Beiträge von Redaktion


    01. Lang lebe der Tod feat. Blixa Bargeld, Dagobert und Sizarr
    02. Alles ist erleuchtet
    03. Keine Angst
    feat. Drangsal
    04. Sirenen (Prolog)
    05. Sirenen
    06. Lass sie gehen
    feat. Ahzumjot & Portugal. The Man
    07. Morgellon
    08. Wo die wilden Maden graben
    09. Deborah
    10. Meine Kündigung
    11. Flackern, flimmern


    Laute Trompeten erzeugen vehemente Schwingungen, die meinen ganzen Körper erstarren lassen, der Bass stampft durch den Raum wie eine Heerschar von Reitern, die auf die eingerissenen Stadtmauer in einer Staubwolke anvisieren. Nein, wir befinden uns nicht vor den Toren Jerichos in einer Szene aus dem alten Testament – es ist der 01.09.2017, es ist Casper – und "Lang lebe der Tod". Das zuerst für den 23. September des Vorjahres angekündigte Album findet heute seinen Weg in die Plattenläden und in unsere Ohren. Auch wenn der Titeltrack seit fast einem Jahr ein Bild in meinem Kopf malt, wie der Langspieler auszusehen hat, hoffe ich, dass Casper die letzten zwölf Monate dazu genutzt hat, um die Leinwand noch einmal zu übermalen und hier und dort noch einmal auszubessern. Wenn es ihm gelungen ist, die Energie zu übertragen und das Arrangement der einzelnen Stücke so abwechslungsreich zu gestalten, wie eben in diesem ersten Track, wird er meine Erwartungshaltung auch erfüllen können. Die letzten Monate der langen Dürre-Periode des Wartens verkürzte Casper seinen Fans mit der Auskopplung "Sirenen", eine Mischung aus Dubstep und Drum'n'Bass–Einflüssen. Ein Song für große Festival-Veranstaltungen wie Rock am Ring, bei dem auch der eingefleischte Heavy-Metal-Fan gezwungen wird, sich zu bewegen und es irgendwie gut zu finden. "Hört Ihr die Sirenen kommen?" Diese Textzeile kommt einem doch irgendwie bekannt vor. Vor etwas mehr als zehn Jahren fragte bereits Dizzee Rascal: "Can you hear the sirens coming?" in, wen wundert es, "Sirens". Eigentlich das Prinzip, das Casper auch schon in "Michael X" oder "Ascheregen" verfolgte, in denen es bereits eine Hommage an Turbostaat und an Slime gab. Er versucht hier zwar irgendwie eine Verbindung zwischen den Helden seiner Jugend, dem modernen Zeitgeist und dem Tod zu schaffen, hat hierbei aber leider den Sargnagel nicht immer auf den Kopf getroffen. Auch der Track "Alles ist erleuchtet" wurde uns kurz vor der Veröffentlichung hörbar gemacht und siedelt sich ebenfalls am Anfang der Tracklist an. So läuft der Einstig ohne größere Überraschungen ab.


    Deine Uzi wiegt ne Tonne, Seelen 21 Gramm/
    Wieder Purge in Panem, macht Alarmanlagen an/
    Strahlen an Wahrzeichen in Landesflaggenfarben/
    Satan trägt weder Prada noch Primark, sondern orange/
    Champagnerflaschen, bester Jahrgang verdammt/

    (Casper auf "Alles ist erleuchtet")


    Von dem als Emo-Rapper verschrienen Wir-Rhetoriker, der mit seinem musikalisch neu eingeschlagenen Weg Jung und Alt verbindet, ist heute nicht mehr viel übrig. Casper ist mehr als nur Energie geladene Liveshows, kluge Zitate und Fachsimpelei, authentische Interviews und zwanghafte Perfektion bei der Arbeit an seinen Werken. Denn wie ich es erwartet habe, handelt dieses Album von Abgrenzung, einem psychischen Riss und Andersartigkeit. Und selbst in den wenigen "XOXO"-Momenten, in denen er einen Schritt auf uns zugeht und uns seine Hand zu reichen scheint, wie in "Wo die wilden Maden graben" oder in dem im Vorfeld bereits erwähnten "Sirenen", dann doch eher in Form einer unsicheren, verwischten Bleistiftzeichnung. Noch nie entfernte sich Casper so weit von seinen Hörern und wirkte so unnahbar. Dabei wirkte "Lang lebe der Tod" im Vorfeld auf mich wie zwei Schritte zurück, nicht wie ein Schritt nach vorn. Zwar flackert dieser alte Sound immer wieder mal kurz auf und hinterlässt auf dem Album einen feinen Lichtschweif am Horizont, doch lässt sich zu den Ich-bezogenen Texten schwer eine persönliche Beziehung aufbauen. So wird die Gesellschaft nicht mehr aus den Augen der Hörers kritisiert, sondern muss sich Caspers kritischen Blicken beugen. Es bekommen die Medien-Berichterstattung, moderne Kommunikationsmittel und Steaming-Portale, genauer gesagt deren "Stars", aber auch der Teil der Rapszene, der in seinen Augen moralisch bedenklich zu sein scheint, ihren Tritt in die Kniekehle.


    Das ist Springbreak Baby, jeder gefickt/
    Mit mehr Gesichtern als Jaquen H'Ghar, dreh'n mit dem Wind/
    Leben den Film, alle zusammen, jeder für sich/
    Lachend auf dem sinkenden Schiff/

    (Casper auf "Wo die wilden Maden graben")


    Im direkten Vergleich zu seinem Vorgänger stellt "Lang lebe der Tod" sich doch musikalischer und thematisch breiter aufgestellt dar. Egal ob minimalistisch auf das Wesentliche eingeschränkt wie in "Deborah" oder plump ohne Feingefühl in "Lass sie gehen", ein wie von vielen erwartetes Indie-Pop-Album ist hier definitiv nicht produziert worden. So hat Casper mal wieder einen kleinen Trampelpfad neben dem Mainstream Highway gefunden, auf dem er trotz einiger Stolpersteine an sein Ziel kommt. Die stimmige erste Singleauskopplung, die uns fast ein Jahr lang spekulieren ließ, ist ein gutes Beispiel hierfür, aber auch die ungewöhnlichen Gastauftritte, wie die von Dagobert und Blixa Bargeld lassen in der HipHop-Szene bestimmt einige Diskussionen entflammen, was das Thema Timing und Stimmeinsatz betrifft. Diese kleinen Abstecher in das Krach-Segment lassen auch in "Morgellon" Verschwörungstheoretiker-Herzen höher schlagen, denn hier wird lautstark auf so manchen Verschwörungstheorie wie 9/11 hingewiesen. So machen diese Randale-Songs zusammen mit "Sirenen" immerhin fast ein Viertel des Langspielers aus. Gerade diese extremen Pegelspitzen in alle Richtungen lassen das Album im ersten Moment konzeptlos wirken, bis sich nach dem letzten Track die Puzzlestücke im Kopf zusammenfügen.


    In meiner kleinen Blase mach' ich es mir kuschelig/
    Jeder weiß, dass 9/11 Unsinn ist/
    Dunkle Mächte sind dahinter, wahrscheinlich sogar der Zuckerberg/
    Mobilfunknetze nicht sicher, ich funke in 'nem Bunker drin/

    (Casper auf "Morgellon")


    Fazit:
    Trotz oder gerade wegen der langen Arbeitszeit an "Lang lebe der Tod" hätte ich nicht so ein wildes Durcheinander erwartet. Es fehlt anfangs anscheinend einiges an Struktur, Klarheit und gerade wenn man sich das Gesamtwerk und dessen Titel betrachtet, wird dieses Gefühl im ersten Moment bestärkt. Und genau das scheint auch gewollt zu sein. Ein so komplexes, unstimmig wirkendes Album war selten so perfekt aufeinander zugeschnitten wie dieses. Die ganze musikalische Selbstquälerei, diese Opferrolle, die Casper auf den Leib geschnitten zu sein scheint, als sei er der Messias der Rapszene. Was zuerst mit einem lauten Knall beginnt, flaut im Laufe der Spieldauer immer weiter ab, bis am Ende mit "Flackern, flimmern" der Stilbruch und die Wandlung vollzogen ist. Wie ein Phönix zurück in die Asche werden hier die Themen aus "Kontrolle/Schlaf" und "Endlich angekommen" neu verpackt und machen den Song zum ruhigen Highlight der Platte. Textlich merkt man dem Album seinen langen Werdegang und die investierte Zeit deutlich an, alles ist sauber und stimmig auf den jeweiligen Song zugeschnitten. Musikalisch wurde hier und dort einiges Neues ausprobiert, von dem mich leider nicht alles überzeugen konnte, allerdings dürfte wohl jeder Hörer bei so einem wilden Mix seine Lieblingsstelle schnell gefunden haben. Gerade dieser Mut, nicht den normalen Weg zu gehen, um ein Album zu produzieren, das auf Anhieb gefällt und Freude macht, sondern eine Scheibe, die man lange hören und überdenken muss, ist es, was "Lang lebe der Tod" zu einem typisch untypischen Casper Album macht, das sich auf keinen Fall zu verstecken braucht.



    Stefan Bergermann



    [redbew]2266[/redbew]




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    Gegenreview von Max:



    Geht es nur mir so oder ist der Hype um "Lang lebe der Tod" so gering wie vor "XOXO" nicht mehr? Schaut man sich die Single-Charts der letzten Wochen an, dann gab es bisher keinen so richtigen Hit, der in den Mainstream vordringen konnte. Sogar die Klickzahlen sind gerade im Vergleich zu "XOXO" und "Hinterland" fast schon enorm eingebrochen. Bei Amazon steht bei der Box immer noch "Auf Lager". Woran kann das liegen? Klar: Klicks und Verkäufe sind nur Zahlen, über die Qualität sagen sie höchstens mittelfristig etwas aus. Klar ist auch: Natürlich hat Casper immer noch eine massive Fanbase, die ihm spätestens seit seinem Durchbruch treu zur Seite steht; über Verkäufe wird er sich zumindest kurzfristig auch dieses Mal keine Sorge machen müssen. Irgendwo jedoch scheint er ein ganzes Stück Mainstream-Hype auf der Strecke verloren zu haben und eine richtige Aufbruchsstimmung, der große Hurra-Moment kurz vor und nach Release ist außerhalb der szeneinternen und vielleicht noch musikrelevanten Kreise ausgeblieben. Hat Casper einfach zu lange gewartet? Ist seine Musik noch mehr eigen und damit interessanter geworden? Oder ist etwa, Gott behüte, "Lang lebe der Tod" einfach kein so gutes Album wie die vorigen drei?


    Eigentlich wurde doch alles, zumindest formell, gemacht wie bei "Hinterland": Elf Songs, eine gewaltige, erste Anspielstation, die auch als erstes ausgekoppelt wird, Features, die auf den exquisiten Geschmack des Protagonisten schließen lassen, gemischt mit ein, zwei Freunden, ein extrem trauriger Track mit ruhigen Parts … Doch irgendwie will der Funke diesmal nicht so richtig überspringen. Denn genau hier finden wir auch das Problem: Es gibt keines. Kein einziges. Alles funktioniert, ist bekannt, organisch und aufgebraust. Casper selbst beschrieb die Verschiebung des Albums als seinem Drang zur Perfektion geschuldet, wahrscheinlich wurden in dieser Zeit die noch restlichen Kanten geglättet. Während "Hinterland" mit einer Verbindung von Folk, Rap und Pop glänzen konnte, die es so in Deutschland noch nicht gab und "XOXO" sowieso alles über den Haufen warf, scheint es nun eindeutig an Inspiration zu fehlen. Am sinnbildlichsten ist da "Morgellon", benannt nach einer Novelle des langjährigen Freundes Jan Wehn, in dem Casper sich über Verschwörungstheorien lustig macht. Laut eigener Aussage war es für ihn dabei besonders wichtig, etwas Originelles zu schaffen, nicht den x-ten Song über so etwas in die Welt zu setzen. Ob ihm das gelungen ist?


    Da kommen Gifte vom Himmel und im Wasser, das du trinkst/
    Die sammeln Infos geschickt in Personalausweisen drin/
    Langeweile, die ganze Zeit, der Arbeitsplatz ist hin/
    Schuld an allem, ist klar, ganz einfach die Politik/

    (Casper auf "Morgellon")


    Versteht Ihr? Er zählt Verschwörungstheorien auf. Witzig. Oder? Natürlich wollen wir dabei nicht unterschlagen, dass er am Anfang jedes Verses eine ähnliche Formulierung benutzt, um so fast in Gedichtform die Geschichte von jemandem zu erzählen, der sich von dem Glauben an Verschwörungstheorien bis hin zum Wahnsinn entwickelt. Originell? Sicher nicht. Etwas Kritisches über den Glauben daran, den Konflikt, der in solchen Theorien besteht, die Schwierigkeit der Widerlegbarkeit, Vergleiche, kein von-oben-herab-Kritisieren? Fehlanzeige. Leider, denn wir wissen doch eigentlich alle, zu welch textlich reflektierten Höchstleistungen Casper normalerweise fähig ist. Ansonsten gibt es inhaltlich leider wenig zu erzählen: Die Depression verarbeitet in "Deborah" ist da vielleicht noch das Gelungenste, dünn wird es vor allem beim Thema Politik. Während der Interpret laut eigener Aussage unbedingt die aktuelle Verunsicherung und politische Veränderung verarbeiten wollte, ist im Ergebnis nicht mehr als "Scheiß Nazis!" und Schüsse in Richtung homophober Rapper herausgekommen. Schade, denn gerade mit einer umfassenden Politisierung oder zumindest Reflexion der aktuellen Ereignisse mit der eigenen Persönlichkeit hätte er der Figur Casper eine ganz neue, bis dahin kaum bekannte Facette geben können. So wie hier entlarvt es leider nur einen der größten Konflikte in der Darstellung des Künstlers: Wirkten seine Musik, seine Instrumentierung und die allzu weitreichenden Lyrics immer viel zu anders und dienten gleichzeitig als Identifikationsfläche, um überhaupt von einem Menschen stammen zu können, profanisiert sich Casper selbst. Aus einer so verworrenen Biografie und einem Typen mit so verworrenen Gedanken, die für niemanden richtig greifbar schienen, wird mit "Lang lebe der Tod" ein einfacher Typ, der über Verschwörungstheorien rappt, halbgare Konsens-Parolen über Politik herausfeuert und auch sonst nicht belanglos, jedoch aber weitaus normaler und durchschnittlicher herüberkommt als je zuvor. Er selbst mag dies nicht so empfinden und schon immer zumindest den Anspruch gehabt zu haben, eben wie jemand Normales zu wirken; jedoch machte gerade das Eigene, das für ihn normal zu sein schien, den Reiz der Texte der drei Vorgängeralben aus – dieser Reiz ist auf "Lang lebe der Tod" beinahe völlig verschwunden.


    Ich lieb' die Stimmung, kurz bevor hier alles hochgeht/
    Und selbst die Feinde meiner Feinde woll’n mich am Boden sehen/
    Alle meine Sorgen, lass sie gehen/
    Die gehen über Bord, ich lass sie gehen/

    (Ahzumjot auf "Lass sie gehen")


    Auch musikalisch bleibt es mau. Das große Steckenpferd des Künstlers, das für die gesamte deutsche Musikszene nun schon zweimal zum Weckruf geworden war, scheitert hier an seinen eigenen Ansprüchen: Am stärksten wird es noch, wenn Ahzumjot auf "Lass sie gehen" eine grandiose Hook liefert und Casper diese perfekt mit Parts bereichert – Highlight. Umso trauriger, dass "Wo die wilden Maden graben" (und ich hätte kaum geglaubt, dass ich sowas mal über einen Casper-Song sagen würde) auch auf einer Nickelback-Platte zumindest nicht herausstechen würde, während "Meine Kündigung" viel besser zu "Hinterland" passt als zum aktuellen Langspieler – nicht zuletzt auch wegen der deutlichen Anlehnung an "Endlich angekommen". Oft denkt man, dass dem Protagonisten der Mut fehlte, diesen einen Schritt nach vorne zu gehen, diese eine Weiterentwicklung zuzulassen und ein Risiko einzugehen, er sich stattdessen jedoch eher auf Bekanntes verlassen wollte und dabei oft durchschnittliche fast-schon-Filler wie "Keine Angst" zusammen mit einem hier viel zu unspektakulären Drangsal oder "Alles ist erleuchtet" herauskamen. Schade vor allem, wenn man sieht, dass durchaus mehr möglich ist: Absolutes Ausrasten wie bei "Sirenen", deutscher Untergrund in Verbindung mit einer dubiosen Ästhetik und dem kanyeesken Dilemma der eigenen Bekanntheit auf dem Titeltrack oder eben die Authentizität von "Deborah", das dann doch einmal echte Gefühle zu vermitteln vermag.


