01. Hype
02. Standing
03. Zenit
04. Slowmotion
05. Alles VVS
06. Flex’n
07. Mir gehört die Nacht
08. Gang für immer feat. Remoe
09. Coogi feat. Mortel
10. Sollte so sein feat. Mortel
11. Makellos
12. Lebron
13. On/Off Beziehung
14. Regen
15. Paradies
16. Rudel
"Epic" hatte es von vornherein schwer. Das Album gilt in den Augen der Kritikern und Fans als inoffizieller Nachfolger von "Vibe" und wird natürlich auch daran gemessen werden. "Epic" läuft 100 Meter gegen Usain Bolt und spielt danach gegen die Golden State Warriors Basketball – die Erwartungen sind immens hoch; viele wollen Fler scheitern sehen, andere wollen ein weiteres Album auf dem Niveau des Vorgängers, aber eins haben alle gemeinsam: Sie hören ganz genau hin. Und mit etwas Verspätung (sorry, war im Urlaub) machen wir dasselbe:
Ich hab' im Deutschrap erst polarisiert und dann modernisiert/
Guck, Rap etabliert, Louis-Vuittonisiert/
(Fler auf "Makellos")
Zu den Beats: Fler hat letztes Jahr seinen musikalischen Weg gefunden und wäre ein ziemlicher Idiot, wenn er ihn jetzt wieder verlassen würde, von daher war schon vor der ersten Single klar, in welche Richtung "Epic" gehen wird. Jeder einzelne Beat stellt ein perfekt ausproduziertes Stück Musik dar. Auf dem beschrittenen Erfolgspfad von "Vibe" marschiert das Soundbild des neuen Langspielers entlang, entwickelt sich an den richtigen Stellen geringfügig weiter und meistert dabei den Drahtseilakt zwischen "Stillstand ist der Tod" und "never change a running system" mit Bravur. Gewisser Minimalismus seitens der Produzenten um Nico Chiara kommt dem Album zugute, denn die auf wenige Elemente reduzierten Beats bieten den Rappern genug Platz zur völligen Entfaltung. Mein einziger Kritikpunkt ist jener, dass ich teilweise enttäuscht vor meinen Boxen sitze, wenn der ganze Aufbau des Songs auf eine Bassexplosion hinausläuft und diese dann für meinen Geschmack einfach nicht gewaltig genug ausfällt. Ein schönes, aber kleines Tischfeuerwerk statt einer Atombombe.
Zum Inhalt: Ein bisschen Fashiontalk, ein bisschen Namedropping und viel Straßenhustle, aber wen juckt das? Genau, Niemanden! Wer durchkonzipierte Texte, Substantivreimketten, mehrdeutige Bildsprache oder Lyrische Gesamtkunstwerke sucht, weiß, wo er sie findet und weiß auch, dass Fler der falsche Ansprechpartner ist. "Epic" lebt so sehr von Stimmung, Attitüde, Beats und Flow (oder in einem Wort: Vibe) wie kaum ein anderes Album und dies lässt über den mäßigen Inhalt ohne Mühe hinweg sehen. Mal wird die Realnessdebatte aufgearbeitet, mal über alte Weggefährten geschimpft und teilweise einfach nur rumgepöbelt – die Themen von geopolitischer Relevanz bleiben aber selbstverständlich wie auf jedem anderen Fler-Album auch auf der Strecke (wohl auch besser so). Natürlich bleiben wie auch auf dem Vorgängeralbum einzelne Zeilen und teilweise sogar Passagen im Kopf, aber den Repeat-Button betätige ich bestimmt nicht aufgrund der Texte, sondern aus all den anderen vorhin erwähnten Gründen.
Da war doch noch jemand: Jalil! Der Inbegriff eines Sidekicks: Wie Robin auf seinem Motorrad neben dem Batmobil herfährt, so agiert auch Jalil durchgehend am Rande. Zwar steht sein Name am Cover und er taucht auf jedem Song auf, aber allen ist klar, dass wir hier ein Fler-Album hören. In Musikvideos macht der dunkelhäutige Hüne, der aussieht, als würde er Wildschweine mit bloßen Händen erwürgen, mächtig Eindruck, aber auch als Rapper sollte man ihn besser nicht unterschätzen. Während Fler seinen Fokus ganz klar auf langsame Passagen und viele Pausen legt, bildet Jalil mit seiner beeindruckend tiefen Stimme und den abwechslungsreicheren Flows einen wunderbaren Gegenpol und lockert an den richtigen Stellen alles ein bisschen auf. Dennoch wird spätestens in den Hooks klar, wer der Star ist und im Endeffekt ist und bleibt "Epic" ein Fler-Album.
Meinem Pack und mir eilt jeden Tag der Ruf voraus/
Eine Ansammlung von Gangstern aus dem Jugendhaus/
Importiert und kriminell aus den Konfliktländern/
Und heute sind wir aus der staatlichen Sicht Gangster/
(Jalil auf "Rudel")
Fazit:
Was kann ich jetzt noch sagen? Wer "Vibe" mochte, wird auch "Epic" mögen, wer "Vibe" nicht mochte, wird wohl kaum seine Meinung ändern, denn um jemanden umzustimmen, sind die beiden Releases sich zu ähnlich. Fler hat sich nochmal weiterentwickelt, gewisse Kleinigkeiten verfeinert, ein noch einheitlicheres Soundbild erzeugen lassen und zu Gunsten der Abwechslung Jalil mit auf die Platte genommen. All das funktioniert sehr gut. "Epic" ist für das, was es sein soll, perfekt gelungen und wird mit Sicherheit jene zum Schweigen bringen, die in "Vibe" einen Lucky Punch gesehen haben.
Ein Hurensohn, wer sagt, ich hab kein' Hype Junge
(Fler auf "Hype")
El-Patroni (David)
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