Review: Laas Unltd. - 2.0 Action Rap

01. Unltd. Anthem
02. Nein, Wir Kenn' Dich Nicht
03. Endkrass
04. Geist
05. Mies Am Relaxen (Skit)
06. Telefongangster
07. Der Kerl Is' Dope
08. Frau David
09. Der Wackste Tag Meines Lebens
10. Der Mack (Skit)
11. Von A Bis Z
12. Shopping Opfer
13. Girl, You Know It's True
14. Mörderballade
15. Dirty (Skit)
16. Burn Sie
17. Wir Kenn' Dich Nicht Reloaded feat. Kool Savas, Franky Kubrick, Olli Banjo, Maeckes, Plan B

Vor nicht allzu langer Zeit existierte ein Lokal mit dem Namen „Aufblühender Deutschrap“. Zwar war es relativ klein, aber das Geschäft lief gut, man schrieb schwarze Zahlen und es erfreute sich wachsender Beliebtheit. Dort traf man dann u.a. solch illustre Gestalten wie Afrob, Dendemann & Rabauke, Kool Savas, Curse, Denyo & Eißfeldt und Samy Deluxe. Einen Stammtisch gab es auch, bestehend aus DJ Amir, Spontan, SD, Rano und Laas Unltd. Doch mit der Zeit ging es dem Lokal immer schlechter, das Geschäft brach ein und zuletzt sollte es sogar ganz geschlossen werden. Auch der Stammtisch löste sich auf.

Aber jetzt kommt ein Stammtischbruder zurück: Laas Unltd. (Ex-Laas MC, Ex-Laas Minute)! Nach seiner EP „Manche Erzählen Mir, Ich Solle Ein Tape Machen“, dem 2006er Kollaboalbum mit Rano „Meisterwerk“ und seinem Debütalbum „Laas Unltd. Begins“ aus dem Jahre 2007 veröffentlicht der gebürtige Gütersloher nun den Nachfolger namens „2.0 Action Rap“.

„Das hier ist kein harter Streetrap, geh weg und spar dein Feedback/
Nichts mehr Underground, ich würd auch featuren auf ’nem R’n’B-Track/
Du findst fast jedes Lied wack, steckst in paar Kategorien fest/
Pass auf, dass dich das hier nicht zerreißt so wie der Zahn vom T-Rex/“
(„Nein, Wir Kenn' Dich Nicht“)

Schon auf der Single „Nein, Wir Kenn’ Dich Nicht“, die mächtig Wellen schlug (v.a. dank des Remixes mit Kool Savas, Franky Kubrick, Olli Banjo, Maeckes und Plan B), lässt Laas anklingen, was den Hörer im Laufe des Albums erwartet. Doch ein Missverständnis begleitete dieses Lied: Es wurde heiß diskutiert, ob er hier alle „Realkeeper“, alle Anhänger der „guten alten Zeit“ disst. Das negierte der Hamburger und wies darauf hin, dass er auch betone, ihm würde alter Boombap und all das nach wie vor taugen. Ende der Diskussion!

Dass Laasen flow- und raptechnisch bei den Großen der Szene mitspielt, ist u.a. auf „Endkrass“ und dem Doubletimebanger „Der Kerl Is’ Dope“ unweigerlich zu erkennen. Dass er aber auch andere Sachen als Battle und Representing beherrscht, beweist er beispielsweise mit dem Anspielpunkt „Frau David“, eine Hommage an OutKasts „Ms. Jackson“. Auf einem – ausnahmsweise mal – entspannten und sehr gelungenen Instrumental erzählt Laas Unltd. von einer gescheiterten Beziehung aufgrund diverser, für den einen oder anderen Rapaholic nachvollziehbarer Gründe und entschuldigt sich in der Hook bei seiner Ex-Schwiegermutter in spe:

„Sorry, Frau David, doch meine Absichten waren gut/
Ich wollte nie, dass ich mir meinen Kopf zerreib/
Wollte nie, dass ihre Tochter weint/
Niemals/“
(„Frau David“)