    Fazit:
    Casper selbst bezeichnete sich erst kürzlich als beliebtes Ziel von negativer Kritik. Doch stimmt das überhaupt? Schaut man mal so auf die Rezensionen vergangener Alben und auch des aktuellen, zeichnet sich ein gegenteiliger Eindruck ab: Casper ist ein absoluter Kritikerliebling. Und spätestens seit "Lang lebe der Tod" kauft ihm diese Opferrolle, die er zumindest kommerziell und musikalisch immer noch zu konstruieren versucht, keiner mehr ab. Casper würde gerne Musik einfach so droppen. Wie Ahzumjot das halt macht. Warum das nicht geht? Die Fans hätten nunmal zu große Erwartungen, für viele sei seine Musik mehr als nur das, sondern eben auch Lebensinhalt, da fühlt er sich in der Pflicht. Scheitert "Lang lebe der Tod" genau deswegen? Natürlich ist es kein schlechtes Album und liefert mit "Lass sie gehen", dem Titeltrack und "Deborah" sogar einige Highlights – im Vergleich zu vorherigen Alben und auch dem eigenen Anspruch ist dieses Werk jedoch nichts weniger als gescheitert. Schafft sich hier ein so derart vielversprechender Künstler, der über Jahre hinweg mit das Beste geliefert hat, das es im Deutschrap gab, Pflichten gegenüber Fans und einen Zwang zur Perfektion, dass er genau diese Lockerheit eben irgendwo verloren und gegen fehlende Themen gerade zum Ende hin und ein musikalisches Konstrukt eingetauscht hat, das sich an seinen schwächsten Stellen sogar auf einem Nickelback-Album finden könnte? Vielleicht sollte Casper einfach für ein Jahr jegliche Fanpost, -E-Mails und was man noch so alles bekommt, ignorieren und sich auf das konzentrieren, was für ihn zählt, nämlich Musikmachen. Denn sich einerseits über industrielle Zwänge und Verantwortlichkeiten, die natürlich und unbestreitbar mit seiner Größe als Musiker verbunden sind, zu beschweren, sich andererseits aber genau diesen Zwängen auch in der eigenen Musik hinzugeben – das funktioniert vielleicht beim x-ten Bangermusik-Prototyp, nicht aber bei einem der größten Innovatoren, die Deutschrap vor einigen Jahren aus der Versenkung geholt und mit gewaltiger kreativer Kraft nach vorne gehievt haben. Denn aktuell würde ich mir nach diesem an viel zu vielen Stellen verkorksten Album nichts sehnlicher wünschen: Einen Casper, der auf mich und seine anderen Fans scheißt, so schlimm das für einige ewig-Pubertierende sein mag, und einfach Musik macht, wie er Bock hat, mit wem er Bock hat. Nur dann, hoffe ich, wird man in einigen Jahren nicht dieses "Lang lebe der Tod" als den ersten Schritt zum Abstieg eines großartigen Musikers identifizieren, sondern lediglich als negative Nuance, als kleinen Ausrutscher, der ihm indirekt auch dazu verhalf, zu alter Stärke zurück zu gelangen und noch weit darüber hinauszugehen. Denn und daran kann auch der neueste Langspieler nicht ändern: Casper ist einer der größten und wichtigsten der Deutschrapgeschichte und hat auch das Potential, dies noch weiterhin zu sein.



    (Max)


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    01. Q1
    02. Queere Tiere
    03. Bilderbücher Konferenz
    04. Der Schrank
    05. Kontrollverlust
    06. Für immer
    07. Hüpfburg
    08. SSRI
    09. Die Freundin von
    10. You Only Die Once
    feat. grim104
    11. Hurensohn
    12. Absurdität
    13. Who Cares
    feat. Charlotte Brandi
    14. Ruhe


    Vor drei Jahren veröffentlichte sie den Track "Vorläufiger Abschiedsbrief“ , der der deutschen HipHop-Szene gewidmet war und einen kurzzeitigen Rückzug aus dem Rap-Business bedeutete, auch wenn sie dabei doch nie wirklich weg, in vielerlei Funktionen stets irgendwo präsent gewesen ist. Drei Jahre nach ihrem letzten Album ist Sookee nun wieder zurück, hat ihr mittlerweile achtes Release "Mortem & Makeup" im Gepäck und taucht damit in einer turbulenten Zeit auf, in der sie mit ihrem politischen Rap-Programm allerlei Anknüpfungspunkte finden sollte. Seit über zehn Jahren rappt die selbsternannte Quing of Berlin nun schon über Queerfeminismus und linke Politik, kritisiert soziale Machtverhältnisse und patriarchalische Strukturen. Für ihr neuestes Werk hat sich die Künstlerin, welche auch mit neuem Management, neuem Label und neuer eigener Tourband auftritt, eine Änderung ihrer Diskursivierungsstrategien vorgenommen, welche vormals zuweilen als Soziologievortrag mit sperriger Terminologie kritisiert worden waren. An dessen Stelle soll eine einfachere und zugänglichere Sprache treten, ohne dass sich Sookee dabei thematisch von ihren Wurzeln entfernen möchte. Ob sich die Berlinerin so allerdings noch weiterhin ihre komplexen Themen scharf und präzise auf Songlänge behandeln kann?


    Die Eröffnung macht die erste Single-Auskopplung "Q1", deren Entstehung auf das erste Quartal des vergangenen Jahres zurückzudatieren ist, scheint angesichts der Entwicklungen der angesprochenen Themen jedoch noch ungebrochen aktuell. Es geht um die AFD, Beatrix von Storch und Alexander Gauland, um Brandanschläge, Grenzschließungen und Obergrenzen. Dabei blitzt immer wieder latente Aggressivität in ihrer Stimme durch, die von Hi-Hats in der Hooks angestachelt wird. Man merkt, dass Sookee Neues ausprobieren möchte und dass hier noch einiges gehen wird. Mit "Queere Tiere" folgt schon sofort die nächste Vorab-Single, ein biologisch fundiertes Pamphlet gegen naturalistisch argumentierende Homophobie. Mit Verweisen auf die Tierwelt wird die alte Rechtfertigung, in der Natur sei Heterosexualität schließlich auch normal, da es in der Hauptsache doch rein um die Fortpflanzung und den Erhalt der Art gehe, auseinander genommen. Während eine humoristische Line nach der anderen gekickt wird, lebt auch der Beat von Fröhlichkeit und Unbeschwertheit. Mit Verschwörungstheorien rund um Chemtrails und die BRD GmbH wendet sich dann auch "Bilderbücher Konferenz" mit einer guten Portion Ironie einem aktuellen politischen Gegenstand zu. Hier muss sich die Rapperin, die sonst stets für Dialog und Verständigung eintritt, jedoch den Vorwurf gefallen lassen, dass eine Veränderung der Ansichten der besprochenen Personengruppe sicherlich nicht dadurch befördert wird, wenn sich über sie lustig gemacht wird.
    Neben dem "Kontrollverlust", dem wohl tanzbarsten und musikalisch progressivsten Song der Scheibe, kann auch "Who Cares" mit einem hingegen eher sublimeren Humor punkten. Hier reiten Sookee und Charlotte Brandi, Sängerin der Berliner Band "Me and My Drummer", die dem Lied mit ihrem kindlichen Gesang in der Hook eine unverkennbare Note hinzufügt, als "militante Hausfrauen", die sich weigern, weiterhin alleine zu kochen, zu putzen, abzuspülen und stattdessen aus Protest lieber inmitten des so entstandenen Schmutzes "Skulpturen aus […] Aschenbechertassenschimmel" formen, auf ihren Besen davon.


    In der Tierwelt wimmelt es nur so von Homos und Trans*/
    Delphinweibchen wissen, was 'ne Flosse so kann/
    Walmännchen reiben ihre Prengel, weil es schön ist/
    Nicht zu fassen, dass Menschen dagegen so blöd sind/
    Der halbe Meeresgrund ist inter* oder wechselt sein Geschlecht/
    FTM, MTF, nicht binär, alles echt/

    (Sookee auf "Queere Tiere")


    Doch wie der Titel der Platte bereits suggeriert, geht es auch um weniger lebhafte Themen. So rechnet "SSRI", was eine Untergruppe von Antidepressiva bezeichnet, mit gängigen Behandlungspraxen in Psychiatrien ab. Dabei werden Fragen wie "Was ist die Alternative zur Psychiatrie?" und "Wenn es Heilung nicht ist/ Ist es der Tod?" gestellt und Kritik an der Leistungs- und Verwertbarkeitsideologie zur Bewertung von Menschen geübt. Ein verwandtes und wohl noch kontroverseres sowie gleichzeitig sehr spannendes Thema behandelt der Song "Absurdität", welcher stark an den philosophischen Existenzialismus eines Jean-Paul Sartres oder Albert Camus' erinnert. An ein junges Kind adressiert, wird hier zu einem ruhigen Beat die Unmöglichkeit, den Beginn des Lebens selbst mitzubestimmen, reflektiert und das sinnlose Leiden in der Welt, von Camus als das Absurde benannt, berappt. "You Only Die Once" schlägt schließlich in eine ähnliche Kerbe, soll die Jugend und das Leben mitsamt all den Qualen, Enttäuschungen, leeren Versprechungen und unerfüllten Erwartungen hier überwunden werden. Denn "Unendlichkeit kann doch niemand wollen". Nicht zuletzt die Cuts in der Hook der Feature-Part von grim104 sorgt allerdings für etwas mehr Augenzwinkern auf dieser Anspielstation.

    Man hat dich ungefragt in diese Welt gebracht/
    Nur weil da welche Bock hatten auf Elternschaft/
    Du bist gezwungen, zu atmen/
    Willst nur noch schlafen/

    (Sookee auf "Absurdität")


    Dass auf "Mortem & Makeup" der theoretische Ballast zugunsten von Storytelling und einer verständlicheren Perspektive, in die sich die Hörenden besser einfühlen können, abgeworfen werden soll, wird vor allem auf zwei Songs, welche jeweils aus der Sicht eines Kindes beziehungsweise Jugendlichen geschrieben sind, deutlich. Die "Hüpfburg" wird durch Sookee zum Symbol der Diskrepanz kindlicher Unschuld und menschenverachtender, faschistischer Ideologie, zwei Denkweisen, die sich allerdings auf dem aufblasbaren Spielgerät begegnen, wenn dieses zur Belustigung des Nachwuchses auf dem Fest einer rechtextremistischen Partei aufgestellt wurde. Auch hier wird ein Thema aufgegriffen, dessen Bedeutung nicht zu unterschätzen ist, welches jedoch aufgrund der Abschirmung von Kindern gegen gewisse Investigationen diskursiv in der Öffentlichkeit nicht sehr präsent ist. "Hurensohn" dreht sich um die Beziehung des Sohnes einer Sexarbeiterin zu seiner Mutter, womit erneut ein in der feministischen Szene aktuell vieldiskutierter Gegenstand aufgegriffen wird. Während diese Beziehung von einer liebevollen Fürsorge, von Verständnis und gegenseitiger Verehrung geprägt ist, wurde der Titel witzigerweise auf einer großen amerikanischen Multimedia-Handelsplattform zensiert veröffentlicht, obwohl der Text doch vielmehr den Gegenentwurf zur im HipHop gängigen Verwendungsweise jenes Begriffs bildet.
    Auf "Schrank" versetzt sich Sookee erneut in die Perspektive jemandes anderen, wenn ein Mann sich in einen anderen Mann verliebt, doch sich so sehr sorgt, "dass man ihm es ansieht/ Die Gedanken wer rauskriegt" und schließlich resigniert, ohne sich seine Wünsche und Begehren erfüllen zu können. In Begleitung des Chor-Samples eines atmosphärischen Instrumentals behandelt Sookee wohl eines ihrer traditionellen Kernthemen, zeichnet dabei doch den gesellschaftlichen heteronormativen Druck vielleicht etwas zu drastisch, als er real existiert. Schließlich ist "Die Freundin von" ein weiteres Highlight des Albums, auf dem sich die Berlinerin an ihre Jugendtage erinnert, in denen sie unter Gruppenzwang und dem Wunsch, dazuzugehören litt, ihre vermeintlichen Freundinnen und Freunde sie jedoch schlecht behandelten. Soziale Hierarchien, Machtverhältnisse und der Wunsch nach Integration werden hier eben nicht theoretisch und komplex verhandelt, sondern lebensnah und anschaulich im persönlichen Mikrokosmos der Künstlerin dargestellt.


    Die Kids in seiner Klasse gucken Internetpornos/
    Deren Eltern halten ihn für verdorben/
    Wenn er morgens aufsteht, ist sie noch wach/
    Macht Frühstück, sagt ihm, wie lieb sie ihn hat/

    (Sookee auf "Hurensohn")


    Auch musikalisch hebt sich "Mortem & Makeup" von seinen Vorgängerprojekten ab. Die Beats harmonieren stärker mit den Texten und vermögen stets die passende Stimmung zu kreieren. Dabei wurde mehr Wert als früher auf die hier sauber ausgearbeiteten Produktionen gelegt, für die sich hier LejiOne, Riffsn, Danger Dan, Majus Beats und Beat 2.0 verantwortlich zeigen und welche Sookee öfters mal zum Singen bewegen und nur noch selten auf einem technisch anspruchsvollen Level gespittete Bars provozieren. Die damit einhergehende Wandlung hin zu mehr Storytelling, welche mitnichten an der Tiefe der Texte zu rütteln vermag, wird allerdings sicherlich nicht jedem Fan der ersten Stunde gefallen, finden Anhängerinnen und Anhänger der Quing of Berlin doch nicht selten Gefallen daran, in die theoretischen Reflexionen und rhetorisch hochtrabenden Diskussionen einzusteigen. Denn welcher Deutschrapperin wird schließlich schon bei einem Song gegen Machoattitüden ("If I Had A") vorgeworfen, sie stigmatisiere Trans-Frauen, wenn sie die Cisgender-Identität zur Norm erhebt?


    Fazit:
    Sookee ist mittlerweile Berufsmusikerin, hat sich als Künstlerin auch außerhalb von subkulturellen Nischen etabliert und versucht, auch neuen Publikumsgruppen zu erreichen. Während sie weiterhin politischen Rap machen und ihren Wurzeln verhaftet bleiben möchte, hat sie sich dennoch vorgenommen, dabei weniger belehrend zu wirken und sich in der Herangehensweise der Behandlung ihrer Songthemen ein kleines bisschen neu zu erfinden. Das Rezept für ist voll aufgegangen! Sie wirkt ruhiger und ausgeglichener, weniger aggressiv und auf Konfrontation getrimmt, nähert sich auf "Mortem & Makeup" verschiedenen Problemen und Thematiken aus unterschiedlichen Perspektiven und verliert thematisch nicht an Tiefe. Während die Scheibe inhaltlich breiter gefächert ist als frühere Releases, kann die Musikerin vor allem mit auf den Beat gepackte Empathie und mehr Musikalität als zuvor überzeugen. So zeigt uns die Vorreiterin ihrer Szene auf ein Neues, dass Rap ein passendes Medium für Feminismus, aber auch für viele andere spannende und aktuelle politische und soziale Themen ist. Und wir können gespannt werden, wie die Entwicklung einer Künstlerin, die nicht auf der Stelle treten möchte, weitergehen wird.



    Maximilian Lippert



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    Hallo, stell dir vor, du hast Krebs! Was tust du? Du holst dir eine zweite Meinung. Möglichst von jemand Kompetenten, der aber mit der Sache bislang nichts zu tun hatte. Mein geschätzter Kollege KDePa, den ich leider nicht so gut kenne, weil er in dem anderen der r.in-Zwillingstürmen sitzt, hat eine Review zu Sookees neuem Album "Mortem & Makeup" geschrieben, die ausgesprochen gelungen ist, deren hohe Bewertung in der Redaktion aber durchaus umstritten ist. Dementsprechend wurde ich gebeten, das gute Stück einer Zweitbegutachtung zu unterziehen. Sookee war mir bislang übrigens unbekannt, sogenannten "Zeckenrap" höre ich aber gerne, vor allem natürlich den meiner Meinung nach besten deutschsprachigen Rapper grim104 (so sorry, Chakuza), der hier hier sogar als Gast am Start ist. Ich muss gestehen, dass ich zunächst annahm, Sookee sei identisch mit dieser Person hier:



    Dieses Unwissen beziehungsweise diese Unvorbelastetheit, verbunden mit dem fehlenden Druck, eine umfassende Review machen zu müssen (das hat der Kollege ja schon getan) wollen wir nutzen, um unschuldig und objektiv an die Sache heranzugehen. Das Cover ist dabei normalerweise ein guter Start, hier aber nicht. Sieht aus wie My-Chemical-Romance-Fanart, circa 2005. Der Titel wirkt auch etwas prätentiös: "Mortem & Makeup" spielt offensichtlich darauf an, dass sie eine Frau ist (Makeup) – aber "mortem"? Wirkt, als wolle jemand ganz sichergehen, dass jedermann kapiert, dass hier deepe Thementexte zu erwarten sind.
    Wenden wir uns den Songs selbst zu: Bei "Q1", ebenfalls erste Single, fällt zunächst vor allem der Beat auf. Verzerrte basslastige Melodie, die sich durch den Song zieht und zusammen mit sporadischen Hi-Hats und Synthiebögen in ihrer Komplexität richtig gut funktioniert. Problem: Dem dicken Brett muss man stimmlich erst mal Herr werden. Sobald Sookees Stimme einsetzt, merkt man: Technisch kann sie das vielleicht sogar, ihre stimmliche Präsenz reicht für einen solchen Beat aber schlicht nicht aus. Hört sich an wie: VBT-Durchschnittsdepp besorgt sich ordentlichen Beat und nimmt dann im Hobbyraum auf. Aber hey, technisch ist das gar nicht so schlecht, mit etwas mehr Druck in der Stimme würde das funktionieren. Und was will sie uns erzählen?


