte liegt, die ein herkömmlicher Club-Banger legt, ist höchstwahrscheinlich nicht das Ziel gewesen.


    "[...] Keine Angst, steig mit ein, denn wir heben jetzt ab/
    Fliegen kann man leicht lernen, wenn du willst/
    Nehm' ich dich mit auf meinen Stern/
    Es gibt niemanden, der uns halten kann/
    Komm wir fliegen und halten niemals an/
    "
    (Tone auf "Nachtflug 808")


    Der Fehlgriff, den gesungenen Refrain mit Autotune zu verkleiden, bleibt ein vergleichsweise kleiner Schönheitsfehler. Denn von so was wie pfiffigen Battle-Einlagen, einnehmenden Liebesgeständnissen, clever verpackter Sozialkritik oder schlicht der ein oder anderen punchenden Nummer ist Tone galaktisch weit entfernt. Wenn sich ausreichend auf die eine Schulter geklopft wurde, klopft man sich eben auf die andere. Das Huldigen der eigenen Person verläuft parallel zur Herabsetzung der "Drecks-MCs und anderen Neider". Im Rahmen von zwei Themenkomplexen legt Tone seine Eintönigkeit dar: Auf der einen Seite rechnet der 39-Jährige durch zahlreich aneinandergereihte Battle-Phrasen, in denen "Flowgewitter" aufziehen und "Rapverbote" für Kollegen erteilt werden, mit dem fiktiven "Du" ab. Auf der anderen erblicken aufgedunsene Philosophie-Stunden über das Leben, Beziehungsprobleme und andere Banalitäten das Licht des kleinen Kosmos', in dem Tone orientierungslos umherschwimmt. Hier Tone, der "das Rap-Niveau bewahrt", gefühlt hundert verschiedene Varianten beherrscht, zu sagen, dass er "der Meister im Flow" ist – und dort der nachdenkliche, der uns die Welt in Kitsch verkleidet, verspricht und erklärt. Die Battle-Einlagen folgen dem sehr simplen Prinzip: "Das, was du nicht hast, habe ich im Überfluss." Dass sich der Frankfurter alleine schon wegen seines Standings dafür qualifiziert sieht, seine Wenigkeit über seine Kollegen zu stellen, liegt wahrscheinlich in der Mentalität der Zeit, aus der Tone stammt. Bedauerlich nur, dass von keinen Ausrutschern gesprochen werden kann, hier nichts puncht, wehtut, aneckt oder anregt, sondern eine Ansage nach der anderen im luftleeren Raum auf plastischen Synthie-Vorlagen verpufft.


    "Verbale Bestrafung ist mein Spezialgebiet/
    Gib mir einfach 'n harten Beat/
    Und ich tu', was ich tun muss – wie 'n Soldat im Krieg/
    Emotionslos und pflichtbewusst/
    Schieß' ich dir meine Munition tief in die Brust/
    "
    (Tone auf "Gatling Gun")


    Gesättigt vom Eigenlob scheint die Zeit gekommen, der Liebsten das Versprechen zu trällern, sich zu ändern und bis ans Ende der Welt für ein Lächeln von ihr zu gehen, denn schließlich geht es "Nicht ohne dich". Der zartbesaitete Tone findet seinen klischeehaften Höhepunkt in Zusammenarbeit mit Chima, welcher mit einer an Kitsch kaum zu übertreffenden Hook die Herzensdame als lebensnotwendig besingt. Als satirische Persiflage auf so einige Liebesnummern wäre dem Song in einer anderen Galaxie vielleicht etwas abzugewinnen, da jedoch anzunehmen ist, das dem nicht so ist, bleibt zu sagen: Kitsch, lass nach! Und wer jetzt gedacht hat, so unatmosphärisch, spröde und verbraucht kann es nur einmal zugehen, täuscht sich gewaltig. Denn Tone stimmt schon die nächsten Nummern an ("Wertvoll", "Minen im Paradies"). Kaum zu glauben, doch Sherita zeigt auf "Wertvoll", dass sie das, was Chima leiert, noch eine Prise kitschiger und bedeutungsschwerer kann, denn "wenn du an dich glaubst, findest du raus: 'du bist wertvoll'". Danke, das habe ich jetzt gebraucht. In dieser Hinsicht rücken die zuvor genannten Battle-Tracks in ein weitaus besseres Licht, für feuchte Abende in Clubs reichen sie jedenfalls.


    "Nichts ist so wertvoll wie du/
    In dir schlummert ein Schatz – greif darauf zu/
    Es gehört alles dir – das alles bist du/
    Und wenn du an dich glaubst, findest du raus: 'Du bist wertvoll'/
    "
    (Sherita auf "Wertvoll")


    Ein MC, dessen Bekanntheitsgrad offenbar größtenteils in seiner zweifellos ruhmreichen Vergangenheit begründet ist, gibt dem Hörer wenig bis gar nichts an die Hand. "The Orbit Never Ends" scheitert bereits am einfachen Anspruch, zwei verschiedene Stilrichtungen auf 15 Tracks zu vereinen. Tone arbeitet sich zunächst am lyrischen "Du" ab, bevor er es wieder bedeutungsschwanger besingt – oder wahlweise auch besingen lässt – und aufrichtet. Es fällt schwer, dem Rap-Urgestein ein Merkmal zuzuschreiben, das er für sich exklusiv beanspruchen könnte. Zwar etikettiert er sich mit all dem, was einen MC im Allgemeinen und ihn im Besonderen außergewöhnlich werden lässt, den Beweis für die großspurigen Ansagen bleibt er jedoch über die gesamte Spielzeit schuldig. Ein bestenfalls durchschnittlicher Texter reimt sich von Track zu Track, um seine Stellung als Platzhirsch zu behaupten. Sollte die Luft dafür ausgehen, entfalten die Mut machenden, larmoyanten Tracks, die den Battle-Nummern gegenüberstehen, ihre Wirkung, indem sie den austeilenden Tone in ein besseres Licht rücken.



    (Die Robbe)

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