Beiträge von Redaktion



    01. Vincent ist da
    02. Dem Himmel so nah
    03. So weit weg
    04. Feuer
    05. Ich bin König heut
    06. Vollmond

    07. Mit dem Kopf durch die Wand feat. Bosca
    08. Wasser
    09. Alles was zählt

    10. Kannst du es sehn' feat. Timeless
    11. Freund sein
    12. Erde
    13. Freitag der 13te
    14. Nur du
    15. Luft
    16. Outro


    Über zwei Jahre ist es heute her. Mit "Lieber bleib ich broke" erschien das damals so lang ersehnte Debütalbum des Frankfurter Rappers Vega. Seitdem hat sich einiges in seinem Umfeld verändert. Streit mit dem Labelpartner, rechtliche Schwierigkeiten um seinen Namen. Am Ende stand die Gründung eines neuen Labels: Freunde von Niemand, besetzt mit einigen ambitionierten Rap-Acts und Producern. Doch auch dann ging es weiter – Olson verließ das Label vorzeitig, Timeless kam dazu. Veränderung um Veränderung. Vega selbst scheint sich auf seinem zweiten Machwerk "Vincent" hingegen treu geblieben zu sein. Durch mitreißende Fantasiegebilde beschreibt er auch hier wieder selbstbewusst und kämpferisch seinen Weg.


    "Sag den Leuten, ich hab' Meere durchschwommen/
    Nein, sag ihnen, ich hab' Berge erklommen/
    Und erzähl ihnen, auf der Fährte zur Sonne/
    Hab' ich Löwen bekämpft, gegen Bären gewonnen/
    "
    (Vega auf "Dem Himmel so nah")


    Passend zu Vegas wiederholter Forderung nach der Krone der Rapszene ist auch das Soundbild seines gesamten Albums. So hat es fast schon etwas Majestätisches an sich, wie die Hall-lastigen Beats, durch Pianos, Violinen oder Chöre verziert, aus der Anlage kommen. Das Gesamtbild wirkt dadurch auch stimmiger als beim Vorgänger, die Tracks fungieren nicht als einzelne Anspielstationen, sondern als komplexe Einheit. Selten genug, dass so etwas funktioniert. Thematisch zeigt sich der König ohne Krone von seiner gewohnten Seite: Freundschaft und Liebe, der Kampf um Anerkennung und Respekt, Werte und Moral, Frankfurt und die Rapszene. Dabei sind es gerade auch seine Stimme und ihr Druck, die den Aussagen eine ungewöhnliche Authentizität verleihen.


    Oftmals ist es schwierig, bestimmte Tracks einer dieser Thematiken zuzuweisen, da immer wieder alle Themengebiete auf den einzelnen Anspielstationen vertreten sind. Mangelnde Themenvielfalt könnte man dem Frankfurter vorwerfen. Für mich ist das Ganze jedoch eine konsequent aufgebaute, stimmige Atmosphäre – was mir um Welten lieber ist, als inhaltlich voneinander gelöste Tracks in einer unschlüssigen Reihenfolge als Sammelsurium. So verliere ich mich in der Komposition von "Wasser", nur um im darauf folgenden Track mithilfe einer durchdringenden Kick wieder auf die Straße geworfen zu werden ("Alles was zählt"). Gerade einem Vega, der die Themen Loyalität und Freundschaft seit Jahren in seinen Stücken behandelt, müssen die vergangenen Schwierigkeiten um Labeldifferenzen persönlich sehr nahe gegangen sein. Das Vertrauen in sein Umfeld scheint dabei aber ungebrochen.


    "Und sei dir sicher, meine Leute vertrau'n/
    Und diese Krone bringen wir heute nach Haus'/
    So machen wir es bei uns. Noch immer King in der Booth/
    Will Sorgen im Alk ertränken – doch sie schwimmen so gut/
    "
    (Vega auf "Freund sein")


    Die Freunde von Niemand-Kollegen Timeless und Bosca sind – man muss fast schon sagen: konsequenterweise – die einzigen Featurepartner auf "Vincent". Auf "Kannst du es sehn'" liefert Timeless neben Vega einen soliden Part ab, der das Potenzial des Kölners mehr als nur andeutet. Bosca ("Mit dem Kopf durch die Wand") fällt mit seiner Leistung für mich im Vergleich zu Vega leider ab. Dass er das besser kann, hatte er erst kürzlich auf seinem Solodebüt "Fighting Society" bewiesen.


    Zwischen all den längeren Anspielstationen geht Vega auf seinem zweiten Album mit vier je um die anderthalb Minuten starken Tracks die Grundelemente durch. Auf "Feuer" aggressiv, auf "Wasser" nachdenklich, auf "Erde" kämpferisch und auf "Luft" – wie er selbst sagt – "schwerelos" und im ungewohnten Doubletime-Modus. Solche konzeptionellen Spielereien auf Alben faszinieren mich möglicherweise sehr leicht – atmosphärisch verstärken diese Einspieler jedoch zweifellos den Eindruck einer bestimmten, düsteren Schwere, die auf der Platte ruht. Gegen Ende des Albums wird der Adlerjunge noch persönlicher als bisher. Angefangen mit "Nur du", meinem persönlichen Albumhighlight, auf welchem man nicht nur Liebes- und Loyalitätsbekundungen findet, sondern sich der Interpret selbst, als Frankfurter Ultra und Straßenrapper, verletzlich und angreifbar zeigt.


    "Denn wenn es keiner schafft, dann schaffen es wir/
    Vergesse nie die Tränen in der Nacht, in der ich dachte, du stirbst/
    Doch du bist meine Frau und ich bin dein Mann/
    Ich hab's dir nie gesagt, doch ich wär' mitgegangen/
    "
    (Vega auf "Nur du")


    Auf dem von Streichinstrumenten unterlegten "Outro" folgt nun doch noch die tiefgehende Auseinandersetzung mit den Geschehnissen der letzten beiden Jahre. Auch, wenn man als Außenstehender wohl nicht jede der größtenteils personenbezogenen Zeilen verstehen kann, entfaltet der Track seine Wirkung. Hier dürften die meisten Fans dann wohl am gespanntesten lauschen, wenn Vega die Vorkommnisse mit seinem Ex-Labelkollegen und Freund Olson thematisiert.


    Fazit:
    Mit "Vincent" liefert Vega ein persönliches, aber vor allem stimmiges Album ab, welches bei mir wohl noch einige Zeit auf Rotation laufen wird, ohne dass überhaupt Teile geskippt werden müssen. Ein ehemaliger Tourpartner des Freundes von Niemand hat es letztes Jahr an die Spitze der Charts geschafft – auch, weil seine Musik unglaublich viele Leute nachfühlen konnten. V spricht eine ähnliche, immer weiter anwachsende Zielgruppe an, nur, ohne dabei seinen Bezug zur Straße zu vernachlässigen. Um es in seiner Sprache zu sagen: Nach "Vincent" hat Vega die Schwelle zum Thronsaal endgültig überschritten.



    Nikepa (Niklas Potthoff)

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    01. Up2Date
    02. So besonders
    03. Eines Tages Remix
    04. Festrede
    05. Reimemonsta 2011
    06. Für dich
    07. SchwarzWeiss Ende


    Nach dem Erfolgsalbum "SchwarzWeiss", das Rap-Urgestein Samy Deluxe erstmals in seiner jahrelangen Karriere auf Platz 1 der Hitparade katapultierte, folgt mit dem Zusatz "Up2Date" nun eine Neuauflage mit sieben frischen Leckerbissen für den geneigten Hörer. Doch auch an Käufer der ersten Stunde wird gedacht. Wer den vermeintlichen "Vorgänger" bereits im Regal stehen hat, kann sich die bisher unbekannten Songs als EP digital herunterladen. Knüpft Sam Semilia qualitativ an "SchwarzWeiss" an oder handelt es sich bei der Aktualisierung lediglich um einen Rückgang?


    "Aber bitte zeig mir einen, der so fließt auf Deutsch/
    Live am Mic rumschreit wie so 'n Beastiboy/
    Dieses Jahr in schwarzweiß mit gelungenem Look/
    Gerappte Strophen, gesungene Hooks – das 'n rundes Produkt/
    ''
    ("Up2Date")


    Eingeleitet wird das gute Stück von dem gleichnamigen Titeltrack. Auf einem schnellen, rythmischen Beat stellt Samy seine gewohnten Flowvariationen zur Schau. Ein sehr souveräner Sprachfluss, gepaart mit Reimketten, den lang gezogenen Silben und dem Wechsel aus monotonem Flow und dadurch umso mehr herausstechenden Betonungen wird wohl das Herz eines jeden Samy-Fans höher schlagen lassen. "Up2Date" dürfte auch besonders Leuten gefallen, die einfach einen eingängigen Sound wünschen, den man gut pumpen kann. Die Hook fällt vor allem beim ersten Hördurchgang allerdings gewöhnungsbedürftig aus. Die stark Effekt-beladene Gesangseinlage fügt sich letztendlich dennoch gut in das Bild ein, auch wenn vor allem durch die veränderte Stimmlage ein mehr oder minder großer "Soundbruch" entsteht. Schade ist nur, dass der dritte Part teils in einige Zweckreime ausartet, die allerdings vom Flow und der gewohnt arroganten Art Samys wettgemacht werden.


    Hauptbestandteil von fast jedem Song ist, ebenfalls wie gewohnt, die absolute Lobpreisung der eigenen Lyrics und des Talents. Mit seinen arroganten Betonungen, einer scheinbaren Egalität und offensichtlicher Selbstliebe zeigt sich der Wickeda MC auch nach über zehn Jahren am Mic in seinem Element. Es wäre sonst auch irgendwie nicht mehr das Gleiche. Never change a running system. An seiner Performance merkt man einfach, dass Herr Deluxe es immer noch will. Egal, auf welcher Anspielstation: Alles klingt genau so, wie ein Song von Samy sich anzuhören hat. So als würde man alles kennen – und doch hat jeder Song seine eigene Würze. Als Störfaktor erweisen sich jedoch teilweise die Texte, die oft sicherlich mit einem Augenzwinkern zu betrachten sind, trotz allem aber gelegentlich in Zweckreime oder schlichte Sinnlosigkeit verfallen.


    "Ihr hört den sich selbst lobenden, tobenden, pogenden/
    Vollkommen besoffenen, nüchternen, offenen, verschlossenen/
    Widersprüchlichen, idiotischen Typen, der die Strophen im/
    Kopf schreibt, in Rekordzeit, im Spotlight mit tosendem/
    Applaus...
    "
    ("Reimemonsta 2011")


    An einigen Stellen macht der Interpret seine "Fehler" wieder gut und bringt durchaus durchdachte Reime und witzige Passagen – aber beispielsweise die überzogenen Betonungen von "besoffenen" oder "verschlossenen" auf Reimemonsta 2011 lassen sich auch mit viel Humor und/oder künstlerischer Freiheit nicht rechtfertigen, da der Song trotz allem versucht, auf einer Seite ernst zu sein. Ein wenig widersprüchlich, aber das gesteht sich der werte Herr immerhin selbst ein.


    Aller Kritik zum Trotz sind Tracks wie "So besonders" oder "Festrede" definitiv mit Hörgenuss verbunden, denn auch, wenn bei Weitem nicht jedes Wort perfekt passt, wirkt das Endprodukt rund und ausgereift. Während der erste Titel mit seinem Konzept vom "Besonderssein" das Rad nicht neu erfindet, liefert Samy trotzdem eine bildhafte und lustige Lobeshymne an sich selbst ab. Und die "Festrede" überzeugt mit Wortwitz und imposantem, beherrschten und trotzdem verspieltem Flow. Man merkt einfach, welche Erfahrung Samy in all seinen Jahren gesammelt hat. All seine Skills bündelt er zu sehr guten Tracks zusammen. Der Song "Für dich" klingt zu Beginn wie eine der unzähligen "Kopf hoch, glaub an dich"-Nummern, endet jedoch wider Erwarten in einer weiteren Aufzählung der eigenen Stärken, dem Status, ganz oben zu stehen und den überragenden Fähigkeiten als Rapper. Was auch sonst. Ebenfalls auf der Tracklist zu finden ist ein Remix des Songs "Eines Tages", den man bereits auf "SchwarzWeiss" hören konnte.


    Sämtliche Titel sind überaus gekonnt ausproduziert. Die Beats gehen größtenteils sehr nach vorne, bieten dem Interpreten somit eine solide Grundlage für seine verschiedenen Flows und lassen genug Spielraum für die Stimme und den Text. Die einzelnen Elemente fügen sich gut zusammen, alles wirkt sehr melodisch und nicht steif oder auf ein bestimmtes Genre festgefahren. Sie bieten ebenfalls genug Abwechslung im Wechsel zwischen den wenigen zurückhaltenden Instrumentals und den energiegeladenen "Brettern", die nur darauf warten, von einem Rapper von Samys Kaliber berappt zu werden.


    Fazit:
    Obwohl es sich bei "Up2Date" um eher gewohnte Kost handelt, ändert das nichts an dem Spaß und der Qualität dieser Platte. Egal, ob man etwas zum Lachen oder etwas Melodisches zum Nebenbei-Laufenlassen sucht, oder ob man Bock auf einfach guten Rap hat – hier ist für jeden etwas dabei. Man sollte die EP jedoch definitiv mit Vorsicht genießen, falls man allergisch gegen (gelegentliche) Zweckreime oder fehlende Tiefgründigkeit ist. Denn die ist hier – bis auf den Remix von "Eines Tages" – über weite Strecken... nicht da. Vor allem der Hörer, der generell Freude an der Musik von Samy Deluxe hat, findet hier ein schmückendes Beiwerk. Egal, ob als Ergänzung zu "SchwarzWeiss" oder als eigenständiges Produkt, die EP macht eine gute Figur mit Abzügen in der B-Note. Fernab jeder Kritik bleibt die Empfehlung klar: reinhören!



    (Mahir Kulalic)

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    01. Eingang
    02. Wieder da
    03. Sag niemals nie feat. Marsimoto
    04. Eisprinzessin
    05. Ich seh was... feat. Silla & MC Basstard
    06. Immer wenn es regnet
    07. Hokuspokus
    08. Wofür feat. Butch
    09. Skit
    10. Mit Haut und Haaren
    11. Nicht mein Tag
    12. Wer bist du? feat. Bass Sultan Hengzt & Serk
    13. Skit
    14. Scheinwelt feat. She-Raw
    15. Schneekönig
    16. Rette mich
    17. Ausgang


    Die gesamte Eurozone ist davon betroffen – die Verschuldung Griechenlands, sie bringt das Land immer wieder an den Rand eines Staatsbankrotts. Durch Rettungspakete wird das Krisenland von Monat zu Monat über Wasser gehalten. Kein Wunder, dass man sich in diesen Tagen nicht unbedingt als "typisch griechisch" outen möchte. "Typisch Griechisch" ist rein zufällig auch das Soloalbum des Berliner Rappers Greckoe aus dem vergangenen Jahr; welcher mit seinen Skills grundsätzlich zu haushalten weiß, denn er ist weder ein Schmarotzer, noch ein Tunichtgut. Er ist in der Lage, mit Stimme, Betonungen und Wortfluss ein einzigartiges Klangbild zu erzeugen und braucht eigentlich auch keine Unterstützung für seinen neuesten Langspieler Scheinwelt, trotzdem hat er welche bekommen. Und die in Form von Marsimoto, She-Raw, Silla, MC Basstard, Serk und Bass Sultan Hengzt – Vorhang auf!


    "Hey Baby, ich steh' auf dein Geld/
    Ich will die Kohle seh'n, denn ich leb' in einer Scheinwelt/
    "
    (She-Raw auf "Scheinwelt")


    Auch, wenn (wie bereits angesprochen) Prunk und Luxus in diesen Tagen nicht unbedingt mit Griechenland assoziiert werden und Staatsangehörigkeiten gewisser MCs nicht in Schubladen gesteckt werden sollten, herrscht im Allgemeinen Einigkeit darüber, dass der Kapitalismus Menschen steuert. Wie tiefsinnig Greckoe hier zu denken vermag, bleibt natürlich außen vor. Dabei lässt einer der beiden mit Ironie angehauchten Skits den Eindruck erwecken, als habe er sich mit dem Thema wirklich nur oberflächlich beschäftigt. Alle Vermutungen und Einschätzungen beiseite gelegt, bleibt mir natürlich noch zu erwähnen, mit was für einer Souveränität und unglaublichen Lockerheit sich Greckoe und She-Raw hier präsentieren. Silla und Basstard legten jedoch bereits gehörig vor, durch "Ich seh was..." – einen reinen Party-Track, der zum Mitnicken einlädt. Hook-Spezialist könnte man den Berliner Greckoe nennen, er hat ein erstaunlich gutes Gefühl für Hooks, ob zum Thema passend oder nicht, den Ton trifft er immer. Dabei kann ich Marsimoto leider überhaupt nichts abgewinnen, er steht für mich persönlich weiterhin im Licht der für mich unerklärlich gehypten Künstler. Die nahezu durchgehend synthetischen Club-Beats geben einem zumeist das Gefühl eines Hangovers, bei dem man nur noch die Melodie des Vorabends im Kopf hat.


    "Ich will nich' 'ne Million haben/
    Ich sag wie's is'/
    Scheiß auf den 17. Song von 'Typisch Griechisch'/
    "
    (Greckoe auf "Rette mich")


    Und wieder lässt sich erkennen, wie Greckoe von seinem Ursprungsland Abstand gewinnen will. Dabei steht der Titel wohl stellvertretend für ein ganzes Land. Nein, Spaß beiseite. Greckoe bittet um Rettung. Eine Hommage an die Kultur, der er verfallen ist. Eine wirklich neue Erkenntnis über die angebliche Scheinwelt liefert er aber nicht. Es erinnert phasenweise an die Senioren, von denen wohl jeder – im wahrsten Sinne des Wortes – ein Lied singen kann. "Früher war alles besser", "Politiker sind doch eh alle korrupt", "die Reichen zu reich, die Armen zu arm" et cetera. Was Greckoe wirklich ausmacht, sind definitiv nicht die Tracks, in denen er versucht, eine gefühlvolle Art zum Vorschein kommen zu lassen, oder sich daran probiert, die Welt zu erklären – dies liegt ihm unzweifelhaft so gar nicht. Obgleich der Künstler diesen Ratschlag annehmen oder gar zu Kenntnis nehmen wird. Seine wirklich außergewöhnlichen Fähigkeiten liegen im Rappen: Das Reimschema, die Betonungen, die souveräne Art – all das beherrscht Greckoe einzigartig und in einer derart ausgefeilten Manier, dass man fast glauben mag, er sei wirklich "HipHops bester Schüler".