    Eure Tortendiagramme sollten in der Storch ihr Gesicht landen/
    Die AfD ist zweistellig, würd' doch bloß einer 'nen Witz machen

    (Sookee auf "Q1")


    Steinbach bleibt Steinbach/
    Und Blaukraut bleibt Blaukraut

    (Sookee auf "Q1")


    Okay, fuck, das muss doch ein Ausreißer sein. Neverever kann die das auf der ganzen Scheibe so durchziehen. Mutig, als erste Single eine Persiflage zu wählen, aber kann man machen. Ich frage mich gerade, ob Sookee vielleicht in Wirklichkeit Kalkofe ist, als diese Buchstabenketten vor meinem inneren Auge vorbeiziehen:


    In ein paar Jahrzehnten ist diese Scheiße vorbei/
    Vollgekackte Windeln auf dem Schreibtisch sind lehrreich/
    Vielleicht mündet das Ganze in 'nem Gebährstreik/
    Muahahaha, lacht nur drüber

    (Sookee auf "Who Cares")


    Flamingos, Geier, Störche und Möwen/
    Es gibt viele Tiere, die gern feiern und vögeln

    (Sookee auf "Queere Tiere")


    Er ist kitzelig unter der Fußsohle/
    Er scheut niemals eine Mutprobe/
    Überwindet den tiefsten Abgrund/
    Scharfe Sinne so wie ein Wachhund

    (Sookee auf "Hurensohn")


    Welche Realität darf es denn sein/
    Der Kittel ist weiß und die Frage zu klein/
    Was ist die Alternative zur Psychiatrie?

    (Sookee auf "SSRI")


    Sie trägt gern einen freshen Hijab/
    ganz viel Glitzer, ganz viel lila

    (Sookee auf "SSRI")


    Kurz gegooglet: Die hat studiert? Jemand, dessen Muttersprache Deutsch ist, schreibt solche Texte? Das Großartige an "Queere Tiere" ist – und das erkennt Sookee nicht – , dass ihre Argumentation genauso naturalistisch ist wie die, die sie kritisiert. Denn dem Geficke von irgendwelchen Viechern das Geficke von Bonobos gegenüberzustellen, versetzt einen nur in quantitative Unterlegenheit (da deutlich mehr Tiere #nohomo sind) und hebt die Argumentation nicht auf eine andere Ebene, sondern dient lediglich als Replik auf Kindergarten-Niveau. Wie viel Mate muss man tanken, um zu denken, dass ein Thema wie psychiatrische Behandlung, mit dem ganzen Rattenschwanz, der daran hängt (Beziehung Psychatrie/ Psychologie, Verhaltenstherapie als faktische Maßregelung, medikamentöse Einstellung von Jugendlichen, etc. pp.) mit geistreicher Lyrik wie "Lange Flure/ Anfang suchen/ Ende finden" wirklich behandelt werden kann, ja sogar einen ernsthaften Denkanstoß entwickeln könnte? Diese angestrengte Dümmlichkeit zieht sich wie der rote Faden eines Tampons durch das Album, das es unterhalb der ganz großen Themen (Geschlechtergerechtigkeit in "Who Cares", Homosexualität in "Queere Tiere" und "Der Schrank", Prostitution der Mutter in "Hurensohn", Rechtsrock in "Hüpfburg", Frauenbild in "Die Freundin von") nicht macht. Ein anstrengender Parforce-Ritt durch die Welt eines Ersti-Asta-Referenten für Genderfragen einer ostdeutschen FH (höha, schnella, Mittweida!) oder eines VdK-Ortsvorsitzenden in einem versnobten Hamburger Vorort. Ob Sookee wohl auch einen normalen Tag hat? Frühstück, Arbeit, ÖPNV, Kacken? Oder besteht ihr Leben wirklich aus einer Aneinanderreihung von gefühlten Ungerechtigkeiten? Und dreht sich jeder ihrer Gedanken nur um solche Sozialthemen?
    Die gute Nachricht ist, dass sich dabei der Eindruck verstetigt, dass Sookee tatsächlich keine so schlechte Rapperin ist, wie es ihr leidenschaftsloser Umgang mit Sprache vermuten ließe. Aber schade, dass Instrumentarium und MC so wenig kompatibel sind: Wie schon im Opener kann die Rapperin in "Hurensohn" mit der Komplexität des relativ breiten und variablen Sounds wenig anfangen und rettet sich eher durch den Song, statt mit ihm zu spielen. "SSRI" versucht durch düstere Beats und Bläser Dringlichkeit zu vermitteln, Sookee geht in der Kakophonie aber verloren, was auch daran liegt, dass sie mit exakt einer Stimm- und Tonlage arbeitet – das funktionierte für Morlockk Dilemma meist schon nicht. Was Sookee allerdings kann, das ist Tempo, und das ist eigentlich die Kür für jeden MC. Zwar quält in "Kontrollverlust" erneut die Spencereske Überinstrumentierung, die wirklich nicht einfach zu beherrschenden Tempiwechsel meistert sie aber mit Bravour. Diese Fähigkeit geht zu oft unter, rettet das Album jedoch aus technischer Sicht in den Durchschnitt, da Sookee so in Songs wie "Die Freundin", "Ruhe" und "Bilderbücher Konferenz" eine Art Flow gelingt, trotz der stimmlichen Monotonie und der oftmals unnötig gebrochenen Produktion: Jeder einzelne dieser Songs täte gut daran, einen Haken weniger zu schlagen, einmal öfter die einfache Route zu nehmen, eine Strophe auszulassen oder keine so starke Zäsur zur Strophe herzustellen. Die übermäßig komplexe Struktur der meisten Songs kommt Sookee als MC nicht zugute, wirkt gewollt und genug vernünftige Soundideen waren dafür auch nicht vorhanden, so dass in eigentlich jedem Song eine eher schwache Passage hängenbleibt.
    An den Reglern saßen größtenteils LeijiONE und Riffsn, letzterer einer der fürchterlichen Nervensägen von Grossstadtgeflüster, ersterer Mitglied der ebenfalls kaum auszuhaltenden TickTickBoom und Produzent schwächerer "Zeckenrapper" wie Neonschwarz. Macht einen beim Lesen jetzt nicht feucht, immerhin zeigen sich die beiden bemüht, etwas Abwechslung zu schaffen. Ein Überkracher gelingt ihnen dabei nicht, Totalausfälle gibt es aus Produzentensicht aber auch nicht zu verzeichnen. Das Problem der mangelnden Abstimmung mit der MC ist umso bedauerlicher, als dass die beiden offenkundig aus ihrer Ecke kommen und hier mehr als eine distanzierte Auftragsarbeit zu vermuten ist. Wie es anders ginge, zeigt der nicht nur wegen grim104 stärkste, wenngleich dämlich benannte, Track "You only die once": Beat, Sample, fertig das Ding. Sookee fühlt sich hier merklich wohl und kann einfach mal rappen, das klappt dann auch ganz gut.


    Fazit:
    Warum sollte man sich das anhören beziehungsweise wer hört sich das an? Also, angenommen ich bin so sorgenfrei linksliberal wie Sookee, bleibe dabei aber aus irgendeinem Grund total oberflächlich und suche nach zu mir passender Musik: Kaufe ich dann Sookees Musik, weil sie mich ständig bestätigt? Läuft das so? Wie ist das mit Fernsehen und Zeitschriften bei diesen Leuten? Konsumiert man dann nur innerhalb seiner kleinen beschränkten Welt, aber bitte fein säuberlich außerhalb des Ringrandes, in dem ein echter Sachdiskurs stattfindet? Stelle mir ein Sookee-Konzert sehr, sehr homogen vor. Jeder gewollt unterschiedlich, aber alle landen dann doch bei ein paar Tattoos irgendwo und einem Job im Umfeld des öffentlichen Diensts wie die MC übrigens auch (Lehrerin und Doktorandin). Technisch gibt es tausend schlechtere Rapper als Sookee, ebenso viele bessere aber auch. Produktion ist auf jeden Fall okay, wenn auch ohne Kohärenz. Aber was hier wirklich fehlt, das ist die Liebe. Sookee hakt hier Gender, Homohate und irgendwas mit Tierleiden wie auf einer Checkliste ab, statt authentisch für eine Sache einzutreten oder Überzeugungsarbeit zu leisten; jedes einzelne dieser Themen würde doch problemlos ein eigenes Album mit vertiefter Betrachtung rechtfertigen. Ich wage, zu sagen: Es wirkt wie eine Verkaufsmasche von jemandem, der den echten Diskurs, dort wo er wirklich ausgetragen wird, zum Beispiel in der Politik, scheuen muss, da nur Rapfans dumm genug sind, ihm diesen aufgewärmten Brei in dieser Form abzunehmen.



    Franz Xaver Mauerer


    [redbew]2232[/redbew]


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    01. Der Misserfolg gibt mir Unrecht
    02. Tilt!
    03. Gettin' Jiggy With It
    04. Marie-Byrd-Land
    feat. Tristan Brusch
    05. Urlaubsfotograf
    06. Wie alle Kippenstummel zwischen den Bahngleisen zusammen
    07. Atomkraftwerke am Strand
    08. Die Alpen
    09. Kreuz
    10. Inneres / Äußeres
    11. Kino
    feat. Josef Hader
    12. Irgendniemand feat. Tristan Brusch
    13. Loser
    14. In deiner Stadt
    feat. Tristan Brusch


    Der Pressetext von "†il†" kündigt eine Abrechnung mit Gewesenem und einen Aufbruch nach vorne an. Wird also aus dem ehemaligen Freestyle-Rapper nun endgültig ein Indiepop-Künstler á la Tristan Brusch? Die Singer-Songwriter-Qualitäten sind bekanntermaßen vorhanden. Was wohl auch der Grund dafür war, dass Reviews zu Maeckes-Alben in der Vergangenheit immer ein großes Unterfangen waren. Zu inhaltslastig und dadurch undurchdringbar waren seine letzten Releases, sowohl Solo als auch als Teil der Orsons – wenn es einmal "Maeckes-esk" wurde. Hat man einmal das Geniale hinter dem abstrakten Gemälde mit vielen gegensätzlichen Farben erfasst, so erwartet einen stets etwas Wunderschönes, das aber nichts für jeden und zu jeder Zeit ist. Wenn er also beschließt, mit Tristan Brusch und Äh, Dings ein Album, das für die meisten etwas musikalischer und somit zugänglicher ist, zu machen, dann spricht da eigentlich nichts gegen – ganz im Gegenteil!


    Maeckes, von einem simplen Gitarrenriff begleitet, kämpft sich gleich zu Beginn durch seine eigene depressive Gedankenwelt, nur um letztlich mit der Frage "Herr Ober, spucken sie mir nochmal eine Suppe?" aufzugeben und es unter schallenden Schlagzeug-Becken herauszuschreien. Schon hier zeigt sich wieder: Der Typ schreibt und denkt anders. Das kann einerseits befremdlich wirken, andererseits passt es auch gut und klingt irgendwie nachvollziehbar. "Wenn zum Beispiel der Pfarrer von der Liebe predigt, lernen die Menschen nicht das Lieben, sondern das Predigen." Er fügt die scheinbar verrücktesten Überlegungen – wie ein glitzernder, aber trister und wertloser Müllberg; Augen, die einem Schließmuskel ähneln und ein Rücken in der Form einer Rutsche – zu einer sonderbaren, fremden und doch bedrückend schönen Welt zusammen. Es ist eine Achterbahn der Gefühle: Ernst, zuweilen auch sehr traurig. Gleichzeitig aber wunderschön, streckenweise gar komisch und Halt gebend. Und doch sind es genau diese Gegensätze, die einen Track über den eigenen Vater ("Urlaubsfotograf"), das Gefühl von Sehnsucht ("Wie alle Kippenstummel auf den Bahngleisen zusammen"), die innere Leere ("Die Alpen") und das Selbstwertgefühl ("In der Stadt") so besonders machen, da er mit diesen Themen anders umgeht und somit mit vorgefertigten Wahrnehmungen und Gedanken bricht. Am Ende wünscht man sich fast schon, selbst ein "Irgendniemand“ oder "Loser" zu sein. Dass der gebürtige Österreicher es auch etwas kohärenter kann, zeigen ein melancholischer Song über das unerwiderte Lieben ("Marie-Byrd-Land") und "Kreuz" – ein simpler, aber dramatischer Storyteller über einen Jungen und seine erste Liebe, so geschrieben, dass ihn jeder auf Anhieb versteht und sich identifizieren kann. Und wenn es einmal zu viel und zu verstrickt wird ("Inneres / Äußeres", "Kino"), dann haben wir zum Glück noch den klar geschriebenen Refrain, an dem wir uns orientieren können. So sehr die Strophen einen Spielraum für Interpretationen bieten, in der Hook wird alles auf den Punkt gebracht.


    Kommen wir zum Sound: Hier werden die Einflüsse von Tristan Brusch und Äh, Dings zum alles bestimmenden Moment. Der schon längst über Bord geworfene Status Quo eines Rap-Albums wird auf "Tilt" noch einmal aus dem Wasser gefischt und erneut in die Tiefen der Weltmeere gestoßen. Es wird in die Tasten gehauen, Glocken geklingelt, Gitarren gezupft, getrommelt und natürlich gesungen und geschrien – im ganzen Gestus dieses so lauten wie leisen Werkes. Gut, dass die drei trotz der Percussions, Gitarren, Bläser und anderen Tönen, die fast über das gesamte Album gewittern und gleiten, die kopfnickenden Rap-Fans nicht vergessen. Gerade auf dem lässigeren "Tilt!" und "Gettin' Jiggy with it" hört man am deutlichsten heraus, dass in ihm ein echter MC steckt. "Alpen" ist mit seinem Piano im Sample-Kostüm noch viel mehr Rap als der gespielte Bass auf "Atomkraftwerke am Strand", der an die programmierte knarzig-treibende Bassline von "Ich rolle mit meim Besten" erinnert. Trotzdem ist der musikalische rote Faden organisch, live-tauglich und vor allem Rap-untpyischer als auf vorherigen Maeckes-Releases. Harmonie wird hier großgeschrieben. Groß, aber in Kleinbuchstaben: Der gezielte Einsatz von einzelnen Elementen und die stellenweise skizzenartigen Arrangements fügen sich nahtlos zusammen. Hier stört nichts, überrascht einen oder sticht heraus. Nichts grundlegend Neues, aber definitiv auch nicht verkehrt. Adrenalin-Junkies würden es wohl "plätschern" oder "belanglos" nennen. Keine bretternden Beats aus krachenden Drums und aggressiven Synthies – die gewohnte Power und Energie, die entsteht, wenn man die Fruity-Loops-Datenbank plündert, ist hier nicht vorhanden, sondern viel subtiler.


    Fazit:
    "†il†" ist ein Album ohne objektive Schwachpunkte, bei dem man schnell merkt, ob es einem gefällt oder nicht. Es ist Maeckes' am schärfsten gezeichnetes Album und der nächste logische Schritt nach seinen vorherigen Releases in Richtung Open-Minded-Musiker. Das Gefühl von Hilflosigkeit, Resignation und daraus resultierender Losgelöstheit zieht sich durch das gesamte Werk. Aus der entsprechenden Perspektive kann man seine helle Freude haben und sich aufgrund der individuellen und charismatischen Texte richtig hineinfressen. Wem das Deutschrap-Korsett noch nicht zu eng geworden ist, dem wird das Ganze wohl eher nicht zusagen.



    Gilbert Nagel


    [redbew]2127[/redbew]


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    Es ist wieder soweit: Das VBT steht im Viertelfinale, langsam haben sich die Besten der Besten des diesjährigen Teilnehmer gefunden und nach einigen großartigen Duellen geht es nun endgültig in den finalen Kampf um den Turniersieg, den Flug nach Miami und die Alben-Produktion. Grund genug also, die acht Charakter, die im Turnier nun noch übrig geblieben sind, ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen und sie euch einmal detailliert vorzustellen: Immerhin sind ja nicht nur ihre Battles interessant, sondern auch ihre bisherige musikalische Leistung, ihr Stil, ihre Diskographie. Was macht diese Rapper aus? Warum waren sie bislang so erfolgreich im Turnier? Was gibt es von ihnen sonst noch zu hören? Diese Frage sollen die VBT-Portraits nun klären, indem wir uns einmal ausführlich Zeit nehmen, um den Werdegang, den Stil und ein besonders hervorstechendes Release zu besprechen. Immerhin ist VBT ja kein reines Battle-Event, sondern auch eine Talentschmiede für Newcomer und aufstrebende Musiker. Was die letzten Acht dieses Turniers in petto haben, werden wir nun also genauer unter die Lupe nehmen.


