Aluhutspinner

  • 1) und 2) kann ich absolut nicht nachvollziehen. Klingt nur ungewöhnlich wenn man darauf rumreitet. In meinem Gehirn bin ich in der Lesart zumindest nicht auf dem Holzweg. Vielleicht bin ich auch einfach geschlechtsneutraler programmiert? (Haha) Zumal man den Satz auch eleganter formulieren kann. Alles ist besser als dieser irritierende Glottal Stop vor dem Gendersternchen. Es sagt ja auch keiner, dass im spezifischen Fall nicht von Sängerinnen gesprochen werden kann? Nur warum soll ich meinen Redebeitrag um 5 Sekunden und 5 Silben verlängern ("und Sängerinnen"), wenn nur eine Minderheit behauptet sich dadurch exkludiert zu fühlen?


    "Der Kirchenchor Östrich-Winkel hat ein Problem: Zurzeit sind 19 Sänger schwanger, weshalb das diesjährige Abschlusskonzert abgesagt werden muss."


    (Für mich würde hier auch "Sängerinnen" klar gehen, alles ist mir lieber als ausgesprochen Sänger_innen)


    3) Ich weiß nicht, wie es um deine Englischkenntnisse steht, aber kann ich auch überhaupt nicht nachvollziehen. Klingt für mich absolut in Ordnung. Finde es im Englischen in der Hinsicht tatsächlich angenehmer.


    "Für gewöhnlich wird bei gewissen Berufsbezeichnungen im Deutschen die weibliche Form kaum mitgedacht."


    Das kann ich auch nicht bestätigen. Das ist meiner Meinung nach Wunschdenken. Wenn überhaupt kann ich mir vorstellen, dass bei gewissen Berufsgruppen halt präferiert an Männer gedacht wird, weil diese dort auch überproportional vertreten sind. Darauf wirst du jetzt wahrscheinlich antworten, dass das Teil überholter Weltanschauungen sind, woraufhin ich antworten werde, dass die Verteilung der Geschlechter in Berufen in der freien Marktwirtschaft ein Produkt reiner Präferenz ist.


    "4) Auf die frage "Was sind deine Top-3 Lieblingsschauspieler" antworten die meißten Menschen NUR mit Männern. Bei der Frage "Was sind deine Top3 Lieblingsschauspieler und Schauspielerinnen" ist die Quote M/W wesentlich ausgeglichener."


    Ich schätze mal du hast dafür empirische Belege, sonst würdest du das nicht anbringen. Liegt vielleicht in dem speziellen Fall auch einfach daran, dass mehr Männer top Schauspieler sind? Ich hätte zumindest auch erst 4-5 männliche Kandidaten im Kopf. Was nicht bedeutet, dass es keine guten weiblichen Schauspieler gibt, aber es spricht ja auch nichts dagegen sondiert zu fragen?


    zu 5)

    Gegen (m/w/d) ist auch nichts einzuwenden. Vor allem ist das ja auch in manchen Gesuchen relevant, wenn explizit Männer oder Frauen gesucht werden. "Köch*in*x" ist dann vielleicht gut gemeint, wirkt aber einfach nur albern. Und ja das x wäre nur konsequent, bezieht man auch "d" mit ein.



    "Nichtsdestrotrotz ist die Bewusstmachung der derzeitigen Schwachstellen unserer Sprache nivht vekehrt und ein sinnvoller Austausch zwischen den Beteiligten wünschenswert."


    Ich sehe immer noch keine Schwachstelle, oder zumindest nicht die, die heraufbeschworen wird. Manche Ideen und Ansätze sind ja nicht schlecht, aber im Großen und Ganzen hat jede Sprache der Welt die Tendenz dazu sich über die Zeit zu vereinfachen (das war ja auch die Idee hinter einem Genus, der alle miteinbezieht), und nicht komplizierter zu werden. Und ich kann dir garantieren, dass "Steuerinnenzahler" für mehr Irritationen sorgen wird als die schwangeren Sänger.


    Schönen Abend noch!

  • Stimme TrappenWitz überwiegend zu, bei den Schauspielern liegt das aber denke ich auch daran, dass zwischen Schauspieler und Schauspielerinnen schon getrennt wird, z.b. bei sämtlichen Preisverleihungen wie Oscars oder Golden Globe. Dass man bei "Schauspieler" dann an Männer denkt, weil das Wort in diesem speziellen Fall dann wirklich gebräuchlich auch nur die Männer mit einbezieht ist logisch.


