Ein Plädoyer für Lil Peep: Der sympathische Scumbag

  • Es ist 2017 und die HipHop-Welt hat immer noch nicht einstimmig den besten Rapper der Welt wählen können – natürlich ist das auch gut so. Das Problem bei dem Ganzen ist nämlich, dass es kein einziges objektives Kriterium gibt, anhand dessen man den "besten" bestimmen könnte – wer der beste ist, ist hochsubjektiv, damit müssen wir uns auch in Zeiten des Silbenzählens abfinden. Daher wollen wir einen kleinen Ein- oder Überblick über die vielseitigen Facetten des Fanseins und des Raps in 2017 geben und deswegen werden einzelne Mitglieder der Redaktion ihren Lieblingsrapper vorstellen; absolut subjektiv, ohne auf Dauer angelegt zu sein und voller Fanboytum. Viel Spaß!



    Untergrund-Künstler waren schon immer große Hoffnungsschimmer für den HipHop – nicht zuletzt, weil sie unkonventionell und frei handeln können, ohne dass jeder Facebook-Post abgenickt werden muss. Ein zwanzigjähriger Künstler mit ständig wechselnden Haarfarben und einem mehr als ausgefallen Modestil, der in nur wenigen Monaten sein eigenes Subgenre kreierte, ist aber auch dort ein extremer Ausnahmefall. Dabei fing alles noch recht unscheinbar an, als der damals 16 jährige Lil Peep irgendwann 2014 von Bones beeinflusst anfing, seine eigenen Songs zu produzieren, womit er aber nur eine kleine Hörerschaft erreichen konnte. Nicht weiter verwunderlich, denn die Trap-Songs wirkten meist noch unausgereift und banal. Im Januar 2016 setzte er aber alles auf eine Karte: Er brach das College ab, änderte seinen Style, der später zu einem seiner Markenzeichen wurde, vom normalen amerikanischen Teenager zum selbst für diese Szene außergewöhnlich aussehenden Punk mit wechselnd blonden, pinken, schwarzen oder auch komplett rasierten Haaren sowie zusammengewürfelten Outfits und ließ sich in kurzer Zeit mehrere Gesichstattoos stechen, wodurch klar war, dass er es zukünftig schwer haben wird, wenn es nicht mit der Musik funktionieren sollte. Doch mit ebendieser hatte er seitdem nur Erfolg: Mit viel Disziplin und Kreativität sowie einem Push von Astari in petto, einem Sammelkanal für Untergrund-Rapper, fing der Künstler an, seinen Stil zu finden und auszuklügeln. "cry baby" und "Hellboy", die beiden Standout-Projekte Lil Peeps von 2016, bestechen durch ein komplett eigenes Soundbild, irgendwo zwischen Emo, Punk-Rock und Trap, das aber dennoch ausgereift, beinahe schon perfektioniert wirkt. Die Disparität der verschiedenen Genres, die in das Soundbild des Künstlers eingeflossen sind, lässt sich auch in den Inspirationen wiederfinden – es gibt wohl nicht gerade viele, die neben Gucci Mane und Bones auch Crystal Castles sowie Panic ! at the Disco als Einflüsse nennen; und noch weniger, die es schaffen, einen Sound zu erschaffen, bei dem sich keiner der Inspirationen im Weg steht, sondern sie vielmehr zur Individualität beitragen.


    [YOUTUBE]

    [/YOUTUBE]