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    "Mutterf*cker das ist…."


    Aytee, der wahrscheinlich populärste und klickstärkste Rapper im diesjährigen VBT. Mit druckvollem Flow und einer unwahrscheinlich hohen Anzahl an Punchlines battlete sich der Kronauer Rapper bis ins Viertelfinale, wo er in einem hitzig und kontrovers diskutierten Battle knapp gegen Pamera-Mitglied Acou ausschied. Vielen erst durch seine Teilnahme am JBB 2014 ein Begriff, hatte er schnell einen entsprechenden Ruf weg, mit welchem allgemein hin wenig Positives konnotiert werden dürfte. Ein Grund mehr, in diesem Portrait die zahlreichen Facetten dieses Musikers aufzuzeigen.


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    Werdegang:


    Der '92 geborene Rapper ist bereits seit 2008 im Rap-Game aktiv und tat, aller Kritik zum Trotz, seine ersten Schritte auf rappers.in. Wie er in einem kurzen Textinterview bekannte, waren es damals unter anderem die unzähligen Free-Beats, welche ihn dazu motivierten, mit dem Rappen zu beginnen. Im hiesigen rappers.in-Kosmos trat Aytee jedoch erst im VBT 2011 direkt in Erscheinung, wo er allerdings bereits in Vorrunde eins an den Flensburger Rapper Luke geriet. Mit 5:3 unterlag er diesem, was jedoch gegen einen derartigen Battlerap-Veteranen mitnichten von mangelnden Skills, sondern vielmehr von massivem Lospech zeugte. 2012 gab er nach einem Sieg in Vorrunde zwei auf. Erst 2013 lief es besser, so überwand er mit dem diesjährigen Achtel-Finalteilnehmer Bernd ohne Namen in der Zwischenrunde einen schweren Brocken und scheiterte im 64tel-Finale knapp am Rapper Hörflug. Für die Splash!-Version des VBTs 2014 trat er zusammen mit seiner Crew "Trotzdem Records" an, welche zwar in die Vorauswahl kam, jedoch durch den User-Vote letztlich nicht ins Turnier einzog. Die Crew fungiert ebenfalls als Label und beherbergte desweiteren Rapper-Kollegen Aze, mit dem in Zusammenarbeit bereits die "Up in smoke"-EP entstand, Haus-Produzent DJ Dawie und einige andere, für die Aytee als Geschäftsführer fungierte. 2014 kam dann die JBB-Teilnahme und, mit ihr verbunden, der große Hype, der auch nach dem Ausscheiden im Halbfinale erhalten blieb. Mit diesem Rückenwind kämpfe sich Aytee bis ins Viertelfinale des diesjährigen VBTs. Trotz einigem Realtalk bewiesen er und Acou gegenseitiges Fairplay und zeigten nach dem Battle vorbildlich, wie man unter Freunden mit derartigen Geschichten umgehen können kann und sollte.
    Hier schlecht einzuordnen und trotzdem der Erwähnung bedürfen die drei EPs und die zwei Audiopakete, welche Aytee in den letzten Jahren zusammengetragen und auf seiner Facebook-Seite zum freien Download zur Verfügung stellte.


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    Stil:


    Vielen Rappern wird druckvoller Flow und "In-die-Fresse-Rap" unterstellt, selten haben sich die Künstler diese Attribute auch verdient. Nicht so bei Aytee, der es nämlich vermag, selbst einfachen Beleidigungen oder sogar witzigen Lines eine menge Nachdruck und punchende Wirkung zu verleihen. Kein Singen, kein smoothes Laidback, bei Aytee geht es straight ins metaphorische Fressbrett des Gegners. Ob mit Vergleich und Pointe kreative Punchlines ausgeteilt, ein detailreiches (negatives) Bild gezeichnet wird oder der Rapper gekonnt seine Fähigkeiten im Bereich des atmosphärischen Storytellings in Szene setzt: Text und Flow sind Aytees Stärken. Mehrfach bewies er dabei auch, das sich guter Text und variantenreicher Flow in Kombination mit schnellen Doubletime-Passagen nicht ausschließen müsen. Videotechnisch werden die Battles mit entsprechenden Effekten und gedimmten Farben dargestellt und erzeugen so von Beginn an eine passende Battle-Atmosphäre. Fast genauso prägend wie sein Flow ist wohl Aytees Image als Drogenkonsument, welches er z.B. in der VBT-Qualifikation thematisierte. Dass er nicht nur Battlen kann, sondern durchaus ein vollwertiger Rapper und Musik ist, beweist er auf seinen EPs. Besonders hervorzuheben ist dabei die "Cyberjunk" EP, welche nicht nur das stringenteste Werk darstellt, sondern mit etlichen guten Features glänzt. Eine Mischung aus persönlichen Texten, Storytelling und battlelastigen Tracks erwarten denjenigen, der es schafft, über seinen eigenen Schatten zu springen und das JBB unter etlichen Nachahmerturnieren des VBTs sein zu lassen. Wer übriegns Aytee auch mal auf gänzlich anderen Beats hören möchte, sollte sich den 2013 erschienen (und bereits obig verlinkten) Freetrack "Freiheit" geben, der eine erkleckliche Anzahl an Geschwistern besitzt.



    Tracklist


    01 Cyberjunk (prod. Phil)
    02 Ich zu sein... (prod. Peet)
    03 Pizzakurier feat. Aze (prod. Fresho)
    04 Einer von ihnen feat. Donzen (prod. BeatsByFrankie)
    05 Terminator feat. Mason Family (prod. Adamack)
    06 Affengene (prod. Scheppaciddy)
    07 Bis der Hurensohn tot is' feat. Furb (prod. Minoru)
    08 Dosenpfand feat. Ryda (prod. Fresho)
    09 Zappzarrapp feat. LZA & Aze (pro. Tristan)



    Bonus Tracks


    01 Ich zu sein... (Ceno Limit Remix)
    02 Westernfilm feat. Aze (prod. Scheppaciddy)
    03 Drunkenmasters Freestlye feat. Ryda (prod. Justus Beatz)
    04 Besoffene Leguane auf Koks feat. Ryda, Phil & Tobi Tacheles (prod. Scheppaciddy)
    05 Film (BzumZ Remix)


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    Es ist wieder soweit: Das VBT steht im Viertelfinale, langsam haben sich die Besten der Besten des diesjährigen Teilnehmer gefunden und nach einigen großartigen Duellen geht es nun endgültig in den finalen Kampf um den Turniersieg, den Flug nach Miami und die Albenprodkution. Grund genug also, die acht Charakter, die im Turnier nun noch übrig geblieben sind, ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen und sie Euch einmal detailliert vorzustellen: Immerhin sind ja nicht nur ihre Battles interessant, sondern auch ihre bisherige musikalische Leistung, ihr Stil, ihre Diskographie. Was macht diese Rapper aus? Warum waren sie bislang so erfolgreich im Turnier? Was gibt es von ihnen sonst noch zu hören? Diese Frage sollen die VBT-Portraits nun klären, indem wir uns einmal ausführlich Zeit nehmen, um den Werdegang, den Stil und ein besonders hervorstechendes Release zu besprechen. Immerhin ist VBT ja kein reines Battle-Event, sondern auch eine Talentschmiede für Newcomer und aufstrebende Musiker. Was die letzten Acht dieses Turniers in petto haben, werden wir nun also genauer unter die Lupe nehmen.


    Werdegang:


    Man schrieb das Jahr 2004 als Acou seine ersten Zeilen einrappte und begann, sich mit der Beatproduktion zu beschäftigen. Damals, noch ganz am Anfang, geschah all dies natürlich noch ohne großes Publikum und Zuhörer: Er knüpfte viele Kontakte, darunter auch zur 111-Übersound-Crew, und feilte weiterhin an seinem Rap, bis er dann 2009 seine erste EP in Kollaboration mit Punch Arogunz veröffentlichte. "Howdy Ho" hieß das Erstlingswerk, umfasste insgesamt sieben Titel der beiden und wurde mehrere tausend mal geladen. Wer Acou also verwirft, er könne keine "normale" Musik machen, kann sich an ebendieser Adresse also bereits vom Gegenteil überzeugen. Als weitere Anlaufstelle für seine musikalischen Erzeugnisse zieren seine Diskographie desweiteren auch einige Tracks mit dem VBT-Teilnehmer Aytee, die an verschiedenen Punkten konsumiert werden können. Während seiner VBT-Zeit schloss er sich der Crew Pamera an, zu der unter anderem auch der ebenfalls im VBT erfolgreiche Tom Cruised gehört. In Zusammenarbeit mit seinen Crewkollegen ließ Acou natürlich ebenfalls von sich hören: Insgesamt veröffentlichten die Jungs von Pamera zwei gemeinsame Sampler. Doch auch dort stach Acou sehr hervor und erzielte mit dem Halbfinaleinzug den bis dato größten Erfolg der Crew. Als Produzent und Featuregast durfte man ihn auch auf der "Trauerweiden"-EP von Donzen hören, auf welcher er neben seinem Gastbeitrag auch zusätzlich noch eine Menge Beats beisteuerte und dementsprechend maßgebend für den Sound verantwortlich war.


    [youtube]KX6VTuBcA4Y[/youtube]


    Weiter ging es dann für ihn im VBT, als er 2011 das erste mal als Acousoptic teilnahm. Das fand seinerzeit aber bereits in Runde zwei sein Ende, da er dort unglücklicherweise mit T-Jey einen Favoriten und bärenstarken Gegner entgegentreten musste, wegen dessen Sieg er sich keinesfalls schämen muss. Seit dem VBT steigerte er sich fortwährend und konnte seit seiner ersten Teilnahme immer größere Erfolge erzielen. 2012 schaffte er es bis zur Zwischenrunde, in der erneut Lospech bewies und sich gegen Dollar John geschlagen geben musste. 2013 schaffte er es endlich bis ins die Playoffs, in denen er mit hauchdünnen zwei Punkten Unterschied beinahe Dirty Maulwurf aus dem Turnier geworfen hätte. Eins sollte man dort dennoch besonders hervorheben: Seine 64tel-Runde gegen DeeLah bleibt für mich vermutlich auf ewig eine meiner Lieblingsrunden des Turniers. Eigentlich spricht es ja für sich, dass er sich in einem starken Battle gar nicht mal so knapp gegen einen MC, der es mittlerweile auf Platz 1 der Heads in der RBA geschafft hat, durchsetzen konnte und auch sonst schon starke Paarungen für sich entschieden hat. Zu beginn des VBT 2015 hätte ich vermutlich noch nicht gedacht, dass Acou es ins Viertel schafft. Nachdem er wieder nur Geheimtipp war, konnte er sich durch seine Runden nun zum Favorit für einige avancieren. Nachdem er mit Egó und Aze bereits durchaus starke Gegner des Turniers verwiesen hatte, konnte er durch zwei sehr starke Runden auch an Shliiwa vorbeiziehen, der bereits 2013 im Achtelfinale mit zwei ausgezeichneten Runden gegen Splifftastic stand und als großer Favorit im Teilnehmerfeld galt. Außerdem kann man noch seine beiden Runden gegen Ayteebesonders hervorheben: Warum hatte in 7 Jahren VBT noch niemand diese verdammt geile Beatidee? Ich habe mich köstlich amüsiert. Mit seiner Rückrunde seines jüngsten Battles erbt er vermutlich für viele Zuschauer die Favoritenrolle seines Kontrahenten und selbst, falls er nicht weiterkommen sollte, hat er sich für diesen Konter auf jeden Fall vollsten Respekt verdient. Acou ist eben einer der Battlerapper, die besonders gegen stärkere und größere Gegner besonders gute Leistungen erbringen und dort mit ihrer Vielfältigkeit überzeugen können.


    [youtube]2aFkr2eS8-s[/youtube]


    Stil:


    Wenn man von seinen Stärken spricht, sind sich die Zuschauer vermutlich alle einig: Kaum ein anderer im VBT 2015 hat so treffende und humorvolle Punchlines wie Acou, schafft es seine Kontrahenten so gewitzt und souverän durch den Kakao zu ziehen, ohne je von seiner eigentlich Attitüde und Art abzurücken. Auch wenn sein Flow sich nicht immer allzu imposant über den Beat erstreckt, wirkt das musikalische Endprodukt doch genau auf die Pointen zurechtgeschnitten, ohne musikalische Treffsicherheit und Eigenheit zu entbehren und macht in jeder Situation schlicht und einfach Spaß. Die Synergie aus Stimmeinsatz und Pausensetzung mag nicht für edermann sein, funktioniert allerdings souverän auf so ziemlich jedem Beat, der ihm vorgesetzt wird. Und Kontern kann er darüber hinaus auch noch ziemlich gut: Wer hätte denn nach seiner ersten Viertelfinalrunde alles wirklich gedacht, dass er das Battle für sich entscheiden kann? Bei Acou sollte man vermutlich immer erst auf die Rückrunden warten, bevor man sich auch nur ein Urteil über das Battle bilden kann. Man merkt vom übrigen Teilnehmerfeld bei ihm auch am meisten, dass er hier gar nicht unbedingt mitmacht, um zu gewinnen und dementsprechend seine Karriere in Fahrt zu bringen, sondern einfach aus Spaß am VBT.




    01. Howdy Ho!
    02. Mösenduftzapfsäule
    (feat. Tumor der Atze)
    03. Starqualitäten
    04. Hammerfeature (Für das Punch den Beat macht)
    (feat. Mother's Keepers)
    05. 2 mal 16 Bars binnen Kurzem (feat. Stay Unique)
    06. Outro
    07. Vorherrschaft 111-Remix
    (Bonus-Track)


    Acou auf Facebook

    Es ist wieder soweit: Das VBT steht im Viertelfinale, langsam haben sich die Besten der Besten des diesjährigen Teilnehmer gefunden und nach einigen großartigen Duellen geht es nun endgültig in den finalen Kampf um den Turniersieg, den Flug nach Miami und die Alben-Produktion. Grund genug also, die acht Charakter, die im nun noch übrig geblieben sind, ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen und sie Euch einmal detailliert vorzustellen: Immerhin sind ja nicht nur ihre Battles interessant, sondern auch ihre bisherige musikalische Leistung, ihr Stil, ihre Diskographie. Was macht diese Rapper aus? Warum waren sie bislang so erfolgreich im Turnier? Was gibt es von ihnen sonst noch zu hören? Diese Frage sollen die VBT-Portraits nun klären, indem wir uns einmal ausführlich Zeit nehmen, um den Werdegang, den Stil und ein besonders hervorstechendes Release zu besprechen. Immerhin ist VBT ja kein reines Battle-Event, sondern auch eine Talentschmiede für Newcomer und aufstrebende Musiker. Was die letzten Acht dieses Turniers in petto haben, werden wir nun also genauer unter die Lupe nehmen.

    Werdegang


    Man schrieb den 20. August des Jahres 2007, als Jenemy mit einem Verse in der RBA erstmals musikalisch in den Weiten des Internets von sich hören ließ. Damals noch in der Trainliga, der Gegner mittlerweile längst gelöscht, hätte vermutlich kaum einer gedacht, dass sich daraus die Battlerap-Karriere entwickeln würde, auf die die Nummer Zwei der Heads-Liga heute – es ist fast schon eine Dekade her – bereits zurückblicken kann: Mit 14 Jahren in der RBA eingestuft, brauchte es gerade einmal zwei Jahre, bis er es in der Advanced-Liga anno 2009 mit namhaften MCs wie Bermuda B, T-Jey oder Orat aufnahm und ihnen teils sehr erfolgreich die Stirn bot. Es folgte eine längere Zeit des Schleifens an den eigenen Fähigkeiten, ein sichtlich aufwändiges Feilen an seinem heute so stigmatischen Flow und eine Teilnahme am VBT 2013, die allerdings bereits in der Zwischenrunde an einem Fortis in Topform endete, bis Jenemy Ende 2014 endlich der wohlverdiente Sprung in die Heads der RBA vollzog, in der er bis zum heutigen Tag mit Luke von der Geil-wie-Sau-Crew und Einfach nur Jay bereits bewährte Battlerap-Urgesteine besiegen konnte und momentan hinter DeeLah einen Rang hinter der Pole Position platziert ist.


