Beiträge von Philipp_

    Es kommt darauf an, wo Deine Stärken so liegen. Die tendenziell beste Möglichkeit ist BWL. Hier haben viele Unis keinen NC und auch im Studium kannst Du mit Praxiserfahrung viel rausreißen, wenn die Noten eher durchschnittlich sind. An manchen Unis ist Jura zulassungsfrei (z.B. Jena), aber da wird dann später richtig ausgesiebt. Das gilt auch für Mathematik und Physik, die auch oftmals zulassungsfrei sind. Das sind so meiner Meinung nach die besten Möglichkeiten mit mäßigem Abi. Allerdings kommt es in erster Linie darauf an, dass Du das studierst, was Dir Spaß macht. Da lohnt sich auch das Warten, zwischendurch ist ja von Work & Travel bis Praktika alles machbar.


    Einige Fächer wie Medizin, Zahnmedizin oder Pharmazie scheiden aber definitiv aus.



    01. Guten Morgen
    02. Was du siehst
    03. Wie war das noch mal 2012
    feat. Sido
    04. In die Welt
    05. Weiter
    06. Bis ich dich finde
    07. Les Miserables
    08. Nachtfrost
    09. Jetzt Interlude
    10. Eins
    11. Soundtrack
    12. Zwischending
    13. Sex im Alter
    feat. Olli Banjo
    14. Laufen Lassen
    15. ZuZu
    16. Er
    17. Silber


    Veränderung und Vergänglichkeit sind die Konstanten menschlichen Lebens. Während die Rahmenbedingungen zwischen Schicksal und Zufall für jeden ähnlich sind, bestimmt jeder Einzelne selbst über die Konsequenz der eigenen Anpassung an veränderte Umstände. Als Die Coolen Säue (später DCS) auf dem "Rap Nation Records"-Sampler (1993) den Song "Die Definition der Monotonie" veröffentlichten, waren die Umstände für deutsche Rapmusik tatsächlich ganz andere. Die Szene war jung und aufstrebend, dynamisch und gleichzeitig permanent auf der Suche nach sich selbst. DCS fanden ihren eigenen kreativen Weg, brillierten auf dem legendären "Die Klasse von '95"-Sampler und legten mit "Stärker als das Schicksal" (1996) ein bemerkenswertes Debüt vor, dessen Singleauskopplung "Wie war das noch mal" mit Brooke Russell zu den Klassikern dieser Zeit gehörte. Dreizehn Jahre nach dem letzten Album "1999 ... Von Vorne" (1999) erscheint mit "Silber" das vierte Album von DCS, und passenderweise gibt es den alten Hit in einer Fortsetzung: "Wie war das noch mal 2012" mit Sido spannt den Bogen über 16 Jahre und legt den künstlerischen Grundstein von "Silber" – die kreative Selbstverortung zwischen eigener musikalischer Identität und Anpassung an die Realität. Veränderung und Beständigkeit jenseits von Zeitgeist-Opportunismus und verkrampfter Eigenschau.


    Mit "Silber" legt die Kölner Crew um die MCs Schivv und Ro Kallis sowie die hauseigenen Produzenten Peer und DJ Lifeforce ein Album vor, das im besten Sinne als "erwachsen" gelten kann. Stilistisch wird auf der treibenden Single "Was du siehst" auf einem Beat von DJ Adlib gezeigt, dass DCS die Energie vergangener Tage und den charakteristischen Sprachstil zwischen Alltagssprache und komplexen Wortspielen immer noch beherrschen. Dabei legen vor allem "Zwischending" und das technisch versierte "ZuZu" einen vielseitigen Umgang mit Sprache an den Tag. Gerade Letzteres besticht durch vielschichtige Bedeutungen und Reimstrukturen:


    "Zu unkonzentriert, unfokussiert und abgelenkt/
    Zu phlegmatisch, apathisch, doch zu dramatisch reich beschenkt/
    Um zu verschenken, zu sehr am Denken plus zu ungelenk/
    Doch zu unbeschränkt zum Blenden, zu potent, um's zu beenden/
    "
    (Schivv auf "ZuZu")


    Inhaltlich spiegelt "Silber" eine Reihe verschiedener Lebenserfahrungen, Gefühlswelten und Schicksale wider, verpackt in eine Sprache zwischen persönlicher Reminiszenz und sehr distanzierender lyrischer Verspieltheit. Es ist schwer zu sagen, wo sich auf diesem Album die Grenze zwischen Realität und kreativer Erschaffung, zwischen authentischer Mitteilung und künstlerischer Schöpfung befindet. Die zugänglichsten Songs verlaufen anhand thematischer Achsen: Die Neuinterpretation "Wie war das nochmal 2012" mit einem angenehm angepassten Part von Sido dreht sich um Erinnerung und Verständnis, "Soundtrack" ist eine Hommage an die Wirkung von Musik und "In die Welt" reflektiert das innere Fernweh. Der zweite Feature-Gast des Albums, Olli Banjo, gibt einen gelungenen Gastauftritt auf dem ironischen Höhepunkt von "Silber" mit dem sprechenden Titel "Sex im Alter", das durch seine Vielzahl an Anspielungen und eine humorvolle Herangehensweise an das Thema besticht. Aber das Leben, auch das macht "Silber" deutlich, ist mehr als die Sammlung von Eindrücken und Erinnerungen, ist die Existenz zwischen Entstehen und Vergehen, kurz: zwischen Leben und Tod. DMX beschrieb es auf dem zeitlosen "Slippin'" einmal folgendermaßen: "See to live is to suffer but to survive, well that's to find meaning in the suffering". Kallis ist es vorbehalten, auf "Nachtfrost" den eindrücklichen emotionalen Höhepunkt des Albums abzuliefern, in welchem er den Tod seiner Mutter verarbeitet. Emotional und jenseits von Klischees und Peinlichkeiten, wie sie bei diesen Themen so häufig passieren:


    "Selbstschutz wie Ju-Jutsu, tut so fürs Allgemeine/
    Es ist komisch, aber man ist plötzlich mit allem im Reinen/
    Es ist ironisch, aber das Leben steckt den Rahmen alleine/
    Ich bin geboren in deine Arme, du bist gestorben in meinen/
    "
    (Kallis auf "Nachtfrost")


    So wie die Auseinandersetzung mit dem Sterben ein Baustein des Erwachsenwerdens ist, so ist es auch die Erfahrung mit neuem Leben – und beides ist auf "Silber" nahe beieinander. Schivv widmet den Track "Eins" dem ersten Sohn, und wieder ist es ein hochpersönliches Thema, das ohne Plattitüden und Klischeehaftigkeit auskommt und den existenziellen Bogen spannt. Zwischen Geburt und Tod liegt das Leben, liegt Veränderung und vor allem die Auseinandersetzung mit der eigenen und fremden Realität:


    "Schau dir alles an, um zu verstehen, was wahr und wirklich ist/
    Wie schön Panama wirklich ist, und dann zu sein, wie du bist/
    Du Optimist hinterfragst und glaubst an alles/
    Um noch mal 'Warum?' zu fragen und den Grund auch zu erfahren/
    "
    (Schivv auf "Eins")


    Besondere Erwähnung verdient "Eins" nicht nur wegen der Lyrics, sondern auch aufgrund des anschmiegsamen Beats von Crada. Neben Peer und DJ Lifeforce liefern auch Crada, Adlib und Roe Beardie allesamt homogene Beats mit relaxtem Grundton ab. Gerade Crada gelingen auf "Guten Morgen", "In die Welt" und "Eins" gleichsam atmosphärische und eingängige Beats, wobei die Produktion generell auf hohem Level ist und an vielen Stellen einen nostalgischen Oldschool-Einschlag hat. Die großen Überraschungen bleiben aus, aber genauso potentielle Ausfälle oder Skip-Tracks. Musikalisch wie inhaltlich ist "Silber" erwachsen, souverän und konsequent geworden. Genau das gereicht dem Album auch zum Nachteil. Einerseits hätte mehr Musikalität, insbesondere Gesangsfeatures wie damals Brooke Russel, das Album wesentlich vielseitiger gemacht. Andererseits fehlt außer der Single "Was Du siehst" die Energie, welche gerade die DCS-Alben der 90er so dynamisch machte. Der Kopfnickfaktor auf "Silber" ist zu jederzeit schwächer als auf jedem der Vorgänger. Gerade Tracks von früher, wie "Nur dabei" auf dem "Die Klasse von '95"-Sampler, bestechen durch ihren Oldschool-Flavour, den Session-Charakter und die trotz aller Komplexität sehr spontan und rund wirkenden Flows.