    "Von Kopf bis Fuß/
    Samt Knochen und Blut/
    Ich koche vor Wut/
    Denn die fressen mich mit Haut und Haaren/
    "
    (Greckoe auf "Mit Haut und Haaren")


    Dabei ist besagter Track keinesfalls zum Haare raufen, er lässt die bereits angesprochenen außergewöhnlich starken Fähigkeiten im Reimen und Betonen herauskristallisieren. Zudem wird die Schnelllebigkeit der heutigen Gesellschaft leider nur oberflächlich thematisiert. Pseudointellektuelle Erzähl-Tracks reihen sich neben den reinen Party-Songs ein, ohne wirklich für einen Kontrast zu sorgen. Wirkliche Vergleiche, die die Hörer zum Grübeln bringen, stehen ohnehin nicht auf dem Programm des Griechen. Da hätten wir zum einen: "[...] Hab' mit dir abgeschlossen als wenn du ein Schlüssel wärst [...]" oder auch: " [...] meine Welt zerbrach sofort danach wie Porzellan [...]". Von gefühlvolleren Tracks, die der Protagonist nicht unbedingt schlecht rappt, aber in denen er einfach überhaupt nicht das gewollte Gefühl übertragen kann, sollte er in Zukunft Abstand nehmen. Sicher spielt hier das persönliche Empfinden eine ungemein große Rolle.


    Fazit:
    Greckoe hat eine kleine kontroverse Welt in 51 Minuten geschaffen, mit eindeutigen Höhe- und Tiefpunkten. Doch sobald einer der letzteren erreicht wurde, weiß man, dass der Berliner bald wieder zur Höchstform auflaufen wird. Das pure Rappen, das simple aneinanderreihen von Versen – so stumpf sich das auch anhören mag – liegt ihm einfach. Der Ex-Sektenmuziker weiß geschickt mit Reimen umzugehen, dabei kommt er nie auch nur in die Nähe Farid Bang'scher Poetik. Das Gesamtpaket stimmt; ein Rundum-Sorglos-Paket ist es allerdings nicht. Zu viele Durchhänger und Ausrutscher finden sich auf der Platte. Den ein oder anderen Fehlgriff bei den Gastreimern muss sich Greckoe ebenfalls zuschreiben lassen, wirklich überzeugend traten lediglich MC Basstard, She-Raw und Bass Sultan Hengzt hervor. Greckoes "Scheinwelt" ist weder scheinheilig, noch offenbarend oder gar erkenntnisreich; sobald er sich nur auf das Rappen konzentriert, ist er jedoch ein "verkanntes Genie".



    (Die Robbe)

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    01. Für immer (Intro)
    02. Drugs in den Jeans
    03. Spotlight
    04. Jetlag
    05. Business Paris
    feat. Ol Kainry
    06. Mondfinsternis
    07. Billionaire's Club
    feat. SunDiego
    08. Bad Girl
    09. Kobrakopf
    feat. Farid Bang & Haftbefehl
    10. Flex, Sluts, Rock 'n Roll
    11. I.H.D.P.
    feat. SunDiego
    12. Bossaura
    13. Kokayne
    feat. Locke, SunDiego & John Webber
    14. Du feat. Sahin
    15. Undercover
    16. Money
    17. H & F
    18. Das Licht (Outro)


    Bonus-Tracks:
    19. Internationaler Player Reloaded
    20. Entertainment
    feat. SunDiego & John Webber
    21. Cosmopolit


    ___________________________________________________________


    Review von beatlejuhz:


    Kollegah ist zurück – und im Gepäck hat er SunDiego, eine handvoll Designerbrillen und Autotune. Die Linie ist ganz klar: Weg vom stumpfen Punchlinerap, hin zu vollendeten Songs mit ausgearbeiteten Hooks und Konzepten. Und geklotzt wird nun auch in den Videos, denn wenn sich der selbsternannte Boss nicht gerade zwischen Palmen und hübschen Frauen räkelt, die scheinbar mehr Brust als Hirn besitzen, sonnt er sich und seine Alphagene auf teuren Yachten, frischt dort seine Solariumbräune auf oder genießt das Highlife in der Großraumdisco. Mit riesengroßem getönten Nasenfahrrad natürlich, denn das tun die Stars und Sternchen der Szene eben. Die Promomaschinerie im Vorfeld des Albumreleases war so groß wie noch nie – neben den selbstverständlichen Interviews in den angesagten Blogs gab es auch unzählige Videoauskopplungen, diverse Videotagebücher inklusive Wettessen-Contest und zahlreiche Seitenhiebe an die Konkurrenz. Nun ja, wie dem auch sei, es ist Zeit für etwas Neues: für einen Boss mit Haftbefehl im Video und Motorradgang im Hintergrund. Für einen Boss auf Autotune und mit gefühlvollen, ehrlichen Tracks. Und für einen Boss, der optisch zum ersten Mal in sein sich auferlegtes Image passt. Und das Album?


    Nun ja, im Intro bleibt alles beim Alten. Großspuriges Auftreten, deftige Machosprüche, leichtfüßige Doubletimeflows und die eine oder andere Punchline:


    "Es ist immer noch der Typ mit den historischen Punchlines/
    Die unvergänglich sind wie 'ne chronische Krankheit/
    Und sie gehen nie aus wie moslemische Frau'n/
    Es ist immer noch Kollegah der Boss/
    "
    (Kollegah auf "Für immer (Intro)")


    Beattechnisch ist das gesamte Album irgendwo im Dirty South-Bereich angesiedelt. Hektische HiHats treffen auf atmosphärische Synthieklänge, künstliche Claps auf hastige Snarewirbel. Sehr geile Sache. Auch Kollegahs Addlips könnte ein Young Jeezy in Bestlaune nicht toppen, kurze "Hey"s im Offbeat oder ein langgezogenes "Yeeeeeah" beziehungsweise "Eeeeeeey" zeigen ganz klar, in welche Richtung "Bossaura" gehen soll: nämlich direkt in den Club. Und da der Boss nun mal der Boss ist und keine halben Sachen macht, wird ganz genretypisch auch noch Autotune hinzugezogen, um den Tracks einen letzten Schliff zu geben. In manchen Fällen hat das durchaus seine Daseinsberechtigung, denn gerade in Tracks wie zum Beispiel "Kobrakopf" oder "Internationaler Player Reloaded" passt das Plugin wie Arsch auf Eimer. Generell fällt auf, dass Kollegah bei diesem Album viel mehr singt als sonst. Die Hooks von "Mondfinsternis", "Business Paris" oder "Bad Girl" sind perfekt ausgeführt. Und auch, wenn SunDiego in Tracks wie beispielsweise "I.H.D.P." oder "Entertainment" den T-Pain macht, geht mein Herz auf. Dass der Versuch Autotune allerdings gehörig in die Hose gehen kann, zeigen "Flex, Sluts, Rock 'n Roll" oder "Jetlag", die einfach zu übertrieben, zu gewollt klingen.


    Sieht man mal von den Beats und den Hooks ab, hat sich auch inhaltlich viel geändert. Plötzlich werden Pakete abgepackt und von A nach B gebracht, als hätte Kollegah noch nie etwas anderes gemacht. Oder Jura studiert. Vor allem auf "Drugs in den Jeans" – auf dessen Beat nur noch das Lil Wayne-Feature fehlt, in dem er krächzend und Magensäure spuckend über Hustensaft und Weed referiert – dringt Kollegah tief in die Materie ein. Auf "Business Paris", das für mich DIE Single des Albums ist, dreht sich alles ums "Kokaschmuggeln" im "Großstadtdschungel". Und was macht man als braver Student, der sich um ein Gangsterimage bemüht? Richtig, man holt sich Farid Bang oder wahlweise Haftbefehl ins Boot (oder wie hier einfach beide, um ganz sicher zu gehen), die selbiges für knapp zwei Minuten entern und alles überrollen, was sich ihnen in den Weg stellt.


    "Du willst abschleppen, gehst in eine Discothek rein/
    Doch keine Bitch steigt in einen Citroën ein/
    Und du wünschst dir, ich hätt' mich vor den Zug geschmissen/
    Doch meine Jeans ist wie mein Glaube – true Religion/
    "
    (Farid Bang auf "Kobrakopf")


    Herrlich ignorant, für seine Art muss man den netten Marokkaner von nebenan einfach lieben. Scheinbar – so wirkt es zumindest – hatte Farid seit "Jung, brutal, gutaussehend" maßgeblich Anteil an Kollegahs zunehmendem Wechsel vom Zuhälterrapper zum Koka dealenden Thug mit Migrationshintergrund, denn "Flex, Sluts, Rock 'n Roll" klingt wie eine Hommage an den derzeit aktuellen Gangsterrap mit Schlagwörtern wie "McFit", "Sunpoint" oder "Novoline". Hier und da noch eine kleine Line über "Koks" oder "Ephedrin" und fertig. Klingt für meinen Geschmack irgendwie zu durchschaubar. Leider ist das auch aufgrund des überaus hektischen Beats und den missglückten Autotuneeinlagen mit Abstand der schwächste Track auf dem Album. "Kokayne" (feat. Locke, SunDiego und John Webber), "Undercover" und "Money" oder "H & F" gehen inhaltlich in die gleiche Richtung, allerdings auf weitaus höherem Niveau. Und wem das thematisch zu eintönig ist, für den hat Kollegah auch direkt die passende Antwort: "Und die Kritiker meinen, die Lyrics sind monoton, sexistisch und homophob? Ist okay, ihr habt halt zu wenig Y-Chromosomen".


    Lieder wie "Jetlag" und "Spotlight" zeigen Kollegahs überaus großes Talent auf, Geschichten so spannend zu verpacken, dass beim Hören direkt Bilder im Kopf entstehen. Seine entspannte Art, erhaben über atmosphärische Beats zu rappen, ist einfach Hörgenuss pur.


    "Guck auf die Schuhe aus Krokoleder/
    Kid, ich schlage dich nicht mit Baseys, denn seit ich Millionär bin, benutze ich dafür nur noch Poloschläger/
    Sieh, deine Mom hat so viele Lover/
    Auf ihr waren schon x Männer drauf wie auf 'nem Marvel Comic Cover/
    "
    (Kollegah auf "Billionaire's Club")


    "Paparazzis", "Pressemagazine", "Roter Teppich", "After Partys". Kollegahs Stories waren schon immer extravagant und daran hat sich absolut nichts geändert. "Limousinen in der Einfahrt", "die Villa voller Geld", "Sex mit Hollywood Hoes": Auch auf "Billionaire's Club" geht es heiß her, inklusive mitreißender Doubletimepassagen und einem überzeugenden SunDiego, der einfach komplett eskaliert in seinem Part. Und wo wir gerade bei Doubletime sind: Mit "Mondfinsternis" setzt der Boss kurz mal eben den Blinker links und zeigt auch nochmal auf einem Solotrack, wie man die gesamte Konkurrenz geschwindigkeitstechnisch mühelos überholt. Weiteres Highlight des Albums. Mit "Bossaura" schüttelt Kolle direkt das nächste Ass aus dem Ärmel. 6 Minuten lang Punchlines. Ohne Hook. Einfach so, in yo' face. Und was fehlt dem gemachten Mann von heute neben Drogen und Luxusartikeln? Richtig, Frauen. Mit "Bad Girl" zeigt Kollegah, wie man würdevoll und erhaben Frauen anmacht – und ich seh' jetzt schon diverse Holzköpfe in den Discos, die sich bisschen Mut antrinken, um danach einen Spruch nach dem anderen auszuprobieren. Es sei denn, sie tragen Fishbone und Haftbefehl ist an der Tür... Egal. "Du" (feat. Sahin) und "I.H.D.P." (feat. SunDiego) sind im Kontrast dazu zwei sehr ehrliche, selbstreflektierende Tracks, die Kollegah zum ersten Mal von einer ganz anderen Seite zeigen. Eine Seite, die ihn verletzt und isoliert zeigt. Auch ein Boss darf sich mal unglücklich verlieben und offenbart hier zum ersten Mal seine Schwächen. Allerdings auch das mit der gewissen "Bossaura", denn während er seiner Ex nachtrauert, hat er zumindest auf "I.H.D.P." immer eine andere zur Hand.


    Fazit:
    "Bossaura" ist die logische Weiterentwicklung des Künstlers Kollegah, der in Zusammenarbeit mit SunDiego ein in sich schlüssiges und rundes Projekt abliefert. Nach den Zuhältertapes, den Soloalben und dem Hoodtape war es an der Zeit, etwas Neues zu machen und das ist ihm bestens gelungen. Zwar ist für meinen Geschmack etwas zu viel Autotune dabei, aber das trübt den Hörgenuss kaum. Krachende Doubletimeflows und pointierte Punchlines, fesselnde Geschichten und perfekt ausproduzierte Beats sorgen hier für bestmögliche Unterhaltung über die gesamte Länge des Albums. Für mich persönlich ist das hier das beste Kollegahrelease ever. Punkt.


    Redakteur-Bewertung der CD:

    ___________________________________________________________



    Review von Balta der Chef:


    Was habe ich mich gefreut, als vor wenigen Monaten das neue Album vom "Boss" angekündigt wurde. Schon immer verband ich seine Musik mit ganz viel Entertainment, Selbstironie und Humor. Der bierernste Zuhälter mit übergroßem Genital. Es ist ja kein Geheimnis, dass unser Lieblingsganove sehr viel Output hat. Mixtapes, Alben, Kollabo-Alben... Weihnachtseditionen von diesen. Und zeitgleich schafft er es noch, zwölf Mal im Jahr Urlaub zu machen. Toni-Style. Nachdem aber sein letztes groß beworbenes Solo-Album bereits drei Jahre zurückliegt, folgt nun mit "Bossaura" das insgesamt dritte – und dieses soll laut eigener Aussage durch die besten Features aller Zeiten und natürlich durch einen "Boss der Bosse" in Hochform mal wieder alles zerbersten. Nach den ersten Singles war ich – sagen wir mal – etwas enttäuscht. Nicht nur, dass sich Kollegah nun auch Autotune hingibt, nein: das Entertainment ist auch nicht mehr das gleiche wie früher. Man merkt auch den synthielastigen Beats an, dass der Sound wesentlich kommerzieller ausgefallen ist. Ob das nur für die Singles gilt, um die Kundschaft anzulocken und um dann auf dem Album mit bosshaftem Punchlinegeballer um die Ecke zu kommen? Ich hoffe es...


    "Heartbreaker (Hey!)/
    Chartbreaker (Hey!)/
    Global Player (Hey!)/
    Lovemaker (Hey!)/
    "
    ("Spotlight")


    Mit langweiligen Phrasen und einer Vielzahl an nervigen Addlips zeichnen sich die Songs dieses Kollegah-Albums aus. "Spotlight" zeigt den Abbau des selbsternannten einzigen Zuhälterrappers: Reimketten schön und gut, aber langweilige Flows und keiner der umwerfenden (wie Bowlingspieler) Vergleiche sowie keines der irrsinnigen Wortspiele. Ein bisschen "Hey", "Yeah", "Uh" und das übliche Geprolle über Drogen, Fame und Bitches-knallen. Das ist nicht mehr der Kollegah, der er früher einmal war. Nun gut, dachte ich, Aussetzer gibt es ja auf jedem Album, auf anderen Anspielstationen flowt er ja auch wieder gut. Nur ist man bei diesem Album leider besser damit bedient, die guten Tracks zu benennen, denn so spart man einiges an Zeit. Es ist einfach langweilig: Kollegah erzählt zwar auf jedem seiner Alben von den vertickten Drogen, den vielen Bitches und seinem Dasein als Star – aber durch faszinierende Raptechnik und witzige Wortspiele sowie Vergleiche und offensichtliche Überspitzung gelang es ihm, Inhalte nebensächlich werden zu lassen. Spätestens ab der Mitte des Albums kann ich dieses immer wiederkehrende "Hey" nicht mehr hören.


    "Jugos (Hey), Albos (Hey), Deutsche (Hey), Schwarzköpfe (Hey)/
    Redlight (Hey), Gangfights (Hey), Fäuste (Hey), Schlagstöcke (Hey)/
    Drugdeals (Hey), Streetbusiness (Hey), 24/7/
    Ey, trotz Weltwirtschaftskrise läuft die Geldzählmaschine/
    ''
    ("Flex, Sluts, Rock 'n Roll")


    Auch hier wieder: Ein paar Schlagwörter, Phrasen und ganz viel "Hey" – ich könnte ja mal versuchen, ihn daraufhin auch mal zu begrüßen, aber das würde glaube ich nichts ändern. Der rein technische Aspekt, der Toni nun mal so berühmt gemacht hat, ist teilweise jedoch wieder zu finden: Starke Doubletimes, ellenlange Reimketten und... na ja, das war's. Mehr zeigt Kollegah überwiegend leider nicht. Ganz davon abgesehen, dass man die Songs ohne Autotune oder offensichtlichen Einfluss von SunDiego an einer Hand abzählen kann. Der Mainzer Rapper hat das ganze Album bei dem jungen Herren aus Osnabrück aufgenommen, gemastert und ihn in der "kreativen Phase" mitwirken lassen. Schön. Gut, sich Inspiration zu suchen ist ja nicht verwerflich. Aber es wird leider viel zu deutlich, dass der Boss seinem Ziehsohn scheinbar das halbe Album überlässt. Gab es in der Vergangenheit bereits Songs mit SunDiego und Autotune, war das die komplette Ausnahme auf dem Album – nun ist es andersrum.
    Das hört sich stellenweise auch ganz gut an: Die Hooklines von "Kobrakopf" oder "Drugs in den Jeans" sind gar nicht mal schlecht. Jedoch ist es insgesamt zu viel des Guten, dies wird besonders bei "Flex, Sluts, Rock 'n Roll" oder "I.H.D.P." – letzterer spiegelt übrigens die Entwicklung Kollegahs wieder – deutlich. Einer der persönlicheren Tracks dieses Albums. Der Stoffverteiler erzählt von den Schattenseiten der Beliebtheit bei den Frauen. Während die Parts zwar enorm ungewohnt, aber ertragbar sind, trällert uns SunDiego eine grauenhaft pathetische, schnulzige, R'n'B-artige Hook mit – natürlich – Autotune. "Du", mit einer Gesangshook von Sahin, ist Kollegah zufolge sein persönlichstes Lied. Hier spricht der Boss von einer verlorenen Liebe und der daraus resultierenden Verzweiflung. Solche Songs sind zunächst mal sehr gewöhnungsbedürftig. Leider schafft es der Interpret nicht, eine mitreißende Atmosphäre zu schaffen, auch wenn wir hier textlich gesehen wieder von einem hohen Level sprechen müssen. Wir erwähnen nur mal unterschwellig die grauenhafte Bridge von "Money", denn: Wenn man denkt, es wird nichts mehr, kommt von irgendwo der alte Kollegah her. Natürlich hat das Album auch positive Seiten und diese wirken, gerade in Anbetracht der anderen Songs, mehr als positiv:


    "[...] Hinter mokkabraun getönten Fenstern mit Chicks im fetten Beamer/
    Kofferraumvermögen sechshundertsiebzig Hektoliter/
    Voll gestrecktem Pepp, ich vercheck' die Packets an Ghettodealer/
    Der Chauffeur manövriert den King, so wie Tekkenspieler/
    Du Crackbitch bettelst, dich da auf dem Track zu featuren/
    Weg mit dir, man, deine Raptexte sind wack, versteck dich lieber/
    Oder der Mac hält Magnums und Tecs an dein' Head und streckt dich nieder/
    Fetzt dich weg und du liegst dann verletzt im Dreck mit zerfetzen Gliedern/
    "
    ("Bossaura")


    Der Titeltrack macht mit starken Flowvariationen, sehr guten Reimketten und durchdachten Vergleichen ("Doktorspielen wie Guttenberg") seinem Namen – und vor allem dem Kollegahs – alle Ehre. Hier gibt es das, was fast das ganze Album über fehlt. Und das Beste: kein Autotune! Sehr positiv fallen "Undercover", "H & F", "Billionaire's Club" (feat. SunDiego) und "Mondfinsternis" auf – diese Songs präsentieren des Bosses wahre Größe. Ebenfalls sehr ungewohnt für ein Kollegah-Album ist das Outro – mit Grüßen an seine Freunde und seine Partnerin und Danksagungen an seine Familie schließt der Langspieler vollkommen anders ab, als die bisherigen Werke. Der Eindruck des gereiften Kollegahs wird somit ein weiteres Mal eingerahmt. "Bossaura" sollte melodischer, gar musikalischer werden als seine Vorgänger. Dieses Ziel hat Felix Blume zwar erreicht – doch der hinterlassene Eindruck ist nicht wirklich zu seinem Vorteil. Daran ändern auch die Featuregäste leider wenig. SunDiego liefert seinen einzig guten Part auf "Billionaire's Club" ab – dafür aber wirklich gelungen. Ansonsten könnte man den Osnabrücker bei so gut wie jedem Song als Feature dazuschreiben. Oft genug singt er beispielsweise die Hook, wie bei "I.H.D.P.", wird jedoch nicht erwähnt, beispielsweise bei "Money". Warum Locke und John Webber zum Mic greifen, besonders für einen Gastbeitrag auf dem neuen Album vom "Boss der Bosse", wird mir wohl niemand erklären können. Der JBG-Kumpel Farid Bang und Azzlack Stereotyp Haftbefehl ergänzen sich gut auf "Kobrakopf" und bilden ein rundes Gesamtwerk, schließlich treffen hier drei Rapper mit ihren jeweils markanten Stimmen und eigenem Stil aufeinander und bringen alle etwas Eigenes ein.


