Fabian Römer: "Generell mag ich es, mich zu langweilen"

  • Mit "L_BENSLAUF" erschien am 9. August 2019 bereits das siebte Album von Fabian Römer. Der Interpret beantwortet einige Fragen über den Entstehungsprozess des Albums, setzt sich mit der Langeweile auseinander und berichtet von einem seiner angenehmsten Videodrehs.



    Rappers.in: Wie lief der Entstehungsprozess des Albums ab?


    [INDENT]Fabian Römer: Ich habe das Album wieder mit den beatgees produziert, mit denen ich schon einige Alben gemacht habe. Im Unterschied zu früheren Projekten war die Schreibphase und die Produktionsphase etwas entzerrter, weil ich diesmal lange Zeit einen Mitbewohner hatte, nämlich Henrik Böhl, der sein Keyboard im Wohnzimmer aufgebaut hatte. So konnte ich oft mit einem A-capella-Refrain kommen, meistens schon mit Melodie und Text, und er konnte mir dazu ganz intuitiv Akkorde anbieten. Durch die Zusammenarbeit mit Henrik zu Hause und mit den beatgees im Studio entstand eine perfekte Symbiose. Man kann sagen, dass die beatgees etwas mehr die Hip-Hop-Seite bedient haben und Henrik mehr die "Popsau" repräsentiert hat. Ich habe mich bei der Zusammenarbeit mit den neiden sehr zu Hause gefühlt.
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    Rappers.in: Was auffällt, ist, dass die Featuregäste (Lary, Kaind, Valentine, toksi und Namika) eher aus dem Popkosmos kommen und nicht aus dem Hip-Hop Umfeld. Sticht einer dieser Gäste besonders hervor?


    [INDENT]Fabian Römer: Alle Featuregäste haben für mich etwas Besonderes und deshalb kann ich da natürlich niemanden hervorheben. Da müsstest du schon ein konkretes Beispiel nennen.
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    Rappers.in: Im Hinblick auf dem Song "Mit dir langweilen" mit Namika stellt sich mir die Frage, ob wir vielleicht verlernt haben, uns zu langweilen. Was denkst du darüber?


    [INDENT]Fabian Römer: Ich mag es, in meinen Songs die Bedeutung von Dingen in einem anderen Kontext neu zu beleuchten. So etwa in dem Song "L_BENSLAUF", wo ich versuche, die eigentlich negativ konnotierte Lücke im Lebenslauf positiv zu sehen. Und auch beim Song "Mit dir langweilen" versuche ich, die positiven Aspekte des Langweilens herauszustellen, da wir immer von vielen Dingen abgelenkt sind und die Langweile so verteufeln. Generell mag ich es, mich zu langweilen, und forciere dies auch, indem ich in den Park gehe und mich dort ohne Handy der Langeweile ausliefere. Dort kann ich die Gedanken wandern lassen und habe Zeit, mich mit mir selber zu befassen, und deswegen finde ich die Langeweile gut.[/INDENT]


    Rappers.in: Würdest du sagen, dass Kreativität aus Langeweile erwächst?


    [INDENT]Fabian Römer: Das kann man so unterschreiben. Wobei man natürlich auch Input braucht und Inspiration, und da ist es nicht so schlecht, wenn man auch was erlebt.
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    Rappers.in: Bereust du es manchmal, dass du dich auf die Musik konzentriert hast oder bist du vollends zufrieden?


    [INDENT]Fabian Römer: Vollends zufrieden. Es gab glaube ich noch nie einen Moment, an dem ich es bereut hätte. Es gab natürlich zweifelnde Momente, weil ich schon einen konservativen Kern in mir habe, der mir nach dem Abi gesagt hat: "Jetzt mach doch mal was damit und jetzt studier doch mal wie die anderen auch". Das kam auf jeden Fall immer mal wieder, aber diese Stimme ist in den letzten Jahren immer leiser geworden. Es war nie eine bewusste Entscheidung, Musiker zu werden, aber es fühlt sich trotzdem gut an, gerade weil es einfach so passiert ist. Es ist doch immer ein gutes Zeichen, wenn Dinge einfach so passieren, und ich fühle mich damit sehr wohl, deswegen hätte es kein Grund gegeben, das jemals zu bereuen.[/INDENT]


    Rappers.in: Bei dem Lied "L_BENSLAUF" hast du eine Hommage an Peter Fox gerichtet.


    [INDENT]Fabian Römer: Genau, das mit dem Orangenbaum und den Kindern, die Cricket spielen.
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    Rappers.in: Was sind denn die Künstler, welche dich in deiner musikalischen Entwicklung am meisten geprägt haben?


    [INDENT]Fabian Römer: Das ist selber natürlich immer schwer zu beantworten. Da pickt man sich dann am liebsten immer die coolsten Künstler heraus, obwohl einen wahrscheinlich auch Künstler inspiriert haben, wo man es selber nicht so wahrgenommen hat, dass sie einen inspiriert haben. Aber von denen, wo ich es bewusst mitbekommen habe, waren das natürlich die Sachen, die, bevor ich Internetzugang hatte, Ende der 90er im Fernsehen waren wie Eminem oder in Deutschland Samy Deluxe und Curse. Aber ich habe auch schon immer so große Pop-Hymnen gefeiert. Vor allem wenn man sich überlegt, wie präsent und groß damals noch Musikfernsehen war, da habe ich Gitarren-Pop schon krass gefeiert. Das waren schon immer so diese zwei Welten.
    Später bin ich dann natürlich viel straighter in den Rapbereich eingetaucht und hab dann auch eigentlich alles nachgeholt, was ich so von der Raphistorie verpasst habe. Dabei half mir, dass ich dann Internetzugang hatte und dass ich dann mit so Leute wie Busy zusammenarbeiten konnte, der natürlich aus einer ganz anderen Generation kommt. Durch unsere Gespräche über Classic-Alben habe ich dann ganz viele davon nachgeholt. Und diese dann auch gefeiert. Wobei ich natürlich niemals so eine Beziehung zu einem Illmatic aufbauen kann wie jemand, der das in der Zeit miterlebt hat.[/INDENT]


    Rappers.in: Wie stehst du zu politischen Äußerungen in der Musik? Man hat den Eindruck, dass vor allem erfolgreiche Künstler dies vermeiden, da sie keine Käuferschicht vergraulen wollen.


