Mit Rap lässt sich nicht lügen: Das Kulturmissverständnis der FAZ


  • Es ist nicht leicht, heikle Themen anzusprechen, gerade wenn es an emotionale, persönliche oder leidenschaftliche Sachverhalte geht. Ein HipHop-Fan sieht sein Genre ungern Kritik ausgesetzt. Egal, ob die kritischen Worte berechtigt oder konstruktiv sein mögen, ein Fan wird seine heilige Kuh verteidigen, er wird den kritischen Stimmen Ahnung und Zugehörigkeit absprechen, ihnen die Deutungshoheit über das Thema verweigern oder sie über zweifelhafte Taktiken aus dem Diskurs exkludieren. Das lässt sich jetzt gerade live und in Farbe beobachten, denn die Frankfurter Allgemeine Zeitung veröffentlichte vor einigen Tagen einen Artikel, in dem die Autorin "The Story of OJ" – insbesondere die kontroverse, antisemitische Textzeile daraus – von Jay Z zum Anlass nimmt, das grundlegende Problem um Hatespeech und Diskriminierung in der HipHop-Kultur zu beleuchten.


    "Eine Zeile zu viel" sei es gewesen, als Rap-Millionär, Mittvierziger und Familienvater Jay Z antisemitische Ressentiments reproduziert hat. Kurz rekapitulierend erzählt die Autorin in konstruktivem, wohlwollenden Tonfall von den Wurzeln der Kultur, von ihrer eigenen Leidenschaft zum Genre und wirft daraufhin dennoch der Community vor, sich in aller Selbstreferenz im Umgang mit kritischen Positionen und diskriminierenden Inhalten selbst zu belügen und sich jenseits der moralischen Richtlinien zu positionieren. Kurzum: Sie wirft HipHop vor, Hatespeech nicht ernsthaft zu konfrontieren, sondern im Rahmen der Kultur abzutun und zu relativieren. Ein durchaus schwerer und großflächiger Vorwurf, aber – lässt man den intuitiven Verteidigungsreflex des Genrefans kurz beiseite – er ist definitiv nicht unangebracht. Auch die Beispiele um den Antisemitismus eines Haftbefehl, den Sexismus eines Kool Savas oder die Homophobie eines SSIO sind durchaus valide Punkte, über die mit einer Selbstverständlichkeit hinweggesehen wird, als wären die toxischen Haltungen Teil der Musik selbst. Dieser Eindruck sollte diskutiert werden, denn trotz aller Sympathie mit der kritischen und differenzierten Auseinandersetzung seitens der Autorin verwechselt der Artikel Ursache und Wirkung, Gefahr und Potential einer musikalischen Subkultur. Grund dafür ist das Missverständnis über die Natur von Kultur an sich: Dröseln wir also auf, wie Kultur funktioniert, wie HipHop funktioniert und warum es ein Trugschluss ist, das toxische Potential dem Genre selbst zuzuschreiben.


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    Don't Shoot at the Messenger – Warum Rap nicht lügt


    Wie auch der Artikel schon von Haftbefehl zitiert, fungiert Rap in erster Linie als Sprachrohr. Ein Rapsong reproduziert Ideen, Stigmata und Ressentiments eines sozialen Milieus. Wenn also Savas oder SSIO in ihren Texten vor allem die Idee einer anarchischen, dominanten Maskulinität bedienen und diese dabei durch die Abgrenzung von anderen Gruppen (also Frauen, Homosexuelle, etc.) deutlich zu machen suchen, lernen wir, dass entweder sie selbst sich diese Idee zu Eigen gemacht haben oder dass sie erwarten, mit dieser Idee in ihrer jeweiligen Zielgruppe Resonanz zu erfahren. In beiden Fällen lernen wir, dass das soziale Milieu, aus dem die beiden Musiker aufgestiegen sind und das sie kulturell ansprechen, eine internalisierte Vorstellung von toxischer Maskulinität vorweist, das mit derartig artikulierten Gedanken resoniert. Kurz gesagt: Durch diese Texte eröffnet sich ein Bild von internalisierter Diskriminierung, das sich irgendwo in der kulturellen Sozialisierung der beiden Künstler widerspiegeln muss. Die Autorin zieht nun den Umkehrschluss und behauptet, dass HipHop als einziger gemeinsamer Nenner und als leitende Kultur von Künstlern wie Zielgruppe also die Basis sein muss, auf der sich diese politischen Inhalte manifestieren können. Und das mag nicht komplett falsch sein, jedoch verwechselt es Basis und Medium. Doch um das diskutieren zu können, muss man zunächst einen kritischeren Blick auf den Kulturbegriff der HipHop-Szene werfen.