    Die Beats sind größtenteils mit sehr vielen Synthesizern und diversen Effekten versehen. Einige davon sind sehr stimmig, andere weniger. Jedoch zeigt der Großteil des Albums ein einheitliches Soundbild, so passen die vielen Beats der unterschiedlichen Produzenten gut zueinander. Am Werk waren hier GEE Futuristic, Shuko, X-Plosive, Abaz, Dirty Dasmo & Jamien Samimi und Jay Ho (Sunset Mafia). Letztere zeichneten sich für den Großteil der Produktionen aus und das merklich. Die Beats sind sehr poppig, beispielsweise "Flex, Sluts, Rock 'n Roll" oder "Jetlag" – einige davon wirken sehr rhythmisch und verleiten zum Kopfnicken und Bouncen, andere hingegen wirken wie eine wilde Mischung aus Effekten und sind wenig abwechslungsreich. Trotz allem bieten sie Kollegah auf einigen Songs die Möglichkeit, gelungene Gesangseinlagen und Flowvariationen einzubringen. Somit fällt die Ähnlichkeit nicht so stark ins Gewicht. Alles in allem sind viele Beats zwar keine Musterexemplare für tolle Produktionen, jedoch auch nicht der größte Kritikpunkt.


    Fazit:
    "Bossaura" (Hey!) klingt (Hey!) leider (Hey!) mehr (Hey!) wie ein misslungener Versuch (Eeeeey!), diskotaugliche Hits zu produzieren (Uh!). Auch klingt es mehr wie ein Kollabo-Album von SunDiego und Kollegah. Trotz einiger gelungener Hooklines und guten Parts ist das neueste Werk vom Boss – gerade im Vergleich zu den Vorgängern – mehr schlecht als recht. Die Flows sind ok, manchmal sogar wirklich gut, aber vor allem beim Entertainment-Faktor hat Kollegah stark abgenommen. Die Beats wirken größtenteils alle sehr poppig. Was jedoch thematisch erfreut und einen Schritt in eine neue Richtung aufweist, die vielen Kritikern gefallen dürfte: Die Songs sind persönlicher geworden. Wenn es Kollegah schafft, auf kommenden Releases den alten, humorvollen Zuhälter mit einem gefühlvollen Kern zu bestücken, ohne seine Talente zu vernachlässigen, dann lässt sich dem technisch wohl besten Rapper Deutschlands eigentlich nichts mehr ankreiden. Hoffentlich gelingt ihm das, dann nehmen wir dieses Album als eine Treppenstufe auf dem richtigen Weg. Sollte es sich hierbei jedoch um einen künstlerischen Reifeprozess handeln, ist dieser hoffentlich noch nicht vollendet. So sehr ich mich gefreut habe und Kollegah mag: Das war nichts. Leider. (Hey!)

    [REDBEW]683 [/REDBEW]

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    01. Up next
    02. Turn it up
    03. Lace
    04. Beautiful feat. Moe Mitchell
    05. Offline
    06. The rush
    07. Okay
    08. Star Wars feat. Fler
    09. Respect
    10. Letter to the city
    11. Back to the future


    ___________________________________________________________


    Review von DieRobbe:


    "Wir schreiben das Jahr 2000lace – die neue goldene Ära". Laas' Kollegah-Diss liegt mittlerweile schon fast ein ganzes Jahr zurück, der Backpacker ist geblieben. Ein Produzent wurde in 7inch gefunden und "Blackbook" gerade releast. Vieles hat man von Laas Unltd. neben der ein oder anderen Single schon im Vorfeld gehört: Er bringt HipHop wieder zu seinen Ursprüngen zurück, zeigt den Rap-Pionieren gegenüber Respekt und hält die Fahne für all jene hoch, die es ihm gleich tun. Als aufmerksamer Beobachter dieser Statements fällt es mir nicht schwer, ihm (vorerst) Ignoranz zu unterstellen. Immerhin behauptet er, der Realste im Game zu sein. Ich für meinen Teil nehme ihm das nicht zu 100% ab. Ob die Sticheleien in Richtung Kollegah nun ein Promomove oder eine Herzensangelegenheit waren, sei mal dahingestellt. Laas Unltd. betont jedoch immer wieder, wie wichtig ihm diese ganze HipHop-Sache ist und genau das sieht man heutzutage eher selten. Viele distanzieren sich davon oder betonen auf ironische Weise, wie unwichtig ihnen das alles sei. Laas Unltd. hingegen ist schon wieder so eine Art Gegenteil vom Gegenteil. Der Inbegriff der Realness, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, HipHop wieder zu seinen Ursprüngen zu bringen. Ab dafür!


    "Deutschland, was geht ab? HipHop, was geht ab?/
    Habt ihr Bock? Ja klar! Kommt – wir stürmen jetzt die Charts/
    Macht euch locker, denn dieser Sound haut euch vom Hocker/
    Sowas habt ihr nie gesehen, sowas machen HipHopper/
    "
    (Laas Unltd. auf "Respect")


    "[...] Mc René tat es [...] David P. tat es [...] Creutzfeld & Jakob taten es [...]". Ja, sie taten es, ganz richtig. Sie waren es, die mich HipHop lieben gelernt haben. Laas Unltd. beweist bei dieser Auswahl einmal mehr einen Geschmack, der meinen widerspiegelt. Kurz gesagt: Er spricht mir aus der Seele. Klar ist die simple Aufzählung all seiner früheren Kollegen nicht das Innovativste, dennoch ist es ein Track, der all denen huldigt, die viele heutige HipHop-Anhänger geprägt haben. Schnell wird mir klar, dass Laas Unltd. dieses HipHop-Ding lebt wie kaum ein anderer. Auch, wenn es mich nicht sonderlich interessiert, mit welcher HipHop-Größe er vor deren erstem Album gefreestylet hat. Er gehört so gesehen noch zu den wenigen MCs, die durchgehend auf "realen" HipHop-Beats rappen, ohne dabei Monotonie aufkommen zu lassen. Jeder Track scheint mit unglaublich viel Liebe an der Sache entstanden zu sein. Sein exzentrischer, mit Power geladener Stimmausbruch ist etwas, das diese Liebe verdeutlicht. Er will es jetzt einfach wissen. Die Tatsache, dass er nur drei Monate Zeit für die Aufnahme seiner elf Songs hatte, reduziert den deutlich flotteren Rap-Stil keineswegs. Ganz im Gegenteil, eine Steigerung hat sich meiner Meinung nach klar herauskristallisiert. Ideenreichtum – was Betonungen und Flow betrifft – findet man in nahezu jedem Track. Laas Unltd. hat für mich endgültig den Backpacker in Mode gebracht – also meinen Respekt hat er jedenfalls.


    "[...] Aus HipHop wurde Business/
    Aus Patrick wurde Fler, aus Aggro wurden Bitches/
    Doch glaub mir, wenn ich sag': Wir sind im Endeffekt eins/
    Wir leben alle für die Texte, Sätze und Lines/
    Du weißt Bescheid/
    "
    (Fler auf "Star Wars")


    Das Treffen der Gegensätzlichkeiten: Der Backpacker trifft auf den Harten aus Berlin, dessen Text ja schon fast einer Offenbarung ähnelt. Zugegeben – auch mich brachte dieses Eingeständnis seitens Fler in eine "es war einmal"-Stimmung. Ich stehe diesem MC weiterhin skeptisch gegenüber, doch muss an dieser Stelle mal ein dickes Lob aussprechen.


    Leider gibt es dann auch noch einen Tiefpunkt auf "Blackbook". Ich spreche von "Beautiful", einem Track, den ich, so sehr ich es auch versuche, nicht feiern kann. Weder die Parts von Laas Unltd., noch die Hook von Moe Mitchell lädt mich hier zum Mitnicken ein. "Groß angesetzt – tief gefallen" beschreibt es wohl am besten. Der Beat ist hier eindeutig das Einzige, das ich feiern kann. Allerdings ist nicht nur diese musikalische Untermalung feierbar. Die meisten Instrumentals wecken in mir zunehmend den Eindruck, als hätte 7inch einfach alle guten Beats der goldenen Ära genommen und sie in einem Wahn von Perfektionismus aufgemotzt. Laas Unltd. passt sich nahezu jedem optimal an. Es hätten keine anderen Instrumentals sein dürfen. Ich möchte fast behaupten, "Blackbook" gar nicht zu mögen, ohne sie.


    "Sie schicken nichts als Hass über ihr'n Computer raus/
    Wir sind damit durch, wir sind auf das Gute aus/
    Wir schalten MySpace, Facebook und auch YouTube aus/
    Wir sind damit durch, wir sind auf das Gute aus/
    "
    (Laas Unltd. auf "Offline")


    Die Allgegenwärtigkeit des Internets – viel wurde darüber diskutiert. Den ein oder anderen Song darüber gibt es auch schon. Nun versucht sich auch Laas an dieser Thematik, und das mehr als nur hörenswert. Inhaltlich ist es eine kleine fesselnde Geschichte, die in ihrer Aussage so manch einen zum Grübeln bringen könnte, wenn nicht sogar sollte. Die Moral ist simpel und pfiffig zugleich. Der Sozialkritischste war Laas Unltd. allerdings noch nie. Die meisten seiner Tracks handeln von seinem Rucksack und ihm, um es mal vereinfacht abzutun. Als Conscious-Fan freut es mich deshalb auch umso mehr, mal einen nachdenklicheren Laas Unltd. zu hören. Interessant ist, dass seine Zielgruppe eben genau diese Internet-Generation ist. So bekommt seine Message auch eine Plattform, welche weitaus größer ist, als die einer fast monatlich darüber diskutierenden Polit-Sendung.


    Fazit:
    Ich muss sagen, dass ich mehr als nur überzeugt war, als ich "Blackbook" das erste Mal gehört habe. So was passiert mir eigentlich nur sehr selten. Ja, noch nicht einmal eine namhaft besetzte Tracklist kann meine Erwartungen im Normalfall befriedigen. Nicht mehr als einen Gast-Beitrag auf "Blackbook" zu verbuchen, ist dem Hörgenuss dann doch sehr zuträglich. Denn das, was Moe Mitchell da singt, ist nun wirklich das Einzige, was man auf besagtem Album schlecht nennen kann. Laas Unltd. jedoch vermittelt bei seinem aktuellen Werk dann doch noch einmal eine Form von Liebe, die dennoch nicht minderwertiger ist, als die Herzlichkeit eines gewissen anderen deutschen MCs. Der Typ spielt die Musik ganz einfach so, wie er sie kennen- und lieben gelernt hat. Das Image des Realsten lässt sich natürlich immernoch anzweifeln, doch rein vom Musikalischen her kann ich nun getrost behaupten: Es ist das Jahr 2000lace.


    Redakteur-Bewertung der CD:

    ___________________________________________________________



    Review von Nikepa:


    Man kennt das vermutlich von den lokalen Acts, die man öfters auftreten sieht. Es gibt immer noch ein, zwei Leute, die konstant mit dabei sind, deren Namen man aber einfach nicht kennt. Scheinbar waschechte HipHopper (was auch immer man denn als solche ansieht), aber sie stehen im Schatten der Hauptacts. Ein jahrelanges Problem von Laas Unltd.? Auch ich habe ihn stets nur als Bestandteil des Anhangs von Kool Savas plus Rucksack im Kopf abgespeichert. Der Wahl-Hamburger Backpacker bringt mit "Blackbook" sein inzwischen viertes Soloalbum auf den Markt. Da, wo sein selbsterklärtes Ziel liegt, ist er aber trotz zehnjähriger Erfahrung immer noch nicht angekommen. Gerechtfertigte Gründe scheint es für ihn bei diesem seiner Ansicht nach fatalen Fehler nicht zu geben.


    "Man, ich geh' durch Scheiße, jeden Tag, Streit und Emotionen/
    Aber jedes Mal, wenn ich da durchgeh', denk' ich: 'Scheiße, bin ich pro'/
    "
    ...
    "Man, ich hab' das Splash! extra erwähnt, ich gab dem Festival ein' Push/
    Aber letzten Endes hat mich dann dies' Jahr das Splash! nicht mal gebooked/
    "
    (Laas Unltd. auf "Lace")


    Mangelndes Selbstvertrauen scheint nicht das Problem zu sein. Aber obwohl ich keine hobbypsychologischen Theorien in den Raum werfen will, maße ich mir doch einmal an, im Verlauf des Albums andere Gründe zu suchen. Grundlegend kann man schon einmal sagen, dass ihm drei Messages auf dieser Platte ganz besonders am Herzen lagen. Fangen wir an mit der ersten: Alle haben ihn beleidigt, jetzt schlägt er zurück und zeigt es ihnen. Soweit nichts Neues, das könnte nun noch immer circa jedes zweite Rapalbum sein. Doch auffällig ist die Quantität der Beschwerden von Laas gegen die Beschwerden vom Rest. Zwar betont er jedes Mal wieder, wie egal ihm das sei und kontert mit Kampfansagen, doch es scheint ihn schon dauerhaft zu beschäftigen und mit seinem Selbstverständnis in einem Missverhältnis zu stehen.


    "Ich bin der MC, Rapper kommen, doch fronten nicht, nein/
    Sie wissen, wer ich bin, hörten mich auf 'John Bello 2'/
    'Sparring 3', ich bewies, dass mich ficken unmöglich ist/
    'Der Beweis', Hamburg war gepisst wegen eim' Möwenschiss/
    "
    (Laas Unltd. auf "Respect")


    An dieser Stelle sei erst mal gesagt: Rappen kann Laas Unltd. ohne Frage. Und mit den Produktionen von 7inch ergibt das eine Kombination, die mehr als nur hörbar erscheint. Es gibt nur keinen Beat, der mich dazu bringen würde, den Track direkt noch einmal anhören zu wollen. Stellenweise überzeugen mich Songs auch auf ganzer Linie. Auf "Offline" wird beispielsweise sehr glaubwürdig und lustig das Leben eines Internetkiddies in einschlägigen Foren wiedergegeben und auf "The rush" rappt Laas über seine Rastlosigkeit, ein Thema, bei dem der Identifikationsfaktor bei vielen sicher extrem hoch ist. Doch das Problem beginnt bei dem Rest, der leider den größten Teil des Inhalts ausmacht. Damit ist nicht einmal ein Track wie "Beautiful" gemeint. Ob so eine Standardschnulze zu dem Image des selbsternannten "Realsten" passt, darf jeder für sich selbst entscheiden. Es geht um die wiederkehrenden Aussagen. Damit kommen wir zur zweiten Message, durch das Zitat oben schon eingeleitet: Er ist real, denn er kennt viele Rapper schon ewig, er ist quasi ein Teil der Rapgeschichte und damit nicht kritisierbar. Und über seine Erfahrungen redet er auch mehr als gerne. Der passende Anglizismus wäre in dem Fall "Namedropping". Sei es die Erwähnung, dass er mit Samy schon vor dessen erstem Album gechillt hat oder dass Sido ihn anrief, als es ihm schlecht ging – nach dem Album ist einem erneut bewusst, dass Laas Unltd. alle kennt. Schon immer. Auf "Respect" wird also nostalgisch reminisziert, was in der Szene so die letzten Jahre passiert ist. Besonders spannend ist das nicht, es werden schließlich größtenteils nur bekannte Namen und Fakten abgespult. Auch auf "Star Wars" mit Zwischenzeitlich-doch-wieder-aber-nun-fast-schon-endgültig-nicht-Bushido-Kumpel Fler steht das leider im Mittelpunkt. Der Track mag gute Intentionen gehabt haben, denn augenscheinlich geht es hier um die Differenzen in der Szene zwischen unterschiedlichen Lagern. Da scheint ein – hier auch solider – Fler mehr als passend im Vergleich zu Laas. Doch alles verliert sich in Laas' Selbstanpreisungen. Aber kommen wir zum letzten Punkt.