    Es gibt btw. auch studien die von einer positiven auswirkung von genderneutraler Sprache sprechen, z.b. hier:

    https://www.tagesspiegel.de/ge…rache-wirkt/24906988.html


    von daher finde ich es nicht zu viel verlangt diese auch zu nutzen. wünschenswert wäre es natürlich, dass diese noch so gestaltet wird, dass diese auch noch praktikabel ist.

  • Es gibt btw. auch studien die von einer positiven auswirkung von genderneutraler Sprache sprechen, z.b. hier:

    https://www.tagesspiegel.de/ge…rache-wirkt/24906988.html


    von daher finde ich es nicht zu viel verlangt diese auch zu nutzen. wünschenswert wäre es natürlich, dass diese noch so gestaltet wird, dass diese auch noch praktikabel ist.


    Hast du meine Beiträge gelesen? (No front). Du gehst nämlich auf einen wichtigen Punkt nicht ein: Sprachen haben die Tendenz sich diachronisch zu vereinfachen, und nicht zu verkomplizieren.

    Sänger*Innen oder SängerInnen klingt ausgesprochen einfach mega umständlich behindert und wird nur für noch mehr Irritationen sorgen. Das wird sich niemals auf natürlichem Wege etablieren. Demnach ist es sogar extrem viel verlangt. Vor allem ist es viel verlangt, wenn Leute auch noch blöd angemacht werden, wenn sie sich nicht daran halten (Bei mir an der Uni so geschehen).


    Es gibt viel effizientere Stellschrauben an denen man drehen kann um für mehr Parität und Gleichberechtigung zu sorgen.


    Die zitierte Studie ist ja mal übertrieben unseriös und tendenziös. Ich glaube es handelt sich hierbei um den typischen Korrelation =! Kausalität Fall gepaart mit Conformation Bias.


    "Weiterhin hatten sie positivere Ansichten gegenüber Frauen in der Politik und der LGBTI-Community. Die Forscher schließen daraus, dass Sprache unmittelbaren Einfluss auf die Wahrnehmung und somit auf Vorstellungen von Geschlechterrollen hat."


    :D Alles klar. Eine gesamte Weltanschauung ändert sich binnen paar Minuten, weil zuvor ein anderes Pronomen gehört wurde.


    "In einem dritten Teil der Studie hat das Forscherteam geprüft, ob die Ergebnisse mit „sozialer Erwünschtheit“ zu erklären sind, also mit der Tendenz der Teilnehmer, Fragen so zu beantworten, wie sie glauben, dass es von ihnen erwartet wird. Wenn die Befragten in der Studie das Pronomen „hen“ benutzen sollten, könnten sie etwa annehmen, dass „politisch korrekte“ Antworten von Seiten der Wissenschaftler erwartete werden.


    Um das auszuschließen, sollten die Probanden innerhalb weniger Sekunden Namen nennen, die ihnen einfallen, wenn sie die verschiedenen Pronomen hören. Die zeitliche Begrenzung sollte das Nachdenken über die Antworten verhindern. Auch hier nannten die Teilnehmer deutlich häufiger weibliche oder neutrale Namen, wenn sie mit dem weiblichen oder neutralen Pronomen konfrontiert wurden. Tavits und Pérez schließen daraus, dass die Antworten ihrer Probanden eher automatisch als kontrolliert sind."


    Lol, also um dem offensichtlichen Conformation Bias vorzubeugen, lässt man Probanden nach dem Test schnell Namen aufsagen? Und weil bei "hen" öfter weibliche genannt wurden, ist dies ein Indiz für ihre vorherige Unvoreingenommenheit? Ist doch klar, dass man dann eher weibliche Namen damit assoziiert, der ganze Aufwand dient ja der angestrebten Parität (und der Benachteiligung der Frau). Na ja. Leider bezeichnend für Studien in dem Bereich.

  • Du nennst die Studie unseriös, obwohl wir die Diksussion führen aufgrund der Umfrage eines Welt-Artikels, eine der unseriösesten Mainstreammedien die wir in Deutschland haben? Die dann nicht einmal erklären welche Personen befragt wurden, welche Fragen gestellt wurden, u.a.? :D


    Außerdem hatte ich ja geschrieben, dass ich mir eine praktikablere Form wünschen würde als die jetzigen angewendeten. Von daher: Hast du meinen Beitrag denn gelesen?


    Ich bleibe dabei, wenn es mir nicht viel mehr Mühe macht, genderneutral zu schreiben, wieso soll ich dann darauf verzichten. Wenn sich dadurch mehr Personen inkludiert fühlen ist das doch positiv, wieso also da drauf verzichten.

  • 1) Man kann Sprache wissenschaftlich untersuchen, aber Leuten nicht "wissenschaftlich" vorschreiben, wie sie zu sprechen haben.


    2) Es ist keine Schwachstelle der Sprache, wenn du den Sinn des Gesprochenen nicht richtig erfassen kannst.


    3) "Meisten" schreibt man nicht mit ß, du Prinz der Wissenschaften.

  • Du nennst die Studie unseriös, obwohl wir die Diksussion führen aufgrund der Umfrage eines Welt-Artikels, eine der unseriösesten Mainstreammedien die wir in Deutschland haben? Die dann nicht einmal erklären welche Personen befragt wurden, welche Fragen gestellt wurden, u.a.? :D

    Du bringst da einiges durcheinander. Die Umfrage (=! Studie) wurde im Auftrag der Welt von Infratest-Dimap durchgeführt, und nicht von der Welt selbst. Infratest ist ein verlässliches und häufig zitiertes Medium. Das sind Welten (hehe) Unterschied. Außerdem stehen besagte Details im Artikel?


    Zweitens ist es in der Wissenschaft absolut okay Studien anzuzweifeln. Das ist einer der Grundsteine. Was denkst du wie das sonst funktioniert? Einer sagt was und das ist dann gegeben? Deswegen sollten Versuche immer reproduzierbar sein, um die Validität im Nachhinein zu überprüfen. Die zitierte Studie ist nicht realitätsnah, tendenziös und gibt nicht wirklich Aufschluss über irgendwas. Will gar nicht wissen wie hoch man den p-Wert da angesetzt hat. Und bei "ideologischen" Studien bin ich sowieso nochmal vorsichtiger, denn es ist bekannt, wie der Wind in geisteswissenschaftlichen Fachrichtungen politisch weht. Confirmation Bias ist da nicht weg zu reden.


    Und drittens bist du schon wieder nicht auf meinen Punkt eingegangen. Ich lass gut sein.



    Zitat von Puncherfaust


    Außerdem hatte ich ja geschrieben, dass ich mir eine praktikablere Form wünschen würde als die jetzigen angewendeten. Von daher: Hast du meinen Beitrag denn gelesen?


    Doch, natürlich man. Es gibt halt keine einfachere Form, die nicht automatisch den Redefluss stört und/oder die gesamte Grammatik auf den Kopf stellt.


    "wieso also da drauf verzichten."


    Siehe oben. Aber es verbietet dir ja keiner das zu machen. Deine Intention ist ja auch eine gute, keine Frage.


    Wieso meldet sich die "Studierendenvertretung" eigentlich mit "Studierendenvertreter" und nicht mit "Studierendenvertretende"? Und ist deren Sprecher dann der "Studierendenvertretendensprechende"?

    Man tut immer so, als wäre eine Umstellung so einfach, aber denkt da mMn viel zu kurz.

  • Was soll ich darauf eingehen, du hast damit ja durchaus recht. Aber das kollidiert doch auch gar nicht mit meiner Aussage. Ja, Sprache hat im Regelfall die Tendenz sich zu vereinfachen und nicht sich zu verkomplizieren.


    Sprache sollte finde ich aber auch bei Bedarf an gesellschaftliche Veränderungen anpassen dürfen und können. Es ist bewiesen, dass es viele Menschen gibt die sich vom generischen Maskulin nicht angesprochen fühlen, sondern sich dadurch ausgeschlossen fühlen. Sollte es nicht im gesamtgesellschaftlichen Interesse sein Sprache so zu entwickeln, dass dies nicht der Fall ist? Das sich das alles doof anhört oder kompliziert beim Lesen ist ist logisch, aber das ist auch nichts woran sich der Mensch nicht gewöhnen kann. Und wenn man sich dann vielleicht auch auf eine einfachere Lösung einigen kann, wie ich ja jetzt schon mehrmals geschrieben habe, spricht da doch sogar fast gar nichts gegen.