    Was bedeutet eigentlich Kultur? Sammelt man kulturanthropologische Grundsatzbetrachtungen zu diesem Begriff, so kann man grob vereinfacht behaupten, dass es als der Kanon des menschlichen Hervorbringens verstanden werden kann, der zu einer normierten Zivilisation mit gemeinsamer Basis führt. In großen Schemata erlaubt es das, einen zivilisatorischen Moralbegriff nach Kant zu etablieren, einen Weltethos im Sinne von Hans Küng zu installieren oder im Gedanken von Levi-Strauss ein grundsätzliches Regelwerk für das menschliche Zusammenleben zu schaffen. Weiter vereinfacht könnte man Kultur also als moralische wie regelnde Grundräson des zivilisierten Zusammenlebens interpretieren. Nun kann man natürlich leicht feststellen, dass HipHop keine derart grundlegende Funktion in der Gesellschaft einnimmt: Wir haben es mit einer Subkultur zu tun, eine Subkultur, die Kunstformen mit grundsätzlichen moralischen Ideen der Entstehungstradition verknüpft. Bedeutet im ursprünglichen Sinne: Man nehme die Kunst der MCs und DJs, das Breakdancen und das Sprühen und verbindet diese Medien mit ideellen Vorstellungen der Zulu Nation a la "Each one, Teach one", "One Love" oder der Competitiveness und der Inklusion. Doch auch wenn diese Richtlinien zwar suggerieren, Hate Speech könnte kein Teil der Kultur sein, ignoriert es den kulturellen Konflikt der Kunst, denn: HipHop erlaubt seinen Partizipanten individuellen Ausdruck. Das ist eine vordergründige Selbstverständlichkeit der künstlerischen Subkultur und dieser Ausdruck wird insbesondere in der Zukunft das einende Element von HipHop darstellen. Und hier entsteht ein Konflikt, der weit später zu den Problemen der Autorin führen wird.


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    Mehr als James, Jamal und Mehmet

    Nun befinden wir uns allerdings nicht mehr im Jahre 1979 und leben HipHop als Blockparty in der Bronx. Die Subkultur stellt nun seit mehreren Jahrzehnten ein globales Massenphänomen dar, das nicht nur zahllose Untergruppen und Neuerfindungen durchlebt hat, sondern auch ein klarer Attraktionspunkt für Kommerzialisierung geworden ist. Im jungen Forschungsfeld der Subcultural Studies – irgendwo zwischen Soziologie und Literaturwissenschaft – beschreibt der Londoner Anthropologist Phil Cohen im Theorieband "The Subcultural Imagination" das Phänomen folgendermaßen:


    "Sometimes opposed but complimentary interpretations are given to the same thing. This ambivalence not only illustrates the interstection of romantic and rationalist views of youth, but reflects the fact that capitalism's subcultural turn simultaneously undermines and renews its trajectories of growth."
    ("Manchmal kristallisieren sich widersprüchliche, aber dennoch schmeichelhafte Interpretationen derselben Sache heraus. Diese Ambivalenz unterstreicht nicht nur den Schnittpunkt von romantischen und rationalen Ansichten der Jugend, sondern reflektiert auch die Tatsache, dass die subkulturelle Ausprägung des Kapitalismus die Entwicklungslinie der wachsenden Szenen gleichermaßen unterwandert und erneuert.")