    (RBA [Direkte Downloadlinks!]: RR2 aus dem Battle gegen ZaP 2012 | RR3 aus dem Battle gegen Einfach nur Jay 2014 | HR1 aus dem Battle gegen Luke 2015)


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    All diese Battle-Erfahrung macht sich im diesjährigen VBT sichtlich bezahlt, so marschierte er bislang nahezu unbehelligt durch den Verlauf des Turniers, fuhr einen Kantersieg nach dem nächsten ein und durfte sich bislang scheinbar noch mit keinem Gegner konfrontiert sehen, der die nötigen Mittel besaß, ihm nennenswert gefährlich zu werden. Dabei waren seine Gegner alles andere als schlecht: Mit Olli Flip überwand er im 64tel-Finale einen textstarken, kreativen und überaus schwer angreifbaren Gegner, der selbst mit einer starken Runde ins Rennen ging (zum Battle), und besiegte zu Beginn der Playoffs den unfassbar smooth rappenden Jizz Fizz, einen stark unterschätzten Geheimfavoriten, in einem der besten Battles des 16tel-Finales (zum Battle). Allen voran besonders empfehlenswert ist jedoch die 32tel-Runde gegen den Österreicher Joax, die wohl in allen Belangen einen derartigen Overkill darstellte, dass der 16:0-Erdrutschsieg die wohl einzig valide Ergebnisoption darstellen sollte. Mit einer Mischung aus einem großartig gefilmten Konzeptvideo, textlicher Maßarbeit, einem gut aufgelegten BlaDesa in der Hook und einer flowlichen Ausnahmeleistung fegte diese Runde seinen chancenlosen Kontrahenten gnadenlos auf die Bretter, obwohl dieser sich nicht einmal schlecht geschlagen hat (zum Battle).
    Neben all den Battles legte er im letzten Jahr dann auch endlich den Grundstein für seinen Werdegang außerhalb vom Wortgefechten: "Prototyp" heißt das Erstlingswerk des Bremers und erschien Ende 2014.
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    Stil


    Wenn man über Jenemys Rapstil spricht, ist wohl der Flow das erste Attribut, das dem geneigten Hörer einfallen dürfte. Zurecht, denn die Mischung aus einzigartigen Tempovariationen, druckvoller Rhythmisierung der Sprache und wahnsinnig flüssiger Pausensetzung sorgen für ein derartig einzigartiges und stimmiges Gesamtprodukt, das mit jedem Hörgang wächst und nicht weniger als den Titel des besten Flows des Turniers verdient. Allgemein reiht sich Jenemy auf musikalischer Ebene auf dem höchsten Level in der Gesamtheit der VBT-Teilnehmern ein und könnte sich in dieser Hinsicht wohl mit jedem messen. Doch selbst abseits von dieser Paradedisziplin stellt der Bremer einen Rapper erster Güte dar, der auch textlich eine sehr individuelle Herangehensweise an den Tag legt:
    Wo andere auf klar definierte Pointen setzen, um eine Punchline zu erzeugen, attackiert Jenemy mit interessant formulierten Textkonstrukten, die zwischen Übertreibungen, absurden Szenarien und narrativen Elementen über längere Abschnitte einerseits einen perfekten Träger für seinen Flow bilden, andererseits Battlerap aber auf eine sehr abstrakte Art und Weise praktizieren, die von der tatsächlichen Wirkungen allerdings der klassischen Variante in Nichts nachsteht. Zugegeben, die plumpen Lacher bleiben vermutlich die meiste Zeit aus, dafür lohnt es sich erst recht auch bei den nach vorne ziehenden Passagen genauer hinzuhören, denn zwischen einer sehr dichten Battleatmosphäre und hyperbolischen Erzählpassagen finden sich eine ganze Reihe an maßgeschneiderten Vorwürfen, die treffend formuliert Schwachpunkte des Kontrahenten aufgreifen. Da gilt es eben, dass Jenemy im Gegensatz zu Rappern wie Weekend oder Klaus nicht die Pointen auf dem Silbertablett serviert, sondern dem Gegner Druck macht, Battlevibe erzeugt und man sich als Hörer auch mal auf den Text einlassen muss, um die Punchlines wirklich nachvollziehen zu können, die eben auf eine ganz eigene Art und Weise im Text verwoben sind.


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    Jenemy – "Prototyp EP"




    01 Märtyrer ft Aytee , DeeLah
    02 Nachbar
    03 Hass
    04 Prototyp
    ft Ghodd
    05 Hauptdarsteller
    06 Clean Version
    07 2 Pillen
    ft. DeeLah , Illmatrix
    08 Dein Name (PaSt Remix)


    "Prototyp EP" von Jenemy auf rappers.in


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    Jenemy auf YouTube

    Es ist wieder soweit: Das VBT steht im Viertelfinale, langsam haben sich die Besten der Besten des diesjährigen Teilnehmer gefunden und nach einigen großartigen Duellen geht es nun endgültig in den finalen Kampf um den Turniersieg, den Flug nach Miami und die Albumproduktion. Grund genug also, die acht Charakter, die im nun noch übrig geblieben sind, ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen und sie Euch einmal detailliert vorzustellen: Immerhin sind ja nicht nur ihre Battles interessant, sondern auch ihre bisherige musikalische Leistung, ihr Stil, ihre Diskographie. Was macht diese Rapper aus? Warum waren sie bislang so erfolgreich im Turnier? Was gibt es von ihnen sonst noch zu hören? Diese Frage sollen die VBT-Portraits nun klären, indem wir uns einmal ausführlich Zeit nehmen, um den Werdegang, den Stil und ein besonders hervorstechendes Release zu besprechen. Immerhin ist VBT ja kein reines Battle-Event, sondern auch eine Talentschmiede für Newcomer und aufstrebende Musiker. Was die letzten Acht dieses Turniers in petto haben, werden wir nun also genauer unter die Lupe nehmen.


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    Werdegang:


    Presto ist wohl nicht unbedingt einer der Namen, die man zu Beginn des VBT 2015 auf dem Zettel hatte. Zwar mitnichten ein Battlerap-Neuling bahnte er trotzdem unter dem Radar vieler Zuschauer seinen Weg durch die Frühphase des Turniers, bis er erst im Battle gegen Geheimfavoriten Feini im 64tel Finale in einem der am heißesten diskutiertesten Auseinandersetzungen des Jahres wieder etwas mehr in den Fokus rückte. Wirklich nach vorne ging es dann für ihn allerdings erst mit dem verdienten Sieg gegen Trill Fingaz-Mitglied Entetainment, der trotz starker Runden und überwältigender Fanmehrheit nicht die nötigen Mittel fand, um den Brandenburger das Handwerk zu legen. Mit Bernd ohne Namen hatte er es mit einem besonders textlich äußerst starken Gegner zu tun, dem er seine größten Schwächen zum Verhängnis machte und vor Allem mit musikalischem Können überzeugen konnte.


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    Der Rapper mit italienischen Wurzeln begann das Rappen bereits im Jahre 2005. Seit 2011 ist er wiederholt Gast bei Rap am Mittwoch, dem nach Feuer über Deutschland wohl bekanntesten Acapella-Rap Format der Republik. Wiederholt ins Finale eingezogen, errang er zwei King-Titel, battlete gegen Atzenkalle, Ssynic und etliche andere Acapella-Schwergewichte und machte sich einen Namen, dem in Sachen Livebattles auch außerhalb der Stadtgrenzen Berlins ein gewisser Ruf vorauseilte. Presto’s Geschichte im VBT beginnt zu ähnlicher Zeit, denn schon im VBT 2011 kämpfte er sich, damals unter dem Name "Prestone" äußerst souverän ins 32tel Finale, in welchem er auf Battleboi Basti traf, welchem er sich jedoch, wie viele andere auch, in einem starken Duell geschlagen geben musste, was seiner Battle-Begeisterung zum Glück keinen Abbruch tat. Mit neuer Motivation und gesteigerten Fähigkeiten trat er im VBT 2012 erneut an, scheiterte jedoch überraschend im 64tel an Soulek. Zum Trost für alle Fans und als Beweis seiner Fähigkeiten als Rapper, erschien Ende 2012 die "SwagReimMasska"-EP zusammen mit Dirty Maulwurf, auf der er neben Micskills auch seinen Humor deutlich zur Schau stellte. Erst im VBT 2013 schien ihm jedoch der gebührende Erfolg beschieden, schlug er u.a. mit Aemokay den aktuellen Kamera-Mann von Dima Richman und einen routinierten, hartnäckigen Gegner. Nur ein umstrittenes Battle und 0,5 Strafpunkte trennten ihn dann letztlich im 16tel-Finale vom Sieg gegen Akfone. In diesem VBT lief es für ihn dann bekanntlich wesentlich besser, so dass er nun völlig berechtigt im 4tel-Finale gegen Jenemy stand und einige neue Fans von seinem können überzeugen konnte.


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    Stil:


    Im diesjährigen VBT zeigte sich Presto von seiner bisher stärksten Seite und präsentierte ein nahtloses Gesamtpaket von Rapper. Von vielen deshalb schnell ungerechtfertigterweise als "uninteressant" abgestempelt, fehlen ihm schlichtweg Schwächen. Die größte Stärke ist dennoch sein Flow, den er variantenreich mal druckvoll aggressiv, mal locker und lustig einzusetzen weiß und bombensicher auf jedem Beat präsentiert. Ob auf Oldschool-lastigem BoomBap oder modernen Trap-Soundgerüsten: mit markanter Stimme und viel Selbstironie brachte es Presto bis ins 4tel Finale. Auch wenn er 2015 nicht gerade damit hausieren ging, auch eine gehobene Raptechnik sollte hier nicht vergessen werden. Wer sich von seinen technischen Leistungen überzeugen möchte, kann dies HIER tun. Seine Parts auf der "SwagReimMassaka"-Ep sind von der Art seinen VBT-Runden recht ähnlich: Stark geprägt vom Humor der "WvPB"-Crew liefern sich Dirty Maulwurf und Presto ein Gagfeuerwerk, während trittsicher über die Beats gewandelt wird. Wer Presto bis jetzt nur aus Battle-Formaten kannte, sollte der EP definitiv eine Chance geben. Denn dieser Rapper kann mehr als nur battlen.


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    Tracklist:
    01. Intro (Das ist…)
    02. Was kostet die Welt !?
    03. Bitte Spitte 3,14159
    04. Es tut so weh
    05. V.I.P
    06. Frauenrechte (feat. Bockwurst-Uwe)
    07. Outro
    Bonus-Track:
    08. Schokimonstaz


    (Anm. d. Red.: Da die originale Internetpräsenz nicht mit verfügbar ist, stehen nur die kostenlosen Links über Share-online.biz und uploaded.to zur Verfügung)


    "SwagReimMassaka" bei Share-Online.biz downloaden


    "SwagReimMassaka" bei Uploaded.to downloaden


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    Presto auf Facebook


    Presto auf Youtube


    Es ist wieder soweit: Das VBT steht im Viertelfinale, langsam haben sich die Besten der Besten des diesjährigen Teilnehmer gefunden und nach einigen großartigen Duellen geht es nun endgültig in den finalen Kampf um den Turniersieg, den Flug nach Miami und die Alben-Produktion. Grund genug also, die acht Charakter, die im nun noch übrig geblieben sind, ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen und sie euch einmal detailliert vorzustellen: Immerhin sind ja nicht nur ihre Battles interessant, sondern auch ihre bisherige musikalische Leistung, ihr Stil, ihre Diskographie. Was macht diese Rapper aus? Warum waren sie bislang so erfolgreich im Turnier? Was gibt es von ihnen sonst noch zu hören? Diese Frage sollen die VBT-Portraits nun klären, indem wir uns einmal ausführlich Zeit nehmen, um den Werdegang, den Stil und ein besonders hervorstechendes Release zu besprechen. Immerhin ist VBT ja kein reines Battle-Event, sondern auch eine Talentschmiede für Newcomer und aufstrebende Musiker. Was die letzten Acht dieses Turniers in petto haben, werden wir nun also genauer unter die Lupe nehmen.


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    [INDENT]"Hey HipHop-Hörer, weißt du, wer da mit dir spricht?
    Ich bin Rap King Nummer 1, Bitch King Nummer 1
    Big King Nummer 1, aber nenn' mich Dima"

    (Dima auf "Das Urteil")[/INDENT]


    Kommen wir nun in unserer Vorstellungsreihe der 4tel-Finalisten zu einem der wohl umstrittensten Rapper des VBTs: Dima Richman. Bereits seit 2002 mischt der 1986 in Moskau geborene Rapper und studierte Filmemacher im deutschen Battlerap-Geschehen mit; battlete also bereits zu einer Zeit, die jüngere Zuschauer des VBTs noch mit dem Kindergarten assoziieren dürften. Durch Koma-Jack animiert, meldete er sich in der (damals noch jungen) Reimliga Battle Arena an. Sieben Jahre battlete er aktiv mit und blieb der Liga im Anschluss noch als Juror erhalten, dafür einmal als "Juror des Jahres" ausgezeichnet. Seit damals wurden viele Gegner gelöscht, kaum ein Ergebnis wird noch vollständig angezeigt. Mit 896 Punkten steht Dima Richman auf Platz 10 der RBA "Hall of Fame", deren übrige Top 10 er sich mit illustren Namen wie Mcd, Pitvalid, Faust, J.C.61 und JAW teilt. In der Liga knüpfte er etliche Bekanntschaften, u.a. mit einem gewissen Sven Pingel, heute besser bekannt als Hollywood Hank, auf dessen mittlerweile legendären Untergrundplatte "Soziopath" Dima Richman neben Persteasy und JAW nicht nur seinen ersten Auftritt hatte, sondern welchem er mit seinem Schlusspart auf dem Track "Das Urteil" auch ein denkwürdiges Ende lieferte. (Ca. 5:00)


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    Ob Live-Jam, Acapella-Battle bei "Feuer über Deutschland 3" oder eine Hiphop-Darbietung in einer Karaoke-Show auf Viva (deren Name mir just in diesem Moment entfallen ist), Dima Richman ist viel herumgekommen, seine Vita ebenso lang wie abwechslungsreich. 2009 erschien mit "MÄÄÄHHH!!!" sein erstes und bisher einziges Mixtape, auf welchem sich wieder etliche bekannte Namen aneinanderreihten. Neben der gesamten Royal Family traten auch Mcd, Tua und wieder Hollywood Hank in Erscheinung. Von einigen Tracks (u.a. mit Alligatoah) abgesehen, wurde es ab 2010 etwas stiller um den reichen Rapper, welcher schon mal seine Opfer auf dem Bett mit Kondomen frontet, bis er sich 2012 mit seinem Debüt-Album "Clean White Rap" zurückmeldete. Ein hohes Produktionsniveau, Themenvielfalt, Beats von II-Bough, Hollywood Hank, Denno Delicious und ausgesuchte Features prägen die Platte bis heute. Mit seiner Erstteilnahme am VBT 2012 und seiner Tätigkeit als Juror im VCB der Stoney Styles schließt sich auch langsam für die jüngeren Zuschauer der Kreis. Von Beginn an dominierten kontrovers diskutierte Battles Dima Richmans VBT-Historie. Ob seine Niederlage gegen Prince-T in Vorrunde drei im Jahr 2012 durch fragwürdige Jury-Votes, der Eklat um private Videos im Battle gegen Füffi 2013 oder sein vorzeitiges Ende gegen Sepsis, es scheint immer regen Gesprächsstoff zu geben, wenn DerechteDima in den Ring steigt. Zunächst durch Troll-Votes und eine vielfach kritisierte Audioqualität bereits im 64tel aus dem Turnier ausgeschieden, wurde er dank Aussteigern und der Turnierleitung wieder zurückgeholt. Die Chance nutzend, battlete sich Dima seitdem ohne größere Mühen ins 4tel-Finale und schlug dabei mit Jaspa und Ampere zwei starke Gegner. Der "Skandal", trotz Holzhammer-metaphorischem Striptease gegen einen Image zerstörenden Front und einen Gegner und Feature-Gast vernichtenden Konter zu fliegen, war wohl für Jaspa und dessen Fans schwer zu verwinden und bescherte Dima den größten Popularitätszuwachs seit Jahren. Der "Skandal" vergrößerte sich, als er Ampere den Wind aus dem Segel nahm und mit deutlichem Sieg ins 4tel-Finale segelte. Dort zerpflückte er mit gewohnter Raffinesse und bitterbösem Humor nicht nur Davos Lebensgeschichte, sondern deklassierte diesen auch mit dessen eigenen Waffen (zum Battle).


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    Stil:


    Sicherlich ist Dima kein auf Technik fokussierter Rapper. Wer nach fünfsilbigen Reimen und Doubletime-Geballer sucht, wird hier nicht fündig werden. Lässt man diese beiden Faktoren außer Acht, so ist Dima ein Rapper, dessen Punchlines und Texte von Inhalt und Aussage dominiert werden, der es versteht, sich jede Angriffsfläche seines Gegners zu Nutze zu machen. Seine eigene Überlegenheit demonstrierend, verkleidet sich DerechteDima wahlweise als Battlekind Basti, 5Tune oder Lance Butters und liefert als Selbstfeature stilechte Imitationen, die natürlich nicht nur auf Gegenliebe stoßen. Seine Konter in Battles sind legendär, umso erstaunlicher, da er bisher auf Striptease nebst Selbstdemontage verzichtete - faszinierend! Neben den Siegen gegen Ampere und Jaspa, welche das Hater-Becken stark anschwellen ließen, ist sein Flow wohl ähnlich stark umstritten: Für einige katastrophal, für die anderen einer der besten des Turniers. Es ist nicht Standard, was Herr Richman abliefert und es wäre auch falsch, dies entsprechend abzutun. Andere setzen auf Reime und Technik, Dima setzt auf Musik. Aller Kritik zum Trotz genießen seine Hooks höchste Anerkennung und bilden fast eine eigenständige Kunstgattung, angefangen bei "Türkische Basare" und "Große Erwartungen", welcher er mit seiner Grönemeyer-Imitation gegen Jaspa krönte. Wer neugierig geworden ist und sich seine beiden veröffentlichen Werke zu Gemüte führt, wird mit variablen Patterns und Flow-Variationen auf den unterschiedlichsten Beats belohnt. Gesetzt den Fall, ihn schreckt der einzigartige Humor nicht ab. Nun ist der Begriff "Einzigartig" sicherlich äußerst abgedroschen, hier erscheint er jedoch nunmehr angebracht. Von absurd flach, stark ironisierend bis beißend sarkastisch, stets einen spöttischen Blick auf Gegner und das allgemeine Rap-Game wahrend: der ihm so eigene Witz ist immer präsent. Das er sich dabei auch selbst nicht schont und eine hohe Schamgrenze besitzt, ist allgemein bekannt. So entstand u.a. im Laufe der Jahre eine nette kleine Videographie, deren redundanter Gebrauch im VBT sich bisher für die Gegner nicht auszahlte. Dabei lieferte er 2012 mit dem Video zu "Papa" wohl eines der buntesten, absurdesten und kreativsten Videos der deutschen Rap-Geschichte ab. Durch das beständige Brechen von Konventionen und Klischees mag Dima die Schamgrenze des ein oder anderen festverwurzelten HipHop-Heads heftig torpedieren, ob er nun mit Pappe-Auto durch die Gegend fährt oder seine Grönemeyer-Hommage bei Rap am Mittwoch zum besten gibt. Wer sich selbst jedoch marginal zu überwinden vermag, trifft einen kreativen Rapper, Filmemacher und Battlerap-Veteran, der noch lange nicht sein Potential ausgeschöpft hat.


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    01. Album des Jahres
    02. Kunst Skit
    03. Backpacker
    04. Battle Skit
    05. Big Tasty
    06. Papa
    07. Brennende Reifen
    08. Jessika Skit
    09. Große Erwartungen
    10. Drogen am Dienstag feat. Druggy P
    11. Dorfmatratze
    12. Shir Ali Khan Skit
    13. Meza Mezut Özil feat. Pippa
    14. Ich bei Samy
    15. Pornostyle
    16. Publikum Skit
    17. Grund, Sinn und Zweck feat. Pippa
    18. Halli Galli feat. Royal Fam (Don John, Rickbo, Druggy P, Juskah & Akne)
    19. Guido und Philip Skit
    20. Why don't you (come with me)
    21. Tanz den Penissong


    "Clean White Rap" von Dima Richman auf seiner Homepage downloaden


    "MÄÄÄHHH!!!" von Dima Richman auf seiner Homepage downloaden


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    Dima Richman auf Facebook

    Dima Richman auf Youtube


    Dima Richman im Internet


    Es ist wieder soweit: Das VBT steht im Viertelfinale, langsam haben sich die Besten der Besten des diesjährigen Teilnehmer gefunden und nach einigen großartigen Duellen geht es nun endgültig in den finalen Kampf um den Turniersieg, den Flug nach Miami und die Alben-Produktion. Grund genug also, die acht Charaktere, die im nun noch übrig geblieben sind, ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen und sie Euch einmal detailliert vorzustellen: Immerhin sind ja nicht nur ihre Battles interessant, sondern auch ihre bisherige musikalische Leistung, ihr Stil, ihre Diskographie. Was macht diese Rapper aus? Warum waren sie bislang so erfolgreich im Turnier? Was gibt es von ihnen sonst noch zu hören? Diese Frage sollen die VBT-Portraits nun klären, indem wir uns einmal ausführlich Zeit nehmen, um den Werdegang, den Stil und ein besonders hervorstechendes Release zu besprechen. Immerhin ist VBT ja kein reines Battle-Event, sondern auch eine Talentschmiede für Newcomer und aufstrebende Musiker. Was die letzten Acht dieses Turniers in petto haben, werden wir nun also genauer unter die Lupe nehmen.


    Werdegang:


    Irgendwann um 2012 herum fing Davo mit dem Rappen an. In den kommenden Jahren nahm er dann unter einem anderen Namen am VBT 2013 teil, wo er allerdings bereits in Vorrunde zwei einpacken musste. Nach zwei Jahren Warten und intensivem Training gelang es dem Lüner sich im aktuellen VBT als unbeschriebenes Blatt einen Namen zu machen. Durch das Battle gegen den vielfach belächelten, aber dennoch respektierten Macksy, in welchem Davo klar zeigte, wozu er fähig ist, fiel er das erste Mal richtig auf. (zum Battle) Anschließend konnte er sich, trotz starker gegnerischer Leistung, gegen den bereits zum Favoritenkreis zählenden Fortis durchsetzen und stand im im 16tel Finale mit Dupash einem im VBT erfahrenen Battlerapper gegenüber.


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    Gerade dank der prägnanten Rückrunde und den treffenden Anschuldigen in der Hinrunde schaffte es Davo wieder, die Jury von sich zu überzeugen. Ein 25:21 war am Ende das verdiente Ergebnis. (zum Battle)
    Als dann 8tel Finalgegner Koma-Jack vorzeitig aufgab, versammelte Davo praktisch das ganze Teilnehmerfeld, einige Kollegen und Rapper, die schon früher ausgeschieden waren, auf einem DJ Marsiv-Beat unter dem Motto "Liebe an Davo". Jetzt stand er mit zwei starken Runden gegen Dima Richman unter den letzten acht Teilnehmern und gehört somit zu einem der vielversprechendsten Newcomern der letzten Jahre. Dass er sich nämlich in so kurzer Zeit zu einem so fähigen Rapper entwickeln konnte, ist nur einer von vielen Anhaltspunkten für sein große Potential und man darf mehr als gespannt sein, wie es für Davo in der nächsten Zeit weitergeht, wie er seine musikalische Laufbahn aufnehmen wird und welche Releases da noch folgen werden.


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    Stil:


    Wie es ja auch schon jeder Gegner von Davo passend feststellte, erinnert seine Stimme stark an Duzoe. Beattechnisch und auch textlich unterscheiden die beiden sich aber mehr als nur marginal. Im Gegensatz zur eigenen These des Rappers hat er "nicht erst seit dem 32stel seinen eigenen Style, sondern tut sich schon seit Turnierbeginn immer wieder mit ganz eigenen Ideen und Herangehensweisen hervor. So berappt der Westfalener gerne Oldschoolbeats und greift textlich eher zu weniger radikalen Mitteln,um sich auf gut und treffend ausformulierte Beschreibungen zu konzentrieren, die seine Gegner maßgeschneidert angreifen.
    Neben dem VBT hat der Newcomer bereits an ein paar Tracks gearbeitet. So ist bereits ein Kollabo-Mixtape mit Freund und Kollegen RapTus entstanden, auf dem auch der "7 Komma 8"-Künstler Falk mit zwei Gastbeiträgen vertreten ist. Das Projekt ist allerdings nach eigenen Angaben noch im Mixing-Prozess und das Releasedate ist noch unklar. Sehr sicher ist allerdings die Veröffentlichung der Anfang Juli angekündigten "Kopfkäfig"-EP,die in Zusammenarbeit mit Kameramann, Mixer, Masterer und Rapper EAZEA erscheinen wird. Ein kleiner Vorgeschmack wurde bereits veröffentlicht und man darf schon gespannt sein, was die beiden noch in Zukunft bringen werden.



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    Davos Facebookpage

    Es ist wieder soweit: Das VBT steht im Viertelfinale, langsam haben sich die Besten der Besten des diesjährigen Teilnehmer gefunden und nach einigen großartigen Duellen geht es nun endgültig in den finalen Kampf um den Turniersieg, den Flug nach Miami und die Alben-Produktion. Grund genug also, die acht Charakter, die im Viertelfinale noch übrig geblieben sind, ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen und sie Euch einmal detailliert vorzustellen: Immerhin sind ja nicht nur ihre Battles interessant, sondern auch ihre bisherige musikalische Leistung, ihr Stil, ihre Diskographie. Was macht diese Rapper aus? Warum waren sie bislang so erfolgreich im Turnier? Was gibt es von ihnen sonst noch zu hören? Diese Frage sollen die VBT-Portraits nun klären, indem wir uns einmal ausführlich Zeit nehmen, um den Werdegang, den Stil und ein besonders hervorstechendes Release zu besprechen. Immerhin ist VBT ja kein reines Battle-Event, sondern auch eine Talentschmiede für Newcomer und aufstrebende Musiker. Was die letzten Acht dieses Turniers in petto haben, werden wir nun also genauer unter die Lupe nehmen.


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    Werdegang


    Irgendwie ist es schwer nachzuvollziehen, woher dieser Frank Hemd eigentlich gekommen ist. Gut, einen RBA-Account besitzt er seit 2010, im VBT 2013 hat er sich auch kurz blicken lassen, wobei sich in beiden Turnieren nicht unbedingt abgezeichnet haben dürfte, was da derzeit im VBT passiert. Das gelungene Erstlingswerk, hörig auf den Titel "Frank Hemd geht ab wie alte Klebezettel" war leider in den Weiten des Internets schon nicht mehr so recht auffindbar und demnach nicht mehr hörbar, weswegen der irgendwie etwas schräg anmutende Typ aus der Entry der Reimliga, der 2013 schon in der zweiten Vorrunde das Feld räumen musste, nicht unbedingt die erfolgversprechendsten Voraussetzungen mitzubringen schien, als sich der Kieler im letzten Jahr für den Funtrack-Contest unserer Seite anmeldete. Umso überraschender war es demnach auch für alle Beteiligten, als dieser mit einer Mischung aus musikalischer Versiertheit, einem komplett durchgeknallten Stil und beeindruckend kreativen Konzeptrunden einen Durchmarsch sondergleichen veranstaltete, der ihn letzten Endes fast konkurrenzlos zum hochverdienten Turniersieg führen sollte.


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    Trotz alledem brauchte auch Franks diesjähriges Turnier eine gewisse Aufwärmphase, bis es für ihn wirklich in Fahrt ging: Gleich zwei mal ging es ihm in den frühen Runden nur haarscharf nicht an den Kragen, als er sich sich in der zweiten Vorrunde und im 64tel-Finale lediglich über den Uservote zum Sieg im Battle durchringen konnte. Dies darf man ihm allerdings nicht zu negativ auslegen, denn der sehr ungewöhnliche Flow plus der teils ans Waghalsige grenzende Experimentierfreude in Lines, Beatpicks und Rundenkonzepten stießen nun mal teils einfach etwas zu unorthodox bei unbehelligten Jurymitgliedern auf, so dass diese sich reflexartig wohl lieber an das gewöhnlichere Produkt geklammert haben. Als er dann aber die frühe Turnierphase überstanden hatte und sich langsam aber stetig eine steigende Beliebtheit seinerseits in der Community abzeichnete, ging sein Turnier wie aus heiterem Himmel in einen Lauf über, den in dieser Form im VBT beispiellos erscheint. Mit Sinny (zum Battle und Vis (zum Battle) überwand er routinierte wie versierte Battlerapper mit für ihn typischen Rundenkonzepten und einer gehörigen Portion Style und Witz, der wirkliche Hype kehrte dann aber erst ein, als er mit Vitality eine musikalisch durchaus talentierte Rapperin erst aus dem Rampenlicht drängen konnte und sie dann spätestens mit der beispiellosen Rückrunde komplett aus dem Turnier gefegt hat. Da ist diese Formulierung auch keinen Deut zu hoch gegriffen, denn in diesem Duell zeigte sich Frank Hemd als absolute Übermacht und veröffentlichte einen Traumkonter, der sich ohne Frage in die besten Rückrunden der Turniergeschichte einreihen wird (zum Battle). Auch ein gut aufgelegter Falk mit starker Hinrunde konnte ihm eine Runde später nicht wirklich gefährlich werden (zum Battle), sodass er sich zum jetzigen Stand mit Cleptomatic ein herausragend starkes Battle um den Halbfinaleinzug liefert. Bei all diesem beeindruckenden Erfolg im Turnier hinterlässt es den Hörer durchaus enttäuscht, dass seine Diskographie bislang noch in den Kinderschuhen steckt. Doch Abhilfe steht in Aussicht: Ein Album – Sommer 2015; Ich schätze, keiner von uns hat da große Zweifel daran, dass es sehr gut werden wird.
    Ein kleiner Geheimtipp ist die noch wenig virale Vorrunde drei mit großartigem Instrumental von Hausproduzent Razzia, die für jeden Fan und Sympathisant eindeutiges Pflichtprogramm darstellen sollte:


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    Stil


    Frank Hemd ist als Rapper sehr schwer zu umreißen. All die Verrücktheiten und der Humor sind aus einer derartigen Vielzahl an einzigartigen und präzise gezielt eingesetzten Elementen zusammengesetzt, dass sich der Charakter, so ansprechend und intuitiv er auch auftreten mag, gar nicht so leicht fassen lässt: Hüpfen in den einen Clips noch in infantilen Tierkostümen verkleidete Damen Zähne putzend durchs Bild, während Frank selbst kindlichen Wortschatz und Grundschulweisheiten für Rapbattles kultiviert, umgibt er sich in der nächsten Sequenz wiederum mit finster drein blickenden Anzugträgern und spittet abstrus konstruierte Reimketten als eine komplett überzeichnete Persiflage auf HipHop-Klischees. Als wären diese beiden Pole und die daraus entstehende Spannung nicht bereits interessant genug, werden in der nächsten Runde wieder Cloudrap-Beats in trippige Soundgewänder konvertiert, psychedelische Videooptiken gezeichnet und dabei aktuelle Varianten der Drogenmusik gleichzeitig zur annähernden Perfektion ausgeführt und dennoch wieder in ironischen Untertönen auf ganz eigene Art und Weise unterwandert. Je mehr man sich auf all diese verschiedenen Stilblüten, auf die zunächst so unvereinbaren Kontraste einlässt, desto stimmiger und logischer erscheint das immer detaillierter gezeichnete Bild des Künstlers und mich beschleicht immer sicherer der Verdacht, dass Frank Hemd "den Geilem" nicht weniger als eine abstrakte Karikatur einer Karikatur darstellen will, die trotz aller Variabilität immer auf den gleichen Nenner zurückzuführen ist. Auf verschiedenste Arten musikalisch talentiert breitet er seine ureigene Attitüde auf jedem Instrumental aus und auch der lyrische Aspekt stützt meine These: Wo andernorts immer noch Wie-Vergleiche und Metaphern als dominante Stilmittel von Battlerap wahrgenommen werden stehen bei Frank Metahumor und Verballhornung der (Rap-)Sprache auf dem Plan. Pointensetzung wird mit einer virtuosen Handhabung von Wortwahl zwischen Anglizismen und Neologismen plus perfekt kalkulierter Kontrolle und Lenkung der Erwartungshaltung des Hörers komplett auf den Kopf gestellt, wodurch der Humor jedes einzelne Mal unerwartet und um eine andere Ecke daherkommt. Bricht man es herunter, kommt Frank Hemd mir wie ein verrücktes humoristisches Genie vor, das zahllose Facetten und Aspekte aufgreifen kann und trotzdem immer noch eine grundlegende Realness aufzeigt, wodurch er im Battle nahezu unangreifbar wird. Ich bin gespannt, ob es im kommenden Turnierverlauf jemanden geben wird, der die richtigen Mittel finden wird, um dieses Konzept adäquat anzugreifen, und natürlich auch, wie Frank sich in Zukunft noch weiterentwickeln wird.


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    Frank Hemd: FTC-Gott EP



    01. Yo
    02. Work it
    03. Bosshafter Hurensohn
    (Kollegah feat. donetesy)
    04. Doubletime Grüntee Flows


    "FTC-Gott EP" von Frank Hemd auf seiner Homepage zum Download


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    Frank Hemd auf Facebook
    Frank Hemd auf YouTube


    Es ist wieder soweit: Das VBT steht im Viertelfinale, langsam haben sich die Besten der Besten des diesjährigen Teilnehmer gefunden und nach einigen großartigen Duellen geht es nun endgültig in den finalen Kampf um den Turniersieg, den Flug nach Miami und die Alben-Produktion. Grund genug also, die acht Charaktere, die im nun noch übrig geblieben sind, ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen und sie Euch einmal detailliert vorzustellen: Immerhin sind ja nicht nur ihre Battles interessant, sondern auch ihre bisherige musikalische Leistung, ihr Stil, ihre Diskographie. Was macht diese Rapper aus? Warum waren sie bislang so erfolgreich im Turnier? Was gibt es von ihnen sonst noch zu hören? Diese Frage sollen die VBT-Portraits nun klären, indem wir uns einmal ausführlich Zeit nehmen, um den Werdegang, den Stil und ein besonders hervorstechendes Release zu besprechen. Immerhin ist VBT ja kein reines Battle-Event, sondern auch eine Talentschmiede für Newcomer und aufstrebende Musiker. Was die letzten Acht dieses Turniers in petto haben, werden wir nun also genauer unter die Lupe nehmen.