    Dass man niemanden wegen einer Missachtung anfeinden sollte ist klar. Dafür ist der Anfeindungsgrund zum einem zu banal, zum anderen liegt das auch meist daran, dass sich derjenige darüber keine Gedanken macht und somit keine negative Intention vorliegt. Da sind Anfeindungen natürlich absolut kontraproduktiv.


    Bezüglich des Welt-Artikels: Dass die Umfrage in Auftrag gegeben wurde ist mir bewusst, das hat die Welt ja auch tatsächlich geschrieben. Zu den anderen von mir beispielhaft aufgelisteten Dingen jedoch nicht. Verdammt nochmal, die Welt hat die Studie noch nicht einmal verlinkt oder dergleichen, so dass man die mal selber überprüfen könnte. Bezeichnend übrigens, dass die Welt bewusst darauf verzichtet, die Umfrage repräsentativ zu nennen, wie es für repräsentative Studien eigentlich üblich ist.


    Ganz davon ab, dass die Welt von Mehrheiten spricht, dann aber Zahlen präsentiert von 52 % und so. Das sind zwar faktisch Mehrheiten, klar, aber eben ohne Zeigen der Fragestellung und der befragten Personengruppen nicht wirklich aussagefähig. Ganz davon ab, dass es ja auch immer Fehlerbereiche gibt, da würden so marginale Zahlen definitiv drunter fallen.


    Außerdem braucht es nur eine kurze Recherche um den generellen Standpunkt der Welt zu dem Thema zu finden:


    https://www.welt.de/politik/de…g-entsetzlich-albern.html


    https://www.welt.de/debatte/ko…meister-ihrer-Nutzer.html


    https://www.welt.de/debatte/ko…isten-sind-unter-uns.html


    Die Welt ist nichts als ein Meinungsblatt, das ist bekannt. Dass die Welt auch nicht neutral in dieser Angelegenheit ist wird schon bei der Überschrift des Artikels deutlich. Dass du mich darüber belehren willst, dass das anzweifeln von Studien in der Wissenschaft völlig normal ist, was mit absolut bewusst ist, dann mein Zweifeln an dieser Umfrage aber eben so abtust, hat schon eine gewisse Ironie.


    Hier eine weitere Studie zu positiven Effekten von Gendern:


    https://www.fachportal-paedago…l?FId=1082041#vollanzeige


    Gibt da auch noch unzählige weitere. Findest du durch kurzes googlen.


    Mir ist das Thema ja sogar ziemlich egal wenn ich ehrlich bin. Aber wo wäre ich da in den Gruppen der Umfrage eingeordnet. Darauf geht der Artikel nämlich gar nicht ein, obwohl das vom Gefühl her eher den größten Teil ausmachen sollte.

  • Wie wird das ganze eigentlich bei Kindern gehandhabt. Der Sohn ist männlich, die Tochter weiblich ... gibt es eine dritte Variante für alles, was weder männlich noch weiblich ist? Klar, pauschal Kind, da es geschlechterunspezifisch ist, aber wie geht die Soziologie / Sprachwissenschaft damit beispielsweise um? Bin leider nur Ingenieur und komme mit solchen soziologischen oder sprachwissenschaftlichen Themen eher nicht in Berührung, finde ich aber durchaus spannend, bis zu einem gewissen Punkt auch vertretbar, wenn geschlechterneutrale Begriffe eingeführt werden, wenn es nicht stört oder die Umstellung kein Riesenakt ist, aber das Beispiel von @Ouzo zeigt eben auch, dass ein so einfaches Beispiel wie Studierende nicht schon hart beschissen sein kann.


    Warum nicht einfach alle geschlechterspezifischen Pronomen, Artikel etc. abschaffen und eine Form beibehalten - ist die deutsche Sprache dafür nicht bereit?

  • Puncherfaust Antwort kommt noch, hatte nicht viel Zeit, Pardon. Besagte Studie richtet sich aber an genderneutrale Jobausschreibungen, die ich ja in meinem vorherigen Post befürwortet hab, ne.


