Samra ist erst kürzlich zusammen mit Capital Bra mal wieder auf der Spitzenposition der Charts gelandet. In einem extrem kurzen (vor Mero und Co. hätte man sogar sagen können Rekord-) Zeitraum hat er es geschafft, zu einem der erfolgreichsten Rapper Deutschlands zu werden, was man vor allem auch an den Chart-Plazierungen seiner Songs sehen kann. Egal ob alleine, mit einem oder mit mehreren Features, nahezu jede Single von ihm schafft es, sich mehrere Wochen auf einer guten Position der musikalischen Bestenliste zu halten. Auch der Abgang von Bushido hat seinem Erfolg nicht geschadet, es ist ihm vielmehr gelungen, seinen Status als Sidekick schnell wieder abzulegen. Damit ist er Mosenu wahrscheinlich um einige Jahre voraus.
Das alles sei ihm auch gegönnt, nach wie vor halte ich es für ein gutes Zeichen, dass so harter, kompromissloser Rap Erfolge feiert. Meine Freude über neue Samra-Singles hält sich aber immer stärker in Grenzen, da ich während des Hörens direkt das Gefühl habe, den Song bereits auswendig zu kennen.
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Seit seinem ersten Song mit Bushido hat Samra kontinuierlich dieselbe Art von Track gemacht. Ein harter, melancholischer Beat (idealerweise mit einem Klaviersample) rattert im Hintergrund, während er mit den immer selben Ausdrücken von seinem ehemals harten, sündenerfüllten Straßenleben und dem jetzigen Erfolg rappt. Dazu fliegen diverse Zigaretten durchs Video.
Das einzige, was die aktuelle Single "Malboro Rot" von den zehn anderen davor unterscheidet, ist die Abwesenheit einer eingängig gesungenen Hook mit Autotune-Elementen. Eine Passage nach diesem Muster fungiert nämlich dieses Mal als Ausklang des Songs und kommt daher nur einmal vor.
Dabei liegt die Kritik daran vor allem im verschwendeten Potential. Wie immer beweist Samra auf seinem neuen Track, dass er eine krasse Stimme besitzt, die er mit einem guten Flow kombinieren kann. Auch die Texte sind bei ihm an sich nicht von schlechten Eltern. Schade also, dass er es sich selber so einfach macht, dutzendfach das selbe Lied zu produzieren, anstatt den Fans mehr als nur eine einzige Facette von ihm zu zeigen, seit er durch EGJ an die Oberfläche der Raplandschaft befördert wurde.
Der Vorwurf ist an sich ja nichts Neues. Auch beispielsweise Raf Camora und Bonez MC mussten sich wie so viele andere schon anhören, sie würden nur den funktionierenden Sound immer wieder reproduzieren. Besonders laut wurden diese Rufe erst vor kurzem bei Samras aktuellem besten Freund Capital Bra.
Besonders dieser hat aber auch noch während seines großen Erfolges viel herumprobiert und von kompromisslos hartem Rap bis zu purem Autotune-Geträller alles gemacht, woran er Spaß hatte. Statt nur von seinem Ghetto-Lifestyle zu erzählen, mischten sich auch häufiger verschiedene andere Thematiken und Stimmungslagen hinein und Capi gab einen tiefen Einblick in seine Gedanken und Emotionen.
Auch wenn er in dieser Hinsicht im vergangenen Jahr vielleicht sogar ein Extrembeispiel der anderen Seite war, zeigt ihm sein Kumpel doch, wovon Samra – gewollt oder ungewollt – weit entfernt ist. Auch wenn seine Rap-Persona mittlerweile gut etabliert ist, hat er seit einem Jahr kaum mehr gezeigt als am Start seiner Karriere.
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Ob er tatsächlich nur dieses eine Stück Persönlichkeit besitzt, oder ob er sich seit "Hades" nur sehr radikal an das Prinzip "Never change a running system" hält, wird sich auf seinen zukünftigen Releases zeigen. Gut vorstellbar, dass er seinen Style ein Album lang durchziehen kann. Auch Capital hat schon gezeigt, dass er kein Problem damit hat, ein ganzes Release lang auf dem selben Beat zu performen.
Seine Fans wird das wahrscheinlich trotzdem nicht davon abhalten, jeden Song nach Schema F mit dem gleichen Enthusiasmus zu empfangen und werden voraussichtlich noch eine Weile brauchen, ehe sie realisieren, dass sie für die volle Samra-Erfahrung eigentlich auch ein, zwei Tracks im Loop hören könnten.
Musiker brauchen auch ohne Einflüsse des Marktes einige Jahre ihrer Karriere, um wirklich unterschiedliche Facetten von sich zu zeigen. Aber auch wenn Samras vergleichsweise kurz ist, sollte er nach über einem Jahr doch den Anspruch an sich selbst haben, mal zwei tatsächlich verschiedene Songs zu produzieren.
(Nicht im Chor)