    [INDENT]Fabian Römer: Das muss jeder für sich selber entscheiden, da gibt es keine Formel. Aber natürlich ist es schön, wenn Leute Haltung zeigen. Es gibt ja immer wieder Festivals oder Bewegungen, wo mehrere Künstler sich zusammenschließen und Haltung nach außen zeigen. Das finde ich super. Aber ob man das in seine eigene Musik einfließen lässt, da muss jeder für sich schauen. Ich meine, meistens muss man von einem Thema persönlich berührt werden, damit man wirklich diesen Impuls hat, man müsse jetzt was dazu sagen. Man muss irgendwie emotionalisiert werden und dann sich entscheiden das zu machen.
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    Rappers.in: Bei deinen Videos fallen die Reiseszenen auf, vor allem bei dem Musikvideo zu "L_BENSLAUF". Hattest du eine Reise, die besonderen Eindruck auf dich hinterlassen hat?


    [INDENT]Fabian Römer: Also ich reise grundsätzlich sehr gerne. Bei "L_BENSLAUF" war es so, dass wir sehr lange nach einem Videokonzept gesucht haben und wir schon so langsam die Hoffnung aufgeben haben, bis wir dann auf die Idee gekommen sind, mal Tillman (Til Gold) zu fragen. Der hatte damals 2010 das Artwork von "Wer bist du" gemacht und ich wusste, dass er auch Videos macht. Aber ich hatte den halt echt richtig lange nicht mehr gesehen und gehört. Dann habe ich ihn angeschrieben, den Song geschickt und gefragt, ob er eine Idee hat. Er hat sich zum Glück echt schnell zurück gemeldet. Er hat ein Videokonzept geschickt und meinte, es wäre von den Landschaften und Bilden besser, wenn wir es hier in Los Angeles machen würden. Dann bin ich rüber geflogen und es war besonders schön, weil es sich nicht wie ein Videodreh angefühlt hat, sondern eher wie ein Roadtrip mit einem alten Freund, den man sehr lange nicht gesehen hat und mit dem man sehr viel zu bequatschen hatte. Ich bin da eh so ein bisschen voreingenommen, was Videodreharbeiten angeht, da ich sehr kamerascheu bin und wenig Bock habe, vor der Kamera zu performen, deswegen hat mir das sehr in die Karten gespielt, dass es sich wenig wie ein Dreh angefühlt hat, da wir auch kein Team dabei hatten. Wir haben das Video zu zweit gemacht und deswegen war das eine sehr schöne Reise.[/INDENT]



    Hier das Album "L_BENSLAUF" streamen/kaufen
    https://fabianroemer.lnk.to/L_BENSLAUFalbum



    TOUR:
    Tickets: https://www.eventim.de/fabian-roemer


    18.10. Bremen - Kulturzentrum Schlachthof
    19.10. Hamburg - Übel & Gefährlich
    20.10. Hannover – Musikzentrum
    21.10. Dortmund – FZW
    23.10. Frankfurt – Batschkapp
    24.10. Münster – Skaters Palace
    25.10. Stuttgart – Im Wizemann
    27.10. München – Backstage Halle
    28.10. Köln – Club Bahnhof Ehrenfeld
    29.10. Leipzig – Naumanns
    30.10. Berlin - Lido


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    Redakteur: Daniel oder so

  • Zitat

    Rappers.in: Wie stehst du zu politischen Äußerungen in der Musik? Man hat den Eindruck, dass vor allem erfolgreiche Künstler dies vermeiden, da sie keine Käuferschicht vergraulen wollen.


    Fabian Römer: Das muss jeder für sich selber entscheiden, da gibt es keine Formel. Aber natürlich ist es schön, wenn Leute Haltung zeigen. Es gibt ja immer wieder Festivals oder Bewegungen, wo mehrere Künstler sich zusammenschließen und Haltung nach außen zeigen. Das finde ich super. Aber ob man das in seine eigene Musik einfließen lässt, da muss jeder für sich schauen. Ich meine, meistens muss man von einem Thema persönlich berührt werden, damit man wirklich diesen Impuls hat, man müsse jetzt was dazu sagen. Man muss irgendwie emotionalisiert werden und dann sich entscheiden das zu machen.


    Der Typ ist so jung und frisch und hat das Business schon komplett geschnallt - so viel Wörter und doch kein Wort gesagt - Respekt.



    Aber als Sommer-Pop in Papis SUV mit Schiebedach kann mans schonmal hören.

    Entwickler des ersten Dutschrap Korpora.

    Spezialist für Autorenschaft Analysen im Deutschrap.

    Zertifizierter Worterfinder.

  • In dem verlinkten Videos sind die klicks btw mit sehr großer Wahrscheinlichkeit gekauft... 500.000 Klicks und dabei nur 8000 likes/dislikes und 550 Kommentare. shit is lame

  • Zitat

    In dem verlinkten Videos sind die klicks btw mit sehr großer Wahrscheinlichkeit gekauft... 500.000 Klicks und dabei nur 8000 likes/dislikes und 550 Kommentare. shit is lame


    Sowas würde ein echter Rapper - und jeder der das von sich glaubt - NIEMALS machen!!11

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