    Zitat von Alpha58

    Wie wird das ganze eigentlich bei Kindern gehandhabt. Der Sohn ist männlich, die Tochter weiblich ... gibt es eine dritte Variante für alles, was weder männlich noch weiblich ist? K

    Soweit ich weiß wurde bisher in diesem ganz speziellen Fall bei der Geburt von den Eltern festgelegt für welches Geschlecht man sich entscheidet (korrigiert mich wenn ich falsche liege). Das betrifft aber in ganz Deutschland knapp 100k Leute. Wenn wir anfangen Pronomen für die zu entwerfen, warum dann nicht Pronomen direkt inhärent machen für andere Eigenschaften als Genus? Jede Religion eigenes Pronomen? Jede Körpergröße? Im Ernst, was spricht dagegen? Vor allem jetzt, wo im Zuge des Zeitgeistes Leute, die nicht intersexuell geboren sind, dennoch auf den "Zug" aufspringen und sich 100 neue Gender ausdenken. Findet ihr das wirklich geil, wie der Trend sich in den Staaten entwickelt? Mit 100 verschiedenen Pronomen und Extrawürsten? They/them xhe it usw?

    Warum nicht einfach alle geschlechterspezifischen Pronomen, Artikel etc. abschaffen und eine Form beibehalten - ist die deutsche Sprache dafür nicht bereit?

    Gibt's doch schon :D - d' Mann, d' Frau, d' Auto (jk)


    Das ist zur Abwechslung mal wirklich n Thema was mich interessiert und es würde mich tatsächlich freuen, wenn Leute, die hier mitlesen und ggf. ne Meinung haben auch auf meine Argumente eingehen würden.

  • Ich denke eher du bist rhetorisch an deine Grenzen gestoßen, ohne irgendwelche echte (belegbare) Argumente zu haben, und selbst wenn du welche hättest, wärst du augenscheinlich nicht wortgewandt genug diese auf Papier zu bringen. Weih uns doch mal in die Epiphanie ein, die du durchlebt hast.


    Ich müsste eigentlich derjenige sein, der keinen Sinn darin sieht mit Hampelmännern wie dir (die nicht vom Fach sind) komplexe linguistische Streitfragen zu besprechen. Dennoch bin ich gewillt es zu versuchen, vielleicht um meinen Horizont zu erweitern, vielleicht um mich in dem bestätigt zu sehen, was ich schon annahm (Aktuell läuft's auf letzteres hinaus)

    r/iamverysmart


    Bin generell aber auch ziemlich bei dir. Wundere mich eher darüber, dass Gynther noch nicht gesagt hat, wie drängend dieses Problem für Mitteleuropa ist

  • Zu 1) Ich bin ja ein Fan davon, dass sich generisches Maskulinum und Feminum einfach ständig abwechseln. Habe das immer mal wieder in Arbeiten und z.B. Spielanleitungen gelesen und es war erfrischend einfach.


    Zu 2) Naja, Denken reproduziert schon bis zu einem gewissen Grade Wirklichkeit. Klar sind die jeweiligen Berufe faktisch für alle Geschlechter offen, auch klar ist aber, dass gesellschaftliche Erwartungshaltungen nicht frei von Vorurteilen sind und diese dann wiederum durchaus Wege zu Berufen beschwerlicher machen. Das führt hier aber zu einem Nebenkriegsschauplatz, was du ja auch dadurch anerkennst, dass du die Diskussion in die besagte Richtung etwas abkürzt. Mein Punkt war hier lediglich: Das Sprache unser Denken beeinflusst und dieses wiederum unser Handeln und somit unsere Welt ist hoffentlich inzwischen Konsens.


    Zu 3) Gerade dieser sinnvolle Wunsch nach Sondierung spricht je gegen generische Maskulina, da die Lesart, dass wirklich nur eines der beiden Geschlechter gemeint sein könnte ja immernoch nebenher existiert. Beim generischen Maskulinum ist die Männergruppe IMMER gemeint. Manchmal eben halt auch noch die Frauen.



    Zu 4) Das stimmt so imho nicht ganz. Komplexitätsreduktion von Sprecherseite gibt es meißtens immer so lange, bis die Komplexitätsleistung auf Hörerseite zu groß wird, dann wird wieder in die andere Richtung vereinfacht. Das eine "längere Sprechzeit" gleichzeitig auch eine komplexere Sprache bedeutet ist zudem schon an anderen Grammatikphänomenen erkennbar falsch: Die würde-Umschreibung im Konjunktiv II und die Verwendung von Perfektformen gegenüber des Präteritums zeigt dies deutlich.


    Alles in allem stimme ich weiterhin damit überein, dass eine aufgezwungene Sprachreform nicht zu einer Denkreform führt sondern eher zu einer Trotzreaktion gegenüber der Sprachregeln, insbesondere wenn diese bei Unterlassung unterstellen, man wäre moralisch schlecht. Diese Art von Sprachmoralisierung macht mir tatsächlich bei der Diskussion am meißten (Pardon, meisten ;)) Sorge, da sie sinnlos spaltet, unfair abwertet und dem eigentlichen Zwecke, dem gemeinschaftlichen Zusammenleben, hinderlich ist.

  • Die würde-Umschreibung im Konjunktiv II und die Verwendung von Perfektformen gegenüber des Präteritums zeigt dies deutlich.

    Ich stimme dir großteils zu, aber hier liegst du falsch. Die Würde-Umschreibung erfolgt eben aus dem von mir genannten Grund; weil sie den Redefluss beschleunigt. Warum? Weil es viel zu lang dauert für jedes einzelne Verb die jeweilige Form im mentalen Lexikon abzurufen, wenn man sie einfach durch würde + Infinitiv ersetzen kann. Dazu gibt es sogar entsprechende Empirie, bin grad nur zu unfähig anscheinend. Das gleiche Spiel bzgl. Präteritum. Hier sieht man eine klare Tendenz der Vereinfachung.


    Und ab wann der von dir genannte Punkt erreicht ist bleibt Ansichtssache. Das ist ja genau das, woran sich die Geister scheiden.

  • Und wenn man sich dann vielleicht auch auf eine einfachere Lösung einigen kann, wie ich ja jetzt schon mehrmals geschrieben habe, spricht da doch sogar fast gar nichts gegen.

    Bin fast komplett bei dir. Aber da liegt der Hund begraben: Wie einigt man sich denn auf sowas? Das ist ja grad der Punkt. Damit sich was etabliert müssen sich halt absolut alle freiwillig daran halten. Und das passiert nur, wenn die gesamte Gesellschaft davon überzeugt ist. Ich mach dir n bisschen absurderes Beispiel: Irgendwann hat man sich darauf "geeinigt" Schwarze nicht mehr N-Wort zu nennen. Etwas, was eigentlich gesunder Menschenverstand sein sollte. Und selbst das kriegt die Gesellschaft nicht gebacken. Wie soll das dann erst bei so ner polarisierenden Geschichte funktionieren?

    Zitat von Puncherfaust

    Dass du mich darüber belehren willst, dass das anzweifeln von Studien in der Wissenschaft völlig normal ist, was mit absolut bewusst ist, dann mein Zweifeln an dieser Umfrage aber eben so abtust, hat schon eine gewisse Ironie.

    Der Punkt geht an dich.

  • Bin fast komplett bei dir. Aber da liegt der Hund begraben: Wie einigt man sich denn auf sowas? Das ist ja grad der Punkt. Damit sich was etabliert müssen sich halt absolut alle freiwillig daran halten. Und das passiert nur, wenn die gesamte Gesellschaft davon überzeugt ist. Ich mach dir n bisschen absurderes Beispiel: Irgendwann hat man sich darauf "geeinigt" Schwarze nicht mehr N-Wort zu nennen. Etwas, was eigentlich gesunder Menschenverstand sein sollte. Und selbst das kriegt die Gesellschaft nicht gebacken. Wie soll das dann erst bei so ner polarisierenden Geschichte funktionieren?

    Da bin ich absolut bei dir, das braucht Zeit. Für uns klingt die gegenderte Sprache ja auch deswegen komisch, weil sie für uns umgewohnt ist. Wenn jemand aber damit aufwächst, kann ihm das völlig normal vorkommen.


    Alleine wenn ich mir die Entwicklung bzgl. der gesellschaftlichen Akzeptanz ggü. dem LGBQT-Movement so seit Mitte der 2000er angucke, hat sich da schon eine Menge getan. Ich wüsste jetzt nicht warum das nicht so rasant weiter gehen sollte.


    Wünschenswert wäre natürlich, dass sich das jetzt aus der Gesellschaft heraus durchsetzt und weniger von oben herab. Muss man abwarten. Wichtig ist dass beide Seiten offen miteinander umgehen, also auch niemand angefeindet wird, wenn er es nicht macht. Dann könnte eine Atmosphäre entstehen unter der man so etwas einfacher etablieren könnte. Aktuell gibt es halt noch zu viele Leute auf beiden Seiten die das finde ich viel zu sehr negativ emotional betrachten.

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