    Wie auch bei vielen anderen Untergrund-Künstlern zieht sich durch Lil Peeps Karriere eine gewisse Ignoranz gegenüber den gängigen Methoden, Musik zu veröffentlichen; er löscht regelmäßig alte Tracks, ist nicht sonderlich betroffen, wenn Videos mit vielen Aufrufen gelöscht werden, und releast ein Mixtape auch gerne spät in der Nacht, wenn nur noch die wenigsten wach sind. Damit kann man entweder großen Erfolg haben oder aber versagen – Lil Peep hat ersteres geschafft. Ihm gelang es, zusammen mit seinen Crew-Kollegen aus der GOTHBOICLIQUE, zu der er seit 2016 gehört, in einer Zeit, in der Melancholie dank Künstlern wie Yung Lean en vogue war, auch den Emo – wenn auch anders als in den 2000ern – wieder salonfähig zu machen. Denn neben dem von dieser Subkultur inspirierten Sound erinnern auch die Lyrics an Künstler aus dieser. So erzählt Lil Peep meist von Trennungen, über die er noch nicht hinweggekommen ist, Suizidgedanken, die auf seine Depressionen zurückzuführen sind, und seinem exzessiven Drogenkonsum. Er gibt einen Einblick in die Gefühlswelt eines zwanzigjährigen College-Abrechers, dessen Leben alles andere als perfekt verlaufen ist; der Musik als Sprachrohr betrachtet, ohne wie andere Newcomer aus der SoundCloud-Szene etwas hinzuzudichten – die Dekonstruktion der eigenen Persönlichkeit ist das Leitthema in fast jedem seiner Songs. All die musikalischen Charakteristiken wie die symptomatische Wall-Of-Sound, die eingängigen, stets melodischen Instrumentals und der vielfältige, unverwechselbare Stimmeinsatz sind letztendlich nur Mittel zum Zweck, denn dem Interpreten selbst geht es darum, all seine Probleme, die von Depressionen bis hin zu negativen Erfahrungen in der Highschool reichen, zu verarbeiten. Ihm gelingt es wie keinem zweiten genrenahen Künstler, derart sensible Themen zu behandeln, ohne wie ein Emo-Tryhard zu wirken, der zu viel Blink-182 gehört hat.


    [YOUTUBE]

    [/YOUTUBE]


    Im Zeitalter von SoundCloud gibt es ständig Künstler, die in kürzester Zeit einen Hype hervorrufen, welcher aber meist nicht lang andauert — zu generisch ist die Musik, zu langweilig ist die Persona. Und genau in diesen Punkten unterscheidet sich Lil Peep von vielen anderen genrenahen Rappern. Trotz seines einzigartigen, originellen Musikstils gelingt es ihm wie keinem anderen, die perfekte Kurve zwischen Experimentalität und Eingängigkeit zu finden. Peeps Musik baut auf keinem Meme auf und besticht nicht etwa durch den meisten Hörern ungewohnte Screams oder ein quasi nicht vorhandenes Mastering, sondern durch seinen unverkennbaren Stimmeinsatz, der sich seit dem Beginn seiner Karriere stetig optimiert, emotionale Instrumentals samt Samples von Punkrock- sowie Emo-Bands und authentische, melancholische Lyrics, die es im Einklang mit dem meist bedrückenden und stark auf die Atmosphäre ausgelegten Soundbild dem Hörer ermöglichen, sich in die beschriebene Lage des Künstlers hineinzuversetzen. Für das Mainstream-Appeal ist darüber hinaus aber auch die Persona von großer Wichtigkeit, was für ihn aber keine große Hürde darstellt. Während andere Künstler eher durch Schlägereien und kuriose Beefs negative Schlagzeilen machen, fällt Lil Peep durch sein selbstbewusstes, charismatisches Auftreten gepaart mit einer ordentlichen Portion Weirdness auf, die sich in merkwürdigen Tweets und Instagram-Videos, teilweise bizarren Haarfarben und wild zusammengewürfelten Outfits widerspiegelt. Kurz gesagt: Das GOTHBOICLIQUE-Mitglied stellt nicht nur auf SoundCloud, sondern auch im gesamten Rap-Kosmos mit all diesen musikalischen und persönlichen Besonderheiten eine Ausnahme dar und inspiriert schon jetzt eine ganze Gruppe von Nachwuchs-Künstlern. Das Emo-Revival hat also längst begonnen.