    Werdegang:


    Cleptomatic machte seine ersten raptechnischen Schritte vor einer knappen Dekade, wie so viele andere auch, in der RBA. 16 Battles später verabschiedete er sich aus der Reimliga und wendete sich primär dem VBT zu. Bereits zu Zeiten, in denen das VBT noch kaum nationale Relevanz hatte, saß Clepto in der Jury und versuchte sich anno 2008 selbst am Turnier - Hätte man ihm damals gesagt, dass er heute, sieben Jahre später im Viertelfinale eines Turniers solchen Ausmaßes stehen würde, so hätte er dies wohl für einen schlechten Witz gehalten. Im 32stel musste er allerdings vorzeitig einpacken und zog sich für ein paar Jahre von Battlerap zurück, um sich eigenen Projekten zu widmen und ganze vier Jahre vergingen, bis sich der Leipziger Rapper mit einer Qualifikation für das VBT 2012 zurückmeldete. Trotz frühen Ausscheidens konnte er dennoch einige Fans gewinnen, die er Ende 2012 mit dem 17 Lieder starken "Guter Vorsatz Mixtape" beschenkte.


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    Im nächsten Jahr versuchte Clepto sich erneut am VBT, schied allerdings knapp gegen Geil wie Sau-Mitglied Ideal aus, den man jetzt unter dem Pseudonym Johnny Diggson kennt. Zusammen mit seinem Kollegen Siriuz reichten die beiden unter dem Crewnamen 3 Partisanen ihre Qualifikation für die VBT Splash!-Edition 2014 ein und schafften es sogar in die Vorauswahl. Allerdings konnten die beiden die Zuschauer nicht ganz für sich gewinnen und so dauerte es wieder ein Jahr bis Cleptomatic erneut am Videobattleturnier teilnahm. Jetzt gehört er zu den letzten acht und zählt für einige zu den Favoriten. Auf dem Weg dahin konnte sich der MC souverän gegen verschiedenste Rivalen durchsetzen. So besiegte er im 64stel-Finale seinen Gegner m!k-bob trotz dessen starker Runde mit einem klaren 12:2. (zum Battle) Auch Rapido, den viele dieses Jahr bereits als den stärksten Newcomer titulierten, musste sich gegen Clepto geschlagen geben. (zum Battle) Parallel zum VBT hat sich Cleptomatic auch noch für andere Battles beworben. Hungrig ist er also allemal.
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    Stil:


    Beim Hören von Runden des Sachsener Rappers fällt neben dem leichten Sprachfehler auch gleich der Stimmeinsatz auf: Besonders auf älteren Tracks fällt das Spiel mit der eigenen Stimme, das teilweise an den aus der gleichen Stadt stammenden Rapper Morlockk Dilemma erinnert, stark auf, doch bei der Auswahl der Beats beschränkt sich Clep allerdings nicht nur auf Oldschool-Boombap-Beats (obwohl er diese ebenfalls gerne berappt), sondern brettert auch gerne über moderne Synthie-gespickte Instrumentals. Neben versierten Reimketten beweist der Battlerapper auch immer wieder mit viel Humor und Selbstironie sein Gespür für Wortspiele und Doppeldeutigkeiten durch ausgefeilte Vergleiche und Spits. Diese flowt er je nach Beat mit verspielt langgezogenen Endbetonungen, variierenden Tempostufen und wechselnden Stimmhöhen.


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    Cleptomatic - "Guter Vorsatz Mixtape"

    01. GV Intro
    02. Ausm Takt
    03. 100Wasser
    04. Brodelnder Ätna

    05. Knicker (ft. Siriuz)
    06. Instrument
    07. Brodelnder Vesuv
    08. Rapper brauchen
    (ft. Funkmaster Pharmacist)
    09. mm
    10. Expedition
    11. Zeitbombe
    (ft. Siriuz)
    12. Schmieriges Piano
    13. Abu Dhabi
    14. Nachtkind
    15. Smooth
    (ft. Weebabes & Taint)
    16. Puzzlestücke (ft. Kosek)
    17. Expedition RMX von Georgeparis


    Guter Vorsatz Mixtape von Cleptomatic auf Soundcloud
    Cleptomatics Facebookpage
    Cleptomatics Youtubekanal


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    Wenn der "Schlaghammer" ausgepackt wird, weil wieder "Heckmeck" ansteht, blickt der geneigte Strassenrapfan ehrfürchtig auf, denn er weiß, mit wem er es zu tun hat: Ćelo & Abdï aus dem Azzlack-Umfeld lieferten am 12. Juni ihr neues Album "Bonchance" ab. Ein schöner Anlass also, dass wir uns mit den beiden Sympathen vor ihrem Release auf einen lockeren Plausch trafen.


    Da die Jungs sich zum Zeitpunkt des Interviews noch mitten in der Promophase befanden, stand das Interview natürlich gänzlich im Zeichen von "Bonchance". Wer also gerne mehr zum Arbeitsprozess an der neuen Platte gemeinsam mit M3 erfahren möchte, der ist hier an der richtigen Adresse. Auch sprachen wir über die Arbeitsteilung bei Videoproduktionen und den Umgang mit der mittlerweile recht hohen Erwartungshaltung. Nebenbei wurden einleitend noch ein paar Worte zur HipHop-Messe in Berlin verloren sowie über Ćelos Schulzeit und die Schwierigkeiten der französischen Sprache. Letztlich bekamen wir auch noch einen kleinen Einblick in das Tourleben und Informationen zu der anstehenden "Bonchance"-Tour mit Hanybal und Nimo. Die beiden Frankfurter präsentierten sich dabei gewohnt humoristisch und redselig.


    Viel Spaß mit unserem Video:


    [youtube]vxNEDTGHIL0[/youtube]


    Homepage
    Ćelo & Abdï bei Facebook


    Bonchance Box bei Amazon
    Bonchance bei iTunes


    Bonchance Tour 2015 – Tickets


    Krow bei Facebook


    Ramones Museum Berlin (Drehort)

    "Beef", das Releasedebüt von Pilz, erscheint diesen Freitag, am 5. Juni. Pilz beantwortete einige Fragen zu ihrem Erstwerk, welches von LOCA, Psyk und Mason Family produziert wurde. Wir wünschen viel Spaß mit dem Interview:



    rappers.in:
    Du veröffentlichst in Kürze dein Debütalbum "Beef". Fangen wir gleich mit der obligatorischsten, aber eben auch interessantesten Frage an: Was erwartet deinen Hörer darauf?


    [INDENT]Pilz:
    Rohe Beats und harter Tobak. Ich spreche aus, was mir nicht passt. Und wenn meine Hörer zwischen den Zeilen lesen können, erfahren sie sogar ein ganzes Stück über mich und wie ich lebe. Das Album ist realer, als der ein oder andere vielleicht annehmen mag.
    [/INDENT]


    rappers.in:
    Bleibst du deiner bisherigen Linie treu oder wird es auch neue Facetten zu sehen geben?


    [INDENT]Pilz:
    Sowohl als auch. Ich bleibe zu 100% meiner Linie treu. Aber wenn ich ein Album mache, dann richtig. Ich mache noch immer keine pseudodeepen Lieder. Trotzdem habe ich mit "Gert Postel" oder "Meine Fans" Lieder, die es so in der Form noch nicht von mir gegeben hat. [/INDENT]



    rappers.in:
    Als Albumtitel hast du mit "Beef" ein derzeit sehr präsentes Wort in der deutschen HipHop-Szene gewählt. So ist der Terminus nicht nur stellvertretend für Streit und Auseinandersetzung, allerdings natürlich auch das Wort für Fleisch, was für dich als Veganerin (Quelle: entr Berlin Interview) durchaus ein Paradoxon darstellen dürfte. Spiegelt sich diese Widersprüchlichkeit auch in deinem Album wieder oder besteht hier keine Parallele?


    [INDENT]Pilz:
    Genau! "Beef" ist der perfekte Titel für mein erstes Album. Ich möchte Beef, ich suche Beef und bekomme Beef. Die Widersprüchlichkeit findet man direkt auf meinem Cover. Aber das ist natürlich gewollt. Ich möchte schocken und verwirren. Ich freue mich sowohl über jeden, der meine Kunst versteht, als auch über jeden, der sie nicht versteht. [/INDENT]



    rappers.in:
    An wen richtet sich der Beef denn überhaupt? Und inwiefern bist du daran beteiligt?


    [INDENT]Pilz:
    Namentlich disse ich primär Kitty Kat für ihre weake Entwicklung als Rapperin. Und DAS BO bekommt auch sein Fett weg. Ich finde, der ist sowieso viel zu glimpflich davon gekommen, wenn ich an die schlechten Werbespots für die Rügenwalder Mühle denke. Ansonsten ganz gewohnt anti. Gegen die Kultur, gegen die Gesellschaft und gegen jeden, der gegen mich ist. [/INDENT]


    rappers.in:
    Jüngst hast du die Berliner Rapperin Kitty Kat zu einem DLTLLY-Match herausgefordert. Wie ist es dazu gekommen und wie realistisch schätzt du es ein, dass dieses Battle tatsächlich zustande kommt?


    [INDENT]Pilz:
    Nein, auf keinen Fall. Was ich schade finde. Ich kann mir gut vorstellen, dass ihre Fans das ebenfalls cool finden würden. Aber wahrscheinlich hat sie mit ihrem Money Boy Diss begriffen, dass ihr das nicht so liegt. [/INDENT]



    rappers.in:
    Interessanterweise hast du unter all den MCs, die sich eventuell für ein interessantes Wortgefecht angeboten hätten, eine deiner wenigen weiblichen Kolleginnen ausgesucht. Wie kamst du zu dieser Entscheidung?


    [INDENT]Pilz:
    Wenn ich in ein Live-Battle gehe, dann nur gegen eine Frau. Einfach um für mich und für die Zuschauer den Reiz des Battles zu steigern. Und bei allen Rapperinnen kann ich mit Kitty Kat im Allgemeinen am wenigsten anfangen. [/INDENT]



    rappers.in:
    Was ist deine allgemeine Position zu weiblichem Rap in Deutschland?


    [INDENT]Pilz:
    Es gibt noch nicht viele Frauen in Deutschland, die gut rappen, Style haben und authentisch sind. Aber ich denke, das wird sich automatisch mit der Zeit ändern. Ich persönlich kann zum Beispiel nichts mit der Musik von ÉSMaticx anfangen, finde sie aber trotzdem cool. Sie hat ihren eigenen Style und ist einfach super authentisch. Auch Schwesta Ewa oder Agent Olivia Orange sagen mir zu. [/INDENT]



    rappers.in:
    Welche Rolle – wenn überhaupt – spielt dein Geschlecht in deiner Musik? Oder fühlst du dich als Rapperin in einer signifikant anderen Position im Gegensatz zu deinen männlichen Kollegen?


    [INDENT]Pilz:
    Ich muss weder die große Feministin geben noch mich verstecken, weil ich eine Frau bin. Ich bin Rapperin, nicht mehr und nicht weniger. [/INDENT]



    rappers.in:
    Werden dir häufig Fragen dazu gestellt, dass du eine der wenigen weiblichen Rapperinnen in Deutschland bist? Und wie fühlst du dich oder was denkst du dir bei solchen Fragestellungen?


    [INDENT]Pilz:
    Man wird tatsächlich oft zu dieser Thematik befragt. Aber es ist auch aktuell und deshalb geht es auch klar für mich. Die Fragen sind ja berechtigt. [/INDENT]




    rappers.in:
    Wie man an deinem bisherigen Schaffen unschwer erkennen kann, ist dein Metier eindeutig der Battle-Rap. Würdest du deine Themenpalette darauf stringent beschränken oder hältst du es für möglich, dich thematisch auch in andere Richtungen zu öffnen?


    [INDENT]Pilz:
    Battle-Rap ist einfach mein Ding und das wird es auch immer bleiben. Aber auch mein gesellschaftskritisches Weltbild wird thematisch immer wieder Platz in meiner Musik finden. [/INDENT]



    rappers.in:
    Mit dem Signing bei Wolfpack Entertainment bist du als Musikerin einen großen Schritt gegangen. Wie kam das eigentlich zustande? Und wie hast du die bisherige Zusammenarbeit empfunden?


    [INDENT]Pilz:
    Ich hatte in den letzten Monaten verschiedenste Möglichkeiten zur Auswahl, doch wollte unbedingt zu D-Bo. Da bereue ich auch nichts. Der Typ bringt eine Menge an Erfahrung mit und weiß, was er da tut. Ich bin einfach hungrig auf mehr. [/INDENT]



    rappers.in:
    Was können wir in Zukunft noch von dir erwarten, was sind deine Pläne nach "Beef"?


    [INDENT]Pilz:
    Es geht direkt weiter. Nach dem Album ist vor dem Album. Ich habe Blut geleckt und will unbedingt fester Bestandteil der Szene werden. [/INDENT]



    rappers.in:
    Ist dein Ziel immer noch die BILD-Titelseite?


    [INDENT]Pilz:
    Definitiv. Ich freue mich, wenn ich für mein Schaffen von HipHop-Fans verstanden und respektiert werde. Ein Juice-Cover wäre ein wahr gewordener Traum. Aber die BILD-Titelseite zu zieren, wäre dann das Nonplusultra. [/INDENT]



    [youtube]bdX_Ukj8i1c[/youtube]


    Pilz bei Facebook


    "Beef" erscheint am 05.06.2015 bei Amazon und iTunes


    "Beef"-Releasekonzert:


    • Datum: 19.06.2015
    • Ort: Comet Club, Falckensteinstraße 47, 10997 Berlin-Kreuzberg
    • Eintritt: 7,- € AK
    • Einlass: 21 Uhr
    • Beginn: 22 Uhr
    • Special-Guests: Die Säcke, Jaspa, AOR
    • Event bei Facebook


    Redakteure: Cuttack, KDePa, Li, Max

    Noch eine knappe Woche, dann ist es endlich soweit: Unsere Freunde von der Tapefabrik kommen zum ersten Mal nach Berlin, um am 15. Mai ihr Event im Astra Kulturhaus zu veranstalten: Über 40 auserlesene Acts werden auf zwei von der Tapefabrik gestalteten Bühnen für einen unterhaltsamen Abend sorgen. Wer zwischendurch ein wenig frische Luft schnappen möchte, kann es sich auch im angrenzenden Biergarten des Astra gemütlich machen.


    Ihr habt jetzt noch die Chance, ein paar Tickets zu gewinnen: Wir verlosen 2x1 Gästelistenplätze!


    Um am Gewinnspiel teilzunehmen, ruft unser Gewinnspielformular auf: Gebt im Betreff "Tapefabrik" an, im Nachrichtenfeld schreibt bitte Euren Vor- und Zunamen und beantwortet in diesem ebenfalls folgende Frage:
    "Wo fand die letzte Tapefabrik statt? "


    Einsendeschluss ist Sonntag, der 10. Mai 2015, 24 Uhr. Einsendungen nach diesem Datum werden leider nicht berücksichtigt.


    Wir wünschen Euch viel Glück beim Gewinnspiel!



    Homepage
    Tickets


    Tapefabrik auf Facebook
    Event bei Facebook
    Auf Deine Tour: Busshuttle zum Festival


    Line-Up der Tapefabrik #6:


    [INDENT]- Mach one
    - Haftbefehl
    - Edgar Wasser
    - Hiob und Morlockk Dilemma (der echte)
    - Audio88&Yassin
    - JAW (jotta)
    - MC Bomber
    - Damion Davis
    - Fatoni


    Sichtexot mit
    - eloQuent
    - Tufu
    und anderen!