    "Ging auf Tour mit Olli Banjo und zerstörte Kollegah/
    Hab's dem ganzen Land gezeigt, für mich war Felix kein Gegner/
    "
    (Laas Unltd. auf "Back to the future")


    "Dreh das, dreh das auf, wenn du Kollegah in der Uni triffst/"
    (Laas Unltd. auf "Turn it up")


    "[...] und denkt, er kontrolliert so seine virtuelle Famewelt/
    In seim' iTunes-Player auf Repeat: Labelsampler von Selfmade/
    "
    (Laas Unltd. auf "Offline")


    Drittens: Er hat Kollegah mal im Vorbeigehen gefickt. Dieser hat es darauf angelegt und wurde "zerstört". Auch die seltsame Beefgeschichte mit dem Selfmade-Artist hat Laas auf seine eigene Art und Weise wahrgenommen. Das verbale Nachtreten scheint aufgrund der ganzen Sachlage – mir zumindest – nicht angebracht und wirkt nicht sonderlich souverän. Das hat ein Rapper, der in "tausend Städten" ("Letter to the city") war, auch gar nicht nötig. Jemand, der mit den "vier besten Rappern der damaligen Zeit" ("Back to the future") unterwegs war. Doch ein zweifellos guter MC ringt hier um Anerkennung, aber auf eine Art und Weise, die mich absolut nicht anspricht.


    Fazit:
    Was ist eigentlich mein Problem mit der Platte? Sich selbst bejubeln, Kritiker als unfähig abstempeln – ist das nicht Inhalt der meisten Rapalben des 21. Jahrhunderts? Ja. Vielleicht bin ich zu wenig HipHop, um ihn zu verstehen. Aber es scheint dieses gewisse Maß an Überheblichkeit zu sein, mit welcher Laas seinen Platz im Game durch seine Vergangenheit und seine nachweisbaren Zusammenarbeiten mit anderen Größen einfordert, die mir hier wirklich aufstößt. Da sich dies durch das gesamte Album zieht, kann ich dem "Blackbook" trotz der größtenteils ansprechenden Produktionen und ein paar netten Tracks nicht sonderlich viel abgewinnen.

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    01. Intro
    02. Ekrem (Wieder wie früher)
    03. Ich bin...
    04. Hartz 5
    05. Ekrem vs. Eko Fresh
    06. Zu extrem
    07. Du wolltest mich verraten
    feat. Capkekz
    08. Köln Kalk Ehrenmord
    09. Still Menace
    feat. MC Eiht & Haftbefehl
    10. Grembranx
    11. Straßendeutsch/Türkenslang
    12. German Dream
    13. Volkpartei
    feat. Farid Bang, Summer Cem & Hakan Abi
    14. Der Punisher
    15. Deutschlands 1 (2012)
    feat. Separate
    16. B-Promi Status
    17. Ich bleib mir treu
    feat. G-Style
    18. Jenseits von Eden feat. Nino de Angelo
    19. Unsere Kinder
    20. Burak
    feat. Ado Kojo


    ___________________________________________________________


    Review von beatlejuhz:


    Acht Jahre ist es nun her, dass Eko Freshs Debütalbum "Ich bin jung und brauche das Geld" die Top 20 der deutschen Albumcharts stürmte. Acht ereignisvolle Jahre mit diversen Hochs und Tiefs, zahlreichen Bravopostern und fragwürdigen Bildschlagzeilen, unzähligen Auftritten im deutschen Hartz IV-TV und schier endlosen peinlichen Skandalen und Beefgeschichten, die allesamt in der Öffentlichkeit ausgetragen wurden. Und trotzdem war Eko so etwas wie ein Vorreiter für deutschen Rap, denn nicht nur seine Reimtechnik war damals bahnbrechend, auch der mediale Hype, den er erzeugte, war neu. Neben diversen Artikeln in der Bravo schlugen auch seine Nominierungen für den Comet und den Echo, sowie unter anderem seine JUICE-Awards als bester Newcomer hohe Wellen. Nun haben wir also 2011, und während Freezy damals noch Spott und Hohn dafür einstecken musste, ist heutzutage gefühlt jeder zweite Rapper stolz auf seinen Artikel in der Bravo. Ja, deutscher Rap hat sich verändert. Und ja, auch Eko hat seinen Teil dazu beigetragen. Zugegeben, seine Karriere verlief nicht optimal, zu viele Fehltritte ziehen sich durch Ekos Leben, doch nun möchte der Wahlkölner alles richtig machen und releast mit "Ekrem" sein fünftes Soloalbum.


    "Es tut mir leid, ich hab' 'ne gute Zeit/
    Es ist fast so wie in Indien eine Kuh zu sein/
    All die Rapper machen auf Möchtegern-Boss am Block/
    Aber ich verdien' mein Geld mit Köpfchen wie Coffeeshops/
    Hör mir zu, ich hab' die göttlichen Flows gedroppt/
    Bald kommst du an: 'Ek, ich möchte doch bloß 'n Job'/
    "
    (Eko Fresh auf "Intro")


    Los geht's also mit dem "Intro". Und einem gutgelaunten Eko, der sich in bester GD-Manier durch den Track flowt und sich technisch versiert von seiner besten Seite zeigt. Man möchte meinen, dass seine persönliche Odyssee nach all den Jahren nun vorbei und er endlich daheim angekommen ist. Keine verstellte Stimme mehr, kein peinliches Image, das er sich aufzwängt. Einfach nur purer Rap mit Wortwitz, wie gewohnt technisch stark. Auch der Titelsong zum Album überzeugt auf ganzer Linie. "Geht in Sicherheit, verriegelt die Türen/ ihr könnt sicher sein, Eko rappt jetzt wieder wie früher" heißt es in der Hook und auch, wenn die Hommage an "Die Abrechnung" alte Erinnerungen weckt – mit dem nach Aufmerksamkeit heischenden Eko von damals hat das Ganze recht wenig zu tun. Routiniert und ausgewogen klingt "Kölns Nummer 1" auf dem synthie-lastigen Beat, der einfach zum Kopfnicken einlädt und sauber produziert wurde. Das ist genau der Sound, den sich viele schon vor Jahren gewünscht hätten. Punkt. Genau wie "Hartz 5", ein typischer Eko-Representer. Auch "Ich bin" weist mit einem minimalistischen Chorsample ein Brett von Beat auf, das Freezy gekonnt zu bändigen weiß. Neben einem kleinen Seitenhieb gegen die bekannten Deutschrap-Magazine verfestigt er seine Rolle als Rapper, indem er behauptet, Musiker wie Curse, Max Herre, Tone und Azad in sich zu vereinen. Zu Recht, wie ich finde, mehr dazu aber später. Fakt ist jedenfalls, dass Ekrem wieder Spaß am Rappen hat.


    "Freezy ich bin tight, ich freestyle am Mic/
    Und hab' ich keins, rapp' ich in die Speaker vom McDrive/
    "
    (Eko Fresh auf "Deutschlands 1")


    Und wer sich immer noch fragt, was Eko für deutschen Rap getan hat, für den hat er auch die passenden Lines: "Mich hat Savas entdeckt? Ok. Doch, ich habe Farid entdeckt, ok? Summer entdeckt, ok? Manuellsen und Kay One entdeckt, ok? Und, und, und... Fast jeden, der rappt im Game." Bei all der Selbstbeweihräucherung könnte man dennoch meinen, dass Ekrem größenwahnsinnig geworden ist, doch trotz all der Erfolge setzt er sich durchaus kritisch mit der Kunstperson Eko Fresh auseinander. Das verdeutlichen vor allem die Tracks "Ekrem vs. Eko Fresh" und "B-Promi Status". Überraschend ehrlich und fast schon beleidigend setzt er sich mit seiner Vergangenheit auseinander und analysiert sämtliche Fehltritte und Fettnäpfchen, in die er reingetreten ist. Bei all den skeptischen Beschuldigungen, die er sich selbst vorwirft, wundert es mich schon sehr stark, wie es überhaupt jemals dazu kommen konnte, dass Eko besagten Weg gegangen ist. Auf zweitgenanntem Track geht er ähnlich kritisch, aber viel humorvoller mit seinem Status um. Sehr unterhaltsam das Ganze: "B-Promi, wenn du jede Scheiße machst für umme/ Ich beiß' mir auf die Zunge, denn bald heißt es dann wohl Dschungel/" Und wer zwischen all den türkischen Gangsterrappern komplett den Überblick verloren hat und nur noch Bahnhof versteht, für den hat Eko "Straßendeutsch/Türkenslang" geschrieben, ein Wörterbuch als Hörspiel quasi, für unterwegs. Sehr unterhaltsam. Amüsant wird es auch auf "Zu extrem", das vor allem durch den chilligen Beat überzeugt, der durchaus auch von J. Dilla hätte sein können, wenn es heißt: "German Dream CEO, ich hol' mehr Kanaken von der Straße/ als jede Arbeitsbeschaffungsmaßnahme."


    Allerdings wäre Ekrem nicht Eko, wenn es keine Konzeptsongs aufs Album geschafft hätten und so gibt es diverse Storyteller und Thementracks zu hören. Mit "Du wolltest mich verraten" (feat. Capkekz), "Volkpartei" (feat. Farid Bang, Summer Cem und Hakan Abi) und "Still Menace" (feat. MC Eiht und Haftbefehl) sind direkt drei typische Gangstertracks auf dem Album vertreten und um den Inhalten noch mehr Kredibilität zu verschaffen, hat Eko auch gleich die passenden Features im Gepäck. Ob der MC Eiht-Beitrag jetzt nun unbedingt von Nöten war, ist nebensächlich, denn Eko ist als Rapper in erster Linie auch Fan und so ist das Feature primär für ihn selbst gedacht. Haftbefehl hingegen kann überhaupt nicht punkten, sein Part ist mitunter das Schlechteste, was ich jemals von ihm gehört habe. Capkekz macht seine Sache in der Hook ganz gut, während Eko eine hollywoodreife Story übers Snitchen von sich gibt. Daneben ist "Köln Kalk Ehrenmord" nicht nur aufgrund des gelungenen Beats für mich einer der drei stärksten Tracks vom Album, denn hier verbindet Eko gekonnt Storytelling, Technik und Aussage, wenn er über die traurige Geschichte einer deutsch-türkischen Beziehung rappt, die mit dem Tod beider Partner durch den Bruder des Mädchens endet, der sich anschließend auch noch selbst richtet. Der traurige Aspekt an diesem Song ist, dass diese Geschichte zwar ausgedacht, durchaus aber realistisch und in leichten Abwandlungen schon unzählige Male geschehen ist. Schwere Kost. Auch "Unsere Kinder" behandelt ein ähnlich ernstes Thema, denn hier rappt Ek über Kinderschänder und äußert sich darüber hinaus auch kritisch über die deutschen Medien und ihre Sensationsgeilheit. Sehr gute Tracks, perfekt umgesetzt. Dass Eko ein gutes Herz hat, zeigt "Burak", ein Track, der einem behinderten Fan gewidmet ist, der kürzlich aufgrund der Schwere seiner Krankheit verstorben ist.


    Ein richtig dickes Minus gibt es allerdings dann doch noch, denn "Jenseits von Eden" (feat. Nino De Angelo) zielt für meinen Geschmack zu stark auf Bushidos Erfolgshit "Für immer jung" (feat. Karel Gott) ab und kann auch aufgrund von Ninos schlechter Gesangseinlage in keinerlei Hinsicht punkten. Sofort schleichen sich beim Hören schlechte Erinnerungen an Eks vergebliche Versuche in der Vergangenheit, durch seichten Pop-Rap die Verkaufszahlen zu pushen, ein. Ob der Track nun ein Überbleibsel aus alten Zeiten ist und es nur aufgrund des bekannten Features aufs Album geschafft hat, bleibt wohl Ekos Geheimnis, allerdings verdient der Track seine Position im hintersten Teil der Playlist, wenn man mich fragt.


    Fazit:
    Alles in allem ist "Ekrem" ein abwechslungsreiches Album geworden, das Eko Fresh von seiner besten Seite zeigt. Neben den typischen Representertracks lassen sich auf dem Album durchdachte Konzeptsongs und spannende Storyteller finden und auch sonst gibt es recht wenig zu bemängeln. Zwar lässt sich immer wieder mal der ein oder andere Zweckreim oder eine sinnentleerte Zeile ausmachen, dafür gibt es auf der anderen Seite auch sehr starke und technisch versierte Lines zu hören. Eko, das Stehaufmännchen des deutschen Raps, zeigt, dass er trotz vieler Tiefpunkte immer wieder zurückkommen kann und dieses Mal macht er so gut wie alles richtig. Genauso die Produzenten: Prodycem, Phat Crispy, Kingsize und Serious Sam haben durch die Bank weg gute Beats produziert, die ausnahmslos zum Mitnicken einladen. Und um nochmal auf "Ich bin" zurückzukommen: Jeder dieser genannten Rapper hat eine persönliche Stärke, die ihn ausmacht und für die er bekannt ist. Wenn also Ekrem behauptet, dass er all diese Rapper in sich vereint, dann beweist seine Vielseitigkeit eben genau das, denn egal was er auf "Ekrem" macht, es gelingt ihm. Und das weiß er auch, denn nicht umsonst rappt er im Intro: "Das hier ist mein Album, das beste aller Zeiten!"


    Redakteur-Bewertung der CD:

    ___________________________________________________________



    Review von TonySunshine:


    "Ich hatte Singlehits vor langer Zeit. Ich bin an deutschen Rapklassikern beteiligt gewesen vor etwa zehn Jahren. Ich hab' mich als Erster in die Bravo getraut, das machen jetzt alle. Ich habe alle gedisst und ganz Rapdeutschland hat mich beachtet, 2005. Ich war bei den RTL-Hundeprofis, ich war beim perfekten Promidinner, das hat kein anderer deutscher Rapper geschafft. Ich bin einer der wenigen deutschen Rapper, die man auch außerhalb der Rapszene kennt. Ich habe vor Ewigkeiten so viel verkauft, wie heute keiner mehr verkaufen würde. Ich habe die Hälfte aller gefeierten deutschen Rapper entdeckt. Ich, ich, ich..."
    Sätze in diesem Stil könnte man noch ewig weiterführen, doch der geneigte Leser dürfte bereits bemerkt haben: Alle von Ekos Erfolgen – und seien sie zum Teil noch so wenig zu verachten – auf die er immer und immer wieder pocht, liegen entweder Jahre zurück oder sind äußerst fragwürdig. So richtig rund lief es für Eko Fresh schon seit Jahren nicht mehr. Die Alben Ladenhüter und von Kritikern geschmäht, die Texte sinnentleert und die Songs und dazugehörigen Videos – bei allem Respekt – teilweise schlicht und ergreifend peinlich. Nun will es Eko – wie mit seinen letzten Alben auch schon – aber wieder allen zeigen und sich erneut an ein Comeback wagen. Und wen wundert's? Nachdem es mit der kommerziellen Schiene bei "Was kostet die Welt?" nicht so ganz geklappt hat, ist man jetzt wieder mehr auf puren Rap fixiert, vielleicht funktioniert's ja dieses Mal.


    "Ich rippe ein' Tripplerhyme, sabbel' ein' Doublerhyme/
    Einerrhyme? Leider nein, hab' ich kein'/
    Es tut mir Leid, ich hab' 'ne gute Zeit/
    Es ist fast so, wie in Indien eine Kuh zu sein/
    "
    (Eko Fresh auf "Intro")


    Klar hat Eko gute Reime und dass er rappen kann, ist allseits bekannt. Trotzdem ist sein Technikrap im "Intro" leider nichts, was nicht zahlreiche Rapkollegen mittlerweile zehn Mal so gut können. Mit einfachen Tripplerhymes und mittelmäßigen Vergleichen zu protzen, löst in 2011 eben in etwa noch so viel Begeisterung aus, wie mit einem Fotohandy anzugeben. Auch, wenn glücklicherweise Welten zwischen den Battle-/Representertracks auf "Ekrem" und denen seiner letzten beiden Mixtapes liegen, lässt sich in etwa das Gleiche über die restlichen Tracks sagen, die mehr oder minder in die Richtung des "Intro"s gehen. Schlecht sind die Songs nicht, hin und wieder ist vielleicht auch mal eine Line dabei, bei der ein kleines Schmunzeln oder ein minimaler Wow-Effekt hervorgerufen wird. Und wenn ihm dann eben mal ein witziger Einfall wie das Wortspiel "freezisch herb" einfällt, wird natürlich gezweckreimt, was das Zeug hält. "Echt freezisch herb" rappt er nämlich – aus welchem Anlass auch immer – vorm "elektrischen Herd" ("Hartz 5"). Wie seit Jahren wird wohl Eko selbst der Einzige bleiben, der wegen der Qualität seiner Lines vor Begeisterung vom Hocker fällt. Wer in "Ich bin" von sich behauptet, Rapper wie Curse, Max Herre, Tone oder Azad in sich zu vereinen, muss von sich schon ziemlich überzeugt sein. Und wenn man dann fast im gleichen Atemzug Lines wie "Deine Partner sind talentfree" am Start hat, geht das Ganze schon recht stark nach hinten los. Na ja, es gibt Schlimmeres...


    "Morgens gibt's hier Frühstück beim arabischen Bäcker/
    Es ist wahnsinnig lecker, die Salami ist Hellal/
    Ich wollt' euch mein Leben einfach mal privat zeigen/
    Die meisten gehen hier Freitags ihren Bart schneiden/
    Wohl oder übel gibt es Obst und Gemüse/
    "
    (Eko Fresh auf "Grembranx")


    Den absoluten Tiefpunkt des Albums erreicht Eko mit den drei aufeinanderfolgenden Songs "Still Menace", "Grembranx" und "Straßendeutsch/Türkenslang". Im zweitgenannten rappt Eko über den Kölner Stadtteil Gremberg. Wie es sich für das persönlichste Werk eines Künstlers gehört, muss natürlich ausführlichst besprochen werden, was es so alles an kulinarischen Anlaufstellen im eigenen Wohnort zu entdecken gibt. Und sei es jetzt der bereits zitierte arabische Bäcker, der Pizzaladen, das marokkanische Café, eine "echt kölsche Kneipe", die Dönerbude oder der Getränkemarkt – Eko lässt nichts aus. An Peinlichkeit wird das nur noch überboten, wenn Eko zu Protokoll gibt, dass hier jede Minute ein Drive-By passieren könnte.
    Den vielleicht unnötigsten Track seit langem liefert er mit "Straßendeutsch/Türkenslang" ab. Wie der Titel unschwer erkennen lässt, thematisiert der Song die Art, in der sich manche Immigranten in Deutschland unterhalten. Außerdem übersetzt Eko ebendiesen Jargon in herkömmliches Deutsch – und versteht dabei unter seinem Track allen Ernstes die Beihilfe zur "Völkerverständigung".