    Das mit nahezu ausbeuterischer Kommerzialisierung eingehende radikale Wachstum der HipHop-Kultur führte in unserem konkreten Beispiel also zu einer komplett Aufteilung der Subkultur in kleinere Kommunen und individuelle Auslegungen der Tradition, die vom jeweiligen Interpreten beliebig bedient werden können. Sprich: Berliner Battle a la Savas stellt einen anderen HipHop dar als Frankfurter Gangster-Rap, wie ein Haftbefehl ihn vertritt. Jay Zs Zugang zur Kultur ist fundamental unterschiedlich zu dem eines Soundcloud-Rappers aus der Bay Area, eines Oldschoolers aus Chicago oder eines Trillwave-Artists aus Schweden. Was all diese Künstler im Rahmen ihrer Subkultur eint, das sind wie beschrieben die künstlerischen Elemente. Eine traditionalistische moralische Grundinstanz zu suchen, ist an diesem Punkt schlicht nicht mehr möglich, die Kultur ist schlicht zu vielfältig geworden, um sich auf einen derartigen Konsens zu einigen.


    Woher kommt also der Hass?


    Bringen wir nun also die Beobachtungen auf die vorher aufgestellte zweckmäßige Definition von Kultur und Subkultur zurück, stellen wir fest: Die Subkultur eint sich allen voran durch künstlerische und ästhetische Form und Tradition, moralische Werte lassen sich allerdings mehr der grundlegenden Kultur zuordnen. Nur weil Jay Z, Haftbefehl und Kool Savas allesamt das Medium des Sprechgesangs nutzen, um Ressentiments zu verbreiten, bleibt der Rap dennoch nicht als der einzige gemeinsame Nenner übrig. Der wahre Common Ground ist nämlich der Hass selbst. Und der kommt in verschiedenen Farben und Formen. Der Antisemitismus von Haftbefehl lässt sich genauso simpel erklären wie vorhin der Sexismus eines Savas: Er ist das Produkt eines sozialen Areals, in dem Juden grundsätzlich zu einem Feindbild stilisiert werden. Savas hingegen stammt einem Umfeld ab, in dem Maskulinität ein prägendes Statussymbol ist und vor allem durch Abgrenzung und Diskriminierung erlangt wird. Jay Z reproduziert diese toxischen Stereotype vor allem deswegen weiter, weil er als Geschäftsmann weiß, dass seine junge, schwarze Zielgruppe positiv darauf reagieren wird. Dieses Gedankengut existiert also unabhängig von der Subkultur, es ist vielmehr Teil von komplexen, soziologischen Entwicklungen, in denen sich gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge und Problemfelder in Ressentiments und toxischen Attitüden gegen bestimmte Minderheiten manifestieren. Erst im Rap werden sie sichtbar und massenwirksam verkauft. Doch würde man die Schuld dafür im Medium suchen, könnte man die Probleme lediglich wieder aus dem Blickfeld verbannen und sie in ihren jeweiligen sozialen Klimas weiter in der Mitte der Gesellschaft brodeln lassen.