    [YOUTUBE]

    [/YOUTUBE]


    Wer sich nun nach all der Schwärmerei auch die verlinkten Videos angeschaut hat, wird sich eventuell fragen, wie Lil Peep denn ein Lieblingsrapper sein kann und ob er überhaupt ein Rapper ist – denn viele Elemente des Raps lassen sich in einem Song wie "benz truck" nicht finden. Doch gerade dies macht den Künstler interessant; er ist eins der aktuellsten Beispiele für die Entwicklung des Genres. Egal ob sich nun ein Young Thug auf "Do U Love Me" reichlich an gängigen Dancehall-Elementen bedient, Death Grips viele Kritiker mit einem Soundbild begeistern, das irgendwo zwischen Rap und Industrial anzusiedeln ist, oder nothing,nowhere. entspannte, klassische Folk-Melodien singt und wenige Sekunden später einen typischen Rap-Part kickt – all diese Künstler lassen sich von anderen Genres offensichtlich inspirieren, aber Rap bleibt es dennoch. So auch bei Lil Peeps melancholischem Emotional-Trap, mit welchem er immer erfolgreicher wird: Zwar kann man ihn aktuell noch getrost als Untergrund-Künstler bezeichnen, doch in Anbetracht der Tatsache, dass er schon jetzt eine überaus treue Fanbase aufweisen kann, sein Video "white wine" bis dato über fünf Millionen Aufrufe aufweist und die Veröffentlichung seines Debütalbums namens "Come Over When You're Sober" bevorsteht, kann man sich langsam daran gewöhnen, dieses Attribut wegzulassen.



    (Maximilian Krupp)

    "sippin' acai blueberry pomegranate triple ex" "i been mixin' sprite with the actavis"

    2 Mal editiert, zuletzt von No My Name Is Maxi ()

  • doper Typ. Hat mich die Erscheinungsform - dachte ich zuerst, es handelt sich um irgendeine ironische Verunstaltung der Musik - erst abgeschreckt, hat mich die Geschichte dahinter dann hellhörig gemacht. Und ich muss sagen, ich feier seine Musik richtig! Das Aussehen finde ich nach wie vor strange, als hätte man nen depressiven Clown vor der Linse, aber ist ja auch seine persönliche Sache. Zählt die Musik, und die hats in sich. Hat was von Yelawolf finde ich

  • Gibt es auch einen Redakteur, der einen Lieblingsrapper hat, der weniger singt und mehr Rap macht? Also richtige Rapper.


    e: Gerade den Thread zu Taichi gesehen, W3BeatZ ist ein Ehrenmann, wer auch immer das sein soll.

    #gwallagang


    wo ich herkomm lernst du wie man aus 1 10 macht
    erste regel is dass niemand was mit der 1-10 macht


    Dümmster User: schiegfried
    Dümmster Post: schiegfried

    Einmal editiert, zuletzt von Fiber ()

  • Das Aussehen finde ich nach wie vor strange, als hätte man nen depressiven Clown vor der Linse, aber ist ja auch seine persönliche Sache. Zählt die Musik, und die hats in sich.


    ich find das Aussehen macht das ganze Paket noch fetter und zählt definitiv dazu.

  • Ok, also dieser Vogel hat seinen mittelmäßigen Zenit eh schon erreicht und so bleibt er für ein paar 14 jährige Girls wenigstens eine Emotrap-Ikone auf Lebenszeit. Für mich nur ein lästiger Fleischesser weniger auf diesem Planeten.




    Im Gegensatz zu dir hatte er durch seine Kunst immerhin ein kleinen Mehrwert für die Welt

  • Ok, also dieser Vogel hat seinen mittelmäßigen Zenit eh schon erreicht und so bleibt er für ein paar 14 jährige Girls wenigstens eine Emotrap-Ikone auf Lebenszeit. Für mich nur ein lästiger Fleischesser weniger auf diesem Planeten.


    Entweder du meinst es ernst und bist ein Spast, oder du versuchst irgendwie hart oder cool zu wirken und bist ein Spast

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!