    Klar, Eko Fresh ist eigentlich der absolut liebenswerte, etwas abgehobene Rapfan – oder aber damals der schrecklich verliebte Junge bei "L.O.V.E." – denn ansonsten war zumindest für mich keines seiner gefühlten 96234 Images glaubwürdig. Und wer Eko schon als den Picaldioberlippenbartghettobewohner oder Tupacverschnitt als nicht ernstzunehmend und das Ganze somit als untopbar empfand, der wird eines Besseren belehrt. Auf "Still Menace" macht Eko nämlich jetzt auf Westcoast. Zugegebenermaßen ist das ohne das Video inklusive passendem Outfit und – man halte sich fest – Cornrows zwar nur noch halb so daneben, doch der Track an und für sich ist schlecht genug. Haftbefehl liefert zudem noch seinen – von allen mir bekannten – schlechtesten Part überhaupt ab und auch MC Eiht kann nicht mehr viel retten.


    "Der arme Max macht jetzt gerade die Tür auf/
    Dann ging es nur noch Klick Klack, Headshot, Gehirn raus/
    'Das war für mein' Vater, du Ungläubiger/
    Und für meine Schwester, die noch jungfräulich war'/
    "
    (Eko Fresh auf "Köln Kalk Ehrenmord")


    Nachdem der größte Schock über die Totalreinfälle verdaut ist, widmen wir uns den besseren Tracks des Albums. Neben "Volkpartei", dessen Qualität jedoch fast ausschließlich der Gastbeiträge der Labelkollegen Farid Bang und Summer Cem zu verdanken ist, ist das gerade zitierte "Köln Kalk Ehrenmord" der beste Track des Albums. Wie der Titel unschwer erahnen lässt, geht es um ein Thema, das womöglich viel zu wenig diskutiert wird: Ehrenmord. Auch, wenn die Story extrem vorhersehbar ausfällt, reimt Eko großteils sehr gut, ohne dass dabei der Inhalt darunter leidet. Auch "Burak", ein Track über einen verstorbenen Fan, weiß trotz der unpassenden Hook von Ado Kojo einigermaßen zu gefallen und wirkt vor allem sehr ehrlich. Ähnliches lässt sich auch über "Unsere Kinder", einem Track über Gewalt gegen Kinder, sagen. Auf "B-Promi Status" nimmt Eko seine Wahrnehmung in den Medien außerhalb der deutschen Rapszene selbst auf die Schippe, was größtenteils witzig und sympathisch ausfällt. Die drei im Vorfeld vielleicht am meisten erwartetsten Tracks sind allesamt nur mittelmäßig. "Deutschlands 1 (2012)" mit Separate kann mit dem Original selbstverständlich nicht im Entferntesten mithalten, "Jenseits von Eden" genauso wenig, was nicht nur an Ekos austauschbarem und wenig berührendem Text, sondern auch an Nino de Angelos schlechter gewordenem Gesang liegt. "Ekrem vs. Eko Fresh" erinnert nicht nur vom Titel her sehr stark an "Fler vs. Frank White" und fällt trotz der wesentlich besseren Reime deutlich schlechter aus, als der Song von Fler. Flers Idee eben.


    "(Eko Fresh) Ich releas' jetzt ein Album und Beef ist die Promo/
    (Ekrem) Warum machst du deine Stimme nicht was tiefer, du Homo/
    (Eko Fresh) Etwa so tief wie Tupac, hol dir doch 'nen Rucksack/
    (Ekrem) Besser als wenn ich wegen Kohle so 'nen Druck hab'/
    "
    (Eko Fresh auf "Ekrem vs. Eko Fresh")


    Fazit:
    Platz 5 für Eko Freshs Album "Ekrem" in den Albumcharts und somit, zumindest was die Chartplatzierung angeht, bisher auch sein erfolgreichstes Album. Endlich ein gelungenes Comeback, könnte man sagen. Und – womöglich viel wichtiger – auch, was die Kunst angeht, ist "Ekrem" eine sehr deutliche Steigerung im Vergleich zu den Alben und Mixtapes der letzten Jahre. Von einem wirklich guten Album oder gar einem Release mit nachhaltigem Einfluss oder potenziellem Klassiker ist der Longplayer trotzdessen noch meilenweit entfernt. Wirklich Spaß macht es nicht, sich das Album anzuhören, von großem Belang ist es ebenso wenig, eine gewisse Qualität ist ihm jedoch nicht abzusprechen.

    [REDBEW]664 [/REDBEW]

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    01. Machen!
    02. Gegenverkehr
    03. Sonne schneit
    04. Gefällt mir
    05. Irgendwas mit Medien
    06. Russisch Chatroulette
    07. Ganz normaler Wahnsinn
    08. Sie & ich
    09. Zweifellos feat. Tim Bendzko
    10. So soll's sein
    11. Wir schweigen es tot
    12. Träum weiter
    13. Willkommen zu Hause
    14. Einfach mal...


    ___________________________________________________________


    Review von Enuresis:


    Ich bin ratlos. Wie definiert man ganz normalen Wahnsinn? Als Wahnsinn werden im Allgemeinen von der Norm abweichende Verhaltensmuster psychischen Ursprungs bezeichnet, was somit das Gegenteil zum Normalen bildet, da Normalität von einer gesellschaftlich anerkannten Norm definiert wird. Der von Sigmund Freud charakterisierte Konflikt zwischen Über-Ich und Es, der das Ich in Bedrängnis bringt, wird normalerweise nicht mit einer erwarteten Handlungsform in einer sozialen Situation assoziiert. Neugierige Unruhe befällt mich, als der betroffene Patient zur Sprechstunde eintrifft.


    "Mein Leben will sich in die Straßenbahn setzen/
    Richtung Uni, aber ich hab' den Masterplan gefressen/
    Mein neues Album in ein ungerades Jahr zu setzen/
    Ziel ins Blaue hinein, um ins Schwarze zu treffen/
    Es geht LOS/
    "
    ("Machen!")


    Mr. Römer begrüßt uns mit dem Opener "Machen!", der sogleich zeigt, was auf den nächsten Tracks zu erwarten ist. Zwei Gospelsängerinnen, ein orchestral anmutendes Instrumental, grandiose Technik und eine gewisse inhaltliche Charakterlosigkeit. Weiter diesem Stil folgend spüre ich eine erste kleine Enttäuschung, die sich allerdings sofort legt, als die ersten Klänge der schon vorher bekannten Videoauskopplung "Gefällt mir" ertönen. Inhaltliche Tiefe, oho, das gefällt mir! F.R. schafft es, hier die Socialnetwork-Allgegenwärtigkeit der heutigen Jugend zu kritisieren, ohne dabei das Gefühl zu geben, dass er anderen seine Meinung vorschreiben will. Schlussendlich klingt das Ganze durch den monotonen Flow und den eintönigen Beat dann aber doch etwas unmotiviert und langweilig. Ok, weiter im T... Album. "Irgendwas mit Medien". Ich bin begeistert, das ist ein F.R. wie ich ihn mir wünsche. Die Gesellschaft anprangernd, sich selbst anzweifelnd und das Ganze mit einem leichten Augenzwinkern und auf technisch hohem Niveau. Dazu eine für ihn charakteristische Gesangshook. Na, wenn's so weitergeht, kann ja nichts mehr schief laufen. "Russisch Chatroulette" ist ein Storyteller, wie er im Buche steht. Hier wird es geschafft, Spannung aufzubauen, ein bisschen Situationskomik hereinzubringen und das ganze Szenario schlussendlich in einem Crescendo des Humors zu vollenden, wobei die Ernsthaftigkeit des Ganzen niemals verloren geht. Aber ein Lied über eine Internetplattform, wo hab' ich das denn schon mal gehört?


    "Gestern wurde ich Firmenchef/
    Such' Mitarbeiter. Er bewirbt sich übers World-Wide-Web/
    Die Fotoalben zeigen Alkoholexzesse und Weed-Konsum/
    Sein Bewerbungsschreiben? Hm, der Papierkorb ruft/
    Das gefällt mir/
    "
    ("Gefällt mir")


    Wer bis jetzt dachte, F.R. würde, nachdem er seinen Selbstfindungsprozess in "Wer bist du?" absolvierte, zu seinen Wurzeln zurückkehren, den muss ich leider enttäuschen. Weder erwarten den Hörer hier ellenlange Reimketten, noch atemberaubende, zungenverknotende Doubletimes. Eher setzt er auf Emotionalität und Herzblut, was sich besonders in der zweiten Albumhälfte herauskristallisiert. Hier folgt emotionaler Track auf emotionalen Track, die Themenwahl geht von Hassliebe ("Sie & ich") über Entfremdung in einer Beziehung ("Wir schweigen es tot") bis hin zu dem Gefühlschaos eines Livegigs ("Willkommen zu Hause"), wobei F.R. immer leicht philosophisch und selbstkritisch bleibt, ohne sich in pseudointelligenten Aussagen zu verzetteln. Das Gesamtprodukt bildet immer eine inhaltliche Einheit und die Vielschichtigkeit seiner Texte lädt zum mehrmaligen Hören ein.


    "Du betrittst die Wohnungstür, irgendwas brummt/ und du kennst den Grund/
    Wenn du rangehst, denkst du dir: 'Nächstes Mal stellst du besser dein Handy stumm'/
    'Junge, wir gehen in die Stadt zum Konzert, denn F.R. ist hier/
    Ja man, du findest ihn schlecht, doch ich hab' schon die Karten hier'/
    "
    ("Willkommen zu Hause")


    Mein größter Kritikpunkt früherer Werke F.R.s waren bisher immer die langweiligen, uninspirierten Produktionen und auch in dieser Hinsicht hat der Künstler einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht. Jedes Lied wird hervorragend untermalt und die harten Drums sind allgegenwärtig. "Irgendwas mit Medien" hätte genauso gut aus der Schmiede von Nintendo stammen können und sogar dem Dubsteptrend geht F.R. auf dem Song nach, was ihm ausgesprochen gut zu Gesicht steht. Das lyrische und technische Ausnahmetalent des Künstlers hebt sich mehr hervor denn je und zeigt, wieso er sich auch außerhalb seines "Wunderkind"-Status' zu Recht in der Szene profilieren kann.


    Fazit:
    Auch nach wiederholten Sitzungen erschließt sich mir der ganz normale Wahnsinn nicht ganz, allerdings diagnostiziere ich F.R. eine fortgeschrittene Weiterentwicklung. Ob positiv oder negativ muss jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist: Das ganze Album hat Ecken und Kanten, was aber nicht stört, eher im Gegenteil. Die Perfektion, die F.R. noch auf "Wer bist du?" zeigte, fehlt hier, wird aber nicht vermisst. Das Dreckige auf diesem Album gibt ihm das gewisse Etwas. Selbst wenn man nicht auf Fabian Römers textliche Qualitäten und seine beeindruckende Technik achtet, so bietet es doch eine von den Beatgees gut produzierte Soundkulisse und damit ein angenehmes Hörerlebnis. Besonders gut geratene Stücke sind "Russisch Chatroulette", "Irgendwas mit Medien" und "Willkommen zu Hause", und wenn man die vor Schmalz triefende Hook von Tim Bendzko – dessen dünnes Stimmchen stets scheint, als würde der nächste Windhauch es umwehen – und das zu poppig geratene Lied "Sie & ich" außer Acht lässt, hat man ein Werk, das qualitativ weit über dem normalen HipHop-Durchschnitt liegt.


    Redakteur-Bewertung der CD:

    ___________________________________________________________



    Review von disdi:


    Sollte Fabian Römer nun doch noch eine Antwort auf die zuletzt gestellte Frage "Wer bist du?" gefunden haben? Sollte er als Künstler noch einmal so weit gereift sein, dass er einen wirklich zu überraschen vermag? Denn in die ersten Tracks des Langspielers scheint dieser gewisse fragwürdige Schrei nach Rebellion eingewoben zu sein, der in der jüngeren Vergangenheit bereits anderen Genrevertretern vorgeworfen wurde. Dieses Drängen nach Freiheit, dieses Aufbäumen gegen Normen und Autoritäten, welches angesichts F.R.s bisheriger experimenteller Ambitionen zweifelhaft erscheint, zeichnete er sich bisher doch durch eine Tendenz zu inhaltlicher Seichtigkeit und einen sympathischen Schwiegersohn-Charme aus.


    "Arsch hoch, ich hab' alle Pläne verworfen, reden können wir morgen/
    Einfach mal machen!/
    Ich fahr' los, neue Wege erforschen, Theorie ist eben gestorben/
    Einfach mal machen!/
    "
    ("Machen!")


    Die durch die treibenden Instrumentale und den selbstsicheren, ambitionierten F.R. des Albumeinstiegs genährte Hoffnung schlägt jedoch schnell in die leise Ahnung um, dass der Schaffende auf dem Opener mehr versprach, als es ihm zu halten gelang. Mit "Gefällt mir" begegnet einem einer dieser signifikanten Konzepttracks aus der Feder F.R.s, bei denen man sich schon beinahe bildlich vorstellen kann, wie der gute Fabian mit Kappe und Baggy in seinem ehemals Heim-jetzt-vermutlich-Profistudio sitzt und darüber grübelt, bei welchem Thema die Schnittmenge von Zeitgeist und breitgefächertem Identifikationspotential am größten, und die Gefahr, wirklich zu polarisieren, am geringsten ist.


    "Du magst Gummibären, doch keine Chips/
    Genau vier Leberflecken zieren dein Gesicht/
    Gut, dass du Single seit dem 16.02. bist/
    Du kennst mich nicht, ich weiß das alles nur durch einen Klick/
    "
    ("Gefällt mir")


    Ein Charakteristikum des F.R. war schon von Anbeginn an, dass jedes seiner Alben einer Momentaufnahme des Römer'schen State of mind gleichkam. Da in diesem auch das weibliche Geschlecht eine nicht unbedeutende Rolle spielt, erscheint nur folgerichtig, dass sich dieser Themenkomplex der Zwischenmenschlichkeit auch auf "Ganz normaler Wahnsinn" niederschlägt. Und gerade hier lässt sich eine Veränderung in F.R.s Texten erkennen: Konnte man ihm in der Vergangenheit den Vorwurf der Plakativität machen, so gibt er sich gerade bei diesen vergleichsweise ernsteren Klängen Mühe, seine Lyrics ein wenig kryptischer zu gestalten. So stellt er auf "Wir schweigen es tot" wirklich glaubhaft dar, welche Auswirkungen eine gestörte Kommunikation auf eine Beziehung haben kann.


    "Du machst es genauso wie ich/
    Starrst du Löcher in die Luft, les' ich dir deine Lügen aus dem Gesicht/
    Und behalt' es für mich/
    Wir schweigen uns an, denn bestimmt ist es übernatürlich, über eigene Schatten zu spring'/
    "
    ("Wir schweigen es tot")


    Wer nun jedoch denkt, der Protagonist wäre nebst anatomischer Veränderungen auch inhaltlich über den ihn ehemals auszeichnenden, vermutlich seit jeher unglaublich lästigen "Wunderkind"-Status hinausgewachsen (der am Ende des Tages jedoch unzweifelhaft die Rechtfertigung dieses Künstlers in den Reihen der sogenannten Deutschrap-Elite ist), kommt nicht umhin, sich zumindest eine kleine Enttäuschung eingestehen zu müssen. Denn sieht man sich mit Liedgut wie etwa einem "Irgendwas mit Medien" konfrontiert, welches sich vor allem durch seinen juvenilen Trotz, der vermutlich als Gesellschaftskritik durchgehen soll, auszeichnet, fühlt man sich fast versucht zu glauben, man höre noch immer dem kleinen Fabi beim Rappen zu. Und wenn man beim ersten Hördurchgang dieses Liedes vor selbiger errät, wie die Hook gestaltet ist, hat man dann ein echt gutes Gespür für Musik oder entlarvt sich Gehörtes dadurch als monotone Massenware, die getrost zum anderen Ohr wieder raus und auf eine dieser Grabbeltisch-Compilations gepresst werden kann, die man sich noch nicht mal aus Spaß anhört? Als unvorhersehbar erwies sich dagegen die Wobble-Abfahrt gegen Ende des Tracks. Aber war da nicht die Sache, dass nicht nur Dubstep aktuell absolut en vogue ist, sondern darauf zu rappen der letzte Schrei? Zum Glück hat man es nicht nur hier mit einem echten Künstler zu tun; die Instrumentals sind alle hervorragend ausproduziert, sind ein sauberer Querschnitt durch alles, was die Beatlandschaft im Moment so zu bieten hat... Damit man auch niemandem auf die Füße tritt.


    So bleibt "Ganz normaler Wahnsinn" eine Platte, auf der sich ein technisch wirklich herausragender Rapper auf maßgeschneiderter Massentauglichkeit in inhaltlichen Belanglosigkeiten verliert. Denn wer aus solch einem technischen Fundus schöpft, wie ein F.R., dem kann sicherlich ohne Schwierigkeiten gelingen, ein überdurchschnittlich gutes Album abzuliefern. Und wenn man schon mutig genug ist, den entscheidenden Schritt zu gehen, das Studium hinten anzustellen und alles auf die Musik zu setzen, Künstler zu werden, dann nicht nur drüber reden, sondern "einfach mal machen!"

    [REDBEW]663 [/REDBEW]

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    01. SchwarzWeiss Anfang
    02. Intro
    03. Poesie Album
    04. Ego
    05. Eines Tages
    06. Wer wird Millionär?
    07. Straßen Musik
    08. Zurück zu wir
    feat. Max Herre
    09. Keine wahre Geschichte
    10. RapGenie
    11. Allein
    12. Doppelt VIP
    13. Vater im Himmel
    14. Hände Hoch
    15. SchwarzWeiss
    16. Unbeschriebenes Blatt

    ___________________________________________________________


    Review von beatlejuhz:


    Samy Deluxe. Seit den jüngsten Eimsbushzeiten verfolgt mich dieser Hamburger MC nun schon und während mich die frühen Werke unfassbar berührt und fasziniert haben, gelang ihm das mit seinen letzten zwei, drei Alben fast gar nicht mehr. Er hat sich verändert. Die grüne Brille hat er abgelegt, ist reifer geworden. Statt postpubertäre Streitereien, wie zum Beispiel die mit Azad oder der JUICE, in der Öffentlichkeit auszutragen, macht er sich nun vor allem durch sein soziales Engagement in Aidskampagnen oder in Schulen bemerkbar. Und auch die Musik hat sich verändert. Aber seien wir doch mal ehrlich: Wir leben im Jahre 3 nach "808s & Heartbreak", Rap hat sich weiterentwickelt. Die Grenzen zwischen Popmusik, HipHop, Rock und Elektro verblassen immer mehr – warum also engstirnig denken und Samys neuestem Album "SchwarzWeiss" keine Chance geben? Nicht umsonst heißt es auf "Hände hoch": "Leute woll'n mein' alten Scheiß? Kauft mein altes Album!" Spot frei!


    Mit gewohnt starker Ignoranz in der Stimme und reich an Mehrfachreimen flowt Samy im "Intro" über den mächtigen Trommelbeat, der breitschultrig aus der Anlage dröhnt, um sich anschließend in den wunderbar harmonischen Anfangsklängen der zweiten Videoauskopplung "Poesie Album" aufzulösen. Auch, wenn sich einiges geändert hat über die Jahre hinweg, Samys Selbstbewusstsein, sein Swagger (kurze Money Boy Gedenkminute) ist nie verloren gegangen und so sieht er sich – getreu dem Motto "Deutschland, das Land der Dichter und Denker" – mit einigen der wichtigsten Personen der deutschen Literaturgeschichte auf einem Level. Routiniert wie eh und je fließt sein Rap über den Beat und auch seine Reimtechnik ist nach wie vor die alte. Selbst die gesungene Hook passt sich perfekt der musikalischen Untermalung an. Ganz starke Single mit Ohrwurmfaktor. "Eines Tages" dagegen ist eine schwierige Kiste. Für HipHop ist das Ganze zu poplastig und für Pop ist das zu sehr HipHop. Samy ist nicht unbedingt der beste Sänger und so wird diese Anspielstation schnell zu einem der schwächsten Momente des Albums. Genau wie "RapGenie", das sich aufgrund des unfassbar nervigen Beats von selbst ins Aus befördert. Dennoch punktet Samy hier durch seine frechen Reime:


    "Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Schönste hier im Land?/
    Wer bringt euch den schweren Scheiß wie ein Möbellieferant?/
    Wer's so höflich und charmant, für sein' Größenwahn bekannt/
    Sitzt im Gourmetrestaurant mit 'nem Döner in der Hand?/
    "
    (Samy Deluxe auf "RapGenie")


    Punkten kann Sam auf "SchwarzWeiss" durch die vielen persönlichen Themen, die er mit dem Hörer teilt. So geht es sowohl auf "Doppelt VIP", als auch auf "Vater im Himmel" um die eigene Familie. Entwaffnend ehrlich gesteht er sich grobe Fehler im Umgang mit den wichtigsten Menschen in seinem Leben ein und berührt dadurch stark. Genau das ist auch Samys ureigene Stärke: Er macht Musik, die man fühlt. Während mir andere Rapper auf Albumlänge erzählen, wie Straße sie sind, gibt mir seine Musik ein positives Gefühl. Auf "SchwarzWeiss" wird's dann auch wieder etwas ernster: Hier bezieht sich Sam auf den Kontrast zwischen Schwarz und Weiss und überträgt das auf verschiedene Themenfelder wie zum Beispiel Rassendiskriminierung, Einsamkeit und sein Berufs- und Privatleben.
    Weiterhin regt seine Musik zum Denken an, denn auf "Wer wird Millionär" verteilt Herr Sorge politisches Gedankengut und spricht unter anderem die Kluft zwischen Arm und Reich wie auch den Mangel an Möglichkeiten der Mittellosen an. Der Beat hierbei lädt unweigerlich zum Kopfnicken ein. Weitere starke Nummern sind etwa "Straßen Musik", auf der sich Samy humorvoll mit dem Leben nach dem Ruhm als Obdachloser auf den Straßen Deutschlands auseinandersetzt, und "Keine wahre Geschichte", auf der er ganz tief in die Storytelling-Trickkiste greift und eine Geschichte von zwei Außenseitern erzählt, von denen der eine einen Amoklauf plant und der andere seine Zuflucht in der Musik findet. Schwieriges Thema, super umgesetzt. Der mit Gitarren und einem schwachen Drumset untermalte Beat passt zudem perfekt zur Aussage, nicht aufzugeben und sich nicht durch irgendwelche Probleme unterkriegen zu lassen. Auch, wenn Sams Geschichte leicht kitschig und arg konstruiert wirkt, habe ich bisher keinen Song gehört, der sich so gut mit diesem Thema auseinandersetzt und berührt.


    "Und der Tag beginnt, der eine is'n braves Kind/
    Küsst seine Mama, bevor er sich seine Gitarre nimmt/
    Sagt: 'Ich geh in' Park, Mum, wir sehen uns dann später'/
    Der andere nimmt sich grade seine 9mm/
    Beide gehen unabhängig voneinander zum Fußballfeld/
    Jeder fühlt sich auf seine eigene Weise wie 'n Superheld/
    Wollen wir doch mal sehen, wer hier wen für 'n Loser hält/
    Es wird endlich Zeit, dass ich zeig', wer ich bin/
    "
    (Samy Deluxe auf "Keine wahre Geschichte")


    Auch auf "Unbeschriebenes Blatt" zeigt Samy, dass er Geschichten erzählen kann wie kein Zweiter, wenn er sich mitten im Dialog mit einem Blatt Papier befindet. Abzüge in der B-Note gibt's allerdings dann doch, da dieses Konzept in ähnlicher Form schon vor Jahren von Blumentopf abgehandelt wurde. Neben "Poesie Album" sind für mich "Zurück zu wir" mit Max Herre, "Hände hoch" und "Allein" die absoluten Highlights. Auf einem locker flockigen Beat singt Max eine geniale Hook mit Ohrwurmfaktor, während Samy halt Samy ist. Perfekt. Gute-Laune-Musik. "Hände hoch" ist dagegen so ein typischer Samy Deluxe-Representer-Track. "Samy ist zurück und er plant hier Krawall." Kennt man ja durchaus schon von ihm. Allerdings knallt der Sound einfach, der Beat ist minimalistisch und strotzt trotzdem nur so vor Energie. Auf "Allein" öffnet er sich dem Hörer und erzählt aus seinem Privatleben. Wie es ist, wenn man beruflich mega erfolgreich ist, privat aber alle Beziehungen zu den wichtigsten Menschen verliert: "[...] oder ich mach 'n fetten Beat, oder sing' 'ne Melodie, doch geht's um menschliche Beziehungen, fehl'n mir oftmals die Instrumente."


    Fazit:
    Zugegeben: Auch ich war am Anfang von "SchwarzWeiss" enttäuscht, ich hatte einfach etwas anderes erwartet. Macht man sich aber frei von Vorurteilen, wird das Album zu einem unfassbar guten Stück positive Musik. Die Produktionen sind erfrischend anders und auch Samy Deluxe zeigt sich von seiner besten Seite, ob nun auf Storytelling-, Battle- oder klassischen Raptracks. Der Albumtitel verspricht nichts Falsches, das Album gestaltet sich so kontrastreich, wie man es sich nur wünschen kann. Zwar besteht die Platte nicht nur aus Highlights – manche Tracks laden nur so zum Skippen ein – dafür sind andere wiederum so genial, dass sie alles wieder wettmachen. Alles in allem ist Samy ein sehr gutes Album gelungen, das vor allem live bestimmt super Laune macht und ganz ehrlich: Wer mit einem Album auf Platz 1 der Albumcharts geht, kann so viel doch gar nicht verkehrt gemacht haben. Samy hat's halt immer noch drauf.


    Redakteur-Bewertung der CD:

    ___________________________________________________________



    Review von TonySunshine:


    Wenn der erste Eindruck entscheidend ist, dann muss ich sagen, dass mich "SchwarzWeiss" sofort von sich überzeugt hat. Ein wirklich wunderbares Instrumental, das man hier auf "SchwarzWeiss Anfang" zu hören bekommt – besonders das gepitchte Vocalsample sticht positiv heraus. Der Leser wird bestimmt bereits den Eindruck haben, dass von nun an genörgelt wird. Es ist zwar nicht zwangsweise böse zu verstehen, wenn ich jetzt schreibe: Besser wird das Album dann auch nicht mehr. Trotzdessen: Kaum beginnt das offizielle "Intro", so bestätigen sich direkt meine Zweifel, die ich vor Erscheinen von "SchwarzWeiss" bereits hatte.


    "Hör mal bitte zu, man, geboren in 'ner U-Bahn/
    Ich lass' Türen offen, denn so finden Leute Zugang/
    Ich meine den Eingang, kommt mal alle rein, dann/
    Könnt ihr alle rausseh'n und dann wieder raus geh'n/
    "
    (Samy Deluxe auf "Intro")


    Habe ich nur keinen Geschmack oder empfinde nicht nur ich die ersten lyrischen Ergüsse des Albums vielleicht als passablen Freestyle, aber doch nicht als die Zeilen des selbsternannten besten Rappers Deutschlands? Doch es geht weiter: "Ich bin so rhetorisch..." – rhetorisch soll das also sein, nun gut. "...manchmal so melodisch" – ahh ja, das muss ich jetzt nicht verstehen, oder? "Bring' die Scheiße so frisch, als ob ich auf Klo sitz'" – ich gehe davon aus, dass "Scheiße" hier eigentlich als positive Wertung gemeint ist, deswegen spare ich mir den Kommentar. "Nein, das ist nicht komisch..." – nee, echt nicht. "Ich mein' das nicht ironisch" – ich auch nicht! "Guck, wie ich mir mit deiner Plattenkritik den Po wisch'" – na dann: Bitte sehr, der Herr möge sich bedienen! Gut zu wissen wäre doch, wie man seine Hörer so von sich überzeugen will? So vernehme ich doch tatsächlich (nach wie vor im "Intro") glatt eine böse "Mein Flow ist..."-Line. Und "fly wie ein Flugzeug, das gerade so richtig, richtig hochfliegt" ist er bestimmt auch noch, der Samy, was? Leider ziehen sich diese Schwächen sowie nichtssagende Zeilen durch sämtliche Battletracks des Albums, wenn auch nicht ganz so deutlich wie im "Intro".


    "Hallo Deutschland, kennt ihr mich noch/
    Kennt ihr das noch, echten HipHop/
    [...]
    Wer von euch kann dieses Gefühl von damals wiederbring'?/
    [...]
    Nein, es gibt kein', denn die Sänger sing'n und die Rapper kling'n/
    So als hätten sie nie Hunger gehabt [...]/
    "
    (Samy Deluxe auf "Poesie Album")


    Ist er jetzt nur einfach nicht interessiert an der deutschen Rapszene oder schlichtweg maßlos größenwahnsinnig? "Heut' gehört deutscher Rap in den Müll" hört man gar an einer anderen Stelle des Albums ("Hände hoch"). Sich allen Ernstes derart wieder und wieder über die restlichen Vertreter seines beheimateten Genres zu stellen und sich selbst tatsächlich als den Retter ebendieser Szene ("HipHop geht es schlecht, ich bin die verdammte Schmerztablette" auf "RapGenie") wahrzunehmen, bedarf tatsächlich entweder einer Menge Ignoranz oder einer völlig falschen Selbsteinschätzung. Man möchte ihm fast klarmachen, dass wir uns im Jahre 2011 befinden und es mittlerweile in jeder "Disziplin" mindestens einen bis eine Handvoll Rapper gibt, denen Samy schlichtweg nicht mehr gewachsen ist. Das wird alleine schon deutlich, wenn er sich beispielsweise als Gag damit profiliert, "Poesie Album" auf "grobe Viehhaltung" zu reimen. Von seinen Vergleichen der Güteklasse "Mein Flow ist rund wie mein Logo, nur sind noch mehr Buchstaben als 'S' da drin" mal ganz zu schweigen. Und auch, wenn seine Doubletimeeinlagen auf "Poesie Album" beileibe nicht zu verachten sind: Auch hier gibt's im deutschen Rap Künstler, die ihm deutlich überlegen sind. Ein besserer Storyteller wird sich auch gar nicht mal so schwierig finden lassen. Man muss nur tief genug in der Tonne kramen. Und sicher, es ist natürlich nicht Sinn der Sache, Rapper miteinander zu vergleichen, indem man verschiedene Kriterien abklappert und zwischen allen MCs abwägt – es kommt letztendlich nur auf das Gesamtbild an. Und nein, SchwarzWeiss" ist auch mitnichten eines der besten oder gar das beste Rapalbum des Jahres.


    Doch so negativ wie die bisherigen Worte auch ausfielen: Klar ist das Album nicht grottenschlecht und klar kommt Samys Stellung in der HipHop-Szene auch nicht von ungefähr. So sind es zwar nicht viele, aber es gibt doch Tracks, die mir richtig gut gefallen. Zum einen wäre da "Doppelt VIP", das vom Umzug seines Sohnes nach Amerika handelt. Einfühlsam erzählt Samy, wie er seinen Sohn vermisst und singt – trotz der begrenzten gesanglichen Fähigkeiten – eine wirklich schöne, eingängige Hook, ohne dabei in Kitsch auszuarten. Ebenso berührend das Samys kürzlich verstorbenem Vater gewidmete "Vater im Himmel". Fielen Samys Worte diesem gegenüber noch vor wenigen Jahren auf "Vatertag" sehr hart aus, so hat er dieses Mal versöhnende Silben für den Elternteil übrig. Auch hier ist die Hook eines der Highlights. Nur: Was hat sich Samy dabei gedacht, sich in diesem Track selbst für den "supergut geschrieben"en und "sehr gut gerappt"en Song "Vatertag" zu loben?! Sicher ist der Track gut... Aber was soll das? Trotzdessen fällt der restliche Text sehr ansprechend aus:


    "Und wenn jemand schlecht über dich redet und denkt/
    Und du weißt, du hast dem jemanden sein Leben geschenkt/
    Dann nagt's an deiner Seele, Tag für Tag/
    Ich wollt' nie, dass du zur Hölle fährst, hab's gesagt/
    Aber hab's niemals so gemeint, das war einfach nur 'n Wortwitz/
    Vatertag, Himmelfahrt, jetzt wo du fort bist/
    Schäm' ich mich dafür und hoff', dass du in Frieden ruhst/
    Hoff', du bist da oben gut angekommen und siehst mir zu/
    "
    (Samy Deluxe auf "Vater im Himmel")


    Ein weiterer überdurchschnittlicher Song wäre da "Keine wahre Geschichte", selbst wenn er – wie Samy selbst zugibt – ein wenig kitschig ist. Die restlichen Tracks funktionieren dann alle als ganz gut zum nebenbei Hören, das war's aber auch. Neben den bereits erwähnten drei wirklich guten Tracks und eben den schlechten Battlesongs findet sich nur Mittelmaß. An keiner Stelle kann ich sagen, dass mich etwas berührt oder groß interessiert hat. Die Songs laufen so dahin, ohne besonders zu stören, hinterlassen allerdings auch keinen bleibenden Eindruck. Hier und da ist vielleicht eine recht schöne Hook zu hören ("Eines Tages"), mehr aber auch nicht. Und auch textlich blieb bei mir nichts hängen. Weder spricht Samy überzeugend Sozialkritik aus, wie einst in "Weck mich auf", noch findet sich ein "Earcatcher" wie "Hab' gehört" auf seinem neuesten Album. Womöglich hätten diesem mehr Features gut getan, der Gastauftritt von Max Herre ist zumindest gelungen. Den Remix zu "Hände hoch" mit Megaloh hätte ich auf dem Album lieber gehört als Samy im Alleingang. Und da wären wir auch schon wieder beim Thema "Jüngere Rapper, die besser als Samy Deluxe rappen"...


    Wovon "SchwarzWeiss" dann letztendlich am meisten lebt, sind die Produktionen von Samy Deluxe und der Tsunami Band selbst, über Instruments, Van der Zorn & Ninjaneer und Dynamite bis hin zu Croup, Kahedi und Rudy Valentino. Es ist nicht unbedingt das bereits vor Monaten angepriesene alte Vintage-Equipment aus dem Rockstudio, das dazu beiträgt, sondern vielmehr die Tatsache, dass hier einfach Meister am Werk waren. Ob jetzt der typische HipHop-Beat von "RapGenie", das atmosphärische Instrumental von "Poesie Album", der eingangs erwähnte "SchwarzWeiss Anfang" oder die angenehme Hintergrundmusik zu "Doppelt VIP" – alles absolut erstklassige Produktionen.


    Fazit:
    An "SchwarzWeiss" gibt es musikalisch gesehen kaum etwas zu meckern. Die Produktionen sind top, Samy rappt selbstverständlich souverän. Die misslungenen Gesangseinlagen aus dem letzten Album "Dis' wo ich herkomm'" sind wesentlich weniger geworden und partielll nicht mehr misslungen, sondern sogar gut zu hören. Wenige Tracks wissen wirklich zu gefallen und an Samys tiefergehenden Texten kann man ebenso nicht besonders viel schlechtreden, selbst, wenn sie vielleicht nicht sonderlich langlebig sein werden. Doch insbesondere als Battlerapper ist er – so hart es auch klingen mag – einfach nicht mehr konkurrenzfähig. Auch, wenn er sie noch so schlecht finden mag: Viele seiner Mitstreiter sind ihm hier schlicht und ergreifend mittlerweile mehrere Stufen voraus. Einsehen will Samy das aber scheinbar nicht, denn immer wieder finden sich auf dem Album Lines, die die HipHop-Szene und deren Vertreter bis aufs Letzte schlechtreden und mehrmals muss fast schon frustriert auf seinen eigenen einstigen Stellenwert für deutschen HipHop beharrt werden, was einen sehr negativen Beigeschmack hinterlässt und in diesem Ausmaß fast schon an Eko erinnert. Was besonders negativ auffällt: Immer wieder finden sich auf dem Album Zeilen, die keineswegs mehr zeitgemäß und fast amateurhaft erscheinen. Aber selbst, wenn der Satz "Samys Zeit ist vorbei" mehr als naheliegend, oft gesagt und auch nicht vollkommen falsch ist: Ich umging ihn bewusst.

    [REDBEW]653 [/REDBEW]

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    01. Der Druck steigt (Die Vergessenen Pt. 1)
    02. Blut sehen (Die Vergessenen Pt. 2)
    03. Auf und davon
    04. XOXO
    feat. Thees Uhlmann
    05. Michael X
    06. Alaska
    07. Das Grizzly Lied
    08. So perfekt
    feat. Marteria
    09. Die letzte Gang der Stadt
    10. 230409
    11. Lilablau
    12. Arlen Griffey (Prelude)
    13. Kontrolle / Schlaf


    ___________________________________________________________


    Review von Balta der Chef:


    Ein Künstler muss irgendetwas so ziemlich perfekt gemacht haben, dass um ihn ein Hype entsteht, obwohl vor einigen Monaten nicht mal ein Release-Date seiner neuen Platte greifbar war. Über drei Jahre nach dem Vorgänger ''Hin zur Sonne'', der trotz fantastischer Produktionen und einem starken Casper nie so im Rampenlicht stand, folgt nun mit ''XOXO'' sein neues Album. Videos im Fernsehen, tagtäglich im Radio, Konzerte vor tausenden Leuten, Bestseller bei diversen Vorverkaufsstellen. Ganz unscheinbar entwickelte sich der Wahlberliner vom Szene-internen Anspieltipp zum So perfekten Publikumsliebling. Schwer definierbar sind teils die Ansprüche, die Nutzer, aber auch Skeptiker an dieses Album stellen. Die vielen vorher bekannten Tracks, die vergleichsweise geringe Songanzahl oder die Aberkennung des ''Rap-Stempels'' in den Weiten der Internet-Welt sorgten für hitzigen Diskussionen und Skepsis. Dabei steht als größte Frage im Raum, ob ''XOXO'' dem Hype um Benjamin Griffey, so Casper bürgerlich, gerecht wird. Nun denn: Ob Casper sich mit dieser LP Umarmung und Küsse abholt, oder doch eher abgewiesen im CD-Regal verstaubt? Vorhang auf!


    ''Keine Rettung hilft noch raus, volle Deckung, gib nicht auf/
    Bessere Zeiten – oder sterben! Bevor wir betteln, gehen wir klauen!
    ''
    (''Der Druck steigt (Die Vergessenen Pt. 1''))


    Ein fast schon angsteinflößendes, rockiges Instrumental mit einer Kraft, die dem Hörer scheinbar aus den Boxen entgegen gesprungen kommt. Doch das allein ist nicht alles: Wie von Casper gewohnt, bekommt man zugleich noch einen zur Stimmung passenden Stimmeinsatz und hochwertige Texte. Hier vermischen sich Actionszenen-Rock-Sound mit souveränen Rap-Vocals. Und das ist nur der Anfang. Über die ganze Platte zieht sich der definitive Grundbau einer Mixtur aus Indie-Rock, Pop, Rap und Songwriting.
    Und wenn jemand das Potenzial dafür hat, Grenzen vergessen zu machen und mit einer leichtfüßigen Selbstverständlichkeit aus scheinbar Grundverschiedenem eins zu machen, dann Casper oder MacGyver. Der Ex-Bielefelder hat sich schon immer darin verstanden, Menschen mit seiner Musik zu verzaubern, die mit dem Genre nichts anzufangen wussten.


    Casper kann gut kombinieren. Sehr gut sogar. Er schafft es, mit emotionsgeladenem Stimmeinsatz auf jedem Song die jeweilige Atmosphäre zu vollenden. Er schmiegt sich wie eines der vielen Instrumente an den Beat, ohne je den Eindruck zu erwecken, sich für die ausgeübte Tätigkeit anstrengen zu müssen – und doch übermittelt er die Gefühle, die den jeweiligen Songs zugrundeliegen, so einfühlsam und echt, dass man einfach in den Gemütszustand reingezogen wird und der ''süßen Melancholie'' (''Kontrolle / Schlaf'') verfällt. Aber es ist nicht nur die polarisierende, kratzige Stimme, mit der Casper umzugehen weiß. Die Texte, die er schreibt, begeistern mich auf viele Weisen. Aufgrund einer großen Menge an rhetorischen Mitteln, vielen sprachlichen Bilder, vernünftigen Reimen und Reimketten schafft ''Benny'' es, die Geschichten und Geschehnisse aus den Songs in einen Kinofilm zu verwandeln. Kaum ein Künstler schafft es, so viele literarische Ingredienzien zu verbinden und den Hörer dabei in einen Ozean aus Bildern vor seinen Augen eintauchen zu lassen. Beispiel gefällig?


    ''Noch, bevor dein Lipgloss getrocknet war, verwaschen ist/
    Im Sumpf aus Billig-Parfüm und 'Hass mich nicht'/
    War da Licht und ich dacht' es leuchtet hell/
    Dann abgelischt, von Lippen rot wie der Teufel selbst/
    Bitte beginn du von vorn/
    Aber tu nicht so, als würd' ich nicht wissen, wie's klingt, wenn du kommst/
    Kenn', wie du nach Atem greifst, zitternd ins Lacken beißt/
    Im Endeffekt der perfekte Fehler zur falschen Zeit/
    ''
    (''230409'')


    Schon jahrelang wird Casper stets für seine Texte gelobt. Bereits auf vergangenen Releases, aber auch hier, findet sich wieder eine große Menge an zitierwürdigen Textstellen. Das Besondere an diesen ist allerdings, welch ein rundes Gesamtpaket die Texte als Ganzes bilden. Wenn man die Songs ganz hört und die Texte auf sich wirken lässt, so wird man wesentlich intensiver in die Tracks hineingezogen, als beim Lesen einzelner Passagen.


    ''Ich weiß noch, wie du sagtest: 'Nie werd' ich sieben'zwanzig'/
    Wir die Lieder sangen, die vom Leben Lieben handeln/
    Tequila tranken, machten Jägermeister platt/
    In den Mond schrie'n: 'Verdammt, wir sind die geilste Gang der Stadt!'/
    Kein öder Day-Job-Trott rafft uns hin/
    Wir sind wie Kurt Cobain, Bon Scott, Pac und Jim/
    Selbst in Unterzahl: Ergeben uns nie/
    Lieber gestanden arm sterben, als reich leben auf Knien/
    ''
    (''Michael X'')


    Jedes Wort erzeugt im Zusammenspiel mit den bis ins letzte Detail perfektionierten Produktionen eine einzigartige Atmosphäre. Besonders erwähnenswert ist, dass Casper das Album trotz nachdenklicher Grundstimmung sehr abwechslungsreich gestaltet. Es ist schwer, ein Highlight aus der Tracklist herauszufiltern. Sobald man anfängt zu erläutern, mit welcher Metaphorik der Interpret zum Beispiel auf ''Alaska'' ein Gefühlschaos zwischen Liebe, Unsicherheit, Einsamkeit und Sehnsucht beschreibt, so möchte man aber im gleichen Atemzug erwähnen, wie man bei ''Auf und davon'' mitfühlt, weil man sich selber schon mal gewünscht hat, einfach aus dem Alltagsstress rauszukommen. Zeitgleich erinnert man sich jedoch an die schöne, alte Zeit mit seinen Freunden, in der man dachte, die Welt wäre persönliches Eigentum, wenn das funkige ''Die letzte Gang der Stadt'' in der Playlist läuft. Dann kommt man zurück auf den Boden der Tatsachen, wenn Casper einem die Tränen in die Augen und Rotz in die Nase treibt, weil er von seinem verstorbenem Freund auf ''Michael X'' erzählt. Letzterer wäre der Song, den ich gegebenenfalls am ehesten als ''den Besten'' betiteln würde.


    Im Grunde könnte man das gleiche Spiel mit jeder Anspielstation betreiben. Es gibt nichts, was irgendwie aus dem Rahmen fällt. Und da auch jeder Song wirklich gelungen ist, fällt es tatsächlich schwer, uneingeschränkt ein Highlight zu benennen. Alles ist bis ins letzte Detail einzigartig und doch erkennt man bei jedem Song, dass wir es hier mit ''XOXO'' zu tun haben.


    Casper verschlingt den Kuchen aber nicht nur alleine, sondern teilt ein wenig des Süßgebäcks mit seinen Feature-Gästen Marteria und dem Rocksänger Thees Uhlmann. Marteria durfte letztes Jahr mit einem sehr guten Album einen großen Hype genießen und unterstützt Casper auf der Album-Version von ''So perfekt'' mit hörbarer Freude. Die beiden ergänzen sich schon lange Zeit gut und auch dieser Track stellt keine Ausnahme dar. Marteria, der sonst hin und wieder für teils gelangweilte oder monotone Vortragsweise kritisiert wurde, zeigt sich hier von einer gutgelaunten, fröhlichen Seite und zeigt gelungene Variationen bei seinem Stimmeinsatz. Herr Uhlmann singt die Hookline des Titeltracks ''XOXO'' sehr gelungen und fügt sich gekonnt, aber doch unaufällig in die rockige Atmosphäre des Beats. Nach mehrmaligem Hören mutiert die Hook zum Ohrwurm, der den Song noch eine ganz eigene Note verleiht.


    Doch all dieser lyrische Tiefgang und die Flutwellen des Freude-Melancholie-Hoffnung-Angst-Gemisch würden nicht ohne die schon erwähnten, grandiosen und sauber produzierten Instrumentals funktionieren. Griffey ließ von Anfang an durchscheinen, dass auf diesem Album keine Genregrenzen existieren. Dass keine Mischung aus neu und alt verwerflich ist. Ein gewagter Versuch, ist es nicht schon vielen Künstler vorher misslungen, Elemente anderer Musikrichtungen mit ihren Raps zu verschmelzen. Doch hier ist es anders: Diese Platte vermischt verschiedene Stile, verschiedene Genres und verschiedene musikalische Elemente mit einer Leichtig- und Selbstverständlichkeit wie nie ein Album zuvor. Ganz im Ernst: Jede Hi-Hat, jeder Tastendruck auf dem Klavier, jede Schwingung der Chordophone ergeben ein Puzzle ohne jeglichen Fehler. Bis ins letzte Detail gehen die Elemente nahtlos ineinander über und agieren wie eine Fußballmannschaft in der Meistersaison. Insgesamt erzeugen die Produktionen der Verantwortlichen eine musikalische Bombe, die alle öffentlichen Plätze des Zweifels, alle Mauern des Widerstands und die Metropolen der Kritik auf einen Play-Knopfdruck zerstört. Steffen ''Stedde'' Wilmking, Tikay One und Joshimixu können sich nur größtes Lob gefallen lassen.


    Fazit:
    Vielleicht mache ich mir mit dieser Review keine Freunde. Vielleicht werde ich für meine Bewertung gehasst. Aber das vorliegende Werk ist ohne Frage das so lang ersehnte Meisterwerk, welches deutschem Rap noch mal eine große Portion Massentauglichkeit beschert, ohne dass man in Schamröte verfallen muss. Noch nie hat ein Album den Spagat zwischen musikalischer Grenzüberschreitung, geistiger Reife und künstlerischer Performance so gut gemeistert wie ''XOXO''. Natürlich wird auch nach dem angesprochenem Lob niemand das Album mögen, der es vorher schon nicht gemocht hat. Aber wer bereit ist, diesem Album eine Chance zu geben, auch wenn es nicht auf 0815-Beats gerappt ist, der wird eine der besten, deutschsprachigen Rap-CD aller Zeiten – mit den wohl stimmigsten Produktionen der letzten Dekaden – in den Händen halten. Um auf meine eingangs gestellte Frage zurückzukommen: Casper verdient sich die hugs and kisses. No homo.
    Alles so perfekt.


    Redakteur-Bewertung der CD:

    ___________________________________________________________



    Review von ProRipper:


    Spätestens seit im vergangenen Jahr ein unscheinbarer Live-Mitschnitt namens "Kontrolle / Schlaf" im Netz landete, konnte man es schon vernehmen: Es liegt ein Hauch von Revolution in der Luft. Viel wurde den Massen versprochen in den letzten Monaten. Viel wurde ihnen mit bombastischen Shows zurückgegeben. Eine Stimme, die Trommelfelle zum Einsturz bringt. Dichtung statt Rap. Gänsehautfeeling. Genregrenzen sprengend und einen Hype entfachend, wie 2010 noch Marteria mit "Zum Glück in die Zukunft". Die Zukunft scheint gekommen. Hmm... Komisch. Marteria konnte mir damals nämlich genauso wenig geben, wie der heutige Casper, der nach gefühlter jahrzehntelanger Arbeit just mal eben das angeblich "beste Album aller Zeiten" droppte. Doch wer die Messlatte selbst derart hochsetzt und fliegen lernen möchte, kann auch ganz schnell wieder abstürzen. Wie heißt es da doch so schön? – "Der Druck steigt". Druckabbau, denn da ist es nun: "XOXO". Seltsamer Titel. Kunst? Vielleicht. Ich beäuge das Album trotz der um mich herrschenden Euphorie zunächst einmal kritisch. Aber gut: Scheibe nehm'n (Jarp!), eingelegt (Eyyy!) – drücke gleich auf Play (Jarp!)!


    "Kopfüber nach vorn', Schutt, Asche, Staub und Rauch/
    Kaputtmachen um aufzubau'n/
    Lauf hinaus, lang lebe das Randgebiet/
    Idole zu Grabe getragen in der Fantasie/
    "
    ("Blut sehen (Die Vergessenen Pt. 2)")


    Stichwort: "Kaputtmachen um aufzubau'n". Denn mit Rap hat das, was Casper hier abliefert, doch nur gemein, dass er nicht durchgehend singt. Bei der Stimme vielleicht auch besser. Und nein, das soll jetzt keine Kritik an selbiger sein, denn die kratzigen Laute, die seiner Kehle entfleuchen, gehören definitiv – und das kann niemand bestreiten – zu den außergewöhnlichsten und beeindruckendsten Vocals in ganz Rap-Deutschland. Wer sonst brüllt mit einer derartigen Power in ein Mic und zeigt sich zeitgleich dennoch von einer solch verletzlichen Seite wie Cas? Gerade die Stimme des Bielefelders macht "XOXO" zu einem wahren, sprichwörtlichen "Stimmungsalbum", denn keiner sonst vermag es wohl, die sich ständig wiederholenden Leitmotive wie Wut, Zorn, Rebellion, Trauer und Einsamkeit in derart tiefsinnigen Botschaften verpackt an seine Hörergemeinde zu übermitteln. Noch genauer auf die Themenvielfalt des Langspielers einzugehen, kann ich mir an dieser Stelle allerdings getrost ersparen, denn die Lyrics sind jederzeit so vielschichtig, dass man sie auf die verschiedenste Art und Weise interpretieren kann – und das sollte jeder für sich machen, denn auch ich hatte beim Durchhören der Scheibe meine ganz eigenen Bilder vor Augen.


    "Inmitten von 'Alles wird gut' und 'Ich habe den Mut'/
    Steht ein 'Bitte komm zurück' in der Farbe von Blut/
    Trotz dem Gefühl, dass dein Ende sich nähert/
    Schlägt es tapfer – dein emsiges Herz/
    "
    ("Alaska")


    Ankreiden muss ich sie ihm dann aber doch noch: die Pseudointelligenz. Immer wieder vernehme ich augenscheinlich gut durchdachte Lines à la "Schmetterlinge sterben so laut", "Schwer, dich zu verlier'n, wo du dich selbst nie gefunden hast" oder "Depression war nie tragbar, doch steht uns so gut". Doch verzieht sich der Flash nach dem ersten Hören einmal, denke ich mir nur noch: Das hat der doch jetzt einfach nur so in den Raum geworfen, weil's clever klingt, oder?! Klar kann in die Texte wie bereits erwähnt viel reininterpretiert werden und klar klingt das alles nach ganz großer Lyrik – ist es in einzelnen Bestandteilen sicherlich auch – aber hier und da mal eine pseudointelligente Phrase und Metapher vom Stapel zu lassen, macht noch kein lyrisches Meisterwerk. Und diese eingängige Art zu texten ist genau der springende Punkt, der mich davon abhält, mich voll und ganz auf "XOXO" einzulassen. Haufenweise zitierwürdige Phrasen, aber alle nicht so wirklich im Einklang miteinander. Mehr so dahingeworfen. Aneinandergereiht. Dasselbe gilt prinzipiell für die Instrumentalversionen: Die passen zwar meist super zu dem Protagonisten, sind mal wuchtiger, mal ruhiger und verzichten zeitweise auch gänzlich auf Drums, aber einen Ohrwurmcharakter hatte jetzt keine der Anspielstationen allein dank der musikalischen Untermalung. Generell finde ich keine wirklichen Ohrwürmer auf dem Album vor – das Klangbild bewegt sich einfach auf konstantem Niveau, der Sound plätschert so vor sich hin. Ich bekomme keinen Grund geliefert, die Stop-Taste zu bedienen, ebensowenig, wie ich einen Grund geliefert bekomme, auf Repeat zu drücken oder die Lautstärke an besonders geilen Stellen mal etwas aufzudrehen. Ich kann mir "XOXO" ganz genüsslich, relaxt und zurückgelehnt anhören – dabei ist genau dieser Mangel an Hochgefühlen, die es in mir doch wecken will, mein größter Kritikpunkt.


    "Und immer wieder diese süßen Endorphinschübe/
    Fliegen über den Dingen, leben die Lieder, die wir lieben/
    Die Pläne, die wir schmieden – ungenau, jung und dumm/
    Wir malen uns die Welt in kuntergrau, dunkelbunt/
    "
    (Casper auf "XOXO")


    Wenige Gäste lud sich Casper auf sein selbsternanntes Meisterwerk. Diese bleiben jedoch hinter ihren Möglichkeiten zurück – so schaffte es lediglich ein für seine Verhältnisse recht unspektakulärer Marteria-Part auf das Album, während Thees Uhlmann auf dem Titel-Track seine Gesangskünste zum Besten gibt und für nette Abwechslung sorgt – für mehr aber auch nicht. Insgesamt hätte es ruhig beim sprichwörtlichen Soloalbum bleiben können.


    Fazit:
    Genregrenzen aufsprengen hin oder her – Caspers "XOXO" wirkt an vielen Stellen noch wie ein unausgegorenes Experiment und mehr gewollt als gekonnt. Er schafft es trotz haufenweise zitierwürdiger Lyrics und passenden Instrumentalversionen zu keiner Zeit, mir ein Gänsehautfeeling zu verpassen oder mich irgendwie tiefer zu berühren, auch, wenn ich ihm anhöre, dass er es gerne würde. Vielleicht bin ich emotional auch einfach nur zu abgestumpft, um den Casper-Hype voll und ganz nachvollziehen zu können, denn was der Hörer von "XOXO" auf jeden Fall mitbringen sollte, ist die passende Stimmungslage. Nicht umsonst wird Casper auch in der heutigen Zeit noch als "Emorapper" betitelt – ob das immer noch so seine Richtigkeit hat oder nicht, sei mal dahingestellt. Ich für meinen Teil kann mir die LP auf jeden Fall anhören, hätte aber auch kein Problem damit gehabt, weitere Jahre darauf warten zu müssen, denn eines ist es für mich ganz sicher nicht geworden: ein versprochenes Meisterwerk.

    [REDBEW]628 [/REDBEW]

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    01. Intro
    02. Antikörper
    03. Hier
    04. Real Talk
    feat. Jonesmann
    05. Stacheldraht Musik
    06. Leben im Dreck feat. Blaze
    07. Bombengürtel
    08. Ein Problem
    09. Glatte Strasse
    feat. Lil' Dap
    10. Schlafes Bruder
    11. Herzschlag
    12. Rotes Tuch
    feat. Jeyz & Haftbefehl
    13. Herz in der Hand


    Im Grunde ist das Adjektiv "düster" für die Beschreibung von guter Kunst unbrauchbar. Ihm liegt per se eine abwertende Haltung zugrunde, die eine plumpe Negativität beschreibt, anstatt künstlerisches Potenzial auszuloten. The Cure waren eine Band, der andauernd dieses Etikett angehaftet wurde, aber Meilensteine wie "Disintegration" waren nicht düster, sondern lediglich die ehrliche Antwort auf den ewigen Mainstream-Harmoniekitsch. Im deutschen Rap fällt die Suche nach wirklich "düsteren" Mainstream-Werken ähnlich schwer. Das jüngst neu aufgelegte "Lektionen in Demut" von Thomas D, bei all seinem morbiden Charme, war eher eine intellektuelle Katharsis als ein düsteres Epos. "Grau" von Tua war an zahlreichen Stellen ehrlich bis zur Schmerzgrenze und zeichnete an vielen Stellen ein hoffnungsloses Szenario ("Kannst du den Wind seh'n, er wirbelt Zeug umher, keine Leute mehr, meine Straße bleibt für heute leer"), war aber durchweg progressiv und nicht düster. Laters "Antikörper" ist dagegen ein Album, das im Positiven wie Negativen "düster" genannt werden kann. Im "Intro" heißt es verschwörerisch:


    "Musik für die kalten Tage, für bescheidene Tage/
    Die grau sind wie der Asphalt auf der Straße/
    "
    ("Intro")


    Den simplen Zweckreim beiseite lassend, ist das ein treffendes Motto, das sich atmosphärisch durch alle 13 Songs von "Antikörper" zieht. Die Basis dafür sind zwei Komponenten: Die tiefe, ausdrucksstarke Stimme von Later und der episch-düstere Sound von Brisk Fingaz. Beide sind immer eng aufeinander zugeschnitten und bilden in dieser Kombination das künstlerische Alleinstellungsmerkmal des Albums. Der Titeltrack "Antikörper" mit seinem interessanten Zwiegespräch im Refrain ist das Paradigma: Eine triste, abstoßende Stadt voller Leere und nächtlicher Drohfassade und ein Protagonist, der angewidert durch eine teils verhasste, teils anziehende Umwelt läuft. Viele Tracks greifen das Thema auf, in "Hier" ist die namenlose Stadt sogar das Hauptthema. Am Besten verarbeitet, aber immer noch klischeebeladen, wird das alles auf "Glatte Strasse" mit einem interessanten Ami-Feature von Lil' Dap und einem der besseren Later-Parts:


    "Du brauchst 'ne Haut aus Metall/
    Besser, deine Faust ist geballt, denn da draußen ist es kalt/
    Und hier haben Verlierer keine Chance/
    Denn deine Feinde sind wie Hunde, sie riechen deine Angst/
    "
    (Later auf "Glatte Strasse")


    Ein Stück reflektierter und abgrundtiefer wird es auf den Tracks, in denen der Protagonist sich selbst und seine Lebenswirklichkeit reflektiert. In "Stacheldraht Musik" geht es um einen Zustand tiefer Verzweiflung ohne emotionalen Halt, "Schlafes Bruder" handelt von der Fantasie eines Selbstmordes durch Kopfschuss. Weniger drastisch nehmen sich die klassischen Representertracks des Albums auf, allen voran die Single "Bombengürtel" und "Herzschlag". Jonesmann steuert eine solide Hook zum sonst reichlich unspektakulären Rechtfertigungspalaver "Real Talk" bei, Jeyz und Haftbefehl bringen inhaltlich flache Abwechslung in das nichtssagende "Rotes Tuch". Durchweg positiv hebt sich der vor allem sängerisch sehr starke Blaze ab und macht "Leben im Dreck" viel erträglicher, als es der suggestive Titel nahelegt:


    "Wir leben im Sog zwischen Gut oder Schlecht/
    Und jagen den Tod durch ein Leben im Dreck/
    Es geht nur noch hoch von dem tiefsten Punkt hier/
    Und weg von dem Sog ist der größte Wunsch hier
    /"
    (Blaze auf "Leben im Dreck")


    Weg aus der negativen Umgebung ohne Zukunftsperspektive, hin zu Hoffnung auf Besserung, ist eine dezente Grundbotschaft des Albums, das an keiner Stelle Verzweiflung oder Aussichtslosigkeit predigt. Vielmehr soll die dargestellte Ausweglosigkeit zu Einsicht in die eigenen Möglichkeiten führen. Schon im "Intro" wird die Wende vollzogen, denn "es ist ein hoffnungsloser Trip, doch am Ende steht Sonne und Licht". Dem letzten Song ist es dann vorbehalten, diese Botschaft nochmals aufzugreifen und mit simplen Worten die inhaltliche Quintessenz der ganzen Düsterkeit zu extrahieren:


    "Vieles, was ich tat, war verkehrt/
    Und mein Lifestyle schwebte über mir wie ein Damoklesschwert/
    Doch jeder Tag war es wert, ich habe gelernt/
    Und bin stolz, denn ich hab' noch mein Herz/
    "
    (Later auf "Herz in der Hand")´


    Atmosphärisch ist "Antiköper" stimmlich wie musikalisch ein gelungenes Experiment aus Drastik, Reflektion und Düsterkeit, wirkt über Albumlänge jedoch stellenweise fast schon monoton. Oft fehlt es an gedanklicher Lebendigkeit, inhaltlicher Erzählfreude und musikalischer Progressivität. Die inhaltlichen Botschaften sind simpel und verständlich, jedoch mangelt es teilweise an authentischem Tiefgang. Gerade Songs wie "Ein Problem" oder "Leben im Dreck" zeigen das Potenzial für wirkliche Authentizität ohne beschönigende Fassade. Aber eben als noch nicht bis in jedes Detail ausgereiftes musikalisches Konzept. Düster sein reicht nicht, wenn Düsterkeit das einzige Kernstilmittel ist und nicht gleichberechtigt in einem Konzept einen Platz findet, das diese Düsterkeit mit mehr Leben füllt und künstlerischer Kreativität Raum lässt. In diesem Sinne ist gute Kunst nicht nur "düster". Laters durchweg düsteres Konzeptalbum befindet sich jedoch auf dem richtigen Weg.



    (Philipp_)

    [REDBEW]620 [/REDBEW]

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    01. Illicite Intro
    02. Es gibt die
    03. Was mir zusteht feat. Moe Mitchell
    04. Heimat
    05. Sky is the limit
    06. Club Geschichten
    07. Wo du herkommst feat. Zyankali
    08. La la la feat. Bahsar
    09. Bete für mich feat. Vega & Zyankali
    10. Bester Rapper den... feat. DJ Rafik
    11. Venom feat. Amar & Mosneg
    12. Ihr seid nichts
    13. Freunde
    14. Ghettobreakdance
    15. Jahre vergehen feat. Zyankali
    16. R-Evolution
    17.Was mich am Leben...
    18. Zeit ist Geld
    19. Illicite Stil


    Was heißt eigentlich "Illicite"? Ercandize, Nabil M und Yahya bilden eine Formation unter diesem Namen und releasen nun auch den gleichnamigen Longplayer. "Illicite". Google verrät mir, dass es wohl dem Französischen zuzuordnen ist, und heißt übersetzt so viel wie unerlaubt, unrechtmäßig, illegal. Mich fragend, was das Trio um den Ex-Optiker verbrochen haben soll, habe ich mir das Album mal angehört.


    "Du bist gay und gibst dann Schädel und dein Label fickt dein Leben/
    Und dein Fame ist wie dein Mädel – spurlos weg/
    Tourbus-Sex in irgendwelchen andern Städten/
    Dein Gebiss ist viel zu groß für deine Fresse, halt dein Maul/
    Sonst kommen die Türken in dein' Block und treten es dir einfach raus/
    "
    (Ercandize auf "Illicite Intro")


    Okay, ich bin von Ercandize ja Besseres gewohnt, gehe von einem Ausrutscher seinerseits aus und höre weiter. Was mir direkt auffällt, ist, dass ich innerhalb des Trios starke Unterschiede zwischen den Talenten der Rapper erkennen kann, da insbesondere Yahya nicht mit seinen Kollegen mithalten kann. Der Grund für dieses harte Urteil? Ich verstehe ihn einfach nicht! Ansonsten? Die Beats verbreiten eine recht angenehme Stimmung, die irgendwie zur türkischen Riviera passt, gegebenenfalls auch zu Köln-Porz. Thematisch wird hauptsächlich die Herkunft der jeweiligen Protagonisten ins Zentrum gestellt.


    So handeln die Tracks zumeist davon, wie hart das Hustlerleben in Deutschland ist, wie schwierig es für elf betrunkene, selbsternannte Kanaken sein kann, in den Club zu kommen ("Clubgeschichten"), oder über die schöne "Heimat", in der die Wurzeln liegen ("Wo du herkommst"). Ich muss für mich persönlich sagen, dass ich damit zum größten Teil überhaupt nichts anfangen kann. Dazu kommt, dass die Tracks fast alle etwas seltsam abgemischt sind: Instrumentals zu laut, ständige Zisch- und S-Laute, Vocals mal zu laut, dann wieder zu leise. So muss ich von Track zu Track nervigerweise immer wieder die Lautstärke neu einstellen, weil es entweder zu leise oder eben wieder zu laut ist. Und auch die kaum vorhandene thematische Abwechslung kann in mir nicht wirklich Interesse wecken.


    "Der Himmel mag die Grenze sein, Fuck, Probleme stressen ein'/
    Gestern war in meiner Hand ein Ziegelstein, kracht' direkt in Bullenfressen ein/
    Was ein' nicht tötet, macht ein' hart wie Beton/
    Man, Scheiß auf Goethe, hier ist Nabil M, für die Straßen der Sound/
    "
    (Nabil M auf "Sky is the Limit")


    Auch hinter Titeln, die Variation versprechen, verbirgt sich dieselbe Thematik, die ich schon erwähnt habe und mit der ich nichts anfangen kann. Aber hey, einen roten Faden hat das Album so auf jeden Fall. Die Beats sind im Großen und Ganzen okay bis gelungen und erinnern oftmals an Tausendundeine Nacht und haben schöne Scratches aufzuweisen – hier kann ich ausnahmsweise nicht viel meckern. Produziert wurde der Longplayer unter anderem von Tua, DJ Jones und Rooq, aber auch Ercandize und Yahya gaben sich da mal im Gegensatz zu dem, was sie rapmäßig hier präsentieren, keine Blöße. Technisch bewegt sich Ercandize für mich (ja schon immer) auf einer hohen Stufe – sein Flow, die Stimme, seine Reimschemata, die ihm auch einen tollen Wiedererkennungswert geben. "Geht mal alle pennen, jetzt kommt der, den keiner bremst, ich bleibe Nabil M, der beste Rapper, den ich kenn'!" – mehr will ich zu Nabil M eigentlich gar nicht sagen und lasse das hoffentlich nicht allzu ernst gemeinte Zitat für ihn sprechen. Was Yahya angeht, frage ich mich wirklich, ob das Absicht sein soll. Er versucht krampfhaft, diesen typisch französischen Flow zu imitieren, was in Kombination mit seiner Aussprache dazu führt, dass ich nur 2 von 20 Wörtern verstehe.


    Features lassen sich auf dem Album auch einige wenige finden, so zum Beispiel Moe Mitchell, Amar, Vega, DJ Rafik oder Bahsar. Zugegebenermaßen veredeln diese das Album leider nicht wirklich, was jedoch nicht an den Featureparts selbst liegt. Anders ausgedrückt: Die Featuregäste reißen das Ruder für mich nicht mehr herum. Das Einzige, was ich an dem Longplayer wirklich gut finde, ist Ercandize. Ich mag einfach seinen Rap. Und ich finde ihn lyrisch – für gewöhnlich – eigentlich auch immer erstklassig, was er auf "Illicite" jedoch viel zu selten bis gar nicht unter Beweis stellt. Aber um hier auch mal ein gutes Haar an dem Longplayer zu lassen, noch ein Zitat aus dem Track "Ihr seid nichts":


    "Guck, heut kommen sie raus mit paar Raps und 'nem Gangsterklischee/
    Es ist gefährlich, sich wie ihr aus dem Fenster zu lehn'/
    Ihr könnt nichts, ihr seid weder fresh noch talentiert/
    Und aus jeder Hood in Deutschland sind paar 'echt' und paar wie ihr/
    "
    (Ercandize)


    Fraglich ist bei diesem einen der wenigen Lichtblicke jedoch, ob ihm dabei bewusst ist, an welchen Klischees sich insbesondere Nabil M zu oft an diesem Werk bedient. Denn genau das scheint er hier ja an sich zu verurteilen.


    Fazit:
    Das Bedauerliche an diesem Album ist für mich: Ich mag Ercandize und seine Musik, aber wieso er sich hier mit diesen beiden zusammengetan hat, ist mir wirklich ein Rätsel. Ich will und werde dieses Album nicht noch einmal hören und wünsche mir die alten Zeiten von Ercandize zurück, in denen ich ihn echt gefeiert habe. Und was die drei, wie ich mich anfangs gefragt habe, verbrochen haben, ist mir nun klar. "Illicite". Unrechtmäßig, unerlaubt, illegal. "Illicite". Das Verbrechen liegt wohl darin, Potenzial verschwendet zu haben. Gute Beats und der lässige Flow des Frontmanns retten das Album vor einem allzu harten Urteil. So kann ich gerade so, mit einem zugekniffenen Auge, noch zwei Mics vergeben.



    (Long John Silver)

    [REDBEW]601 [/REDBEW]

    Bewerte diese CD:
    [reframe]reviewthread.php?reviewid=601 [/reframe]
    [azlink]Illicite+%96+Illicite [/azlink]



    Kurz und bündig: Bei unserem Gewinnspiel letzte Woche für das One Love-Festival haben folgende User jeweils zwei Tickets gewonnen und wurden bereits schriftlich via PN benachrichtigt...


    Hannover:
    Dynamite DLX
    Jabbo


    Duisburg:
    Cela Fin
    Lucs


    Wir wünschen viel Spaß!


    Quelle


    [pushit]2438 [/pushit]

    So, meine Freunde.
    Für alle, die es interessiert, hab' ich hier mal eben ein paar der Vierzeiler, die uns geschickt wurden, zusammengesammelt. Jeder, der seinen als würdig genug empfindet, hier aber fehlt, kann seinen Vierzeiler ja selber posten ;)
    Viel Spaß, Lupa.


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    sera one


    Weihnachten mit Rappers.in, häng schomal das lametta ab (/up)
    denn dank meiner lamettaallergie nies ich sonst die blätter ab
    Weihnachtskugeln sehn scheisse aus, also dann auch damit weg
    un dann zieh ich in den krieg gegen die geschenkemonster-army (/ami)


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    Jott-Ha


    Du hast ne Weihnachtskugel? Ich hab ne Barretta alter die
    ballert alle Jungs zu brei mit ner Lamettaallergie
    ich werd zum geschenkemonster so kurz vor dem Fest der Liebe
    und verteil bei Rappers.in Presente so wie Kettenbriefe


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    Cosa21


    Heilig Abend werfe ich mit Weihnachtskugeln rum
    Die Party geht bei Rappers.In mit Wodka Sekt und Rum
    Der Kamin zugemauert für Geschenkemonster mit weißem Bart
    Und dank meiner Lamettaalergie hängt am Baum nur Stacheldraht


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    TMK


    Aufgrund meiner Lamettaallergie, mocht ich Weihnachten noch nie/
    mit dem Geschenkemonster beef,denn die Geschenke waren mies, doch sieh/
    rappers.in packt die Rute raus , weißt Santa aus der Bude aus/
    Baseball mit Weihnachtskugeln, guck wie ich beim Homerun nackig durch die Stube lauf/


    In der Ecke, durchlöchert von Weihnachtskugeln das Geschenkemonster/
    und das nur weil ich nichts von rappers.in geschenkt bekomm hab/
    Ich scheiss auf die Creme gegen die Lammettaallergie/
    Blut auf dem Boden fließt, trieb die Messer wohl zu tief/


    Futter Weihnachtskugeln bis zur Lammettaallergie/
    in der Ecke, geknebelt das Geschenkemonster auf den Knien/
    Kein Last Christmas von Wham oder so eine scheisse/
    ich feier mit rappers.in die stille Nacht besinnlich und leise/


    Die Hoe zeigt mir ihre Weihnachtskugeln, dick und prall wie mein Sack/
    hab da die Leiche vom Geschenkemonster reingepackt doch zuvor kleingehackt/
    Meine Nase ist dicht, wie ich, denn der Boss trägt roten Samt und hat Lammettaallergie/
    mein Schlitten fliegt wie der teppich von diesem Aladin und am Heck leuchtet ein rappers.in-graffiti/


    Die Flasche zum Mund,die Scherbe zum Arm, der zersplitterten Weihnachtskugeln/
    shit, rappers.in wird trauern, während der Rest zu meinem Freitod jubelt/
    doch scheiss auf Lammettaallergie und Weihnachten, verdammt ich will Krieg /
    würge das Geschenkemonster, Depresiv, es liegt nicht daran das ich auf Pilln Filme schieb/


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    Timo Beil


    Ich bin nich der Grinch, auch nicht das rappers.in Geschenkemonster
    Du kriegst einen Korb, verzieh dich besser in den Wäschetrockner
    Und da ich ne - Lamettaallergie hab, lass ich Beischlafshuren rein
    Denn die Baretta ballert wie Schnaps, Assi-Weihnachtskugelnstyle


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    Incomplete


    rappers.in ich grüße dich, guck unter deinen weihnachtsbaum
    ich bin das geschenkemonster, also will ich deine auch
    dacht rapper sind wie weihnachtskugeln, ich dacht rapper fallen nie
    doch ich bin fast gestorben.. lamettaallergie


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    Szenarioe_31


    Es weihnachtet sehr, doch dann kommt das Geschenkemonster
    das mir meine Schuhe klaut, und mein Robert Enke Poster
    auf der Straße seh ich so ne Weihnachtskugel mit rappers.in Shirt
    sie hat Lamettaallergie deshalb frisst sie Blei bis dieses fette Kind stirbt


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    T-Army_BiG *G*


    Mit rappers.in ficken ist wie als Anfänger einen Fightclub suchen
    und sich dann wundern wenn man am Baum hängt wie Weihnachtskugeln
    Fuck Chrismas, ich krieg Lametallergie und könnt gegen Wände boxxen
    Und scheiss aufs Kristkind ich bin das Geschenkemonster!!


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    Chellah


    Deine Frau is keine Perle,sie is ne WEIHNACHTSKUGEL//
    und selbst schwäbische Rapper nenn sie WEIHNACHTS-KUH,GELL?//
    Rappers.in legt Geschenke unter'n Baum für 'paar RAPPER UND MCEES//
    aber da kommt ihr nich drann wie Geschenkemonster mit LAMETTAALLERGIE


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    Zian


    Trotz der Lamettaallergie werd' ich an Christmas fett wie nie,
    Ich fresse Rum- aber auch Weihnachtskugeln und davon ganz viel,
    Aber auch T-Shirts in allen Größen von Rappers Punkt in,
    Konsumiere ich weil ich das Weihnachts-Geschenkemonster bin.


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