    Allerdings ist es ja gerade die konzeptionelle Ebene und eine gereifte Herangehensweise, welche das neue Album von den vorherigen unterscheidet. Erst recht bei Acts wie DCS ist natürlicherweise eine Spannung zwischen Altem und Neuem gegeben und die perfekte Balance daraus weder möglich noch notwendig. Vom ersten Track "Guten Morgen" an sorgen die Stimmen von Schivv und Ro Kallis beinahe automatisch für einen unterschwelligen Nostalgiefaktor. Die 90er macht das nicht mehr lebendig, die Erinnerung daran umso mehr. Am Ende ist das vierte Album von DCS trotz der leichten Monotonie und defizitären musikalischen Abwechslung eigenständig und gelungen. Es ist eben doch möglich, bei aller Veränderung, sich über Jahrzehnte treu zu bleiben.



    (Philipp)



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    01. Gemischte Gefühle
    02. Definitionsmacht
    03. Bruchstück
    feat. Tapete
    04. Zeichne Zeichen feat. Qwer
    05. Das innere Kind
    06. Neben
    07. Rache Projektil
    08. Lückenfüller
    09. Schätze/Ventil
    10. Wir in allem
    11. Alles zitternd
    12. Ich zählte und wurde traurig
    feat. blank
    13. Die absolute Freiheit


    Sich hinter Glas zu verstecken, schafft Distanz, aber keine Unsichtbarkeit. Die eigene Persönlichkeit bleibt unnahbar, aber nicht unerreichbar. Was immer Lea-Won mit seinem Albumtitel bezweckte, die Metapher trifft das inhaltliche Spannungsfeld dieses Albums sehr präzise. Es ist ein Album der stilistischen Unangepasstheit. Keine eingängigen Beats, keine singbaren Refrains, keine Songs mit Verkaufscharme. Kein Track mit eingängiger Message oder gewolltem Singlepotenzial. In Kürze: kein Mainstream, keine Einfachheit, kein Anbiedern an musikalische oder textliche Rap-Konventionen. Anders sein als Markenidentität, vorgetragen auf 13 Songs im Spannungsfeld zwischen Selbstreflexion, politischem Zweifel und der Suche nach innerer Freiheit. Der erste Track, "Gemischte Gefühle", zwischen politischer Resignation und persönlicher Aufbruchsstimmung: "Wenn hier schon alles zu spät ist und die Utopie für immer verloren, wieso kann ich sie denken?" Das ist so philosophisch wie politisch, persönlich wie gesellschaftlich gemeint, und über das ganze Album wechseln sich diese Themen ab. Manche Tracks sind gleichzeitig persönlich und politisch. Zum Beispiel "Bruchstück" mit Tapete über die Frage persönlicher Freiheit in der heutigen Gesellschaft:


    "Die Mauern wurden von uns gebaut, mit unseren Händen/
    Jetzt sind sie so hoch, es ist einfach, sie gegen uns zu verwenden/
    Die Mauern sind so hoch, so hoch wie unsere Götter/
    Selbst wenn sie fallen, werden sie uns noch zerschmettern/
    "
    (Lea-Won auf "Bruchstück")


    Persönliche Freiheit jenseits von jeder Einflussnahme zieht sich als einer der vielen Leitfäden in diesem thematischen Spannungsfeld auch durch weitere Songs. Auf "Lückenfüller" heißt es programmatisch: "Ich mach' nichts mehr nach – und hab nicht vor, so zu werden, wie alle anderen sind". Der längste Track des Albums, "Das innere Kind", widmet sich der Spannung zwischen Erwachsensein und dem stets präsenten Drang nach kindlicher Freiheit jenseits von Kategorien und rationalen Schemata. Kritisch, tiefgehend und irgendwo zwischen kaltem Pessimismus und persönlichem Fingerzeig. Die Spannung löst sich nicht auf, das Kind hat sich versteckt, aber es verschwindet nie. Es ist ein Teil des Selbst und die eigene Persönlichkeitsfindung in der Abgrenzung zu Anderen bleibt schwierig:


    "Ich habe Andren sehr lange sehr vieles vorgeworfen/
    Bis ich merkte, selbst die, die ich liebte, waren so geworden/
    Am Ende stand ich ohne Worte – da – es war klar/
    Entweder ist meine Welt verlor'n, oder ich brauch' neue Ordnung/
    "
    (Lea-Won auf "Rache Projektil")