Des Öfteren liest man, dass Laas der Protegé von Kool Savas sei, da ihn der „King of Rap“ supportet und pusht. So war er zuletzt auf „John Bello Story 2“ zu hören und beim Interview mit SAV bei Mixery Raw Deluxe zu sehen. Dass dann ein Track namens „Der Wackste Tag Meines Lebens“ auf „2.0 Action Rap“ als Gegenstück zu Savas’ „Der Beste Tag Meines Lebens“ zu finden ist, scheint nicht so sehr verwunderlich. Wie der Titel schon andeutet, geht Laas hier hart mit sich selbst ins Gericht und berichtet von Missständen in seinem Leben. Dieses an sich gute Lied wird nur durch den „Gesang“ im Refrain von einem unbekannten (zum Glück für ihn) Sangesknaben negativ beeinflusst, eigentlich schon beinahe versaut.
Selbst eine Huldigung an einen Milli Vanilli-Klassiker aus den (19)80er Jahren findet Platz auf dem Album: „Girl, You Know It’s True“. Auch wenn der effektierte Singsang nicht allzu toll kommt, so lässt sich dennoch sagen, dass dieser Track über eine Groupiehoe zu gefallen weiß. Schönen Gruß an Natalie!

„Ah, ich geb’n F***, ich geh shoppen/
Wenn ich abgetörnt bin, geb ich’n F*** und geh shoppen/
Wenn ich etwas Geld hab, geb ich’n F*** und geh shoppen/
Ich bin doch wie meine Frau: Ich geb’n F*** und geh shoppen/“
(„Shopping Opfer“)

Ob Laas Unltd. ein sogenannter Hipster ist? Ich weiß es nicht. Zumindest ist er ein „Shopping Opfer“, wäre gern „purple“ und ist immer an den freshesten Klamotten interessiert, ganz gleich, ob er sie sich leisten kann oder nicht. Seine Sympathie für den Sonnenbrillenhersteller Ray-Ban zeigt er offenherzig auf nahezu jedem Bild und in fast jedem Video. Ja, richtig, das ist dieses große schwarze Ding auf seiner Nase, das schon so einige Hater auf den Plan gerufen hat. Aber ich schätze, auch auf die gibt er einen F***.
Doch genug der Vulgaritäten, kommen wir lieber zum Song „Von A-Z“, der unverkennbar die deutsche Version von Papoose’ „Alphabetical Slaughter“ ist. Hier erörtert Laas in gewohnt zurückhaltender Rapmanier, wer und was er denn alles ist. Ein Auszug gefällig? G wie gern!

„Gut gelaunt grinsender Grenzgänger/
Grasgott, Gun-Gegner, Gütersloh-Gangmember/
Gut gekleideter, geldgeiler Gutsherr/
Gleichgültig-Gaffender, Großräumig-Gesuchter/“
(„Von A-Z“)

Aus seinem (Ex-)Job als Callagent bei einem Callcenter macht der kühle Blonde keinen Hehl und beleuchtet sowohl die Seite des Anrufers als auch des Angerufenen auf dem Track „Telefongangster“. Von Idee und Inhalt her ist das durchaus innovativ und gelungen. Leider ist der Beat so schlecht, dass man den Song nicht oft anhören will, geschweige denn kann.

Und da wären wir auch schon beim Manko dieser Platte: die Produktion(en) von Absturz City, die sich für die ganze Platte verantwortlich zeichnen! Funktioniert dieser leicht verrückte, minimalistische Synthiebeatstyle bei „Nein, Wir Kenn’ Dich Nicht“ noch hervorragend, wird er bei fast allen anderen Songs anstrengend, teilweise sogar unzumutbar – auch wenn zwei der drei ausschließlich instrumentalen Skits durchaus passabel sind. Klar sind diese Beats eigen, was ja auch absolut erstrebenswert ist, und klar passt Laas von (Rap-)Stil und Attitüde relativ gut dazu, doch unglücklicherweise wirken sie oftmals billig, zu synthetisch, zu minimalistisch, zu simpel. Schade, da hätte man viel mehr rausholen können!

Mein Fazit:
Kurz: Technisch versierter Rapper trifft mittelmäßige Beats. Und damit ist eigentlich schon nahezu alles gesagt. Laas Unltd. weiß durch seinen Flow und die Themenvielfalt mehr als zu überzeugen. Wenn die Soundteppiche nicht so löchrig geknüpft worden wären, die musikalische Untermalung ausgereifter, vielseitiger gewesen wäre, läge ein sehr gutes Album vor mir. So ist es leider nur ein gutes, vornehmlich produktionstechnisch ausbaufähiges Werk. Sind wir mal auf „Laas Unltd. Returns“ gespannt, welches die Trilogie (angefangen bei „Laas Unltd. Begins“) abschließen soll.

(Uli Mativ)

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Herrrr Snikkaaaaaaa, ich fand die zensierte Version allein vom Aussehen her lustiger. :kaputt: