Und was meinst du, wie sich die Mitglieder dieser "random" Berufsgruppen fühlen, wenn du sowas schreibst? Meinst du, dass das Assoziieren (ganz egal, ob es deine Intention war oder nicht) von Berufsgruppen mit Schimpfwörtern und abwertenden Begriffen dazu führt, dass der genannte Taxifahrer oder der Schlosser noch Bock hat sich von jemandem dadurch zum Impfen bewegen zu lassen? (Du weißt ja nie, wer hier letztlich - im eher unwahrscheinlichen Fall - still mitliest und sich deswegen herabgesetzt fühlt) "Du bist kein Arzt und hast deswegen keinen Durchblick" in Verbindung mit vorangestellten Kraftausdrücken wird niemanden davon überzeugen, sich doch noch mal mit besagtem Arzt in Verbindung zu setzen. Wenn mein Arzt auf meine Bedenken und Fragen zur Impfung damals geantwortet hätte "Sie als Soziologe haben absolut keinen Durchblick, sie sind schließlich kein Arzt.", dann hätte ich mich freundlich verabschiedet und wäre gegangen, zum Glück war der aber in der Lage ein Gespräch mit mir zu führen ohne mit Begriffen wie "Spacken" ankommen zu müssen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du in deinem sozialen Umfeld so mit Menschen kommunizierst, besonders wenn du diese nicht gut kennst. Du kannst auch gerne weiterhin verschiedene Gruppen von Impfgegnern, Unentschlossenen und aus anderen verschiedenen Gründen Ungeimpften zusammenwerfen, ich bin mir nur sehr unsicher, ob die Art und Weise deines Vorgehens dabei didaktisch klug und zielführend ist. Wer lässt sich denn schon gerne etwas erklären, was mit Beleidigungen verbunden ist? Ich denke das tun weder Geimpfte noch Ungeimpfte gerne.
Also wenn sich ein Schlosser von mir in seiner Identität als Schlosser diskriminiert fühlt weil ich ihn in einer Reihe mit 10 anderen Berufsgruppen genannt habe, um den Punkt zu machen, dass das alles keine Mediziner sind, dann spricht das nicht gerade für den Schlosser. Wer in einer schwierigen medizinischen Frage nicht auf medizinischen Rat hört, weil er meint es besser zu wissen, trifft in meinen Augen eben die falsche Entscheidung. Das ist genauso wenig diskriminierend wie wenn ich einem Herzchirurgen mit Karies rate zum Zahnarzt zu gehen oder wenn ich dem Musiklehrer empfehle, seine gebrochene Achse nicht mit Panzertape und Gitarrensaiten selbst zu flicken. Beides wären extrem blöde Entscheidungen und ich denke nicht, dass ich hier den Berufsstand der Herzchirurgen oder Musiklehrer diskriminiere. Man muss mir schon extrem bösartige Absichten unterstellen, wenn man das da reininterpretiert.
Ich hab hier schon mal gesagt, dass ich hier niemanden überzeugen will, weil das bei dem Level an Querdenken hier auch komplett sinnlos wäre. Man muss aber nicht jeden Quatsch stehen lassen. Wenn Leute auf ärztlichen Rat in der Impfentscheidung pfeifen, sagt das meiner Meinung nach schon alles darüber aus, ob diese Leute überhaupt an einer richtigen Entscheidung interessiert sind oder doch eher aus Trotz aus dieser medizinischen eine politische Frage machen. Letzteres ist halt sau doof. Und sich bei dem Umgangston hier (ich erinnere an die Häme über den erschossenen Tankwart) über den Begriff "Spacken" (der auf radikale Impfgegner super gut zutrifft, mir würden auch noch andere einfallen) zu echauffieren ist ja wohl mehr als lächerlich.