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    Und genau das meint die Verwechslung von "Gefahr und Potential". Denn natürlich ist es leicht, mit dem Finger auf diese moralischen Missstände hinzuweisen und mit einem Verweis auf die Beeinflussbarkeit von Jugendlichen auf eine Verstummung oder einen Boykott dieser Künstler zu pochen, indem man es der Kultur selbst ankreidet, diese Ideologien als "Untermieter" zu beherbergen. Doch auch wenn die Reproduktion dieses Gedankenguts es durchaus mit am Leben erhält, sorgt es auch dafür, dass eine Diskussion überhaupt erst geführt werden kann. Rap ist die ultimative Reduktion auf den Performer, Realness formuliert ein Gebot der Authentizität – und allein die Tatsache, dass Rapper ungefiltert ihr Gedankengut und ihre damit einfließenden Sozialisierungen verarbeiten und publizieren, sorgt dafür, dass problematische Aussagen in Umlauf gelangen können. Doch genau hier sollte der Fan einschreiten: Statt ängstlich auf ein Erstillen des Hasses zu hoffen, sollte man die Abwehrhaltung verlassen, um diese Inhalte zu diskutieren und in Frage zu stellen. Schließlich wird es erst dort möglich, Diskriminierung, Vorurteile und Hass an einer Wurzel zu packen und einen Diskurs dorthin zu bringen, wo er nachhaltig auch Früchte tragen könnte: an den Konsumenten in die Mitte der Gesellschaft. Man darf Künstler und Aussage nicht mehr trennen wollen, sondern man muss Aussagen mit dem Respekt behandeln, mit dem sie ausgesprochen werden. Und die Aussprache dieser unsichtbaren sozialen Konflikte macht sie angreifbar. Das sollte man nicht unterschätzen und schon gar nicht aus Bequemlichkeit und aufgrund von falsch verstandener Fankultur übersehen. Zusammengefasst: Der Hass ist nicht Teil des Mediums, sondern Teil der Wirkenden. Formulierte die Autorin der FAZ es als einen unliebsamen Untermieter, sollte man ihn eher als einen unvermeidlichen Aufsetzer verstehen. Eine so authentische Kunstform, wie HipHop sie fordert, sorgt nun einmal unweigerlich dafür, dass uns als Publikum ein unverfälschtes, ungefiltertes und direktes Bild des Rappers gezeigt wird, was eben auch beinhaltet, dass die Sichtweisen problematisch, kontrovers oder schlicht falsch sein können. Allerdings wäre es naiv, die Schuld für die Inhalte in der Form zu suchen, als erhoffe man sich davon, dass ein Ende der Artikulation des Hasses in repräsentativen Figuren eines Milieus mit einem Ende des Hasses in den Herzen der betroffenen Menschen gleichzusetzen wäre. Denn dieser Diskurs ist ein wesentlich schwerwiegender, komplexerer und bedarf einer adäquaten Arbeit daran, die weit über die Beschäftigung mit der Kunst hinausgeht.



    (Yannik Gölz)

  • jetzt ist es also hatespeech wenn man sagt juden besitzen Eigentum. Ich glaub wenn das Wort jude fällt wittern manche Social Justice warrior sofort antisemitismus.

  • jetzt ist es also hatespeech wenn man sagt juden besitzen Eigentum. Ich glaub wenn das Wort jude fällt wittern manche Social Justice warrior sofort antisemitismus.


    Was auch völlig begründet ist, wenn es keine rein empirische Behauptung ist, sondern ein Klischee, und wenn das Wort "Jude" sich nicht einfach nur auf eine Religionszugehörigkeit bezieht, sondern ideologische Konnotationen hat. Klar ist die Aussage, dass Juden das gesamte amerikanische Eigentum kontrollieren, antisemitisch. Genauso klar sollte es aber auch sein, dass Jay-Z hier bewusst provoziert und es lächerlich ist, das Thema breitzutreten.

  • Was auch völlig begründet ist, wenn es keine rein empirische Behauptung ist, sondern ein Klischee, und wenn das Wort "Jude" sich nicht einfach nur auf eine Religionszugehörigkeit bezieht, sondern ideologische Konnotationen hat. Klar ist die Aussage, dass Juden das gesamte amerikanische Eigentum kontrollieren, antisemitisch. Genauso klar sollte es aber auch sein, dass Jay-Z hier bewusst provoziert und es lächerlich ist, das Thema breitzutreten.


    Wer,außer vielleicht ein paar ganz krasse Verschwörugsiditoen die auch denken Hillary gehört zu den Lizardpeople, denkt bitte, dass das eine empirische Behauptung ist.Jeder müsste kapieren, dass in dem Zusammenhang des Songs gemeint ist, dass die,jüdische Community im Gegensatz zur schwarzen mit Geld umgehen konnte und einen gewissen Zusammenhalt aufweist. Es sollte klar sein, dass die line eine Übertreibung ist ,juden nicht wirklich das ganze Eigentum Amerikas besitzen, und nur symbolisch was ausgdrückt werden soll. Ich weiß nicht wie Zusammenhalt und guter Umgang mit Geld als etwas schlechtes ausgelegt werden sollen. Und ich weiß, auch positive stereotypen sind diskriminierend, aber in dem Zusammenhang ist das einfach wieder eine typische pussy Diskussion

    Ich zieh weißes vom Tisch als ob´s Leistungssport ist

    Einmal editiert, zuletzt von Kolu ()

  • Wer,außer vielleicht ein paar ganz krasse Verschwörugsiditoen die auch denken Hillary gehört zu den Lizardpeople, denkt bitte, dass das eine empirische Behauptung ist.Jeder müsste kapieren, dass in dem Zusammenhang des Songs gemeint ist, dass die,jüdische Community im Gegensatz zur schwarzen mit Geld umgehen konnte und einen gewissen Zusammenhalt aufweist. Es sollte klar sein, dass die line eine Übertreibung ist ,juden nicht wirklich das ganze Eigentum Amerikas besitzen, und nur symbolisch was ausgdrückt werden soll. Ich weiß nicht wie Zusammenhalt und guter Umgang mit Geld als etwas schlechtes ausgelegt werden sollen. Und ich weiß, auch positive stereotypen sind diskriminierend, aber in dem Zusammenhang ist das einfach wieder eine typische pussy Diskussion


    Sagt er doch.


    e/ lul.

    you son of a bitch, she said, I am
    trying to build a meaningful
    relationship.


    you can't build it with a hammer,
    he said.

  • Verstehe auch nicht, warum man sich so akribisch damit beschäftigt. Die Line zweckt einzig darauf ab, beim Hörer eine Assoziation zu erzeugen, die die Aussageintention irgendwie transportieren soll - und dazu eignet sich das stereotype Bild einfach gut (ohne, dass es bei Differenzierung bekräftigt wird). Im Endeffekt ist das nichts anderes als zahlreiche andere rhetorische Stilmittel bzw. imaginative Elemente, die im gegebenen Kontext eigentlich nur schwerlich für bare Münze genommen werden können und nur von irgendwelchen Geisteswissenschaftlern oder Journalisten breitgetreten und durchpflügt werden, die ein Thema brauchen um stattzufinden. Erinnert mich an diese seltendämliche Kollegah-Diskussion vor einigen Monaten.

  • Um es vielleicht noch polemisch auf die Spitze zu treiben:


    Eine Sookee darf uns erzählen, dass wir uns in Sachen Sex ein Beispiel am Tierreich nehmen sollen und wird dafür weitestgehend gefeiert vom Mainstream.
    Ein Jay-Z rät dem ärmeren Teil der schwarzen Community, sich ein Beispiel an einer weitestgehend wohlhabenderen ethnischen Gruppen zu nehmen, also vielleicht irgendwo wirtschaftlich zu denken und sich zu organisieren, und betreibt in deren Augen Hatespeech?


    Ja, natürlich kann man die Line missinterpretieren, aber nur wenn man sie vom Kontext gelöst betrachtet, und dass ist meines Erachtens nach ein arger methodischer Fehler. Und darüber hinaus habe ich (und wahrscheinlich wir alle) von diversen dümmeren, aber einflussreicheren Gestalten noch viel schlimmeres gehört. Aber da ist sich der Feuilleton dann zu schade, zu Erwähnen, als etwas kleineres Beispiel, dass ein Kurdo im Intro von Verbrecher aus der Wüste davon spricht, dass er Freunde an den Krieg verloren hat, aber sich dann selbst nicht zu schade ist, mit einer AK auf seinem Cover zu posen. Es gibt hier Rapper in der weltweiten Szene, die eine sowas von moralisch verwerfliche Grundhaltung an den Tag legen, da ist das Mokieren über die Jay-Z-Zeile, der im gesamten Album kriecht und selten so reflektiert war, ein sehr peinliches Erbsenzählen meiner Meinung nach.


    Das sind immer die Richtigen, sich über sexistische Hip-Hop-Lyriks aufregen, aber dann bei Despacito mit dem Arsch wackeln (lest mal die deutsche Übersetzung von dem Song, uiuiui).


    Aber wahrscheinlich rege ich mich hier nur wieder unnötig auf.


  • Sookee wird nicht vom Mainstream gefeiert. Der Eindruck kommt daher, dass sie von vielen Medien und anderen Influencern z.B. aus der LGBT-Szene Beachtung geschenkt bekommen hat. Aber, wenn man sich mal die Streamingzahlen anschaut, sieht man, dass kaum jemand (im Verhältnis zu der Anzahl der Interviews und Artikel mit/über sie.) Und das mMn aus einer Mischkalkulation von Gründen. Da wären zum einem die linken Medien, die "Queere Tiere" feiern, weil sie die Aussage "Homosexualität sollte als etwas Normales angesehen werden" gut finden und dann die Stichhaltigkeit des Arguments "Weil Tiere das auch machen" nicht prüfen, um der eigenen Message kein Bein zu stellen. Und dann halt die Hip-Hop-Medien, die sie einladen, weil sie ein Gesprächsthema mitbringt. Mit einem Kurdo kannst du über nichts diskutieren. Den könnte man auch auf die von dir angesprochene Bigotterie ansprechen und dann sagt er sowas wie "Klar sind Waffen nicht cool, aber so ist halt das Leben auf der Straße." Und Jay-Z ist halt einer der bekanntesten Rapper der Welt. Finde aber auch nicht, dass diese eine Line die allergrößte Welle in den deutschen Medien gemacht hat. Da waren die Antisemitismusvorwürfe z.B. gegen Kollegah deutlich krasser.

    Rap ist nur dope, wenn ein "Yung" im Namen steht und/oder Referenzen zu Japan vorhanden sind. Nennt mich einfach ab jetzt YUNG NANIMONAI. [URL='http://www.rappers.in/de/nothingmatters'][COLOR='#000080']Artistpage[/COLOR][/URL] [URL='http://heeeeeeeey.com/']Hey Hoo[/URL]

  • Ein Jay-Z rät dem ärmeren Teil der schwarzen Community, sich ein Beispiel an einer weitestgehend wohlhabenderen ethnischen Gruppen zu nehmen, also vielleicht irgendwo wirtschaftlich zu denken und sich zu organisieren, und betreibt in deren Augen Hatespeech?


    Gerade das tut er nicht. Dieser "Rat" ist vollkommen abstrakt zu interpretieren wie so gut wie jeder simple Vergleich, jede Metapher etc. auch. Der Rat liegt nur darin, wirtschaftlich zu sein. Das rhetorische Bild, das er nutzt ist nicht mehr als ein Behelf um das zu transportieren. Denn jeder kennt diesen Stereotyp und jeder differenziert denkende Mensch weiß, dass es lediglich ein lyrisches Mittel und nicht für bare Münze zu nehmen ist. Finde eigentlich auch die Aufarbeitung hier problematisch. Artikel wie der, der FAZ müssen straight ignoriert werden. Alles andere ist nur Bestätigung für die Daseinsberechtigung der Urheber(in).


    Nicht umsonst formuliert er es auch überspitzt. Und diese FAZ-Tante meint dann auch noch in einem Satz sowas wie "Ernsthaft, Jay-Z behauptet Juden besitzen den GESAMTEN...?" so als ob er das völlig ernst meint - Wie gesagt, ignorieren wäre hier angezeigter gewesen.

  • Gerade das tut er nicht. Dieser "Rat" ist vollkommen abstrakt zu interpretieren wie so gut wie jeder simple Vergleich, jede Metapher etc. auch. Der Rat liegt nur darin, wirtschaftlich zu sein. Das rhetorische Bild, das er nutzt ist nicht mehr als ein Behelf um das zu transportieren. Denn jeder kennt diesen Stereotyp und jeder differenziert denkende Mensch weiß, dass es lediglich ein lyrisches Mittel und nicht für bare Münze zu nehmen ist. Finde eigentlich auch die Aufarbeitung hier problematisch. Artikel wie der, der FAZ müssen straight ignoriert werden. Alles andere ist nur Bestätigung für die Daseinsberechtigung der Urheber(in).


    Nicht umsonst formuliert er es auch überspitzt. Und diese FAZ-Tante meint dann auch noch in einem Satz sowas wie "Ernsthaft, Jay-Z behauptet Juden besitzen den GESAMTEN...?" so als ob er das völlig ernst meint - Wie gesagt, ignorieren wäre hier angezeigter gewesen.


    Ignorieren ist mMn falsch. Ignorieren könnte man sowas, wenn das ein Rap-Youtuber mit 1000 Abonnenten gesagt hätte. Die gedruckte FAZ hat eine Auflage von 240.000 Zeitungen und den Artikel im Internet lesen bestimmt auch nicht wenige. Wenn man nicht möchte, das Rap/Hip-Hop in den Medien immer wieder als sexistisch/homophob/antisemitisch dargestellt wird, bzw. dass die allgemeine Meinung außerhalb der Szene eben diese als sexistisch/homophob/antisemitisch bezeichnet, dann muss man da argumentatorisch gegenhalten.


    Zumal Jay-Z defacto mit Ressentiments gegen Juden spielt. Was gut funktioniert aufgrund der englischen Sprache. Wenn man credit in den vier Zeilen als Kreditwürdigkeit übersetzt, dann sagt er, dass Juden mit einem dezentem Finanzverhalten es zu einem beträchtlichem Vermögen geschafft haben. Wenn man es als Kredite übersetzt, dann deutet er an, dass Juden nur so viel Geld haben, weil sie alle Banken/Zentralbanken kontrollieren und mit der Vergabe von Krediten, die Welt steuern (Vgl. Verschwörungstheorien zum Weltfinanzjudentum).


    Ich würde nicht sagen, dass Jay-Z ein Antisemit ist. Aber ich bin mir sicher, dass er auch vor der Veröffentlichung des Songs wusste, dass ihm Leute das so auslegen würden.

    Rap ist nur dope, wenn ein "Yung" im Namen steht und/oder Referenzen zu Japan vorhanden sind. Nennt mich einfach ab jetzt YUNG NANIMONAI. [URL='http://www.rappers.in/de/nothingmatters'][COLOR='#000080']Artistpage[/COLOR][/URL] [URL='http://heeeeeeeey.com/']Hey Hoo[/URL]
  • Zweitere Auslegung ließe sich nur gar nicht in die Aussageintention des Stückes einfügen. Daher ist sowieso das anti- vollkommener Humbug. Warum antisemitisch, wenn er das Stereotyp in einen positiven Kontext einfügt? Eher könnte man sich noch darüber aufregen, dass er überhaupt mit einem stumpfen stereotypen Bild arbeitet und damit generell stereotype Auffassungen befördert. Aber was man anscheinend unter den Teppich kehren will ist, dass - stereotyp hin oder her - das Mittel, das er nutzt immer noch in einem positiven Kontext steht und keine Ressentiments schüren soll. Da die FAZ bewusst nicht differenzieren wollte, kam eben nur Gülle bei raus.

  • zl;ng


    hab aber beim überfliegen kurz "toxische Maskulinität" gesehen und mir schon gedacht "das kann ja was werden"...

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