Sie, Shirin David, ist eine der vereinzelten weiblichen Stimmen, denen im Bezug auf ihren musikalischen (und medialen) Output innerhalb der deutschsprachigen Hip-Hop-Szene eine enorme Resonanz zuteilwird. Ihr mediales Renommee an sich mag nur bedingt zu verwundern. Schließlich kann die gebürtige Hamburgerin auf eine mittlerweile vierjährige Karriere als Person einer vorzugsweise via eigenem YouTube-Kanal 'geteilten' Öffentlichkeit zurückblicken. Darüber hinaus gehört Shirin David – gemeinsam mit der Schweizerin Loredana – aktuell zu den populärsten Interpretinnen auf dem deutschsprachigen Musikmarkt – und nähert sich mit rasantem Tempo dem 'Who is Who' der im Mainstream stattfindenden Rapacts an. Zumindest und vor allem dann, wenn man den Erfolg der Dreiundzwanzigjährigen anhand von Klickzahlen, Trend und Chartstatistiken zu bemessen versucht.
Aber Shirin David lediglich darauf zu reduzieren, dass sie sich in einem von Rappern durchsetzten Genre – unter anderem im Mainstreamsegment – als Frau behaupten kann, wird weder der ihrerseits suggerierten Intention – etwa in Form von öffentlichkeitswirksamer Selbstrepräsentation – noch der Beurteilung ihrer musikalischen Referenzen gerecht. Kurzum: Die Newcomerin zählt zu den interessantesten Phänomenen der noch jungen Deutschrapgeschichte des Jahres 2019. Allerdings bleibt gespannt abzuwarten, ob das Engagement von Shirin David auch nachhaltig Wirkung zeigen wird und der Hype um ihre Person nicht ebenso schnell abnimmt, wie er aufgekommen ist.
Im Verlauf der Promophase für ihr selbstbetiteltes Debütalbum "Shirin David" konnte bereits zu Beginn des Jahres ein Teilerfolg verbucht werden. Denn im Kontext der Veröffentlichung ihrer ersten Singleauskopplung "Orbit" erreichte Shirin David Platz fünf der Deutschen Singlecharts, wo die Single derzeit auf Platz einundsechzig gelistet ist. Zudem wurde kürzlich der offizielle Releasetermin von "Shirin David" bekannt gegeben. Demnach soll das Album am 21. Juni 2019 erscheinen.
Einen expliziten Vorgeschmack lieferte die Musikerin am vergangenen Freitag mit der Veröffentlichung einer weiteren Singleauskopplung, die (vorerst) – ebenso wie der Song "Orbit" – ohne Visualisierung auskam und über Spotify herausgebracht wurde. Nun folgte, wie bereits im Vorfeld für den heutigen Tag angekündigt, auch ein entsprechendes Musikvideo zur zweiten Singleauskopplung "Gib ihm". Die Vorgehensweise, einen Song und das dazugehörige Musikvideo zwar getrennt voneinander, aber dennoch innerhalb einer kurzen Zeitspanne zu veröffentlichen – mittlerweile eine gängige Methode –, ist nicht zuletzt auf die hohe Releasedichte von trendverdächtigen Raptracks im allgemeinen sowie den Einfluss von Streamingdiensten im speziellen zurückzuführen.
Für die Visualisierung von "Gib ihm" zeichnet sich das Werbefilm- und Designkollektiv 100BLACKDOLPHINS verantwortlich. Die Bildsprache orientiert sich dabei allzu stark an zeitgenössischen Trends einer im Mainstreamsegment bereits standardisierten Warenästhetik – und wird scheinbar nimmer müde, unzählbar oft wiederholte Motive abermals zu bemühen, anstatt auf die künstlerische Innovationskraft von weniger einheitlichen, persönlicheren Stilmitteln zu vertrauen. Selbstverständlich ließe sich dieser vermeintliche Kritikpunkt auf den Großteil sämtlicher (für den kommerziellen Erfolg konzipierten) Musikvideos übertragen.
"Gib ihm" ist weitaus weniger melodiös, wenngleich nicht weniger eingängig, als die Erstveröffentlichung "Orbit". Dafür wartet Shirin David auf ihrer aktuellen Singleauskopplung mit Flowpassagen auf, die – obschon aufgrund der Reimstruktur – insbesondere durch das Timing glänzen. Den Beat wurde von FNSHRS produziert.
Wahrscheinlich wird Shirin David auch mit ihrem jüngsten Track an den Erfolg ihrer Debütsolosingle "Orbit" anknüpfen, ihn eventuell gar übertreffen können. Über welche Reichweite die Hamburgerin bereits im Moment zu verfügen scheint, bewies unlängst ein Post des US-amerikanischen Rappers Tyga, der sie in einer Instagram Story verlinkte (wovon sich Shirin David aber wenig beeindruckt zeigte). So bleibt abzuwarten, was sich in puncto mediale Rezeption in der Zeit bis zum Albumrelease noch bewegen wird.
[YOUTUBE]
[/YOUTUBE][azlink][/azlink]
[pushit]22237[/pushit]