ZitatIch würde jedem raten bei komplexen Fachfragen auf Fachmeinungen zu hören, dazu zwingen kann ich aber niemanden. Wer entgegen der Fachmeinung dann doch beschließt sich nicht impfen zu lassen, statt einer ausgewogenen Ernährung lieber einen Mix aus McDonalds und Subway zu wählen oder statt Tee und gefiltertem Wasser am Wochenende doch lieber ein paar Bier zu trinken, der muss nicht mit meinem Verständnis rechnen, hat aber das Recht dazu sich so zu entscheiden. Die Frage, ob man sich impft oder nicht ist auch(!) eine private Frage. Es hat nun mal jeder das Recht auch objektiv falsche Entscheidungen für sich zu treffen. Das kann man doof und "dreimal blöd" finden, aber Willensfreiheit ist nun mal wichtiger Bestandteil einer liberalen Gesellschaft. Wir leben genau so in einer Pandemie, wie wir in einer Externalisierungsgesellschaft leben. Im globalen Norden leben wir auf Kosten des globalen Südens. Anders formuliert: Wegen unserem, meinem und auch deinem Verhalten sterben Menschen, vielleicht nicht auf der ITS, dafür dann auf dem Mittelmeer oder beim Abbau von Kobalt für deine Akkus im Auto/ Laptop/ Handy in der DR Kongo. Dieser Umstand verleiht jedoch dem Staat und auch niemand anderem die Legitimität über unseren eigenen Körper zu bestimmen. Nichtdestotrotz: Wer sich ohne Impfung auf der Corona-Party ansteckt, hat die Konsequenzen seines Handelns (angeordnete Quarantäne zB) zu tragen, das trifft in diesem Fall auf die Impfentscheidung und in vielen anderen Bereichen des Lebens eben auf andere Entscheidungen zu. Auf Handlungen folgen halt immer Konsequenzen.
Der letzte Vorschlag wäre tatsächlich konsequent, glaube nur nicht, dass das funktioniert: Mein Onkel hat mit knapp ~250 Kg auf etwas über 1,80 m Körpergröße in den letzten 20 Jahren ganze 4 Bandscheibenvorfälle gehabt (natürlich auf Grund seines enormen Übergewichts), der Krankenwagen kam trotzdem jedes mal und an Gewicht und Ernährung hat sich danach auch nie was geändert. Das ist dann eben Dummheit, die du nirgendwo zu 100% vermeiden kannst.
Anscheinend hast du aber ja ein Problem damit, dass ich diese "Entscheidung" (eher Trotz als aktive Entscheidung) für objektiv falsch und grenzdebil halte. Klar, es gibt auch andere dumme Entscheidungen, die viele Menschen tun. Bei Konsumfragen wie Essen, Rauchen, Alkohol, Drogen etc. finde ich das etwas schwieriger als hier, weil da auch oft andere Krankheiten bei der negativen Entwicklung entscheidende Rollen spielen können (Sucht, Diabetes etc.). Aber für komplett unnötige Sachen wie viel zu schnelles Auto- oder Motorradfahren hab ich auch überhaupt kein Verständnis - das ist übrigens ähnlich wie beim Impfen, weil man da meist auch andere mit reinzieht. Sich als Risikoperson bewusst gegen eine Impfung zu entscheiden, die keine Nachteile für einen selbst hat, aber eine Belastung anderer Personen so gut wie ausschließt ist in meinen Augen maximal asozial.
Bei jüngeren Personen, die sich ohne Impfung verantwortungsbewusst verhalten, sehe ich das auch nicht so kritisch. Es ist halt immer noch die objektiv schlechte Entscheidung, aber eher Privatsache. Wenn ich so tun will, als gäbe es kein Corona und ich lass mich trotzdem nicht impfen, ist das halt wiederum ziemlich asso oder nicht.
Dann ist natürlich wieder die Frage, warum die Leute sich nicht impfen lassen. Wenn jemand aufgrund kognitiver Einschränkungen oder sprachlicher Barrieren nicht in der Lage ist, die richtige Entscheidung zu treffen, kann er/sie da natürlich nur bedingt was dafür. Auch wenn man einfach Angst hat ist das okay, Angst ist ja nichts rationales, sondern was emotionales, das lässt sich nur bedingt steuern. Aber dann kann man immer noch Fachleute um Beratung fragen, dafür sind die ja da.
Aber hier wird von vielen kleinen Rumpelstilzchens ja so ne Trotzaktion draus gemacht, was einfach strunzdumm ist. In so vielen Berufen gibt es Impfpflichten. Du kommst nichtmal in nen Kindergarten rein ohne Masernimpfung. Und jetzt wird so ein Tamtam gemacht weil Wissenschaftsleugnung neuerdings der heiße Scheiß bei den Dullis ist.