    Wenn "Sich hinter Glas verstecken" seine wenigen zugänglichen Momente hat, dann auf den persönlichen und privaten Tracks wie "Neben", "Schätze/Ventil" oder "Wir in allem". Die Texte sind hier genauso authentisch, aber inhaltlich zugänglicher. Gerade die Kombination von sehr persönlichen Texten und poetischer Sprache ist durchweg gelungen. Auf einem der schönsten Tracks heißt es:


    "Meine liebsten Menschen, sie sind Schätze, ich schau', dass /
    Ich sie schätze, mein Kind leuchten spür'n, genau das ist das Beste/
    Mein Selbstmitleid ist ein Ventil, um mich zu spür'n/
    Eine Klinge, warmes Blut fließt (über mir), nicht erfrier'n/
    "
    (Lea-Won auf "Schätze/Ventil")


    Neben dem sprachverliebten "Zeichne Zeichen" ist "Wir in allem" der poetischste Song des Albums: "Einst war ich ein weißes Blatt, doch jetzt voll mit all dem, was mich gezeichnet hat, den Abdrücken jedes Fußes, der mich getreten und jeder Hand, die mich gestreichelt hat", heißt es da ohne Kitsch. Am Ende des Albums steht dann wieder die Frage nach der absoluten Freiheit, der eigenen Entscheidung über Sein oder Nichtsein:


    "Und jetzt tu das, was du willst, denn – ich bin nicht da, um zu richten/
    Ich kann nur berichten, wo ich war – was ich sah – und was ich mag/
    Und wenn du's tun musst, dann spring – wenn's dir hilft, dann sing/
    Wenn du's tun musst, dann schrei – und sei... frei/
    "
    (Lea-Won auf "Die absolute Freiheit")


    Was nach so viel tiefgründiger Nabelschau, politischer Anteilnahme und schwieriger Selbstfindung bleibt, ist erstaunlich wenig. Die Beats von defoos sind atmosphärisch passend, ohne sich dabei wirklich hervorzuheben und prägnant in Erinnerung zu bleiben. Die Texte sind vieldeutig, ohne den Hörer mitzunehmen und ihm Identifikation zu erlauben. Alles wirkt abgeschirmt durch inhaltliche Verkopftheit, sprachliche Sperrigkeit und der sehr persönlichen Note, ohne deren Kenntnis die Interpretation der meisten Texte vieldeutig bleibt oder gar nicht erst gelingt. Das ist eine logische Folge künstlerischer Konsequenz, aber der Spaß und die Einfachheit leiden darunter, wenn diese Balance zu stark in Richtung stilistischer Eigenheit ausbricht. Mehr erzählen und dadurch mehr erreichen wäre hier die Devise gewesen. Musikalisch wie inhaltlich. "Ich zählte die Wörter und am Ende sagten sie mir, sie wären nicht genug für das, was ich eigentlich sagen will", rappt blank auf "Ich zählte und wurde traurig". Besser kann man es nicht zusammenfassen.



    (Philipp)

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    Das hier müsste der gesamplete Soundtrack dazu sein. Genialer Film, genialer Soundtrack. Die Beatumsetzung finde ich richtig schlecht, das kommt nichtmal ansatzweise so episch wie es müsste. Text auch Standard. Nicht mein Ding.

    2Pac war definitiv einer der besten Rapper. "All Eyez on Me" war eines der besten Rap-Alben der 90er und daran hat sich bis heute nichts geändert. Nicht alles, was er gemacht hat, war genial. Aber insgesamt war er technisch stark, hatte richtig gute Texte (Changes, Life goes on, Dear Mama, etc.) und vor allem eine sehr prägnante und starke Persönlichkeit. 2Pac ist, denke ich, nicht überschätzt. Nur die vielen Alben nach seinem Tod hat er nicht verdient gehabt. Da wollten viele mit seinem Namen Geld machen. Er hat Rap gelebt, zumindest höre ich das heute noch bei fast jedem Track von ihm.

    Bizzy hat auf jeden Fall das Potential, ein richtig gutes Album zu releasen. Ich hoffe, dass er da einfach alles abrufen kann, was seine früheren Tapes so gut gemacht hat. Würde mich auch auf ein paar neue und gute Chakuza-Features auf dem Album definitiv freuen.