    58muzik mit
    - Absztrakkt
    - Jinx
    - R.U.F.F.K.I.D.D
    - 2Seiten
    - DjEule


    O.F.D.M. mit
    - SCHAUFEL UND SPATEN
    - Sonne Ra
    - Der Plusmacher
    - Fresh Face


    Die Funkverteidiger mit
    - Pierre Sonality
    - Mase
    - Galv of the 3 Moonz und Dj Lukutz


    - Döll
    - Mädness
    - Blut & Kasse (Würzburg)
    - Ufo361
    - SAID Hoodrich (Offiziell)
    - Prezident/Whiskeyrap und Kamikazes
    - Slowy & 12Vince
    - Verrückte Hunde


    - 2 Zimmer Gefüge mit
    - Der Onkel aka Bains aka der Beinschnitzer - 2ZG
    - Zetta
    - Der Benman
    - Mr. Moe
    - Denkmaschine (2ZG)
    - Josch
    - HIGH RISK AREA mit
    - Schwan
    - Drumtomski
    - Tetsuo
    - BAF mit
    - Cut Carlsn
    - Masta Nigel
    - Diggy Mc Dirt
    - Thorbster Hiroshima


    Aftershowparty mit Dezi-Belle


    - Nicest Dudes Around
    - Mono Nomads
    - Sane Crazy
    - B-Side
    - Superior Productions
    - plukk.inn
    - CMY.Flow
    - Dr. Jack-Ill[/INDENT]



    Teilnahmebedingungen:



    • Mitarbeiter von rappers.in und deren Angehörige sind von der Verlosung leider ausgeschlossen.
    • Jede (versuchte) Mehrfachteilnahme führt zur Sperrung des Teilnehmers für die jeweilige Verlosung.
    • Die Gewinner werden innerhalb von 24 Stunden nach Ablauf der Verlosung per E-Mail benachrichtigt.
    • Mit der Teilnahme am Gewinnspiel erklärt sich jeder Teilnehmer ausdrücklich damit einverstanden, soweit dieses für das Gewinnspiel notwendig ist, dass rappers.in übermittelte Daten für die Dauer des Verlosungszeitraums sowie zur Abwicklung des Gewinnspiels speichert.
    • Die gespeicherten personenbezogenen Daten werden grundsätzlich nicht an Dritte weitergegeben. Lediglich, soweit das erforderlich ist, um das Gewinnspiel abzuwickeln.
    • Die Teilnahme an diesem Gewinnspiel ist ausschließlich ab 18 Jahren möglich.
    • Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
    • Die Teilnahme am Gewinnspiel ist nur online möglich.


    Redakteure: El-Patroni, Li

    Rap am Mittwoch ist mittlerweile weit über die Grenzen Berlins als Instanz in Sachen deutschsprachigem Battlerap und Talentschmiede bekannt. Dass er auch außerhalb der "realsten Cypher Deutschlands" durchaus ein Händchen für Musik hat, wird uns Takt32 nun mit seinem Debütalbum "Gang" aufzeigen. Grund genug also, sich mit dem Berliner in Dudes Factory zu einem lockeren Plausch über das anstehende Release zu treffen.


    Für die üblichen Themen Rund um das Album war ebenso Zeit wie für Fragen zu Newcomerstatus, Streetart und wer denn nun überhaupt diese "Gang" sei. Des Weiteren sprachen wir über seine Auslandsaufenthalte und deren Einfluss auf die Musik und seine Persönlichkeit, im Zuge dessen auch, warum deutschsprachige Rapper vielleicht lieber nicht auf Englisch rappen sollten. Die obligatorische Frage zu seinen Wurzeln bei Rap am Mittwoch und der Lust am Battlerap durfte natürlich auch nicht fehlen.


    Viel Vergnügen mit unserem Interview:


    [youtube]hFvqT1JNWjA[/youtube]

    Takt32 bei Facebook


    "Gang" bestellen:


    The Dudes Factory


    Autor: Felixxl

    Sadi Gents neues Album "Mintgold" erscheint am 8. Mai. 2015. Ein schöner Anlass, um sich zu treffen und ein bisschen über das kommende Release zu unterhalten.


    In unserem Interview unterhielten wir uns – neben den Inhalten von Mintgold und die Konzeptidee dahinter – auch über tiefergehende Dinge wie Selbstfindung, den Umgang mit Erwartungsdruck und wie Sadi das Leben betrachtet. Welche Alltagsbeobachtungen und Gedanken fließen in seine Texte ein? Sind diese stark beeinflusst vom Großstadttrubel?


    Außerdem hat uns Sadi Gent einiges über seine Anfänge als Produzent und Rapper erzählt, und auch HipHop-Workshops sowie Freestylebattles mit den Fans waren Themen.


    Wir wünschen Euch viel Spaß – Boom Zazaza!:


    [Youtube]YmoCrr58hCw[/youtube]


    Sadi Gent bei Facebook


    "Mintgold" bei Amazon vorbestellen
    "Mintgold" bei iTunes vorbestellen


    Redakteure: Li, El-Patroni

    Wir haben uns zum Abschluss der JBO-Tour, auf der Swiss & die Anderen als Support-Act aufgetreten ist, in Hamburg mit dem Rapper Swiss unterhalten. Dabei sprachen wir nicht nur über die Erfahrungen aus Live-Gigs vor genrefremden Publikum, den Entstehungsprozess seiner punkigen EP und des kommenden Albums mit der Band Die Anderen und die Entwicklung der Musikszene, sondern auch über seine eigene Motivation, seine Vergangenheit und seine Vorbilder.


    [YOUTUBE]HBHM-xJcmAo[/YOUTUBE]


    [YOUTUBE]6fUhMdCxxNI[/YOUTUBE]


    https://www.facebook.com/Swiss666

    Kürzlich haben wir uns mit dem Berliner Urgestein B-Tight in den Kreuzberger Mesanic Music Studios über sein diesen Freitag erscheinendes Album "RETRO" unterhalten. In einem fast einstündigen Gespräch widmeten wir uns beispielsweise Themen wie Kindererziehung, den Erfahrungen aus seinem vorherigen Longplayer "Drinne" und der kommenden, unter anderem auch von rappers.in präsentierten, RETRO-Tour.


    Wir wünschen viel Spaß mit dem ersten Teil des Videointerviews; der zweite Part wird Euch gegen 20 Uhr ebenfalls hier präsentiert:


    [YOUTUBE]8ifEdHNIF2U[/YOUTUBE]



    [YOUTUBE]2D5pMAJk8WQ[/YOUTUBE]



    https://www.facebook.com/btightmusik
    http://www.b-tight.de
    RETRO vorbestellen bei: http://amzn.to/1GXgEVu



    VBT: Ein Bekennerschreiben


    In Anbetracht all des vergangenen und des nun wohl bald wieder aufkommenden Aufruhrs rund um das VBT musste ich in den letzten Wochen bis Monaten immer wieder Diskussionen rund um das Thema Battlerap führen. Diskussionen rund um unser geliebtes Turnier – von Themen wie Realness, Freestyle, Oldschool, Newschool, Internet, über die RBA bis hin zu den Kopien des Turniers. Irgendwann bin ich an einem Punkt angelangt, an dem ich eines mal klarstellen will: Ich liebe Battlerap. Ich liebe Freestylesessions, bei denen sich zwei mehr oder weniger begabte Rapper in einem nach Bongrauch stinkenden Homestudio schlecht gereimte Standardphrasen an den Kopf werfen. Ich liebe Battlejams, bei denen sich kampferprobte MCs vor einer HipHop-affinen Menge verbal die Fressen polieren. Und ich liebe die RBA, die wohl den ersten Schritt gegangen ist, um deutschen Battlerap ins Internet zu transportieren; von den Heads bis zur Train herab, stehen hier seit je her für Rapper so gut wie aller Kaliber Tür und Tor offen, sich im verbalen Zweikampf fair und sportlich zu messen und einen Fuß in die Raplandschaft des kompletten deutschsprachigen Raums zu setzen. Und das ist, was auch das VBT schon immer ausgemacht hat: Eine Plattform, um sich zu messen, weiterzuentwickeln und Kontakte zu knüpfen – nur eben den einen logischen Schritt weiter, das Video als neue Ebene und neues Potential ins Geschehen einzubinden. Und ich liebe das VBT. Dennoch wurde das Prinzip der Videobattles vielerorts kritisiert, was allem voran mit der steigenden Popularität einherging. Zu Beginn des diesjährigen Turnieres wollen wir nun die Gelegenheit nutzen, um als Veranstalter zu einem der größten Vorwürfe klar Stellung zu beziehen:


    Zunächst – dieser Artikel ist kein Leitfaden, was eine gute Runde in einem Videobattle ausmacht, sondern sollte vielmehr eine Grenze setzen, was nicht mehr hineingehören sollte. Natürlich steht es prinzipiell jedem Artist, der im VBT antritt, absolut frei, wie er seine Runde zu gestalten hat. Das geht vom Musikalischen übers Videotechnische, bis hin ins Textliche. Wahrscheinlich ist es gerade diese unglaubliche Vielfalt an ins Rennen gehender Musiker, die das VBT so groß und erfolgreich gemacht hat. Dennoch ist in den letzten Turnieren ein Trend aufgekommen, den wir weder gutheißen noch unterstützen können, weswegen wir diesem noch einmal klar entgegenwirken wollen.


    Die Rede ist von Realtalk, der die Person hinter der Kunstfigur angreift. Das meint nicht, bekannte Ereignisse und Fakten für das Einleiten einer Punchline zu verwenden, indem man zum Beispiel einem Gegner, der allgemeinhin bekannt BWL studiert, ebendies in einer guten Verpackung vorwirft. Das ist absolut legitim und auch ein gern gesehener Teil eines Battles. Problematisch wird es hingegen, wenn man damit beginnt, private Informationen über einen Gegner zu nennen, sie bestenfalls noch mit Screenshots aus Facebook und Konsorten zu unterlegen und all das nicht einmal mehr sonderlich gut zu verpacken. Es ist nicht nur – und auch wenn das nun drastisch klingt – menschlich absolut widerwärtig, einer Person, die man bestenfalls über das Internet kennt, mit rufschädigenden Informationen zu konfrontieren, sondern auch eine extrem faule und effekthascherische Art und Weise, sich einen Vorteil zu erschleichen. Es erfordert weder große textliche Finesse noch eine wirklich effiziente Pointensetzung, um so ans Ziel zu kommen. Vielleicht mag das eine große Gruppe an Leuten ansprechen und vielleicht fühlt sich diese davon auch unterhalten, aber diese Art von Unterhaltung ist dieselbe, die auch Bild und RTL zum Besten geben. Das hat nichts mit der eingangs erwähnten Kultur des Battleraps oder des HipHops allgemein zu tun. Es zieht das Wortgefecht von einer musikalischen und sportlichen Ebene herab auf eine persönliche Schlammschlacht untersten Niveaus, was mit Sicherheit nicht der Grund war, für den das VBT damals ins Leben gerufen wurde.


    Noch schlimmer wird es allerdings, wenn man Vorwürfe und skandalöse Geschichten einfach an den Haaren herbeizieht, nur um diesen einmaligen Effekt zu erzielen. Das wohl drastischste Beispiel hierfür liegt erst wenige Wochen zurück und – da brauchen wir uns nichts vorzumachen – der Großteil von Euch hat es zumindest mitbekommen: Das Finale des JBBs zwischen Spongebozz und Gio. Das hier wird das erste und letzte Mal, dass dieses Thema auf rappers.in Erwähnung findet und das auch nicht, um gegen Juliensblog zu schießen. Im Gegenteil; bis auf das Konzept der Videobattles haben wir absolut nichts mit ihm gemein und er bedient mit seinem Format eine Zielgruppe, um die wir ihn – auch wenn sie unserer quantitativ überlegen sein mag – gar nicht beneiden. Dennoch wollen wir uns die Gelegenheit nicht nehmen lassen, zu dieser dort immer wieder kultivierten und honorierten Art des Dissens klar Stellung zu beziehen; denn sie ist das absolute Gegenteil des Battlestils, den wir unterstützen und der unserer Vorstellung entspräche. Die Kultur und das Prinzip, dass hinter dieser Form von Unterhaltung steht, ist die, dass in Sachen Realtalk immer noch einer draufgesetzt werden muss. Erst reichte es, dass man einen Gegner mit peinlichen alten Videos bloßstellt. Irgendwann mussten dann Chatverläufe mit ihren Freunden herhalten, um den Kinderscharen glaubhaft zu machen, dass der zufällig zugeloste Mensch aus dem Internet doch ein ganz widerliches Exemplar der menschlichen Gattung sei. Und wenn man über diesen zugeteilten Menschen, den man vermutlich gar nicht mal richtig kennt, nichts entsprechend Bloßstellendes mehr finden kann, dann kam es nun jüngst, wie es kommen musste: Eine falsche Story, ein gefälschter Beweis dafür und ein unfassbarer Skandal um einen Menschen, der damit absolut nichts zu tun hat. Und warum? Weil irgendwo noch irgendetwas draufgesetzt werden musste. Weil irgendwie ein noch erschütternderer Skandal aus dem Boden gestampft werden musste. Mal hält man dem Einen vor, bei einem Unfall beide Eltern verloren zu haben, der Nächste ist rechtsextrem, und der Übernächste hat dann eben ein kleines Mädchen vergewaltigt. Zum Gipfel des Ganzen frisst ihm seine Anhängerschaft selbiges auch noch aus der Hand und der Betroffene geht mit einem überaus ernsten Rufschaden nach Hause. Ist das unterhaltsam? Mag sein. Vielleicht unterhält es Leute, die auch sonst Freude an Skandalgeschichten haben und es für sinnvoll halten, schmutzige Wäsche anderer Leute online auszubreiten. Aber das steht in keinem Bezug zu Battlerap und der Kultur, die wir uns wünschen und nach der wir das VBT immer wieder veranstalten.


    Warum also breiten wir all das aus, obwohl es gar nicht unser Turnier ist? Das hat zwei Gründe. Zum einen werden wir doch des Öfteren an den Auswürfen des JBBs gemessen. Ich habe privat schon mehr als einmal in einer Diskussion über Rap auf die Frage, ob mein Gegenüber das VBT kenne, die Antwort erhalten, ob das denn "der kindische Quatsch mit dem rappenden Schwamm sei". Nein! Das VBT und das JBB unterscheiden sich in ihren Philosophien fundamental. Uns geht es darum, eine Bühne für Competition zwischen talentierten MCs und für Newcomer zu bieten, nicht darum, eine seelenlose Klickmaschine heranzuzüchten. Außerdem wollen wir Teilnehmern wie Zuschauern das beste Erlebnis und möglichst viel Freude am Turnier bieten, weswegen wir die Rapper in den Vordergrund stellen und sie von einer objektiven und seriösen Jury bewerten lassen, statt einen Personenkult um einen Juror zu erschaffen, um dessen Gunst die Teilnehmer Runde für Runde bangen müssen. Wie gesagt: Unser Ziel ist es wirklich nicht, Juliensblog in seiner Sache anzugreifen. Aber hiermit wollen wir uns endgültig von seinem Format distanzieren und klarstellen, dass wir mit seiner Philosophie und seinem Turnier nur das von uns erfundene Prinzip des Videobattles gemeinsam haben. Zum anderen – um auf den Anfang des Abschnitts zurückzukommen – sind auch im VBT immer wieder Runden erschienen, die sich hart an dieser Grenze befanden und teils auch darüber hinausgegangen sind. Auch hier wurden immer wieder Chatverläufe als Punchline verkauft und Insidergeschichten über Gegner ausgepackt, die lyrisch nie über eine bestenfalls mittelmäßige Leistung hinausgegangen sind, und ihre Wirkung allein über die Sensationssucht entfalten konnten.


    Um das endgültig klarzustellen: Dies sollte kein Gegenstand eines Rapbattles sein. Nicht im VBT, nicht in der RBA, auf keiner Live-Bühne und auch nicht im nach Bongrauch stinkenden Homestudio. Unser Turnier stellt eine seriöse und professionelle Plattform für Battlerap dar, in der Tradition wie Kultur Hand in Hand gehen und bei der jeder MC und jeder Rapstil herzlich willkommen sind. Und diese Kultur besagt, dass sich Rapper in einem Battle nach Herzenslust an die Gurgel gehen können, sich die übelsten Beschimpfungen an den Kopf werfen dürfen und den Gegner als Kunstfigur so gut es geht dem Erdboden gleichmachen sollen, solange es die Grenze zur Privatperson nicht auf einem ernsten Level übertritt und man sich nach dem Battle die Hand geben kann. Das ist, was das VBT darstellen sollte und das ist der Battlerap, den ich liebe, den wir als rappers.in-Crew lieben und der das Turnier dahin gebracht hat, wo es heute steht. Und diese Tradition erfolgreich weiterzuführen, das ist unsere Ambition und deshalb freuen wir uns sehr auf das neue Jahr und ein weiteres, großartiges VBT.


    (rappers.in)



    Pünktlich zu Weihnachten meldet sich der Kölner Rapper Tatwaffe mit einer neuen Videosingle zurück. Der Track hört auf den Titel "Zu weit gekommen" und wurde von NkRec visualisiert. Der fertige Clip wurde auf YouTube veröffentlicht:


    [youtube]xCsmBHbHYS8[/youtube]


    Genauere Informationen zu Tatwaffes kommendem Soloalbum "Sternenklar" gibt es zur Zeit nicht. Lediglich der Titeltrack wurde bereits als Teil des "Drive-by"-Formats ausgekoppelt.


    Quelle


    [azlink]Tatwaffe[/azlink]


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